Teufelsjahr

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

„Ich bin aber ein Scheißfeigling.“

„Sagt sie?“

„Ja und sie hat recht.“

Mama schmunzelt. „Beweise ihr das Gegenteil.“

Ich zucke mit den Schultern, sie steht auf, bleibt aber noch einmal stehen. „Du meinst es ernst? Ich meine wenn sie noch Jungfrau ist, dann solltest du es wirklich ernst meinen.“

„Ja verdammte Scheiße.“

Sie zieht ihre Augenbrauen hoch.

„Entschuldigung. Ja, ich meine es ernst.“

Sie lächelt wieder. „Du machst das schon.“

Ich konnte auch die vergangene Nacht wieder kaum schlafen, vor allem weil ich über Mamas Worte nachgedacht habe. Ich werde Lexi beweisen, dass ich kein Feigling bin. Keine Ahnung was alle an der Liebe so schön finden, ich finde es bislang nur schmerzhaft. Nichts läuft in den letzten Tagen so wie ich es gewohnt bin. Das muss jetzt aufhören. Darum sitze ich kurz nach sieben Uhr morgens bereits im Wagen auf der Autobahn Richtung Graz, und das an einem Samstagmorgen. Da komme ich normalerweise gerade einmal nach Hause. Was ich tun werde um mich bei Lexi zu entschuldigen weiß ich allerdings noch immer nicht so genau. Ich kann wohl schlecht einfach hingehen und an ihre Haustüre klopfen. Ihr Vater wird mir den Hals umdrehen. Wenn es um Lexi geht, ist er nicht zum Spaßen aufgelegt. Das habe ich die wenigen Tage die ich mit Bettina dort war gemerkt. Sie ist sein Mädchen. Jetzt verstehe ich das noch ein bisschen besser als damals, obwohl ich sie schon vor einem halben Jahr ziemlich mochte. Nein, ich mochte sie nicht, ehrlich gesagt war ich schon in sie verliebt, als ich sie zum ersten Mal sah. Ist so. Was soll ich machen. Kurz bevor ich Graz erreiche, bleibe ich noch einmal stehen und trinke einen Kaffee. Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und versuche sie anzurufen. Natürlich hebt sie nicht ab. Ich seufze. Auch wenn es wahrscheinlich nichts bringt, tippe ich schnell eine Nachricht.

Ja ich bin ein Scheißfeigling und ein Arschloch, aber bitte gib mir eine Chance mit dir zu sprechen. BITTE. Es tut mir leid. Tobias.

Diese Nachricht zu schreiben, fühlt sich ein bisschen an, als würde man mir meine Eier abschneiden, aber ich fürchte, das habe ich verdient. Aber auch darauf reagiert sie nicht.

„Ja…du bist eben ein schlaues Mädchen…“, murmle ich für mich selbst. Dann steige ich wieder in den Wagen und fahre wenig später ihre Wohnstraße entlang. Ich bleibe so vor dem Haus stehen, dass ich auf das Haus sehen kann, aber nicht weiter auffallen werde, da hier immer Autos parken, weil hier eine Bushaltestelle ist. Es ist kurz nach zehn Uhr. Ich warte und warte und überlege was ich tun könnte, aber da ich ein Scheißfeigling bin, traue ich mich nicht einfach so anzuläuten. Nach zweiundfünfzig Minuten fährt plötzlich ihre Mutter an mir vorbei und biegt in die Einfahrt des Hauses ein. Ich versinke fast hinter dem Steuer. Hinter ihr schließt sich wieder das automatische Tor. Ich atme durch. Feigling. Ich krame im Handschuhfach nach einem Stück Traubenzucker, normalerweise hat meine Mutter immer einen da drinnen, heute finde ich nur einen Kaugummi. Gerade als ich wieder aufsehe, schiebt Lexi ihr Fahrrad hinaus auf den Gehweg. Mein Herz beginnt zu klopfen und rutscht mir fast in die Hose. Sie ist so schön…Sie steigt auf und tritt los. Kurz überlege ich, atme durch und springe dann aus dem Auto.

„Lexi!“, rufe ich ihr hinterher.

