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Verliebt II

Stellen Sie sich vor, Sie werden zu Beginn einer neuen Tätigkeit von einem älteren Kollegen sogleich mit einer überschäumenden Herzlichkeit erstickt, indem er Sie umarmt und drückt, als wären Sie schon Jahre miteinander bekannt. Natürlich besitzen Sie Takt genug, sich diesem Zudringen mit anerkennendem Bemerken zu allerlei Belanglosem zu entziehen. Niemals aber werden Sie in einer solchen Situation sagen, was Sie wirklich denken. Das verlangt schon der Anstand. Vielmehr werden Sie darauf vertrauen, im richtigen Moment schon die rechten Worte zu finden, so dass sich so etwas im Laufe der Zeit ohnehin glättet. Aber leider funktioniert das nicht immer.

Manche unter ihnen sind einfältig genug, ihre selbstkreierte Wunschwelt rücksichtslos durchzusetzen. Doch nicht aus Egoismus, wie oftmals unterstellt wird, sondern vielmehr aus einem Übermaß an Güte und Herzlichkeit, was sie allerdings nicht in die nötige Form zu bringen verstehen, weil sie für bestimmte Signale unempfänglich sind. Dies lässt aber nicht unbedingt auf einen schlechten Charakter schließen. Im Gegenteil, zuweilen sind unter ihnen die ehrlichsten und aufrichtigsten Menschen zu finden, weil sie ungeachtet der unterschiedlichen Außenwirkungen ihr Herz ganz offen zu Tage tragen.

Allein der Umstand, dass sie unter einem Übermaß an Zutrauen zum eigenen Verstande leiden und demnach auf Kontrollen durch die Vernunft verzichten, macht sie noch lange nicht zu Dummköpfen, allenfalls zu Sonderlingen, die aufgrund ihrer Eigenart von ihrer Umwelt oft als närrisch verkannt werden. Das ist ein entscheidender Unterschied. Vielmehr schlummern unter ihnen zuweilen unglaubliche Talente, welche sich zum Beispiel auf die seltene Kunst verstehen, vermittels einer nahezu ungefilterten Reflexion des eigenen Ichs andere sozialdeterminierte Zusammenhänge aufzudecken und somit einen Einblick in die Komplexität gesellschaftlicher Verhaltensmuster gestatten. Natürlich gelingt das nur, wenn das Vertrauen desjenigen in die Unfehlbarkeit der eigene Intuition geradezu sklavische Züge annimmt, und wie kann das besser geschehen als durch das tiefste und innigste Gefühl, das einen Menschen befangen kann - der Liebe. Ist das erst mal erreicht, eröffnen sich erstaunliche An- und Einsichten, wie der nachfolgende Brief beweist.

Verehrteste

ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, Ihnen noch mal zu schreiben, obgleich es eigentlich nicht nötig wäre. Aber was im Leben ist das schon, so dass es auf ein paar überflüssige Zeilen nicht ankommt. Wie ich bereits erwähnte, habe ich Ihren Fortgang sehr bedauert, weil Sie für mich etwas Besonderes waren und das nicht nur im übertragenen Sinne. Lange habe ich darüber nachgedacht, was mich an Ihnen faszinierte, zumal es an Ihrem Äußeres kaum gelegen haben kann (Sie werden meine Offenheit verzeihen, aber da ich keinerlei Ambitionen habe, nehme ich mir die Freiheit das zu sagen). Für meine Begriffe waren Sie einfach zu spack; auch finde ich Ihre Stimme zu leise, und Ihre Haltung könnte ebenfalls straffer sein. Das wäre in Ihrer angestrebten Position vorteilhaft, wo ein telegenes Äußeres favorisiert wird und man ohnehin auf jedes Detail achtet.

