Ein tödliches Komplott

Text
Aus der Reihe: Michael Korn & Liz Croll #4
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

2. Kapitel
Vereinigte Staaten, Washington D.C. (WA)

Im 9. Stock­werk des J. Ed­gar Hoo­ver Buil­ding an der Penn­syl­va­nia Ave­nue stand der Spe­ci­al Agent Ja­mes La­wrence an sei­nem Büro­fens­ter und blick­te hin­aus auf die be­leb­te Stra­ße. Hin­ter ihm la­gen meh­re­re Ak­ten auf sei­nem Schreib­tisch. Be­reits seit ei­ni­gen Wo­chen lan­de­ten fast täg­lich neue Hin­wei­se dort. Auf je­dem der brau­nen Um­schlä­ge stand ne­ben sei­nem Na­men das Kür­zel SNB. Ir­gend­ei­ne Grup­pie­rung in den Ve­rei­nig­ten Staa­ten gab sich als Bun­des­be­hör­de aus und schick­te ein­fa­che Nor­mal­bür­ger wie Zug­vö­gel durch die ein­zel­nen Bun­des­län­der. Sie trans­por­tier­ten Dro­gen, Waf­fen und so­gar Spreng­stoff von ei­nem Ort zum Nächs­ten. Die Be­trof­fe­nen hat­ten da­von kei­ne Ah­nung.

La­wrence war der Agen­ten­füh­rer der vom Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um der Ve­rei­nig­ten Staa­ten be­stellt wor­den war, die­sen Fall mit al­len ver­füg­ba­ren Mit­teln auf­zu­klä­ren. In sei­ner lan­gen Kar­rie­re konn­te er schon ei­ni­ge schwe­re Ver­bre­chen auf­klä­ren, was ihm einen sehr gu­ten Ruf ein­brach­te. Nun hat­te man ihn mit dem Fall der SNB be­traut. Die po­li­zei­li­chen Er­mitt­lungs­ak­ten lau­te­ten fast im­mer ge­nau gleich. Ein­fa­che Bun­des­bür­ger aus den ein­zel­nen Staa­ten wur­den an­ge­wor­ben, um dem gan­zen Land zu hel­fen. Sie er­hiel­ten da­für Be­zah­lun­gen von ei­ni­gen tau­send Dol­lar. Al­les was sie da­für tun soll­ten wa­ren Pa­ke­te zu trans­por­tie­ren, Au­tos zu über­füh­ren oder min­der­wer­ti­ge Bo­ten­gän­ge. Falls man sie an­hielt, wur­den sie für Ver­bre­chen an­ge­klagt die sie nur im Auf­trag durch ei­ne an­geb­li­che Be­hör­de be­gan­gen hat­ten. Wer hin­ter die­ser an­geb­li­chen Be­hör­de steck­te, war nicht fest­zu­stel­len.

Man muss­te die ein­zel­nen Bür­ger über län­ge­re Zeit be­ob­ach­tet ha­ben be­vor man sie an­warb. Aus­nahms­los al­le von ih­nen ge­hör­ten ei­ner Grup­pe von Men­schen an die jung wa­ren, ge­ra­de ih­re Aus­bil­dung ab­ge­schlos­sen hat­ten und in fi­nan­zi­el­len Pro­ble­men steck­ten. Die­se Men­schen wa­ren leich­te Beu­te ge­we­sen. Man konn­te sie re­la­tiv güns­tig be­kom­men und die Aus­ga­ben die man ih­nen als Ver­gü­tung bot, wa­ren nur ein win­zi­ger Teil der Beu­te. Ei­ne schar­fe Waf­fe auf dem Schwarz­markt kos­te­te gut und ger­ne hun­dert­tau­sen­de Dol­lar. Die trans­por­tier­ten Dro­gen brach­ten auch ein Viel­fa­ches der be­zahl­ten Ver­gü­tun­gen ein. Es wur­de Zeit dem gan­zen auf die Spur zu kom­men.

Ja­mes La­wrence ließ zwei sei­ner Agen­ten ru­fen die den Fall un­ter­su­chen und auf­klä­ren soll­ten. Sie wa­ren zwei sei­ner bes­ten. Ech­te Spür­hun­de und sehr gut aus­ge­bil­det. La­wrence brauch­te nicht lan­ge zu war­ten bis die bei­den an sei­ne Bü­ro­tür klopf­ten. Nachein­an­der ka­men die Spe­ci­al Agents Cooper Knight und As­hleigh Spears in sein Bü­ro. Ja­mes La­wrence for­der­te die bei­den auf vor sei­nem Schreib­tisch Platz zu neh­men. Sei­ne Agen­ten folg­ten mit ei­nem kur­z­en freund­li­chen Ni­cken und setz­ten sich auf die Be­su­cher­stüh­le vor sei­nem Schreib­tisch. As­hleigh warf einen kur­z­en Blick auf die Ak­ten die vor ihr auf dem Schreib­tisch ih­res Vor­ge­setz­ten la­gen. Die jun­ge Agen­tin er­kann­te so­fort das Kür­zel SNB dar­auf.

