Streben nach der Erkenntnis

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„Liebste Gretel, was redest du denn jetzt über meinen Mann? Heute zum Faschingsdienstag geht es doch nur um uns, viel Spaß, tanzen und schönen Wein trinken.“

„Susi und Anne, ihr dürft aber nicht vergessen, dass die Ursula und ich hier stramm zu arbeiten haben.“ Ursula nickte energisch und pflichtgemäß. „Genau so ist das!“

„Ich will euch beiden Superbeamten nur mal Folgendes sagen. Bei uns im Rheinland machen Leute wegen Fasching drei Wochen Urlaub. Ihr könnt ja mal den Jupp dazu fragen. Da machen wir es eben so – jetzt ist es 13 : 00 Uhr. Ihr beiden macht 14 : 00 Uhr Schluss und arbeitet später die zwei Stunden nach.“ Sofort rief Ursula aufgeregt: „Mit mir auf keinen Fall! Ich habe den Termin vom Kreisamt bis morgen! Lasst mich bitte in Ruhe mit eurem Rumgespringe und dem Getöse. Ich habe daran absolut kein Interesse!“ Jetzt zwitscherten die beiden jungen Damen. „Aber du, Gretel, auf jeden Fall bist du dabei. Wir haben uns auch schon überlegt, als was du gehen solltest.“

„Ja, das interessiert mich.“

„Du könntest als Spanierin gehen. Ich habe in unserer Wohnung dazu fast ein komplettes Kostüm liegen. Freust du dich?“

Am nächsten Tag hatten wir erst 10 : 00 Uhr Schulbeginn, da die Schabracken erkrankt war. Im Allgemeinen weckte mich Mutti, wir frühstückten zusammen, danach marschierte sie in das Gemeindeamt und ich in die Schule. An diesem Morgen war offensichtlich alles anders. Ich wurde durch lautes Rufen und Klopfen an unser Fenster in der Stube im Erdgeschoss geweckt, sah, wie sich Mutti aus dem Bett quälte, dabei stöhnte und ächzte. Sie ging zu dem Fenster und öffnete es. Draußen stand, vollkommen aufgeregt und aufgelöst, Ursula. „Gretel, die ersten Bauern sind schon da. Um Himmels willen – was ist denn los mit dir?“ Mutti stand da wie eine Bogenlampe. Sie schwankte. Auf dem Kopf hatte sie unheimlich viel Haarwickel, welche notdürftig von einem hellblauen Netz, welches offensichtlich die Haare zusammenhalten sollte, überspannt waren, was nur notdürftig gelang. Diese chaotische Situation mit herabhängendem Haarnetz um ihren Kopf herum, hatte ich schon häufig bei ihr gesehen und kopfschüttelnd meinen Kommentar in etwa so gegeben: „Weißt du, Mutti, mit deiner Sturmhaube und den vielen Wickeln siehst du aus wie eine Eule. Ich habe mal Bilder von Panzerfahrern gesehen – die haben Ledermützen auf, wo auch solche wickelähnlichen Lederpuffer angebracht sind, damit sie sich nicht im Inneren des Panzers an den vielen Ecken und Kanten stoßen können. Kannst du dir nicht, bei Gelegenheit mal, eine andere Gestaltung für dein oberstes Ende vom Kopf einfallen lassen?“ Mir kam es vor, als wenn sie ihr Gleichgewicht nicht halten konnte und kurz vor dem Umfallen war. Mutti war schlank und hielt sich sonst immer sehr gerade – heute kam sie mir eher wie ein Fragezeichen vor. Ich schaute sie mir näher an – sie sah blass und irgendwie zerknittert aus. Die Augen lagen tief in den Höhlen, die Ringe unter den Augen waren dunkel. So richtig war das nicht meine Mutti, zumindest so, wie ich sie kannte. „Was ist denn los Mutti?“, hängte ich mich in die Absprache mit Frau Walther hinein. Zu Ursula gewandt, sagte sie: „Kleinen Moment, liebste Ursula – am besten du hörst einmal zu, was ich zu erzählen habe.“ Sie drehte sich halb zu mir hin. „Was soll denn los sein, Klausmann? Wir haben bis 2 : 00 Uhr gefeiert und ich habe unheimlich viel Wein, Bier und auch Schnaps getrunken. Die Susi hat mir noch eine Zigarre angedreht. Mir geht es gar nicht gut, habe schon zweimal gebrochen. Ich muss mich sofort wieder hinlegen, aber erst einmal muss ich die Ursula beruhigen.“

„Gretel, was machst du denn für Sachen? Wir können doch froh sein, dass wir die feine Einstellung im Gemeindeamt haben, müssen uns aber auch danach verhalten. Du weißt doch, dass ich heute Termin gegenüber dem Kreisamt habe und dazu die Aussagen der Bauern brauche.“

