Das Apophenion

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Lasst uns für eine Weile das Spirituelle aus der Argumentation heraushalten, denn es scheint, als habe dieses überhaupt nichts zu tun, außer dass es angeblich als der Geist von mutmaßlich übermenschlichen Wesen agiert.

Jetzt, wo wir eine Menge darüber wissen, wie der Körper funktioniert, haben wir keinen Grund mehr anzunehmen, dass der Körper aus irgendetwas anderem als Materie besteht. Daher müssen wir nur die Geist-Materie-Dualität in unsere Betrachtungen mit einbeziehen.

Die meisten Menschen erleben die Aktivitäten des Geistes als etwas, das von den Aktivitäten der Materie völlig getrennt ist, auch wenn unsere Vorfahren und unsere Kindheitsselbste oft keine so rigiden Trennungen vornahmen und das personifizierten, was wir normalerweise als Naturkräfte ansehen.

Moderne Erwachsene machen das immer noch, indem sie Säugetiere, Vögel und Reptilien weiterhin personifizieren. Viele schließen auch die Insekten in die Kategorie von Phänomenen mit ein, die einen Geist besitzen. Aber die meisten Menschen geben auf, wenn es sich um Ozeane und Berge und Bäume handelt, und sie ordnen diese Phänomene ausschließlich der Materie-Kategorie zu.

Menschen, die derzeitig über die Natur des Geistes in nicht-theologischen Begriffen theoretisieren, scheinen meistens zu der Schlussfolgerung zu gelangen, dass er entsteht, sobald die biologischen Nervensysteme eine bestimmte Schwelle an Komplexität und Entwicklung überschritten haben. Ein solcher Emergentismus beschreibt den Geist als ein bloßes Epiphänomen der Materie, etwa so wie wir Regenbögen als überraschende Nebeneffekte der planetaren Wetterlage beschreiben können. Darwins Theorie von der Evolution der Arten hat der Idee des Emergentismus beträchtliche Unterstützung geliefert, da sie eine allmähliche Zunahme an Komplexität zeigt, die als Resultat zu Wesen führte, die denken, dass sie einen Geist hätten.

Ein radikal anderer Blickwinkel bleibt jedoch möglich. Vielleicht konstituiert der Geist eine fundamentale Eigenschaft von Materie, und jede Materie vollzieht irgendeine Art von geistiger Aktivität; entsprechend sollten wir sie nicht als tot und bewegungslos betrachten.

In den alten Tagen, als die Denker Angst davor hatten, ihren Atheismus offen zuzugeben, fand die Idee von Materie als belebte Substanz ihren Ausdruck in der Idee des Pantheismus. Für einen Pantheisten konstituiert das Universum selbst den Geist Gottes. Jeder Stern und jedes Atom konstituieren eine Komponente des göttlichen Geistes, der nicht von dem Universum getrennt existiert, das als ein Ganzes wie ein lebendiges Wesen funktioniert. Wir selbst können uns als die Gedanken im Inneren eines Geist-Universums sehen.

Nach und nach wurde der Theismus aus dem Pantheismus herausgewaschen, und es wurde offensichtlich, dass das Universum nicht so agiert, als wäre sein Geist der eines rachsüchtigen, ältlichen Herren, der eine rigide und autoritäre moralische Agenda verfolgt.

Die Geist-Materie-Dualität umfasst lediglich eine moralische Unterscheidung. Egal ob das gesamte Universum aus Geist oder ausschließlich aus Materie besteht; für uns gäbe es keine Möglichkeit zu unterscheiden, woraus es wirklich zusammengesetzt ist, denn Geist oder Materie hätten auf eine identische Weise zu agieren, um das Universum zu erzeugen, wie wir es wahrnehmen. Religionen hängen zum größten Teil von der Annahme ab, dass das Universum aus einem guten Geist und böser Materie besteht, und sie erzeugen dann noch mehr Verwirrung in dieser Angelegenheit mit bösen Geistern und einigen akzeptablen Formen von Materie oder zumindest akzeptablen Formen von Verhalten auf materiellen Ebene.

