Josef Pfeffer ist: Peppermint Joe

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KAPITEL 4
DIE KNEIPE VON HANNES

Josef war als erster in der Kneipe von Hannes, sie ist rappelvoll, und wäre der Tisch nicht reserviert, wäre es auch nicht weiter schlimm gewesen, denn Umfallen geht ja nicht.

Der ovale Tisch liegt perfekt, von hier aus hat man einen guten Einblick auf die Plattform der tobenden Menge. Josef hat alles im Auge, auch Hannes, der hinter dem Tresen seine Finger rundgehen lässt. Josef braucht kein Handzeichen um eine Bestellung aufzugeben, denn Karin, die Bedienung, ist von flinker Natur und steht wie ein Schatten neben ihm.

„Hey Josef, alte Socke! Alles gut bei dir?“

„Das Weißt du doch, schlechten Menschen geht es immer gut und bei dir?“

„Nicht wirklich, Mimi ist gestern Abend gestorben.“

„Das tut mir leid!“

„Ich war’s aber selbst schuld.“

Josef schaut etwas verdutzt…

„Äh… Wer ist Mimi?“

Karin hält das Tablett in der Hand, schwenkt es etwas …

„Mein Kater. Ich hatte ihn jetzt fünf Jahre. Und ich Dussel habe im Bad das Fenster auf kipp gestellt - und er wollte unbedingt raus. Sprang auf die Fensterbank, in die Fenster Öffnung und schon ist es passiert. Er rutschte ab und strangulierte sich zwischen Fenster und Rahmen.“

„AUTSCH! Ich würde sagen, das macht er auch nie wieder…“

„Es wird mir jedenfalls eine Lehre sein, aber gut. He… Lange nichts von eurem Verein gehört? Wo habt ihr euch denn verkrochen? Ich habe euch schon vermisst.“

„Ich sage nur drei neue Hobbys. Pauls Garage, Pauls Bulli und Paul. Ach ja und zwischendurch muss ich ja auch noch Arbeiten. Wir sind immer noch an der Mist Karre, der nimmt viel Zeit in Anspruch, mehr als mir lieb ist.“

„Ich habe schon davon gehört, ist ja das Dorfgespräch. Er hätte ihn ja besser zum Schrottplatz gefahren, dann hättest du mehr Zeit für mich gehabt.“

„Oje, lass das nicht Paul hören.“

„Okay Josef, die anderen Warten schon, was darf ich dir bringen?“

„Na ja, zuerst mal ein Bier – nach dem anderen und den Spezial Mix von Hannes.“

Josef ist gerade damit beschäftigt, dass Salz und die Zitrone für den Tequila vorzubereiten, als die Mannschaft wenig später einmarschiert. Kaum den Rhythmus der Musik vernommen, schon reißen Felix und Lukas die Arme in die Höhe um blökend an den Tisch zu gelangen. Bis auf Josef hatten alle eine Tröte dabei und pusten sie in Richtung Josef, dass ihm das Salz fast im Hals stecken bleibt.

Anna setzt sich neben Lukas, der immer noch die Arme im Takt zur Musik hochreißt und Halslaut mitsingt, grölt. Sarah nimmt gleich neben Paul Platz. Anna schaut in Sarahs Augen und beginnt ein codiertes Lächeln in den Abend zu legen, dass nur eine Frau entschlüsseln kann.

Josef verzieht sein Schmerz Gesicht und hält sich die Hand auf die Wange, der Backenzahn meldet sich wieder. Er schmerzt und zieht immer zu den ungünstigsten Zeiten, dass Daniel auch nicht entgeht.

„Alter, nur einmal die Backe hinhalten und schon bist ihn los…! Ich werde mir auch Mühe geben, genau die Stelle zu treffen, fast schmerzfrei!“

Daniel ballt die Faust, dass die Gelenke knacken.

