Kostenlos

In den Schluchten des Balkan

Text
Autor:
0
Kritiken
iOSAndroidWindows Phone
Wohin soll der Link zur App geschickt werden?
Schließen Sie dieses Fenster erst, wenn Sie den Code auf Ihrem Mobilgerät eingegeben haben
Erneut versuchenLink gesendet

Auf Wunsch des Urheberrechtsinhabers steht dieses Buch nicht als Datei zum Download zur Verfügung.

Sie können es jedoch in unseren mobilen Anwendungen (auch ohne Verbindung zum Internet) und online auf der LitRes-Website lesen.

Als gelesen kennzeichnen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Zweites Kapitel: Unter Paschern

Als ich erwachte, war es noch dunkel um mich; dennoch fühlte ich, daß ich vollständig ausgeschlafen hatte. Das Rätsel löste sich indes, als ich aufstand und nun bemerkte, daß sämtliche Fensterluken durch die Läden noch verschlossen waren.

Ich stieß einen derselben auf und sah nun, daß die Sonne bereits ziemlich hoch stand. Es mochte nach westlicher Zeit zwischen acht und neun Uhr sein.

Draußen ließ sich ein fleißiges Hämmern und Feilen vernehmen. Ich ging hinaus. Der Schmied stand bei der Arbeit, und seine Frau zog den Blasebalg.

»Guten Morgen!« rief er mir lachend entgegen. »Du hast sehr gut geschlafen, Effendi.«

»Leider! Du aber auch!«

»Ich? Wieso?«

»Ich sehe meine Gefährten nicht.«

»Ich habe sie auch nicht gesehen.«

»Sie sind vorüber!«

»Wann?«

»Während der Nacht.«

»O, du denkst, daß ich geschlafen habe?«

»Ich ahne es.«

»Nicht ein Auge habe ich zugetan! Frage meine Frau. Als du schliefst, kam sie zu mir ins Freie. Wir haben nebeneinander gesessen und vergebens nach den Erwarteten geschaut.«

»Und das Feuer hat stets gebrannt?«

»Bis jetzt. Effendi, ich sage dir die Wahrheit.«

»Das macht mich um die Gefährten besorgt. Ich werde ihnen entgegenreiten.«

»Ich denke doch, daß du nach Dschnibaschlü reiten willst?«

»Ich wollte; aber – — —«

»Habe keine Sorge, Effendi! Sie werden kommen. Sie sind so klug gewesen, während der Nacht nicht durch eine unbekannte Gegend zu reiten.«

»Nein, das ist es nicht, was ihre Ankunft verzögert. Entweder sind sie auf ein unvorhergesehenes Hindernis getroffen, oder sie haben den Weg verfehlt.«

»Nun, in beiden Fällen ist es besser, daß du nach Dschnibaschlü reitest. Sie werden das Hindernis beseitigen und bald kommen. Und befinden sie sich auf falschem Wege, so werden sie den richtigen finden. Welche Orte sollten sie berühren?«

»Ich habe ihnen befohlen, von Dere-Kiöj nach Mastanly zu reiten.«

»Dann müssen sie auf alle Fälle hier vorüberkommen. Soll ihnen jemand entgegengehen, so will ich es tun. Ich nehme das Pferd unseres Gefangenen.«

»Das läßt sich hören! Aber – hast du bereits mit ihm gesprochen?«

»Ich habe nach ihm gesehen.«

»Was sagte er?«

»Er schimpft erbärmlich. Er verlangt, sofort freigelassen zu werden, und als ich sagte, daß ich ihm die Freiheit nicht geben könne, verlangte er, mit dir zu reden.«

»Diesen Wunsch werde ich ihm gern erfüllen.«

»Tue es nicht, Effendi!«

»Warum nicht?«

»Er ist hinterlistig. Er will sich befreien – entweder durch Gewalt oder, wenn dies nicht möglich sein sollte, durch List.«

»Ich fürchte weder seine Körperkraft, noch seine Verschlagenheit. Er steckt unten in der Grube und ist gebunden. Was will er mir tun? Er kann nicht die Hand nach mir ausstrecken.«

»Aber er wird dich überreden!«

»Das wird er nicht. Ich gehöre nicht zu den leichtgläubigen Leuten und bin nicht der Mann, welcher jetzt so denkt und in fünf Minuten ganz anders. Uebrigens wirst du ja dabei sein. Komm!«

Wir standen eben im Begriff, die den Keller verschließende Tür zu öffnen, als die Frau des Schmiedes hinzutrat, mich geheimnisvoll am Arme berührte und dabei leise sagte:

»Ich habe es gefunden, ich habe es gefunden!«

»Was?« fragte ich, indem ich die Hand von der Türe ließ.

