Suizid im Hirn

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Doch nun wieder zu meinem Erlebnis. Es war in dem Sinne, da ich den ganzen Tag nichts getrunken hatte, ein sehr schlimmer Entzug, da sich das Hirn an Alkohol gewöhnt hatte und dieses Gift fehlte. Es bereitet Schmerzen. Aus diesem Händeschütteln nachts bin ich herausgekommen, da ich neben diesem „Guten Abend“ zu Menschen, die durch eine Betonwand kamen und verschwanden, Zeit fand, mir Alkohol aus dem Kühlschrank zu holen. Nach Zufuhr verschwand diese Halluzination, jedoch erst nach Stunden. Dieses Erlebnis sei genannt, um die Gefahr nochmals zu verdeutlichen. Es zeigt uns aber auch in deutlicher Weise, wozu wir fähig sind, was wir nie im Leben von uns gedacht hätten. Das eine bewirkt so etwas, wiederum das gleiche lässt es verschwinden. Ein gefährlicher Kreislauf. Die Frage ist doch eigentlich nur, ob es krankhaft ist? Seltsam meine Theorie? Lehnen wir sie doch nicht einfach ab oder verdammen sie, sondern ergründen, was sie uns sagt. Sie besagt doch eigentlich nur, dass wir in unserem Hirn etwas haben, was außerhalb des normalen Bewusstseins vorhanden ist. Ich habe eine unglaubliche Achtung vor dem Hirn und bin überzeugt, dass wir es nie wirklich ergründen können. Es ist auch gut so. Jedoch, und das sage ich als Agnostiker, nicht so sehr als Argument nehmen, wenn wir etwas nicht oder kaum oder nie wahrlich ergründen können, muss es etwas geben, was über uns steht. Nun gut, nennen wir es Gott. Es ist egal, wie wir es nennen. Betrachten wir es als Aufgabe und nie zum Anlass nehmend, sich zu streiten. Einfach verinnerlichen, dass alles spannend bleibt. Damit wird doch eigentlich bestätigt, dass wir zwar wissen oder erahnen, dass wir nur 65% unserer Hirnleistung in „Anspruch nehmen“ und die anderen eventuell als Reserve dort herumschwirren und warten, bis sie eine Aufgabe bekommen. Mir fällt gerade ein, dass zum Beispiel ein Hai, wie ich gehört habe, zwei Drittel seines Hirns für den Geruchssinn braucht. Wozu ist der Rest? Das nur nebenbei. Es ist doch so, dass wir das Gute und auch das Böse je nach Definition in uns haben. Wie definieren wir das Böse und auch das Gute? Es ist eine Hauptfrage, gerade in der heutigen Zeit. Wissen Taliban oder die IS, dass wir sie als sehr böse bezeichnen, ja als Mörder? Ob diese Leute denken, ihr Weg ist der einzig richtige und damit gut? Die Mitläufer, meisten junge Männer und Frauen sind doch wohl primär irgendwie Verzweifelte, die keinen Halt in der Gesellschaft gefunden haben mangels Bildung, Ablehnung von allem, was geboten wird für ein sinnvolles Leben oder die etwas gefunden haben, dass Spaß macht und sie sich fühlen wie die Retter der Welt. Mord gehört dazu, wie die Geschichte sehr oft bewiesen hat, seit wir als Mensch hier auf dieser Erde herumlaufen. Wir Menschen sind ja auch so, bitte denken sie nach, ob sie mit mir konform gehen?

„Wir hassen nicht böse Menschen, weil sie böse sind, sondern weil sie Böses tun.“

Etwas hat sich aber gerade in der heutigen Zeit sehr bestätigt und kaum einer hat eine vernünftige Antwort bzw… es ist nicht gewollt.

