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In den Schluchten des Balkan

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»Was suchst du?« fragte ich.

»Eine Treppe, eine kleine Treppe.«

»Eine Treppe? Wo soll hier im freien Felde eine Treppe herkommen?«

»Aber ich brauche sie doch, um aufzusteigen!«

»O weh! Das ist allerdings sehr schlimm!«

Nun ließ auch ich meinerseits den Blick ziemlich ratlos in die Runde schweifen.

»Dort,« sagte sie, »Dort sehe ich einen Baumstumpf. Führe mich hin!«

Es gelang mir mit einiger Anstrengung, sie auf den Stumpf und von da in den Sattel zu bringen. Der arme Maulesel brach unter ihrer Last fast zusammen, schien aber doppelte Kräfte zu bekommen, als er bemerkte, daß der Ritt heimwärts ging. Schon nach kurzer Zeit sah ich einige weit zerstreute Häuser von weitem.

»Ist das Dschnibaschlü?« fragte ich.

»Nein; das ist erst Klein-Dschnibaschlü. Aber wir wohnen da,« antwortete sie.

Wir langten dort an und ritten an einigen armseligen Gebäuden vorüber, bis wir ein etwas größeres Haus erreichten, nach dessen hinterer Fronte meine Begleiterin einlenkte.

Dort gab es mehrere Gruben, in welche man Fässer eingelassen hatte. Diese Fässer waren mit farbigen Flüssigkeiten gefüllt. Wir befanden uns also bei der Wohnung des Färbers und Bäckers Boschak.

Die Amazone stieß einen schrillen Schrei aus, den sie noch einige Male wiederholte. Dann öffnete sich ein kleines, in der Nähe stehendes Bretterhäuschen, und eine männliche Gestalt mit einem Vogelgesicht kam herbei.

Der ganze Anzug dieses Menschen bestand aus einer Art von Badehose. Aber nicht dieser Umstand fiel mir auf, sondern die Färbung der Haut frappierte mich. Sein Körper schillerte in allen Nuancen vom tiefsten Dunkelbraun bis zum schreiendsten Orange. Und dabei machte der Mensch ein so unbefangenes, ernstes Gesicht, als ob diese Malerei sich ganz von selbst verstehe.

Ich war vom Pferde gestiegen und erwartete das Kommende mit lebhafter Neugierde.

»Sydschyrda, meine Treppe!« befahl sie.

Also Sydschyrda, das ist Star, hieß der Mann. Hm, es gibt ja allerdings auch Prachtstare, wie jeder Ornitholog weiß. Der Gerufene schritt gravitätisch zur Hintertür ins Haus hinein und brachte wirklich eine mehrstufige Treppenleiter herbei, welche er neben den Maulesel stellte. Die Reiterin stieg ab.

»Was macht mein Mann?« fragte sie.

»Ich weiß es nicht,« war die Antwort.

»Nun, er muß doch etwas machen!«

»Nein.«

»Dummkopf! Wo ist er denn?«

»Weiß es nicht.«

»Doch im Zimmer?«

»Nein.«

»In der Kammer?«

»Nein.«

»Wo denn sonst?«

»Ich weiß es nicht.«

»Er ist doch daheim?«

»Nein.«

»Also fortgegangen?«

»Ja.«

»Warum sagtest du‘s nicht gleich? Schaffe den Esel fort!«

Der farbenprächtige Mensch hatte seine Antworten in höchst feierlicher Weise gegeben, mit einem Ernste, als ob es sich um die hochwichtigste Angelegenheit handele. Jetzt ergriff er den Esel beim Zügel und wollte fort.

»Erst abladen, natürlich!« schrie sie ihn an.

Er nickte ihr verständnisvoll zu und machte sich nun daran, die Körbe abzunehmen.

»Komm nun mit herein, Effendi!« lud sie mich ein.

Ich hatte mein Pferd an einen in den Boden gerammten Pfahl gebunden und folgte ihr. Es drang mir ein starker Geruch von Butter und heißer Sodalauge entgegen. Links bemerkte ich eine Vorrichtung, welche ich für den Backofen zu halten geneigt war, denn ein Dachsbau konnte sich doch nicht hier im Wohnhause befinden. Rechts war der Eingang in den Wohnraum.

Als wir da eintraten, stand ich dem leibhaftigen, allerdings jüngeren Ebenbilde meiner »Erdbeere« gegenüber. Ich konnte nicht im Zweifel sein, daß es ihre Tochter sei.

Diese war nach bulgarischer Weise, doch häuslich leicht gekleidet, hatte keine so uninteressanten Züge und besaß die größte Schönheit des orientalischen Weibes, die Wohlbeleibtheit, beinahe in demselben Grade wie ihre Mutter.

Sie stand vor einigen Schüsseln und war im Begriffe, von der darin befindlichen Milch die Haut mittels der zwei Zeigefinger nach ihrem weit geöffneten Munde zu führen.

