Das erfolgreiche Kind

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3. Benennen Sie Ihr Kind positiv

Kinder sind empfänglich für Etiketten. Versiehst du dein Kind mit einem negativen Etikett, wird es sich danach verhalten. Nennen Sie es »weinerlich« und Sie werden vermutlich mehr Weinen hören, nicht weniger. Sie werden auch gegenüber den wirklichen Bedürfnissen hinter dem Weinen desensibilisiert. Dem Kind ein liebenswerteres Etikett zu verpassen (auch in weniger liebenswerten Momenten) kann verändern, wie Sie Ihr Kind sehen, wie andere Menschen Ihr Kind sehen, und schlussendlich auch, wie es sich selbst sieht. Es ist einfacher, mit einem Kind mitzufühlen, wenn Sie innehalten und sagen »es fühlt sich alleingelassen« statt »sie weint schon wieder«.

Verbundene Eltern sind gut darin, die Schwierigkeiten eines Kindes so umzuformulieren, dass sie als positiv verstanden werden. Die Oma bemerkt: »Dieses Baby ist dickköpfig«, wenn ihr kleiner Enkelsohn darauf besteht, mit den Autos zu spielen statt mit dem Stofftier. Ein verbundener Vater wird antworten: »Er weiß, was er mag. Er möchte gerade das Spielzeug für die großen Jungs!« Wenn der Lehrer in der zweiten Klasse kommentiert: »Sie ist während des Unterrichts die ganze Zeit am Schwätzen«, sagt eine verbundene Mutter: »Meine Tochter baut gerne eine Verbindung zu anderen Menschen auf«.

Diese Eltern erkennen, dass das, was in einigen Umgebungen problematisch ist, zu anderen Gegebenheiten und an anderen Orten eine positive Eigenschaft sein kann. Das »dickköpfige« Kind hat die Hartnäckigkeit, die es später vielleicht benötigt, um in seinem Beruf der oder die Beste zu werden oder um ein Heilmittel für Krebs zu finden. Das Plappermaul hat die sozialen Fertigkeiten, ein Freund von Menschen in Not zu werden. Diese positiven Beobachtungen dienen nicht nur der Veränderung der Einstellung, sie weisen auch auf Lösungen eines akuten Problems hin. Das wachsende Baby benötigt interessantere Spielzeuge. Die Zweitklässlerin braucht vielleicht mehr Gelegenheiten, sich außerhalb der Schule mit Freunden zu verabreden (oder sie braucht vielleicht weniger ablenkende Nebensitzer im Klassenzimmer). Eines unserer beliebtesten Beispiele positiver Etikettierung kommt von Eltern, die, anstatt ihr Kind als »anhänglich« zu bezeichnen, es einfach als ein Kind ansehen, das gerne seine Zeit mit ihnen verbringt.

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Anpassungsfähigkeit

Studien über die Langzeitwirkungen frühkindlicher Erziehung zeigen, dass eine bindungsorientierte Erziehung Kinder hervorbringt, die in höchstem Maße anpassungsfähig sind. Anpassungsfähige Kinder können leicht umgelenkt werden von nicht-so-gutem Verhalten auf bessere Arten, Dinge zu tun. Sie überstehen die Herausforderungen des Lebens besser. Sie sind gewillter, Korrekturen durch andere zu akzeptieren und zu lernen, sich selbst zu korrigieren. Sogar ein Kind, das aufgrund seines angeborenen Temperaments stur ist oder einen starken Willen hat, wird flexibler, wenn verbundene Eltern, die es gut kennen, ihren Erziehungsstil anpassen, um seine Bedürfnisse zu erfüllen. Wie ein Elternteil eines Kindes mit starkem Willen sagte: »Je stärker der Wille meines Kindes ist, desto stärker muss unsere Verbindung sein«. Verbunden zu sein vermittelt Eltern und Kindern gleichermaßen Selbstsicherheit und macht es den Kindern möglich, sich zu ändern und anzupassen.

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Unser Begriff »Kind mit starken Bedürfnissen« hat vielen Eltern geholfen, ihre Einstellung gegenüber Kindern mit herausforderndem Temperament zu verändern. Eltern finden tatsächlich heraus, dass Kinder mit starken Bedürfnissen viele positive Eigenschaften haben: »übersensibel« wird zu »sehr einfühlsam«. Statt ihr Kind als auszehrend oder fordernd anzusehen, denken Eltern in Begriffen wie intensiv oder hartnäckig. Die »Hartnäckigkeit«, die ein Kleinkind davon abhält, auf seine Mutter zu hören, ist der Mumm, der ihm hilft, nach einem Fall aufzustehen und es noch einmal zu versuchen.

