Novemberrosen

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Ich kann dazu nichts mehr sagen, ich bin enttäuscht das er so von mir denkt und auch von meinem Dad. Beide würden mir zutrauen wieder Drogen zu nehmen und das kränkt mich mehr als die Ungewissheit warum ich hier liege. Lizzy verspricht mir morgen meine Sachen vorbei zu bringen. Ich bin inzwischen in mein Zimmer gekommen und meine Infusion tröpfelt langsam in meine Vene. Es ist spät geworden und ich vermute, dass mein Dad alle nach Hause geschickt hat. Meine Tasche ist auch nicht da, also habe ich auch kein Handy um ihn anzurufen. Als ich schon fast einnicke kommt Dad noch einmal zu mir ins Zimmer.

„Die Blutwerte werde ich erst morgen früh bekommen, wir warten noch ein paar spezielle Werte ab, brauchst du noch etwas?“

„Hast du alle nach Hause geschickt?“

„Ja du brauchst Ruhe, aber dein neuer „Freund“ lässt sich nicht vertreiben, er meint er wartet bis es dir besser geht und er zu dir kann. Er und Matt haben sich da draußen unmöglich benommen.“ Er schüttelt verärgert den Kopf.

„Dad, ich habe nicht getrunken und ich habe auch nichts genommen, die Bluttests kannst du dir sparen. Ich bin wirklich enttäuscht, dass du so etwas von mir denkst, du weißt genau ich mache das nicht mehr.“

„Ja natürlich weiß ich das. Es tut mir leid, aber ich mache mir große Sorgen um dich. Das wäre die einfachste Diagnose für deine Symptome gewesen. Ich kann mir so nicht erklären was dir fehlt.“

„Vielleicht eine übergangene Grippe, ich war in letzter Zeit etwas angeschlagen.“

„Wäre möglich, morgen wissen wir mehr. Jetzt musst du schlafen.“

„Bitte lass Max fünf Minuten zu mir.“

„Er hat sich wie ein Schuljunge mit Matt aufgeführt da draußen, das ist ein Krankenhaus und kein Bolzplatz.“

„Bitte, Dad.“

„Gute Nacht Luisa. Ich bin morgen früh wieder da.“

Er geht Richtung Tür und dreht sich noch einmal um.

„Fünf Minuten, ansonsten schmeiß ich ihn persönlich raus.“

„Danke.“

Ich werfe ihm einen Kuss durch die Luft nach, was ihn zum Lächeln bringt. Kurz darauf klopft es leise an der Tür, Max kommt herein. Er stellt sich vor mein Bett und klopft nervös auf das Bettgitter, während er mich besorgt ansieht. Bevor er ein Wort sagen kann weise ich ihn an mir zuzuhören.

„Ich habe dir alles über mich erzählt, alles wofür ich mich schäme und mir jahrelang Vorwürfe machte. Ich bin wahrlich nicht stolz auf meine Vergangenheit. Ich habe dir vertraut und dir fällt nichts Besseres ein, als meinem Freund vorzuwerfen mir Drogen zu geben, oder sogar selbst welche zu nehmen? Du hast mir noch vor ein paar Tagen gesagt ich soll die Vergangenheit hinter mir lassen.“

Er will etwas sagen aber ich bin noch nicht fertig. „Mach das nie wieder. Ich sage das heute ein EINZIGES MAL weil ich dich liebe.“

Mehr kann ich nicht sagen, mein Hals fühlt sich wie zugeschnürt an. Er setzt sich zu mir aufs Bett und sieht total zerknirscht aus.

„Es tut mir leid. Ich weiß, es war dumm von mir, ich hatte solche Angst um dich. Ich konnte dir nicht helfen, ich habe einfach die Nerven verloren und dem Erstbesten der mir untergekommen ist versucht die Schuld zu geben.“

Eine ältere resolute Krankenschwester wieselt ins Zimmer, dreht die Infusion ab und gibt mir noch eine Tablette.

