Leben aus dem Sein

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Ein anderes vielbeachtetes Wunder von Babaji war es, in der Mitte von vier bis fünf Feuern zu sitzen, manchmal über Stunden hinweg. Alte Leute erzählen noch heute ihren Enkeln, wie sie damals Babaji inmitten des Feuers haben sitzen sehen - oder wie sie damals das Holz für die Feuer gesammelt haben. Giridhari Lal Misra schreibt über diese spirituelle Praxis:33

"Niemand hat je einen Avatar gesehen, der einen so klaren und vollständigen Sieg über die fünf Elemente errungen hat wie Munindra Bhagwan. Seine Tapasaya mit den fünf Feuern war wunderbar und offenbarte seine Erscheinungsform als Gott Sadashiv.

Shri Moti Singh, der jetzt ungefähr hundert Jahre alt ist und in der Nähe des Devguru lebt, beschrieb in bewegenden Worten die Tapasaya von Prabhu (der Herr) in seinem Bergdialekt. Als Kind begleitete Moti Singh seine Mutter, um bei dieser Feuertapasya zuzuschauen.

Im Sommer hat Babaji Haufen von Holz und Kuhmist auf­geschichtet, einen Haufen jeweils dicht neben dem anderen. Er setzte sich in die Mitte dieses Holzhaufens, und das Feuer entzündete sich durch die Kraft seines Yoga von selbst. Damals trug Babaji gewöhnlich nur ein leichtes Stück Tuch. Überall um ihn herum loderte das starke Feuer. Er sagoss für viele Tage in der Mitte des Feuers. Wenn es herunterbrannte, wurde neues Holz nachgelegt.

Die Leute, die zusahen, fürchteten, sein Körper werde zu Asche verbrennen. Damals sagte Moti Singh unter Tränen zu seiner Mutter: "Mama, schau! Der Yogi muss jetzt verbrannt sein."

Als die Intensität des Feuers nachließ, da strahlte der Körper des Yogis wie die aufgehende Sonne; es war unmöglich, ihn direkt anzusehen. Als er aufstand und sich aus dem Tuch heraus wickelte, tropfte Wasser aus dem Stoff heraus. Einmal saß er 45 Tagen ununterbrochen zwischen den Feuern. Er kam nur wegen der inständigen Gebete seiner Schüler wieder heraus. Wunderbar ist der Herr und seine Yogi-Kraft."34

***

Shri Jwaladatt Joshi, ein großer Verehrer von Babaji, war ein hochrangiger Offizier im Dienst des Raja (Fürsten) von Gwalior. Der Raja von Gwalior war ein sehr gottesfürchtiger Mann und diente den Heiligen.

Einmal beschrieb Shri Jwaladatt die göttlichen Lilas von Babaji bei Hof, und von diesem Tag an hatte der Raja ein großes Verlangen danach, Babajis Darshan zu erhalten. Da Shri Bhagwan jedoch keinen bestimmten Aufenthaltsort hatte, war Jwaladattji nicht in der Lage, dem König zur Begegnung mit Babaji zu verhelfen.

Nach einiger Zeit kam Shri Babaji unerwarteterweise in Jwaladattjis Haus, und dieser schickte dem Raja unverzüglich eine Nachricht. Der Fürst eilte sofort herbei und bat Babaji, in den Palast zu kommen, um dort Darshan zu geben. Gerührt von den Gefühlen des Fürsten erklärte sich Babaji einverstanden und ging abends zum Palast. Dort er­wartete ihn die Gemahlin des Fürsten und der Rest des Gefolges, um ihre Leben durch diesen Darshan von Shri Babaji gesegnet zu haben.

Nachdem Babaji den Palast verlassen hatte, fragte der Fürst seine Gemahlin: "Was glaubst du, wie alt Shri Munindra Maharaji ist?" Die Fürstin antwortete: "Er ist sicher mindestens achtzig Jahre alt". Der König war erstaunt über diese Antwort, denn er hatte Babaji als elfjährigen Jungen gesehen.35