Aber wem sage ich das, angesichts Ihrer täglichen Schminkcollage, was besonders unter den Kolleginnen reichlich Missfallen fand. Vielmehr war es Ihr erstaunlicher Wankelmut gegenüber solchen Dingen, was nicht nur mich verwirrte. Fast scheint es, als forderten Sie manches erst heraus, um dann davor zurückzuschrecken. So etwas ist zwar halbherzig und zeugt von mangelndem Selbstvertrauen, zugleich aber ein Zeichen unerwartete Herzensgüte, die Sie noch nicht so kaltblütig berechenbar werden lässt, wie es andere in solchen Situationen zweifellos wären. Darum ein paar kleine Tipps: Lassen Sie Ersteres bloß niemanden spüren, sonst wird man Sie eines Tages gnadenlos zerfleischen, das Zweite hingegen sollten Sie niemals verlieren, wollen Sie noch ein Mensch bleiben und als solcher geachtet werden.

Ich werde ohnehin nie verstehen, wie es kommt, dass sich manche Leute für ein bestimmtes Ziel zerreißen, anderen hingegen so etwas von selbst zufällt. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, - ich habe Sie noch nie für einen Karrieristen gehalten, und wenn ich diesen Vergleich hier anführe, dann nur, weil andere so etwas denken, allen voran jene, die nicht müde werden, jetzt, wo Sie nicht mehr da sind, allerlei Schmutz über Sie zu schütten und sich als Besserwisser zu präsentieren, die sie von Anfang an durchschaut hätten. Was wird nicht alles für ein Unsinn geredet. Demnach sollen Sie mich absichtlich als Partner ausgewählt haben, weil Sie um meine vermeintliche Labilität wussten. Ebenso wäre Ihr Verständnis für meine persönliche Situation nur geheuchelt gewesen, um mich für ihre Zwecke zu missbrauchen; kurzum, man kramte alles hervor, was nur hervor zu kramen war und scheute selbst vor solchen Tiefschlägen nicht zurück.

Sie glauben gar nicht, welche ehrenwerten Kollegen daran beteiligt waren; Leute, die sonst nie den Mund aufbekommen, plötzlich jedoch zu eine Eloquenz fanden, dass man sich nur wundern konnte. So etwas macht sich ja auch gut, vor allem wenn man selbst mit einigem im Argen steht. Sogar der ehrenwerte L. (Sie wissen doch, jener schlaksige Kerl mit den altmodischen Karottenjeans, der bei uns immer so lange kopierte und Sie dabei so schamlos anguckte) zählte zu den Hauptakteuren. Ausgerechnet er, der gerade Ihnen seine Hilfsbereitschaft versicherte und sich als vehementer Verfechter eines vorurteilsfreien Arbeitsklimas präsentierte. Als ich ihm das neulich vorhielt, gaffte er nur ganz dumm, und als ich ihm meine Ansichten darüber noch mal erklärte, guckte er noch dümmer. Ich habe lange überlegt, woher sein plötzlicher Umschwung rühren mag und habe dafür nur eine Erklärung; er neidet mir etwas. Das ist für jemanden wie mich völlig neu, zumal er sich für gewöhnlich in dieser Rolle sieht und dies auch glaubhaft zu vermitteln versteht. Vielleicht habe ich mich deshalb in meinem Eifer etwas vergessen und ihn angebrüllt und eine Entschuldigung verlangt. Wenn er sie verweigerte, dann nur auf Furcht von der Wahrheit, das sah ich klar und sagte ihm das auch.

Jetzt aber geschah etwas Sonderbares. Anstatt ihm zu zürnen, begann ich innerlich zu triumphieren, ja ich begann seine fühlbare Unsicherheit zu genießen und das auch noch aus tiefstem Herzen. Damit nicht genug, - ich war mir nicht zu schade, das ganz offen zu zeigen, etwas, was sonst nur er in Perfektion beherrscht. Denn obgleich seine Behauptungen jeder Grundlage entbehrten, erhöhte sie mich in ungeahntem Maße, so dass ich ihm fortan ganz anders gegenübertreten kann. Er belächelt mich auch nicht mehr. Selbst seine zweideutigen Bemerkungen, womit er mich vor kurzem noch gern vornehmlich in Gegenwart anderer foppte, unterbleiben. Im Gegenteil, fast scheint es, als fürchte er mich seither und wagt mir nicht mal mehr in die Augen zu sehen.

