Wünsch dich in Wunder-Weihnachtsland Band 11

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Rettung für das Weihnachtsfest

Eine schwere Erkältung hatte den Weihnachtsmann ans Bett gefesselt. Mit viel heißem Tee hatten die Wichtel ihn gesund gepflegt, sodass er kurz vor dem bevorstehenden Weihnachtsfest wieder auf seinen Beinen stehen konnte. Sein Gesicht war immer noch sehr blass, aber er hatte sich vorgenommen, eine Probefahrt mit seinem Schlitten zu machen. Er wollte für den Heiligen Abend gut vorbereitet sein, damit jedes Geschenk rechtzeitig seinen Besitzer erreichte.

So stapfte der Weihnachtsmann durch den tiefen Schnee am Nordpol zu seinem Gefährt. Er schnäuzte sich ein letztes Mal seine gerötete Nase und kramte in der Tasche seines Mantels nach dem Zündschlüssel für den Schlitten. Doch sosehr er auch suchte, er konnte den Schlüssel nicht finden. Seine Finger tasteten jeden Winkel seiner Manteltaschen ab, aber der Schlüssel war nicht dort. Ihm brach der Schweiß aus und sein Herz schlug schnell in seiner Brust. Der Schlüssel musste doch in der Manteltasche sein!

Ratlos stapfte er zurück ins Haus und setzte sich erschöpft auf einen Stuhl. Er hatte keine Idee, wo der Schlüssel sein könnte.

„Du solltest dich wieder hinlegen und in Ruhe darüber nachdenken, dann fällt es dir bestimmt ein, wo du den Schlüssel hingetan hast“, riet ihm einer der Wichtel. „Ich bringe dir jetzt einen heißen Kakao, den kannst du im Bett trinken“, setzte er nach und schob den Weihnachtsmann vehement vom Stuhl in Richtung Bett.

„Ich hoffe, du hast recht“, stöhnte der Weihnachtsmann, während er sich erschöpft auf die weiche Matratze fallen ließ. „Falls du dich irrst, fällt Weihnachten dieses Jahr ins Wasser.“ Unmittelbar nach dem heißen Getränk fiel er in einen traumlosen Schlaf.

Als das regelmäßige Schnarchen des Weihnachtsmannes zu hören war und die Wichtel den Raum verlassen hatten, sah niemand, wie vier kleine Mäuse aus ihrem Versteck hervorkamen. Als Erstes Galois mit seinem grauweißen Fell und den wachen Augen, dann der hellbraune, immer etwas ängstliche DʼArtagnan, gefolgt vom schwarzen, meist glücklichen Felix und dem pummeligen, stets hungrigen Balu.

„Das ist eine ernste Angelegenheit. Niemand wird am Heiligen Abend seine Geschenke bekommen, wenn der Weihnachtsmann seinen Schlitten nicht fliegen kann“, analysierte Galois die Situation.

„Das stimmt, aber bevor wir überlegen, was wir tun, sollten wir sicher sein, dass der Weihnachtsmann auch wirklich schläft. Ich habe keine Lust, dass er seine Katze auf uns ansetzt“, erwiderte DʼArtagnan.

„Du Angsthase!“ Galois verdrehte die Augen. „Das Geräusch, das du hörst, ist kein Sägewerk, sondern der Weihnachtsmann im Land der Träume!“

Während Galois sprach, stemmte Felix seine Pfötchen in die Hüfte und setzte sich auf seine Hinterbeine. „Galois hat recht. Wir müssen dem Weihnachtsmann helfen, seinen Zündschlüssel wiederzufinden, sonst ist das Weihnachtsfest verloren. Nur wo fangen wir an zu suchen?“

Ratlos schauten sich DʼArtagnan, Galois und Felix an, während Balu alte Kekskrümel vom Boden verspeiste. Mit vollen Backen und genüsslich geschlossenen Augen nuschelte er: „Ich weiß vielleicht, wo der Schlüssel ist, aber ihr dürft nicht böse werden.“

Überrascht und erwartungsvoll sahen ihn seine drei Freunde an. Galois war der Erste, der seine Sprache wiederfand. „Wenn du weißt, wo der Zündschlüssel ist, dann musst du das sagen, sonst gibt es dieses Jahr kein Weihnachten.“ Seine Stimme klang streng.