***

"Eines Sommers war Shri Munindra Bhagwan (Babaji) im Khurpatal Ashram in Nainital. Dort erfuhr ein gebildeter junger Mann von Leuten, die Babaji gesehen hatten, von seinen Lilas. Er wusste auch, dass Babaji eine Kappe trug, die seine Ohren bedeckte. Deshalb vermutete der junge Mann, dass Babaji möglicherweise Ashvatthama sein könnte (einer der unsterblichen Krieger, die in der Schlacht von Kurukshetra kämpften, von der das Mahabharata-Epos berichtet), denn die Leute erzählten, dass Babaji einige Wunden hätte, die noch vom Mahabharata-Krieg her stammten. Er glaubte, dass Babaji durch die Kappe die Kopfwunde verberge, die sich Ashvatthama nach der Schlacht von Kurukshetra zugezogen hatte. Der junge Mann suchte den Khurpatal-Ashram auf, um etwas darüber in Erfahrung zu bringen. Wie er den Ashram betrat, sagte ihm Babaji gleich, er wolle ein Bad nehmen, da es so heiß sei. Als der junge Mann das hörte, versuchte er, die Erlaubnis zu erhalten, Wasser vom See für Babajis Bad zu holen. Vielleicht würde Babaji seine Kappe abnehmen, was ihm dann Gelegenheit gäbe, die Wunde zu sehen. Babaji bat den jungen Mann, sein Langoti und sein Badetuch hinunter zum Bad im See zu tragen. Der junge Mann war überglücklich und meinte, am See genügend Zeit zu haben, die Wunde zu betrachten.

Als sie den See erreichten, wies Babaji seinen Begleiter an, ihm Kurta und Kappe auszuziehen und ihn zu baden. Seltsamerweise vergaß der junge Mann aber völlig seinen Wunsch, sich die Wunde anzusehen. Nachdem er Babajis Hemd und Kappe ausgezogen hatte, badete er ihn mit viel Hingabe und trocknete ihn dann ab. Er bekleidete ihn wie­der mit Langoti, Kurta und Mütze. Der ganze Vorgang dauerte etwa eine halbe Stunde, doch Babajis Wunde war vergessen, bis er wieder vollständig angezogen dastand. Erst dann erinnerte sich der junge Mann daran und bedauerte nicht, danach geschaut zu haben.

Da sprach Babaji liebevoll: "Geht jemand zu einer großen Seele, dann sollte er Glauben, Mitgefühl und Liebe mitbringen; und wenn einer Zweifel hat, so sollte er Gott bitten, sie ihm zu nehmen. Nur durch Gottes Gnade kann ein großer Heiliger erkannt werden. Nur ein Heiliger kann einen Heiligen prüfen, oder einer, auf den die Gnade des Heiligen gefallen und dessen Herz einfach und ohne Ego ist. Wenn ein Mensch nicht einmal sich selber erkennt, wie kann er da einen großen Heiligen prüfen? Ein Heiliger ist eine Erscheinungsform Gottes, und einen Heiligen zu beurteilen ist so schwierig, wie Gott "persönlich" zu beurteilen."36

***

Yogi Jalendar Nath, ein Babaji-Schüler der dritten Generation, er­zählt folgende Erfahrungen, die sein Großvater, Birshan Singh Gosain, mit Shri Babaji gemacht hat. Yogiji hörte diese Geschichten als Kind von seiner Großmutter und von seinem damals neunzigjährigen Onkel, der, als diese Begebenheiten sich zutrugen, noch ein Kind war. Die meisten dieser Ereignisse sind in der Gegend, in der Birshan Singh lebte, wohlbekannt.

In der Nähe des Dorfes Barrechina im District Almora des Bundesstaates Uttar Pradesh, gibt es einen in der Umgebung allgemein bekannten Tempel, der Shakteswar Mahadev-Tempel genannt wird. Es wird vermutet, dass dieser Tempel und seine "Vorgänger" schon über dreitausend Jahre lang und mehr an diesem Ort stehen. Shri Babaji besuchte diesen uralten Ashram des öfteren und benutzte dort ein sehr altes Dhuni (heilige Feuerstätte). Er hielt sich in einer Hütte auf, die an einer Seite offen war, und von der aus er zu den zu ihm gekommenen Menschen sprechen konnte.

Birshan Singh Gosain traf Babaji in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Damals war Birshan Singh ein Mittsechziger, Witwer mit zum größten Teil erwachsenen Kindern. Babaji meinte, dass er sich nochmals verehelichen sollte, und so wurde er mit einer dreißigjährigen Frau verheiratet. Nach der Heirat erklärte die Frau, dass sie mit einem so alten Manne nichts zu tun haben wollte, und weigerte sich, das Haus ihres Vaters zu verlassen. Mehrere Male ging Birshan Singh zum Haus seines Schwiegervaters, um sie zu bitten, mit ihm nach Hause zu kommen, aber jedes­mal wurde er rüde zurückgewiesen.