„Sie haben ja so recht, Frau Bürgermeister! Ich werde es auch nie wieder tun!“

„Du immer mit deinem Quatsch, von wegen Bürgermeister. Ich tue nur mein Bestes!“

„Für mich bist du der eigentliche Bürgermeister, Ursula. Das weißt du auch ganz genau. Sei doch bitte so lieb und regle das mit den Bauern. Ich verspreche dir auch, dass ich morgen nicht erst um acht, sondern bereits um sieben im Gemeindeamt bin. Tschüss, meine Ursula. Ich muss mich schnell wieder hinlegen, mir wird schon wieder ganz schwindlig.“ Ich führte Mutti zu ihrem Bett. Als sie lag, sagte sie: „Hole mir doch bitte mal ein großes Glas mit Wasser, aber kalt muss es sein!“ Als ich mit eisgekühltem Wasser wieder an ihrem Bett stand, war sie bereits wieder eingeschlafen. Sie war offensichtlich fix und fertig.

In unserem neuen Zuhause hatten meine Eltern urplötzlich wahnsinnig viele neue Bekannte. Manchmal, vor allem abends, wenn alle von Arbeit kamen, war es bei uns wie in einem Taubenschlag. Eine Taube kam, plapperte mit den anderen, flog wieder weg, kam wieder und blieb länger. Zwischendurch kamen viele andere und plapperten ebenfalls wild durcheinander. Mitunter war das Chaos perfekt. Dieses Taubenschlagmilieu gefiel aber meinen Eltern offensichtlich sehr. Selbst wenn sie müde waren und plötzlich an das Fenster geklopft wurde (wie damals Ursula), waren sie stets freudig bereit, den Begehrenden Einlass zu gewähren. Allerdings fiel mir (selten, aber immerhin) auf, dass sie doch ab und an einmal die Augen verdrehten und ich hörte leises, stöhnendes Geflüster. „Ach, die schon wieder. Muss das sein?“ Ging aber die Tür auf und der- oder diejenige trat ein, gab es stets ein freudiges Begrüßungsgezwitscher von Mutti oder Vati oder beiden. Meist füllte sich der Taubenschlag ganz rasch und vor allem Mama flitzte dann geschäftig hin und her. „Moment mal, wir haben doch den schönen Hagebuttenwein in Arbeit. Der müsste fast ausgegoren sein. Einverstanden? Wir probieren den einfach einmal. Das wird ein Spaß!“ Die Gästetauben klatschten begeistert Beifall – schließlich wurden sie mit etwas köstlich Trinkbarem bewirtet. Am häufigsten flatterten die zwei Schäfer-Tauben herein, dies waren der Schäfer, Bernd und seine Frau Leni. Während er mit ruhigem Flügelschlag in das Taubenzentrum einflog, war das bei seiner Frau ganz anders. Wahnsinnig hochfrequente Flügelschläge und dazu ständiges Geplapper, sprich Gezwitscher, kündigten ihr Kommen an. War sie da, erstarben alle anderen Gespräche, da sie sich sofort in den Mittelpunkt stellte und jede bisherige Rede übertönte und im Keim erstickte. Ein ganz behäbiger Tauberich kam langsam und mit müden Flügelschlägen daher. Das war der Opel, Hugo, seines Zeichens Förster und eingefleischter Junggeselle. Ursula war auch dabei, fehlte allerdings häufig – weshalb wohl? Richtig, sie hatte natürlich wieder eine Erfassung oder irgendeine andere Zuarbeit im Gemeindeamt für das Kreisamt zu leisten. Ohne meiner Mutti wehtun zu wollen, sah es manchmal so aus, als wenn diese die Einzige sei, die im Gemeindeamt Leistung erbrachte. So war aber der Taubenschlag noch nicht komplett. Es fehlten noch der Schuldirektor Jesus, Jonas mit seiner Frau und der Hartmann, Hagen, der Biolehrer, mit seiner Gerdi. Diese vier kamen auch normal dahergeflogen. Der einzige Vitale im Kommunizieren und Plappern, manchmal auch aufgeregt zwitschernd, war der Jesus, Jonas. Das nützte ihm aber nichts, denn er kam ja sowieso bei dem Tatütata und Gezwitscher der Schäfer, Leni nicht zum Auftreffen. Damals war ich als kleiner Steppke bei diesen Treffen der lebenshungrigen und -lustigen Leute des Taubenschlags mehr im Wege, denn dass die Taubengesellschaft sich für mich interessiert hätte. Natürlich wurde ich häufig angesprochen, so zum Beispiel vom Schäfer, Bernd. „Ach, hier ist ja der Absenker von Eulens, die kleine Eule. Wie geht es dir denn, Klaus? Kommst du gut in der Schule klar, oder musst du dich über den Hartmann, Hagen und den Jesus, Jonas immer sehr ärgern? Ich könnte mir das an deiner Stelle sehr lebhaft vorstellen, denn die Lehrer sind ja für die Schüler immer eine Last. Ohne die könnte es in der Schule zehnmal besser sein!“ Die beiden Lehrer zogen die Stirn in Falten. „Schade, dass du nicht mehr als Schüler bei uns bist. Dich würden wir schon in die Mangel nehmen, du fauler Sack. Als Hausaufgaben würden wir dir aufgeben, tausend Mal zu schreiben: Ich darf nicht böse und schlecht über meine Lehrer Hartmann, Hagen und Jesus, Jonas sprechen! Sollte dies noch einmal vorkommen, so werde ich jeden Tag die Schuhe meiner Lehrer wunderbar sauber putzen!“