„So, Anordnung vom Chef, der Besuch schläft sich jetzt auch aus und kommt bitte morgen Vormittag wieder.“

Max steht auf und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.

„Gute Nacht, du wirst sehen morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Alles wird gut.“ Er streicht mir zum Abschied noch über die Hand. „Ich liebe dich Luisa.“

Die Krankenschwester verlässt hinter Max das Zimmer und macht das Licht aus. Ich befürchte die Tablette war eine Schlaftablette und tut ihren Dienst, ich werde sehr müde und schlafe tief ein.

Obwohl es erst acht Uhr morgens ist, habe ich bereits einen Marathon an Untersuchungen vom CT bis EKG und Ultraschalluntersuchung hinter mir. Dr. George Hops, ein guter Freund und Kollege meines Vaters hat sich meiner Untersuchung angenommen und lässt keinen Winkel meines Körpers aus um auch nichts zu übersehen. Auch eine gynäkologische Untersuchung blieb mir nicht erspart. Als ich zurück auf mein Zimmer komme wartet Max schon auf mich, er ist in der Zwischenzeit gekommen. Lizzy hat ihm meine Sachen mitgegeben die am Sessel neben dem Bett stehen. Ich hoffe jetzt endlich duschen zu dürfen und den Kittel gegen meine Kleidung eintauschen zu können. Er küsst mich zur Begrüßung und umarmt mich ganz vorsichtig, als ob mir was abrechen könnte.

„Keine Angst, mir passiert schon nichts wenn du mich umarmst.“

„Schön, dass du nie deinen Humor verlierst Luisa.“

Er umarmt mich noch einmal ordentlich und ich erwidere es, sozusagen um ihm zu zeigen dass ich nicht mehr böse bin.

„Die Schwester hat mir gesagt du hattest einige Untersuchungen auf der Gynäkologie?“

Er wirkt etwas befangen bei der Frage.

„Ja, aber keine Sorge ich bin nicht schwanger“, beruhige ich ihn.

In dem Moment kommt mein Dad herein. Toll, volle Konfrontation mit den Männern meines Lebens und das gleich auf nüchternen Magen. Ich stelle die beiden einander vor und Max entschuldigt sich für sein Verhalten von gestern, ob das meinen Dad so richtig interessiert kann ich nicht einschätzen, er scheint etwas durch den Wind zu sein.

„Darf ich mich jetzt duschen und umziehen, oder gibt es zuvor noch etwas zu untersuchen?“

„Nein, mach das, ich lasse dir noch etwas zu Essen bringen. Du bekommst dann später noch eine Infusion.“ Dad sieht sich mein Krankenblatt an.

„Kann ich nicht nach Hause?“

Ich hoffe nicht länger hier bleiben zu müssen, es scheint ja alles in Ordnung zu sein. Bevor ich eine Antwort bekomme steckt George seinen Kopf zur Tür herein.

„Ich würde gerne in einer Stunde eine Befundbesprechung machen, wir treffen uns dann in meinem Besprechungszimmer“, ordnet er an.

Ob das gut oder schlecht ist kann ich seiner Miene nicht entnehmen, typisch Ärzte. Während ich dusche holt Max sich einen Kaffee, als er zurück kommt esse ich gerade das Joghurt von meinem Frühstück, richtig Appetit habe ich nicht.

„Kommst du mit zur Befundbesprechung? Ich möchte nicht allein gehen.“

„Bist du sicher dein Vater ist damit einverstanden? Ich befürchte er ist nicht so erfreut meine Bekanntschaft gemacht zu haben.“

Ich nehme noch einen Löffel voll aus dem Joghurtbecher.

„Den ersten Eindruck hast du vorbildlich versaut würde ich sagen.“

„In den letzten zwölf Stunden habe ich so einiges versaut würde ich sagen.“

Er steht auf und geht zum Fenster, als ob er mir nicht in die Augen sehen kann. Ich stehe auf und stelle mich hinter ihn und lehne mich an seinen Rücken.