Neu­gie­rig frag­te sie, »Geht es um die an­geb­li­che Bun­des­be­hör­de?«

Ja­mes La­wrence nick­te nur kurz, »Was wis­sen sie dar­über Spears?«

»Nur das was in un­se­rem Sys­tem steht. Ei­ne an­geb­li­che Bun­des­be­hör­de die es gar nicht gibt be­nutzt Bür­ger in fi­nan­zi­el­len Schwie­rig­kei­ten als Ku­rie­re für Waf­fen und Dro­gen in den gan­zen USA. Wer da­hin­ter­steckt ist für die Er­mitt­lungs­be­hör­den ein Rät­sel. Man hat sie bis­her nicht ge­fun­den und es gibt auch kei­nen Hin­weis auf die Tä­ter.«

»Ex­akt Spears«, stimm­te Ja­mes La­wrence zu, »Un­se­re Auf­ga­be ist es die Tä­ter auf­zu­spü­ren und sie vor Ge­richt zu stel­len. Das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um hat mich mit die­ser Auf­ga­be be­traut. Sie sind zwei der bes­ten Agents un­ter mei­ner Zu­stän­dig­keit, des­halb wer­den sie die­se Auf­ga­be über­neh­men. Der letz­te Bür­ger wur­de in Port­land mit 18 kg Cry­stal Meth er­wi­scht. Bei sei­ner Fest­nah­me durch die ört­li­chen Po­li­zei­kräf­te wur­de er schwer ver­letzt. Sie flie­gen be­reits heu­te Nach­mit­tag und küm­mern sich um den Fall. Die Po­li­zei­füh­rung in Port­land ha­be ich be­reits in­for­miert. Man er­war­tet sie be­reits.«

Cooper Knight mach­te ein mür­ri­sches Ge­sicht. Ihm war nicht wohl bei dem Ge­dan­ken ein­fach der ört­li­chen Po­li­zei vor die Na­se ge­setzt zu wer­den. Die meis­ten Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den in den Ve­rei­nig­ten Staa­ten hat­te kei­ne be­son­ders gu­te Er­fah­run­gen mit Agen­ten des FBI ge­macht. Wann im­mer aus Wa­shing­ton ei­ni­ge Agen­ten auf einen Fall an­ge­setzt wur­den hat­ten sie die dum­me An­ge­wohn­heit gleich kom­plett al­les zu über­neh­men. An­de­re Mei­nun­gen als die der Agents zähl­ten dann nicht mehr und wur­den sys­te­ma­tisch igno­riert. Das ein­zi­ge was ihm an der Auf­ga­be ge­fiel war die Tat­sa­che, dass er mit As­hleigh Spears zu­sam­men an dem Fall ar­bei­ten durf­te. Ins­ge­heim hat­te er ei­ne Schwä­che für die Agen­tin an sei­ner Sei­te, was aber auf­grund der Struk­tu­ren der Er­mitt­lungs­be­hör­de au­ßen vor blei­ben muss­te. Be­zie­hun­gen un­ter Kol­le­gen dul­de­te man nicht.

»Gibt es noch Fra­gen?«, woll­te Ja­mes La­wrence von sei­nen Agen­ten wis­sen.

»Nur ei­ne«, mel­de­te sich Knight zu Wort, »da es sich da­bei schein­bar um ei­ne grö­ße­re Grup­pe han­delt, an­sons­ten wä­re es kaum im gan­zen Land mög­lich Bür­ger an­zu­wer­ben, ge­währt man uns wel­che Hil­fe?«

»Das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um ge­währt uns al­le ver­füg­ba­ren Mit­tel die wir be­nö­ti­gen.«

»Ich mein­te ei­gent­lich mehr Leu­te die an dem Fall mit uns ar­bei­ten und nicht Res­sour­cen«, prä­zi­sier­te Knight sei­ne Fra­ge.

La­wrence woll­te die­ser Fra­ge ei­gent­lich aus­wei­chen. Das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um stell­te ihm zwar al­les Mög­li­che zur Ver­fü­gung, aber mehr Leu­te konn­te er lei­der nicht auf­trei­ben. Trotz­dem konn­te er sei­ne Agents nicht im Stich las­sen, weil er wuss­te, dass die zwei ei­gent­lich viel zu we­nig wa­ren. »Ich hat­te ge­hofft, dass die­ses The­ma nicht zur Spra­che kommt«, gab er zu. »Mehr Mit­ar­bei­ter stellt man uns lei­der nicht zur Ver­fü­gung. Man ver­wies mich dann auf In­ter­pol in Ly­on, die ich aber bis­her nicht an­ge­fragt ha­be. Wir wer­den die­sen Fall al­lei­ne auf­klä­ren, oh­ne uns ir­gend­wel­che Schreib­tischtä­ter ans Bein zu bin­den. Nur, wenn es wirk­lich gar nicht mehr an­ders geht, wer­de ich dort nach­fra­gen uns we­nigs­tens ein oder zwei Leu­te zu schi­cken die dann un­ter ih­rer Füh­rung ar­bei­ten wer­den.«

»Blei­stift­jong­leu­re sol­len uns hel­fen?«, frag­te Spears et­was ent­täuscht.