Dann war aber meist schon die Aufmerksamkeit für mich erloschen und ich zog mich aus dem Taubenschlag mit seinem Gezwitscher und mir auf die Nerven gehendem Geplapper zurück. Meist setzte ich mich dann in eine Ecke und las. Da unsere Wohnung aber zu klein war, als dass ich mich in eine absolut ruhige Ecke hätte zurückziehen können, hatte ich immer die Störgeräusche, die aus dem Taubenschlag zu mir drangen, zu verkraften. Das passte mir auf gar keinen Fall und ich sprach auch mal mit meinen Eltern darüber. „Mama und Papa, müsst ihr denn immer so viele Leute zu uns bitten und bewirten? Hinterher seid ihr doch immer ganz müde und müsst noch lange aufwaschen und abtrocknen. Außerdem habe ich häufig Schularbeiten zu machen und da stört mich das Gekreische von eurer Gesellschaft. Vor allem die Leni macht dermaßen Hektik und schreit herum, als wenn sie allein wäre. Ich hab schon mitbekommen, dass sie sich mit ihrem Mann nicht gut versteht, frage mich aber, ob sie das so hektisch und lauthals nun allen andern erzählen muss. Wenn sie ihren Mann dann in großer Runde so angeht, wird das gegenseitige Verstehen sicher auch nicht besser!“ Meine Eltern hatten aufmerksam und erstaunt zugehört. „Das sind ja wertvolle Erkenntnisse und Schlussfolgerungen, Klaus, die wir dir gar nicht zugetraut hätten. Du hast sicher vollkommen Recht, wenn du sagst, dass das Anschreien ihres Mannes kaum Besserung bringt. Das ist auch unsere Meinung und wir sind erfreut über dein umfassendes Denken und dies mit ganzen neun Jahren. Komm her, Klausmann, ich möchte dir ein Küsschen geben.“ Natürlich weiß ich heute, dass meine Eltern und all die anderen die schlimme Zeit und die Entbehrungen der Kriegszeit vergessen wollten und deshalb viel feierten. Sie wollten ganz einfach nachholen und leben. Bei einer dieser Unterhaltungsfehden im Taubenschlag wurde vereinbart, dass die gesamte Truppe am übernächsten Tag zu uns zum Essen kommt. Meine Mutti hatte eine wunderbare Spargelsuppe, wunderbare Steaks vom Fleischer Leistner, Kartoffelmus und grüne Bohnen in Aussicht gestellt. Und die Schäfer, Leni sagte euphorisch: „Ich bringe ein herrliches Dessert mit, Gretel. Ei das wird fein! Hinterher rauchen wir noch von meinen Zigaretten. Ich habe ganz neue und zwar Orient – die sind zwar schweineteuer, schmecken aber wunderbar, einfach schnaffke. Die gibt es erst seit kurzem im Verkauf. Da freust du dich doch vor allen Dingen, Herbert?“ Herbert nickte begeistert. Der vorgesehene Tag war ein Sonnabend, das Essen für abends geplant. Nun rotierten meine Eltern ganz schön, um alles Notwendige zu besorgen, aber auch ich kam nicht ungeschoren davon. Dabei hörte ich das erste Mal, dass sie etwas bedenklich über die große Summe Geldes sprachen, die das gesamte Spektakel verschlingen würde. „Weißt du, Herbert, wir machen wieder einmal eine solche Großveranstaltung, wo sich zum Beispiel der Hugo, der uns noch nie eingeladen hat, wieder nur durchfrisst und den Dreck von seinen Stiefeln, den er seit einer Woche im Wald angesammelt hat, bei uns genüsslich auf dem Teppich verteilt. Außerdem kostet das Ganze immens viel, was wir uns eigentlich gar nicht leisten können.“

 

„Na ja, meine gute Gretel, du hast schon Recht, aber denke einmal daran, welche Entbehrungen wir in der Kriegszeit hatten und außerdem – wenn ich manchmal an meine Kameraden denke, die dieses Inferno nicht lebend bzw. nicht in voller Gesundheit überstanden haben, werde ich ganz traurig und bedrückt. Wir können ja froh sein, dass ich überhaupt einigermaßen gesund aus diesem fürchterlichen Krieg zurückgekommen bin. Stell dir nur mal vor, ich wäre bei Stalingrad eingesetzt worden. Das Leid dort war unermesslich groß. Von 300.000 deutschen Soldaten wurden 90.000 gefangen genommen und von diesen kamen vor einem halben Jahr nur 9000 zurück.“