»Ikbala, was tust du da?« fragte die Mutter.

»Derisini tschykar-im – ich häute ab,« antwortete die Gefragte.

»Nereje – wohin?«

»Aghyz itschine – in den Mund hinein.«

»Aber diese Häute sollst du doch auf einen Teller oder in einen Topf tun, keineswegs aber in den Mund.«

»Es schmeckt gut!«

Das war allerdings ein sehr triftiger Grund, welchen das Mädchen da angab. Die Mutter ließ ihn auch gelten, denn sie trat auf die Tochter zu, klopfte ihr zärtlich auf die volle Wange und sagte in liebkosendem Tone:

»Benim tschüstlüka – mein Leckermäulchen!«

Dieses Leckermäulchen richtete einen sehr erstaunten Blick auf mich. Die Mutter erklärte:

»Dieser Effendi will sich hier bei uns ausruhen.«

»Warum?«

»Er ist ermüdet.«

»So mag er draußen im Grase liegen. Wie kannst du ohne Schleier mit einem Fremden verkehren und ihn zu mir bringen, da du doch weißt, daß ich hier keinen Schleier trage?«

»O, er ist mein Freund, mein Erretter!«

»Warst du in Gefahr?«

»In großer Lebensgefahr.«

Jetzt richtete die Tochter ihre Augen mit verminderter Strenge auf mich; dann sagte sie:

»Du kannst noch gar nicht zurück sein. Es muß dir unterwegs etwas geschehen sein?«

»Freilich ist mir etwas geschehen.«

»Was denn?«

»Ein Unglück.«

»Das vermute ich allerdings. Aber was denn für ein Unglück?«

»Ich hatte nicht daran gedacht, daß heute einer der fünfzig unglücklichen Tage des Jahres ist; sonst wäre ich daheim geblieben. Ich war kaum eine halbe Stunde geritten, da tat sich vor mir die Erde auf – —«

»O Allah!« sagte die Tochter erschrocken.

»Ein blauer Rauch stieg hervor,« fuhr die Mutter fort.

»Wai sana – wehe dir!«

»Und aus diesem Rauche trat ein Geist, ein Gespenst hervor, welcher hundertvierundvierzig Arme nach mir ausstreckte – —«

»Allah beschütze dich! Es gibt viele und schlimme Gespenster auf der Erde!«

»Allerdings, mein Kind. Mein Esel erschrak natürlich ebenso wie ich und entfloh, so schnell er konnte. Ich bin eine sehr gute Reiterin, wie du weißt; aber ich kam dennoch zu Falle, und der Esel entfloh.«

»Welch ein Unglück! Ist er fort?«

»Nein. Dieser Effendi kam geritten, nahm den Esel gefangen und hob auch mich von der Erde auf, um mich heimzugeleiten. Wo ist dein Vater?«

»Er ist in das Dorf gegangen.«

»Was will er da?«

»Er will Rosinen und Mandeln kaufen.«

»Hat er gesagt, wann er wieder kommt?«

»Er sagte, daß er nicht lange ausbleiben werde.«

»So bediene diesen Effendi, bis ich zurückkehre. Ich muß ein anderes Kleid anlegen.«

Sie wollte sich durch eine zweite Tür zurückziehen, aber ihre Tochter faßte sie am Arme und sagte:

»Sage mir vorher, was aus dem Geiste, aus dem Gespenste geworden ist.«

»Ich habe keine Zeit; frage den Effendi, er wird es dir sagen.«

Damit entfernte sich die Schlaue und überließ es mir, ihr Gespenstermärchen bis zu Ende zu führen.

Was mich betrifft, so hatte ich mich bereits nach den ersten, zwischen Mutter und Tochter gewechselten Worten auf eine an der Wand liegende Matte gesetzt.

Die junge »Erdbeere« sah sich nun mit mir allein und war in sichtlicher Verlegenheit. Nach einer Pause fragte sie:

»Bist du müde, Effendi?«

»Nein.«

»Oder hungrig?«

»Auch nicht, mein Kind.«

»Aber durstig?«

»Es ist warm. Würdest du mir einen Schluck Wasser geben, du Tochter der Holdseligkeit?«

Da griff sie nach einer der Milchschüsseln, von deren Inhalt sie mit ihren zarten Zeigefingern das »Dicke« vorhin >abgehäutet< hatte. Sie hielt mir die Schüssel vor und sagte:

»Hier hast du Kuhmilch. Sie ist frisch und wird dir schmecken. Oder ist dir vielleicht Ziegenmilch noch lieber als diese?«

»Ist von der letzteren auch bereits die Milchhaut abgenommen?«

»Ja, ich habe es selbst getan.«

»So gib mir Wasser. Ich trinke nur dann Milch, wenn sie ihre Haut noch hat.«

Sie ging hinaus und brachte mir einen tönernen Becher voll Wasser, welches genau so roch und so aussah, als ob ein alter Tabaksbeutel oder ein schmutziger Pudelhund darin gewaschen worden sei.