Sie dreht sich kurz um, bremst abrupt ab, was ordentlich quietscht und sieht mich an. Ich bin schon fast bei ihr. Besonders glücklich mich zu sehen scheint sie nicht zu sein, aber etwas anderes habe ich auch nicht erwartet.

„Hau ab!“, sagt sie nicht besonders leise, aber ziemlich bestimmt. Ich bleibe stehen.

„Bitte, gib mir fünf Minuten.“

Sie schüttelt den Kopf. „Ich gebe dir nicht einmal fünf Sekunden.“

Dann steigt sie wieder auf und tritt los. Ich dachte sie wäre nicht sportlich, aber heute sieht das anders aus. Ich gebe es auf ihr hinterher zu laufen. Mit dem Tempo das sie vorlegt komme ich ihr nie nach. Darum laufe ich zurück zum Auto und fahre ihr nach. An der Kreuzung habe ich sie eingeholt, denn sie musste an der roten Ampel halten. Ich lasse die Scheibe hinunter.

„Bitte Lexi. Es tut mir leid. Ich möchte es dir erklären.“

Mehr kann ich nicht sagen, denn es wird grün und sie strampelt weiter. Da sie eine ziemliche Harakiri Fahrt an den Tag legt um mich offensichtlich abzuhängen, lasse ich die Verfolgungsjagd, ich möchte nicht, dass ihr deshalb noch etwas passiert. Ich beschließe wieder zurück an meinen Übersichtsplatz vor dem Haus der Hofbauers zu fahren. Dort warte ich ziemlich lange. Sogar sehr lange. Es ist schon später Nachmittag und außerdem recht warm, bis sie wieder auftaucht. Ich bin verschwitzt und stinke vermutlich, aber das kann ich jetzt nicht ändern. Schnell springe ich wieder aus dem Auto und laufe ihr entgegen. Sie steigt vom Fahrrad ab, schiebt es aber zielstrebig weiter.

„Sag mal spinnst du? Du sollst abhauen! Hör auf mich zu stalken!“, pfaucht sie sehr energisch.

„Ich gehe erst, wenn du mir zugehört hast“, entgegne ich fest entschlossen ihr jetzt alles zu erklären.

„Ich wüsste nicht, was wir noch zu bereden hätten.“

„Jede Menge, bleib bitte stehen“, flehe ich, als wir schon fast am Gartentor angekommen sind.

Sie bleibt wirklich stehen und sieht mich an, dieser Blick…Es sticht wieder in meinem Herzen.

„Hau ab Tobias. Ganz schnell und für immer.“ Ihre Stimme ist leise und ein bisschen zittrig.

Dann dreht sie sich weg und geht durch das Gartentor das sie mit Schwung hinter sich zuwirft. Mist…Ich habe sie wirklich ordentlich beleidigt.

„Ich gehe nicht“, rufe ich ihr nach.

„Du kannst ja gerne an die Türe klingeln wenn du den Mut dazu aufbringst“, sagt sie etwas höhnisch, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Ich stehe wie versteinert da. Könnte ich machen, wenn ich nicht zu feige dazu wäre. Sie verschwindet im Haus. Seufzend drehe ich mich um und gehe zurück zum Auto. Ich stopfe mir noch einen Kaugummi in den Mund, ich habe das Gefühl sonst an Unterzuckerung zu sterben. Nervös klopfe ich auf meinen Oberschenkel. Nachdenken Tobias. Du musst nachdenken. Ich hatte viele Mädchen. Manche länger, manche nur für ein paar Stunden, manche sogar noch kürzer. Von einigen wusste ich nicht einmal den Namen, von vielen habe ich ihn vergessen. Hin und wieder hab ich versucht, so etwas wie eine Beziehung zu führen. Meist mit mäßigem Erfolg. Nachdem es mit Bettina aus war, habe ich oft an Lexi gedacht, sogar während ich in den USA war. Mit ihr hätte es anders sein können. Nein, es war schon anders, weil ich in sie verliebt bin. Scheißverliebt. Ich bekomme wieder Bauchschmerzen. Ja ich bin ein Scheißfeigling, aber ich werde das überwinden müssen. Oder auch nicht. Etwas mit einem Mädchen wie sie eines ist anzufangen, bedeutet Verantwortung zu übernehmen. Ich weiß nicht, ob ich das kann.