„Also bist du doch nicht perfekt, habe ich mich wohl getäuscht, aber weißt du, ich bin sehr froh darüber, jetzt muss ich nicht immer versuchen dir nachzueifern im perfekt sein.“

Ich schubse ihn ein kleinwenig an.

„Du bist die warmherzigste Person die ich jemals getroffen habe, du machst es einem wirklich nicht schwer dich zu lieben Luisa.“ Er dreht sich zu mir um. „Ich hätte mich gefreut.“

Ich schaue ihn fragend an. „Worüber?“

„Wenn du schwanger gewesen wärst.“ Er legt seine Arme um mich. „Wir müssen los, dein Arzt wartet bestimmt schon.“

Etwas perplex über seine Worte schlüpfe ich in meine Sweatjacke. Wir gehen Richtung Besprechungsbüro wo uns George bereits erwartet und einen Platz anbietet. Wir warten noch auf meinen Vater, der natürlich wissen will was die Untersuchungen ergeben haben. Ich rutsche zappelig auf meinem Stuhl herum. Max legt seine Hand beruhigend auf meinen Oberschenkel. Da ist er wieder der Perfekte, ganz geduldig, kaum aus der Ruhe zu bringen, so wie ich ihn kennen gelernt habe.

„Ah Frank, da bist du ja.“

George bietet meinem Vater ebenfalls einen Platz an. Der lehnt den Stuhl jedoch ab, sieht zuerst Max und dann mich mit einem Blick an, den kein Wort beschreiben könnte. Bevor aber einer von uns etwas sagt, erkennt George die Situation und fängt an mit seinen Ausführungen. Dad lehnt sich rechts etwas seitlich zum Fenster und hat somit Blick auf Georges Unterlagen und auf mich.

„So Luisa, wir haben wirklich viele Untersuchungen durchführt, dein Dad hat keine Ruhe gegeben, damit wir alles ausschließen können. Organisch konnte ich auch nichts finden, das ist gut.“

Ich merke wie ich etwas gelöster werde, das klingt ja ganz beruhigend denke ich.

„Da du mir aber bei der Untersuchung erzählt hast, dass du in letzter Zeit unter Kreislaufproblemen leidest und manchmal grippeähnliche Symptome hast, habe ich eine spezielle Blutuntersuchung angeordnet. Diese Untersuchung erlaubt mir jetzt eine relativ sichere Diagnose.“

Ich merke wie mir etwas heiß wird, aus dem Augenwinkel sehe ich wie Max zu mir sieht. Er nimmt wie selbstverständlich meine Hand und hält sie ganz fest.

„Und die wäre?“, frage ich ungeduldig.

„Du leidest an einer eher seltenen Autoimmunerkrankung. Häufiger Schwindel, Fieber, Leistungsabfall, Gewichtsverlust, Gliederschmerzen, all das sind Symptome für diese Erkrankung, das Blutbild hat mir meine Vermutung leider bestätigt.“

Er reicht die Befunde meinem Dad, der sie sich mit ernster Miene durchsieht. George legt seine Brille ab und lehnt sich etwas auf seinem Stuhl zurück, als ob er meine Reaktion abarten würde.

„Ich habe nicht abgenommen“, überlege ich.

Dad sieht von den Unterlagen auf. „Du hast in den letzten drei Monaten bestimmt mehr als fünf Kilogramm abgenommen.“

Ich überlege und ja vielleicht hat er recht, das ihm das überhaupt aufgefallen ist, aber ich habe das eher als eine Nebenwirkung von der Arbeit und meinem neu entflammten Liebesleben gesehen und war eigentlich ganz froh darüber ein paar Kilos verloren zu haben.

 

„Was heißt das jetzt, also was passiert jetzt? Muss ich ein Medikament nehmen?“

Max sitzt immer noch ganz ruhig neben mir.