Wenn also der denkende Pantheist den Theismus aufgeben muss und nach einem strikt monistischen Paradigma zu streben hat, in dem das Spirituelle, das Geistige und die Materie aus den gleichen Phänomenen bestehen – wohin führt uns das? Es führt uns zum Panpsychismus.

Teil 2: Panpsychismus

Der Panpsychismus hat eine lange Geschichte. Manche Anthropologen entdecken panpsychische Ideen in animistischen und schamanischen Systemen. Verschiedene Arten von panpsychischen Ideen lassen sich in den Arbeiten vieler Philosophen entdecken: angefangen bei Thales im antiken Griechenland, Cardano und Giordano Bruno in der Renaissance, bis später in den Arbeiten von Spinoza, Leibniz und Schopenhauer und schließlich in den jüngeren Arbeiten von Whitebread1 und Chalmers2.

Panpsychismus löst das Körper-Geist-Problem auf einen Streich. Wenn Materie ganz natürlich Geist mit einschließt, dann sollte die Gegenwart von Geist im Universum weder überraschen noch ein metaphysisches Paradoxon erschaffen, denn Geist tritt überall auf. Panpsychisten weisen den offensichtlichen Mangel von mentalen Aktivitäten bei Teetassen, Tischen und Stühlen auf der Basis zurück, dass diese entweder so langsam stattfinden, dass wir sie nicht wahrnehmen können, oder dass solche Phänomene ausschließlich auf die mehr oder weniger inkohärente Ansammlung ihrer konstituierenden Teile beschränkt bleibt und deshalb nicht sehr viel mehr mentale Aktivität zeigt, als diese konstituierenden Teile demonstrieren.

Die Allgegenwart des Geistes, die von diesen Philosophen vorgeschlagen wurde, fand allerdings nicht den Gefallen von christlichen Theologen, die eine strikte Trennung von Materie und Geist aufrecht erhalten wollten; und das Interesse an dieser Idee ging von ihrem Höhepunkt im 19. Jahrhundert zugunsten eines mechanistischen Emergentismus zurück, der durch den Erfolg von Darwins Evolutionstheorie angefeuert wurde.

Dann jedoch kam die Quantenphysik daher, und nach einer Weile wurde es offensichtlich, dass das Verhalten der elementaren Bausteine von Materie und Energie, aus einer bestimmten Perspektive betrachtet, durchaus geistbedingtes Verhalten zeigt.

Die Quantenphysik hat den Ruf, experimentelle Resultate zu erzeugen, die gegen die Intuition laufen. Das erlaubt ein weites Spektrum von Interpretationen auf die Frage, was für eine Art von Realität ihr zugrunde liegt. Eine dieser Interpretation besagt, dass überhaupt keine zugrunde liegende Realität existiert. Dies scheint weniger schockierend, wenn wir bedenken, dass die Arbeit mit Quanten bedeutet, dass wir die Natur nicht immer weiter unterteilen können. An irgendeinem Punkt stoßen wir auf die kleinst-möglichen Teile der Realität, und wenn dem so ist, dann liegt diesen nichts Einfacheres oder Elementareres mehr zugrunde; die Kette aus Ursache und Wirkung endet dort.

In der Praxis scheint es, als würde das Universum auf der Grundlage einer sehr spärlichen Anzahl von Quantenarten funktionieren. Atome verfügen nur über Elektronen, die um zwei Arten von Quarks kreisen, welche die Protonen und Neutronen in ihrem Kern ausmachen.

Es gibt auch Photonen, die für Licht und die meisten anderen Strahlen und Strahlungen verantwortlich sind. Zwei schwerere Versionen von Elektronen und zwei Arten von Quarks erscheinen manchmal, aber sie spielen in den Aktivitäten des Universums nur eine sehr kleine Rolle. Ein paar andere Energie austauschende Teilchen scheinen die atomaren Prozesse am Laufen zu halten, und das Universum wimmelt nur so von sehr kleinen Neutrinos, die nicht allzu viel zu tun scheinen, außer dass sie dabei helfen, erschöpfte Sterne zum Explodieren zu bringen. Das Verhalten dieser kleinen Anzahl an Quantenarten führt zu all den wunderbar komplexen und bemerkenswerten Phänomenen, die wir im Universum beobachten.