„Das Böse kann nur gewinnen, weil und wenn die Guten nichts unternehmen und es geschehen lassen.“

Gibt es überhaupt dem Grunde nach böse Menschen? Eigentlich ja, weil wir es uns einfach machen und schnelle Erklärungen brauchen wie das täglich Brot. Ist es eine Halluzination der übersteigerten Selbstdarstellung? Eine Desorientierung auf jeden Fall. Das Seltsame ist, dass sie sogar Bestätigungen von einem Teil der Menschen bekommen, die wir Zivilisten nennen. Ebenso die Flüchtlingswelle nach Europa. Ja, es ist schlimm, wenn einem das Haus, die Existenz im eigenen Land weggebombt wird. Welche Gesinnung, wessen Geistes Kind sind sie jedoch, ist eine Hauptfrage. Integration bedeutet nicht nur die Sprache des Landes, in dem sie aufgenommen werden, zu sprechen oder Kenntnisse der Verfassung zu haben usw., sondern Einstellungen zu den Menschen, denen man täglich begegnet und Akzeptanz, dass es andere gibt, die anders sind. Beide Seiten müssen sich anstrengen. Ebenso ist in aller Munde der Satz „Kippen der Gesellschaft“. Wenn jemand nach einer Flucht fest Fuß gefasst hat mit Sprache und Arbeit und diesen Dingen, die wir als gesellschaftsfähig bezeichnen und nicht beachten, dass im Inneren immer noch oftmals falsch verstandene Dinge des Glaubens, des Miteinanders und der Tradition vorhanden sind, kann es kritisch werden. Bitte nicht falsch verstehen. Wenn jemand unsere sozusagen gute Gesellschaft mit ihren Perversitäten des Geldes und merkwürdigen Hierarchien kennenlernt, kommen da nicht Zweifel, was wir so alles falsch machen? Da hilft es doch oft, Dinge eines anderen Glaubens hervorzuholen, um Zweifel anzumelden. Es braucht kein Gegenpol zu sein. Damit meine ich nur, wir können nicht erahnen, wie sich die Generationen „nach uns“ entwickeln und welche Werte sich noch herausstilisieren. Im Tenor der zur Zeit vorhandenen Widerstände oder Zweifel können wir jedoch für die Zukunft auch sagen, dass es von Vorteil ist und auch gewinnbringend als Gesellschaft. Es ist positiv zu verzeichnen, dass der Rassismus, wie wir ihn heute verstehen, verschwinden wird und wir doch in positiver Veranlassung vermischt werden. Wir kommen näher zusammen und diese Dinge Schwarz, Weiß, Gelb werden kaum Bedeutung hinterlassen. Das ist positiv im Verständnis für eine globale Welt. Der Homo Erectus hatte auch rassistische Vorurteile gegen den Neandertaler. Er hatte Anteil am Aussterben der Neandertaler. Mit den Frauen der Neandertaler zeugten sie trotzdem Kinder. Zu unserem Vorteil, wie wir heute sind. Die Überbewertung belangloser Dinge wie Hautfarbe usw. ist das Übel der heutigen Zeit. Gedankengut, auch Bildung sollte primär zur Gestaltung des Miteinanders herrschen. Die Hauptfrage ist doch nur, wie viel Generationen Mensch brauchen wir noch, um dies zu begreifen? Sind wir eventuell schon vorher ausgestorben oder haben uns umgebracht oder wollen die Berge, die Vulkane, die Meeres-Tsunamis usw. uns nicht mehr auf diesem Planeten? Lernen wir von unseren Kindern. Die spielen alle miteinander. Ob schwarz, gelb oder sonst etwas. Hauptsache der Ball wird gefangen und wir lachen. Hüten wir uns als „Kindererzieher“ zu sagen … hör mal mein Kind, mit dem solltest du aber nicht spielen … , weil wir Vorurteile oder auch „berechtigte“ Dinge haben, weil wir die Väter und Mütter des anderen Kindes kennen. Sollten wir aber nicht der Generation unseres eigenen Kindes eine Chance geben?