„Ganz so einfach ist es nicht. Diese Krankheit greift deine Zellen an, in späterer Folge können somit auch Organe und Nerven in Mitleidenschaft gezogen werden, oder sich chronische Entzündungen, oder Lähmungen entwickeln. Glücklicherweise bist du noch in einem frühen Stadium und wir können es recht gut mit einer Art Chemotherapie behandeln.“

Wenn ich das Wort CHEMOTHERAPHIE höre, läuten in meinem Kopf alle Alarmglocken. Ich habe gesehen wie meine Mutter an Krebs gestorben ist, und dieses Wort habe ich aus meinem Wortschatz vor vielen Jahren verdrängt. Ich weiß nicht was mich mehr schockt, die Diagnose, oder die Behandlung dafür. Ich springe von meinem Sessel auf, Max versucht mich beruhigend zurückzuziehen, aber ich lasse mich nicht besänftigen.

„Ich habe doch keinen Krebs! Ich brauche keine Chemotherapie, oder habe da etwas falsch verstanden?“

Ich werde leicht hysterisch. Dad kommt zu mir herüber und hält mich an den Schultern fest.

„Beruhige dich jetzt bitte und hör George zu.“

Er schiebt mich auf meinen Sessel zurück und da ist es wieder, da kleine Mädchen von früher, ich widerspreche ihm nicht.

„Es ist keine Chemotherapie im herkömmlichen Sinne, aber es funktioniert ähnlich, die kranken Zellen werden damit bekämpft und wenn alles wie ich hoffe klappt, ist eine komplette Heilung nicht ausgeschlossen.“

Komplette Heilung nicht ausgeschlossen? Innerhalb von wenigen Augenblicken ändert sich alles grundlegend, ich fühle mich, als wäre ich gegen eine Wand gelaufen.

„Welche Nebenwirkungen hat diese Therapie denn? Bleibt mir überhaupt eine Wahl?“

Ich versuche absichtlich das Wort CHEMO auszublenden.

„Die Nebenwirkungen sind je nach Patient unterschiedlich, Übelkeit, Hautekzeme, Nasenbluten. Schließlich sollen alle kranken Zellen beseitigt werden und das schadet auch deinen gesunden Regionen.“ George ist immer noch sehr sachlich. „Ohne Behandlung wirst du sehr schnell, sehr krank werden.“

„Fallen mir die Haare aus?“

„Es ist eine mögliche Nebenwirkung aber sehr selten.“

Ich starre auf meine Hände und bin sprachlos und voller Angst, warum muss das sein? Gerade jetzt wo es mir so gut geht. Mein Vater nimmt sich jetzt doch einen Stuhl und setzt sich neben mich.

„Wie sieht dein genauer Behandlungsplan aus?“, fragt er George.

„Wenn du einverstanden bist, möchte ich heute noch ein paar Voruntersuchungen durchführen, morgen kannst du dann nach Hause. Montag beginnen wir mit der ersten Gabe in Form einer Infusion, das passiert ambulant und sofern es dir gut geht kannst du danach wieder nach Hause. Dieses Prozedere wiederholen wir dann noch zwei Mal im Abstand von etwa zehn Tagen, in einem guten Monat wirst du somit die Therapie abgeschlossen haben Luisa. Ob sie den gewünschten Erfolg gebracht hat, werden wir erst circa acht Wochen später feststellen können.“

Alle sitzen da und keiner sagt mehr ein Wort. Ich schaue zu Max, der schaut auf den Boden, mein Dad blättert wieder in den Blutwerten, und George hat sich in Erwartung meiner Entscheidung wieder in seinem Sessel zurück gelehnt.

„Nachdem mir ja sowieso keine Wahl bleibt.“

Max hält meine Hand wieder fest.

„Gut dann besprechen wir dann später noch alle Details. Fürs erste sind wir fertig.“

George steht auf und bringt uns zur Tür.