„… Und ich soll dann für die Rechnung aufkommen, wenn deine Hand Brei ist. Ich muss unbedingt nächste Woche einen Termin beim Arzt machen, der muss jetzt bald raus!“

Sarah: „Wird auch Zeit! Du läufst schon lange genug mit dem faulen Gebiss rum. Ich sage nur, Männer! Immer schön warten bis zum letzten Augenblick, wenn der Zug bereits abgefahren ist.“

Karin zwängt sich durch die Besucher zum Tisch…

„Leute, bei dem Trubel hier hätte euch ja fast Übersehen, was darf ich euch bringen?“

Daniel: „Hi Karin! Bring uns erst einmal das Standardgedeck und noch einen extra großen Tequila für Josef“

Daniel reibt seine Hand, sie schmerzt. Es war übertrieben fest, wie er die Faust ballte.

Karin: „Habt ihr euch schon in die Liste eingetragen?“

Felix: „Wofür bitte eintragen?“

„Hört ihr nicht den Lärm? Heute ist doch im Nebensaal das große Bullriding, zugunsten der Kinderstätte. Das Plakat hängt doch direkt hinter euch. Zwei Euro kostet ein Ritt auf dem Mutanten und der Gewinner wird noch heute Nacht bekannt gegeben. Ihr braucht nicht länger als ein paar Sekunden auf dem Bock zu sitzen, ist doch einfach…“

Karin grinst, als sie sich umdreht und zur Theke geht. Erst jetzt nehmen sie das Plakat wahr, dass einige Meter hinter ihnen an der Wand klebt.

Es sind noch zwei Stunden und das neue Jahr wird eingeläutet. Und während die Frauen sich im Vorraum mit Pinsel und Lippenstift, Spiegelmäßig auffrischen, nehmen die Jungs noch einen kräftigen Schluck aus der Flasche und drängeln sich durch die Meute in Richtung Saal, wo ihnen schon ein lautes Gejohle entgegenhalt.

Gegen Verletzungen gepolstert auf einer Fläche von gut fünf mal fünf Meter, kreist der Elektro-Bulle auf seiner Achse die ferngesteuerten Runden. Josef hat den zuständigen Techniker, der das Bedienpult bedient, genau im Auge. Er achtet genau auf die Hände, die die Regler und Knöpfe hin und her schieben.

„Leute!“, schreit er durchs Mikrofon. „Wer nichts wagt, hat schon verloren! Und denkt daran, kein Ritt auf dem Red-Devil mit mehr als 3 Promille im Blut – ältere Herrschaften ab 60 sollten nicht ohne Zustimmung ihres Arztes auf den Bullen. Und schaltet den Herzschrittmacher ab, denn hier bekommt ihr die volle Ladung umsonst!“

Er hält das Mikro so dicht an seinen Mund, als wäre es Eis am Stiel.

„Und vergesst die Regeln nicht! Ihr dürft euch nur mit einer Hand am Bullen festhalten. Wer beide Hände benutzt wird unweigerlich disqualifiziert und scheidet aus dem Rennen und somit kein Preis. Also gebt alles, haut rein!“

Fabian ist beeindruckt von dem Geschaukel und drängt Lukas durch die Menge zum Bullen…

„Nicht gucken, machen! Zeig denen wo der Hammer hängt!“

Techniker: „Junge, ein kleiner Tipp! Du musst die Schenkel fest gegen die Schulter pressen, sonst machst du gleich einen Abgang.“

Lukas hört auf die Worte vom Techniker und drückt die Beine, so fest er kann gegen den Bullen. Den linken Arm in Siegesposition ausgestreckt, so beginnt ein sanfter Ritt.

Stufe Eins, ein müdes Lächeln überkommt Lukas, bei dem lahmen hin und her Gewackel auf dem Rücken der Bestie. Der Techniker überspringt Stufe zwei auf die drei. Jetzt wird es schon etwas schneller, der Körper von Lukas bewegt sich beschwingt, bleibt aber immer noch eins und synchron mit dem Bullen. Und weiter dreht der Techniker den Schalter auf Stufe vier und sofort auf sechs. Er flattert hin und her auf dem Bullen und hält sich verkrampft fest. Der Mann am Pult ist beeindruckt von Lukas und er schaltet einen Gang höher auf Stufe sieben.