Kapitel 4

LEXI

Ich spüre wie sich Tränen in mir aufbauen. Es wäre schön, wenn ich sagen könnte die kämen nur von meiner Wut auf diesen Trottel, aber es viel mehr als Wut. Es sind schreckliche Schmerzen die ist seit einer Woche ertragen muss. Ich will ihn nicht mehr sehen und nie wieder ein Wort von ihm hören, damit das endlich aufhört. Irgendwie hat mich mein Unterbewusstsein gewarnt, aber ich hab nicht darauf gehört, ich hab ihn Dinge machen lassen…Scheiße, ich hasse mich dafür. Ironischerweise war mir sofort klar, dass er sich nicht mehr melden wird als er letzten Samstag das Haus verließ, aber ich versuchte auch dieses Gefühl zu ignorieren. Doch jetzt steht er einfach so ganz lässig vor unserem Haus. NEIN! Irgendwelches Entschuldigungsgeplänkel kann er sich sparen. Ich werfe die Haustür schwungvoller hinter mir zu als ich es wollte. Mein Vater, der gerade durch die Terrassentür hereinkommt sieht mich kopfschüttelnd an. Er hasst es wenn Türen zugeknallt werden.

„Hi…“, sage ich schnell, und laufe die Treppe hinauf.

„Wir grillen nachher“, ruft er mir nach.

„Ok…ich geh nur schnell duschen“, sage ich ohne mich umzudrehen.

Ich möchte nicht, dass er die Tränen in meinen Augen sieht. Nachdem er und Mama letztes Wochenende nach Hause kamen, konnte ich nur schwer verbergen wie schlecht es mir geht. Irgendwie hab ich es aber geschafft, dass sie nichts gemerkt haben. Ich laufe in mein Zimmer und schaue aus dem Fenster.

„Hau ab…“, murmle ich für mich selbst.

Tatsächlich steigt er ein und lässt den Motor an. Ich seufze. Schnell schließe ich meine Augen. Ich werde wegen ihm nicht mehr weinen. Schluss damit! Er fährt weg. Ich halte die Luft an. Auch wenn es gut so ist, fühle ich mich nicht unbedingt besser. Es sticht in meinem Bauch. Schnell gehe ich ins Bad und lasse lange das Wasser auf meine Haut prasseln. Wenn ich meine Augen schließe, muss ich sofort daran denken, wie er mich berührt hat. Keine Ahnung, wann es aufhört, dass es mir dabei alle Haare am Körper aufrichtet. Ich trockne mich ab, kurz bevor ich sowieso fertig bin, höre ich Mama rufen.

„Mama? Hast du mich gerufen?“, frage ich hinunter.

„Ja, kommst du dann? Wir wollen essen.“

„Bin gleich soweit“, antworte ich.

Ich schlüpfe schnell in ein Shirt und Shorts und hopse die Treppe hinunter. Mama drückt mir eine Salatschüssel in die Hand.

„Nimm die bitte gleich mit.“

„Ok“, sage ich und gehe weiter.

Als ich schon fast in der Türe nach draußen stehe, bremse ich schlagartig ein. Ich kann gerade noch verhindern, dass mir die Schüssel auskommt. Mein Vater sieht mich mit einem Bier in der Hand sehr ernst mit hochgezogenen Augenbrauen an. Vor ihm steht in Mamas bester Vase ein großer Strauß mit rosa Rosen. Tobias springt vom Sessel auf, bleibt aber wie auch ich, wie versteinert stehen.

 

„Komm nur heraus“, sagt Papa ruhig, aber nicht zufrieden.

Mama kommt auch und nimmt mir die Schüssel aus der Hand, während sie vorbei geht.

„Du hast Besuch“, ergänzt er und nimmt einen Schluck aus seiner Bierflasche. „Setzt dich ruhig wieder hin Tobias“, fügt er noch hinzu. „Willst du nicht doch ein Bier?“

Der sinkt wie in Zeitlupe auf den Sessel. „Nein Danke.“

Ich spiele mit dem Gedanken mich umzudrehen und mich in meinem Zimmer zu verschanzen. Papa signalisiert mit seinem Zeigefinger erneut, dass ich hinaus kommen soll. Ich gehe die paar Schritte nach draußen.