Ist dies genannte auch ein Delirium als Wahnvorstellung, dass alle Menschen lieb sind? Nein, die Psychiater usw. haben sich das Wort Delirium usw. nur für Alkoholprobleme ausgedacht. Man sollte aber weiterdenken. Ist dieses Delirium nicht ebenso eine Wahnvorstellung, dass nur der Recht hat und kaum oder nie der andere? Egomanie, Narzissmus muss neu bewertet werden in einer Entscheidung, wer uns führen darf und auch sollte. Wir haben also eine Riesenaufgabe vor uns. Kommen wir mal zurück zum Thema Alkohol usw. Also Delirium und Korsakow und Hilfe durch sich auskennende, nennen wir sie Psychiater.

Damit meine ich keinesfalls schwere Alkoholiker mit Korsakow-Syndrom oder sonstigem, die es echt nicht mehr schaffen, Konstruktionen des Daseins in ihrem täglichem Leben bewusst zu gestalten. Man sagt im Volksgebrauch, dass das Korsakow-Syndrom die Verblödung sei. Es ist jedoch meine feste Überzeugung, dass Alkoholmissbrauch eine Krankheit ist. Auch hier bitte keinen Aufschrei, kein Mitleid oder sich selbst besser fühlen, da man meint, dass man nicht dazu gehört. Alkohol in Maßen ist etwas Gutes. Kann jedoch auch zu körperlichen und seelischen Störungen führen. Im Vorfeld des Genusstrinkens kann man eine Gefährlichkeit nie einschätzen. Dass es schmeckt oder, so sei dahingestellt, es uns gefällt, da wir uns selbst austricksen und uns wohlfühlen. Es kann nicht abgestritten werden und die Gesellschaft prägt und fordert uns ja auch mit Manipulations-Werbedingen auf … zu einem gemütlichen Beieinander … Der Staat versucht sich in Unschuld zu wiegen mit den ach so tollen Warnungen auf den Bierflaschen. Schwangere bitte keinen Alkohol, nicht Auto fahren, erst ab 16 Jahre, tolle Bilder von zerfressener Leber usw.. Damit wäscht sich irgendeiner, also der Staat sauber und sagt damit, ihr seid ja selbst schuld. Wer siegt wohl bei einem Problem, bei dem es um sehr viel Geld geht? Bilder mit Warnhinweisen oder Geld für Vorbeugung und Aufklärung, was diese Dinge mit uns machen können. Familien, Freunde wenden sich ab, werden auch zerstört. Alkohol ist eigentlich eine gute Sache. Er weckt auch Wahrheiten in uns, die wir normal nie nennen würden. Gut, ich bitte mich richtig zu verstehen. Ich verabscheue keinen Alkohol, bin weder militant noch sonst etwas. Es ist wie mit meiner Einstellung als Agnostiker. Religion trifft für mich nicht zu, ich akzeptiere aber. Es ist auch wichtig für eine Gesellschaft, damit wir mehr über uns erfahren. Glaubt mir. Ein vernünftiger Umgang damit, das ist es! Niemals sollte man, solange man es noch kann, Sklave des Alkohols werden. Es wäre selbstschädigend, sehr zerstörend für uns selbst und auch für die, die wir gern haben und auch lieben. Wenn wir, wie in vielen Nuancen des Lebens, eine Maske tragen. Beim Thema Alkohol, wenn es uns betrifft, zerstört es uns oft und auch andere, die wir mögen. Es gibt den auch hier anzuwendenden Spruch von Andre Berthiaume, der Realität werden kann:

„Wir tragen alle eine Maske, und es kommt der Zeitpunkt, an dem wir sie nicht mehr abnehmen können, ohne dabei Stücke unserer Haut mit abzutrennen.“

Wir sollten uns nicht verstecken, wenn wir Alkohol als Problem erkennen. Mit der Maske heißt es doch, dass wir das Problem verstecken und überspielen. Wolfram Richter sagte einmal ironisch (oder doch keine Ironie?):