Während einer Routineuntersuchung hüpfte einmal ein hochsensibles Kind, eines, das man als »mit schwierigem Temperament« bezeichnen könnte, durch mein Untersuchungszimmer. Er fing an, auf eine teure Waage zu klettern, die dafür reserviert ist, Babys und Kleinkinder zu wiegen. Ich machte mir mehr Sorgen um meine Waage als um seine Gefühle und mahnte ihn, herunterzugehen. Nach diesen wenigen Worten von mir sah er aus, als würde er gleich zusammenbrechen. Seine Mutter fügte schnell hinzu, »weil du so stark bist«. Sie brachte eine neue Wendung in die Situation und das Selbstvertrauen ihres Sohnes blieb intakt – ebenso wie meine teure Waage.

4. Studieren Sie Ihr Kind

Die vier wichtigsten Worte in Bezug auf Disziplin sind »kennen Sie Ihr Kind«. Um das zu erreichen, müssen Sie das Verhalten und die Fähigkeiten Ihres Kindes auf jeder Entwicklungsstufe studieren. Lesen Sie Bücher oder Zeitschriften, um etwas über die Entwicklung von Kindern zu erfahren. Reden Sie mit anderen Eltern, deren Kinder ein wenig älter sind als Ihre. Und am wichtigsten: Versuchen Sie, die Welt durch die Augen Ihres Kindes zu sehen.

Kinder denken nicht wie Erwachsene. Die Welt sieht für sie anders aus und sie antworten anders. Eltern müssen wissen, was sie auf welcher Entwicklungsstufe erwarten können, sodass sie ihre Kinder angemessen führen können. Manches kindliche Verhalten appelliert an die Geduld, den Humor und die Führung der Eltern. Irgendwann entwächst das Kind dieser Stufe und das Verhalten verschwindet. Ihre Erziehung wird reibungsloser, wenn Sie Verhalten, das sich aus dem Alter und der Entwicklungsstufe des Kindes ergibt, zu tolerieren lernen. Beispielsweise können Zweijährige meist nicht lange in einem Restaurant stillsitzen. Sie werden Ihren Fokus zu 100 % auf die Konversation mit Ihrem Kind richten müssen statt mit Ihrem Partner reden zu können, während Sie auf Ihr Essen warten. Aber anderes Verhalten – respektloses oder gefährliches – erfordert eine feste, sofortige Antwort: »Du darfst nicht auf den Tisch klettern«.

Schwimmen Sie auf der Welle mit

Eltern, die ihre Kinder studieren, können sich auf ihr Kind »eingrooven«. Weil sie einen guten Sinn dafür haben, was in ihrem Kind vorgeht, sind sie fähig, ihre Reaktionen anzupassen, um zur Stufe der Abhängigkeit (oder Unabhängigkeit) ihres Kindes zu passen. Wenn Kinder unbekanntes Gebiet betreten, finden sie neue Freunde und versuchen neue Sachen. Eltern, die mit ihren Kindern auf einer Wellenlänge liegen, erwarten Disziplinprobleme als Ergebnis der Angst, die Kinder haben, wenn sie mit unabhängigerem Verhalten experimentieren. Ein Vorschulkind ist in der »Ich mach es selbst«-Phase und braucht vielleicht etwas Coaching von der Seitenlinie statt tatsächlicher aktiver Hilfe. Eltern, die auf der gleichen Wellenlänge wie ihre Kinder sind, lassen ihrem Kind etwas Freiheit, wenn es versucht, sich zu lösen und ein wenig zu wachsen. Sie verstehen es, wenn das Kind ein wenig distanziert oder ablehnend erscheint. Aber diese Eltern stehen auch bereit, sich mit dem Kind wieder zu verbinden, wenn es mehr Nähe braucht.