»Wo hast du dieses Wasser geschöpft?« fragte ich.

»Ich habe es aus dem Backtrog genommen,« antwortete sie.

»Hast du kein anderes Wasser?«

»Ja, wir haben nicht weit vom Hause ein fließendes Wasser.«

»Kannst du mir nicht von diesem bringen?«

»Ich könnte es; aber du wirst es nicht trinken.«

»Warum nicht?«

»Es sind Frösche und Kröten darin, so groß wie ein Schäferhund oder ein Igel, wenn er recht fett geworden ist.«

»Habt ihr denn keinen Brunnen in der Nähe?«

»Ja; aber es sind Eidechsen darin, so lang und so stark wie ein Aal.«

»O wehe! Da will ich lieber nicht trinken.«

»Herr, einen guten Most könnte ich dir geben.«

»Ist er wirklich gut?«

»Er ist so süß wie Zucker und Honig.«

»So bitte ich dich, mir davon zu geben!«

Sie entfernte sich abermals. Als sie zurückkehrte, brachte sie mir einen ausgehöhlten halben Kürbis, in welchem sich eine Flüssigkeit befand, deren Aussehen ein geradezu lebensgefährliches war. Ich roch daran und wurde dadurch nur in dem Vorsatze bestärkt, mich äußerst reserviert zu verhalten.

»Aus welchen Früchten ist der Most gepreßt?« erkundigte ich mich.

»Aus Maulbeeren, Beeren der Eberesche und Zitronen. Er ist mit gelben Pilzen gewürzt und mit Sirup gesüßt. Er wird dich erquicken und stärken, wie ein Strom des Paradieses.«

Also Maulbeeren, welche an und für sich einen eklen Geschmack besitzen, Ebereschenbeeren, welche ein Futter für Gimpel und andere Vögel bilden, und saure Zitronen! Mit Gelbschwämmen gewürzt und mit Zucker süß gemacht. Der Geschmack ließ sich denken und die Wirkung ahnen. Ein Leibschneiden oder ähnliches mußte die unvermeidliche Folge sein. Aber ich hatte wirklich Durst und setzte darum den Kürbis an die Lippen, machte die Augen zu und tat einige Züge. Da aber hatte mich das Mädchen schnell beim Arme.

 

»Dur, dur – halt, halt!« rief sie. »Salt bir itschimi, salt bir itschimi – nur einen Schluck, nur einen Schluck!«

»Warum?« fragte ich.

Und indem ich das Gefäß absetzte, bemerkte ich erst den widerlichen Geschmack des hinterlistigen Getränkes.

»Sandschy, korkulu sandschy – Bauchgrimmen, fürchterliches Bauchgrimmen!« antwortete sie.

»Warum aber gibst du mir das Zeug?«

»O, der Most ist sehr gut; aber man darf nur einen einzigen Schluck nehmen. Paß auf! So!«

Und sie nahm mir den Kürbis aus der Hand, um einen langen, langsamen, schlürfenden Zug zu tun. Dabei machte sie ein Gesicht, als ob sie den Extrakt des himmlischen Nektars trinke.

Es kam mir dabei der Gedanke an den entsetzlichen Kumis, den ich in der Kirgisensteppe getrunken hatte. Bei den ersten Versuchen hätte ich in Ohnmacht fallen mögen. Man riet mir, beim Trinken die Nase zuzuhalten, und in der Befolgung dieses guten Rates war es mir wirklich gelungen, diesen mephitischen Trank später ohne Abscheu zu genießen.

Dieser Most hier in Dschnibaschlü war jedenfalls ein weit schlimmeres Kunstprodukt; da ich mich aber stets eines ausgezeichneten Magens erfreut habe, blieb der Mordversuch der schönen Bäckers- und Färberstochter ohne alle Folgen.

Als sie nun den Kürbis zur Erde setzte, kam ein alter, dreifarbiger Kater, welcher bisher in einer Ecke gelegen hatte, herbei, tauchte rekognoszierend den Schnurrbart in den Most, schüttelte bedenklich den Kopf, begann aber doch zu lecken, erst leise und mißtrauisch, dann aber mit sichtbarem Behagen.

»Kätschük kedi-im itsch; aschyk-üm, tatlylyk-üm, benim, dschanymlyk, itsch, itsch, itsch – trink, mein Kätzchen; sauf, sauf, sauf, meine Süße, meine Teure!« sagte die Türkin, indem sie das Tier streichelte.

»Halt, halt!« rief ich, und zwar so laut, daß sie ganz erschrocken emporfuhr.

»Was ist‘s? Warum rufst du so?« fragte sie.

