50 Jahre Fußball-Bundesliga

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Beim »FC Hollywood« überfordert

Als sich die Qualität nicht einstellen wollte, zog »Kaiser Franz« als Co-Kommentator von »Premiere« gegen »König Otto« vom Leder und untergrub so die Autorität, die Rehhagel peu à peu beim »FC Hollywood« verloren ging. Gewohnt mit Spielern umzugehen, die ihm treu ergeben waren, bekam er mit selbstbewussten und selbstgefälligen Stars gewaltige Probleme und den Dauerkonflikt zwischen den »Streithähnen« Matthäus und Klinsmann nie in den Griff. Im April 1996 räumte der überforderte Rehhagel seinen Spind in der Umkleidekabine und seine Luxuswohnung im Künstlerviertel Schwabing. Den sportlichen Rest der Saison erledigte wieder einmal Krisenmanager Beckenbauer, der mit dem Starensemble den zweiten Platz belegte. Der Gewinn des UEFA-Pokals muss freilich zu achtzig Prozent Otto Rehhagel zugeschrieben werden, der die Mannschaft in den Finals gegen Bordeaux nicht mehr betreuen durfte.

Meister wurde 1996 wie vorher 1995 der BV Borussia Dortmund, der in der langen Bundesligageschichte gelegentlich auch mal in die Zweite Liga abgetaucht war und sich bei dem Versuch, im sportlichen VIP-Bereich zu etablieren, stets eine blutige Nase geholt hatte. Erst in den 90er-Jahren entwickelte sich der ehemalige Arbeiterklub zum ernsthaften Gegenspieler des FC Bayern und, ausgestattet mit einem prächtigen Stadion, zum Publikumsmagneten.

Scholl und Kahn achtmal Meister

Achtmal wurden Mehmet Scholl und Oliver Kahn mit dem FC Bayern München deutscher Meister:

Scholl 1994, 1997, 1999, 2000, 2001, 2003, 2005, 2006.

Kahn 1997, 1999, 2000, 2001, 2003, 2005, 2006, 2008.

Sieben Titel:

Augenthaler 1980, 1981, 1985, 1986, 1987, 1989, 1990.

Matthäus 1985, 1986, 1987, 1994, 1997, 1999, 2000.

Zickler 1994, 1997, 1999, 2000, 2001, 2003, 2005.

Sechs Titel:

Kögl 1985, 1986, 1987, 1989, 1990 mit Bayern, 1992 mit Stuttgart.

Aumann 1985, 1986, 1987, 1989, 1990, 1994.

Kuffour 1997, 1999, 2000, 2001, 2003, 2005.

Salihamidzic, Jeremies und Lizarazu 1999, 2000, 2001, 2003, 2005, 2006.

Fünf Titel:

Beckenbauer 1969, 1972, 1973, 1974 mit Bayern, 1982 mit Hamburg

Schwarzenbeck 1969, 1972, 1973, 1974, 1980.

Vogts 1970, 1971, 1975, 1976, 1977 mit Gladbach.

Wimmer 1970, 1971, 1975, 1976, 1977 mit Gladbach.

Köppel 1970, 1971, 1975, 1976, 1977 mit Gladbach.

Breitner 1972, 1973, 1974, 1980, 1981.

Dürnberger 1973, 1974, 1980, 1981, 1985.

D. Hoeneß 1980, 1981, 1985, 1986, 1987.

Wohlfarth und Pflügler 1985, 1986, 1987, 1989, 1990.

Reuter 1989, 1990 mit Bayern, 1995, 1996, 2002 mit Dortmund.

Strunz 1990, 1997, 1999, 2000, 2001.

Linke 1999, 2000, 2001, 2003, 2005.

Santa Cruz 2000, 2001, 2003, 2005, 2006.

Sagnol 2001, 2003, 2005, 2006, 2008.

Schweinsteiger 2003, 2005, 2006, 2008, 2010.


Immer wieder Kahn: Der Dauerbrenner des FC Bayern wurde gleich achtmal deutscher Meister, das letzte Mal, 2008, gar als Double-Gewinner.