»Lei­der ja«, be­stä­tig­te La­wrence und schlug die Au­gen nie­der. »Ich hät­te mir auch mehr Hil­fe ge­wünscht, aber vor­erst geht es erst ein­mal dar­um die gan­zen Aus­ma­ße des Sumpfs fest­zu­stel­len, be­vor wir ihn tro­cken le­gen kön­nen. Im Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um nimmt man den Fall nicht ganz so wich­tig, dass man meh­re­re Leu­te da­für ab­stellt.«

As­hleigh Spears schüt­tel­te sau­er den Kopf, »Man for­dert ei­ne Auf­klä­rung mit al­len ver­füg­ba­ren Mit­teln und schickt dann zwei Agen­ten, weil man sich bei ei­nem Jah­res­e­tat von fast zehn Mil­li­ar­den Dol­lar im Jahr nicht mehr leis­ten kann. Statt­des­sen ver­weist man uns an In­ter­pol die mit ih­ren paar Mil­lio­nen im Jahr das al­les ma­chen kön­nen. Wir spa­ren am falschen En­de!«

Ja­mes La­wrence konn­te ihr nur zu­stim­men aber ihm wa­ren lei­der die Hän­de ge­bun­den. Sei­ne an­de­ren Agen­ten wa­ren im gan­zen Land ver­streut und hat­ten zu vie­le Bau­stel­len die sie be­a­ckern muss­ten. Knight stör­te das wie sei­ne Kol­le­gin auch nur sah er dar­in ei­ne Chan­ce län­ger mit Spears zu­sam­men­ar­bei­ten zu kön­nen. In sei­nen Au­gen war sie et­was ganz Be­son­de­res. Mit ih­ren 28 Jah­ren, den schul­ter­lan­gen kas­ta­ni­en­brau­nen Haa­ren und den blau­en Au­gen war sie ge­nau sei­ne Kra­gen­wei­te. Die an­ge­nehm dunkle Stim­me be­sorg­te das Üb­ri­ge. Zu­dem ver­ei­nig­te sie auch noch ei­ne gu­te Auf­fas­sungs­ga­be und ei­ne sehr ho­he In­tel­li­genz auf sich.

Auch As­hleigh fand ge­fal­len an ih­rem Kol­le­gen der ei­ne ge­wis­se Ähn­lich­keit mit dem jun­gen Burt Reynolds hat­te. Nur der Bart fehl­te Cooper Knight da­für aber den konn­te man ja wach­sen las­sen. Trotz­dem ka­men sich die bei­den nicht nä­her. Die Vor­schrif­ten beim FBI wa­ren in der Be­zie­hung ziem­lich deut­lich for­mu­liert und er­laub­ten kei­ne ro­man­ti­sche Be­zie­hung un­ter Kol­le­gen. Auf­ge­ben woll­te sie ih­ren Job aber bei der Bun­des­be­hör­de auf kei­nen Fall. Seit sie noch ein klei­nes Mäd­chen war träum­te sie da­von zur Po­li­zei zu ge­hen und ge­fähr­li­che Ver­bre­cher zu ver­haf­ten. Das hat­te sie jetzt end­lich er­reicht, auch wenn für das Pri­vat­le­ben kaum noch Zeit blieb. As­hleigh war mit ih­rem Job ver­hei­ra­tet. Das hat­te den un­glaub­lich großen Vor­teil, dass der nicht fremd­ge­hen konn­te wie ih­re da­ma­li­ge High­school Lie­be.

Cooper Knight be­kam von sei­nem Agen­ten­füh­rer noch ei­ne Ak­te über­reicht in der die Hin­wei­se zu der Grup­pie­rung SNB auf­ge­führt wa­ren und ver­ließ mit sei­ner Kol­le­gin das Bü­ro ih­res Chefs. Drau­ßen auf dem Gang führ­ten die bei­den ei­ne un­ge­zwun­ge­ne Un­ter­hal­tung wäh­rend sie zum Aus­gang schlen­der­ten. In we­ni­gen Stun­den wür­de schon ihr Flug nach Port­land ab­he­ben. For­mal war Cooper Knight auf­grund der län­ge­ren Dienst­zeit ihr Vor­ge­setz­ter aber das spiel­te zwi­schen ih­nen kei­ne Rol­le. Spears hat­te sich schon auf der Aka­de­mie einen Na­men ge­macht. Ihr Ge­dächt­nis war phä­no­me­nal. Die hüb­sche Spe­ci­al Agen­tin ver­gaß kein Ge­sicht und konn­te sich auch noch Jah­re spä­ter an die Er­eig­nis­se mit der Per­son er­in­nern. Cooper hat­te sei­ne Vor­tei­le eher im schrift­li­chen Be­reich. Die Fak­ten die er in den Ak­ten las, konn­te er fast ori­gi­nal­ge­treu wie­der­ge­ben. Das hat­te ihm in der Schu­le, wenn es um das Ge­dich­te aus­wen­dig ler­nen ging schon oft ge­nug ge­hol­fen. Ein oder zwei­mal kurz vor Un­ter­richts­be­ginn zu le­sen hat­te aus­ge­reicht um es frei auf­sa­gen zu kön­nen. Nur mit den Zah­len funk­tio­nier­te das nicht. Jah­res­zah­len ver­gaß er be­reits wie­der, nach­dem er sie ge­le­sen hat­te.