„Hinsetzen“, fordert er mich noch einmal auf, was ich dann auch mache.

Er kratzt sich am Kinn und sieht zuerst zu mir und dann zu Tobias.

„So, kannst du mir das bitte noch einmal erklären, ich verstehe es nicht ganz…“ Er sieht wieder zu mir. „Tobias sagt, er ist wegen dir hier.“

Ich zucke mit den Schultern. Er sieht wieder zu Tobias.

„Was ist da genau passiert zwischen euch?“

Tobias atmet sichtlich nervös ein.

„Nichts“, antworte ich sehr schnell, sehr trocken und verschränke meine Arme vor der Brust.

Papa verdreht die Augen.

„Ich habe mich in Ihre Tochter verliebt“, sprudelt es auf einmal aus ihm heraus.

Scheiße, was redet er denn da? Von wegen verliebt. Papa schmunzelt, aber genervt würde ich sagen. Ich befürchte er wird gleich auf den Tisch hauen.

„Aha. Verliebt. Zuerst in die Eine und dann in die Andere, oder wie?“

„Ja… Nein…, also ich kann das erklären…“, stammelt Tobias.

„Ich bin aber nicht in dich verliebt“, unterbreche ich ihn. „Du brauchst nichts zu erklären.“

Mama, die bis jetzt wortlos zugesehen hat, meldet sich zu Wort.

„Tobias hat dir so schöne Blumen mitgebracht.“ Sie lächelt ihn an. „Ich habe das Gefühl, ihr solltet das vielleicht allein klären.“

Dabei sieht sie meinen Vater sehr ernst an. Der schüttelt den Kopf.

„Nein Heidi, ich befürchte Tobias ist nicht ganz dicht…“

Mama unterbricht Papa. „Schluss jetzt Andreas. Los Lexi, geht in die Küche.“

Ich will noch sagen, dass es unnötig ist, aber Tobias steht schon auf und sieht mich fast flehend an. Er ist ganz blass und seine Schultern hängen ungewohnt. Geschieht im Recht. Er hat es nicht anders verdient. Ich bleibe etwas bockig sitzen. In mich verliebt. So ein Unsinn.

„Lexi…“, sagt meine Mutter melodiös.

„Na gut….“, schnaufe ich und gehe voraus in die Küche, Tobias schleicht hinter mir her. Ich drehe mich um und lasse ihn erst gar nicht zu Wort kommen.

„Du bist ein Arschloch und ein Feigling, trotzdem, vergiss es, reden wir nicht mehr darüber, es war ein Anflug sommerlich romantischer Gefühle. Lassen wir es gut sein. Bitte nimm deine Rosen und geh wieder.“

Ich klopfe energisch mit meinem Zeigefinger auf die Küchenplatte, was er augenscheinlich verfolgt.

„Was für ein Anflug?“, sagt er, und grinst dabei zu meiner Verwunderung ein wenig.

„Es ist doch nichts passiert. Vergessen wir es.“

Er kommt einen Schritt auf mich zu. „Es ist ziemlich viel passiert.“ Nervös kratzt er sich an der Stirn. „Ich habe Angst bekommen.“

„Ach was?!“, sage ich höhnisch. „Vor mir?“

„Nein. Es ist…“ Er stockt kurz. „Es ist weil ich nicht einfach so ganz locker mit dir schlafen kann.“

„Was?“ Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. „Ich bin mir sicher du könntest das sehr wohl.“

„Ja…schon aber… es geht nicht weil…“

Ich unterbreche ihn wieder. „Weil ich flachbrüstig und unerfahren bin? Weil EINE Freundin irgendwelche besonderen Spielchen mit dir treibt, die ich mangels Erfahrung nicht drauf habe?“

„Hör auf Lexi.“ Er sieht zu Boden. „Weil ich dachte, ich kann dir nie gerecht werden, ich wollte dir nicht etwas nehmen, worauf du so lange gut aufgepasst hast.“

„Sprichst du gerade von meiner Jungfräulichkeit?“, sage ich leise.

Er nickt. Ich lache.

„Ich meine das ernst, ich dachte es wäre besser, ich mache mich ganz schnell aus dem Staub.“

Ich verschränke meine Arme. Es klingt, als würde er ernst meinen was er da sagt. Verstehen tue ich es aber nicht wirklich.