Als junger Spieler kuschte Uli Hoeneß vor Franz Beckenbauer. Später widersprach er dem »Kaiser« des öfteren, der natürlich wusste, dass es für den FC Bayern keinen besseren Manager als den Metzgersohn aus Ulm gab. Beckenbauer selbst setzte sich beim Rekordmeister als Spieler, als Interimstrainer, als Klubpräsident und schließlich als Aufsichtsratsvorsitzender der Bayern-Fußball-AG ein Denkmal.

Frauen mit Biss

Stefan Effenberg, Thomas Häßler, Bernd Schuster und Bodo Illgner ließen sich beim Gehaltspoker von ihren Frauen vertreten und sparten so das Geld für teure Berater. Wenn Reiner Calmund an die Vertragsverhandlungen mit Gaby Schuster zurückdenkt, tritt ihm noch heute der Schweiß auf die Stirn. »Die Gaby feilschte härter als die härtesten Männer«, erinnert sich der Bayer-Geschäftsführer.

Rolf Rüßmann saß 1996 Martina Effenberg gegenüber, als es um eine Vertragsverlängerung ging. Der damalige Manager des VfL Borussia Mönchengladbach gibt zu, dass die ehemalige Leiterin einer exklusiven Boutique Konditionen erzwang, »die eigentlich kaum zu verantworten waren«. 5,5 Millionen Mark Jahresgage, so wurde geschrieben, habe sie erstritten.

Auch Angela Häßler, gelernte Kosmetikerin wie Gaby Schuster, und Bianca Illgner, als Bodenstewardess einige Jahre Arbeitskollegin und Freundin der späteren Ehefrau von Bundestrainer Berti Vogts, pflegten ihre Gesprächsgegner stets an die Schmerzgrenze zu treiben – vier Frauen mit Biss, die dafür sorgten, dass Millionen auf den Konten ihrer Männer landeten.


Wo immer sie auftauchte, trat den Bundesligamanagern der Angstschweiß auf die Stirn. Martina Effenberg gehörte zu den Frauen, die im Streit um Höchstgagen meist Siegerinnen blieben und letztlich, nicht ganz uneigennützig, so die Konten ihrer kickenden Männer füllen halfen.

Dortmund zog das große Los

Die Weichen hatte das Duo bereits 1990 gestellt, unter 15 Bewerbern den Lörracher Ottmar Hitzfeld zum Nachfolger für Horst Köppel berufen. Mit ihm, der viele Jahre beim FC Basel als Trainer gearbeitet und auch gespielt hatte, zog der BVB das große Los. Der ausgebildete Pädagoge besaß das, was in der Psychologie Empathie genannt wird: Die Fähigkeit und Bereitschaft sich in die Einstellung anderer Menschen einzufühlen. Für seine Wünsche fand er bei Meier stets offene Ohren. 1991 engagierte der Manager den Schweizer Stürmer Stéphane Chapuisat, Anfang 1993 Matthias Sammer – zwei Transfers, mit denen der Aufstieg begann. »Schon nach drei Wochen im Westfälischen«, notierte der »Spiegel«, »hat Matthias Sammer, 25, jene Balance gefunden, die in Dortmund zum vorbildlichen Gebaren erhoben worden ist. Als habe er die Geschäftsprinzipien des BVB 09 verinnerlicht, übte er Spagat zwischen Volksnähe und Millionengage.«

»Die Liebe zum Beruf war bei uns ausgeprägter. Damals haben wir zehn Jahre für die soziale Leiter gebraucht. Heute reichen drei, wenn einer einigermaßen geradeaus laufen kann.«