 

Vor der FBI Zen­tra­le ver­ab­schie­de­ten sie sich von­ein­an­der und fuh­ren zu ih­ren Woh­nun­gen. Sie muss­ten noch für den Auf­trag in Port­land pa­cken be­vor am Nach­mit­tag ihr Flie­ger ging. Erst kurz vor dem Ab­flug wür­den sie sich wie­der am Flug­ha­fen tref­fen. As­hleigh Spears war sehr ge­spannt auf das was sie er­war­ten wür­de. Nach­dem die ei­gent­li­che Po­li­zei bis­her nur Hin­wei­se ge­sam­melt hat­te, ka­men sie den Tä­tern nicht auf die Spur. Es brauch­te die Hil­fe der Pro­fis vom FBI. Die Hil­fe von ihr und ih­rem Kol­le­gen. Ei­gent­lich freu­te sie sich auf die­se Auf­ga­be, ihr war nur nicht wohl bei dem Ge­dan­ken kei­ner­lei Kol­le­gen au­ßer Cooper bei sich zu ha­ben. Sie wa­ren nur zu zweit und die Ge­sell­schaft SNB ope­rier­te in den ge­sam­ten USA. Wie vie­le Leu­te dar­an be­tei­ligt wa­ren, konn­te man nicht ab­schät­zen. Na­tür­lich hat­ten sie die Po­li­zei­be­am­ten der Städ­te im Rücken, aber die konn­ten ih­nen nur Hin­wei­se lie­fern.

Auch Cooper wä­re es lie­ber ge­we­sen in ei­nem großen Te­am auf Ver­bre­cher­jagd zu ge­hen und nicht nur mit sei­ner Kol­le­gin. Er wuss­te, dass es ge­fähr­lich wer­den könn­te nur zwei Bun­de­s­agen­ten ins Feld zu schi­cken, um ei­ne gan­ze Or­ga­ni­sa­ti­on hoch­zu­neh­men. Oft hör­te man da­von, dass Freun­de und Kol­le­gen aus dem Le­ben ge­ris­sen wur­den, nur weil sie im Kampf ge­gen skru­pel­lo­se Ver­bre­cher al­lei­ne ge­gen ei­ne Über­macht an­ge­tre­ten wa­ren. Ih­re ein­zi­ge Aus­sicht auf Hil­fe war In­ter­pol in Ly­on, die aber ers­tens noch nichts von ih­rem Glück wuss­ten und zum an­de­ren nur Bü­ro­ti­ger be­schäf­tig­ten die sich ma­xi­mal an Brief­bö­gen mal die Fin­ger auf­schnit­ten. Die­se Men­schen wa­ren nicht im frei­en Feld zu ge­brau­chen. Da konn­te es schon ziem­lich hart zur Sa­che ge­hen.

Am frü­hen Nach­mit­tag, die laue Früh­lings­son­ne stand be­reits schon ziem­lich tief am Fir­ma­ment, tra­fen die bei­den Agen­ten vor dem Flug­ha­fen von Wa­shin­ton D.C. zu­sam­men. Ih­re Rei­se­ta­schen wur­den in die Ma­schi­ne ge­la­den und die bei­den Spe­ci­al Agents folg­ten in die Alu­mi­ni­um­hül­le. Wäh­rend die Boeing 737 über die Start­bahn ras­te, warf Cooper Knight einen Blick in die Ak­ten die ih­nen ihr Agen­ten­füh­rer zu­sam­men­ge­stellt hat­te. As­hleigh bat ihn laut vor­zu­le­sen was sie bis­her hat­ten. Sie woll­te sich die Ak­ten nicht auch noch an­schau­en müs­sen. Cooper las und fass­te es in sei­nen ei­ge­nen Wor­ten für sie zu­sam­men.

»Die meis­ten Op­fer sind jun­ge Frau­en die in pre­kä­ren Le­ben­sum­stän­den ste­cken. Be­vor­zugt spre­chen sie Stu­den­tin­nen an, die mit dem Klein­geld was sie als Kell­ne­rin ver­die­nen ihr Le­ben und ihr Stu­di­um fi­nan­zie­ren. Sie lo­cken sie al­le mit klei­ne­ren Be­trä­gen, wie 2000 bis et­wa 5000 Dol­lar für ein­fa­che Bo­ten­diens­te. Ir­gend­wo et­was ab­ho­len und an ei­nem an­de­ren Ort wie­der ab­stel­len. Die Po­li­zei tappt nach wie vor im Dun­keln. Sie ha­ben so­gar schon ver­sucht einen Ver­däch­ti­gen nur zu be­schat­ten und dar­auf zu war­ten, wer das ge­lie­fer­te Päck­chen ab­holt, aber auch nach drei Ta­gen war noch nie­mand dar­an in­ter­es­siert. Als sie das Pa­ket dann selbst ge­holt ha­ben war es leer. Der In­halt war wie von Zau­ber­hand ver­schwun­den, ob­wohl sie das Pa­ket die gan­zen drei Ta­gen nicht aus den Au­gen ge­las­sen hat­ten. Was die Be­am­ten in Texas ver­sucht ha­ben wä­re auch mein ers­ter An­satz ge­we­sen. Die ha­ben nur den Lie­fe­rant mit Zi­vil­be­am­ten be­ob­ach­tet und dar­auf ge­war­tet was pas­siert. Aber auch nach mehr als ei­nem Mo­nat wur­de er nicht wie­der be­auf­tragt. Ir­gend­je­mand der Grup­pie­rung die hin­ter SNB steht muss ent­we­der die gan­zen Ku­rie­re über­wa­chen, oder Ver­bin­dun­gen in die höchs­ten Po­li­zei­krei­se ha­ben.«