Der alte Mann war ein großer Schüler von Babaji, und so entschloss er sich, bei Babaji zu leben, mit ihm zu reisen und ihm auf jede nur erdenkliche Art zu dienen. Er legte die Familienangelegenheiten in die Hände seines ältesten Sohnes, lebte sieben Jahre mit Babaji und durchstreifte den Himalaja mit ihm, Nepal, Tibet und China sowie ganz Nordindien.

Nach diesen sieben Jahren, als Birshan etwa vierundsiebzig Jahre alt war, kamen er und Babaji nach Haldwani. Babaji sagte zu Birshan, es sei an der Zeit, wieder ein Heim zu gründen und noch mehr Kinder aufzuziehen. Der alte Mann wandte ein, dass er verschiedene Male versucht hätte, ein Eheleben einzurichten, dass er aber immer behindert und abgelehnt worden sei. Babaji meinte, er solle es noch einmal versuchen. Daraufhin wanderte Birshan fünf Tage lang zu seinem Dorf Chani bei Almora. Als er im Ort an­kam, begrüßten ihn seine Freunde mit der Nachricht, dass seine Frau ihre Habseligkeiten während der letzten drei Tage gewaschen und geputzt hätte, um sich auf den Umzug in sein Haus vorzubereiten. Birshan wurde von seiner Frau und deren Familie warm empfangen und er nahm sie mit zu sich. Als Birshan fünfundsiebzig Jahre alt wurde, kam eine Tochter zur Welt. Im folgenden Jahr wurde Yogijis Vater geboren, und darauf folgte nochmals ein Sohn. Birshans Frau, die selbst eine ergebene Schülerin von Babaji wurde, betrachtete diese Kinder immer als Geschenke Gottes.

Auch jetzt, mit seiner neuen und jungen Familie, verbrachte der alte Birshan Singh einen Großteil seiner Zeit bei Babaji und diente ihm, wenn er im Shakteswar Mahadev-Tempel weilte. Gelegentlich reisten sie auch zusammen umher. Eines Sommers war Birshan gerade lange genug zu Hause geblieben, um die Felder zu pflügen und den Reis zu pflanzen, aber er war nicht daheim gewesen, als die Gebirgsbäche auf die Felder geleitet wurden, um die jungen Pflanzen zu wässern. Die Felder der Nachbarn waren bewässert worden, aber seine nicht, und durch die Trockenheit war seine Reisernte bedroht. Die kritischen Nachbarn raunten sich schon zu: "Mal sehen, was Birshans Kinder diesen Winter essen werden." Kurz darauf kam Babaji zu Besuch in den Shakteswar Mahadev-Tempel. Er fragte Birshan, was seine Nachbarn denn so redeten, und Birshan versuchte, davon abzulenken, indem er sagte: "Nichts Wichtiges". Doch Babaji drängte ihn, bis er zugab, dass seine Nachbarn sagten, seine Kinder würden im Winter nichts zu essen haben. Babaji sagte ihm daraufhin, er solle sich darüber keine Sorgen machen.

 

Wie sie dasaßen und sich unterhielten, bedeckte sich der Himmel, und kurz darauf begann es überall um sie herum heftig zu regnen. Babaji meinte dazu, es wäre "ein ganz schöner Regen". Nach ungefähr dreißig Minuten, als der Regen aufhörte, schickte Babaji Birshan zu den Feldern, um nachzusehen, wie viel Regen gefallen sei. Und wie Birshan über die Felder seiner Nachbarn ging, staunte er, denn dort schien überhaupt kein Regen gefallen zu sein. Als er aber zu seinen eigenen Feldern gelangte, stand er knietief im Wasser.

In diesem Jahr war der Reisertrag von Birshans Feldern um einiges höher als in den anderen Jahren. Die Familie hatte für über zwei Jahre Reis, und Birshan brauchte auch im zweiten Jahr keinen Reis anzupflanzen.