„Das ist dir ja bravurös gelungen. Warum bist du jetzt zurückgekommen?“

„Es hat ein bisschen gedauert, bis ich gemerkt habe, dass das nicht so einfach geht. Ich bin wirklich in dich verliebt Lexi.“

Wieder sieht er zu Boden.

„Und du kannst mich dabei nicht einmal ansehen?“

Er sieht auf. „Du bist gar nicht flachbrüstig…“

Ich verdrehe die Augen.

„Ich bin in dich verliebt Alexandra“, wiederholt er.

„Ehrlich?“, frage ich leise. „Das hat dich jetzt aber ganz schön viel Überwindung gekostet. Ist ziemlich anstrengend immer so cool und lässig zu sein.“

Er nickt. „Ich habe meine Eier vor der Türe abgelegt.“

„Oh…“, murmle ich kaum hörbar.

Er sieht mich fragend an. Ich seufze.

„Was machen wir denn jetzt?“, ich sehe in seine schönen Augen, die müde aussehen.

Er lächelt. Dann kommt er auf mich zu.

„Darf ich dich bitte umarmen?“

„Meine Güte Tobias, bitte sammle deine Eier wieder auf.“

Er lacht ein bisschen, umarmt mich dann aber fest.

„Tut mir leid, ich stinke, ich sitze schon den ganzen Tag im Wagen…“

„Angstschweiß ist aber auch eine schlimme Sache“, grinse ich.

„Es tut mir wirklich leid, können wir vielleicht dort weiter machen wo wir aufgehört haben?“

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Ich weiß nicht, ob ich genau dort weiter machen kann“, dann grinse ich aber. „Mein Papa wird dich sicher gleich rausschmeißen.“

„Das ist mir jetzt egal.“ Er drückt seine Lippen auf meine und küsst mich. Ja, es fühlt sich sofort wieder so an, wie ich es in Erinnerung hatte. Nein, sogar besser. Etwas zögerlich erwidere ich es.

Er löst sich vorsichtig von mir. Blass ist er noch immer. „Du hast vorhin gesagt du bist nicht in mich verliebt…“

„Was hätte ich denn sagen sollen, und was wenn du es dir in ein paar Stunden wieder anders überlegst?“

Er streicht über meine Wange. „Nein, ich überlege es mir nicht mehr anders.“

„Ich weiß nicht, ob es gut ist, dir zu offenbaren wie ich für dich empfinde.“ Ich sehe ihm sehr tief in die Augen.

„Dann verlasse ich mich darauf was ich spüre wenn du in meiner Nähe bist, irgendwann wirst du es mir schon sagen“, seufzt er.

Natürlich bin ich in ihn verliebt, so verliebt war ich noch nie. Genau darum hab ich ihn Dinge machen lassen, von denen ich zuvor nur geträumt habe. Ich werde ihm das jetzt trotzdem nicht sagen, ganz so schnell kann ich nicht vergessen, dass er sich einfach aus dem Staub gemacht hat.

„Also können wir es noch einmal versuchen?“, murmelt er irgendwann in mein Ohr, schiebt seine Hände unter mein Shirt und streicht meinen Rücken hoch.

„Ja, versuchen wir es“, hauche ich, als wir beide zusammenzucken.

„So, jetzt ist aber genug, Hände weg von meiner Tochter!“, schimpft mein Papa, aber als ich aufsehe, zwinkert er mir zu. Ich glaube zwar nicht ganz zufrieden, aber ich schätze Mama hat ihn inzwischen ein bisschen bearbeitet. Dann werden wir es eben noch einmal versuchen.

„Kannst du mir etwas versprechen?“, frage ich ihn leise.

Er nickt. „Ich denke schon.“

„Egal was passiert, bitte lüg mich nie wieder an. Sag nicht du rufst mich an, wenn du dich nicht melden wirst und auch sonst, lüg mich nicht an.“ Das sage ich sehr ernst und ich meine es auch so.

„Ich lüge dich nicht an. Versprochen.“

Ich nicke. „Gut. Nichts ist schlimmer als belogen zu werden.“

Er greift nach meiner Hand und sieht mir tief in die Augen. Ich glaube, das hat er verstanden.