»Laß deinen Liebling doch nicht von diesem Most trinken!«

»Warum nicht?«

»Er wird das Bauchgrimmen bekommen, vor welchem du mich gewarnt hast!«

»O nein! Er ist den Most gewöhnt.«

»Ah, er trinkt den Most öfters?«

»Ja.«

»Aus diesem Kürbis?«

»Ja. Er trinkt ihn sehr gern; er hat erst vorhin daraus getrunken, der Gute, der Liebe.«

Also auch das noch! Erst hatte der »Liebling« getrunken, dann ich, dann sie! Und dazu die unübertreffliche Unbefangenheit, mit welcher sie mir das sagte! O Ikbala, wie wenig bist du doch von den guten Sitten des westlicheren Europa übertüncht!

Ich hätte recht zornig werden mögen, brachte aber im Gegenteile, aller Rachsucht bar, das Gespräch auf den Gegenstand, welcher ihr jedenfalls der allerliebste war:

»Trinkt Ali, der Sahaf, auch zuweilen von dem Most?«

Als ich diese Frage in aller Gleichmütigkeit aussprach, blickte sie mich überrascht an.

»Herr, kennst du den Sahaf?« fragte sie.

»Ja, ich kenne ihn.«

»Wo hast du ihn kennen gelernt?«

»Auf dem Wege von Koschikawak hierher, und zwar heute, vor ungefähr zwei Stunden.«

»Hat er von mir gesprochen?«

»Ja. Ich soll dir einen Gruß von ihm sagen.«

»So hat er dir gesagt, daß er mich liebt?«

»Das hat er gesagt und auch noch etwas.«

»Was denn?«

»Daß du ihn ebenso liebst.«

»Ja, das ist wahr. Wir lieben uns von ganzem Herzen. Er ist um meinetwegen aus Arabien zurückgekehrt.«

»Und soll doch nicht mit dir sprechen!«

»Leider! Der Vater will es nicht.«

»Aber deine Mutter ist der Schutzgeist, welcher euch umschwebt.«

»Ach ja! Hätten wir diese nicht, so wäre unser Herzleid so groß wie das höchste Minaret im ganzen Reiche des Beherrschers aller Gläubigen. Wir würden uns töten, entweder durch Rattengift, oder durch Ersäufen, da wo das Wasser am tiefsten ist.«

»Du meinst draußen im fließenden Wasser?«

»Ja, das meine ich.«

»Aber, sagtest du nicht, daß sich dort Frösche und Kröten befinden, so groß und so dick wie ein Igel?«

»Ja. Und das ist wahr. Aber wir würden uns eine Stelle suchen, wo sich keine Frösche befinden.«

»Und woher würdet ihr das Gift bekommen?«

»Ali würde nach Mastanly reiten. Dort gibt es zwei Apotheker, welche alle Gifte haben.«

»Vielleicht ist es nicht nötig, daß ihr in das Wasser oder in die Apotheke geht. Dein Vater wird wohl noch freundlicher gesinnt gegen Ali werden.«

»O nein! Mosklan gibt das nicht zu.«

»Wer ist dieser Mosklan?«

»Er handelt mit Pferden und tut auch noch allerlei anderes. Doch du kennst ihn nicht. Ich soll zur Ehe mit ihm gezwungen werden.«

»Ich weiß es.«

»Hat Ali es dir erzählt?«

»Ja. Führt dieser Mann nicht noch andere Namen?«

Sie zögerte mit der Antwort.

»Du kannst aufrichtig mit mir sein; ich meine es sehr gut mit dir,« bemerkte ich.

»Nein, er führt keinen anderen Namen,« sagte sie.

»Das sagst du aus Angst vor ihm und deinem Vater!«

»O nein! Ich weiß von anderen Namen nichts.«

»Nun, hast du nicht einmal einen Mann gesehen, welcher Pimosa heißt und aus Lopaticza ist?«

Sie wurde verlegen und fragte stockend:

»Wo sollte ich ihn gesehen haben?«

»Hier, bei euch, in diesem Hause.«

»Nein; du irrst.«

»Nun gut, so habe ich mich geirrt, und das ist gar nicht gut für dich.«

»Nicht gut? Warum?«

»Wüßtest du, wer dieser Pimosa ist, und was er tut, so könnte ich deinen Vater bewegen, dich dem Ali zum Weibe zu geben.«

»Wie sollte das möglich sein?«

»Nun, ich will dir sagen, daß ich hierher gekommen bin, um dich zu sehen. Ich hatte mir, falls du mir gefallen würdest, vorgenommen, zu Ali zu reiten, um ihn deinem Vater als Schwiegersohn zuzuführen.«

»Das ist unmöglich!«

»O nein; es ist sogar sehr leicht möglich.«

»Wie wolltest du dies anfangen?«

»Das kann ich dir nicht sagen, weil auch du nicht aufrichtig bist. Ich wollte deinen Vater zwingen, heute seine Einwilligung zu geben; heute, verstehst du wohl?«