Balu wurde verlegen, und wenn sein Fell nicht so tiefbraun und dicht gewesen wäre, hätte man meinen können, er errötete. „Als der Weihnachtsmann krank wurde und ihr deswegen so aufgeregt wart, bekam ich plötzlich Appetit auf Lebkuchen. Der Hunger wurde immer schlimmer und da fiel mir der Lebkuchenvorrat im Handschuhfach des Weihnachtsmannschlittens ein ...“

Felix und Galois entfuhr ein Stöhnen, denn sie ahnten die Fortsetzung der Geschichte. DʼArtagnan zuckte bei dem Geräusch zusammen und schaute ängstlich Balu an, während dieser fortfuhr.

„Ich bin also in die Manteltasche des Weihnachtsmannes geklettert, habe mir den Schlüssel geschnappt und mich an den Lebkuchen satt gegessen. Ich sage euch, sie waren köstlich, allerdings war mein Bauch nachher so voll, dass ich den Schlüssel nicht mehr tragen konnte, deshalb habe ich ihn unter der Wolldecke auf der Rückbank versteckt.“

DʼArtagnan schlug sich die Pfoten vor seine Nase. „Das war aber gefährlich, was du getan hast! Hattest du keine Angst, draußen im Schnee zu erfrieren?“

Galois und Felix stöhnten erneut auf und fast synchron erwiderten sie: „Das war nicht gefährlich, sondern sehr dumm, was Balu gemacht hat!“

Der sonst so friedliche Felix wurde richtig wütend, je länger er sprach. „Du hast nicht nur eigensüchtig gehandelt, sondern mit deinem Tun das ganze Weihnachtsfest in Gefahr gebracht. Du musst das wieder in Ordnung bringen!“

Balu schluckte den letzten Bissen der Kekskrümel hinunter und fuhr sich nachdenklich durch das Fell.

„Ich stimme Felix zu und du hast uns noch nicht mal einen Krümel mitgebracht. Halten Freunde, wie wir es sind, nicht zusammen?“ Galoisʼ Stimme hatte einen vorwurfsvollen Klang bekommen.

„Ja, einer für alle und alle für einen wie bei den vier Musketieren!“, rief der kleine DʼArtagnan in die Runde.

Felix und Galois schlugen sich mit der Pfote vor die Stirn. „Wir müssen jetzt nicht melodramatisch werden, DʼArtagnan“, sagte Galois und wandte sich dann Balu zu. „Lieber Freund, was gedenkst du jetzt zu tun?“

Balu trat von einer Pfote auf die andere. „Ich gebe zu, dass ich egoistisch und es nicht richtig war, das Weihnachtsfest zu gefährden. Allerdings muss ich noch mal betonen, wie groß mein Hunger war. Ich werde den Schlüssel zurückbringen. Und ich habe einen Lebkuchen für schlechte Zeiten versteckt, den möchte ich euch schenken, damit ihr nicht mehr böse auf mich seid.“

Felix musste bei den treuherzigen Worten seines Freundes lächeln und auch Galois konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Als Letztes entspannten sich die Gesichtszüge von DʼArtagnan.

So kam es, dass Felix, Galois und DʼArtagnan den letzten Lebkuchen mit Behagen verspeisten, während Balu durch den kalten Schnee lief und den Zündschlüssel ins Haus brachte. Die pummelige Maus brauchte einige Zeit, bis sie den Schlüssel auf das Bett des Weihnachtsmannes gehievt hatte. Die Platzierung auf dem Bauch des Weihnachtsmannes ging mithilfe seiner drei Freunde leichter. Als Balu den Schlüssel gerade losgelassen hatte, fing der Weihnachtsmann an sich zu bewegen.