„Lieber ein stadtbekannter Trinker

als ein anonymer Alkoholiker.“

 

Man sollte dazu stehen, dann kann man Hilfe erwarten. Dieser Spruch besagt doch nichts anderes, als zu vermeiden, dass man sozusagen lächelnd, gute Laune verbreitend in der Öffentlichkeit herumtänzelt. Kaum zu Hause schüttet man sich zu wegen irgendwelcher Probleme, die man als kaum lösbar sieht oder findet sonstige Gründe t. Ein schlimmer Kreislauf. Dieser Satz

„Nicht immer ist Alkoholgenuss Ausdruck von Lebensfreude und Geselligkeit.“

kann pathologisch werden.

Dieser Widerspruch ist ein Zeichen dafür, dass man sich oft nicht selbst leiden kann mit dieser Schauspielerei und zu Hause das eigentliche Ich zum Vorschein kommt. Ein Problem wird dementsprechend vorgeschoben, man trinkt und bringt sich in eine nur für einen selbst erklärende Phase und findet eventuell sogar eine Lösung. Es kann hiernach etwas Schlimmes entstehen. Sich belobigen. Was nichts anderes heißt, als zur Belohnung etwas zu trinken. Ein schlimmer Kreislauf, den man nur selbst als wahr erkennt. In der Öffentlichkeit ist man ein toller Typ. Dies gibt es, dieses unbewusste Belohnungs-Gen in unserem Hirn. Es täuscht Alkoholiker. Dem Prinzip nach ist es aber sehr wertvoll. Nur eben … für Alkoholbetroffene nicht so gut und sie lassen sich täuschen vom eigenen Hirn. Ein Bild in der Öffentlichkeit, das wahre Ich zu Hause. Suizidgefährdung hat sich sehr oft bestätigt und die Öffentlichkeit ist erstaunt. Es beginnt immer bei einem selbst. Ich denke, als Einleitung ist vieles gesagt. Ich gestatte mir, zu versuchen, einige Dinge in weiteren Themen zu benennen. Beim Weiter- lesen bitte ich darum, dieses alles nicht zu sehr als meine Geschichte zu erkennen, sondern zu 90% sind es allgemeine Gedanken zu diesem Thema. Wenn man es als meine „Trinker-Biographie“ liest gehen Dinge verloren, die ich meine. Seine eigene oder die eines Betroffenen aus einer nachdenkenswerten Sicht zu sehen, wäre beim Lesen optimal.

Jedoch möchte ich nicht nur das Thema Alkohol oder Drogen behandeln, sondern allgemeine Dinge, die uns Menschen bewegen. Auffordern zum Denken und allgemein vorsichtig beleuchten, warum wir so sind, wie wir sind, unter dem Aspekt, es sind nur Gedanken. Lassen wir uns nicht täuschen, aber nehmen wir diesen Spruch als Realität:

„Schön ist die Lüge. Nicht die Wahrheit.“

Ja, wir sind entsetzt. Wissen aber, dass es stimmt und alle spielen mit. Wir wollen auch belogen werden. Es tut uns verdammt gut. Genau wie der Hass uns gefällt. Geht es uns mies, fangen wir selten bei uns selbst an, sondern suchen uns jemanden, der Schuld oder Mitschuld hat. Wie der Alkoholiker, der immer öfter nach Gründen sucht, weiter zu trinken. Gründe sind sehr oft und meistens schnell gefunden. Wir wollen es ja „bequem“ haben und einen schnellen Weg des vielleicht falsch verstandenen Wohlbefindens. Auch durch Alkohol. Ich möchte mal etwas, vielleicht Erheiterndes nennen. Es ist aber hintergründig, auch ernst im Zusammenhang, dass wir es bequem haben wollen. Technik ist gut und komfortabel. Es erspart uns das „Nachdenken“.