Einmal erlitt Birshan einen Sturz aus großer Höhe. Der Fall brach ihm das Rückgrat, und er blieb bewusstlos und aus vielen Wunden blutend am Boden liegen. Die Dorfbewohner trugen seinen bewusstlosen Körper nach Hause. Jedermann dachte, er wäre schon tot oder aber er liege im Sterben. Seine Frau begann zu trauern und zu weinen.

Die ganze Nacht über lag Birshan bewusstlos und unbeweglich da. Am nächsten Morgen stand seine Frau um drei Uhr früh rastlos und beunruhigt auf und öffnete die große zweiflügelige Haupttür des Hauses. Draußen stand Babaji. Birshans Frau brach in Tränen aus und machte Pranam vor ihm. Babaji fragte, weshalb sie weine, und sie antwortete, dass Birshan dem Tode nahe sei. Dann führte sie Babaji zu Birshan.

Babaji beruhigte sie, sie solle sich keine Sorgen machen. Er schickte sie auf die Felder, um eine bestimmte Pflanze zu suchen. Als sie damit zurückkehrte, machte Babaji eine Paste daraus und wies Birshans Frau an, damit die Stelle einzureiben, an der Birshans Rückgrat gebrochen war. Einige Zeit danach legte Babaji seine Hand unter Birshans Rücken und hob den bewusstlosen Körper in eine sitzende Stellung.

Wie er aufgerichtet wurde, erlangte Birshan sein Bewusstsein wieder. Er war entzückt, seinen Guru und Gott zu sehen, und er stand auf, um sich vor Babaji zu verbeugen, ohne ein Anzeichen oder einen Ausdruck von Schmerz auf seinem Gesicht: er war vollständig geheilt. Er fragte, was geschehen sei, und schickte dann seine Frau zum Stall, um Kuhmilch für Babaji zu holen.

Babaji sagte, er wolle nichts zu sich nehmen; er wäre eben von Jagannath hergekommen, wo er gerade ein Yagna ab­gehalten hätte, und er müsste schnell zu den dort wartenden Leuten zurück. (Es gibt einen Jagannath-Tempel, der ungefähr achtzehn Kilometer vom Shakteswar Mahadev-Tempel entfernt liegt, also nicht gerade nahe genug, um kurz einmal für eine morgendliche Zeremonie hinüberzugeben.) Birshans Frau kam aus der Küche mit einem Teller voller Mehl, Reis, Zucker und anderen Dingen, die traditioneller­weise den Heiligen im Kumaon-Gebirge angeboten werden, doch Babaji nahm nur eine Fingerspitze von jedem und legte alles in seine Schultertasche. Dann eilte die Frau zum Stall, um Milch für Babaji zu holen. Babaji sagte zu Birshan, dass er es wirklich eilig hätte, aber dass er beim Tempel anhalten würde, um dort ein Morgenopfer darzubringen. Birshan verbeugte sich, und Babaji ging hinaus. Birshans Frau lief vom Schuppen mit einem Behälter voller Milch für Babaji herbei. Aber er war ihr schon achtzig Meter voraus und überquerte die Felder in Richtung Tempel. Sie verlor ihn aus den Augen, hörte aber, wie die Muschel geblasen und die Tempelglocken geläutet wurden. Als sie zum Tempel lief und nachsah, war der Lingam (Symbol des Gottes Shiva) mit Wasser benetzt, aber weder im Tempel noch in der Umgebung war eine Spur von Babaji zu entdecken.

***

Doktor Hem Chand Joshi, ein wohlbekannter Sprachwissenschaftler, der nachweislich zweiundfünfzig Sprachen in Wort und Schrift beherrschte, war auch ein großer Schüler von Shri Babaji. Sein Leben lang sammelte er Geschichten über Haidakhan Baba und verfasste ein Manuskript, das ein Buch über ihn werden sollte. Das Buch wurde nicht mehr zu seinen Lebzeiten herausgebracht, sondern zurückgelegt, um erst bei Babajis Wiederkehr veröffentlicht zu werden. Das Manuskript wurde von Doktor Joshis Witwe gefunden und veröffentlicht, gemäß Shri Haidakhan Babas Anweisungen, nach seiner Rückkehr im Jahre 1970. Die folgende Geschichte beschreibt eine Begebenheit, die 1910 oder 1911 geschah.

