111 Skippertipps für den perfekten Segelurlaub. 2013

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12. Viele Taschenlampen an Bord

Ein Segeltörn hat auch immer einen Hauch von Abenteuer. Das drückt sich oftmals dadurch aus, dass die übliche Infrastruktur und Rahmenbedingungen unseres Alltags nicht zur Verfügung stehen. Hafenanlagen sind zwar nachts meist beleuchtet. Jedoch in etwas Abstand von dieser Infrastruktur, sei es an Land oder auf dem Schiff gibt es nach Sonnenuntergang immer wieder dunkle Ecken und Winkel. Daher ist es komfortabel, wenn jedes Crew-Mitglied eine kleine Taschenlampe, ggf. auch mit Stirnband, dabei hat.

13. Wie werde ich am schnellsten seekrank?

Mein erster Kontakt mit dem Segelsport kann folgendermaßen zusammengefasst werden: „Fische Füttern“. Danach habe ich Seglern und Segelschiffen lange keine Aufmerksamkeit geschenkt. Dieses ist bekanntlich Geschichte.

Inzwischen kenne ich die biologisch-medizinischen Hintergründe und mich, so dass ich kaum noch seekrank werde. Gleichzeitig erkenne ich die Symptome bei Mitseglern frühzeitig und kann meistens ausreichend rechtzeitig gegensteuern. Betroffen von Seekrankheit sollen lediglich 10 - 20 % der Bevölkerung sein. D.h. ab etwa Windstärke 4 ist es für die Betroffenen ratsam, die folgenden Zeilen zu beherzigen, damit die Seekrankheit nicht auftritt.

Mein Bild der Wirkungsmechanismen bei Seekrankheit ist etwa folgendes: Wenn beim Steinzeitmenschen die drei Lageinformationssysteme, die unabhängig voneinander die Position des Menschen im Raum ermitteln und an das Gehirn melden nichtübereinstimmende Informationen liefern, meldet das Gehirn „Alarm“. Scheinbar hat die Evolution entschieden, dass derartige Fehler (nur) über die Aufnahme unpassender Nahrung entstanden sein können, so dass die beste Fehlerkorrektur das Erbrechen ist. Die drei Informationsquellen sind: Augen, Gleichgewichtsorgan sowie die Muskeln und Nerven unseres Bewegungsapparats.

Eine fehlerhafte Information zu Position und Bewegung im Raum erhält unser Gehirn über unsere Augen und zwar dann, wenn diese unter Deck die sich kaum bewegende Inneneinrichtung wahrnehmen, das Gleichgewichtsorgan so wie die Muskeln und Nerven im Bewegungsapparat ständige, heftige Bewegung signalisieren.

Abhilfe schafft hier: Längere Zeit aus einem Seitenfenster gucken und dabei Land oder den Horizont fixieren. Schon klappt’s auch mit der internen „Software“. Den gleichen Mechanismus mit besserem Erfolg schafft die Faustregel: „Wem es etwas mulmig ist, geht an’s Ruder.“ oder setzt sich an Deck und schaut zum Horizont, am besten in Fahrtrichtung.

Der zweite Angriffspunkt in der obigen Wirkungskette ist, den Informationsfluss zwischen den beteiligten Informationsgebern deutlich abzuschwächen, so dass die Information „Hier stimmt was nicht“ nicht so stark im Gehirn ankommt und somit der Alarm „Fische Füttern“ nicht ausgelöst wird.

Die körperinterne Kommunikation geschieht grob gesagt über Histamine, ein aus Allergologie bekannter Stoff. Stark vereinfacht gilt: wenig Histamin im Blut = wenig Alarmmeldungen treffen im Gehirn ein. Histamin kann man durch allgemeine Stressvermeidung, durch Schlaf, durch sehr viel Vitamin C (ca. 2g pro Tag) und durch vergleichsweise preiswerte Antihistaminika abbauen. Ein Nickerchen hilft bei mir persönlich übrigens hervorragend. Reisekaugummis und ähnliche Medikamente bevorzuge ich als Skipper nicht, da sie mich ruhigstellen und mich in meiner Rolle als Schiffsführer beeinträchtigen.