Oje, man kann in einer solchen Situation glatt zum Unmenschen werden, zumal mich mein Hochgefühl fast schon wieder zum Mitleid mit ihm zwang. Und noch etwas; seither erscheint er mir auch gar nicht mehr so übermächtig, sondern eher klein und winzig. Aber vielleicht war er das schon immer und vermochte nur mit seinem Gehabe darüber hinwegzutäuschen. So etwas soll es geben.

Was bin ich nur für ein Trottel. Fast schon an die fünfzig, habe ich das alles nicht bemerkt. Offenbar bedurfte es erst einer jungen Praktikantin, die mit ihrem Charme hier alles durcheinander bringt, um mir die Augen zu öffnen. Wer weiß, vielleicht sind Sie wirklich eine Hexe, wie die liebenswerte Kollegin Z. neulich meinte, als sie einen gehässigen Vergleich zwischen Ihnen und Ihren Vorgängerinnen anstellte.

Natürlich wusste ich von Anfang an, dass meine Avancen sinnlos waren. Sie habe sich ja auch alle Mühe gegeben, mir das möglichst schonend beizubringen, wofür ich Ihnen übrigens noch danken möchte, denn Sie hätten mich ja auch lächerlich machen und dafür viel Beifall ernten können. So aber haben Sie es nicht getan und dabei so viel Takt bewiesen, dass es die anderen nicht merkten. Gestatten Sie mir deshalb, die Flamme in meinem Herzen noch eine Weile zu bewahren. Mit etwas Kraft werde ich über die ganze Sache sicher irgendwann hinwegkommen und am Ende sicher darüber lachen, wie über eine dumme Begebenheit, die im Leben nun mal kommt und geht. Dennoch möchte ich keine Sekunde davon missen, nicht mal den Schmerz, der dabei unvermeidlich ist. Doch was wäre ein Leben schon ohne Qual? Erst dadurch zeigt sich der wahre Wert eines Gefühls, indem wir durch das Leid seine Bedeutung erfahren. So gesehen gibt es kein vollendetes Glück. Das wahre Glück findet seine Wurzeln in der Bescheidenheit, wozu nun mal Fehlbarkeit und Makel gehören. Erst sie machen aus ihm etwas Besonderes, Erstrebenswertes, was ich durch Sie erfahren durfte.

Aber auch wenn unser Abschied jetzt endgültig ist und Sie Ihr Glück anderweitig finden werden, so wird mich das nicht davon abhalten, noch oft an Sie denken, als einen Menschen, der in mein Herz gedrungen ist ohne mich zu verletzen und dem ich mich dafür auf ewig in Dankbarkeit verbunden fühle. Wenn ich jetzt im Nachhinein über den Sinn unserer Begegnung grübele, dann fällt mir die Antwort nicht leicht. Aber offenbar gibt es etwas, was jenseits aller Dinge liegt und uns auf anderer, höherer Ebene verbindet. Nur wer das Glück hat, so was erleben zu dürfen, kann von sich behaupten, gelebt zu haben.

Nun ist die Welt wie sie ist, und nur ein Narr wird das nicht akzeptieren. Eines aber ist gewiss; alles kommt wie es muss. Auch wenn wir niemals eine Chance hatten, so war es doch schön, davon zu träumen. Und deshalb bin ich nicht verzagt, denn mir bleibt etwas, was mir niemand nehmen kann. Ich werde mich immer in Wärme an Sie erinnern, als einen Menschen, der aus all dem Schlechten immer noch das Beste zu machen verstand. Möge Ihnen das Glück auf all Ihren weiteren Wegen gewogen bleiben,

 

für immer, Ihr W.

Verliebt III

Ich habe lange überlegt, ob ich auf diese Briefe reagieren soll. Einerseits war ich für eine abschließende Klärung, anderseits widerstrebte es mir. Ist doch unbestritten, dass in solch hartnäckigen Fällen Missverständnisse vorprogrammiert sind. Denn was man auch vorbringt, die Interpretation wird niemals die gewünschte sein. Ich habe zu viele einfältige Männer erlebt, die sich nur allzu schnell in etwas verrannten, bloß weil sie etwas falsch deuteten, und nichts war in der Lage, sie von ihrem Wunschdenken zu befreien. Dabei werden wir Frauen immer der Träumerei bezichtigt. Die Praxis sieht aber meist ganz anders aus. Denn stellen Sie sich nur vor, Sie müssen täglich ein solch überschäumendes Hochgefühl ertragen.