Die Menge tobt und jubelt und dann passiert es, Lukas macht einen Kinoreifen Abgang vom Bullen und schlägt mit dem Kopf zuerst auf das Luftpolster, bevor er platt in der Mitte liegen bleibt.

Sarah und Anna sind mittlerweile dazugekommen, verziehen ihre Gesichter, denn sie Wissen, das muss Schmerzen verursachen.

Der Techniker brüllt durchs Mikrofon:

„Hut ab, klasse gemacht! Das war mindestens eine sieben auf der Skala. Aber vergesst nicht, die Sekunden werden erst ab Stufe Acht gezählt! Alles, was darunter liegt, ist nicht mehr als eine lehrreiche, wenn auch schmerzliche Erfahrung für euch.“

Anna drängt sich zum Techniker ans Bedienpult.

„Wer hat denn die Acht bis jetzt geschafft? Das ist doch Beschiss, die Sekunden erst ab acht zu zählen. Die schafft doch nie jemand, wer ist auf die blöde Idee gekommen?“

Unbeeindruckt und herablassend vom Techniker:

„Das ist alles nur eine Frage des Geschicks.“

Anna ist wütend: „DU ARSCH!“ Der Techniker ist vertieft in seine Schalter und Knöpfe, hört es nicht. Anna drängt sich wieder zu ihrem Platz.

„Und wegen dieses Hokuspokus hier, lasse ich ein romantisches Essen bei Kerzenschein mit der Familie sausen.“

Sie Kramt in ihrer Handtasche nach dem Handy, keine Nachricht.

„Mama hatte wie immer recht. Es wird gesoffen und gegrölt und am Ende hast du nur zwei Freunde die dir zur Seite stehen, Aspirin und ein Glas Wasser.“

Anna sieht zu Sarah, hält ihre Hand.

„Apropos – Romantik und Kerzenschein du Liebes verdrossene Nelkenfee. Wann wirst du es Paul sagen, dass du ihn gerne magst? Und jetzt komm mir nicht damit, da ist nichts.“

Sarah lässt ihre Finger um den Rand ihres Glases kreisen, bevor sie es anhebt und daran nippt.

Sarah: „Hm, ja…“

Anna: „Ich sehe es dir schon eine ganze Weile an, dass du über beide Ohren verknallt bist.“

„Du kennst doch Paul, das ist ein Holzkopf! Vielleicht hat er auch keinen in der Hose oder hat wirklich nur Augen für sein Blech am Auto, so kommt es mir jedenfalls vor. Nachher werde ich ihm mal auf die Füße treten, vielleicht merkt er ja was los ist.“

Anna muss lachen…

„Klar merkt er was, den Schmerz der dicken Zehe. Man, du bist mir vielleicht ein Früchtchen! Muss ich denn alles für dich Erledigen? Ich sage dir was du machst. Sobald wir nachher mit dem Sekt auf das neue Jahr anstoßen, wirst du ihn Küssen! Und nicht nur auf die Wange, sondern auf den Mund und wenn du schon dabei bist, drück ihm dabei gleich deine Zunge rein. Dann wirst du ja sehen, ob er lacht oder dem Weinen nahe ist. Nimm, was du kriegen kannst, aber mach es! Das Einzige, dass du im Leben umsonst kriegst, sind Falten, Warzen und Augenringe.“

Die Arme vor der Brust verschränkt, so steht Josef im Nebenraum, mit dem Rücken zu Paul.

Josef: „Ihr seid vielleicht Luschen, hier den wilden Bill markieren und selbst nix im Ei!“

 

Als Paul das hört, packt er Josef an den Schultern und schiebt ihn durch die Menge zu dem Kubikmeter Hartplastik.

