Traumschloss im Wald

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Die Sprengung des großen Turms galt als „Attraktion“

Die Hauptattraktion des Kirchweihfestes, am 15. August 1959, war die Sprengung des 32 Meter hohen mittleren Turms. Über die Sprengung existiert ein Amateurfilm13. Einige spitzbübische Soldaten hatten den Frauenauern am Stammtisch erzählt, dass der stattliche Koloss mit Hilfe eines Spezialgeräts vom Fundament abgeschnitten und durch zwei Hubschrauber zum Wallfahrtsort Altötting geflogen würde, wo er ein neues Domizil erhalten sollte. Ob es einige Bürger gab, die auf diesen Scherz hereinfielen, ist nicht bekannt. Auf alle Fälle haben sich viele Frauenauer am Ort des Geschehens eingefunden, um das einmalige „Spektakel“ nicht zu verpassen.

Die Reithalle wurde ebenfalls gesprengt und zwar so fachmännisch, dass das Holzgerüst komplett und nahezu unversehrt stehen geblieben war und nur die Bausteine und einige Bretter am Boden abgeladen waren. Insgesamt verbrauchte man für das Projekt 750 kg Sprengstoff. Die Planierraupenfahrer rechneten 410 Betriebsstunden ab, bis sie die angefallenen 8500 m3 Schutt abtransportiert, in die offenen Keller geschüttet oder auf dem Gelände verteilt hatten. Trotz der schwierigen Arbeit gab es keine schwerwiegenden Unfälle.


1959 Sprengung Reithalle – Sammlung Josef Sedlmeier

Die Soldaten hatten sich während ihres Aufenthaltes gut in die Frauenauer Gemeinschaft eingebracht. Es wurden Fußball-Freundschaftsspiele und Sängerfeste abgehalten. Am Tage des Abmarsches winkten viele Frauenauer in Freundschaft dem Gebirgsbataillon nach. Einige Soldaten vermählten sich nach ihrem Arbeitseinsatz mit einheimischen Mädchen.

Von dem imposanten Gebäude ist heute nur die Kapelle mit der Familiengruft der Familie von Poschinger, die am hinteren Ende des rechten Seitentraktes angebaut war, stehen geblieben. Die mit Bauschutt zugefüllten Schlosskeller werden von einer Blumenwiese abgedeckt. Wasserkanäle und das Staubecken auf der Bergkuppe hinter dem Schloss erinnern noch an die Zeit, als sie Wasser für die Fontäne bereitgestellt hatten.


Schlosskapelle mit Gruft der Freiherrn Poschinger auf dem eingeebneten Schlossplatz – Foto Marita Haller 2013

Aufzeichnungen von Josef Sedlmeier


Kommandant Josef Sedlmeier, er leitete den Abbruch – Foto Marita Haller 1999

Über den Abbruch des Schlosses hat Hauptmann und Kompanie-Chef Josef Sedlmeier gewissenhaft Buch geführt:

Am 15. Juni 1959, um 9 Uhr, setzte sich die Marschkolonne mit 30 km/h von Degerndorf, über Rosenheim, Haag, Altötting, Eggenfelden, Landau, Deggendorf, Zwiesel, nach Frauenau in Bewegung. Die Zusammensetzung des Kommandos war folgende: 2 Sanitäter, 2 Köche, 1 Schmied, 1 Schweißer, 8 Zimmerer, 1 Unteroffizier für Sicherheit, 1 Unteroffizier für Materialnachweis, 1 Dachdecker, 2 Spengler, 2 Funker, 7 Maurer, 8 Schreiner, 1 Schlosser, 6 Hilfskräfte, 1 Kompressorwart, 2 Männer zur Überführung der Planierraupe und 1 Installateur. Das Kommando Frauenau in einer Stärke von 47 Mann war verpflegungsmäßig dem Standort Bogen14 angegliedert.

Die Übernachtung in Frauenau war in Zelten vorgesehen. Dafür wurden 47 Schlafsäcke ausgegeben.