Uli Hoeneß im »Spiegel« 1998

Mit dem Geld aus den UEFA-Pokalspielen – der BVB erreichte 1993 die Endspiele, in denen er Juventus Turin 0:3 und 1:3 unterlag – und dem Verkauf Thomas Helmers an den FC Bayern konnten sich die Westfalen neue »Promis« leisten: Bei »Juve« kauften die Dortmunder Andreas Möller und den Brasilianer Julio Cesar. Möller verziehen die BVB-Fans, dass er nach seinem Versprechen, in der Bundesliga nie woanders zu spielen als in Dortmund, 1990 des großen Geldes wegen zur Frankfurter Eintracht gewechselt war. Mit ihm, dem BVBUrgestein Michael Zorc, der es in siebzehn Profijahren als Mittelfeldspieler auf erstaunliche 131 Tore bringen sollte, und Steffen Freund war das Mittelfeld der Dortmunder genauso erstklassig besetzt wie die Innenverteidigung mit Sammer und Cesar oder der Sturm mit Chapuisat und Riedle.

Spekulationen um Sammer

In der Saison 1995/96 kamen mit Jürgen Kohler und Jörg Heinrich noch zwei weitere Italienheimkehrer hinzu. Die Freude über die Titelverteidigung hielt sich indes in Grenzen.

In einer Analyse hieß es: »Spürbar waren Dissonanzen zwischen Mannschaft und Trainer. Phasenweise quälte sich der BVB mit spielerisch armen Darbietungen nur dank Routine und überragenden Einzelkönnern über die Runden. Dazu Ärger mit Cesar, Unruhe um Kapitän Zorc, Spekulationen über einen Wechsel von Sammer zu den Bayern.« Letztendlich aber blieb der »sächsische Vulkan« (»Süddeutsche Zeitung«) in Dortmund, wo sich seine Spielerkarriere gesundheitsbedingt dem Ende näherte. 1997 meldete sich der FC Bayern als Meister zurück. Oliver Kahn hatte im dritten Jahr an der Isar endlich sein Erfolgserlebnis, Mario Basler einen sensationellen Einstand und der charismatische Trapattoni bei seinem zweiten Auftritt in München die Genugtuung, dass es ihm trotz geringer Deutschkenntnisse (siehe auch: »Emotionen«) gelungen war, eine schwierige Mannschaft wie den FC Bayern zu motivieren. Einen Denkzettel erhielt Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Weil er in seinem »Tagebuch« Interna aus der Kabine veröffentlicht hatte, beschlossen Präsidium und Cheftrainer am Saisonende, den gelernten Raumausstatter als Kapitän abzusetzen.


Gleich zweimal gab er ein Gastspiel beim FC Bayern: In seiner ersten Amtszeit (1994/1995) wurde Giovanni Trapattoni mit den Münchnern Sechster, in seiner zweiten (1996 bis 1998) Meister. Einen Heiterkeitserfolg erzielte der Gentleman-Trainer aus Italien drei Monate vor seiner Trennung 1998 mit einem Wutausbruch (siehe auch: »Emotionen«).

Borussia Dortmund musste den immer stärker auftrumpfenden Konzernklub Bayer Leverkusen an sich vorbeiziehen lassen, wurde von den Fans dennoch auf Händen getragen. Die Dortmunder berauschten sich wie 30 Kilometer westwärts die Schalker an einem internationalen Erfolg. Sie gewannen die Champions League durch ein 3:1 über Juventus Turin. Die Schalker setzten sich im UEFA-Pokalfinale im Elfmeterschießen mit 4:1 gegen Inter Mailand durch.

 

Kurz nach Krebsoperation 2:1-Sieg über FC Bayern

Im Sommer 1998 konfrontierten die Ärzte Ebbe Sand, damals 26, mit der Diagnose Hodenkrebs. Drei Wochen nach der sofort eingeleiteten Operation stand der Däne wieder auf dem Platz. Mit Bröndby Kopenhagen besiegte er in der Champions League den FC Bayern mit 2:1. Ein Jahr später unterschrieb Sand einen Vertrag beim FC Schalke 04, drei Jahre später war er Torschützenkönig der Bundesliga.