»Sein Gesicht, seine Narbe.«

»Du meinst wohl das Gesicht und die Narbe des Gefangenen?«

»Ja, Effendi; ich hatte beides vergessen.«

»So hast du ihn wohl bereits einmal gesehen?«

»Ja. Aber es war mir wieder entfallen. Ich habe während der ganzen Nacht darüber nachgedacht. Ich marterte mein Hirn, ohne mich besinnen zu können. Nun aber ist es mir ganz plötzlich eingefallen.«

»Komm in die andere Stube! Er könnte uns hören,« sagte ich.

Beide folgten mir in die Wohnstube, und dort sagte der Schmied im Tone der Verwunderung zu seinem Weib:

»Du hast ihn gesehen? Du hattest es vergessen, und du hast während der ganzen Nacht neben mir gesessen und darüber nachgedacht? Warum hast du mir nichts davon gesagt?«

»Ich wollte mich nicht irre machen. Hätte ich davon gesprochen, so wäre es mir gar nicht eingefallen; das dachte ich.«

»Du magst recht haben,« sagte ich. »Gut, daß du dich nun besonnen hast. Also, wo hast du ihn gesehen?«

»In Topoklu.«

»Wann?«

»Im letzten Frühjahre; bei meiner Freundin.«

»Als du in Topoklu zum Besuche warst?« fragte ihr Mann erstaunt.

»Ja, damals.«

»Was tat er denn bei deiner Freundin?«

»Er kaufte Schießpulver und Zündhütchen.«

Und zu mir gewendet fuhr sie fort:

»Du mußt nämlich wissen, daß der Mann meiner Freundin einen Kramladen besitzt und allerlei verkauft, was man für den Augenblick nötig hat. Ich war eingeladen worden, weil sie krank war und niemand hatte, der sie pflegen sollte. Ich saß bei ihr, und da trat jemand in den Laden und verlangte Munition. Er wollte sie sogleich probieren. Da bat ihn der Krämer, dies nicht zu tun, da seine Frau krank sei und das Schießen nicht vertragen könne; aber der Mann lud dennoch sein Pistol und schoß mit der Kugel nach dem Pferdekopf des gegenüberliegenden Hauses.«

Der Bulgare liebt es nämlich, über seine Türe oder an den Firstenden, also an den Giebelwinkeln seines Hauses Pferdeköpfe oder auch die Köpfe anderer größerer Tiere, wie Rinder-, Maultier- und Mauleselsköpfe, anzubringen.

Die Frau fuhr fort:

»Meine Freundin schrie bei dem Schuß vor Schreck laut auf. Er lachte und schoß noch mehrere Male. Und als der Krämer es ihm nun streng verbot, drohte er, auf ihn selbst zu schießen. Endlich bezahlte er und ging. Vorher aber sagte er, daß er eigentlich gar nicht zu bezahlen brauche, da er zu den Verschwörern gehöre.«

»Was für Leute sind das?« fragte ich.

»Das weißt du nicht?« meinte der Schmied.