„Das Navigationssystem im Auto ist der erste Schritt zum „betreuten Wohnen.

Wir geben Verantwortung ab.“

Bitte, keinen Aufschrei. Es ist nett gemeint mit Hintergrund, wie wir … so sind. Es ist auch gut so. Jedoch nicht für alle Bereiche. Viel Spaß beim Weiterlesen.

DIE GESCHICHTE DES ALKOHOLS

Wenn wir uns mit diesem Thema Alkohol beschäftigen, finde ich es angebracht, die Geschichte des Alkohols zu benennen. Wie es kam, als privilegiertes Rauschmittel der Oberen, dass es im Laufe der Menschheitsgeschichte für jedermann zugänglich wurde und uns als Gesellschaft veränderte? Im Positiven als auch als negatives Narkotikum. Der Begriff stammt aus dem arabischen Wortstamm al khol und bedeutet soviel wie „etwas Feines“. Erstaunt? Ist es nicht so? Jedoch, was haben wir daraus gemacht als, wie wir uns empfinden, höchste Spezies Lebewesen und sogar als Zivilisation? Vor 10.000 Jahren zufällig entdeckt, beim Gärungsprozess von überreifen Feldfrüchten entstand Alkohol. Im Alten Testament wird schon erwähnt, dass Moses nach der Sintflut einen Weinberg anlegte. Zu religiösen Zeremonien wurde Alkohol benutzt als Narkotikum und Stimulanz. In der Antike nannte der römische Schriftsteller und Philosoph Lucius Annaeus Seneca (4.v.Chr.-65 n.Chr) nach Trinkgelagen kritisch:

„Trunksucht ist freiwilliger Wahnsinn.“

Ist es nicht so? Wollen wir nicht alle manchmal ein wenig wahnsinnig sein? Bis man es als Krankheit tituliert hat, hatte dieser Spruch Inhalt. Auch jetzt noch. Nicht alle Trinker werden Alkoholiker, sie verändern sich kaum in der Psyche oder im Verhalten. Man setzte sich schon damals kritisch damit auseinander und sprach sogar von einer Krankheit, bei der die große Kraft des Weines Besitz von der Seele nimmt. Im Mittelalter wurde es sogar als Nahrungs-ergänzung tituliert. Selbstverständlich gesellschaftlich unterschiedlich, da es sich nicht alle leisten konnten. Ein gelungenes Fest der Adligen und kirchlichen Würdenträger war:

„Ein Fest ist erst ein gutes Fest,

wenn alle berauscht waren.“

In der frühen Neuzeit gehörten kirchliche Würdenträger, Pfarreien, auch Angehörige des Offizierskorps und sogar Bildungseinrichtungen zu den Horten des „gemütlichen“ Beisammenseins; der Trunksucht. Die unteren Schichten blieben noch „verschont“. Jedoch gehörte Alkohol schon zum festen Bestandteil der Kultur. An Ermangelung statistischer Erhebungen bleibt es wohl unbekannt, wie es … damals so war.