Das Wunder Kaiserslautern

Als kleines Wunder durfte bewertet werden, was der 1. FC Kaiserslautern in der Saison 1997/98 mit Otto Rehhagel als Trainer vollbrachte. Eine Mannschaft, die beinahe identisch war mit dem Team, das 1996 abgestiegen war (siehe auch: »Entscheidungen auf der Ziellinie«), gewann die Meisterschaft und Otto Rehhagel mit 60 das Gefühl, als Trainer am Betzenberg am richtigen Ort zu sein.


In München praktisch gescheitert und 1996 vor Ablauf eines Jahres von seiner Trainerarbeit entbunden, rehabilitierte sich Otto Rehhagel für erlittene Schmach beim »FC Hollywood« in Kaiserslautern. Mit einer Mannschaft, die gerade aufgestiegen war, gewann er 1998 die Meisterschaft vor dem FC Bayern – ein Triumph, den er hier mit den Spielern Ratinho und Brehme feiert.


Gleich zweimal ging der 1. FC Kaiserslautern in den 90er-Jahren vor dem FC Bayern durchs Ziel, 1991 und 1998. 1991 feierte die Mannschaft mit (stehend von links) Roos, Serr, Lelle, Ernst, Kranz, Physiotherapeut König, Hotic, Stumpf, Ehrmann, Richter, Kadlec, (sitzend) Scherr, Lutz, Friedmann, Kuntz, Hoffmann, Winkler, Haber und Dooley. 1998 sicherte sich das Team um Kapitän Brehme den Titel.


Tränen, die Torhüter Reinke, Brehme, Kadlec, Kuka, Harry Koch, Lutz, Roos, Wagner, Marschall oder Rische 1996 am letzten Spieltag in Leverkusen vergossen hatten, wurden 1998 zu Freudentränen. Mit dem Dänen Michael Schjönberg, dem Schweizer Sforza, dem Brasilianer Ratinho, dem Schwaben Andreas Buck und dem Sachsen Michael Ballack hatte Rehhagel neue Spieler ohne allzu laute Begleitmusik der Medien erfolgreich integriert.

In Dortmund hatte sich Hitzfeld als Sportdirektor hinter den Schreibtisch zurückgezogen und dem Italiener Nevio Scala am Spielfeldrand Platz gemacht, nach einem Jahr aber gemerkt, dass »das nicht mein Ding war«. Mit sicherem Gefühl für den richtigen Augenblick warb der FC Bayern den ehemaligen Stürmer Hitzfeld, der 1972 mit Uli Hoeneß in der bundesdeutschen Olympiamannschaft stand, ehe er beim VfB Stuttgart Bundesligaerfahrungen sammelte, in Dortmund ab und durfte sich Jahre später zum größten Glücksgriff in 40 Jahren Bundesliga gratulieren.

»50 Prozent lieben uns, 50 Prozent hassen uns.«

Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender der Bayern AG


Fünf aus dem Bayern-Team, das den Lauterern in der Saison 1998/99 den Titel wieder abjagte (von links): Der Franzose Lizarazu, der Brasilianer Elber, Tarnat, Basler und Matthäus.

»Der FC Bayern gehört zum Freistaat Bayern wie die geheiligte Weißwurst oder der Fronleichnamszug.«

Münchens Starkabarettist Dieter Hildebrandt

Viermal Meister mit Hitzfeld

Giovane Elber, unter Trapattoni und seinem Defensivsystem höchst unglücklich, blühte unter Hitzfeld genauso auf wie der zum zweiten Mal verpflichtete, inzwischen aber sportlich und menschlich gereifte Stefan Effenberg. Hitzfeld bestimmte Effenberg in seiner zweiten Bayern-Saison zum Kapitän – eine gute Entscheidung. Der gebürtige Hamburger lief zu großer Form auf; Kritiker verglichen ihn mit Günter Netzer. Wie einst der Gladbacher schlug er Pässe, die eine ganze Abwehr aushebeln können, wie Netzer kam er aus der Tiefe des Raumes, und wie Netzer erzielte er schöne und entscheidende Tore. Zudem schuf er sich in der Mannschaft eine Machtposition, die in dieser Fülle nicht einmal Paul Breitner in seiner grandiosen zweiten Bayern-Ära (1978–1983) besaß.