Paul: „Okay, jetzt gib Gas, greif den Bullen bei den Hörnern!“ Paul knipst den anderen das Auge…

„Zeig uns Mal was du draufhast! Wenn du die Acht schaffst, hast du was gut bei mir. Aber jammere nachher nicht, dass deine Eier nur noch Brei sind.“

Josef klettert auf die wabernde Matte in Richtung Stier, hält sich am Riemen fest und versucht elegant zu wirken, als er auf den Rücken des Bullen Platz nimmt.

Josef: „Flachgesichter! Ich werde dem jetzt mal schön den Arsch aufreißen.“

Der Techniker gibt wieder sein Feedback: „Denk daran! Eine Hand am Riemen die andere frei in der Luft und drücke deine Beine gegen den Rücken, sei locker und verkrampfe nicht!“

„Ich weiß! Hab‘s schon mitbekommen und jetzt mach, dreh den Schalter, damit der Tanz endlich losgeht!“

Die Stimmung im Saal ist auf dem Höhepunkt. Spotlichter in allen Farben strahlen auf Josef, dass ihn zum Helden des Abends Scheinen lässt. Er hält den Riemen fest in der Hand seine Beine drücken gegen das Plastik, seine Muskeln sind durchweg angespannt – die Menge tobt!

Fabian: „Los Josef, gib‘ alles, reiß ihm den Kopf ab!“

Das Gebrüll von Fabian geht in der Menge unter. Der Techniker schaut nur kurz zu Josef und dreht den Schalter auf Stufe eins. Wie bei Lukas eben, ist das nicht mehr als ein Witz. Der Bulle schaukelt etwas, aber mehr kommt da nicht rüber.

Der Techniker jodelt wieder durchs Mikro: „Willst du mehr? Wollt ihr mehr sehen? Frisch aus der Hölle zu uns gestiegen, um uns das Fürchten zu lehren.“

Er dreht den Schalter sofort auf fünf. Josef spürt den Ruck sofort und drückt seine Beine noch fester gegen die Schultern der Bestie. Nur dieses abrupte, plötzliche Stoppen macht ihm zu schaffen. Der Techniker hat nur ein fieses Lächeln übrig und dreht den Schalter auf Stufe sieben. Josef verzieht sein Gesicht. Dass sein Rumpf schneller nach vorne schießt als sein Kopf, der immer etwas länger braucht, um diese elektrische Gewalt zu verstehen.

Sein linker Arm wirbelt durch die Luft. Der Techniker hält weiterhin seine Hand am Schalter und dreht in langsam in Richtung Acht.

Binnen einer Zehntelsekunde spürt es Josef sofort, dass sein rechtes Knie, unkontrolliert, haargenau wie eine Faust aufs linke Auge passt, als er wie eine Rakete abhebt. Den Salto, den er dabei hinlegt, gibt es gratis dazu. Vielleicht hätte die Matte etwas größer ausfallen sollen, dann wäre die Landung auch weicher ausgefallen.

Die Menge tobt, kreischt und lacht über Josef, dass auch den Techniker mit seinem Gelaber am Mikro übertönt.

Immer noch außer sich vor Lachen bringt Karin eine Runde Sekt – es sind nur noch einige Minuten bis Neujahr.

Karin: „Leute der Sekt geht auf Hannes, er hat sich lange nicht mehr so gut unterhalten. Und der Eisbeutel ist für Josef, den wirst du heute noch länger brauchen. Puh, dein Auge sieht ja schlimm aus, muss doch verdammt schmerzen?“

Fabian: „He, unseren Josef kann so schnell nichts erschüttern, was ihn nicht umbringt, macht ihn nur noch härter. Der verträgt schon eine Packung und wenn das Auge blau wird, kommt eben eine Gesichtsmaske darauf, sieht vielleicht noch besser aus als das Original.“

Anna hält derweil Augenkontakt zu Sarah, die neben Paul sitzt und wartet auf eine Reaktion von ihr. Fast unscheinbar legt Sarah ihre Hand auf die von Paul, schaut ihm nur kurz in seine Augen und lächelt ihn an. Und damit hätte sie nicht gerechnet, denn Paul erwidert ihr Lachen und mehr, er hält, ohne einen Ton von sich zu geben ihre Hand fest und zieht Sarah an sich heran.