"Doktor Joshi's Schwiegervater, Shri G.N. Joshi, litt seit drei oder vier Jahren an Tuberkulose, und er war an diesem Tag an dieser schrecklichen Krankheit gestorben. Ein Schleier von Trauer senkte sich über die Familie und herzerweichendes Schluchzen stieg zum Himmel empor. Die Leiche wurde außer Haus gebracht und unter einem Limonenbaum aufgebahrt.

Die Leute aus dem Dorf kamen herbei, um gemeinsam mit der Familie den Verlust zu beweinen, und es wurden für den Leichenzug, der den Toten zu den Verbrennungstätten begleiten sollte, erste Vorbereitungen getroffen. Wie der Körper das letzte Mal einer heiligen Waschung unterzogen wurde, erschien plötzlich Babaji auf der Szene.

Die Mutter von G.N. Joshi fiel Babaji zu Füßen und betete zu ihm: "Mein Herr, jetzt, wo du in der Stunde der Not zu mir gekommen bist, gewähre mir deine Gnade und gib meinem toten Sohn nochmals eine Spanne Leben. Ich bin schrecklich beunruhigt über meine junge Schwiegertochter (der Frau von G. N. Joshi). Wie soll sie diesen schrecklichen Verlust ertragen und ihren Lebensweg ganz alleine gehen? Ich habe noch drei Söhne, aber mein Herz weint für dieses junge vierundzwanzigjährige Mädchen. Bitte, Herr, bitte......" Der Herr lächelte und sagte: "Mach Dir keine Sorgen, dein Sohn wird gesund werden."

Jeder der Anwesenden schaute ihn etwas scheu von der Seite her an, dann brach ein Murmeln aus und alle fragten sich, was man mit jemandem machen könnte, der schon tot wäre und der ganz offensichtlich schon hinübergegangen sei? Doch Babaji hatte anscheinend eine andere Auffassung.

Plötzlich wurde Babaji sehr ernst, brach einen Zweig von jenem Baum, unter dem der Tote lag, und begann ihn mit dem Zweig zu berühren (Jhara).37 Kaum eine Minute war vergangen, als er die klagende Mutter beschwichtigte: "Sorge Dich nicht, es scheint, als ob die Wärme in seinen Körper zurückkehrt." Noch eine Minute später sagte er: "Ich fühle sogar, dass sein Puls zurückkehrt."

Die Leute standen verblüfft herum: Was tat dieser Bhagwan Haidakhandi da? G. N. Joshi war tot, und von wo ruft er ihn zurück? Es schien, als ob jeder, der Babajis Ankündigungen gehört hatte, sämtliche Fähigkeiten, etwas zu verstehen, eingebüßt hatte. Doch das würde wohl jedem passieren, der ein solches Ereignis miterlebt.

Etwas später fragte Babaji nach etwas Muttermilch. Es wurde ihm etwa ein Becher voll gebracht und Schluck für Schluck flößte er diese Milch G. N. Joshi ein. Dann öffnete er ihm eigenhändig die Augen.

Jedermann sah, dass G. N. Joshi wieder lebendig wurde, und war völlig verblüfft darüber. Fast jeder hatte schon vernommen, dass Babaji Gott in einer menschlichen Gestalt war, doch jetzt hatten es alle erfahren.

Dann befahl Babaji ihnen, Joshiji ins Haus zu bringen, aber über Aberglauben kommt man schwer hinweg, und auch jetzt fürchteten sich alle, den Körper ins Haus zu tragen, aus Angst, diese Geistererscheinung könnte beim Anfassen von ihnen Besitz ergreifen.

Babaji lächelte wieder und sagte: "Sorgt euch nicht. Dieser Mann lebt und ist nicht tot. Bringt ihn hinein, es wird nichts geschehen."

Daraufhin wurde G. N. Joshi in sein Haus und sein Bett zurückgetragen, wo er sich langsam, aber sicher erholte. Nach und nach nahm er Milch und Nahrung zu sich.

Babaji hatte das Haus damals verlassen, kehrte aber nach acht Tagen zurück und wies die Familienangehörigen an, G. N. Joshi zum nahegelegenen Fluss (Ramganga) zu bringen. Dort tauchte der Herr selber einige Male unter und sagte den Leuten, sie sollten das mit G. N. Joshi auch tun. Danach wies er sie an, ihn auf den Bauch zu legen und ihn mit einer Decke zuzudecken. Einer halbe Stunde später sahen die Leute aus Joshis Nase viel schmutziges, übelriechendes Wasser fließen.