29. August 2010

Ich bin seit zwei Tagen in Wien. Tobias wollte unbedingt, dass ich seine Familie kennen lerne. Zuvor war ich noch bei Bettina und hab ihr alles erzählt. Sie ist seit ein paar Tagen zurück aus Italien. Ich wollte nicht, dass sie es von irgendwem erfährt. Ganz glücklich war sie zwar nicht zu erfahren, dass ich jetzt mit Tobias zusammen bin, aber das war mir klar. Doch sie ist mir auch nicht böse. Der zweite Anlauf mit ihm gestaltet sich also durchwegs zufriedenstellend. Ich lasse ihn aber immer noch spüren, dass er mich ganz schön verletzt hat. Darum besitze ich auch noch weiterhin meine Jungfräulichkeit. Ich war schon ganz knapp davor, damals als wir allein bei mir zu Hause waren, bevor er abgehauen ist. Jetzt musste ich die letzten Wochen wieder vertrauen zu ihm aufbauen und komischerweise hat er erst gar nicht versucht mich dazu zu bringen. Er besuchte mich ganz oft in Graz, Papa hat sich inzwischen auch ein bisschen beruhigt. Die vergangene Nacht habe ich das erste Mal wieder gemeinsam in einem Zimmer mit ihm verbracht. In seinem Zimmer. Es war schön. Sehr schön sogar. Da ist auch ein bisschen etwas passiert, wenn ich daran denke, wird mir heiß. Endlich konnte ich ihn so berühren, wie ich es mir schon oft vorgestellt habe und ich glaube, nein ich bin mir sicher, es hat ihm gefallen. Ich mag seine Eltern, seine Mama Elke ist total nett, aber auch sein Vater Bernd ist ein toller Mann. Er hat auch noch eine Schwester, Elisa, sie ist um ein paar Jahre älter als er und studiert Medizin in Berlin. Ich habe sie noch nicht kennen gelernt. Sie ist gerade mit ihrem Freund in Spanien auf Urlaub. Heute waren wir ein bisschen unterwegs und ich habe ein paar seiner Freunde kennen gelernt. Wir schlendern Hand in Hand nach Hause, es ist schon nach Mitternacht und ich fühle mich ein bisschen beschwipst, ich habe ein paar Cocktails getrunken.

„Deine Freunde sind nett.“

Er nickt wortlos und zieht mich näher an sich. Ich atme tief ein, er riecht heute so verführerisch, mein Herz klopft aufgeregt. Seufzend atme ich aus.

„Alles ok?“, er sieht mich fragend an.

Ich bleibe stehen, ohne seine Hand loszulassen. „Ich bin ganz schrecklich in dich verliebt, ganz ganz ganz unglaublich verliebt. So und jetzt vergiss es wieder, bevor du noch einmal Angst bekommst und wieder davon läufst.“

Er zieht mich wieder an sich. „Ich habe keine Angst mehr und ich laufe auch nicht mehr weg.“

Gut. Ich hoffe es bleibt dabei. Wir spazieren weiter, als wir durch den Vorgarten gehen, hören wir noch Stimmen von der Veranda. Seine Eltern sitzen mit einer Flasche Wein im Garten. Bernd besteht darauf, dass wir uns dazu setzen. Ich trinke aber keinen Wein mehr, sondern nippe nur an meinem Wasser und sehe dabei ständig zu Tobias. Ja, ich bin verliebt. Irgendwann stehe ich auf.

„Ich gehe schon mal ins Bad.“ Gute Nacht.“

Tobias steht auch auf. Ich lächle ihm zu.

„Bleib doch noch sitzen, ich finde allein den Weg.“

Er sieht mich etwas überrascht an, setzt sich dann aber noch einmal hin. Ich brauche ein paar Minuten für mich. Zum Nachdenken. Als ich aus dem Bad komme, ist er noch nicht da, aber ich höre ihn unten mit seiner Mutter reden. Er wird also sicher gleich kommen. Ich schlüpfe unter die Decke und mache das Licht aus. Ich höre ihn am Gang, dann kommt er ins Zimmer.

„Schläfst du schon?“, fragt er mich leise.

„Nein…“, hauche ich.