Anna: „Und so wie es ausschaut, hat natürlich niemand ans Bleigießen gedacht. Man, ihr seid vielleicht schlimme Leute!

Aber zumindest, wie es ausschaut, hat sich für jemanden ein Herzenswunsch erfüllt.“

Lukas starrt auf die Uhr, hält das Sektglas in der Hand und verschüttet die Hälfte. Der Countdown beginnt, wobei der halbe Saal nur Hannes im Auge hat, der jetzt durch Mikrofon die Zeit ankündigt.

Hannes: „Lasst uns Anstoßen auf das neue Jahr, dass es so weitergeht, wie das alte Jahr aufhört und vor allem, Glück und Gesundheit für euch alle!“ Wie im Chor und im Takt, lauthals, so rattert die Menge, die Zeit bis zum Jahreswechsel runter…

KAPITEL 5
GARAGE DIE ZWEITE

Das geschlossene Garagentor öffnet sich langsam - da steht er! Der Bulli im neuen, tiefblauen Lack. Die verchromte Stoßstange ist die Zierde, die das Logo vom Wagen einfasst. Neben den vielen Werkzeugen und Chaos auf der Werkbank spielt leise das Radio in der Ecke, wobei der Moderator auf die Zeiten der Plastikscheiben eingeht.

Was wir vermissen in der digitalen Welt? Das leise, zarte Knacken der Schallplatten, wenn das schwarze Vinyl unter der Diamantnadel seine Runden dreht. Und der musikalische Leckerbissen für euch da draußen, ohne Kratzer und Knacken, der Mann mit den Hüften einer Schlange, Gelenke und Beine wie Gummi, MR. ELVIS PRESLEY mit All SHOOK UP aus dem Jahr 1957.

Paul nimmt die Hand vom dem Garagendrücker und schlendert langsam um den Bulli. Huscht mit dem Tuch, hier und da noch einmal über den Lack. Im Wagen sitzt Josef und umklammert das Lenkrad.

Paul sieht durchs offene Seitenfenster sofort, dass irgendetwas mit Josef los ist, ihn bedrückt – behält das Wissen über das Ungewisse, erst mal für sich!

Paul: „Schmeiß die Kiste an! Der Bock hat sich jetzt wirklich lange genug auf meine Kosten ausgeruht.“

Paul ist es anzusehen, er ist aufgeregt, nervös – geht in Gedanken vor dem Bulli auf und ab.

Josef steckt den Schlüssel ins Zündschloss und dreht ihn langsam nach rechts. Es klackt im Motorraum. Er hält den Schlüssel in Position und der Motor orgelt vor sich hin.

Josef: „Jetzt komm schon du altes Ersatzteillager, spring endlich an! Komm schon… Mach endlich… Mist Karre!“

Paul wedelt mit den Armen aufgeregt vor dem Bulli.

Und ruft Josef zu: „Tritt aufs Gas, damit er was zu schlucken hat!“

Josef hört die Worte bei der Geräuschkulisse vom Motor nicht. Dann passiert es, eine große schwarze Rauchschwarte dringt aus dem Auspuffrohr und lässt den Bulli erzittern, er läuft! Paul wischt sich den Angstschweiß von der Stirn und grinst zufrieden…

KAPITEL 6
DIE UNTERSUCHUNG VON SARAH

In der Klinik zur selben Zeit.