Quanten-Panpsychismus hängt von der Idee ab, dass die Grundquanten von Materie und Energie ein Verhalten zeigen, das den Aktivitäten von Geist ähnlich ist. Beide – Geist und Quanten – zeigen eine Mischung aus offensichtlich beiläufigem und zufälligem Verhalten.

Wenn wir vom „freien Willen“ annehmen, dass er als eine der definierenden Qualitäten oder vielleicht sogar als DIE definierende Qualität von Geist anzusehen ist, dann können wir ihn weder in Begriffen von rein deterministischem noch durch bloß zufälligem Verhalten erklären und wir scheinen ein Paradoxon vor uns zu haben. Wenige Menschen mögen die Idee, dass ihr Verhalten immer als eine komplett automatische Reaktion auf die Umstände entsteht. Und wenige Menschen mögen die Idee, dass ihr Verhalten immer rein zufällig erzeugt wird.

Wenn wir uns den Denkprozess genauer anschauen, dann scheint es, dass wir den freien Willen mit ziemlicher Befriedigung aus einer Mischung von deterministischen und zufälligen geistigen Prozessen hervorzaubern.

Wenn ich mich zwischen Alternativen nicht entscheiden kann, weil beide gleich logisch oder emotional verlockend erscheinen, dann ende ich bei einer zufälligen Wahl oder bei einer bloßen Laune. Wenn sich in einer Situation keine Alternative von selbst ergibt, dann erlaube ich Ideen aufzusteigen und ich kombiniere sie zufällig, bis ich etwas finde, dass logisch oder emotional einen Sinn ergibt.

In der Praxis verwende ich tatsächlich eine komplexe und aus unterschiedlichen Schichten bestehende Verfahrensweise, um zu Entscheidungen zu gelangen. Der freie Wille wäre von keinem Nutzen, wenn er die absolute Freiheit von allen früheren Bedingungen und den Anforderungen der gegenwärtigen Umstände bedeuten würde.

Und so erreiche ich Entscheidungen, indem ich eine Mischung aus deterministischen und zufälligen Prozessen verwende, die innerhalb von Grenzen liegen, die aber weder Außenstehende noch ich selbst im Vorhinein hätten prognostizieren können. Ich sehe das so, dass das, was wir den freien Willen nennen, genau aus dieser Art von Aktivität besteht.

Wenn jemand behauptet, dass er einen freien Willen habe, dann frage ich ihn, „von was genau frei?“.

 

Es wäre für uns ziemlich einfach, Information verarbeitende Maschinen zu bauen, die jeden beliebigen Grad von freiem Willen haben, indem wir die oben genannten Prinzipien anwenden. Normalerweise ziehen wir es jedoch vor, Maschinen zusammen zu bauen, die genau das tun, was wir von ihnen wollen. Wenn sie unerwartet handeln, dann tendieren wir dazu, uns über sie zu ärgern.

Kapitel 5 präsentiert Beweise für die nicht weiter reduzierbare „Zufälligkeit innerhalb von Grenzen“ im Verhalten von Quanten, die der Realität zu Grunde liegen. An dieser Stelle nehmen wir sie als gegeben hin.

Auch wenn Quanten über eine einfache Form von freiem Willen verfügen, weil sie sich innerhalb von Grenzen zufällig verhalten können, verhalten sich die meisten Formen von größeren Materieansammlungen ziemlich deterministisch, und wir können deren Verhalten mit der Annäherung an das Prinzip von „Ursache und Wirkung“ beschreiben. Dieses Verhalten entsteht durch das Gesetz der großen Zahlen. Werfe einen Würfel und jede der sechs Zahlen mag als Ergebnis herauskommen. Werfe jedoch sechs Millionen davon, und du wirst ziemlich exakt auf jede der sechs Zahlen eine Million mal kommen. Die Gesamtsumme aller gewürfelten Zahlen ergibt so fast immer ziemlich genau den Wert von dreieinhalb Millionen. Je mehr Würfel man verwendet, desto kleiner ist die Abweichung vom Verhältnis 1:6, dass eine vorher bestimmte Zahl gewürfelt werden kann.