Wenn es dennoch soweit ist: „Fische Füttern“ am besten nach Lee. In diesem Moment muss jemand zweites das betroffene Crew-Mitglied festhalten, da dieses sich oft nur noch auf das „Fische Füttern“ konzentriert und dadurch droht, über Bord zu fallen. Bei harten Am-Wind-Kursen ist die Lee-Seite dummerweise ganz unten und auch fast im Wasser. Hier tut der Rudergänger gut daran, das Schiff etwas aufzurichten (Großschot fieren oder auf raumeren Kurs gehen).

Wenn es schon zu spät war: Auf den Rücken legen, im Cockpit oder im Salon. Achterkojen eignen sich ebenfalls. Die Vorschiffskojen eignen sich nicht so gut für die Lagerung einer seekranken Person, da hier die Bewegung um den Schiffsschwerpunkt vergleichsweise groß ist.

Dieses Wissen hilft auch Ihrer Crew, die Mechanismen der Seekrankheit zu verstehen, ggf. weniger Angst davor zu haben und sich vorbeugend zu verhalten. Im eBook Checklisten für Segeltörns (Anhang) steht eine ausführliche Beschreibung bereit, die Sie an Ihre Crew weitergeben können.

14. Was hilft gegen Mücken?

Führt Ihr Segeltörn in ein Gebiet, in dem Mücken oder auf englisch „mosquitos“ zu erwarten sind, sind geeignete Schutzmaßnahmen erforderlich. Als erstes wirkt ein (abendliches) Duschen Wunder. Außerdem verdirbt ein Liege- oder Ankerplatz mit etwas Wind den kleinen Quälgeistern die Lust am Anflug auf Ihr Boot. Meistens reichen diese Maßnahmen aus um Stech- oder Beißattacken vorzubeugen.

Relevant wird der Mückenschutz oft erst dann, wenn es abends im Hafen oder vor Anker windstill ist. Nachts kann ein Moskito-Netz – auch beim Schlafen an Deck – gute Dienste leisten.

Falls dieses nicht hilft, kann die kleine oder große chemische Keule erforderlich sein. Erfahrungsgemäß wirken lokale Präparate, die man in der Törn-Region kauft, „besser“ als nordeuropäische Mittel. Ob dieses daran liegt, dass die regionalen Mittel optimaler auf die dortige Tierwelt abgestimmt sind oder die Beachtung der Nebenwirkungen gegenüber einer erhöhten Wirkung in den Hintergrund treten, bleibt zu hinterfragen.

15. Musik an Bord

Auf einer Segelyacht findet sich in der Regel ein Autoradio mit herkömmlichem CD-Player. Auch CD-Player, die MP3’s abspielen können und zusätzlich über einenUSB-Anschluss verfügen, werden inzwischen in Charteryachten verbaut. Außenlautsprecher im Cockpit sind leider eher noch Luxus.

Wenn Sie nicht nur die regionalen Radiosender hören möchten, motivieren Sie Ihre Crew frühzeitig, CDs mitzubringen. FM-Transmitter und ein MP3-Player sind eine Alternative. Komfortabler sind MP3-Player mit externen Lautsprecherboxen, die man auch unter der Sprayhood oder auf dem Cockpit-Tisch platzieren kann.

16. Zeitsynchronisation Digital-Kameras

Heute bringen viele Segler digitale Fotokameras und multifunktionale Smartphones mit zum Segeltörn. Wenn Sie später die Fotos verschiedener Fotografen zusammenstellen und dem Törnverlauf entsprechend anschauen möchten, hilft es beim zeitlichen Ordnen, wenn alle Kameras dieselbe Zeit (Datum, Uhrzeit) beim Aufzeichnen verwendet haben. Das kann die Mitteleuropäische Zeit sind oder in Übersee auch die lokale Zeit. Wichtig ist, dass in allen Geräten genau dieselbe Zeit eingestellt ist.