Sarah ist zur routinemäßigen Untersuchung für Arbeitnehmer, im Büro von Dr. Schröder bestellt. Sie sitzt ihm am Schreibtisch gegenüber, der sich eingehend mit einem Befund befasst. Tiefsinnig schaut er auf einige der Untersuchungsergebnisse und vergleicht die Werte mit den Daten am Monitor. Dr. Schröder rückt seine Brille zurecht, widmet sich nun Sarah, die sehr aufgelöst scheint, denn sie hat keinen Schimmer, weshalb sie bestellt worden ist. Und so:

„Nun Sarah, Fräulein Beck. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ihr Befund bei der routinemäßigen Früherkennung positiv ausgefallen ist. Wir haben in den oberen Schichten, ein invasives Mammakarzinom in der rechten Brust festgestellt. Dieser Tumor ist bösartig und bedarf einer sofortigen Behandlung.“

Sarah verfällt in einen Schockzustand. Sie hat mit allem gerechnet aber nicht mit solch einer Aussage. „Aber… Aber…“ Stammelt sie…

„Wie kann das sein, dass kann sich nur um einen Irrtum handeln!“ Sie lächelt sehr emotional, ihre Wangen beginnen zu zittern.

„Ich bin doch erst dreiundzwanzig. Ich dachte, der Knoten käme noch von meiner Prellung, dem Sturz im Urlaub.“

„Das Alter spielt heute keine Rolle mehr. Auch bei jungen Frauen wird immer häufiger diese Diagnose gestellt. Was wir nicht diagnostiziert haben sind gebildete Metastasen. Das bedeutet, wir haben durch diese sehr frühe Erkennung, sehr gute Chancen einer vollkommenen Heilung.“

Dr. Schröder richtet wieder seine Brille, legt die Hände auf den Tisch und es ist ihm anzusehen, es fällt ihm sichtlich nicht einfach, einer jungen Frau diese Mitteilung zu geben.

„Um es frei wegzusagen, es könnte eine sehr schwierige Zeit für Sie werden. Wenn die Behandlung nicht ihre Wirkung zeigt, müssen wir zu gegebener Zeit, einen operativen Eingriff vornehmen, wobei wir nach weiteren Ergebnissen auch eine teilweise Entfernung im Brustbereich, in Betracht ziehen müssen. Es wird aber nicht bei dieser OP bleiben! Wir werden weiter eine Chemotherapie durchführen, deren Konsequenzen werden sich ebenfalls auf ihr jetziges Leben auswirken.“

Tränen treten langsam aus Sarahs Augen und Rinnen wie kleine Perlen über ihre Wangen. Sie legt ihre Hände auf den Oberschenkeln ab und reibt sie vor Angst und Nervosität.

„Was soll denn jetzt werden? Ich dachte, ich habe mein Leben vor mir und jetzt? Ich sehe doch ständig die Statistiken und wie die Krankheit in den meisten Fällen verläuft.“

„Sie Wissen, dass Sie hier in guten Händen sind und ihre Chancen stehen durch die Früherkennung sehr gut. Ich werde jetzt einen Termin bei Dr. Maurer veranlassen. Sie kommen bitte morgen Früh und ich werde die Einweisung fertigstellen.“

Sarah sitzt wie ein Häufchen Elend im Stuhl und hat Mühe sich zu erheben, ihre Beine sind weich wie Pudding…

KAPITEL 7
GARAGE, DIE DRITTE

Zurück in Pauls Garage. Der Motor vom Bulli ist abgestellt. Paul geht zum Kühlschrank, nimmt zwei Bier und öffnet sie mit einem Schraubendreher. Er reicht eine Flasche Josef, dessen Arm lässig am geöffneten Fenster lehnt. Josef nimmt einen winzigen Schluck. Paul schaut ihn an.

„Ich habe dir ja gesagt, wir brauchen den neuen Verteilerkopf. Hätten wir auf Daniel den Schwachmaten gehört, wäre der alte dringeblieben. Aber eines kann ich dir sagen, wäre die Mühle jetzt nicht angesprungen, ich hätte ihn abgeschleppt, zur Schrottpresse!“

Er streichelt sanft, fast liebevoll über das Blech der Tür und nimmt einem Schluck aus der Flasche. Er schaut auf den Beifahrersitz und zeigt mit dem Kopf hin.