Das kann schon sehr belastend sein, vor allem, wenn dieser Mann Ihnen alles, was tief in seinem Herzen schlummert, in einem fort offeriert und auf Ihre Begeisterung hofft. Seine Stimmungsbarometer fällt dabei von einem Extrem ins andere, ohne dass sie dagegen etwas tun können. Mal ist er himmelhoch jauchzend, dann wieder zu tiefst betrübt und zerfließt er in peinlichem Selbstmitleid. In Wirklichkeit will er jedoch nur eines – im Mittelpunkt stehen.

Offenbar sind Männer so angelegt, dass sie ab einem bestimmten Alter hin und wieder in Parallelwelten zu driften. Als Frau ist man dann gehalten, so etwas nicht nur zu ertragen, sondern die nötige Ernüchterung auch möglichst schonend zu formulieren. Zugegeben ein Balanceakt, der nicht immer gelingt. Ich habe mir darum angewöhnt, in solchen Situationen kommentarlos zu lächeln, was zunächst nicht falsch sein kann. Zu einer Bemerkung lasse ich mich aber erst dann herab, wenn es nötig ist, dann aber eindeutig, so dass sie auch verstanden wird. Natürlich benenne ich die Dinge dabei nicht direkt, das kann man in solchen Situationen auch nicht; vielmehr umschreibe ich sie, dabei bewusst abschwächend Das wird zwar meist mit gedämpftem Missfallen honoriert, aber danach ist wenigstens Ruhe.

Leider war das bei unserem Willi nicht der Fall. Menschen wie er, die in dieser Frage alles wollen und nichts können, spüren zwar ihr Unvermögen, können es aber nicht akzeptieren, und das ist das Problem. Die Folge ist eine noch stärkere Verbissenheit, bis auf die Gefahr der Lächerlichkeit. Aber selbst wenn bei ihm gelegentlich anklang, als habe er sich mit den Gegebenheiten abgefunden, kannte ich ihn zu gut, um zu wissen, dass er schon morgen Abend bei mir um die Ecke an einem Imbiss stehen könnte, mit dem Handy in der Hand, um mich auf einen kleinen Schwatz herunter zu bitten. Das hatte er schon mal drauf und war nur mit Mühe abzuwimmeln. Um Schlimmerem vorzubeugen, entschloss ich mich nun doch zu folgenden Zeilen.

Sehr geehrter Herr K.,

nachdem ich nun bereits den zweiten Brief von Ihnen erhalten habe, möchte ich hiermit einiges erklären, selbst auf die Gefahr, Ihren Unwillen zu erregen. Aber Sie lassen mir einfach keine Wahl. Zunächst erst mal meinen Dank für Ihre Bemühungen, mich während der Zeit meines Praktikums so selbstlos zu unterstützen. Wir haben uns sicher in vielem ergänzt und waren - was die Arbeit betraf - sicher auch ein gutes Team. Dennoch muss ich noch einmal erklären, dass es zu keiner Zeit in meiner Absicht lag, in Ihnen andere Gefühle zu wecken als rein freundschaftliche. Sollte es dennoch geschehen sein, täte mir das leid. Seien Sie versichert, dass ich Sie als Kollege und Mensch durchaus schätze, mehr aber auch nicht.

Das ist jetzt keine Herabwürdigung, im Gegenteil, denn für viele sind Sie genau das nicht, angefangen vom General über die anderen Mitarbeiter, die hinter ihren Rücken über Sie herziehen. Sie könne mir glauben, dass es genug unter ihnen gab, die nicht müde wurde (natürlich in völlig selbstloser Absicht), mich vor Ihnen zu warnen und notfalls sogar ihre Hilfe anzutragen und das bereits im Vorfeld, als wir uns noch gar nicht kannten. Ich zog es aber vor, mir selbst ein Bild von Ihnen zu machen und muss sagen, dass sie beileibe nicht das sind, wofür sie dort gehalten werden. Ganz im Gegenteil, im Grunde sind Sie gerade durch ihre Offenherzigkeit der einzige Mensch, der ehrlich zu mir war, und das von Anfang an.