Das zufällige Quantenverhalten kann so zu offensichtlich kausalem makroskopischen Verhalten führen.

Große Quantenmengen – so wie etwa einige Milliarden Bälle – verhalten sich deshalb für kurze Zeitperioden vorhersagbar und offensichtlich deterministisch.

Wenn sich jedoch große Mengen von Materie auf eine Weise verhalten, dass einige der Quantenkomponenten das Verhalten des Ganzen beeinflussen können, dann beginnt das Ganze mit freiem Willen zu agieren. Das Wetter verhält sich so und ebenso das Gehirn. Sogar eine Billardkugel, die nur über einen geringen Grad an Geist verfügt, zeigt bisweilen nicht-kausales Verhalten. Die endgültige Position einer Billardkugel wird zunehmend weniger vorhersagbar, je häufiger sie aufeinander folgende Kollisionen durchläuft. Wenn sie mit genug Schwung freigesetzt wird, um mehr als siebenmal gegen die Bande auf dem Billardtisch zu stoßen, dann ist die endgültige Position so lange unbestimmt, bis sie sie erreicht hat. Wir können also die Grenzen dieser Unbestimmbarkeit berechnen, und sie ist grob gleich mit der Fläche des gesamten Tischbereichs, so dass der Ball überall dort enden könnte.

Einige Philosophen betrachten Panpsychismus, das Paradigma von der Allgegenwärtigkeit des Geistes, als weder beweisbar noch falsifizierbar. Als Folge davon wäre es von keinerlei Wert oder würde Konsequenzen nach sich ziehen, allenfalls würde dieses Paradigma sich für ein mystisches Glaubenssystem eignen.

Quanten zeigen jedoch eine Anzahl von Verhaltensweisen, die nicht immer auf der makroskopischen Skala von Tischen und Stühlen und Steinen offensichtlich werden; und diese Verhaltensweisen scheinen sehr viel mehr geistbedingt als materiebedingt, wie wir es von unserer Makro-Ebene her gewöhnt sind. Insbesondere wenn Quanten unter bestimmten Umständen sich zu „erinnern“ scheinen, was mit ihnen passiert ist, und auch wenn sie miteinander offensichtlich kommunizieren, ohne dass ein erkennbarer materieller Kontakt besteht. (Kapitel 5 behandelt diese Phänomene der Quanten-Seltsamkeit im Detail.)

Solche Quantenaktivitäten könnten erklären, wie das offensichtlich „materielle“ Gehirn offensichtlich „mentale“ Aktivitäten durchführt und wie manchmal parapsychologische Ereignisse stattfinden.

Die panpsychische Quantenlehre kann uns vielleicht eine vernünftige Erklärung liefern, wie Magie stattfindet, und für uns auch einige Ideen beisteuern, wie man ihre Effektivität in der Praxis verbessern kann.

Teil 3: Panpsychismus und Magie auf der Quantenebene

In einem dualistischen Geist-Materie oder einem spirituell-materialistischem Paradigma scheint jede Art von Effekt des Geistes auf die Materie (einschließlich dem gewöhnlichen Denken) mysteriös oder parapsychologisch. Eine Einwirkung von Materie auf den Geist oder auf das Spirituelle bleibt gleichermaßen unverständlich, oder vielleicht sogar noch stärker, wenn man das Spirituelle in eine Art übergeordnete Position gesetzt hat.

Die Geist-Materie-Dualisten zitieren häufig Wunder als Beweis für eine Realität des Spirituellen oder für spirituelle Instanzen. Die Behauptung von Wundern liegt vielen Religionen zugrunde, und die meisten Religionen haben die Angewohnheit, noch die trivialsten Anomalien als solide Beweise zu interpretieren.

Nicht-religiöse Magier tendieren dazu, parapsychologische Ereignisse lediglich als Beweis für Magie anzusehen und für nicht mehr, da diese in nicht-religiösen Kontexten ebenso auftreten können wie im Kontext der Religionen, welche sich aber gegenseitig ihren Wert absprechen.