Kinder bewegen sich vor und zurück zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit, zwischen Phasen, in denen sie sich schnell verändern, und Zeiten relativer Ruhe. Ihr Sechsjähriger lernt Radfahren und verbringt eine ganze Woche mit nichts anderem, als den Gehweg hinauf und hinunter zu fahren, während er sich vorstellt, ein Erwachsener in seinem roten Sportwagen zu sein und eine lange Liste mit Erledigungen zu haben. Dann wachen Sie eines Morgens auf und bemerken, dass dieses unabhängige Kind mit in Ihrem Bett liegt. Es ist in eine Phase der Wieder-Verbindung gekommen, ein Boxenstopp auf der Reise in die Unabhängigkeit, der Eltern sagt: »Ich brauche ein wenig emotionales Auftanken«.

Eltern, die synchron mit ihren Kindern leben, lernen, die Wellen dieser Entwicklungsphasen mitzusurfen. Wenn Eltern und Kinder nicht auf einer Wellenlänge liegen, eskalieren Disziplinprobleme schnell. Wenn Sie versuchen, Ihrem Kind näher zu kommen, wenn es versucht, Abstand zu gewinnen, werden Sie vermutlich überreagieren, wenn es versucht, sich durchzusetzen. Wenn Eltern zu beschäftigt sind, wenn das Kind in eine Phase kommt, in der es mehr Verbindung braucht, kann es sein, dass es zu extremen Mitteln greift, um die Aufmerksamkeit der Eltern zu erlangen. Währenddessen verpassen die Eltern eine Möglichkeit, ihre Position als Ratgeber, Tröster und Autoritätsperson im Leben ihres Kindes zu stärken. Der gleiche Dreijährige, der jeden Morgen zum Kuscheln in Ihr Bett gekrabbelt ist, kann der Teenager sein, der eines Nachts in Ihr Schlafzimmer kommt und darum bittet, mit Ihnen reden zu können. In beiden Phasen nutzen kluge Eltern die Signale ihres Kindes.

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Rufe nach Verbindung

Sie wachen früh am Morgen auf und bemerken, dass sich Ihr Sechsjähriger in Ihr Bett gekuschelt hat; Ihr Neunjähriger verfolgt Sie auf Schritt und Tritt im Haus; Ihr normalerweise distanzierter Teenager lädt Sie dazu ein, zum Shopping mitzukommen. Was passiert? Dieses Verhalten sind Rufe nach Verbindung, Signale, dass das Kind etwas Rückversicherung braucht. In normalem Wachstum und Entwicklung machen Kinder oft zwei Schritte vor und einen zurück, wenn sie sich von Abhängigkeit zu Unabhängigkeit bewegen und weiter zu gegenseitiger Abhängigkeit. In der einen Woche kämpft Ihr Kind darum, von Ihnen loszukommen, und in der nächsten versucht es, an Ihnen festzuhalten. Seien Sie verfügbar und erreichbar, wenn Sie bemerken, dass Ihr Kind nach einer Verbindung mit Ihnen ruft. Dieses »Sich-wieder-Verbinden« ist genauso wichtig für die emotionale Entwicklung eines Kindes wie das Streben nach Unabhängigkeit.

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Sehen Sie die Welt durch die Augen Ihres Kindes

Kinder versuchen verrückte Sachen und denken verrückte Gedanken – Sachen, die ihnen perfekt logisch erscheinen. Sie machen sich selbst verrückt, wenn Sie das Verhalten eines Kindes aus der Sicht eines Erwachsenen beurteilen. Ein Zweijähriger, der auf die Straße läuft, missachtet nicht absichtlich die Autorität seiner Mutter, er will nur seinen Ball zurück. Aktion folgt Impulsen, ohne einen Gedanken dazwischen. Eine Fünfjährige mag das Spielzeug eines Freundes so gerne, dass sie es sich »ausborgt«. Sie versteht nicht, dass sie – technisch gesprochen – etwas stiehlt. Ihr Wunsch nach dem Spielzeug setzt Betrachtungen über Richtig und Falsch und die Gefühle des Freundes außer Kraft. Ein Erwachsener mag innehalten und die Notwendigkeit, Sicherheit und Moral einer Handlung bedenken, aber ein Kind tut das nicht.

