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Liljecronas Heimat

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»Du brauchst nie mehr etwas für mich zu tun, da wirst du mir doch diese eine Bitte nicht abschlagen, jetzt wo wir voneinander scheiden? Wenn du von mir gehst, ohne gespielt zu haben, wird es dich nachher reuen, daß du mir das letzte, um das ich dich gebeten hatte, versagt hast.«

Er sah noch immer gleich bedrückt aus, aber er gab doch nach.

»Ich weiß, wie es gehen wird,« sagte er, »und du weißt es auch. Aber ich will dir trotzdem deinen Wunsch erfüllen.«

Maja Lisa strich mit der Hand leicht über die Geige hin. »Liebe, liebe Geige,« flüsterte sie, »hilf mir, ach, hilf mir!«

Als Liljecrona die Geige in die Hand nahm, lag schon eine düstere unheilverkündende Wolke auf seiner Stirne. Und als er die ersten Bogenstriche machte, klangen die Töne ebenso verwirrt und unharmonisch wie am Schlusse des ersten Mals.

Er warf Maja Lisa einen Blick zu, wie um ihr Vorwürfe zu machen, daß sie ihn in dieses neue Elend hinein gelockt hatte.

Maja Lisas Herz klopfte zum Zerspringen; aber sie wollte keine Angst zeigen. Sie blieb am Fenster stehen, ja sie zwang sogar ein hoffnungsvolles Lächeln auf ihre Lippen.

Und siehe! jetzt klang das Spiel schon etwas weniger angstvoll und verzweifelt. Jetzt drang Licht durch die Wolken – jetzt stürzte die Mauer des Gefängnisses ein – jetzt zersprangen die Fesseln, die die Seele gefangenhielten.

Jetzt ging es aufwärts mit Blitzesschnelle – aber es sank wieder zurück. Ein harter Kampf entspann sich. Jetzt war das Spiel in der tiefsten Tiefe, es schien fast unglaublich, daß es je wieder in die Höhe kommen könnte. Aber dann rang es sich doch wieder empor. Es stieg und sank, stieg und sank. Aber dann plötzlich schwang es sich hinauf, hinauf wie auf Engelsflügeln! Es flog zum Himmel empor, voller Jubel und Freude, höher, höher als irdische Stimmen und irdische Gedanken reichen – jetzt war es droben im klarsten Ätherraum! Der Himmel öffnete sich, und es versuchte, dessen Seligkeit auszudrücken …

Plötzlich senkte Liljecrona den Bogen. Es war, als sei er auf dem höchsten Punkt seines Vermögens angekommen, noch mehr konnte er nicht vollbringen. Sein Spiel war so hoch hinaufgestiegen, daß es ihm vor lauter Licht und Pracht und Herrlichkeit schwindelte.

Er sah Maja Lisa an. Große, schwere Tränen standen in ihren Augen, und sie hatte die Hände gefaltet. Ihr ganzes Gesicht leuchtete verklärt. Sie war nicht mehr auf der Erde; sie war mit ihm zum Himmel aufgefahren.

Ihr Atem ging schwer. Nein, sie hatte ihn nicht nur begleitet, sie war ihm vorausgeschwebt! Niemals hatte ihn sein Spiel so hoch hinaufgeführt. Ihre Liebe war es, die ihn aus der Finsternis emporgetragen hatte.

Nun war es ihr, als könnte sie ihn über alle Dunkelheit des Lebens hinaufheben. Sie fühlte, ihre Liebe konnte alle Angst, alle Verzweiflung überwinden.

Er zog ihre Hände an sich und küßte sie.

»Bist du nun in deiner rechten Heimat gewesen?« flüsterte sie.

»Maja Lisa, Liebste, Geliebte, so hab’ ich noch nie gespielt! Du warst es, deine Liebe war es, die gespielt hat – ich, ich war es nicht.

Mag es nun zu deinem Unglück oder zu deinem Glück sein – ich muß hier bleiben. Du, du sollst mir helfen, und du mußt mich hier festhalten.«

Es war ganz still im Garten, wo sich die blühenden Apfelbäume wie eine Kirche über dem jungen Menschenpaar wölbten.