Können wir das nicht vergleichen mit dem Heute? Es gab damals schon gewisse Horte der Trunkenheit. Heute würde man sagen Diskotheken und Bars. Es ist wohl das gleiche. Damals eben Honigwein (Met), Traubenwein, Obstwein und Bier. Heute haben wir tolle anreizende, sympathisch wirkende Namen auf den Getränkekarten in den Bars. Im 11. Jahrhundert konnte man durch die Alchimisten bereits reinen Alkohol gewinnen. Es entstand also der Branntwein. Bis ins 14. Jahrhundert unter dem Aspekt von Medizin und fast nur in Apotheken erhältlich. In kirchlichen Apotheken wurde verkauft, da Alkohol in Klöstern gebrannt wurde. Gegen gutes Geld selbstverständlich. Eine Magie entstand. Heilmittel und natürlich auch … gegen Geld. Stärkung und auch Schutz gegen Kälte wurde publik und konnte also nicht verdammt werden. Das Überschwappen auf die ärmeren Bewohner der Länder konnte nicht verhindert werden und somit war der Rausch überall publik und anerkannt in allen Schichten. Die vorrangig medizinischen Gründe der Wohltat durch Alkohol wurden erst im 15. Jahrhundert in den Hintergrund gestellt. Später wurde durch die napoleonischen Kriege der Branntwein in Deutschland sehr populär. Es wurden Schank-Lizenzen erteilt. Der Durchbruch war geschehen. Ein Verkaufsmonopol, wie wir es heute nennen, wurde gebrochen und jeder, der es wollte, konnte Schnaps brennen und mit einer Lizenz verkaufen. Mit dem Vorteil, die Preise sanken durch Konkurrenz. Der Anbau von Kartoffeln, den Friedrich II. (der Große) 1745 mit einem Edikt, also sozusagen mit Befehl durchsetzen musste, war historisch gut. Die Bauern sagten anfangs … das schmeckt nicht, nicht einmal unsere Hunde essen die Kartoffeln … Was wäre Europa ohne Kartoffel? Friedrich hatte schon eine tolle Idee. Schon fünf Jahre später gab es die ersten Kartoffelbrennereien, also Schnaps–Produktionsstätten. Der Pro-Kopf-Verbrauch stieg enorm. Es entwickelte sich ein industrieller Zweig in einer Übermächtigkeit „für“ die Gesellschaft. Real ging es aber um viel Geld und auch darum, dass sich das Volk gut gängeln ließ. Selbstverständlich tut es allen Schichten gut, sich zu berauschen. Es entstand ein sogenannter Elendsalkoholismus im 19. Jahrhundert. Sich berauschen, dem Elend für einige Stunden zu entfliehen. Irgendwie klappt es ja, es ändert jedoch nichts, macht es schlimmer. Die Spannungen innerhalb der Gemeinschaft wurden größer. Nicht nur das Berauschen war der Sinn, sondern sich gezielt zu betäuben. Trinken bekam ebenso auch einen sozialen Aspekt. Die Kontaktaufnahme untereinander und eine gewisse Solidarität unter Gleichgesinnten wurden gefördert. Soziales, verordnetes Trinken wurde unterschätzt. Zu kirchlichen, familiären Festen gehörte Alkohol dazu. Im Wirtshaus trafen sich alle. Um 1870 gab es auf 100 Einwohner bereits statistisch 4,8 Kneipen. Es war ein Wirtschaftsfaktor geworden, da man Steuer zahlen musste. Ein Faktor für den Staat. Hierbei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es ab 1920 sogar eine starke Anti-Alkohol-Bewegung gab. Man wollte verhindern, dass das Ausland uns als dekadent (lat. verfallend, dem Niedergang geweiht) einschätzte. Regierungen mussten sich damit beschäftigen und Gesetze erlassen. Eindämmung vieler Schankstuben und solche Dinge. Zeigt uns nicht auch dieser kurze Abriss der Geschichte des Alkohols, dass wir sehr schnell gegen etwas sind, da uns das Wort Anti gefällt. Schnell gegen etwas sein, statt über einen vernünftigen Umgang nachzudenken. Das haben