Als Übungsobjekte zur Verfügung gestellt waren das Schlossgebäude Hausnummer 107 a und b, einschließlich dem südlichen Anbau, genannt Gartensalon, und der Pferdestall Haus Nr. 107 c, einschließlich dem daran angebauten so genannten hinteren Pferdestall. Nicht zur Verfügung gestellt waren die Schlosskapelle 107 k und das Reitschulgebäude 107 qu. Nach Abbruch der zur Verfügung gestellten Gebäude wurde das Gelände vertragsgemäß einplaniert. Die Arbeiten mussten spätestens bis zum 31. Dezember 1959 fertig gestellt sein. Die Kosten für die Abbrucharbeiten hatte der Auftragnehmer zu übernehmen. Dieser Auftrag diente zur Förderung der Ausbildung der Truppen der Bundeswehr.


Beginn Abbruch 1959 – Sammlung Josef Sedlmeier


Abbruch 1959 – Sammlung Josef Sedlmeier

In seinem Bericht vom 16.9.1959 notierte Sedlmeier (Auszug):

12 Wochen lang waren Gebirgspioniere aus Degerndorf ‚Schlossherren‘, wenngleich sie in dieser Zeit nicht bestrebt waren ‚ihren‘ Besitz zu mehren, sondern zu zerstören. Das im Bayerischen Wald nahe des Eisernen Vorhanges gelegene Schloss Oberfrauenau war von seinem Besitzer Senator Freiherr Poschinger dem Gebirgsbataillon 8 als Übungsprojekt für Spreng- und Stoßtruppaufgaben zur Verfügung gestellt worden. Das in den Jahren von 1875 – 1884 im Stile der Neurenaissance erbaute Schloss wirkte ehemals mit seinen prächtigen Außenanlagen wie ein in den Waldfrieden verwunschenes Märchenschloss. In den Nachkriegsjahren des 2. Weltkrieges jedoch diente es zunächst als Unterkunft für die Besatzungsmacht und für ein deutsches Arbeitskommando und später als Wohngebäude für Heimatvertriebene. So kam es, dass an dem sonst wohlgepflegten Bau immer größere Schäden entstanden und der Besitzer nach der Freigabe des Gebäudes 1959 eine Instandsetzung als zu kostspielig und unrentabel erachtete (...)“.

Josef Sedlmeier berichtete weiter, dass die Mannschaften bereits einen Tag nach ihrer Ankunft in Frauenau mit den Arbeiten begonnen hatten. Ganz begeistert erzählte er, dass Gerüste gebaut werden mussten und in „schwindelnder Höhe“ die Balken – bis 12 m Länge – ausgebaut und abgeseilt worden sind. Mit Zange und Nageleisen seien diese von Nägeln befreit worden, damit sie für weitere Objekte wieder einsetzbar waren. Das Schloss wurde überwiegend abgetragen, zum Teil wurde aber auch gesprengt. Humorvoll schrieb Sedlmeier in das Tagebuch:

Nicht bestimmt konnte die Staubmenge werden, die jeder Angehörige des Kommandos schluckte, sie war aber nicht unbeträchtlich, wenn man den Bier- und Limonadenverkauf des eingeteilten Gerätewartes aufmerksam verfolgte. Messbar war die gute Stimmung des Kommandos an den guten Arbeitsleistungen, beide sanken nur bei schlechtem Wetter.“

Das Verhältnis zur Bevölkerung sei überaus gut gewesen, notierte Sedlmeier und ergänzte: „Da besonders die Mädchenwelt ihr Herz für die Uniform entdeckt hatte, kam es zu einer natürlichen Rivalität zwischen den Bürgern mit und ohne Uniform. In selten vernünftiger Weise wurde diese auf dem Fußballplatz bei Freundschaftsspielen mit anschließenden Kameradschaftsabenden beigelegt und begraben.“ Erheiternd wirkte in diesem Zusammenhang die Feststellung einer älteren Dame, die meinte: „Öfter müssten Soldaten kommen, damit unsere Burschen wieder wach, aufmerksam und galant werden!

Fast schon makaber

10 Jahre lang hatte es gedauert, bis die neue Schlossanlage in ihrer ersten Ausführung fertig gestellt war. Nur 12 Wochen dauerte es, bis sie abgebrochen und die Baustelle eingeebnet war.