Jede Religion, die eine andere Religion als falsch betrachtet, findet sich in der lächerlichen Position wieder, alle Wunder, die sich im Rahmen anderer Religionen manifestiert haben, als die Aktivitäten der eigenen Teufel erklären zu müssen.

Panpsychismus auf der Quantenebene schlägt dagegen vor, dass wir das ganze Argument vom Kopf auf die Füße stellen und parapsychologische Ereignisse als Beweis betrachten, dass es so etwas wie von der Materie getrennter Geist oder getrenntes Spirituelles nicht gibt.

Wunderartige, parapsychologische oder magische Ereignisse tendieren dazu, äußerst kapriziös und sehr selten auf der makroskopischen Ebene stattzufinden. Auf der Quantenebene finden sie jedoch häufig statt und auf eine sehr viel verlässlichere Art und Weise. Die Quantenebene der Realität brodelt vor Verrücktheit: Quanten scheinen zu teleportieren, indem sie an einem Ort verschwinden und an einem anderen auftauchen; sie scheinen augenblicklich über den Raum und möglicherweise auch die Zeit hinweg zu kommunizieren; manchmal scheinen sie an zwei Orten gleichzeitig zu existieren, oder sie befinden sich zur gleichen Zeit in zwei sich widersprechenden Zuständen und sie scheinen in der Zeit rückwärts reisen zu können.

Und so haben wir den Fall, dass wir die Quantenebene der Realität als das wirkliche Zuhause von magischen Phänomenen anerkennen müssen und als die Quelle von dem, was wir den freien Willen nennen. Wenn sich Quanten kumulieren und dabei auf passende Weise konfiguriert werden, dann können die Phänomene, die wir konventionell als freier Wille, Geist und Magie bezeichnen, auch auf der makroskopischen Ebene erscheinen. Wenn sich Quanten auf eine Weise akkumulieren, die ihr individuelles verrücktes und zufälliges Verhalten dazu tendieren lässt, sich gegenseitig auszulöschen, dann beobachten wir kausales Verhalten, wie wir es gewöhnlich mit „träger“ Materie assoziieren.

Auf der praktischen Ebene wissen wir, dass Magie, als eine bewusste menschliche Aktivität, sehr viel besser funktioniert, wenn wir sie auf Phänomene anwenden, die sich für das Verhalten ihrer Quantenkomponenten einen gewissen Spielraum bewahrt haben. Die Einflussnahme auf das Wetter oder auf das Verhalten eines anderen Menschen oder auf den Flug von gut geworfenen Würfeln ergibt bessere Resultate, als wenn man versuchen würde, Steine mit dem bloßen Gehirn ohne Hilfsmittel zu spalten, auch wenn bisweilen Glasteilchen von moderater Größe dem nachgeben.

(Glas enthält häufig Spannungen, die aus dem Abkühlungsprozess herrühren, was es für spontane Brüche und Aktivitäten von der Art von Poltergeistern empfänglich macht. Poltergeistphänomene rühren von Menschen her, die ein Talent für akute Ärger-Gnosis besitzen.)

In diesem Kapitel habe ich Quanten ein geistartiges Verhalten, jedoch kein „Bewusstsein“, und allen aus Quanten zusammengesetzten Phänomenen einen Grad von geistgesteuerten Verhalten zugeschrieben.

Es gibt für mich keinen Grund, Quanten ein „Bewusstsein“ zuzuschreiben, genau so, wie es für mich keinen Grund gibt, mir selbst eins zuzuschreiben.

Kapitel 3 beschäftigt sich mit den Gründen dafür.

3. Kapitel
Die Psychologie des Multimind

Dieses Kapitel zerstört den Irrglauben, dass es Bewusstsein und Selbst geben würde, und sucht nach einer Apophenia im Paradigma des Multimind-Zufallsautomaten.

Teil 1: Der Mythos vom „Bewusstsein“

Zum Bewusstsein gehört immer ein weiteres Subjekt. Es richtet stets den Fokus auf ein wahrnehmbares Phänomen oder auf einen inneren Zustand oder eine innere Emotion oder einen Gedanken.