„Bei Gott, mein liebes Herbert’l, ich denke genauso wie du. Ich bin so glücklich, dass ich dich wiederhabe und denke einmal an unseren Klausmann – wie wichtig das ist, dass er seinen Vati zurück hat.“ Auf alle Fälle musste ich wieder einmal zum Simonbäcker und zum Fleischer Leistner, was Gott sei Dank ja gleich nebenan war. Inzwischen hatte ich eine große Errungenschaft und zwar ein 28er Fahrrad mit Vollgummibereifung. Mein Vater hatte dieses Rad irgendwoher besorgt – es fehlte aber die Bereifung. Nun kam aber ein Glücksumstand dazu. Vater war ja bekanntlich Einkäufer. Offensichtlich war aber selbst für ihn in der günstigen Situation, an der Quelle zu sitzen, dies in der damaligen Zeit recht schwierig. Eine Gummibereifung mit Schlauch war einfach nicht zu besorgen und Vater war glücklich, mir diese Vollgummilösung präsentieren zu können. Er kam mit dem strahlendsten Lächeln der Welt mit seiner ILO nach Hause und hatte vier Meter von diesem Hartgummi als Ring um Hals und Schultern zu hängen. Wir schnitten das dann auf die exakte Länge, wobei wir unheimliche Probleme mit dem Trennvorgang hatten. Ich erinnere mich noch gut an die vielen fruchtlosen Versuche, wo ich das Gummiding mit den Händen halten musste, dieses aber nicht recht zu Wege brachte, da bei dem versuchten Schnittvorgang immer viel zu viel seitliche Kräfte auftraten, die mir den Gummi aus den Händen rissen. „Klaus, verdammt nochmal, halte doch nun endlich mal den Gummiring fest! Man merkt eben doch, dass du noch ein ziemlich kleiner Junge bist. Dir fehlen halt noch die großen Muskelpakete!“ Angesäuert schaute ich auf Vati. „Verfügst du über die großen Muskeln, Vater?“ Er hielt inne, hob energisch den Kopf und ich sah schon, wie sich die Zornesader anfing zu formen. Nun sah er in mein zartes Kindergesicht, welches deutlich zeigte, dass ich mich sehr angestrengt und bemüht hatte. Ihm wurde sofort klar, dass er falsch lag und dass ich schon alle meine Kraft eingesetzt hatte. Ich bin überzeugt, dass seine enorme Liebe und Anhänglichkeit zu mir sofort das in die Zornesader fließende Blut zurückbeorderte. Er lachte freundlich und lieb zu mir. „Ist schon gut, Kumpel. Hast ja dein Möglichstes getan. Warte ab, wir schaffen das! Ich gehe mal zum Herrn Woitanowsky, der hat doch einen Schraubstock.“ So wurde dann der Protagonist fest in diese eiserne Zwangsjacke eingespannt (ich musste nicht mehr halten) und mit einer Eisensäge exakt zertrennt. Dann mussten die Enden noch mit Eisendraht fest miteinander verbunden werden. Dazu mussten seitlich Schrauben in den Gummi hineingedreht werden, welche dann durch den Eisendraht miteinander fest verzurrt wurden, indem wir die Enden des Drahtes mit einer Zange fest verdrehten. Dieses musste aber rechts und links des Gummiringes passieren und zwar so, das Schrauben und Draht nicht mit der Straße in Berührung kommen konnten. Wir hatten also damit eine ganz schöne Aufgabe. Es dauerte über zwei Stunden – dann konnte ich losradeln. Es war natürlich bei weitem nicht so komfortabel wie bei einer Luftbereifung. Es polterte und rumpelte in einem fort und wenn die Stoßstelle die Straße berührte, gab es ein derbes Pipp, Popp – man muss sich aber im Klaren sein, dass dieses Pipp, Popp jeweils für Vorder- und Hinterrad galt. Also radelte ich mit ständigem Gerumpele und fortwährendem Pipp, Popp, Pipp, Popp zum Simonbäcker und wieder zurück. Natürlich war das auch viel anstrengender, da die Reibung zwischen Vollgummi und Straße offensichtlich stärker war als bei Luftbereifung. Spott gab es natürlich auch – von wem sonst, als dem Escher, Elmar. Wenn die Eule mit dem Vollgummi zum Simonbäcker springt und die Wurscht verschlingt … Er versuchte mich, wie üblich, aufzuhalten, was ihm aber nicht gelang, da ich voll auf ihn zu fuhr und drei Meter vor ihm einen ziemlichen Haken mit meinem Superfahrrad schlug. Schlagartig wurde mir wiederum klar, wie sehr mir Lothar und seine Unterstützung fehlte. Es war ja aber leider nicht mehr zu ändern – die wunderschöne Zeit der Großfamilie auf dem Bauerngut Straßburger war eben passé.