»Und du glaubst, daß er sie gegeben hätte?«

»Ja, ganz gewiß. Aber du vertrauest mir nicht, und so bin ich hier bei dir überflüssig. Ich werde also jetzt wieder aufbrechen.«

Ich wollte von meinem Sitz aufstehen; aber schon stand sie bei mir, hielt mich zurück und sagte:

»Herr, bleib sitzen! Wer bist du denn, daß du glaubst, eine solche Macht über meinen Vater zu haben?«

»Ich bin ein Effendi aus dem Abendlande; ich stehe unter dem Schatten des Padischah und kann, wenn ich will, allerdings deinen Vater zwingen, deine Neigung zu Ali zu gestatten. Aber ich habe keine Zeit; ich muß fort!«

»Bleibe noch da! Ich will aufrichtig gegen dich sein.«

»Daran tust du klug. Es ist zu deinem Nutzen. Also sag mir, ob du jenen Pimosa kennst.«

»Ja, ich kenne ihn. Verzeihe mir, daß ich vorhin anders redete!«

»Ich verzeihe dir. Ich weiß ja, daß du in Rücksicht auf deinen Vater so sprechen mußtest.«

»Aber kannst du mir versprechen, daß du meinen Vater nicht in Schaden bringen willst?«

»Ja, ich verspreche es.«

»Gib mir deine Hand darauf!«

»Hier hast du sie. Wenn ich etwas verspreche, so halte ich auch Wort. Nun aber sage mir, wer Pimosa ist!«

»Er heißt nicht Pimosa; er nennt sich zuweilen so. Er ist jener Mosklan, dessen Frau ich werden soll.«

»Ich wußte es bereits. Was ist das, was er außer dem Pferdehandel noch betreibt?«

»Er ist Pascher, und er ist auch der Bote des Schut.«

»Hat der Schut ihn auch bereits zu deinem Vater gesendet?«

»Ja.«

»In welcher Angelegenheit?«

»Das weiß ich nicht.«

»Dein Vater ist Pascher?«

»Nein.«

»Sage die Wahrheit!«

»Er ist kein Pascher; aber die Schmuggler kommen zu ihm und dann – — —«

Sie stockte.

»Nun? Und dann – — —?«

»Und dann hat er immer sehr viele Waren.«

»Wo? Hier im Hause?«

»Nein, sondern draußen auf dem Felde.«

»An welchem Ort?«

»Das darf ich nicht sagen. Ich und die Mutter haben schwören müssen, nichts zu verraten.«

»Das hast du gar nicht nötig, denn ich kenne den Ort ebenso genau wie du.«

»Das ist ganz unmöglich. Du bist ja fremd!«

»Und dennoch kenne ich ihn. Es ist das Loch da draußen in dem Dorngestrüppe.«

Da schlug sie erstaunt die Hände zusammen und rief:

»O Allah! Du weißt es wirklich!«

»Siehst du! Eben heute befinden sich viele Waren dort.«

»Hast du sie gesehen?«

»Ja. Es sind lauter Teppiche.«

»Wirklich, wirklich, du weißt es! Wer hat dir diesen Ort verraten?«

»Kein Mensch. Wo sind die Teppiche her?«

»Sie sind mit dem Schiffe über das Meer gekommen. In Makri werden sie gelandet, und von da haben sie unsere Träger nach Gümürdschina und zu uns gebracht.«

»Und wohin sind sie bestimmt?«

»Sie sollen nach Sofia gehen und von da aus immer weiter; ich weiß nicht, wohin.«

»Ist der Schut bei dieser Pascherei beteiligt?«

»Nein. Der Hauptanführer ist ein Silahdschi in Ismilan.«

»Ah, so! Dieser Mann hat auch ein Kahwehane?«

»Ja.«

»Er wohnt in der Gasse, welche nach dem Dorfe Tschatak führt?«

»Effendi, du kennst ihn?«

»Ich habe von ihm gehört. Ist dir sein Name bekannt?«

»Er heißt Deselim.«

»War er zuweilen bei euch?«

»Sehr oft. Er wird auch heute oder morgen kommen.«

»Wohl wegen der Teppiche, welche sich da draußen im Felde befinden?«

»Ja. Sie müssen fortgeschafft werden.«

»Bringt er die Träger mit?«

»Einige; die andern wohnen hier in der Nähe.«

»In Dschnibaschlü?«

»Hier und in den nächsten Orten.«

»Wer ruft sie zusammen?«

»Mein Vater.«

»Er selbst doch aber nicht?«

»Nein, sondern er sendet unsern Gesellen, der sie alle kennt.«

»Das ist der Mensch, welcher deiner Mutter vom Maulesel hilft?«

»Ja. Er hat alle Farben im Gesicht. Er ist ein sehr schlauer und auch ein sehr mutiger Mensch. Horch! Es kommt jemand!«

Draußen unter dem Eingange ließ sich ein eigentümliches Schnaufen und Stöhnen vernehmen.