Descartes behauptete: „Ich denke, also bin ich.“ Andere Menschen verlassen sich vielleicht auf andere Phänomene, um sich rückzuversichern, dass sie immer noch existieren; aber schon Zahnschmerzen liefern für fast jeden eine unwiderlegbare Bestätigung der eigenen Existenz.

Wir können kein Bewusstsein erleben, das frei ist von Inhalt. Es existiert nicht als ein Zustand des „Seins“, es besteht aus einer Aktivität, und diese Aktivität hört unter Betäubung oder im Tiefschlaf auf.

Versuche es so intensiv du willst mit Meditation oder dem Entzug von Sinneswahrnehmungen, du kannst niemals reines Bewusstsein erreichen, auch wenn du vielleicht eine interessante Gewahrwerdung deines eigenen Blutkreislaufs oder gar der eigenen endokrinen Funktionen erreichen magst oder eine Form von mystischen Gefühlen oder Ideen erlebst.

Aber wie kann es dann sein, dass der subjektive Eindruck von Bewusstsein als Zustand des „Seins“ überhaupt zustande kommt?

Schauen wir uns noch einmal die Aussage von Descartes an, dass gilt „Ich denke, also bin ich“. Weil das Wort „ich“ zweimal erscheint, deutet es darauf hin, was hier eigentlich gespielt wird. Ganz offensichtlich können sich die beiden „ich“ nicht auf das gleiche Phänomen beziehen. Descartes muss ein „ich“ verwenden, welches das Denken vollzieht, und ein „ich“, welches das andere beim Tun beobachtet. Jede Form von Innenschau impliziert irgendeine Art von Dialog.


Theriomorphischer Atavismus des Multimind

Ganz offensichtlich sollten wir unseren „Geist“ als ein Verb betrachten, als eine Aktivität des Gehirns, statt dass wir es als ein „Ding“ ansehen, das wir besitzen oder aus dem wir bestehen. Der Geist lässt sich nicht beobachten; er besteht aus einem Tun, nicht aus einem Zustand des Seins. Wir können seine Gegenwart nur aus der Aktivität des Denkens ableiten.

Bewusstsein tritt nur dann auf, wenn es ein Subjekt gibt; entsprechend kann Selbst-Bewusstsein nur als Teil eines Systems bestehen, das sich der Aktivitäten eines anderen Teils bewusst ist. Aber wie lernen wir dann anzunehmen, dass ein besonderer und immer gleicher Teil über ein Bewusstsein verfügt, das die ganzen übrigen Teile umfasst?

Wahrscheinlich haben wir diese Anschauung verinnerlicht, um uns ein Gefühl von persönlicher Kohärenz zu bewahren als eine Überlebensstrategie, auch wenn die Beweise alle in die entgegengesetzte Richtung deuten.

Einst schrieb ein Neurophysiologe ein Buch3 mit Essays, die sich mit Dingen befassen, die wir glauben, aber nicht beweisen können. Darin spöttelte er, dass er glauben würde, das Bewusstsein fungiere als eine Art von Trick, den wir uns unbewusst selbst spielen. Sollten wir den Trick jedoch verstehen lernen, dann würde uns das alle in die Hölle schicken. Buddhistische Philosophen mögen dem entgegenhalten, dass uns ein solches Verstehen vielleicht aber auch befreien könnte.

In „The Philosophical Zombie“ wird die Kreatur aus einem berühmten Gedankenexperiment beschrieben.4

Dieser hypothetische Zombie hat alle gewöhnlichen Attribute eines Menschen mit einer Ausnahme: Er hat nicht unsere subjektiven Bewusstseinserfahrungen von Ereignissen, sondern er agiert vollkommen auf der Grundlage von Reflexen wie ein großer, hochentwickelter Automat. Auf diese Weise zieht er sich etwa von Reizen zurück, die sein Programm als schädlich betrachtet, und er sucht u. a. nach Nahrung und Wasser und nach Möglichkeiten sich fortzupflanzen, wozu ihn seine Programme zwingen. Außerdem kann er etwas produzieren, was sich perfekt nach der Konversation eines intelligenten Wesens anhört, und er kann den Turing-Test mit fliegenden Fahnen bestehen. Aber er hat kein „Bewusstsein“, auch wenn er seine Umgebung und seine inneren Zustände überwachen kann.