 

Elterliche Entscheidungen sehen aus der Sicht des Kindes anders aus, auch wenn sie für Erwachsene vernünftig erscheinen. Im Alter von zwei Jahren war unser Sohn Matthew ein sehr konzentriertes Kind. Er war oft so in sein Spiel vertieft, dass es schwer für ihn war, mit dem aufzuhören, was er gerade machte, wenn es Zeit war zu gehen. Eines Tages spielte er gerade, als wir zu einer Verabredung mussten. Wir waren bereits spät dran, also schnappte Martha sich Matthew und trug ihn zur Tür. Matthew reagierte mit dem für Zweijährige typischen Trotzanfall. Marthas erste Reaktion war »Hey, ich hab hier das Sagen«. Sie hatte das Gefühl, dass sie dazu berechtigt war, zu erwarten, dass Matthew seine Spielzeuge verlässt und schnell auf sie hört. Aber als sie unser heulendes Kind durch den Flur trug, wurde ihr bewusst, dass ihre Handlungen das Ergebnis ihres Bedürfnisses zu gehen waren, und dass das nicht die beste Möglichkeit war, die Situation zu meistern. Sie hatte Matthews Bedürfnis vergessen, eine vorherige Warnung zu bekommen und eine schrittweise Umstellung. Er konnte sein Spielzeug nicht so schnell verlassen, auch wenn wir einen Termin einzuhalten hatten. Er lehnte nicht sie persönlich ab, er war nur ganz er selbst. Er brauchte mehr Zeit, um seine Aktivitäten zu beenden. Martha setzte ihn ruhig zurück zu den Spielzeugen, setzte sich neben ihn und zusammen sagten sie »Auf Wiedersehen Spielzeuge, auf Wiedersehen Laster, auf Wiedersehen Autos«. Bald war er bereit, seine Aktivität zu abzuschließen. Es dauerte nur ein paar Minuten; Zeit, die ansonsten für den Kampf vergangen wäre, Matthew ins Auto zu bekommen. Marthas Lösung für Matthews Trotzanfall war keine Erziehungs«technik« oder -«methode«. Es war eine Strategie, die sich natürlich aus dem ergab, was sie über Matthew wusste, und aus ihrem Respekt ihm gegenüber. Martha erreichte ihr Ziel: Matthew mit dem geringstmöglichen Streit aus dem Haus zu bekommen. Sie brachte ihm auch eine Methode bei, eine Aktivität abzuschließen, ohne einen Trotzanfall zu bekommen. Darum geht es bei Disziplin.

Zu realisieren, wie viel besser unsere Disziplin funktionierte, wenn wir die Sichtweise unserer Kinder miteinbezogen, war ein großer Wendepunkt für uns. Anfangs mussten wir gegen unsere Ängste arbeiten, dass wir nicht die Kontrolle über unsere Kinder hätten. Wir hatten gelesen, von anderen gehört und waren mit dem Gedanken aufgewachsen, dass gute Eltern es automatisch am besten wüssten, ohne Einwände ihrer Kinder. Aber wir stellten fest, dass das Einbeziehen der Sichtweise unserer Kinder uns tatsächlich dabei half, die Kontrolle zu haben. Unsere Kinder zu kennen wurde der Schlüssel dazu zu wissen, wie wir sie disziplinieren konnten. Sie wussten, dass wir die Kontrolle hatten, weil wir ihnen dabei helfen konnten zu gehorchen. Das hinterließ keinen Zweifel in ihren Gedanken – oder in unseren –, dass Mama und Papa es am besten wussten.

5. Strukturen anbieten, dann Grenzen setzen

Kinder brauchen Grenzen. Sie können ohne sie nicht gedeihen (und Sie nicht überleben). Ein Kind muss die Regeln der Familie lernen und respektieren. Das Zuhause ist die erste Gesellschaft des Kindes. Wie es lernt, in dieser Miniatur-Welt zu leben, legt das Muster fest für andere soziale Interaktionen: in der Schule, in einem Team und später in der Ehe und dem Beruf. Grenzen helfen Kindern, ihre sozialen und kreativen Energien in eine bedeutungsvolle Richtung zu kanalisieren. Grenzen machen es auch Erwachsenen und Kindern möglich zu kooperieren und das gemeinsame Leben zu genießen.

Es ist die Aufgabe der Eltern, ihren Kindern innerhalb der familiären Grenzen agieren zu helfen. Eltern machen das am besten, indem sie Strukturen anbieten und Grenzen setzen – in dieser Reihenfolge. Strukturen anbieten bedeutet, Bedingungen innerhalb des Zuhauses aufzubauen, die es einfacher machen, Grenzen zu akzeptieren. Kluge Grenzen setzen schließt das Kreieren von Regeln ein, die dem Alter und der Entwicklung des Kindes angemessen sind, und diese zu kommunizieren, sodass die Kinder wissen, was von ihnen erwartet wird.