wir wohl in unseren Genen. Dieses „gegen etwas sein“ und nicht weiter bzw. erst später darüber vernünftig nachzudenken, da dieses „gegen etwas sein“ immer Probleme schafft und Verbotsgesetze sowieso. Bereits 1849 wurde vom schwedischen Arzt Magnus Huss Alkoholsucht zur Krankheit erklärt. Es gibt viele Begriffe dafür. Alkoholismus, Äthylismus, Dipsomanie, Potomanie und Trunksucht genannt. Erst 1951 setze es sich weltweit durch, als Krankheit anerkannt zu werden. Begründet durch den amerikanischen Psychologen Elvin Morton Jellinek, der ebenfalls die Gruppen der anonymen Alkoholiker einführte. Sie ist weltweit positiv aktiv. Gesellschaftlich ist es immer noch ein schwerer Stand, dieses doch unkontrollierte Trinken als Krankheit anerkannt zu sehen. Es geht nach meinen Erfahrungen immer nur darum, sich selbst zu erkennen. Wie ist mein Trinkverhalten? Schäme ich mich eventuell am nächsten Tag und habe das Bedürfnis mich irgendwie zu entschuldigen? Hatte ich einen Filmriss? Wollte ich bei Unterhaltungen andere Meinungen zulassen oder war ich stur und selbstherrlich? Es gibt noch weitere Dinge, die jeder für sich deuten sollte, vielleicht sogar dokumentieren. Eine gute Methode ist auch, sich vorzunehmen, mal drei Tage oder eine Woche dem Alkohol völlig zu entsagen. Wie fühle ich mich? Fehlt mir etwas? Die meisten denken doch, kein Problem. Glaubt mir, auch wenn man nicht betroffen ist vom übermäßigen Alkoholkonsum, kann es schwerlich sein. Ich erlaube mir, einfach mal aufzufordern, diesen Test durchführen, auch wenn es nur 3-5 Tage sind. Es ist kein Spaß, dieser Eigentest. Man erfährt etwas über sich selbst. Auch dies gehört zur Geschichte des Alkohols. Die Gesellschaft hat sich angewöhnt, dass man sich dieses Feierabendbier verdient hat. Eine tolle Sache. Nie zu verurteilen und es ist gut so. Bleibt es dabei? Wird dieses Ritual zur Gewohnheit, sollte man sich beobachten. Ist nicht der Gedanke kurz vor Arbeitsschluss extrem, dass man es kaum abwarten kann? Stellt die Ehefrau es schon hin oder begrüßt dich damit an der Eingangstür? Der Bierdeckel knallt beim Öffnen, die Kinder hören es und wissen, der Papa ist zu Hause. War das eben übertrieben? Wir sprechen vorrangig von Männern. Was ist mit den Frauen? Die Dunkelziffer ist sehr hoch. Geprägt auch durch das Patriarchat. Frauen zu Hause, Kinder erziehen und solche Dinge. Die Verführung des Wohlbefindens durch ein Schlückchen neben der Hausarbeit ist sehr groß. Selbstverständlich auch durch den Feminismus als Erweiterung. Was die Männer können, können wir schon lange. Es heißt Mädelsabend. Dort kann es beginnen, erlaube ich mir zu nennen, ohne es als sehr negativ zu betrachten bzw. den Frauen auf die Füße treten zu wollen. Die Gesellschaft nimmt es kaum wahr. Sie will es nicht. Es passt nicht in diese Gesellschaft. Der Anteil von gefährdeten und auch schon süchtigen Frauen ist sehr hoch. Erwähnenswert ist vielleicht auch noch, dass der Trend zu Sekten und Schamanismus und so etwas gerade bei Frauen sehr hoch ist. Aber wie gesagt, wenn es hilft und keinen finanziellen Ruin bedeutet, dann, warum nicht. Es ist vielleicht interessant, als ich 1992 zur Alkohol-Entziehungskur ging, waren über die Hälfte aller Hilfesuchenden Frauen. Betrachten wir es bitte als positiv. Können wir es nicht so erkennen, dass Frauen schneller einsichtig sind? Ein Problem konstruktiver erkennen und handeln? Wir Männer sind eher so, dass es irgendwie zu uns gehört und wir dieses Problem vor uns