„Und das hier wird dein Platz! Wir werden noch deinen Namen ins Armaturenbrett Gravieren.“

Er stellt die Flasche ab, hebt die Hände lässig über den Kopf und ist zufrieden.

„Weißt du Paul, dass mit dem Platz ist so eine Sache, ich denke, das wird so nicht hinhauen. Ich werde nicht mit nach Kalabrien fahren.“

Paul: „Warte mal kurz…“

Er steckt den Finger ins Ohr und bohrt etwas darin und verzieht dabei sein Gesicht.

„Ich hör gerade nicht so gut! Dachte, mir hätte da jemand ein Ei im Ohr abgelegt! Was ’n jetzt los? Man, du bist ja eine Kanone!“

Paul hebt seine Augenbrauen, wandert in der Garage auf und ab… „Da kommt ja richtig Begeisterung auf – ich habe schon den Fahrplan ausgearbeitet. Und jetzt kommst du daher und sagst, es geht nicht! Warum, haben sie dir die Nacht ins Hirn geschissen und vergessen zu Spülen oder was ist los?“

Josef: „Du weißt doch noch, als wir im Pub waren, dieses Bullen reiten an Silvester? Das war einfach sowas von Geil.“

„Und, was willst du mir damit sagen? Willst du jetzt etwa Bullen Reiter werden auf einer Kuh oder was?“

Josef schaut Paul mit einer Geste an, nimmt einen weiteren Schluck aus der Flasche, ohne Kommentar!

Paul: „Warte… Du willst mich jetzt verarschen? Das ist doch ein Witz? Sag‘, dass das ein Witz ist!“

Paul beginnt zu lächeln, verdreht seine Augen…

„Du willst mir doch jetzt nicht erzählen, dass du so inspiriert, so begeistert von dem Mist bist? Das war doch nur FUN, Spaß! Wenn ich daran denke, tut mir immer noch der Arsch weh. Und dafür würdest du unseren Urlaub platzen lassen? Denk doch mal nach – Meer, Sonne und Strand soweit das Auge reicht. Und nicht zu vergessen, geile Weiber, eine kleine Italienerin für dich, braun gebrannt, Haut wie Seide.“

Paul geht zum Kühlschrank, nimmt sich noch eine Flasche…

„Du bist eine Granate! Da werden sich die anderen aber auch ganz doll freuen, wenn sie das Hören, dass du lieber auf einem Big Mac reiten willst.“ Paul legt einige Werkzeuge auf den Tisch.

„Gerade jetzt wo ich mit Sarah zusammen bin und wir alles so biegen konnten, wäre die Clique fast komplett. Und wie hast du dir das vorgestellt?“

„Na ja… Ich hatte genug Zeit im Netz über diverse Möglichkeiten zu suchen. Also, ich verlängere meinen Urlaub, fliege nach TEXAS und werde mir eine Unterkunft auf einer Ranch besorgen. So ganz genau… keine Ahnung.“

 

„Junge, du hast was an der Birne! Oder du hast heute Morgen zu heiß geduscht. Meinst du wirklich die Amis warten auf dich, damit du auf einer Kuh reitest, die schmeißen sich weg vor Lachen!“

„Das sind Bullen!“

„Ob Kuh, Stier oder Ochse. Die Idee ist hirnverbrannt!“

Anna kommt mit den Jungs, langsam über die Einfahrt zur offenen Garage. Paul sieht sie zuerst und hat immer noch sein breites Grinsen im Gesicht, als er ihnen entgegengeht.

Paul: „Ihr kommt da her geschlendert – ich hatte gestern einen Zombie Film gesehen, die hatten tot mehr Spaß, als ihr im Leben!“

Anna nimmt Paul zur Seite, sein Lachen ist verschwunden.

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