Als der Weihnachtsmann aus seinem Tiefschlaf erwachte, fühlte er sich kräftiger und erholter. Beschwingt schwang er die Beine aus dem Bett. Jetzt würde er nach dem Zündschlüssel suchen. Es war seine Pflicht, das Weihnachtsfest zu retten, auch wenn er bislang keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte. Da rutschte etwas von seiner Brust und fiel klirrend auf den Steinboden.

Verwirrt bückte er sich und hielt den Zündschlüssel seines Schlittens in der Hand. Ein überraschtes „Ho, ho, ho“ entsprang seinen Lippen und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Das Weihnachtsfest war gerettet.

Während die Wichtel feierten und der Weihnachtsmann eine weitere heiße Schokolade zur Stärkung trank, erhielt Balu von Galois unter dem Bett eine Kopfnuss. „Und das machst du nie wieder! Fast wäre wegen deines ständigen Hungers Weihnachten ausgefallen.“

Balu grinste und rieb sich sein Mäusebäuchlein. „Also, ein kleines bisschen Hunger habe ich gerade schon wieder.“

DʼArtagnan, Galois und Felix verdrehten die Augen.

Dr. med. Barbara Bellmann wurde 1984 in Hagen/Westfalen geboren. Nach dem Studium der Humanmedizin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn begann sie in Aachen ihre Facharztausbildung zur Kardiologin am dortigen Universitätsklinikum. Seit August 2017 arbeitet sie als Kardiologin an der Universitätsklinik Köln. Sport und Literatur begeistern sie neben ihrer Tätigkeit als Ärztin.

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Himmelsschätze

Viele schöne Himmelsschätze

Sind im Menschenkind versteckt

Fügen sich zu Sätzen

Wollen auf Erden ihren Platz

Haben sich unaufdringlich leise

Umgeformt in Erkenntnis Sicht Weisen

Um durch bekannte Sphären Klänge

Noch Unbekanntes zu bezeugen

Ingeborg Henrichs, gebürtige Paderbornerin, zu Hause in Ostwestfalen, verfasst bevorzugt kürzere Texte; einige Veröffentlichungen.

*

Fridolin backt Weihnachtsplätzchen

Über Nacht ist es Winter geworden. Dicke Schneeflocken fallen vom Himmel und hüllen den Wald in einen weißen Mantel. Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist das Zwergenland mit einer dichten Schneedecke überzogen. Ein eisiger Wind bläst Fridolin um die Nase, als er das Fenster öffnet. In einigen Tagen ist Weihnachten und es wird höchste Zeit, sich um die Weihnachtsbäckerei zu kümmern.

Der kleine Zwerg Fridolin ist heute schon sehr früh aufgestanden. Wie in jedem Jahr möchte er mit seinem Freund Kuno Weihnachtsplätzchen backen. Die beiden Zwerge naschen für ihr Leben gerne und freuen sich auf die süßen Weihnachtsleckereien. Schon gestern haben sie eine lange Einkaufsliste geschrieben. Mehl, Zucker, Butter ...

„Wir müssen unbedingt Schokolade kaufen“, sagt Kuno und setzt seine Mütze auf.

 

Fridolin lacht. „Backpulver und Eier müssen wir auch holen.“

Mit einem großen Korb machen sie sich gleich nach dem Frühstück auf den Weg zum Kaufmann.

„Guten Morgen, Herr Lehmann“, sagt Fridolin freundlich, als sie den Laden betreten.

Staunend betrachten die Zwerge die vielen leckeren Dinge, die in den Regalen stehen.

„Sieh mal, da ist unsere Schokolade“, ruft Kuno aufgeregt.