 

Mit allergrößter Sicherheit würden wir einen so enorm hochentwickelten Automaten dadurch erzeugen, dass wir organische Chemie zum Einsatz bringen, so dass er statt aus Metall eher aus Fleisch bestehen würde, genau wie wir.

Es gibt Theoretiker, die kommen zu dem Schluss, dass solche Zombies existieren könnten und dass sie auch ohne Bewusstsein funktionieren würden. Vielleicht existiert also überhaupt kein Bewusstsein, außer als Illusion. Vielleicht müssen wir uns einfach durch ein fiktionales Gefühl von Bewusstsein selbst betrügen, um ein Gefühl für eine einfache Kohärenz zu erreichen innerhalb eines Apparates, der ansonsten unmöglich komplexe Informationen zu verarbeiten hätte.

Andere sind der Ansicht, dass ein solcher Zombie nicht funktionieren oder überzeugend als Mensch agieren könnte; weil reale Menschen etwas qualitativ Anderes brauchen und etwas, was „Bewusstsein“ genannt wird. Sie kommen zu dem Schluss, dass eine solche Kreatur sich mehr wie ein automatischer Androide aus der Science Fiction verhalten würde. „Meine Sinne informieren mich, dass mein Fuß angefangen hat zu brennen; ich sollte ihn deshalb von der Hitzequelle entfernen, in Übereinstimmung mit meinen Überlebensimperativen.“

Es würde so aussehen, als ob die Kreatur einen Mangel an dem hätte, was wir eine subjektive Bewusstseinserfahrung nennen oder die „Qualia“ des Schmerzes. Es scheint unwahrscheinlich zu sein, dass irgendein Grad von Weiterentwicklung der Reaktionsfähigkeiten dies völlig überdecken könnte, auch wenn man einen automatischen Schrei mit einbauen würde.

Ich bin allerdings beiden Lagern gegenüber anderer Ansicht. Ich vermute, eine Kreatur mit nur einem einzigen Bewusstsein würde sich verhalten wie der Automatentypus des Zombie und dass wir Bewusstsein nicht verstehen können, wenn wir davon ausgehen, es liege in uns nur in einer Einzahl vor.

Im Verlauf des normalen Alltaglebens funktioniert die Annahme eines einzigen Bewusstseins ziemlich gut, aber in Extremsituationen zeigt sich uns ein anderes Bild. Betrachten wir die „Qualia“ des Schmerzes; sie verhält sich, als würde sie aus einem unabhängigen „Schmerzbewusstsein“ bestehen, und indem es aktiver und aktiver wird, beginnen unsere anderen Bewusstseine weniger und weniger zu tun. Wird das Schmerzbewusstsein dominant, dann erlebst du, wie du dich hauptsächlich aus der Perspektive des Schmerzes wahrnimmst.

Menschen, die extreme Formen der Meditation oder der Konzentration oder mystischer Aktivitäten praktizieren, berichten, dass ihr Bewusstsein gegenüber allem anderen abnimmt. Normale Menschen tendieren dazu, sich mit dem Bewusstsein zu identifizieren, dass sie als ihr „eigenes“ ansehen; aber sie würden Extremzustände in Abrede stellen und behaupten, dass diese von woanders herstammen, besonders von Geistern, wenn sie einen Hang zum Religiösen haben. Viele kreative Menschen behaupten, dass ihre Inspirationen aus einer Quelle herrühren, die sie nicht mit ihrem normalen Bewusstsein gleichsetzen. Ihr normales Bewusstsein ist sich einer anderen Quelle gewahr, aber es scheint sie nicht mit einzuschließen. Und folglich gilt, dass, wenn die andere Quelle beginnt sehr aktiv zu werden, das normale Bewusstsein zu einem Subjekt von deren Beobachtung wird. Am Ende aber wird die andere Quelle aufhören, das zunehmend inaktive normale Bewusstsein wahrzunehmen.