Toppmöller vor Sammer und Teamchef Völler


Der jüngste Meistertrainer der Bundesligageschichte: 34 Jahre alt, gewann Matthias Sammer 2002 mit dem BV Borussia Dortmund die Meisterschaft. Als Spieler war der »sächsische Vulkan« (»Süddeutsche Zeitung«) mit dem BVB 1995 und 1996 nationaler Champion, in diesen Jahren »Fußballer des Jahres« und nach dem EMGewinn 1996 auch »Europas Fußballer des Jahres«.

2002 wählten Deutschland Sportjournalisten erstmals den »Trainer des Jahres«. Sieger der Veranstaltung des »Kicker« wurde Klaus Toppmöller, dessen Team in der Saison 2001/02 in der Bundesliga den schönsten Fußball spielte und im Finale der Champions League Real Madrid ein ebenbürtiger Rivale war. Der Coach des Bundesligazweiten Bayer Leverkusen gewann mit 396 Stimmen vor Dortmunds Trainer Matthias Sammer (163 Stimmen) und DFBTeamchef Rudi Völler (161). Weit abgeschlagen folgten Ralf Rangnick von Hannover 96 (19), Hertha-Interimstrainer Falko Götz (17) und Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld (15). Die Ostdeutschen Hans Meyer (Mönchen gladbach) und Eduard Geyer (Cottbus) brachten es auf 13 Stimmen.


Uli Hoeneß landete als Manager viele Volltreffer. Zum »goldenen Schuss« aber wurde die Verpflichtung von Ottmar Hitzfeld als Trainer, mit dem Hoeneß bei den Olympischen Spielen in München zusammen in der DFB-Auswahl spielte. Der ehemalige Lehrer für Mathematik und Sport (mit Staatsexamen) aus Lörrach führte die Münchner in die Beletage des europäischen Fußballs. Er gewann von 1998–2004 und bei seinem zweiten Engagement (2007–2008) insgesamt fünf Meistertitel und die Champions League.

Vielleicht hielt Hitzfeld ein paar Monate zu lange an Effenberg fest. Schwärmte Beckenbauer noch im Herbst 2001 »besser als unsere Mannschaft kann man nicht Fußball spielen«, sah in dieser Zeit alles danach aus, als solle mit dem FC Bayern zum ersten Mal eine Mannschaft der Bundesliga viermal hintereinander Meister werden, so rächte sich zum Schluss, dass der Trainer an seinem Kapitän festhielt, obwohl »Effe« nach dreimonatiger Verletzungspause nie wieder sein Potenzial abrufen konnte.


Wenn BVB-Vorstandsmitglied Michael Meier sagt »Uns gehört die Zukunft«, dann denkt Meier wohl nicht zuletzt an die Tschechen Jan Koller und Tomas Rosicky, die in Dortmund beide groß einschlugen. Zwischen den beiden Pragern gibt es so etwas wie eine telepathische Verbindung: Der eine ahnt, was der andere im nächsten Moment tun wird.

Mit zwei Tschechen zum Titel

Nutznießer des Münchner Formschwundes in der Schlussphase der Saison 2001/02 wurde einmal mehr der BV Borussia Dortmund, der im »Wettrüsten« mit dem FC Bayern einer großer Coup gelungen war. Die Dortmunder kauften im Januar 2001 den schmalbrüstigen Tomas Rosicky für 25 Millionen Mark von Sparta Prag und ein halbes Jahr später dessen Landsmann Jan Koller vom RSC Anderlecht für 21 Millionen Mark dazu – horrende Ausgaben, die den Erfolg mit sich brachten. Mit den beiden Tschechen, dem launigen Brasilianer Amoroso als Torschützenkönig und Matthias Sammer als Trainer wurde der BVB Meister – zum dritten Mal in acht Jahren. Für die Medien war die Entdeckung der 21 Jahre junge Abwehrspieler Christoph Metzelder, der mit Disziplin, Eleganz und Formbeständigkeit bestach und bei der WM 2002 in Asien in allen sieben Spielen zu den Leistungsträgern gehörte. Die Trainerkollegen gratulierten Matthias Sammer zum ersten Triumph als Trainer.