Der Sonnabendabend mit dem geplanten Essen rückte immer näher und die Hektik in der Küche und vor allem bei Mutti nahm immer mehr zu. Als ich in der Stube Schularbeiten machen wollte, ergab sich, dass dort eingedeckt werden musste und so war auch dieser Arbeitsplatz für mich im Moment nicht nutzbar. Also ging ich zum Klose, Günther und wir stromerten durch die Gegend. Schmutzig und verdreckt kam ich nach Hause und wurde sofort mit unwilligen Vorwürfen, sowohl von Mutti als auch Vati, überschüttet. „In einer Viertelstunde kommen unsere Gäste und du siehst aus, Klausmann, wie durch den Schlamm gezogen. Wasche dich sofort, zuvor musst du aber deine verdreckten Sachen ausziehen und die Schuhe im Wasserbad abbürsten!“ Es war wieder einmal Hektik und ich schmollte. „Muss das sein? Immer diese blöden Gäste! Nichts kann man mal in Ruhe tun, nicht mal die Schularbeiten erledigen!“ Etwas hektisch, aber trotzdem freundlich schaute mich mein Vater an. „Sohnemann – sonst bist du doch auch nicht so übereifrig im Erledigen deiner Hausaufgaben. Sollte dies jetzt ein neuer, schöner Beginn auf diesem Gebiet sein? Mich würde es sehr freuen!“ Ich schaute ihn an, dachte nach und mir war absolut klar, dass mich Vater ein klein wenig oder doch etwas mehr auf die Schippe nahm. Also knurrte ich nur etwas vielsagend vor mich hin und schwieg. Das erschien mir am Schlauesten. Vater hatte aber gar keine Zeit mehr und hetzte der Restaurantchefin und Oberkellnerin Mama hinterher, mit dem Ziel, all das in der verbleibenden Viertelstunde zu schaffen, was sie sich vorgenommen hatten, bis die Gäste eintreffen. Dazu kamen sie aber nicht mehr, denn plötzlich donnerte es (mir kam es vor wie mit zwei Fäusten) an unsere Wohnungstür. „Klaus, schau mal nach und öffne die Tür!“ Ich öffnete. „Tachchch, ich weiß, ich bin etwas zu früh, aber ich bin ja an den Bus gebunden!“

„Guten Tag, Herr Opel, ich sag meinen Eltern Bescheid.“ Die beiden hatten das schon mitbekommen und riefen: „Komm rein, Hugo, ist schon in Ordnung. Setz dich einstweilen in die Küche – der Klaus wird dich betreuen!“ Gott sei Dank hatte Herr Opel nicht gehört, was Mutti entnervt mit halblauter Stimme, einen Moment vorher, von sich gegeben hatte. „Der Hugo kann einem wirklich auf den Geist gehen. Ich sehe schon jetzt seine Schlammstiefel vor mir – und dann noch zu zeitig kommen!“ Vati schaute erschreckt auf Mutti, hielt den rechten Zeigefinger senkrecht auf die Lippen und brummelte erschreckt:Pst, pst – bist du verrückt, Gretel?“ Gleich rechts von der Eingangstür stand ein Stuhl. „Herr Opel, bitte sind Sie so gut, nehmen Sie Platz. Meine Eltern kommen gleich.“ Hugo setzte sich hin und streckte die Stiefel weit von sich. Von Beruf war er Förster, riesengroß und hatte immer äußerst schmutzige Stiefel. Ich habe Herrn Opel nie anders als in beträchtlicher Schräglage sitzen gesehen. Vor allem jetzt, wo er warten musste, hatte er fast eine 45 Grad Neigung. Aber auch sonst, wenn er in Gesellschaft am Tisch saß, war seine Körperschräge bemerkenswert und oftmals beschwerten sich die ihm gegenüber Sitzenden, da sie mit seinen Füßen in Kollision kamen. Herr Opel hatte grundsätzlich einen grünen Lodenmantel an und auf dem Kopf einen grünen Hut mit Gemsbart. Wenn er Mantel und Hut abgelegt hatte, sah er aber immer noch komplett grün aus, da er eine grüne Hose, grünes Hemd und grüne Jacke trug. Er war vielleicht fünfundfünfzig Jahre alt und nach den Bemerkungen meiner Eltern ein urtypischer Junggeselle. Er lebte allein und Mutti sagte häufig: „Mich interessiert brennend, wie es bei dem zuhause aussieht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da alles ordentlich, sauber und frisch geputzt ist. Und außerdem möchte ich mal wissen, wie er sich denn so versorgt, denn kochen kann der keinesfalls. Sicher schlingt er nur Gekauftes aus dem Papier in sich hinein. Es ist für mich absolut verständlich, dass da überhaupt keine Frau einen Bock darauf hat, mit ihm zusammen zu sein.“ Da er häufig bei uns war, konnte ich auch miterleben, wie das dann war, wenn Minustemperaturen waren und das Eis an seinen Stiefeln auftaute. Sofort bildeten sich regelmäßig um die Stiefelfersen (mit Sicherheit hat er eine Schuhgröße von 26 - 28), denn nur mit denen hatte er Bodenberührung, kleine Pfützen, die immer größer wurden und am Ende schon als Lachen bezeichnet werden mussten. Mutti kam dann immer mit einem Scheuerhader und Eimer angeflitzt, trocknete und wischte den Fußboden, aber auch seine Stiefelenden, denn die waren ja letztlich die Verursacher der Dreckorgie. Glücklicherweise war der Untergrund Linoleum, so dass keine bleibenden Schäden entstanden. Nun kamen aber meine Eltern, einverstanden, etwas nervös und aufgeregt, aus der Stube. „Hugo, schön dich zu sehen, hast du deinen Dienst am deutschen Wald heute erfolgreich zu Ende gebracht?“