Dann bat Babaji Joshiji, ihn zu begleiten. Joshiji erhob sich und lief ohne Anstrengung eine Strecke von zwei Meilen den Berg hinauf nach Hause zurück.

Das geschah 1910 oder 1911, und nachdem ihm die neue Lebens­spanne geschenkt worden war, starb er 1950 oder 1951, er bekam also eine 40jährige Lebensverlängerung."38

***

Es gibt viele Geschichten über Shri Babaji, der Tote wieder zum Leben erweckte, es existieren sogar einige wenige Auferweckungsbe­richte mit folgender Variante. Diese Geschichte wurde von Giridhari Lal Misra aufgeschrieben:

"Einmal war Haidakhan Baba mit einem Schüler unterwegs nach Badrinath (einem Wallfahrtsort im indischen Himalaja). Plötzlich bekam der Schüler die Cholera. Nach einer kurzen, aber heftigen Periode des Erbrechens, begleitet von starkem Durchfall, war er seinem Ende nahe.

Babaji, wie immer erfüllt von Mitleid, tat dies leid und sagte: "Ich werde an deiner Stelle den Körper verlassen, da ich niemanden habe, der meinen Tod beweint." Die Cholera-Attacke stoppte sofort. Dafür aber wurde Babaji schnell von derselben Krankheit befallen und sagte zu dem Schüler: "Wenn ich meinen Körper verlassen habe, dann übergib ihn den Flammen und schließlich die Asche dem Ganges." Kurz darauf verließ er seine menschliche Form. Der Schüler folgte trotz großer Trauer Babajis Anweisungen.

Kurz darauf kehrte der Schüler in seine Heimatstadt bei Almora zurück. Bei seiner Ankunft wurde ihm mitgeteilt, dass sich Babaji in den letzten Tagen im Haus eines anderen Schülers aufgehalten habe. Er konnte diesen Worten nicht glauben, da er ja selbst die letzten Totenriten ausgeführt hatte. Trotzdem eilte er zum Haus dieses Schülers. Und wahrhaftig! Babaji persönlich saß da! Er traute seinen Augen so lange nicht, bis er Babajis Körper berührt hatte.

Diese Vorkommnisse hatten diesen Schüler so durcheinandergebracht, dass er danach ungefähr sechs Monaten nahezu wahnsinnig war.39

***

Shri Mahendra Baba verbrachte viele Jahre auf der Suche nach Babaji. Kurz bevor er ihn fand, traf Mahendra Baba einen alten Mann namens Shiromani Pathak in einem kleinen Dorf, genannt Sheetlaket, im District Almora, Uttar Pradesh. Shiromani hatte den "Alten Haidakhan Baba" noch gekannt (Mahendra Baba begegnete Shiromani fünfundzwanzig Jahre nach Babajis Weggang) und bei der Errichtung des Siddhashrams für Babaji, der gleich außerhalb Sheetlakets liegt, mitgeholfen. Der alte Mann verspürte eine tiefe Sympathie für Mahendra Baba, und die beiden saßen beisammen und unterhielten sich die ganze Nacht hindurch. Immer wenn Mahendra Baba Shiromani nach Babaji fragte, brach dieser in Tränen aus und Mahendra Baba wartete, bis er sich wieder beruhigt hatte. Schließlich erzählte ihm Shiromani folgende Geschichte:

"Eine Stunde, bevor mein Onkel starb, sagte er: "Aber seht doch, wie gnädig er ist! Gebt ihm etwas zum Draufsitzen. Verehrt ihn!" Die Anwesenden dachten, dass er im Delirium sei, aber in Wirklichkeit erlöste ihn Shri Sadashiv dadurch, dass er ihm seinen verklärten Körper zeigte. Von jenem Moment an, meinte Shiromani, hätte er ebenfalls den großen Wunsch gehabt, ihn zu sehen. Dieses Gefühl wurde überwältigend stark, aber was konnte er tun, um ihn zu erblicken? Er hatte wohl Geschichten über seine wunderbaren Erscheinungen gehört, war aber nie durch den Anblick seiner Gestalt gesegnet worden.