17. Landstrom für alle

Beim abendlichen Anschluss des Schiffs das das 230 V-Landstromnetz stehen die Handy- und Kamera-Besitzer an der 230 V-Steckdose am Navigationstisch schon einmal Schlange. Oft finden sich in der Kombüse und in den Bädern weitere 230 V-Steckdosen. Hilfreich kann auch ein kleiner Mehrfachstecker sein. Der ist bei mir stets Bestandteil der Skipper-Packliste.

18. 12 V-Ladegeräte

Fast jede Charteryacht ist mit dem vom Zigarettenanzünder im Auto bekannten 12 V-Stecker ausgestattet. Dieser findet sich in der Regel im Elektrik-Tableau am Navigationstisch. Manchmal findet sich ein zweiter Stecker im Bereich des Ruderstands an Deck.

Wer für seine elektronischen Kleingeräte einen 12 V-Kfz-Ladeadapter besitzt, kann diesen an Bord nutzen und hat so auch in der entlegensten Ankerbucht genug Strom für MP3-Player, Kamera oder Handy.


Häkelstunde im Hafen

Vorteil beim Flottillensegeln: Beim Päckchenliegen kennt man seine Nachbarn bereits vorher. In jedem Fall ist das sachgemäße Verlegen der Landstromleitung über mehrere Schiffe hinweg eine Herausforderung, bei dem Sachverstand aus dem Bereich Häkeln & Stricken weiterhilft.

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19. Spannungswandler 12 V auf 230 V

Heutzutage begleiten uns im Urlaub und damit auch während eines Segeltörns viele elektronische Geräte: Handy, Digitalkamera, Filmkamera, Laptop, Hand-GPS oder MP3-Player.


In den Sonnenrevieren ist das abendliche Festmachen in einem Sportboothafen nicht die Regel. Das bedeutet auch, dass es keinen Landstrom zum Laden der oben genannten elektronischen Helferlein gibt.


Abhilfe schaffen hier Spannungswandler, die die Spannung der Versorgungsbatterie von 12 V auf 230 V transformieren. Derartige Spannungswandler gibt es beispielsweise im Baumarkt für wenige zehn Euro. Sie sollten eine der Sinusform angenäherte Ausgangsspannung liefern. Zum Betrieb und Laden eines Laptops und der anderen genannten Kleingeräte ist die Ausgangsleistung eines solchen Spannungswandlers ausreichend. Eine elektrische Kaffeemaschine oder einen Haarfön mit einer Leistungsaufnahme von etwa 2.000 Watt lassen sich vor Anker damit nicht betreiben.

 

Erkundigen Sie sich vor dem Kauf: Der Spannungswandler sollte in der Lage sein, Schaltnetzteile, die inzwischen oft in Handyladegeräten und in anderen kleinen Ladegeräten enthalten sind, zu versorgen. Wünschenswert ist, dass derartige Spannungswandler zur Standardausrüstung von Charteryachten werden.

20. Solarstrom an Bord

Die Sonnenreviere (Karibik, Asien) haben den Anfang gemacht: Solarzellen an Deck speisen tagsüber die Versorgungsbatterien – auch auf Charteryachten. Die Kapazität dieser Lösung ist inzwischen derart groß, dass damit der durchgehende Betrieb des Bordkühlschranks sichergestellt werden kann. Bis dieses zum Standard auf allen Charteryachten gehört, wird es vermutlich noch einige Jahre dauern. Wenn Sie Wert auf diese Ausrüstung legen, fragen Sie Ihre Charteragentur danach.