»Das wird ja im­mer bes­ser«, maul­te As­hleigh Spears ih­ren Kol­le­gen an. »Da ver­schwin­det Ma­te­ri­al aus Pa­ke­ten die über­wacht wer­den und die Ku­rie­re wer­den nicht mehr ein­ge­setzt, wenn wir sie im Au­ge be­hal­ten. Das ist ja wie ver­hext! Aber könn­ten wir nicht mit ein biss­chen Über­wa­chungs­tech­nik zu­min­dest die Emp­fän­ger aus­fin­dig ma­chen?«

»Wie soll das ge­hen?«, frag­te Cooper ver­wirrt. »Die las­sen ih­re Pa­ke­te nicht un­be­auf­sich­tigt. Wir kön­nen da nicht ein­fach einen Sen­der an­brin­gen und dar­auf war­ten, dass es ab­ge­lie­fert wird.«

Spears lä­chel­te ge­heim­nis­voll, »Wenn wir einen Ku­ri­er um­dre­hen kön­nen dann schaf­fen wir es auch ein Pa­ket nach­zu­ver­fol­gen.«

Wäh­rend die Boeing in zehn Ki­lo­me­ter Hö­he wei­ter Rich­tung Wes­ten flog dis­ku­tier­ten die bei­den As­hleighs Vor­schlag. Die Fra­ge war nur wie man einen Ku­ri­er um­dre­hen konn­te oh­ne das die SNB Leu­te nichts da­von mit­be­ka­men. Ganz egal aus wel­cher Per­spek­ti­ve sie das Pro­blem aber auch be­trach­te­ten ka­men sie zu kei­nem zu­frie­den­stel­len­den Er­geb­nis. Das Pro­blem war ein­fach nicht zu lö­sen. Je­de Mög­lich­keit die sie be­spra­chen, führ­te im­mer wie­der in die glei­che Sack­gas­se. Ei­ne Lie­fe­rung die nicht aus den Au­gen ge­las­sen wur­de konn­te man nicht ein­fach mit ei­nem Sen­der ver­se­hen, oh­ne dass es je­mand mit­be­kam. Sie brauch­ten an­de­re Lö­sungs­an­sät­ze.

Dann be­rich­te­te Cooper vom letz­ten Ku­ri­er den die Kol­le­gen in Port­land fest­ge­nom­men hat­ten. »Ed­win Nash hat fast 18 kg Cry­stal Meth aus dem Kof­fer­raum ei­nes Wa­gens der an ei­ner Um­ge­hungs­stra­ße ab­ge­stellt war her­aus­ge­holt. Sein Auf­trag war es die hoch­ge­fähr­li­che Dro­ge nach Sa­cra­men­to in Ka­li­for­ni­en zu brin­gen. Als er sie über­nom­men hat­te wur­de er von den Kol­le­gen ein­kas­siert. Lei­der hielt er sich für einen Ge­heim­agen­ten der sei­nen Auf­trag zu En­de brin­gen muss­te und fing an sich ge­gen sei­ne Fest­nah­me zur Wehr zu set­zen. Ein jun­ger Strei­fen­cop, der ihn mit sei­ner Dienst­waf­fe in Schach hal­ten woll­te, um sei­nen Vor­ge­setz­ten zu si­chern war al­ler­dings so ner­vös bei der Ge­schich­te das sich ein Schuss ge­löst hat. Er traf Mis­ter Nash so un­glück­lich in den Ober­bauch, dass sein Pro­jek­til erst den Ma­gen durch­lö­cher­te und an­schlie­ßend die Milz zer­fetz­te. Der 19 Jah­re al­te Aus­hilfs­ar­bei­ter wur­de in der Kli­nik notope­riert und konn­te durch die Ärz­te ge­ret­tet wer­den. Die Kol­le­gen ha­ben sein Ap­par­te­ment durch­sucht und fan­den nicht den ge­rings­ten Hin­weis auf das SNB. Erst als sie ihn ver­neh­men konn­ten kam her­aus, dass er da­für 2500 Dol­lar er­hal­ten soll­te, was in sei­nem Fall un­ge­fähr drei Mo­nats­ge­häl­tern ent­spricht. Der Wa­gen den man ihm zur Ver­fü­gung stell­te war erst am Vora­bend aus der Ga­ra­ge ei­ner Fa­mi­lie ge­stoh­len die einen Kur­z­ur­laub in der Ka­ri­bik ver­bringt.«

»Sehr cle­ver«, summ­te As­hleigh, »Der Dieb­stahl des Wa­gens wä­re al­so gar nicht auf­ge­fal­len be­vor Nash sei­nen Auf­trag be­en­det hat­te. Wie ha­ben die Kol­le­gen da­von er­fah­ren, dass Mis­ter Nash et­was er­le­digt?«

»Es gab einen an­ony­men Hin­weis auf den Wa­gen in dem die Dro­gen ver­steckt wa­ren.«

»Ein an­ony­mer Hin­weis auf gleich mal 18 kg Cry­stal Meth? Wer könn­te ein In­ter­es­se dar­an ha­ben so et­was zu ver­ra­ten?«, frag­te sie.