»Ich habe es noch nie gehört.«

»Ein Verschwörer ist ein Mann, der dem Großherrn nicht gehorchen, sondern ein bulgarisches Reich mit einem eigenen, unabhängigen König haben will.«

»Darf es denn jemand wagen, sich öffentlich zu diesen Verschwörern zu bekennen?«

»Warum nicht? Der Großherr wohnt in Istambul, und je weiter du dich von dieser Stadt entfernst, desto geringer wird seine Macht. Und sieht so ein Mann sich in Gefahr, so geht er in die Berge. – Erzähle weiter, Frau!«

»Ich hatte durch die Ritzen der Rutenwand geblickt,« fuhr sie fort, »und den Menschen gesehen. Er trug ein großes Wundpflaster über der rechten Wange, und als wir dann den Krämer fragten, wer der Fremde sei, sagte er uns, daß dieser in den Bund der Unzufriedenheit gehöre und in dem Dorfe Palatza wohne. Er heiße Mosklan und sei eigentlich Roßkamm, habe aber dieses Geschäft aufgegeben, um seine ganze Zeit dem Geheimbunde widmen zu können. Doch bat uns der Krämer, keinem Menschen etwas davon zu sagen. Wir hörten noch, daß dieser Roßtäuscher selten zu Hause sei und sich stets unterwegs befinde.«

»Und du glaubst, ihn in unserem Gefangenen wiedererkannt zu haben?«

»Ja. Er trägt das Pflaster nicht mehr; das machte mich irre. Ich fühlte, daß ich ihn irgendwo gesehen habe, doch konnte ich mich nicht besinnen. Aber da fiel mir jetzt doch die Narbe ein, welche er über der rechten Wange hat, und nun weiß ich es genau, daß er es ist.«

»Wirst du dich nicht irren?«

»O nein. Ich kann es beschwören, daß er es ist.«

»Und er hat sich Pimosa genannt und gesagt, er sei ein Serbe, ein Agent aus Lopaticza am Ibar.«

»Das ist eine Lüge.«

»Ich habe es ihm ja auch gar nicht geglaubt. Er sprach walachisch, und zwar spricht er diese Sprache, wie mir scheint, genau so, wie ich sie in der Gegend von Slatina gehört habe.«

»Slatina? Ja, ja!« nickte die Frau mit Eifer. »Der Krämer schien ihn besser zu kennen, als er uns merken lassen wollte. Er war zornig auf ihn und nannte ihn einen Walachen, einen Giaur, einen russialy Katolik, einen Ketzer aus Slatina.«

»Daraus ist allerdings zu schließen, daß er ihn sehr genau kennt und daß er auch weiß, daß der Mann aus Slatina ist.«

»Und jetzt fällt mir auch ein, daß er ihn in seinem Zorne einen Fußboten der Aufwiegler und einen Reitboten der Revolutionärs schimpfte.«

»Das ist höchst interessant! Vielleicht ist bei dem dicken Bäcker in Dschnibaschlü noch mehr zu erfahren.«

»Willst du wirklich hin, Effendi?«

»Ja; jetzt ganz gewiß.«

»Und soll der Gefangene es erfahren?«

»Allerdings; er selbst hat mich ja dazu aufgefordert.«

»Wirst du ihm auch sagen, daß du erfahren hast, wer er eigentlich ist?«

»Nein. Das wäre eine Unvorsichtigkeit, deren ich mich nicht schuldig machen will. Habt ihr für jetzt vielleicht noch etwas zu bemerken?«

»Nein,« sagte die Frau. »Ich habe alles gesagt, was ich weiß. Aber erlaube, daß ich dich um etwas frage, was mir Sorge macht!«

»Frage nur immer zu! Vielleicht ist deine Sorge grundlos.«

»O nein! Wenn dieser Mann zu den Unzufriedenen gehört, so befinden wir uns in Gefahr. Wir haben ihn gefangen genommen, und er wird sich rächen oder von seinen Mitverschworenen gerächt werden.«

»Das ist allerdings ein Gedanke, den ihr nicht von euch weisen könnt; aber vielleicht läßt sich dieser Angelegenheit ein solcher Ausgang geben, daß ihr nichts zu befürchten braucht. Seine Verbündeten haben euch mißhandelt, und ihr habt also alle Veranlassung gehabt, euer Verhalten danach einzurichten. Vor allen Dingen will ich jetzt noch einmal mit ihm reden, da er dies verlangt hat.«

Wir brannten einen Span an, öffneten den Keller, legten die Leiter an, und dann stieg ich hinab. Der Gefangene lag auf dem Kohlenhaufen und empfing mich mit Schimpfworten.