Herr Lehmann lacht und legt eine große Tafel Schokolade auf den Tresen.

Nach und nach wandern Mehl, Zucker, Eier, Butter und Backpulver in Fridolins Korb. Die Zwerge haben es eilig, denn es wartet noch eine Menge Arbeit auf sie. Rasch verabschieden sie sich von Herrn Lehmann und laufen durch den Schnee nach Hause.

Fridolin holt eine große Schüssel aus buntem Porzellan aus der Speisekammer und stellt sie auf den Tisch. Kuno bringt alle Zutaten für die Weihnachtsplätzchen in die Küche. Vorsichtig schlägt er nun ein Ei nach dem anderen in die Schüssel. Dann kommen feiner weißer Zucker und Butter dazu. Der kleine Zwerg schüttet zum Schluss Mehl und Backpulver in den Teig. Kuno hält die Schüssel mit beiden Händen fest, während Fridolin kräftig rührt.

„Halt!“, ruft Kuno plötzlich und sieht seinen Freund erschrocken an. „Wir haben die Schokolade vergessen.“

Fridolin greift in seine Jackentasche. „Was wären Schokoladenplätzchen ohne Schokolade?“, sagt er und lacht.

Die Zwerge brechen kleine Stückchen von der Schokolade ab und mischen sie unter den Teig.

„Ich kann nicht mehr, jetzt darfst du rühren“, sagt Fridolin erschöpft und reicht seinem Freund den Löffel.

Während Kuno nun kräftig mit dem Rührlöffel arbeitet, schleckt Fridolin von dem süßen Teig. „Hm, ist das köstlich, probier doch einmal.“

Das lässt Kuno sich nicht zweimal sagen. Die Zwerge naschen und schlecken so lange von dem leckeren Schokoladenteig, bis fast nichts mehr übrig ist.

Gemeinsam schieben sie schließlich das schwere Backblech in den Ofen und bald duftet es in der Zwergenküche herrlich nach goldgelben Weihnachtsplätzchen.

Wenn ihr, liebe Kinder, Appetit bekommen habt, hier ist das Rezept:

Schokoladenplätzchen

300 g Mehl

150 g Butter

100 g Zucker

2 Eier

1 P. Backpulver

125 g geriebene Schokolade

Alles zu einem Teig verarbeiten. Kleine Teighäufchen auf ein Backblech setzen und bei 180 Grad circa zehn Minuten backen.

Fröhliche Weihnachten!

Helga Licher wohnt in Bramsche.

*

Heiligabend im Winterwald

Es war am Heiligen Abend vor einigen Jahren. Das unfreundliche Wetter an diesem Tag konnte mich nicht davon abhalten, eine kurze Auszeit einzulegen, um mir Zeit zum Nachdenken zu nehmen, bevor ich entspannt dem Weihnachtsfest entgegensehen konnte. Es war ein unangenehmer, nasskalter Tag, als ich beschloss, einen Spaziergang mitten durch die Feldgemarkung zu unternehmen. Die Temperaturen bewegten sich entlang der Frostgrenze und der eisige Wind fegte die letzten farbigen Blätter von den Bäumen.

Ich hatte einen Weg eingeschlagen, der mich geradewegs zu einem nahen Waldrandgebiet führen würde. Die letzten Meter vor dem Eintauchen in den weitgehend vom Blattwerk befreiten Buchenwald musste ich entlang einiger kleinerer Wohnhäuser zurücklegen, die mit ihrem Erscheinungsbild keinen Zweifel daran ließen, dass das Weihnachtsfest vor der Tür stand. Überall waren glitzernde Girlanden in den Vorgärten zu sehen und einige stattliche Tannenbäume versuchten, mit ihrer Festbeleuchtung mit einzelnen Weihnachtsbäumchen zu konkurrieren, die zwischen den Vorhängen der anmutig verzierten Fenster hindurchblinzelten.