„Ok, ich gehe noch schnell meine Zähne putzen, bin gleich bei dir.“

Ich kuschle mich in sein Kissen und warte auf ihn, was nicht sehr lange dauert. Er checkt noch irgendetwas am Handy, dann schlüpft er unter die Decke. Die Rollos sind nicht geschlossen, der Vollmond scheint ziemlich hell durch das geöffnete Fenster, darum ist es auch nicht dunkel im Zimmer. Zögerlich streicht er über meine Haut.

„Du hast nichts an“, stellt er fast ungläubig fest.

„Nein…“

„Ok…“

Er schmiegt sich fest an mich und streichelt mich weiter. Dann beginnt er mich zu küssen, zuerst am Mund, dann den Hals. Ich greife nach seiner Hand und führe sie an meine Brust. Er streicht darüber.

„Soweit waren wir schon einmal…“, murmelt er und sieht mich dabei an.

„Wir waren sogar schon weiter…“, entgegne ich.

Er küsst mich weiter, jetzt auch hinunter über meine Brust und meinen Bauch, zärtlich streicht er mit seiner Hand meinen Innenschenkel hinauf. Ich gleite mit meiner Hand über seinen Rücken und schiebe sie unter seine Shorts. Er hat so einen tollen knackigen Hintern, das macht mich wahnsinnig. Seine Hand wandert noch ein Stück weiter aufwärts. Er beginnt mich zu liebkosen, ganz sanft und vorsichtig. Sofort zieht sich mein Unterleib zustimmend zusammen. Ich ziehe sein Gesicht an meines. Er macht weiter. Das himmlische Gefühl baut sich immer weiter auf, doch dann hört er auf. Er presst sich ein bisschen auf mich, er trägt immer noch seine Short, ich spüre seine Erektion. Ich atme hörbar aus. Auch wenn ich immer noch ein bisschen Respekt habe, oder Schiss, ich weiß nicht, ich will es. Jetzt. Vorsichtig schiebe ich die Shorts über seinen Hintern hinunter. Ich hoffe er versteht was ich will. Haut an Haut. Wow…Er küsst meinen Hals, dann streicht er meine Haare zurück.

 

„Bist du sicher?“

Ich fahre mit meiner Hand nach unten. „Ja.“

Dann greife ich nach einem Kondom, dass ich unter den Kopfpolster gelegt habe, diesmal habe ich vorgesorgt. Er nimmt es in die Hand und küsst mich wieder.

„Wirklich ganz sicher?“, fragt er noch einmal.

„Ganz sicher, bist du dir denn auch sicher?“, frage ich vorsichtig nach.

„Gott ja, ich kann es kaum erwarten.“

Er streift das Kondom über, ich bin ganz froh, dass es nicht so hell im Zimmer ist, ich bin so aufgeregt. Wieder küsst er mich, immer noch ganz vorsichtig und zärtlich. Sein Finger versinkt wieder in mir und gleitet ein und aus. Sanft. Mein Herz klopft schneller. Er macht das so gut, dass mir leicht schwindelig wird. Ganz sicher bin ich mir nicht was er vorhat, aber er wird schon wissen was er tut. Dann schiebt er behutsam meine Beine ein Stück auseinander. Ich schnappe vor Aufregung nach Luft.

„Ich werde ganz vorsichtig sein“, flüstert er in mein Ohr.

Ich nicke und schließe meine Augen, doch dann öffne ich sie noch einmal. „Ich hab keine Ahnung was ich machen soll, dass es auch für dich gut ist?“

Er lächelt. „Es ist jetzt schon besser, als ich es mir vorgestellt habe. Hör auf zu denken.“

Sanft drückt er seine Lippen wieder auf meine, er greift nach meinen Händen und hält sie fest, ich versuche nicht zu denken. Langsam dringt er in mich ein. Ich halte die Luft an. Oh…das ist…keine Ahnung…Aua…es tut weh. Ich hab damit gerechnet dass es wehtut, aber so? Das mit dem Finger finde ich wesentlich besser. Er lässt meine Hände los und legt sie auf meine Oberschenkel. Auch wenn ich nichts gesagt habe, dürfte er gemerkt haben, dass es sich nicht so gut für mich anfühlt und ich leicht verkrampft bin.