»A buh! A buh!« erklang es ächzend.

»Das ist mein Vater,« sagte sie. »Laß ihn ja nicht merken, daß ich mit dir gesprochen habe!«

Im nächsten Augenblick war sie verschwunden, dahin, wohin auch ihre Mutter gegangen war.

Ich befand mich also ganz allein im Zimmer, den Kater abgerechnet, welcher sich wieder in seine Ecke zurückgezogen hatte. Das war mir unlieb, konnte aber nicht geändert werden. Ich hörte einige schwere, schlürfende Schritte, einige wiederholte »A buh«, und dann trat er ein.

Ich erschrak beinahe, als ich den Mann sah. Er war fast so dick wie hoch und mußte sich förmlich zur Türöffnung hereindrängen. Er trug sich vollständig bulgarisch. Seine Hose, seine Tunika, sein kurzer Aermelmantel waren von Wollenstoff, während der Osmane für die Sommerszeit einen faltenreichen, leichten, leinenen oder baumwollenen Stoff anzulegen pflegt. Die Beine des Bäckers waren auch nach bulgarischer Manier mit dicken Bändern umwickelt, die auch den Fuß umhüllten. Der Altbulgare, ein zum Slawentum übergetretener Tatar, liebt andere Fußbekleidungen nicht.

Es versteht sich ganz von selbst, daß diese Tracht den Bäcker noch mehr entstellte. Der kurze Mantel, die umwickelten Beine, der anderthalb Fuß breite Gürtel, welchen er um den Leib trug, machten ihn noch viel dicker und unförmlicher, als er eigentlich war. Dazu kam, daß er den Kopf rasiert hatte. Nur oben auf der Mitte des Schädels befand sich ein langer Haarbüschel, der, in zwei Zöpfe geflochten, hinten hinunterhing. Ein Fez oder irgend eine andere Kopfbedeckung trug er nicht. In der Hand hatte er ein mit den Knoten zusammengebundenes Tuch, in welchem sich einige Düten befanden.

Würde man mich fragen, welche Farbe sein Anzug gehabt habe, so könnte ich das unmöglich sagen. Ursprünglich war jedenfalls eine Farbe dagewesen. Ueber diese hinweg aber gab es Striche von allen möglichen Farben, so daß der eigentliche Grund gar nicht mehr zu erkennen war. Man sah nur, daß der Mann seine Finger, mochten sie nun beim Backen mit Teig oder beim Färben mit Farbe beschmiert gewesen sein, ganz einfach an seiner Kleidung abgewischt hatte.

Seine Hände hatten das Aussehen, als ob er einen Farbenkasten zerstampft, das Pulver in Oel gerieben und sich dann damit die Finger angepinselt hätte. Die Arme konnte ich nicht sehen; jedenfalls aber glichen sie ganz genau denjenigen seiner holden »Erdbeere«, deren Farbüberzug ich ja erst für Handschuhe gehalten hatte.

 

Und nun gar das Gesicht! Das war grandios zu nennen. Jedenfalls hatte er zwei Angewohnheiten oder auch drei, welche sich bei seinem Geschäfte nicht vertrugen: er schnupfte; er liebte es, sich die Augen zu reiben, und er pflegte sich wohl auch gern hinter den Ohren zu kratzen, denn sowohl die Nase, wie die Umgebung der Augen und Ohren schienen mit schwarzer Tinte, Pflaumenmus, Eigelb, Himbeersaft und geschlemmter Kreide eingerieben worden zu sein.

Wenn eine Orientalin die Augenwimper mit Khol färbt, so giebt dies dem Blick eine eigenartige, melancholische, interessante Schärfe. Der Bäcker schien der Ansicht zu sein, daß seine Physiognomie durch die erwähnte Farbenschicht auch an Schönheit gewinne. Wohl aus diesem Grunde oder aus Bequemlichkeit hatte er es seit langer Zeit unterlassen, sein Gesicht mit einem Tropfen Wasser zu beleidigen. So etwas kann im Abendlande wohl kaum vorkommen. Da wäre die Polizei gezwungen, sich ins Mittel zu schlagen, weil ein solcher Mensch öffentliches Aergernis erregen würde.

Es war wirklich spaßhaft, mit welchem Erstaunen er mich, der ich ruhig neben der Türe sitzen blieb, betrachtete. Seine Stirn zog sich empor; sein Mund öffnete sich weit, und seine Ohren schienen sich nach hinten retirieren zu wollen.

»Oelüm jyldyrym – Tod und Blitz!«

Mehr brachte er nicht hervor. Er mußte schnaufen, ob aus Atemnot oder aus Ueberraschung, das weiß ich nicht.