Ich hatte den Waldrand inzwischen erreicht und der Wind störte mich nicht mehr allzu sehr. Ich empfand die Ruhe um mich herum als angenehm und ausgesprochen wohltuend.

Nach etwa 500 Metern auf meiner weiteren Wanderung bemerkte ich zum ersten Mal dieses merkwürdige Rascheln im Unterholz, das mich offenbar zu begleiten schien. Ich konnte die Ursache nicht erkennen, aber meine Neugierde war jetzt geweckt. Und dann sah ich es. Ich hatte schon eine ganze Weile das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber jetzt starrte mich ein Paar leuchtende Augen an, das ich sofort einer großen Katze zuordnen konnte, wenn nicht sogar einer Wildkatze.

Ich verlangsamte meinen Schritt und begann mich meinem Begleiter zu nähern. Verblüffenderweise lief das Tier nicht davon, sondern es ließ mich mit aller gebotenen Vorsicht langsam näher kommen. Mein Erstaunen hätte nicht größer sein können, als es seine Deckung vollständig verließ und wenige Meter vor mir mit einem geschmeidigen Satz auf dem Weg landete und danach keine Anstalten machte, die Flucht zu ergreifen.

Ich glaubte inzwischen nicht mehr daran, dass es sich um eine echte Wildkatze handelte, viel zu zutraulich erschien mir das Tier und dieser Eindruck bestätigte sich auch sehr schnell. Doch es sollte noch viel verwunderlicher werden.

Das Tier schien mich inzwischen auffordern zu wollen, ihm hinterherzulaufen. Es bewegte sich behutsam, aber zielstrebig von mir weg und achtete offensichtlich darauf, dass ich in seiner Nähe blieb. Gut 100 Meter kletterten wir gemeinsam eine leichte Anhöhe hinauf, als mir langsam klar wurde, dass das intelligente Kerlchen mir wahrscheinlich etwas sehr Wichtiges zeigen würde.

Aber noch bevor ich den Gedanken zu Ende bringen konnte, bahnte sich die Auflösung eines geradezu unglaublichen Erlebnisses für mich an. Lange bevor ich es sehen konnte, war es schon zu hören. Ein leises, unverkennbar von einer kleinen Katze stammendes Wimmern drang an mein Ohr.

Meine Begleiterin bewegte sich jetzt immer schneller und blieb urplötzlich vor einem gut versteckten Reisighaufen stehen, auf dem ein offenbar erst vor Kurzem herabgefallener Ast liegen geblieben war. Und das kleine Katzenbaby unter all diesen Ästen war nicht mehr in der Lage, sich alleine daraus zu befreien.

Ich hatte verstanden. Bevor ich nun damit begann, den großen Ast zur Seite zu räumen, warf ich noch einen Blick auf die Katzenmama, die ihren Kopf zur Seite neigte und mit einem weithin vernehmbaren Miauen ihre Zufriedenheit ausdrückte.

Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Kaum war die kleine Katze befreit, hüpfte sie zur Seite und die beiden entfernten sich schnell von mir. Aber sie liefen nicht einfach davon. Sie blieben noch einmal stehen und sahen sich nach mir um. In den Augen der Katzenmama glaubte ich, eine innige Dankbarkeit erkennen zu können.

Dann sprangen sie gemeinsam in das unübersichtliche Gebüsch und entzogen sich damit meinem Blickfeld.

Nachdem ich wieder zu Hause angekommen war, musste ich noch lange über diese seltsame Begebenheit nachdenken. Ich habe die Geschichte nie vergessen können und die damit verbundenen Weihnachtstage gehören bis heute zu den schönsten Erinnerungen meines Lebens.

Gerhard P. Steil schreibt schon seit vielen Jahren Gedichte und Geschichten. Seine Sammlung ist inzwischen so groß geworden, dass er beschlossen hat, das eine oder andere in Buchform zu pressen. Den größten Spaß hat er jedoch daran, wenn er Weihnachtsgeschichten unter die Leute bringen kann.