„Ich brauche frische Luft“, sage ich am Gang zu Max, und laufe schnurstracks zur Tür des Raucherbalkons.

„Du darfst dich jetzt nicht erkälten, ich hole dir deine Jacke.“

„Ist doch egal, es kann sowieso nicht mehr schlimmer werden.“

Ich öffne die Tür, draußen ist die Luft kalt und feucht. Ich atme tief durch, er steht hinter mir. Ich drehe mich zu ihm und kann ihm seine Beunruhigung ansehen.

„Ich habe Angst.“

„Ich weiß. Ich auch, aber ich werde alles tun um dich zu unterstützen.“

„Du hast doch keine Zeit, ich kann dich damit nicht belasten, du hast sowieso so viel um die Ohren.“

„Was heißt denn bitte belasten? Glaubst du ich lasse dich das allein durchstehen? Ich möchte das du bei mir bist während deiner Therapie, ich werde mir die Zeit nehmen. Du brauchst mich jetzt.

„Du bietest mir aber nicht gerade an bei dir einzuziehen?“ Ich bin kurz perplex über sein Angebot. „Wir sind erst seit ein paar Wochen zusammen?“

„Doch, genau das meine ich und jetzt gehen wir wieder hinein, es ist kalt.“

Ob ich das wirklich will, weiß ich in dem Moment nicht und ob es so eine gute Idee ist auch nicht, aber ich will auf keinen Fall allein sein, da hat er recht. Morgen kann ich zumindest aus dem Krankenhaus raus. Auch wenn ich die Situation nicht ändern kann, ich muss mich erst damit abfinden. Ich habe keine Ahnung was mich in den nächsten Wochen erwartet und das macht mir Angst.

„Nein so weit geht es mir gut, mach dir keine Sorgen… Ja ich freue mich natürlich wenn du mich besuchen kommst…Ist kein Problem, ich weiß es war alles etwas viel, mach dir keine Gedanken mehr.“

Ich telefoniere mit Matt, der sich besorgt um meinen Gesundheitszustand erkundigt.

„Ja, morgen werde ich die erste Therapie Infusion bekommen, es wird schon alles gut gehen.“

Irgendwie habe ich das Gefühl ich versuche mir selbst die Angst zu nehmen, indem ich mir das immer wieder vorsage: Es wird schon alles gut gehen. Eine Pflegehelferin kommt in mein Zimmer und räumt das Geschirr vom Frühstück ab, an meiner Vene hängt noch eine Aufbauinfusion, danach darf ich heute nach Hause.

„Ja bis bald, ich melde mich morgen Abend bei dir, bye.“

Ich lege auf und beobachte wie die letzten Tropfen der Infusion in meiner Ader verschwinden.

George war bereits vorhin bei mir und hat mich noch alle Papiere für meine Entlassung und für die ambulante Behandlung morgen unterschreiben lassen. Für die nächsten sechs Wochen bin ich einmal fix krankgeschrieben. Am liebsten würde ich mir die Infusion gleich selbst abhängen, aber ich warte geduldig bis jemand kommt. Max ist auch noch nicht da. Da ist auch schon die Krankenschwester und nimmt mir die Infusion ab.

„Den Zugang lassen wir gleich für morgen so.“

Sie klebt mir ein Pflaster über das kleine Röhrchen das in der Haut meiner Hand bleibt, toll den ganzen Tag eine Nadel in der Vene.

„Guten Morgen die Damen.“

Max ist heute scheinbar gut gelaunt und kommt mit einem Star Bucks Becher mit Kaffee für mich zur Tür herein.

„Ich dachte du hast Lust auf einen ordentlichen Kaffee.“

Er gibt mir einen Kuss zur Begrüßung.

„Warst du schon in der Stadt?“, frage ich ihn.

„Ich war schon im Büro. Damit ich morgen bei dir sein kann.“

„Du bist heute aber gut gelaunt.“

Ich nehme einen Schluck vom Kaffee, der richtig gut schmeckt genau wie ich ihn mag.