»Sabahiniz chajir ola – guten Morgen!« grüßte ich ihn, indem ich langsam aufstand.

»Ne is ter sen bunda? Ne ararsen bunda – was willst du hier? Was suchst du hier?«

»Seni – dich,« antwortete ich kurz.

»Beni – mich?« fragte er kopfschüttelnd.

»Ewwet, seni – ja, dich.«

»Du verkennst mich!«

»Schwerlich. Dich erkennt man sofort.«

Er schien die Beleidigung, welche in den letzten Worten lag, gar nicht zu fühlen. Er sagte, noch immer kopfschüttelnd:

»Du bist in einem falschen Hause.«

»Nein; ich bin im richtigen.«

»Aber ich kenne dich nicht!«

»Du wirst mich kennen lernen.«

»Zu wem willst du denn?«

»Zu einem Bojadschy, welcher zugleich Etmektschi ist und Boschak heißt.«

»Der bin ich allerdings.«

»Siehst du, daß ich mich nicht irre!«

»Aber du sagtest, daß du mich sofort erkannt habest! Hast du mich bereits gesehen?«

»Nein, nie und nirgends.«

»Wie kannst du mich da erkennen?«

»An der glänzenden Würde deines Standes, welche in deinem Gesichte zu bemerken ist.«

Auch den eigentlichen Sinn dieser Worte begriff er nicht, denn er verzog dieses farbig erglänzende Gesicht zu einem breiten, wohlgefälligen Lächeln und sagte:

»Du bist ein sehr höflicher Mann, und du hast recht. Mein Stand ist ein sehr wichtiger. Ohne uns müßten die Menschen verhungern, und wir sind es auch, die jedem Kleide erst die Schönheit geben. Welchen Wunsch hast du denn?«

»Ich möchte über ein Geschäft mit dir sprechen.«

»Bist du vielleicht ein Mehlhändler?«

»Nein.«

»Oder ein Farbenhändler?«

»Auch nicht. Es ist ein anderes Geschäft, welches ich meine.«

»So sage es mir!«

»Dann, wenn du es dir bequem gemacht hast. Ziehe deinen Mantel aus und setze dich zu mir!«

»Ja, das werde ich tun. Erwarte mich hier!«

Er ging zu derselben gegenüber befindlichen Türöffnung hinaus, durch welche die Frau und die Tochter verschwunden waren. Jedenfalls gab es dort zwei Räume hintereinander, und ich hörte aus den dumpf zu mir schallenden Lauten dreier Stimmen, daß sich die Erwähnten in dem hintersten »Kabinett« befanden.

Als er zurückkehrte, blieb er vor mir stehen und sagte:

»Im bunda. Ischtahnyz warmy? – Da bin ich. Hast du Appetit?«

»Wozu?«

»Etwas zu essen?«

»Nein,« antwortete ich, indem ich an die Spuren der Teigfinger dachte, welche er an seinen Hosen abgewischt hatte.

»Oder zu trinken?«

»Ich danke sehr!«

Der Appetit war mir infolge des Backtrogwassers und des famosen Mostes vollständig vergangen.

»Nun, so wollen wir von unserem Geschäft sprechen.«

Es ist geradezu unbeschreiblich, in welcher Weise es ihm unter vielem Aechzen gelang, mir gegenüber auf dem Boden Platz zu nehmen. Als diese Turnübung bei Ach und Krach gelungen war, legte er sein Gesicht in eine ernste, gebieterische Miene und klatschte laut in die Hände.

Ich hätte ihm beinahe in das Gesicht gelacht, als er sich damit das Ansehen eines hohen Mannes gab, welcher zu befehlen gewohnt ist. Aber das Klatschen der Hände war gehört worden, denn der stieglitzähnliche Färbergehilfe, welchen die Tochter einen schlauen und mutigen Mann genannt hatte, trat ein.

Er war jedenfalls, da er sich doch hinter dem Hause befunden hatte, durch eine Fensteröffnung unterrichtet worden, wie er sich zu verhalten habe. Er verbeugte sich mit über der Brust gekreuzten Armen und blickte seinen Herrn und Meister demütig erwartungsvoll an.

»Getir benim lülejü – bringe mir meine Pfeife!« befahl der letztere im Tone eines Pascha mit drei Roßschweifen.

Der Sklave dieses Augenblickes gehorchte dem Befehle. Er brachte eine Tabakspfeife, welche aussah, als ob sie schon lang im Schlamme eines Karpfenteiches gelegen habe. Der Diener entfernte sich, und der Herr langte in die Hosentasche und brachte aus derselben eine Handvoll Tabak hervor, welchen er in den Pfeifenkopf stopfte. Dann fragte er mich:

»Sen mi tütün itschen? – Bist du Tabaksraucher?«

»Ewwet – ja,« antwortete ich.