»Ein Dro­gendea­ler dem es an­ge­bo­ten wur­de?«

»Un­wahr­schein­lich«, schüt­tel­te Spears den Kopf, »zu­fäl­lig weiß ich, dass die meis­ten Dro­gen an der West­küs­te über den Ha­fen von Se­att­le ins Land ge­lan­gen und Cry­stal Meth ver­kauft sich am bes­ten in Los An­ge­les, Las Ve­gas oder in San Fran­cis­co. Sa­cra­men­to liegt nicht weit von San Fran­cis­co ent­fernt. Gut mög­lich, dass es nur ein wei­te­rer Über­ga­be­ort war an dem die 18 Kg auf­ge­teilt wer­den soll­ten. 6 kg wer­den ex­tra ab­ge­packt und die rest­li­chen 12 kg wer­den durch einen wei­te­ren Ku­ri­er wei­ter nach Sü­den ge­schafft. 1,5 Gramm da­von kos­ten knapp 100 Dol­lar. Das sind al­so rech­ne­risch 1,2 Mil­lio­nen Dol­lar. Die 2500 Dol­lar für Nash sind al­so nicht mehr als ein klei­nes Trink­geld und er trägt das gan­ze Ri­si­ko.«

Cooper nick­te nur stumm. Ed­win Nash wür­de für ei­ni­ge Jah­re hin­ter Git­ter ver­schwin­den. Er wuss­te zwar nicht was er da trans­por­tiert aber das spiel­te auch kei­ne Rol­le. Al­lei­ne die trans­por­tier­te Men­ge war so groß, dass man ihm ei­ne Ver­tei­lungs­ab­sicht nach­wei­sen konn­te. Un­wis­sen­heit schützt nicht vor ei­ner Stra­fe. Die Stra­fe für Dro­gen­schmug­gel über ei­ne Bun­des­gren­ze war so schon hoch ge­nug, dass es kei­ne Rol­le mehr spiel­te, ob er es ver­kau­fen woll­te oder nicht.

3. Kapitel
Vereinigte Staaten, Cleveland (OH)

Es är­ger­te ihn maß­los. Der gan­ze Plan war ge­schei­tert. Er hat­te für die­ses Vor­ha­ben ex­tra mehr als ei­ne Mil­li­on ris­kiert und ein ver­damm­ter Strei­fen­cop mit sei­nem un­ru­hi­gen Fin­ger ver­ei­tel­te ihn. Jetzt hat­te er bril­lan­te Fo­tos, die ihm über­haupt nicht schmeck­ten. Wa­rum muss­te der Ser­geant ge­nau an die­sem ver­damm­ten Tag mit ei­nem Frisch­ling un­ter­wegs sein, der sich schon in die Ho­se macht, wenn ei­ner laut hus­tet? Das konn­te ein­fach nicht wahr sein. Gut, der Auf­tritt sei­nes Ku­ri­ers war gar nicht so übel wie er sich das vor­ge­stellt hat­te, aber die Fol­gen wa­ren al­les an­de­re als das, was er ge­plant hat­te. Aus­ge­rech­net die­ser Cop stand ihm in Port­land noch im Weg.

Der Plan war ei­gent­lich nar­ren­si­cher. Sein Ku­ri­er soll­te den ver­damm­ten Cop so weit rei­zen bis der sich nicht mehr hal­ten konn­te und dem Ku­ri­er et­was an­tut. Dann wä­re er ihn we­nigs­tens gleich los ge­we­sen und die Na­ti­on wä­re wie­der durch­ge­dreht. Ein dun­kel­häu­ti­ger Ku­ri­er, jung und däm­lich wie ei­ne Land­stra­ße, wird von ei­nem Dro­gen­cop auf of­fe­ner Stra­ße ver­prü­gelt. Da­zu die hüb­schen Fo­tos die er in Auf­trag ge­ge­ben hat­te schön un­ter die Me­di­en ver­teilt und schon hät­te er die­sen Ty­pen min­des­tens die nächs­ten tau­send Jah­re los. Die gan­ze afro­ame­ri­ka­ni­sche Be­völ­ke­rung hät­te wie­der et­was wor­auf sie ein­prü­geln konn­te und sei­ne Ge­schäf­te an der West­küs­te fie­len nicht mehr ins Ge­wicht. Vor al­lem be­käme sie nie­mand mit, weil sie al­le ab­ge­lenkt wä­ren.

Schon viel zu oft war ihm die­ser Dro­gen­spür­hund in die Pa­ra­de ge­fah­ren und hat­te mehr als ge­nug sei­ner Ak­tio­nen ver­hin­dert. Der muss­te ein­fach weg, da­mit er in Port­land freie Hand hat­te. Jetzt stand er in sei­nem Bü­ro am Fens­ter und blick­te hin­un­ter auf den La­ke Erie. In sei­ner Hand hielt er ein Glas zwölf Jah­re ge­reif­tem Scotch mit zwei Eis­wür­feln, die im Glas klirr­ten. Er muss­te sich et­was Neu­es aus­den­ken. Der Blick auf das blaue Was­ser, was in der Früh­lings­son­ne glänz­te, brach­te ihn im­mer wie­der auf die bes­ten Ide­en. Heu­te al­ler­dings blieb die Wir­kung aus. Da­für mel­de­te sich das Te­le­fon auf sei­nem Schreib­tisch. Miss­mu­tig stell­te er das Glas auf die Tisch­plat­te und nahm das Ge­spräch ent­ge­gen.