21. Skipper-Universal-Tampen: 2 x 2 Meter

Zu meiner Skipperausrüstung gehören seit der Segelschule zwei verschiedenfarbige, belastungsfähige Tampen mit einer Länge von zwei Metern und der Dicke des kleinen Fingers. Ursprünglich lediglich zum Knoten Üben gedacht, ist die Länge so gewählt, dass die Tampen lang und stabil genug sind, um weitere Einsatzzecke zu erfüllen: schnell das Bimini zusammenbinden, schnell das geborgene Großsegel am Baum zusammenbinden, abends klappernde Fallen vom Mast weg binden, mit der Crew Knoten üben und vieles andere mehr. Die Tampen binde ich zu Anfang des Törns an einer schnell zugänglichen Stelle im Cockpit an. Ein kleines und gutes Geschenk für jeden Segler, an dem er lange Freude haben wird.


Skipper-Universal-Tampen

Für irgendetwas kann man sie immer an Bord gebrauchen - und, wenn es nur zum Knotenüben ist.

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22. Skipper-Universalbox

Es gibt viel nützlichen Kleinkram, der auf einer Charteryacht nicht zur Ausstattung gehört, den man jedoch immer dann benötigt, wenn man ihn nicht dabei hat. Der Kfz-Werkzeugkasten muss es nicht sein – außerdem tut man sich damit schwer beim Check-In im Flughafen. Damit das Packen für den nächsten Törn schneller geht, habe ich alles in eine kleine durchsichtige Plastikbox gepackt:


- Werkzeug: kleiner Universalschraubenschlüssel (Engländer), Schraubendreher,

- 230 V Prüf-Schraubendreher

- Feuerzeug, Streichhölzer, einige Teelichte

- Wäscheklammern

- diverse Bändsel mit und ohne Gummizug

- Schlauchschellen

- Lüsterklemmen

- Draht, elektrische Leitung

- Korkenzieher

- Fahrrad-Flickzeug (als Behelf zum Dingi oder Luftmatratze flicken)

- ein paar Schäkel (bei Gebrauch überdimensionieren)

- wasserfeste Stifte, Kugelschreiber


Die zwei Skipper-Universal-Tampen und der 12 V-230 V-Spannungswandler liegen zusammen mit einem UKW-Handsprechfunkgerät zu Hause im Regal gleich daneben.

23. Segelliteratur als eBook

Nach und nach erscheint immer mehr Segelliteratur auch als eBook. eBooks kann man auf dem Laptop, auf speziellen eBook-Readern (eReadern) oder auf Tablets und Smartphones nutzen. Zwei wesentliche Vorteile: Innerhalb der Bücher lässt sich elektronisch suchen und die eBooks wiegen nichts (nur die Geräte). Bei den Lesegeräten finden sich Modelle mit leuchtenden und nicht leuchtenden Displays, welche mit und ohne Internet und welche, die es ermöglichen, eigene Notizen im Text zu platzieren.


An Bord werden zukünftig Navigationssysteme durch Tablets ersetzt. Auf denen werden dann für die Dauer des Törns nicht nur die Seekarten sondern auf Wunsch auch nautische Revierführer freigeschaltet. Auf die weitere Entwicklung darf man gespannt sein.

24. Skippertraining – der Sportbootführerschein ist die Lizenz zum Üben.

Nach bestandener Sportbootführerscheinprüfung, sagte der DSV-Prüfer zu uns: „So, nun haben Sie die Lizenz zum Üben.“ Gemeint war wohl: „Ihr dürft jetzt eigenverantwortlich ein Schiff führen - aber, Ihr solltet noch einige Praxiserfahrung sammeln, bevor ich Euch auf dem Wasser als Skipper begegnen möchte.“ Auf die meisten von uns Landratten trifft diese Aussage unmittelbar nach bestandener Sportbootführerscheinprüfung bestimmt zu.


Üben können Sie als Mitsegler, wenn Sie einen geeigneten Skipper vorfinden, der Ihnen das Schiff zeitweise anvertraut und auch sein Wissen mit Ihnen (und der übrigen Crew) teilen mag und kann.