herschieben. Was wären die Skatrunde, das gemeinsame Fußballgucken oder das Treffen zum Feierabendbier in der Eckkneipe denn ohne uns? Wir müssen doch den Kumpels beim Bier die Weltpolitik oder das System erklären. Ich denke, Frauen erkennen in ihrer Verantwortung für die Kinder und als Familienmanager eher etwas. Ihr Körper reagiert empfindlicher und die Gesellschaft in diesem Punkt Mann-Frau trägt sowieso dazu bei. Was sagen eigentlich Suffragetten (Frauenrechtlerinnen Anfang des 20.Jahrhunderts) damals und heutige kämpfende Frauen für die Emanzipation, dass auch Alkoholismus zu Frauen gehört? Eine nicht offen diskutierte Gleichberechtigung. Das war nicht ironisch. Nehmen wir doch einmal die Anti-Alkohol-und Abstinenzbewegung in Deutschland. Die Industrialisierung Deutschlands im 19. Jahrhundert stellte besondere und neue Anforderungen an das Volk. Das Ausschweifen durch übermäßigen Alkoholmissbrauch konnte sich nach Vorstellungen des Bürgertums mit einem Wandel durch kompliziertere Arbeitsabläufe kaum vereinbaren. Es entstand eine sogenannte Bürgerkritik, man untersuchte das Trink-Konsum-Verhalten und gründete 1883 den „Verein gegen den Missbrauch geistiger Getränke“. (DVMG) Prominentester Unterstützer war damals Kaiser Wilhelm II. Dem Grunde nach sollte es ein politisch neutraler Verein sein. Wie so oft bei Vereinen kamen Menschen mit weltanschaulichen und auch religiösen Ansprüchen zusammen. Der politische Aspekt fand Einlass. Das bedeutete, dass die einen die damalige Arbeiterklasse integrieren wollte ins sogenannte gesellschaftliche Leben des Kaiserreiches. Andere jedoch, die unüberbrückbare ideologische Differenzen sahen, gründeten daneben eine proletarische Anti-Alkohol-Bewegung. Zwei sind besser als keine. Heute würden wir sagen unter dem Mantel der Demokratie oder besonders der Motive der heutigen Grünen-Partei, dass es Einschnitte sind. Was meine ich? Damals wollte man Einfluss nehmen auf Gesetzesvorlagen und Durchsetzung mit dem Ziel, per Gesetz Alkoholmissbrauch einzudämmen. Man wollte den Ausschank an Minderjährige verbieten, ein Alkoholverbot am Arbeitsplatz, notorische Trinker wurden erfasst und durften nichts kaufen, kurze Öffnungszeiten in Schankstuben. Alles unter dem Aspekt, dass Alkoholkonsum keine Privatsache ist und der Gesellschaft schadet. Hört sich alles gut an. Jedoch wissen wir, Verbote werden umgangen (siehe Prohibitionsgesetze in den USA der 30-igerJahre). In Erkenntnis dessen wurden die Alkoholforschung und die Breitenaufklärung der Bevölkerung positiv gefördert. Hier kommen wir zu dem, was noch heute im 21. Jahrhundert bewusst gestaltet wird. Es geht um Profit. Heute wohl noch bedeutet aggressiver als damals im wohl seltsam verstandenen Kapitalismus. Es geht immer um Geld. Damals, als mit dem Wohlwollen des Kaisers Wilhelm II. eine Gesetzesvorlage zur Eindämmung der Trunksucht vorgelegt wurde, kam es nicht zur Abstimmung, da die Einflussreichen der oberen Gesellschaft, die mit dem Alkoholbrennen und Verkauf sehr gut verdienten, dieses Gesetz im Vorfeld abschmetterten. Ich finde es sehr interessant und nicht verwunderlich. Muss man sich nicht die Frage stellen:

 

„Welche Farbe hat dein Gehirn?

Die Farbe des Geldes?“

Es ist noch heute so und sogar verstärkt. Dieser Abschnitt der „Alkohol-Geschichte“ in Deutschland gehört ebenso zur Abrundung von Verfehlungen mit Ideen, die anfangs „gut“ erscheinen.

Gehen wir mal weiter.

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