Zorn liefert dafür ein einfaches Beispiel. Wenn wir fühlen, wie die Wut in uns aufsteigt, dann hat das normale Bewusstsein eine Wahrnehmung von der zunehmenden Aktivität des Wutbewusstseins und umgekehrt. Eine Zeitlang mag in der Schwebe sein, wer das aktivere wird, und sie werden sich hauptsächlich gegenseitig beobachten. In Extremfällen mag das Wutbewusstsein stattdessen in einen Dialog mit dem Körperbewusstsein eintreten, während das normale Bewusstsein heruntergefahren wird. Im Anschluss daran werden Menschen, die ansonsten selten die Erfahrung von solchen Zuständen machen, es als schwierig empfinden, ihre Handlungen im normalen Bewusstsein zu erinnern oder zu erklären; sie mögen vielleicht sogar ihre Zuständigkeit abstreiten, inbegriffen einer verminderten Zurechnungsfähigkeit.

Bewusstsein hat die merkwürdig subjektive Eigenart, dass es über die Fähigkeit zu verfügen scheint, vom Vollziehen einer Qualia oder von einem Zustand zu einem anderen weiter zu springen, und häufig auch, dass es zur gleichen Zeit unterschiedliche vollziehen kann. All dies scheint paradox zu sein, wenn man darauf besteht, nur ein einziges Bewusstsein zu haben, ein „mich“ oder ein „ich“. Wenn man jedoch annimmt, dass alle „unsere“ Qualias und Zustände als voneinander getrennte Bewusstseine existieren, dann ergibt das alles beträchtlich mehr Sinn.

Aus einer panpsychischen Quantenperspektive scheint es vom Prinzip her unmöglich zu sein, einen philosophischen Zombie zu konstruieren, weil jede Maschine, die über eine ausreichend komplexe Informationsverarbeitung verfügt, mit der sie ihre Umwelt und sich überwachen kann, unvermeidlich ein Bewusstsein haben wird, noch bevor sie über eine Verarbeitungsleistung verfügt, die dem menschlichen Gehirn gleichkommt. Als ich das niederschrieb, übertrafen Computer mit ihrer Verarbeitungsleistung kaum Insekten. Würden wir einen Apparat bauen wollen, der die menschliche Reaktionen überzeugend nachahmt, so müssten wir ihn mit vielen verschiedenen Programmen ausstatten, die sich um die Kontrolle streiten würden; und sich bis zu einem gewissen Ausmaß auch gegenseitig überwachen. Jedes dieser Programme würde unvermeidlich bis zu einem gewissen Grad über ein Bewusstsein verfügen.

Ein panpsychischer Quantenblickwinkel würde alle Phänomene mit einem Grad an Geist ähnelndem Verhalten ausstatten, und schon dürftigste Mengen an Hirngewebe können umfassende Überwachungs- und Kontrollprogramme unterstützen. Das menschliche Gehirn wiegt etwa genauso viel wie das von 45 Katzen oder 700 Ratten oder einer astronomischen Anzahl von Insektengehirnen. Wir wissen, dass davon viele Teile hochspezialisierte Funktionen ausüben. Das menschliche Gehirn scheint viele Bewusstseine zu unterstützen. Einige davon werden nur manchmal aktiv; einige überwachen die Aktivitäten von anderen, und wahrscheinlich überwacht keines die Aktivitäten von allen anderen. Normalerweise lernt eine Verschwörung der aktiveren Bewusstseine in den monotheistischen und post-monotheistischen Kulturen sich als „Bewusstsein in der Einzahl“ zu definieren. Wir lernen, uns selbst als „Individuen“ zu betrachten, trotz der tiefgreifenden inneren Spaltungen, und wir haben große Anstrengungen unternommen und große Opfer dargebracht, um einen einheitlichen Sinn für unser Selbst zu erschaffen. In der Magie und im Mystizismus sowie beim kreativen Denken können wir sehr viel Einsicht dadurch erlangen, dass wir den Klammergriff unseres vereinheitlichten Bewusstseins lösen, das wir zu konstruieren gelernt haben. Teil 2 in diesem Kapitel beschäftigt sich mit der Konstruktion des Selbst und Teil 3 dreht sich um dessen Auflösung.

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