„Weil ich dich jetzt mit nach Hause nehme.“

Ich bin auch froh hier raus zu kommen, aber ich befürchte das Schlimmste habe ich noch vor mir, aber das spreche ich jetzt besser nicht aus. Ich krabble aus dem Bett und schlüpfe in meine Sneakers und Jacke, während Max noch die Sachen die am Tisch liegen in meine Tasche packt.

„Hast du sonst noch etwas?“

Ich sehe mich noch einmal um.

„Nein, müsste alles sein.“

Wir fahren bei meiner Wohnung vorbei um die wichtigsten Dinge die ich für diese Woche brauche abzuholen. Es ist keiner zu Hause, Lizzy ist mit Andy unterwegs, auf meinem Bett liegt ein Zettel:

Ich wünsche dir alles Gute für morgen, ich rufe dich später noch an. Kuss Lizzy.

Ich packe alles zusammen was ich brauche. Max steht neben dem Schrank und schaut sich Fotos die an der Wand hängen an.

„Du warst schon immer süß.“

Er blickt auf ein Foto von mir, auf dem ich mit Lizzy und Matt zu sehen bin. Matt in der Mitte, Lizzy rechts von ihm und ich an seiner linken Seite sitzend. Meine langen dunklen Haare sind offen und oben am Kopf habe ich einen abstehenden Zopf der aussieht als ob ich eine Palme am Kopf hätte.

„Da war ich etwa acht Jahre alt, die Frisur ist verboten“, schmunzle ich.

„Und Matt hat alle Mädels fest im Griff, da dürfte sich bis heute nicht viel geändert haben“, merkt Max an. „Du bist ihm sehr wichtig, ich glaube er ist ein bisschen in dich verliebt.“

Ich staune über seine Bemerkung, wie kommt er denn darauf? Matt und ich sind seit Kindertagen Freunde, aber da war nie mehr und wird auch nie mehr sein.

„Wie kommst du darauf er wäre in mich verliebt?“

Er zuckt mit den Schultern. „Nur so ein Gefühl, ich habe bereits am eigenen Leib erfahren wie wichtig du ihm bist. Du bist aber auch mir sehr wichtig, daher bin ich mir nicht sicher, ob er und ich so gute Freunde werden, denn teilen werde ich dich keinesfalls.“

Ich schüttle den Kopf, ich habe dieses Platzhirschgehabe noch nie verstanden und will mich auch jetzt nicht damit auseinandersetzen, Matt ist mein bester Freund und Max liebe ich, damit hat sich das Thema für mich erledigt. Er zeigt auf das schwarzweiß Bild von mir und meiner Mutter, welches auf meinem Nachtkästchen neben dem Wecker steht. Ich denke ich bin darauf zwölf oder so.

„Du siehst aus wie deine Mutter, genauso schön, du hast große Ähnlichkeit mit ihr.“

Ich selbst kann das nicht beurteilen, aber jetzt wo er es sagt, hat er schon recht.

„Möchtest du es mitnehmen? Wir können es auf den Kamin zu den anderen Bildern stellen wenn du willst?“

Es überrascht mich immer wieder wie sensibel er sein kann und genau weiß was in mir vorgeht.

„Ja gerne, das wäre wunderbar.“

Er nimmt es vom Nachttisch und packt es vorsichtig in die Tasche.

„Hast du alles?“

„Ich glaube schon, ach ich brauche noch etwas aus dem Badezimmer.“

Er macht den Reißverschluss meiner Tasche zu, beim Verlassen meines Zimmers entlockt ihm der Blick auf meine High Heels, die wie immer neben dem Schrank stehen, ein Lächeln das mir nicht entgeht.

„Ich glaube die brauche ich momentan nicht.“

Er streicht mir über die Wange. „Du brauchst sie bestimmt bald wieder und darauf freue ich mich schon.“

Ich schaue noch einmal zurück in mein Zimmer als ich die Türe schließe, die nächste Zeit werde ich also nicht hier sein, fühlt sich komisch an.