Daher auch mein Vertrauen und die Gewissheit, dass Sie niemals schlecht über mich reden würden, selbst als gewisse Gerüchte in Umlauf kamen und all die, welche einen Grund dafür zu haben meinten, sich wie Hyänen darauf stürzten. Sie hätten es auch tun können, taten es aber nicht. Vielmehr haben Sie mich von ganzem Herzen verteidigt, obwohl Sie sich damit selbst in eine missliche Lage brachten. So etwas hat bisher noch nie jemand für mich getan, und es bezeigt Ihre ganze Selbstlosigkeit. Das werde ich Ihnen nicht vergessen.

Wissen Sie, bei uns zu Hause erzählt man sich eine Geschichte, die sich vor langer Zeit ereignet haben soll. Demnach hatte sich ein junger Mann unsterblich in eine Frau verliebt, ohne jedoch Erwiderung zu finden. Er wusste darum, zumal er arm war und ihr nichts bieten konnte. Sie hingegen war längst im Begriff, einen reichen Edelmann zu heiraten und hatte ihn schon vergessen. Dennoch konnte er nicht anders, als jeden Tag an einer ganz bestimmten Stelle, auf einem Stein sitzend, auf sie zu warten, nur weil sie sich dort einmal getroffen hatten. Und obwohl es nur ein einziges Mal war, genügte es, sie nie mehr zu vergessen. Warum das so war, wusste er nicht. Allein die Erinnerung daran begann ihn so zu erwärmen, dass er gar nicht anders konnte, als das dort zu warten.

Gefiel er sich doch in der Vorstellung, auf diese Weise zumindest einen Teil seines Traumes zu leben, der unweigerlich mit dieser Stelle verbunden war. Und je öfter er das tat, umso intensiver erlebte er ihn, so dass er am Ende gar nicht mehr wusste, ob er wachte oder träumte. Es endete damit, dass er nur noch träumen wollte und sein Leben in einem anderen Zustand nicht mehr ertrug. So hat er sich schließlich das Leben genommen, genau an jener Stelle. Aber der Stein, auf dem er immer saß, ist geblieben und heißt fortan Traumstein. Er ist seither ein Treffpunkt aller Liebenden, obwohl kaum noch jemand um diese Geschichte weiß. Aber das ist ja auch nicht wichtig, ebenso, ob diese Geschichte wahr oder unwahr ist, - wichtig ist nur, dass Sie nicht auch zu einem solchen Traumstein werden sollten, denn im Moment sind Sie auf dem besten Wege dorthin. Das würde ich nicht wollen, denn das haben Sie nicht verdient.

Wenn ich Ihnen das jetzt alles erzähle, dann, weil ich mit Ihnen fühle, allerdings in anderer Form, von Freund zu Freund. Aber Mitleid oder gar Bedauern wäre niemals eine Basis für eine wirkliche Liebe. Ohne eine solche wäre mir aber ein Zusammensein mit Ihnen undenkbar. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen, aber es ist weniger eine Kopf- als Herzenssache, die man nicht steuern kann. Natürlich sind Sympathien in gewissem Maße beeinflussbar, ob allerdings mehr daraus wird ist, ist fraglich. Nur sind eben gewisse Dinge für das Wachsen einer solchen nicht unbedingt förderlich, wie zum Beispiel, sich in meiner Gegenwart die Nasenhaare zu schneiden oder fortwährend über die Krankheiten der Mutter zu lamentieren. Freilich ist Letzteres bedauerlich, aber sicher kein geeignetes Gespräch für weitergehende Ambitionen. Nun weiß ich ja, wie sie es meinen und habe es auch so verstanden, nur andere, die das nicht wissen, verstehen das auch nicht so. So etwas führt nur zu weiteren Missverständnissen, aber gerade das muss nicht sein. Bleiben Sie einfach Sie, ganze ohne Zwänge. Vor allem aber lachen Sie auch mal, ohne Angst um ihre Prothese zu haben.