Lassen Sie uns das Beispiel eines erforschenden Kleinkindes nehmen, um zu erklären, was wir mit Grenzen mit oder ohne Struktur meinen. Ein Kleinkind ist unstillbar neugierig. Sein Drang zum Erforschen hilft ihm, etwas über die Welt zu lernen, aber bringt es auch in Schwierigkeiten. Eltern finden sich permanent in Situationen, in denen sie ihrem Kleinkind Nein sagen müssen. »Nein, steck deinen Finger nicht in die Steckdose. Nein, zieh nicht am Kabel der Lampe. Nein, spring nicht auf den Tisch, wirf nicht die Stühle um und renn nie nie nie auf die Straße.« Das sind alles notwendige Grenzen, aber es ist sehr schwer für ein Kleinkind, sich an sie zu erinnern, geschweige denn sie sich in Erinnerung zu rufen, wenn seine Neugier ihn antreibt.

Wie helfen Eltern also ihrem Kleinkind, sich an alle Neins und Verbote zu halten? Eltern können die Umgebung des Kindes strukturieren, sodass es einfacher ist, innerhalb der Grenzen zu bleiben. Solche Strukturen machen das Leben des Kindes einfacher und das Leben der Eltern weniger stressig. Niemand sagt gerne die ganze Zeit Nein oder hört gerne die ganze Zeit ein Nein. In diesem Fall ist die Struktur, die Sie offensichtlich bereitstellen müssen, ein kleinkindsicheres Zuhause. Sie schützen die Steckdosen mit Schutzvorrichtungen, verstecken die Lampenkabel hinter schweren Möbeln und stellen Zerbrechliches für die nächsten paar Jahre weg. Sie bestimmen eine Schublade in der Küche als Schublade Ihres Kindes und füllen diese mit sicheren Dingen, die Ihr Kind erforschen und auf den Boden werfen kann. Dann führen Sie Ihr Kind zu seinen eigenen speziellen Sachen statt ihm zu verbieten, mit Ihren Sachen zu spielen. Sie nehmen es mit zum Spielplatz, damit es einen sicheren Ort hat, um herumzurennen und Dampf abzulassen.

Die Rolle der Eltern als »Strukturdesigner« der Umgebung eines Kindes schließt auch ein, das Zuhause sicher zu machen, für das und vor dem Kleinkind. Struktur bedeutet nicht, das Kind zu unterdrücken, sondern Bedingungen zu setzen, die gefährliches Verhalten nicht ermutigen und die sicheres und wünschenswertes Verhalten fördern. Struktur schützt und leitet um und macht so das Kind frei, Kind zu sein. Sie bietet eine im Allgemeinen positive »Ja-Umgebung«, die die Anzahl der von Ihnen verwendeten Neins verringert.

»Aber mein Kind bleibt nicht still am Esstisch sitzen.« Haben Sie schon einmal versucht, zehn Minuten oder mehr sitzenzubleiben, während Ihre Füße einen halben Meter oder mehr über dem Boden baumeln? Sie wären ebenfalls rastlos. Strukturieren Sie Ihre Mahlzeiten so, dass Ihre Kinder nicht lange sitzen müssen. Oder besorgen Sie Ihrem Kind einen kleinen Tisch und Stuhl und lassen Sie es dort essen, mit den Füßen fest auf dem Boden. Erlauben Sie ihm, kleine Spielzeuge am Tisch zu haben, mit denen es spielen kann, während Mama und Papa reden und ihre Mahlzeit beenden.

Planen Sie voraus

Struktur betrifft auch, wie Sie und Ihr Kind Ihre Zeit nutzen. »Mein Zweijähriger ist unmöglich im Supermarkt.« »Wenn ich mit meiner Sechsjährigen in den Laden gehe, will sie jeden Süßkram, den sie zu sehen bekommt.« Wann immer möglich, strukturieren verbundene Eltern ihren Tag rund um die Gemütslage ihrer Kinder. Vorschulkinder neigen dazu, sich am Vormittag besser zu benehmen, gehen Sie also kurz nach dem Frühstück zum Supermarkt, wenn Sie Ihren Vierjährigen mitnehmen. Wenn Sie ein älteres Kind haben, das den farbenfrohen Packungen stark zuckerhaltiger Frühstücksflocken nicht widerstehen kann, kaufen Sie besser ohne das Kind ein oder versprechen Sie ihm eine Belohnung, mit der Sie beide leben können. Das ist kein »Kontrollverlust« oder »das Kind bestimmen lassen«. Es ist einfach nur das Respektieren der Bedürfnisse des Kindes als ein Familienmitglied. Als zusätzlichen Bonus macht es Ihr Leben als Eltern einfacher.