Eines Tages kamen völlig unerwarteterweise 200 bis 250 Personen zu seinem Haus, und darunter waren auch einige Leute in Sänften. In einer wundervollen Sänfte, die in zeremonieller Weise von vielen geachteten und reichen Leuten umgeben war, die ihre Hände gefaltet hielten, war ein großer und mitleidiger Heiliger, der ein Hemd und eine Kappe trug, ein liebliches Lächeln auf seinen Lippen hatte, und Gnade über alle ihn umgebenden beseelten sowie unbeseelten Dinge schüttete.

Shiromani litt damals an einer entzündeten Wunde. So wie er von Bhagwans Ankunft hörte, lief er erfreut zu ihm. Er rutschte aber auf der hölzernen Treppe aus und ein Splitter bohrte sich in seinen Fuß, so tief, dass er ohnmächtig zusammenbrach. Die sich um ihn versammelnden Leute waren besorgt, doch Shiromani versank, mit dem Kopf auf dem Schoß des gnadenvollen Meisters, in einer Trance, die die der großen Brahma Rishis weit übertraf, und machte so die Erfahrung eines nektar-gleichen Friedens, völlig zufriedengestellt.

Nachdem er einige Zeit an diesem Ort geblieben war, zog Shri Maharaj mit all seinen Verehrern, deren Zahl mittlerweile auf über tausend angewachsen war, weiter.

 

Für Shri Maharaj gab es kein vorgefertigtes Programm; wo immer er hinging, kamen Tausende innerhalb kürzester Zeit ohne irgendeinen Aufruf oder sonstige Anstrengungen. Wenn die Leute von seiner Ankunft hörten, gab es nur selten jemanden, der zu Hause blieb. Es gab weder Fragen noch Antworten, doch die Menschen fühlten Frieden durch den bloßen Anblick seiner Gegenwart.

Viele Sanskrit-Gelehrte, Minister, soziale Reformer und Sozialarbeiter, sowie Fürsten und hohe Herren kamen zu ihm. In der Gegenwart dieses Höchsten - dem letzten Ziel aller Lehren, der Lösung des Rätsels des Selbst - war die natürliche Praxis des gegenseitigen Verstehens und die Ruhe derer, die Brahman in sich verwirklichten, für alle in gleichem Maße erfassbar.

"Immer in sanfter Stimmung, mit Augen voller Erbarmen, in gütiger Haltung, von schlanker Gestalt, mit kindlichen Gesten, nur mit einem langen Hemd und einer Kappe bekleidet - war seine physische Erscheinung allein eine Quelle übernatürlicher Attraktion. Nahrung nahm er nur ganz wenig zu sich; er trank viel Buttermilch... Wenn er seine Hände öffnete, wurden die Schüler wie berauscht von deren göttlichem Duft. Seine Haare wuchsen nicht. Er schlief nie. Shiromanji lebte sechs Monate mit ihm zusammen, aber er sah ihn nie schlafen... Wenn ihn jemand ankleidete, dann duldete er das, aber er verlangte nie nach Kleidern. Selbst wenn welche verfügbar waren, benützte er sie nie. Seine Schüler überhäuften ihn mit teuren Kleidern, Goldketten und vielen Kostbarkeiten, aber er schenkte diesen uninteressanten Dingen keine Aufmerksamkeit. Ja, um seine Schüler zu unter­halten, spielte er manchmal mit all diesen Dingen wie ein Kind für ein Viertelstündchen. Dann beachtete er sie nicht mehr. Irgend jemand konnte sie an sich nehmen, er traf keine Entscheidung über deren weiteren Verbleib. Für ihn waren Staub und Kostbarkeiten ein und dasselbe. Alle hatten ein Recht auf seine Gnade, Freund wie Feind, Bewunderer, Skeptiker, Heilige und Sünder.

Shiromani erzählte mir großartige, wundervolle und bis da­hin nie gehörte Geschichten seiner übernatürlichen Taten, die er selber miterlebt hatte. Da ich eher ein Zweifler bin, wunderte ich mich manchmal über einige seiner Geschichten, aber Shiromani beschwor bei seinem Glauben, bei seinem Selbst, bei seinem Sohn und bei allem, was ihm heilig war, dass alle Erzählungen die reine Wahrheit seien.