„Lass locker, ich will dir nicht wehtun. Du bist ganz verkrampft. Ist es so schlimm?“, fragt er besorgt.

Ich atme durch. Ja schon. Es tut weh. Jetzt hab ich so lange darauf gewartet und jetzt das. Ich kneife meine Augen zusammen. Wenn ich ihm das sage, wird er enttäuscht von mir sein. Er kommt näher an mein Gesicht.

„Lexi…sagst du bitte etwas? Soll ich weiter machen?“

„Ja, mach weiter“, hauche ich.

Ich will es wirklich, darum versuche ich mich zu entspannen. Er beginnt wieder mich zu streicheln, intensiv und begehrlich. Er weiß genau was mir gefällt. Keine Spur mehr von verkrampft bei mir, ich bin schnell ziemlich erregt. Das scheint ihm nicht zu entgehen, er startet einen neuerlichen Anlauf. Sanft dringt er wieder in mich ein, diesmal hört aber nicht mehr auf und ich versuche auch nicht mehr die Luft anzuhalten, sondern ich ziehe meine Beine ein bisschen an. Nach ein paar Augenblicken tut es dann auch nicht mehr so weh, es fängt an mir zu gefallen. Es ist ein seltsam neues Gefühl, aber gut. Er atmet lauter, das macht mich heiß, ich streiche durch seine Haare und über seinen Rücken. Ich folge meinem Instinkt und beginne ihm mein Becken entgegenzuschieben. Er stöhnt auf, als ich das tue. Scheint also das Richtige zu sein und mir gefällt es auch. Kurz macht er noch weiter dann hört er auf. Ich bin irritiert, hoffentlich habe ich nichts falsch gemacht, gerade jetzt wird es für mich richtig gut.

„Was ist?“, frage ich vorsichtig.

„Gott…“, schnauft er und drückt seine Stirn an meine. „Du bist so eng, das ist Wahnsinn, ich halte das nicht mehr lange aus.“

Ich muss grinsen. „Das ist doch gut, oder?“

„Ja, zu gut, aber ich möchte dass es auch für dich gut ist…“

Er lässt mich nichts mehr darauf sagen und küsst mich intensiv, dann knabbert er an meinen Brustwarzen. Oh ja es ist gut. Sogar sehr gut. Wieder gleitet sein Finger in mich, ich bin so scharf, das ich mir vorkomme als würde ich gleich aus meiner Hülle platzen. Er kreist über meine Klitoris, dabei fange ich an zu stöhnen. Ich bin kurz davor. Das scheint ihm nicht zu entgehen. Sofort dringt er wieder in mich ein, fordernd und sinnlich, wieder folge ich seinem Rhythmus. Ich halte die Luft an, aber jetzt weil ich komme und es keine Möglichkeit mehr gibt es zurück zu halten. Sein Stöhnen wird noch lustvoller, er packt meine Hände und drückt sich fest auf mich. Mein Puls rast, ich atme tief ein und aus. Ich habe das Gefühl, mein Herz wird gleich aus meiner Brust springen. Kurz bleibt er so auf mir liegen, dann zieht er sich vorsichtig zurück und lässt sich auf den Rücken fallen.

„Komm zu mir…“, haucht er erschöpft.

Ich kuschle mich an ihn, er legt seinen Arm um mich und küsst meine Stirn. Minutenlang ist es still. Sein Herz klopft mindestens so stark wie meines. Ich denke, dass ist ein gutes Zeichen.

„Hat es wehgetan?“, fragt er dann auf einmal und dreht sich zu mir.

Ich nicke zögerlich, ich möchte ihn nicht anlügen. „Zuerst schon.“

„Und jetzt?“

Ich überlege kurz was da unten bei mir gerade los ist, auf jeden Fall bin ich überwältig von dem Gefühl Sex gehabt zu haben. Mit ihm.

„Fühlt sich ein bisschen wund an glaub ich.“

„Oh…ok. Ich hoffe ich war nicht zu wild?“

Ich streiche über seine Wange. „Nein, ganz und gar nicht. Es war wunderbar.“

Er lächelt zufrieden. „Für mich auch, du bist außerordentlich Lexi.“

Jetzt bin ich also keine Jungfrau mehr. Ich bin eine richtige Frau. Es fühlt sich gut an. Richtig gut.

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?