Intensiver sind kommerzielle Skippertrainings, da hierbei der gesamte Törn ausschließlich auf das Trainieren zugeschnitten ist. An- und Ablegemanöver werden nicht nur einmal am Tag gefahren, sondern den ganzen Tag lang unter verschiedenen Rahmenbedingungen, bis jeder der Teilnehmer deutlich sicherer die unterschiedlichen Manöver beherrscht. Ganz nebenbei können Sie von den Erfahrungen der andere Skipper-Schüler profitieren. Skippertrainings werden als Wochenendtörns und als Wochentörns angeboten. Es muss ja nicht gleich das Schwerwettertraining im November auf der Nordsee sein.

Zusätzlich zur praktischen Skipper-Ausbildung bieten einige Segelschulen Seminare der Art "Mein erster Törn als Skipper" an. Ein vom VDS - Verband Deutscher Sportbootschulen e.V. empfohlenes Konzept mit Schulungsunterlagen finden sich im Anhang.

25. Törninfos von der Vorgänger-Crew

Eine alte Interrail-Weisheit besagt: Wenn Du in eine neue Stadt kommst, frage die Interrailer, die die Stadt gerade verlassen nach den besten Tipps für die Stadt. Passendere und aktuellere Informationen kann man nicht erhalten.


Gleiches gilt für die neuesten Informationen zu Ihrem Törngebiet: Fragen Sie die zurückkehrenden Crews auf dem Steg der Charterbasis nach deren Erlebnissen und Tipps für Ihren Törn. Diese Informationen können das Briefing der Charterbasis hervorragend ergänzen.


Wenn Sie die Vorgänger-Crew Ihres Schiffs sprechen können, umso besser. So erhalten Sie aktuelle Informationen über die Vor- und Nachteile und mögliche Probleme Ihres Schiffs.

26. Yachtübernahme

Die Yachtübernahme zu Beginn jedes Segeltörns ist mehr als eine einfache Schlüsselübergabe. Sie beinhaltet aus Sicht des Skippers die drei folgenden Aspekte:


- Schiff kennenlernen: Skipper und Co-Skipper lernen das Schiff im Detail kennen. Das ist relevant für das Beherrschen des Schiffs und die Crew-Einweisung.

- Alles bedienen können: Fragen zur Bedienung von Einrichtungen an Bord können gesammelt werden. Die Fragen werden dann mit dem Personal der Charterbasis durchgegangen.

- Mängel reklamieren: Fehler und Mängel an Schiff und Ausrüstung können erkannt werden. Darauf hin wird deren Behebung zusammen mit dem Personal der Charterbasis angestrebt.


Für die Yachtübernahme gibt es detaillierte Checklisten (siehe Yachtcharter-Checklisten und Charter-Logbuch Segeln im Anhang). Eine leere Logbuch-Seite „Fragen und Wünsche“ dient dabei der Sammlung von entdeckten Mängeln, Verständnisfragen sowie Wünschen nach zusätzlicher Ausrüstung. So lassen sich alle Punkte in einem Gespräch mit der Charterbasis klären. Zusätzlich können Mängel am Schiff fotografiert werden.


Zu beachten: Relevant im Sinne des Chartervertrags ist die deutlich kürze „Checkliste des Vercharterers“. Alle Mängel sind hier ebenfalls zu dokumentieren.


Aus Sicht des Skippers

Diese Vorgehensweise schafft für den Skipper Sicherheit und Komfort, da er „sein“ Schiff nun besser kennt und Fehler nicht erst auf See findet. Gegenüber der Charterbasis dokumentiert man so auch überdurchschnittliche Sorgfalt und Fachkenntnis. In den folgenden Skippertipps sind einige „Highlights“ der Yachtübernahme aufgeführt.

Mein Schiff – das unbekannte Wesen

Gerade für den gelegentlichen Charter-Skipper ist die Yachtübernahme in der Charterbasis eine spannende Angelegenheit. Hierbei lernt er das schwimmende Urlaubsdomizil für sich und seine Crew das erste Mal kennen. Auch Mängel sollte er zu diesem Zeitpunkt melden oder – sie später unschuldigerweise bezahlen.