*

Die Nacht davor

Morgen schon ist Heiligabend,

wie doch jetzt die Zeit verfliegt,

vieles, das zu tun noch wartet,

weil es mir am Herzen liegt.

Hab den Baum bereits im Zimmer,

er ist zauberhaft und schön,

geh mit ihm gleich auf die Reise,

werd das Land der Kindheit sehn.

Muss wohl heuer etwas sparen,

reiche trotzdem ungelenk,

aber freudig und von Herzen

meinen Liebsten ein Geschenk.

Für den Bruder, für die Schwester,

für mein Kind, für meinen Mann,

für die Eltern, deren Alter

man wohl Gnade nennen kann,

für die Freundin, die das Leben

manchmal so vergnüglich macht,

allen sei durch kleine Gesten

meine Liebe dargebracht.

Morgen wird das Christkind kommen

und ich fühle mich bereit,

manches werde ich nicht schaffen,

ist halt viel zu kurz, die Zeit.

Doch das Christkind wirdʼs nicht stören,

was im Haushalt ich versäumtʼ,

es erblickt wohl meine Seele

und mein Herz ist aufgeräumt.

Morgen wird ein Tag der Freude,

ich bin dankbar, ruhig und fromm

und es drängt mich, froh zu bitten:

„Liebstes Christkind, bitte, komm!“

Monika Krautgartner, Schriftstellerin, Kolumnistin, Illustratorin, geboren am Pfingstsonntag 1961, lebt und arbeitet in Tumeltsham. Die Mutter von zwei erwachsenen Kindern ist gelernte Zahnarzthelferin und seit 1993 freischaffend künstlerisch tätig. Sie hat bereits über 50 Bücher veröffentlicht, ihr Schaffen wurde mehrfach mit Preisen und Anerkennungen ausgezeichnet, u.a. mit einem internationalen Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Schwanenstadt und 2008 mit der Kulturmedaille des Landes Oberösterreich. Die vielseitige Autorin begrüßt die Gäste auf ihrer Homepage mit dem Statement: „Ich schreibe, weil ich muss, aber auch, weil ich es kann.“

*

Wo ist Papa?

Jedes Jahr, wennʼs draußen schneit,

die Natur im weißen Kleid,

kommt der liebe Weihnachtsmann

mit dem großen Schlitten an.

Hat Geschenke mitgebracht,

viel zu tun damit die Nacht.

Er verteilt die Gaben dann.

So ist halt der Weihnachtsmann.

Ist der Gute endlich da,

frag ich: „Wo ist denn Papa?“

„Der nur kurz nach draußen ist“,

sagt die Mutter, „doch ihr wisst,

er kehrt wieder. Komm, fang an,

lieber guter Weihnachtsmann!“

Die Bescherung nun beginnt

und die Zeit ganz schnell verrinnt.

Endlich ist es dann geschehn,

auf dem Tisch Geschenke stehn.

Eingewickelt in Papier

liegen viele Dinge hier.

Spannung liegt jetzt in der Luft.

Weihnachtskerzen, Weihnachtsduft.

Und der Alte will hinaus,

sagt Ade, geht aus dem Haus.

Da kommt auch schon der Papa.

„Warum warst du denn nicht da?“,

frag ich Papa. Doch der lacht:

„Ich hab nur noch Holz gemacht

für den Ofen, denn der Frost

bringt uns kalte Winterkost.

War der Weihnachtsmann schon hier?

ʼs stand ʼn Schlitten vor der Tür.“

„Ja, der Alte ist schon fort,

muss noch weiter in dem Ort.

Schau mal die Geschenke an,

die gebracht der Weihnachtsmann!

Nur eins, das versteh ich nicht,

trotz der Larve im Gesicht

sah der Mann fast aus wie du!“

Mutti zwinkert drauf mir zu.

Ulli Lanin