Planen Sie Spielzeiten und Spielfreunde

Es gibt viele subtile Arten, auf die Eltern Strukturen anbieten können, um positives Verhalten des Kindes zu ermutigen. Wir haben bemerkt, dass Kinder, die gut mit anderen zusammen spielen, Eltern haben, die ihnen ermöglichen, Spielpartner mit passendem Temperament auszuwählen. Sogar in den Grundschuljahren haben Sie viel Kontrolle darüber, mit welchen Menschen sich Ihr Kind abgibt. Das mag bedeuten, dass Sie den Anbieter der Nachmittagsbetreuung wechseln oder einen anderen Fußballtrainer auswählen, aber solche Entscheidungen formen tatsächlich das Verhalten Ihres Kindes. Sie wissen, ob Ihr Sechsjähriger bereit ist, außer Haus bei einem Freund zu schlafen. Wenn Sie nicht das Gefühl haben, dass der Abend gut verlaufen wird, finden Sie eine Möglichkeit zu vermeiden, dass Ihr Kind in solch eine Situation kommt. Wenn Ihr Kind nach einem langen Tag in der Schule rennen und sich austoben muss, bestehen Sie nicht darauf, dass er sofort und zuallererst seine Hausaufgaben macht. Stattdessen reservieren Sie eine halbe Stunde nach dem Mittagessen zum Austoben und wieder Runterkommen.

Strukturen bleiben wichtig, wenn Ihr Kind größer wird. Sagen Sie Ihrem Teenager, bis wann er wieder zu Hause sein muss, aber stellen Sie auch sicher, dass er weiß, wie er Sie erreichen kann – und dass Sie ihn gerne abholen kommen –, wenn er eine Möglichkeit benötigt, nach Hause zu kommen. Legen Sie Wert darauf, die Eltern der Freunde Ihrer Kinder kennenzulernen, sodass Sie ihre Werte und ihre Regeln zu Hause kennen. Strukturieren Sie Ihr Zuhause so, dass es ein freundlicher Ort für Teenager ist, um sich zu treffen. Jede dieser Aktionen macht es für Teenager einfacher, innerhalb der Familiengrenzen zu bleiben.

Struktur anzubieten ähnelt den Aufgaben eines Trainers. Sie instruieren Ihre Kinder darin, wie das Spiel gespielt wird, Sie setzen Spiele an, um sich auszuprobieren, und Sie ermutigen sie, wenn sie auf dem Spielfeld sind. Dick Vermeil, der Trainer der Super Bowl Champions aus dem Jahr 2000, der St. Louis Rams, sagte in einer Diskussion, warum einige Spieler auf dem Feld mehr Disziplin zeigten als andere: »Disziplin beginnt zu Hause.«

Wenn Kinder älter werden und sich hinaus begeben in die weiten Welten von Schule und Gemeinschaft, nutzen verbundene Eltern ihr intimes Wissen über ihr Kind, um es angemessen zu leiten – weder zu viel erlaubend noch zu stark einschränkend. Sie wissen, wie viel ihr Kind bequem selbst handhaben kann und wann sie eingreifen müssen. Sie agieren weiterhin als Unterstützer und Ratgeber.

Manche verbundenen Eltern sind im Zweifel überbeschützend. Das ist in Ordnung, da dieser Fehler einfach korrigiert werden kann. Sie werden herausfinden, wann Sie sich ein wenig mehr zurücknehmen müssen. Andere Eltern, die Sie respektieren, sind oft eine gute Quelle für Ratschläge, wann Sie durchgreifen müssen und wann Sie Ihrem Kind mehr Freiheit zugestehen sollten.