»Was?«, frag­te er sau­er.

»Wir be­kom­men ein Pro­blem in Port­land, Sir.«

»Was für ein Pro­blem? Tritt zu­fäl­lig noch der Co­lum­bia Ri­ver über die Ufer und schwemmt die­ses Dreck­loch weg?«

»Nein Sir«, schränk­te der An­ru­fer ein. »Das FBI ist auf dem Weg nach Port­land. Wa­shing­ton schickt zwei Spe­ci­al Agents die un­se­re Ak­ti­vi­tä­ten un­ter­su­chen sol­len. Die sit­zen schon in ei­ner Ma­schi­ne, die in Kür­ze hier lan­det!«

»Ha­ben wir zu­fäl­lig noch ei­ne Bo­den-Luft-Ra­ke­te üb­rig? Wir könn­ten sie vom Him­mel ho­len. Es war klar, dass sich die­se Schnüff­ler ir­gend­wann auf die Su­che ma­chen. Wir sind dar­auf vor­be­rei­tet. Schaf­fen sie bes­ser die­sen Ser­geant Bar­ber aus dem Weg. Der hat uns in den letz­ten Mo­na­ten schon vie­le Lie­fe­run­gen ver­saut und ich bin es lang­sam leid ihn mit Samt­hand­schu­hen an­fas­sen zu müs­sen.«

 

»Un­se­re Waf­fen sind be­reits ver­kauft Sir. Aber das ist das FBI, was da an­kommt und kein Tau­ben­züch­ter­ver­ein.«

»Es gibt kei­nen großen Un­ter­schied zwi­schen dem FBI und ei­nem Tau­ben­züch­ter­ver­ein. Die wer­den nichts Ver­wert­ba­res fin­den und flie­gen dann wie­der zu­rück. Selbst, wenn sie et­was fin­den soll­ten ha­be ich sie im­mer ge­nau da wo ich sie ha­ben will. Je mehr sie zu se­hen glau­ben, um­so ein­fa­cher ist es sie zu täu­schen. Un­se­re Vö­gel­chen be­kom­men Bar­geld in ei­nem Brief­um­schlag, das sich nicht zu­rück­ver­fol­gen lässt. Die glau­ben, sie ar­bei­ten für ei­ne staat­li­che Be­hör­de und es gibt im gan­zen Land Mil­lio­nen da­von. Das ein­zi­ge, was mir Sor­gen macht, sind die­se däm­li­chen Be­am­ten, die mir im­mer wie­der in die Sup­pe spu­cken und ex­trem ho­he Kos­ten ver­ur­sa­chen. Das Hu­man­ka­pi­tal ist egal, die sind leich­ter zu er­set­zen als feh­len­de Zi­ga­ret­ten. Aber die­se klei­nen Men­gen, die wir sie trans­por­tie­ren las­sen, ge­hen ganz schön ins Geld. Ro­ger Bar­ber hat uns zwi­schen­zeit­lich schon mehr als vier Mil­lio­nen ge­kos­tet, weil er sei­ne Ad­ler­na­se im­mer wie­der in mei­ne An­ge­le­gen­hei­ten hängt. In kei­ner an­de­ren Stadt ha­ben wir die­ses ver­damm­te Pro­blem. Aber es ist nicht so ein­fach einen Dro­gen­fahn­der um­zu­le­gen, oh­ne die ge­sam­te Trup­pe auf­zu­we­cken, die an ih­ren Do­nut­lä­den schla­fen. Ich möch­te den aus dem Weg ha­ben, dann kön­nen wir end­lich mit großen Men­gen ope­rie­ren.«

»Was sol­len wir tun?«, frag­te die Stim­me aus dem Te­le­fon.

»Nicht in die Ho­sen schei­ßen. Ich küm­me­re mich schon dar­um. Im Mo­ment blei­ben wir in Port­land bei den klei­nen Men­gen bis wir end­lich Bar­ber aus dem Weg ha­ben. Än­dern sie ein­fach die Rou­ten für un­se­re Lie­fe­run­gen bis ich grü­nes Licht ge­be.«

»Wann kommt die nächs­te Lie­fe­rung?«

Er muss­te kurz nach­den­ken. Es war nicht so ein­fach den Über­blick zu be­hal­ten, wenn man in vie­len Städ­ten gleich­zei­tig am Ar­bei­ten war. Dann fiel es ihm wie­der ein. »Die nächs­te Lie­fe­rung trifft nächs­ten Don­ners­tag ein. Ir­gend­was um 30 Ki­lo­gramm in klei­nen Men­gen wie bis­her. Ver­sen­den sie ma­xi­mal fünf Ki­lo­gramm zu un­se­ren Ab­neh­mern, bis wir den blö­den Cop los­ge­wor­den sind.«

»In Ord­nung Sir«, klang die Stim­me aus dem Hö­rer und die Ver­bin­dung wur­de un­ter­bro­chen.