Zeltstadt in Frauenau des Gebirgspionierbataillons 8 aus Degerndorf – Sammlung Josef Sedlmeier

Technische Schlossdaten

Bevor der Abbruch vonstatten ging, wurde die Schlossanlage vom Kommando genau vermessen und beschrieben. Josef Sedlmeier notierte am 25.9.1959:

Das Schlossgebäude, ein im Stile der Neurenaissance gebautes, massives Gebäude. An einen Mittelbau (rechteckiger Grundriss, 14 m x 20 m) schlossen sich zwei Seitenflügel (Grundriss 22,70 m x 11,90 m) an. Außerdem wurde der Mittelbau von zwei kleineren und einem großen Turm flankiert. Zahlreiche Erker, Gauben und Ausbauten bestimmten das weitere Gesicht des Gebäudes. Die Höhe bis zur Traufe betrug 11,50 m und die Firsthöhe 15,50 m. Die beiden kleinen Türme erreichten eine Gesamthöhe von 28 m, während der große Turm 32 m maß.

Der Gartensalon, ein rechteckiger Anbau (11,90 m x 20 m) mit einer Traufenhöhe von 5,75 m und einer Firsthöhe von 6,75 m.


Abbruch des Schlosses; zu sehen sind die Wandmalereien im Festsaal – Sammlung Josef Sedlmeier

Der Wintergarten, ein Ruinengebäude von rechteckigem Grundriss (40 m x 11 m), das rückwärts von der Schlosskapelle abgeschlossen wurde, deren angebaute Erker und Galerien ebenfalls abgebrochen wurden.

Das Kutscherhaus, mit hinterem Pferdestall, Grundfläche insgesamt 310 m2.

Die Reithalle wurde am letzten Tag der Übung gesprengt, da der Bauzustand äußerst schlecht war und durch den Abbruch des Kutscherhauses dessen Stützwirkung verloren gegangen war. Um Unfällen vorzubeugen, wurde durch die Sprengung die Reithalle zum Einsturz gebracht“.

 

Auf diese Arbeit ist Josef Sedlmeier noch heute besonders stolz, denn die Männer hatten es geschafft, dass nach der Sprengung der Reithalle nur die Steine am Boden lagen, die Dachbalken jedoch keinen Schaden erlitten hatten.


Schlossabbruch 1959 – Sammlung Josef Sedlmeier




Schlossabbruch 1959 – Sammlung Josef Sedlmeier

Nach Sedlmeier waren rund 8500 m3 Schutt verschoben, eine Gesamtfläche von 8000 m2 einplaniert und mit einer Humusschicht abgedeckt worden. Es wurden 740 Bohrlöcher gebohrt.

Die gesamte Arbeitszeit betrug 12 Wochen, bei einer Stärke des Kommandos von durchschnittlich 20 Mann. An 69 Arbeitstagen wurden insgesamt 11 600 Arbeitsstunden geleistet.

Schäden an der Schlossanlage

Josef Sedlmeier bestätigte folgende Schäden an der Schlossanlage15die keinesfalls mit geringem Aufwand hätten behoben werden können“:

Die Amerikaner, die im Schloss gewohnt haben, hatten der Überlieferung nach teils große Zerstörungswut gezeigt. Sie hatten zum Beispiel die freiliegenden Wasserleitungen im Haus angeschossen, so dass das Wasser in den Räumen über die Wände herunter gelaufen sei. Durch den Frost sei dann im Winter der Putz von den Wänden gefallen. Gegen die Kälte hatten sie Parkettböden und sogar Chippendale Möbel herausgerissen, zerbrochen und im Schloss verbrannt. Auch das Archiv sei geplündert worden. Der Wintergarten und der Verbindungsbau zur Schlosskapelle seien völlig „demoliert“ gewesen. Die Reithalle mit den angrenzenden Teilen des Kutscherhauses waren später einsturzgefährdet.

Für eine Sanierung und Wiederherstellung der Liegenschaft sei nach Sachverständigen die Kalkulation im Millionenbereich gelegen.