„Ja, ja, Gretel, mir ist etwas sehr Dummes passiert. Ich wollte euch doch als Gastgeber eine Flasche selbstgemachten Stachelbeerwein mitbringen. Ich habe ihn leider vergessen, sehr peinlich!“ Mutti schaute verständnisvoll und lieb, wie immer. „Ist nicht so schlimm, Hugo – bringst sie eben das nächste Mal mit!“ Plötzlich sah sie auf seine Füße, die in riesenlangen Stiefeln steckten, welche schon zwei braune Schmutzlachen und ein paar kleine Schlammbatzen, mit etwas Gras darin, auf dem frisch gebohnerten Linoleum hinterlassen hatten. Augenblicklich schlug ihre gute Laune in zornige Kratzbürstigkeit um. „Aber, Hugo, bei aller Liebe, wir erwarten außer dir noch sieben Gäste und das kannst du denen und uns nicht antun! Die Stiefel müssen auf der Stelle runter – du bekommst ein paar Hauslatschen – und ich kann unser schön gepflegtes Linoleum wieder in Ordnung bringen!“ Vater schaute erstaunt. „Du bist doch einverstanden, Hugo? Die Gretel hat schon Recht – es sollte so sein, auch für unsere Besucher!“, versuchte er mit sanfter, ich fand, leicht bebender Stimme, zu vermitteln. Es war aber auch zu erkennen, dass Herr Opel ziemlich irritiert war. „Das war doch noch nie bei euch notwendig. Ich hab doch meine Filzhausschuhe gar nicht mit.“

„Du warst ja auch noch nie in der Stube, wo unser bester Perserteppich liegt. Bisher waren wir ja nur hier in der Küche, wo du vor dich hinschmanden konntest“, hängte sich Mutti mit inzwischen ziemlich zittriger Stimme hinein. „Außerdem bekommst du von uns ein paar Pantoffeln, was Herbert schon erwähnte. Nun aber endlich los – mir wird so sachte angst, denn unsere Gäste kommen und ich muss auch sehen, dass meine schönen Steaks nicht verbrennen und so weiter und so fort. Ich hab viel zu tun!“

 

„Gretel, du warst doch bisher immer so sanft. Was ist denn los heute? Bei mir zuhause habe ich einen wunderschönen Stiefelknecht, der im Vorsaal fest im Fußboden verankert ist und oben habe ich eine Reckstange, die mein Vorgänger immer für sportliche Übungen benutzt hat. Was denkt ihr denn, wie schwer das ist und wie viel Kraft das erfordert, die Stiefel runter zu zerren?“

„Hebe doch mal dein rechtes Bein, Hugo. Ich ziehe jetzt. So schwer kann das doch gar nicht sein. Du weißt, ich habe Bärenkräfte“, sagte Vater und trat in Aktion. Zuvor muss ich sagen, dass mein Vater zwar nicht sehr groß (wie schon erwähnt – sehr zum Leidwesen meiner Mutter), aber, für meine Begriffe, enorm muskulös war. Sein Brustkorb war enorm. Vater zog und ich fand, dass dies mit enormer Zugkraft geschah. Ich ertappte mich dabei, dass ich genauso wie Vater vor Anstrengung mitstöhnte, obwohl ich nur zusah. Hugo hielt sich an seinem Stuhl fest und zog dagegen, aber es passierte nicht viel, d. h. der Stiefel löste sich keineswegs vom rechten Fuß. Jetzt wurde Mutti, die zwischenzeitlich nach ihren Steaks geschaut hatte, so richtig energisch. Für mich war es in dieser hektischen Art das erste Mal und sehr erstaunlich. „Also, Herbert, streng dich an! Nein, besser, ich ziehe mit, sonst sind die anderen da, ohne dass hier etwas Entscheidendes passiert ist!“ Um es kurz zu machen – Mutti kochte vor Wut. „Herbert, lege beide Hände um die Ferse und ziehe wie ein Bulle! Ich lege meine Hände über deine und versuche mein Maximales! Ziiiiiiiiiehe – jetzt!“ Beide waren knallrot im Gesicht, besonders Vater, seine Zornesader trat hervor und war so prall wie nie zuvor. Außerdem keuchten sie wie wahnsinnig! Hugo klammerte sich am Stuhl fest und versuchte den Fuß im Stiefel zu bewegen, damit er locker wurde. Herbert schrie: „Gretel, meeeehhhehr!“ – und stöhnte wie verrückt. Schlagartig löste sich der Stiefel (wahrscheinlich durch die inneren Bewegungen von Hugo) und mit angstvollem, lautem Geschrei stürzten Herbert und Gretel auf ihren Rücken. Ehrlich gesagt – ich war sehr erschrocken. Man hörte nur noch, wie beide jammerten. Besorgt hörte ich, wie Vater ächzte und lamentierte. „Mein Hintern! Oh, tut das weh. Das ist ja fürchterlich!“ Ich stürmte zu den beiden hin. Mutti stand schon wieder, war etwas irritiert und schüttelte sich, war aber wieder gut drauf. „Hugo, geschafft! Das kannst du nicht noch einmal mit uns machen! Um Himmels willen! Herbert’l, was hast du denn?“ Ich versuchte, Vater aufzuhelfen, hatte aber zu wenig Kraft. Er schaffte es mit der rechten Hand an die Türklinke zu kommen und zog sich hoch. Dabei stöhnte er mächtig gewaltig. Mir wurde regelrecht angst. „Vati, wo tut es dir denn weh?“