Im Haus angekommen öffnet Max die Tür seines Kleiderzimmers. Es ist riesig. Er macht eine Schranktür auf der rechten Seite auf, oben am Schrank geht automatisch das Licht an. Ich bin beeindruckt über so viel Luxus in einem Ankleidezimmer, vor allem wenn es einem Mann gehört.

„Diese Seite vom Schrank ist leer, hier kannst du gerne alles aufhängen, oder Magda macht es morgen.“

Er stellt meine Tasche auf die Sitzbank die mittig im Raum steht.

„Ich mache das gleich selbst.“

Ich tue mich mit dem Gedanken Personal für mich arbeiten zu lassen etwas schwer.

„Gut dann mache ich inzwischen etwas zu essen.“

Viel habe ich nicht einzuräumen und bin schnell fertig damit. Bevor ich das Zimmer in Richtung Küche verlasse, mache ich noch eine Runde und bin fasziniert wie viele Anzüge, Hemden und Krawatten ein Mann haben kann. Alles riecht so gut. Nach Max. Ich streiche mit meiner Hand über die feinen Stoffe.

„Was kochst du denn?“ Max rührt in einem Topf, ich schaue ihm neugierig über die Schulter.

„Ich wärme nur auf. Kochen ist nicht so meine Stärke, gut das Magda etwas vorgekocht hat.“

Riechen tut es jedenfalls gut.

„Magda weiß was Männer wollen.“, ziehe ich ihn ein bisschen auf.

Nach dem Essen räume ich noch meine Kosmetiktasche im Badezimmer aus. Ich stelle meine Zahnbürste neben die von Max, es kommt mir ganz komisch vor meine Sachen neben seine zu stellen. Ich stehe vor dem Waschbecken und lasse den Anblick von meiner Zahnbürste neben seiner auf mich wirken. Ich muss schmunzeln, als ich den Parfumflacon unserer ersten Begegnung auf dem Regal sehe. Max steckt seinen Kopf zur Badezimmertüre herein.

„Findest du alles, oder brauchst du etwas?“

„Nein, ich hoffe ich habe dir nicht zu viel Platz abgeknöpft, oder Unordnung gemacht.“

Er schüttelt den Kopf. „Wie kommst du denn darauf. Ich muss ein wichtiges Telefonat führen, ich gehe kurz in mein Büro hinunter, ist das ok für dich?“

 

„Ja sicher. Ich dusche inzwischen.“

„Dann bleib ich vielleicht besser doch da und halte dir das Handtuch.“

„Nein, nein ich schaffe das schon, geh du nur.“

Ich drücke ihm noch einen Kuss auf und schiebe ihn zur Tür hinaus.

Als ich zurück ins Wohnzimmer komme läuft der Fernseher und im Kamin flackert gemütlich ein Feuer. Er macht sich gerade einen Drink.

„Möchtest du auch etwas? Stört dich der Fernseher?“

„Nein Danke. Was schaust du denn?“

Ich ziehe mir meinen Kuschelmorgenmantel über und lümmle mich auf das Sofa.

„Nichts bestimmtes, ich hab einfach nur eingeschaltet, such du etwas aus.“

Er setzt sich neben mich.

Ich zappe ein bisschen durch und bleibe bei einer Liebeskomödie hängen, wohlwissend das der Film bestimmt nicht seine erste Wahl gewesen wäre. Er nimmt eine Decke und legt sie mir über. Ich schmiege mich an ihn, er legt seinen Arm um mich.

„Ich habe solche Angst.“

Ich merke genau, dass er tief durchatmet und leise seufzt. Er gibt mir einen Kuss auf mein Haar und streicht sanft darüber.

„Ich bin bei dir, mach dir keine Sorgen, es wird alles gut gehen.“

Ich kuschle mich auf seinen Schoß und bin richtig froh bei ihm zu sein.

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