Zu wenig beschützend zu sein ist schlechter zu beheben. Kinder, die zu viele Entscheidungen und Herausforderungen ohne einen erwachsenen Begleiter verarbeiten müssen, können auf sich selbst wütend werden, auf ihre Betreuer und auf das Leben. Tatsächlich ist ein Merkmal, das oftmals unverbundene Kinder von verbundenen unterscheidet, das Gefühl der Wut. Weniger verbundene Eltern geben einem Kind mit höherer Wahrscheinlichkeit zu viele Wege, aus denen es auswählen kann und denen es folgen kann. Wenn es nach drei Monaten Unterricht nicht mehr Geige spielen möchte, lassen sie es zum Schlagzeug wechseln. Natürlich möchte das Kind alles ausprobieren, weil es für neue Erfahrungen offen ist. Wenn Eltern die Philosophie vertreten, dass es gut für Kinder ist, »viele verschiedene Sichtweisen« kennenzulernen und »mit vielen Kindern zusammen zu sein, die viele verschiedene Werte vertreten«, kann es sein, dass sie mit einem Kind enden, das in die falsche Richtung steuert – oder das überhaupt keine Richtung hat, in die es steuert. Kinder brauchen Führung von ihren Eltern, wenn sie all die Möglichkeiten durchsehen, die die Welt ihnen bietet.

 

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Erinnern (sie erinnern Kinder) + Zurückspulen (Kinder erinnern sich selbst)

Die Kombination von Erinnern und Zurückspulen (Remind und rewind) ist ein Verhaltensänderungsprinzip, das wir angewandt haben, als wir lernten, mit unseren Kindern zu leben. Kleine Kinder leben normalerweise im Jetzt. Sie reflektieren selten Lektionen aus der Vergangenheit noch denken sie über die Zukunft nach. Kinder sind so. Sie brauchen Erwachsene, die sie in ihrer Obhut haben, normalerweise Eltern, um sie oftmals daran zu erinnern, wie sie sich erwartungsgemäß im Zuhause oder in einer Gruppe verhalten sollen – in anderen Worten: was das normale Verhalten ist. Aber Kinder brauchen häufige Erinnerungen, um sich durch die vielen Ausreden »aber ich habe es vergessen« durchzuarbeiten. So lahm diese Ausrede auch für Erwachsene klingt, Kinder vergessen wirklich und brauchen Erinnerungen, um ihr Verhalten auf dem richtigen Weg zu halten. Erinnerungen sind Signale, die das verschwommene Gedächtnis eines beschäftigten Kindes auffrischen. Das mögen subtile Hinweise sein wie ein Blick, der dem Kind, das auf dem Weg ist, etwas falsch zu machen, sagt »du weißt es besser«, oder ein kurzes verbales Signal, das das Gedächtnis des Kindes anspricht »Oh, wo gehört das Spielzeug denn hin?«. Erinnerungen sind Verhaltensmotivatoren, die besser funktionieren, als es dem Kind geradeheraus zu sagen. Mit »Erinnerungen« geben Sie dem Kind einen Hinweis und das Kind füllt die Lücken aus. Sie werfen einen missbilligenden Blick auf einen schmutzigen Teller, der noch auf dem Tisch steht, und das Kind versteht die Botschaft, dass von ihm erwartet wird, den Teller zur Spüle zu tragen und selbst aufzuräumen. Manchmal funktioniert eine geschriebene Botschaft besser für Kinder, die die Erinnerung ansonsten als Gemotze auffassen könnten, wie die Nachricht, die wir einmal an Erins Tür gehängt haben: »Bitte bringe das Geschirr aus deinem Zimmer, ehe es anfängt, Dinge wachsen zu lassen.« Zurückspulen (Rewind) ist die Erweiterung dieser Praxis. Sie haben dem Kind zehn Mal gesagt, es soll mit dem Dreirad nicht auf die Straße fahren, sondern am Bordstein stehenbleiben und auf beide Seiten schauen. Wenn Sie Ihr Kind dabei erwischen, wie es Ihre Ermahnungen vergisst, sagen Sie einfach »Zurückspulen«. Sie weisen das Kind darauf hin, in seinem eigenen Gedächtnis das Skript durchzuspielen, das Sie bereits vorher mit ihm eingeübt haben. Mit diesem einen Wort motivieren Sie das Kind, sich selbst zu disziplinieren, ein weiterer Schritt in Richtung Erlangung innerer Kontrolle. Indem Sie sich an das Remind-und-Rewind-Prinzip erinnern, vermeiden Sie auch Gemotze oder Diskussionen. Kinder werden Ihrer ständigen Ermahnungen müde und hören nicht mehr hin, wenn Sie sie daran erinnern, was sie falsch gemacht haben.

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