„Ach, ich bin hier oberhalb vom Hintern auf den Rücken gefallen und das schmerzt enorm.“ Er zeigte mit dem Handrücken oberhalb vom Popo und Hugo rief: „Herbert du bist auf dein Becken geflogen. Das kann lange dauern, bis der Schmerz vergeht, weil das dort meist geprellt ist!“

„Du machst mir ja mächtig Hoffnung, Hugo. Wegen dir …“ Weiter kam er nicht, denn es klingelte. Mutti ließ die Gäste herein, die alle auf einen Schlag gekommen waren – Herr Jesus und Frau, Hartmann, Hagen und seine Frau Gerdi, Ursula, Schäfer, Bernd und seine Frau Leni – großes Begrüßungsszenario! Etliche riefen: „Was ist denn los, Hugo? Wieso hast du nur noch einen Stiefel an? So was aber auch!“ Nachdem Mutti alle abgeschmatzt und begrüßt hatte, erklärte sie: „Wir haben gerade, Herbert und ich, mit Gewalt Hugos rechten Schmutzstiefel heruntergezerrt. Beim plötzlichen Lösen sind wir zwei auf den Rücken gestürzt und Herbert hat sich wahrscheinlich das Becken geprellt. Das war vielleicht eine Kraftaktion! Na eben! Wer hilft denn nun dem grünen Oberförster bei der Aktion Linker Stiefel runter, ohne auf den Rücken zu fallen?“ Alle Gäste schauten belustigt, begriffen irgendwie, dass hier eine ziemlich peinliche Situation, geradeso, bewältigt wurde und Hilfe für den Rest der Aktion vonnöten war. Die sonst nur sinnloses Zeug redende Leni, benahm sich plötzlich und erfreulicherweise recht praktisch. „Bernd und Hagen, ihr kräftigen Kerle, nehmt euch mal Hugos linken Stiefel vor, damit endlich einmal Ruhe wird und unsere Feier beginnen kann!“ Die beiden ließen sich nicht zweimal bitten, feixten kurz, bückten sich und zogen gemeinsam. Mit einem kräftigen Ruck war das Ganze geschafft. Bei dem Stimmengewirr und Begrüßungsdurcheinander wurde ich übersehen und dachte nach. Mit mir sind es damit elf Personen. Ich schaute bei dem Durcheinander einmal in die Stube, da ich wegen der Anzahl der Stühle Bedenken hatte. Das Sofa auf der Längsseite und die Liege auf der anderen lösten aber das Problem. Na gut, dachte ich. Ist ja nicht mein Problem. So dürfte es schon gehen. Dann kamen alle in die Stube und plötzlich wollten mich alle gleichzeitig begrüßen, wahrscheinlich, weil sie mich in dem Begrüßungstrubel einfach übersehen hatten. Das war ich aber schon gewöhnt. Nachdem sich das Begrüßungsgeplapper im Taubenschlag etwas gelegt hatte, gab es nur ein Thema. „Nun erzählt mal, was mit dem Hugo und seinen Stiefeln los war und warum dir dein Hinterviertel weh tut, Herbert.“ Mit immer noch leicht schmerzverzerrtem Gesicht erzählte mein Vater, Mutti ergänzte und Hugo saß unangenehm berührt da. Man sah es deutlich daran, wie er die Mundwinkel nach unten zog und leicht stöhnte. Offensichtlich war es ihm fürchterlich unangenehm, so im Mittelpunkt zu stehen und dazu noch mit solchen schlechten Nachrichten über ihn selbst. Alle lachten und machten so ihre Späße auf Kosten derer, die irgendwie leicht angeschlagen und geschädigt waren, so wie das halt in solchen Situation üblich ist. „Herbert, da wirst du nicht mehr mit deiner ILO auf Arbeit fahren können. Überleg dir mal, wenn die Erschütterungen von der Straße über dein Motorrad bei deinem Becken landen, Auweia! Die Liebe mit deiner Gretel im Bett ist nun endgültig vorbei. Bei solchen Beckenschäden muss man vorsichtig sein bei jeder Bewegung des Unterleibes.“ Sofort schaltete sich seine Frau Gerdi ein. „Schäme dich, Hagen, du sollst nicht immer so frech sein!