Ich befand mich nun in der Angst, daß er mir eine eben solche Pfeife bringen lassen und sie aus derselben Tasche stopfen werde, fühlte mich aber angenehm enttäuscht, als er nun weiter fragte:

»Kibritler onun itschün melik ol-sen – folglich besitzest du Streichhölzer?«

»Bre kaw zabt etmez-sen – besitzest du nicht Zunder?« erkundigte ich mich.

Der Mann hatte nämlich bei seiner Frage ein eigentümlich pfiffiges oder vielmehr dummschlaues Gesicht gemacht. Zündhölzer sind in jener Gegend nicht überall gebräuchlich; man kann ganze Dörfer aussuchen, ohne ein einziges zu finden. Wer solche bei sich führt, der ist ein Mann, der sich etwas bieten kann. Der Bäcker wollte nun jedenfalls sehen, ob ich zu diesen bevorzugten Leuten gehöre. Darum antwortete ich ihm in dieser Weise.

»Ich müßte wieder aufstehen,« sagte er. »Ich sehe es dir an, daß du Kibritler bei dir hast.«

»Wie willst du das sehen?«

»An deiner ganzen Kleidung. Du bist reich.«

Wenn er gesagt hätte: »Du bist reinlicher als ich«, so hätte er recht gehabt. Ich griff in die Tasche, zog ein Döschen Wachshölzer hervor und gab ihm eins derselben. Er betrachtete es ganz erstaunt und sagte:

»Das ist doch nicht hölzern?«

»Nein. Ich mag keine, welche von Odun gemacht sind.«

»Das ist wohl gar Wachs?«

»Ja; du hast es erraten.«

»Und es ist ein Docht darin?«

»Natürlich!«

»Müdschüpatly, tschok adschaib – wunderbar, höchst wunderbar! Eine Kerze zum Anbrennen des Tabaks! Das habe ich noch nicht gesehen. Willst du mir nicht lieber das ganze Päckelchen schenken?«

Man glaubt nicht, welchen Eindruck oft eine solche Kleinigkeit macht. Es ist dann wohl getan, die Gelegenheit zu benützen; darum antwortete ich:

»Diese Zündkerzchen sind von großem Wert für mich. Vielleicht schenke ich sie dir, wenn ich mit unserer Unterhaltung zufrieden bin.«

»So wollen wir beginnen. Vorher aber will ich mir die Pfeife anbrennen.«

Als das geschehen war, bemerkte ich, daß er gar nicht etwa eine schlechte Sorte Tabak rauchte. Vielleicht hatte er ihn in nicht ganz legaler Weise an sich gebracht.

»So, nun können wir sprechen,« meinte er. »Du wirst mir zunächst sagen, wer du bist.«

»Natürlich; denn du mußt doch wissen, mit wem du redest. Aber – vielleicht ist es doch besser, wenn ich dir meinen Namen erst später sage.«

»Warum denn?«

»Das Geschäft, welches ich mit dir besprechen will, ist kein gewöhnliches. Es gehört Schlauheit und Verschwiegenheit dazu, und ich weiß noch nicht, ob du diese beiden Gaben besitzest.«

»Ah, nun weiß ich, was du bist!«

»Nun, was bin ich?«

»Du treibst verschwiegenen Handel.«

»Hm! Vielleicht hast du nicht ganz falsch geraten. Ich habe eine Ware zu verkaufen, welche sehr teuer ist und die ich dennoch sehr billig losschlagen werde.«

»Was ist es?«

»Teppiche!«

»Ah, Teppiche! Das ist eine gute Ware. Aber was sind es für Teppiche?«

»Echte Smyrnaer Ware.«

»Allah! Wieviel?«

»Gegen hundert.«

»Wie verkaufst du sie?«

»Im Pausch und Bogen. Ich fordere Stück für Stück dreißig Piaster.«

Da nahm er die Pfeife aus dem Munde, legte sie neben sich auf den Boden, schlug die Hände zusammen und fragte:

»Dreißig Piaster? Wirklich dreißig?«

»Nicht mehr!«

»Echte Smyrnaer Teppiche?«

»Gewiß!«

»Kann man sie einmal ansehen?«

»Natürlich muß sie der Käufer vorher sehen!«

»Wo hast du sie?«

»Ah! Denkst du wirklich, daß ich das sagen werde, ehe ich weiß, daß der Käufer ein sicherer Mann ist?«

»Du bist sehr vorsichtig. Sage mir wenigstens, ob der Ort, an welchem sie sich befinden, weit von hier ist.«

»Gar nicht weit.«

»Und sage mir ferner, wie es kommt, daß du dich grad an mich wendest.«

»Du bist ein berühmter Färber, du bist also Kenner und wirst beurteilen können, ob die Ware wirklich in der Farbe echt ist.«