Walther Zeitler und Herbert Wolf schreiben in ihrem Buch „Bayerischer Wald in alten Fotos“16:

Nach dem letzten Krieg zogen zuerst amerikanische Soldaten, dann eine Kompanie ausländischer Kriegsgefangener und schließlich 130 Heimatvertriebene aus dem Osten in das Schloss ein. Als es dem jetzigen Chef der Familie Poschinger, dem langjährigen Präsidenten des Bayerischen Senats, Hippolyt Freiherr Poschinger von Frauenau, zurückgegeben wurde, war es praktisch unbewohnbar und mit vertretbaren Mitteln nicht mehr herzurichten. Eine Bundeswehrpioniereinheit sprengte schließlich das Schloss, das heute sicherlich eine Attraktion wäre.“

Bericht des Bayerwald Boten vor dem Abbruch17

„Oberfrauenauer Schloß Übungsobjekt für Gebirgspioniere Schloßkapelle nach dem Abbruch letzte Ruhestätte der Familie von Poschinger

Frauenau. Was die Frauenauer gar nicht glauben wollten, wird nun doch Wirklichkeit: In dieser Woche beginnen die Abbrucharbeiten des einstmals stattlichen neuen Schlosses von Oberfrauenau. Von Reichsrat Georg Benedikt II. Poschinger von Frauenau in den Jahren zwischen 1875 und 1884 erbaut, wurde es in den ersten Jahren nach 1945 durch Besatzung und Einweisung völlig ruiniert, so daß eine notwendige völlige Restaurierung des Schlosses für den heutigen Besitzer und Nachfahren, Senator Hippolyt Freiherr Poschinger von Frauenau, keineswegs mehr tragbar erschien. Das Schloß wurde unentgeltlich einem Gebirgspionierbataillon der Bundeswehr als Übungsobjekt zur Verfügung gestellt.



Schlossabbruch 1959 – Fotos Josef Sedlmeier

Die Frauenauer sind in den vergangenen Tagen mit einiger Wehmut zu „ihrem Schloß“ hinaufgewandert, um das einstmals prächtige, heute schon fast zur Ruine gewordene Gebäude noch einmal zu besichtigen; Erinnerungsfotos wurden geknipst, und in den Familien erzählten die Alten von den herrlichen Zeiten, als das Schloß noch in einer märchenhaften Parklandschaft stand, der Hirschgarten lebte und die Poschingers in den großartig ausgestalteten Räumen residierten. Heute steht es in einer schönen Waldlandschaft, die die einstige gepflegte Atmosphäre noch erahnen läßt, dem Gebäude aber sieht man auf den ersten Blick an, wie schwer ihm mitgespielt wurde. Im Grunde steht vom Schloß nur mehr die arg ramponierte Außenfassade. Die Inneneinrichtung ist völlig verkommen, in die gelben Außenmauern haben die Besatzer als Erinnerung ihre Namen eingekritzelt: „Ch. Killroy was here, from Chicago“, kann man noch recht deutlich lesen.“

Bericht der Bayerischen Waldzeitung nach dem Abbruch

Die Bayerische Waldzeitung – Tageszeitung für die Stadt Zwiesel und den mittleren Bayerischen Wald, Amtsblatt für den Landkreis Regen – berichtete 1959 über den Abbruch wie folgt:

„Schloß Oberfrauenau ist verschwunden – Frauenau. Der Glasmacherort zeigt seit einigen Wochen äußere Spuren eines Garnisonsortes. Überall sieht man neben den Feriengästen und Einheimischen auch Angehörige der Bundeswehr. Es sind Pioniere, die von ihrem Standort Degerndorf bei Rosenheim für einige Wochen nach Oberfrauenau abkommandiert wurden, und da haben sie eine Aufgabe erfüllt, die dem Glasmacherort ein weithin sichtbares Kennzeichen genommen hat, nämlich das Schloss Oberfrauenau. Seit 8 Tagen ist der Majestätische Bau an den dunklen Wäldern des Rachelhanges verschwunden. Am Kirchweihmontag wurde der letzte große Turm gesprengt, den sich die Gebirgsjäger zum Schluss der Abbrucharbeiten aufgehoben haben. Nur noch die Kapelle mit der Familiengruft, die am hinteren Ende des rechten Seitentrakts angebaut war, ist stehen geblieben und wird in nächster Zeit mit einer entsprechenden Fassade versehen werden. Dort aber, wo der weitläufige Schlossbau und die Reithalle gestanden haben, werden die aufgerissenen Erdmassen planiert und bepflanzt, sodaß die Kapelle in einigen Jahren einsam inmitten des ruhigen Rachelwaldes stehen wird.