“ Trotzdem schob er noch nach (und bekam dafür nun aber einen ernsthaften Ellbogencheck in die Rippen). „Das mit der nicht mehr möglichen körperlichen Liebe kann ein Leben lang dauern, sehr traurig für euch, Gretel und Herbert!“ Schäfer, Bernd beschäftigte sich mehr mit dem Förster. „Sage mal, du Waldarbeiter, musst du denn immer solche riesenlangen Stiefel anhaben, die den armen Herbert ins Verderben bringen, nicht ausziehbar sind, wie sich hier wieder einmal gezeigt hat, und überall Schmutz und Dreck hinterlassen!“ Jetzt war Herr Opel aber richtig beleidigt. Nicht nur die Mundwinkel blieben unten, auch die Oberlippe ging schmerzhaft auf eine Seite. Er war tief in seinem Inneren getroffen und beleidigt. „Bernd, du hast überhaupt keine Ahnung! Man merkt deutlich, dass du nur ein Bürohengst bist und von der Natur überhaupt keine Ahnung hast! Im Wald müssen wir nun mal geschützt sein gegen Steine, Geröll, sogar Schlangen und andre Unbill, die da auf uns zukommen kann!“ Plötzlich wurde er knallrot, verlor die Beherrschung und schrie: „Du bist so ein richtiges Büroarschloch! Ich werde jetzt die Gesellschaft verlassen, da ich hier nicht hingehöre!“, stand auf und wollte die Stube verlassen. Vater sprang erschrocken auf, legte eine Hand mit schmerzverzerrtem Gesicht auf sein Becken. „Hugo, das kannst du uns nicht antun, nachdem wir dir so fein die Stiefel ausgezogen haben und ich dabei fast im Krankenhaus gelandet wäre!“ Alle lachten und freuten sich königlich. Auch all die anderen redeten auf Hugo ein. „Sei doch nicht so beleidigt, sei ein Mann, wir wollen doch jetzt mit dir königlich speisen, Förster. Du kannst doch nicht schmollen wie ein kleines Kind!“ Man sah deutlich – Hugo war beeindruckt. Und, man muss es ja auch einmal so sehen, was sollte er denn zuhause? Keiner erwartete ihn, zu essen gab es auch nichts, also gab er von sich: „Ihr seid aber manchmal ganz schöne Biester und habt kein Verständnis dafür, wie schwer es ein Mensch hat, der von früh bis spät, bei Regen, Wind und Sturm im Freien ist“ und setzt sich wieder hin. Alle schmunzelten spöttisch und schadenfroh. „Ach, du armer Großwildjäger. Wie schwer du es doch in deiner Natur hast. Musst stundenlang auf dem Anstand sitzen. Das ist schlimmer als richtig schwer im Steinbruch zu arbeiten. Nun setze dich endlich hin und gib Ruhe, damit die Gretel ihr Supermenü auftragen kann. Hier, iss ein paar Hauspflaumen aus Schäfers Garten.“ Auf dem Tisch stand eine große Schüssel mit schönen dunkelblauen Pflaumen. Ich hatte auch schon häufig gekostet – einfach ein Genuss. Am meisten aber aß der Schäfer, Bernd selbst, obwohl er sie für alle anderen mitgebracht hatte, bis er plötzlich mit der erneut zugreifenden Hand zurückzuckte. „Schmecken wunderbar, aber jetzt ist Schluss! Die viele Blausäure bekommt meinem Corpus gar nicht gut!“ Dabei schaute er mich an. Offensichtlich hatte er diese Bemerkung für mich gemacht. Jetzt meldete sich aber noch einmal der Hartmann, Hagen. „Jetzt habe ich den Eindruck, dass das Thema mit dem Stiefelausziehen vom Hugo und dem Hinstürzen von Gretel und Herbert und der Beckenschädigung abgeschlossen ist. Damit das Thema nun einmal richtig ausgereift wird, müssten wir darauf einen richtigen Schnaps trinken. Herbert, ihr habt doch gemäß der neuen Regelung einen Schachtschnaps, den ihr einmal im Monat bekommt. Ich meine den Kumpeltod. Das wäre doch etwas, um den ganzen Ärger und Schmerz runterzuspülen.“

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