Der gu­te Scotch in sei­nem Glas war durch die ge­schmol­ze­nen Eis­wür­fel schon ver­wäs­sert. Wü­tend kipp­te er den In­halt in die Blu­men auf sei­ner Fens­ter­bank und schenk­te sich ein zwei­tes Glas ein. Die­ses Mal oh­ne Eis­wür­fel. Er brauch­te einen Plan, den Ro­ger Bar­ber, den Dro­gen­fahn­der aus Port­land, end­lich dar­an hin­der­te, sei­ne Ge­schäf­te auf­zu­de­cken. Er­neut blick­te er wie­der auf das auf­ge­wühl­te Was­ser un­ter­halb sei­nes Bü­ros. Nur we­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter hat­te er ei­ne groß­ar­ti­ge Idee, wie er sei­nen Wi­der­sa­cher im Wes­ten aus dem Weg räu­men könn­te. Er trank den Scotch mit ei­nem tie­fen Zug aus und schluck­te das hoch­pro­zen­ti­ge Ge­tränk. Die Hit­ze des Al­ko­hols in sei­nem Sch­lund fühl­te er bis es in sei­nem Ma­gen lan­de­te. Dann griff er zum Te­le­fon und wähl­te ei­ne Kurz­wahl.

»Ja?«, mel­de­te sich ei­ne zar­te Frau­en­stim­me.

»Hal­lo Em­ma. Sag mal, wann hat Bar­ber sei­nen nächs­ten Ter­min bei ei­ner dei­ner An­ge­stell­ten?«

»In un­ge­fähr ei­ner Wo­che be­sucht ihn Ma­de­lei­ne, aber warum möch­test du das wis­sen?«

»Kannst du Ma­de­lei­ne et­was mit­ge­ben, wenn sie ihn be­sucht?«

»Kla­mot­ten oder was?«, frag­te sie.

»Hör auf mit dem Un­sinn. Ich will, dass sie ihm et­was un­ter­schiebt, am bes­ten gut ver­steckt!«

Er hör­te sie lei­se stöh­nen be­vor sie sag­te, »Wie groß und schwer ist es, was sie ver­ste­cken soll?«

Ein Lä­cheln um­spiel­te sei­ne Lip­pen, »Et­wa ein Pfund schwer und nicht grö­ßer als drei Schach­teln Kip­pen.«

»Das soll­te sie schaf­fen. Musst du wis­sen, wo es ver­steckt ist?«

»Nur grob. Das FBI wird es dann schon fin­den und ihn aus dem Ver­kehr zie­hen!«

»Du weißt schon das mir da­durch ein Stamm­kun­de weg­fällt?«

Er nick­te. »Na­tür­lich weiß ich das. Ich wer­de mir et­was als Aus­gleich ein­fal­len las­sen. Vi­el­leicht der Bür­ger­meis­ter oder so.«

»Der ist doch so­wie­so schon Kun­de bei mir«, lach­te sie, »Die hal­be Stadt­ver­wal­tung ist bei mir Kun­de. Wenn das de­ren Schlam­pen zu Hau­se wüss­ten, könn­te ich die Stadt über­neh­men!«

»Du be­kommst einen Aus­gleich, das ist ver­spro­chen, Em­ma. So­bald Bar­ber weg ist sor­ge ich da­für, dass du einen neu­en Kun­den be­kommst, der ge­nug Geld bei dir lässt«, ver­sprach er.

»Okay, ich ge­be dir Be­scheid wo Ma­de­lei­ne dein Päck­chen ver­steckt hat. Wer bringt es?«

Er dach­te kurz dar­über nach, dann sag­te er, »Ein Ku­ri­er wird es am üb­li­chen Platz hin­ter­le­gen. Ich sor­ge da­für, dass es spä­tes­tens am Don­ners­tag da ist.«

»In Ord­nung«, be­stä­tig­te sie die Ab­spra­che. »Ich ge­be dir so­fort Be­scheid wo sie es bei ihm hin­ter­legt hat.«

»Dan­ke Em­ma«, lä­chel­te er und leg­te auf.

Di­rekt da­nach nahm er sei­nen gol­de­nen Ku­gel­schrei­ber und mach­te sich ei­ne kur­ze No­tiz auf sei­ner Schreib­un­ter­la­ge. Den Ku­ri­er zu fin­den war kein Pro­blem, nur muss­te er ein­mal mehr auf das Geld für ein hal­b­es Ki­lo Stoff ver­zich­ten. Al­ler­dings wä­re er dann auch Ro­ger Bar­ber los und konn­te in Port­land end­lich auf die großen Lie­fe­run­gen um­stei­gen. Die Ku­rie­re wa­ren zwar nicht teu­er, aber für je­den klei­nen Ab­schnitt muss­te er wie­der Klein­be­trä­ge auf­wen­den, die sich mit der Men­ge schon zu ei­nem großen Aus­ga­b­e­pos­ten sum­mier­ten. Die an­de­re Mög­lich­keit wä­re Port­land kom­plett aus­zu­spa­ren und einen Um­weg über Spo­ka­ne und dann nach Re­no in Kauf neh­men. Der län­ge­re Weg war zwar si­che­rer, aber es wür­de zu ei­ner Un­ter­ver­sor­gung füh­ren, die er sich nicht er­lau­ben woll­te. Das gan­ze Lie­fer­netz­werk auf­zu­bau­en war schon schwer ge­nug.

* * *