Bericht in der Bayerischen Waldzeitung über den Abbruch des Schlosses 1959 ohne Foto – Stadtarchiv Zwiesel

So hat denn das Schloss Oberfrauenau keine 100 Jahre überdauert. Im Jahre 1873 wurde der Bau dieses Schlosses begonnen. Der Münchner Architekt Dr. Albert Schmid erstellte die Pläne. Das Schloß wurde im Stil der Neurenaissance erbaut und eingerichtet, mit 3 mächtigen Türmen und einer klar gegliederten Fassade versehen, einer Reithalle, prächtigen Gartenanlagen und einem großen Hirschpark ringsum. Der Bauherr des Schlosses war Georg Benedikt II. Poschinger von Oberfrauenau, der mit 19 Jahren das Erbe seiner Ahnen übernommen hatte. Unvermählt starb er im Jahre 1900 an den Folgen von Verletzungen, die ihm sein Lieblingshirsch beigebracht hatte. Das Schloß diente bis zum Jahre 1945 der Familie von Poschinger als Wohngebäude. Dann wurde es von den amerikanischen Besatzungsmächten als Truppenunterkunft benützt und anschließend für zahlreiche Flüchtlingsfamilien zur Wohnstätte.

Der jetzige Besitzer von Oberfrauenau Senator Hippolyt Poschinger von Frauenau ließ das um 1750 erbaute alte Herrenhaus neu gestalten, um es als Wohnstätte für seine Familie zu benützen. Als heuer im Frühjahr die letzten Flüchtlinge aus dem mittlerweile schwer ramponierten Schloss ausgezogen sind, entschloss sich der Besitzer zum Abbruch des stolzen Gebäudes, und dieses Werk ist nun von einer Pioniereinheit vollbracht worden. Schloß Oberfrauenau gehört der Vergangenheit an. Sicherlich werden spätere Generationen noch immer sprechen von diesem Prachtbau an den dunklen Waldhängen des Rachels.“


Schlosskapelle nach Abbruch des Anbaus; sie erhielt eine neue Fassade – Sammlung Josef Sedlmeier

Hochstehende Gäste besuchten das Schloss

Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und der Kunstszene ließen sich gerne im Schloss verwöhnen. Am 2. August 1921 weilte der letzte König im Königreich Bayern, König Ludwig III.18, zusammen mit seinem Schwiegersohn Graf Georg von Preysing-Moos bei Reichsrat Eduard Benedikt Freiherr Poschinger. Es war eine der letzten Reisen des Königs, bevor er am 18. Oktober 1921 verstarb.

Der älteste Sohn von Prinzregent Luitpold war von 1913 bis 1918 König von Bayern. Bei der Novemberrevolution proklamierte Kurt Eisner am 7. November 1918 den Freistaat Bayern und erklärte König Ludwig III. für abgesetzt. Der damals 76-jährige Monarch flüchtete zunächst mit einem kleinen Gefolge. Er reiste durch Ostbayern, Österreich, Liechtenstein und die Schweiz, bis er letztendlich am 13. November 1918 in Anif bei Salzburg eine Erklärung unterzeichnete, die die Wittelsbacher Herrschaft in Bayern beendete19. Ludwig Graf von Holnstein, der Hofbeamte, der seinerzeit diese Erklärung formulierte, begleitete den König in den Bayerischen Wald und auf das Schloss in Oberfrauenau. Auch er trug sich gleich neben der Unterschrift des Königs in das Gästebuch der Freiherrn von Poschinger ein. Auf der gleichen Seite finden wir auch die Unterschrift von Theo Freiherr Trennberg sowie von dem Lungenspezialisten Dr. Ulrich Eisenlauer. Letzterer war der Leibarzt des Königs.


Gedenktafel für König Ludwig III. am KönigsSteig – Foto Marita Haller


Originalunterschrift von König Ludwig III. im Gästebuch – Archiv Poschinger


König Ludwig III. vor dem Schloss 1922 – Archiv Poschinger

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