Damals sah ich mich gezwungen, an diese übernatürlichen Geschehnisse zu glauben, obwohl ich in meinem Herzen nicht viel Glauben hatte. Wir sprachen stundenlang miteinander. Und damals merkte ich auch, obwohl ich kein großes Interesse für Gebete, Rezitationen heiliger Verse und Gespräche über religiöse Themen hatte, wie interessant ich doch diese Unterhaltungen fand! Sie veränderten mich spürbar. Die Essenz dieser Gespräche mit Shiromani war ja die Tatsache, dass Haidakhan Baba Gott persönlich war! Diese Verkörperung Gottes war außergewöhnlich!...

Shiromani hatte bei so vielen Gelegenheiten mit eigenen Augen gesehen, wie Tote auferweckt wurden, wie Ungebildete plötzlich Fähigkeit hatten, Schriften zu verfassen, wie Kinderlose plötzlich Nachwuchs bekamen und wie jene mit finanziellen Schwierigkeiten plötzlich über materielle Güter verfügten. Schülern, die nach geistigen Kräften strebten, wurden alle Wünsche erfüllt, und sie bekamen die Kraft, mit okkulten Kräften umzugehen... und jene, die nach spiritueller Befreiung verlangten, nicht nur jene aus Indien, auch aus Europa und die heiligen Männer aus Tibet, sie alle erlangten die Erleuchtung, indem sie sich unter seinen furchtlosen und großzügigen Schutz stellten. Menschen mit den verschiedensten Ansichten und Religionen und großen Schülern wurden die Hoffnungen erfüllt, sowie sie zu den Füßen des Herrn kamen. Das zeigte Shiromanis Rede in jeder Hinsicht auf. Er beschwor wiederholt unter Eid, und im Innersten berührt, die Wahrheit dieser Ereignisse."40

***

Im Jahr 1921 oder 1922 traf Shri Babaji einige Vorbereitungen, um seine Inkarnation zu beenden. Damals war Gangotri Baba, der ein weitum bekannter Heiliger wurde, ungefähr fünfzig Jahre alt; er hatte sich eben von seinem Beruf als Schullehrer zurückgezogen. Auf der Rückkehr von einer Pilgerreise vom Berg Kailash in Tibet traf Gangotri Baba Sombhari Baba in Haldwani. Sombhari Baba, ein großer Siddha Yogi, erzählte ihm, dass Haidakhan Baba ihn in seinem Ashram in Kathgaria, ungefähr drei Meilen außerhalb Haldwanis, sprechen wollte.

Gangotri Baba machte sich sofort auf den Wege zum Kathgaria Ashram. Haidakhan Baba sagte ihm, dass er dabei sei, diese materielle Ebene zu verlassen und in eine astrale Sphäre eingehe, um dort eine andere Arbeit zu verrichten. Er wies Gangotri Baba an, sein Werk hier weiterzuführen. Er sagte ihm, er solle in der Nähe des Bergdorfes Gangotri leben, was ihm dann später seinen Namen gab. Er solle sich besonders um Dr. Hem Chand Joshi, den Linguisten, und seine Frau Durga Devi kümmern. Dann übergab Babaji Gangotri Baba eine Tulsi-Mala (eine Kette oder Rosenkranz aus hölzernen Tulsi-Kernen gefertigt) in einer baumwollenen Malatasche und sagte ihm, er solle sie sicher aufbewahren, denn "er würde sie bei seiner Rückkehr zurückfordern."41

Im Herbst 1922 reiste Haidakhan Baba wieder nach Tibet und beendete seine Reise mit einem Aufenthalt in Ashkot, direkt an der indischen Grenze zum westlichen Nepal. Babaji hielt sich in Ashkot einige Tage als Gast des örtlichen Raja (Fürsten) auf. Als Babaji den Ort verließ, half der Raja persönlich, die Sänfte zu tragen, in der Shri Babaji saß. Einige Meilen von Ashkot entfernt schickte Babaji den Raja nach Ashkot zurück und setzte seine Reise mit einigen Schülern und einigen Dienern des Rajas fort.

Als die Gruppe zum Zusammenfluss der Flüsse Kali und Gori gelangte, sagte Babaji zu allen, dass er zum Wohle aller menschlichen Wesen zurückkehren werde. Dann trat er auf das Wasser des Flusses, der an jener Stelle ruhig und tief dahinfließt, lief bis zur Flussmitte, setzte sich auf Yogi-Art nieder und verwandelte sich in Licht und verschwand.42