27. Yachtübernahme: Kontrolle der Schäkel

Rund um den Mastfuß und entlang der Großschot gibt es auf vielen Charteryachten Rollen, die mit Schraubschäkeln am Schiff befestigt sind. Durch diese Rollen läuft ein Großteil des Laufenden Guts (Schoten und Fallen). Im Laufe einer Saison löst sich augenscheinlich bei dem ein oder anderen Schäkel die Querschraube Stück für Stück. Zur Hälfte herausgedrehte Schäkelschrauben erlebe ich etwa einmal im Jahr, schraube sie mit Segelmesser oder anderem Werkzeug fest und informiere die Charterbasis.


Kommt ein nicht sachgemäß montierter Schäkel unter hohe Last, kann die Querschraube ausbrechen und die gewünschte Verbindung löst sich schlagartig. Beispiel: Auf Am-Wind-Kurs bei Windstärke 6 löst sich der Schäkel einer Großschot-Rolle. Schäkel und Schäkelschraube können einzeln durch die Luft katapultiert werden und treffen hoffentlich nicht auf die Crew oder das Schiff. Der Schäkel ist weg – ein Ersatzschäkel in der richtigen Dimensionierung ist eher selten an Bord.


Positiv aufgefallen ist mir eine Charterbasis auf Phuket (Thailand). Dort sind alle Schäkel mit einem kleinen Kabelbinder gesichert.

28. Yachtübernahme: Sichtkontrolle Verschleiß des Laufenden Guts

Vornehmlich die Fockschoten und die Großschot sind (bei unsachgemäßer Behandlung mit der Winsch) starken Materialbelastungen ausgesetzt. Hierzu kann auch beitragen, wenn der Durchmesser der Schot nicht zur Winsch passt. An der Oberfläche angeschmolzene Schoten oder für die Winsch nicht mehr ausreichend griffige Oberflächen der Schoten sind die Folge. Wenn Sie dieses bei der Schiffsübernahme erkennen und die Charterbasis informieren, schützt das vielleicht auch später vor dem Einbehalten der Kaution.


Während eines Yacht-Ceck-Ins in der Hochsaison war das Erneuern der verschmorten Schoten nicht möglich. Die Charterbasis löste das Problem, indem die beiden (einzelnen) Fockschoten an der Fock losgeknotet und in entgegen gesetzter Richtung wieder eingezogen wurden. Zumindest konnten die Winschen nun wieder greifen. In welchem Umfang die Bruchlast der Schoten reduziert war, blieb glücklicherweise im Ungewissen.

29. Yachtübernahme: Sicherungsleinen an Deck

Lifebelts und Lifelines sind ein wesentliches Element zur Steigerung der Sicherheit der Crew-Mitglieder. Ein häufiger Einsatzfall sind Arbeiten auf dem Vorschiff, z.B. während des Segelbergens und das eher in einer schwierigen Situation bei viel Wind, als bei wenig Wind.


Somit ist der Bereich an Deck vom Verlassen des Cockpits bis zum Bugkorb der Haupteinsatzbereich für Lifebelt und Lifeline. Um sich hier schneller bei permanenter Verbindung zum Schiff bewegen zu können, gibt es Sicherungsleinen, die auf dem Deck entlang der Reling beidseits von Achtern bis zum Ankerkasten gespannt werden können. Diese sind beispielsweise wie ein plastikummanteltes Relingseil ausgeführt oder als Spanngurt.


Auf manchen Schiffen sind diese Sicherungsleinen permanent installiert. Bei anderen erhält man sie auf Anfrage zur optionalen Installation. Es kommt auch vor, dass werksseitig keine Beschläge (Augbügel) zur Befestigen der Sicherungsleinen vorgesehen sind. Das ist dann unschön.

 
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