Der letzte Auftritt des Jürgen Kohler: Im UEFA-Pokalfinale gegen Feyenoord Rotterdam 2002 bringt der Mannheimer den Dänen Tomasson zu Fall und sieht die Rote Karte. Der spätere DFB- Coach hat sich derzeit aus dem Trainergeschäft zurückgezogen.

Das 40. Jubiläumsjahr

Der FC Bayern, der den dritten Platz in der Saison 2001/02 wie eine Schande empfand, war nach Ansicht von Experten dennoch der erste Anwärter auf die Meisterschaft. Michael Ballack und Zé Roberto waren von Bayer Leverkusen gekommen. Karl-Heinz Rummenigge, inzwischen Vorstandsvorsitzender der Bayern-Fußball-AG durfte unwidersprochen behaupten: »Wir haben den besten Bayern-Kader aller Zeiten.«

Borussia Dortmund – verstärkt durch Nationalspieler Torsten Frings – konnte den FC Bayern nicht gefährden. 17 Punkte Rückstand hatte der BVB am Saisonende und wurde im Kampf um Platz zwei sogar noch abgefangen. Mit Trainer Felix Magath setzte der VfB Stuttgart alle Prognosen außer Kraft. Unter ihm als Trainer, der nach der Trennung von Rolf Rüßmann auch noch den Managerjob übernahm, spielte der VfB einen ähnlich mitreißenden Fußball wie ein Jahr zuvor Leverkusen mit Toppmöller, ohne freilich so viele Stars in seinen Reihen zu haben wie der Konzernklub. Magath sah sich angesichts leerer Kassen gezwungen, aus seinem »Kindergarten« eine schlagkräftige Truppe zu basteln, was ihm ausgezeichnet gelang.

Am 34. Spieltag schafften die Stuttgarter die Sensation, Dortmund zu überholen und sich als Zweiter direkt für die Champions League zu qualifizieren.

»Dortmund bekam die Quittung«

Dortmunds ganzes Elend wurde am letzten Spieltag sichtbar. Gegen den Absteiger Cottbus reichte es vor 68 000 Zuschauern im Westfalenstadion gerade mal zu einem kümmerlichen 1:1. Nach einer Saison der großen Desillusionierung zog der »Kicker« dieses Fazit: »Ziellos bewegte sich die Borussia auf nationaler Ebene, schlingerte durch die Rückrunde, raubte vielen Fans mit blutleeren und übertrieben risikoarmen Darbietungen die Lust am Fußball.« Trainer Matthias Sammer zerrieb sich in einer Dauerfehde mit dem launigen Torjäger Amoroso. Trotz des unansehnlichen Fußballs (Breitner: »Dortmund bekam mit Platz drei die Quittung für zum Teil unterirdische Leistungen während der ganzen Saison.«) überstand die Borussia das Jahr ohne allzu große Image-Blessuren.

»Bayer Leverkusen verfügt über eine auf keinen Fall schlechtere Mannschaft als im Vorjahr.«

Dortmunds Trainer Matthias Sammer vor Beginn der Saison 2002/03


In Leverkusen zum Führungsspieler aufgestiegen und dann vom FC Bayern als Nachfolger für Stefan Effenberg eingekauft: Der gebürtige Sachse Michael Ballack, dem Otto Rehhagel als Trainer des 1. FC Kaiserslautern bei dessen Wechsel 1999 nach Leverkusen, verärgert über den Verlust, die Worte hinterher schickte: »Ballack ist ein Ersatzspieler, der noch viel lernen muss.«

 

50 Millionen Mark gab der BV Borussia Dortmund 2001 für Marcio Amoroso aus. In Dortmund verzauberte Amoroso gleich in seinem ersten Jahr das Publikum und wurde, treffsicher wie er war, Bun desliga-Torschützenkönig.

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?