»Glaubst du, in dieser Weise deine Lage zu verbessern?« fragte ich ihn.

»Laß mich los!« antwortete er. »Gib mich frei! Du hast kein Recht, mich hier festzuhalten.«

 

»Bis jetzt aber bin ich überzeugt, dieses Recht zu haben!«

»Hat dich der Färber Boschak nicht eines Besseren belehrt?«

»Ich war noch nicht bei ihm.«

»Warum nicht? Warum zauderst du? Es muß jetzt weit über Mittag sein. Du hast längst Zeit gehabt, nach Dschnibaschlü zu gehen.«

»Du irrst. Es ist noch nicht so weit, wie du denkst. Aber ich werde mich sogleich aufmachen. Also du behauptest, daß er dich kennt?«

»Ja. Frage nur nach dem Agenten Pimosa.«

»Weiß er, daß du jetzt nicht in Edreneh gewesen bist?«

»Ja. Er wird, wenn du ihn fragst, bezeugen, daß ich während der letzten Tage in Mandra und Boldschibak gewesen bin.«

»Wie will er das wissen?«

Er zögerte, zu antworten, und sagte erst nach einer Pause:

»Das wirst du von ihm selbst hören.«

»Ich möchte es aber noch lieber gleich jetzt von dir erfahren.«

»Wozu denn?«

»Es ist das die beste Weise, mein Mißtrauen zu bekämpfen.«

»Das sehe ich nicht ein!«

»Muß ich dir vielleicht vorher eine Erklärung geben? Du schweigst, weil du verhüten willst, daß seine Aussage der deinigen widerspricht. Also sage mir, ob er vielleicht mit dir an jenen beiden Orten gewesen ist.«

»Das habe ich nicht nötig. Gehe hin, und frage ihn selbst!«

»Es scheint, daß du dir deine Lage nicht verbessern willst. Was habe ich denn eigentlich für eine Ursache, zu diesem Boschak zu gehen? Gar keine!«

»Ich verlange es aber, damit du meine Unschuld erkennst.«

»Wärst du schuldlos, so würdest du selbst mir die geforderte Auskunft erteilen.«

»Du sollst ihm sagen, daß ich mich hier befinde.«

»Damit er dich aus diesem Keller holt? Glaubst du, daß meine Dummheit größer als deine Klugheit sei? Um aber alle Vorwürfe zu vermeiden, werde ich zu dem Färber gehen. Vielleicht erfahre ich bei ihm ganz das Gegenteil von dem, was er nach deinem Wunsche mir sagen soll. Hast du Hunger?«

»Nein.«

»Oder willst du trinken?«

»Nein. Noch lieber will ich verschmachten als von solchen Menschen, wie ihr seid, einen Tropfen Wasser annehmen!«

»Ganz nach deinem Belieben!«

Ich machte Anstalt, wieder emporzusteigen; da sagte er in barschem Tone:

»Ich verlange, daß ihr mir die Fesseln abnehmt!«

»Von Menschen, welche nicht wert sind, dir einen Tropfen Wasser anzubieten, kannst du das doch nicht verlangen.«

»Sie tun mir weh!«

»Das schadet nichts! Der Durst tut auch weh, und dennoch willst du ihn ertragen, um nur von uns nichts empfangen zu müssen. Uebrigens weiß ich sehr genau, daß dir die Fesseln keine Schmerzen verursachen. Der Prophet sagt: Wenn du in Leiden fällst, so bedenke, daß es meist nicht Allahs Wille, sondern nur der deinige gewesen ist. Denke an dieses Wort, bis ich zurückkehre!«

Er zog es vor, sich nun in Schweigen zu hüllen.

Der Schmied hatte die Zeit dazu benutzt, mir mein Pferd vorzuführen. Er brachte zugleich dasjenige des Gefangenen mit.

»Willst du wirklich den Meinigen entgegen reiten?« fragte ich.

»Wenn du es erlaubst, Effendi, ja!«

»Meinest du, daß deine Gegenwart hier nicht nötig sein werde?«

»Meine Frau ist da. Sie wird den Gefangenen bewachen.«

»Man weiß nicht, was sich während unserer Abwesenheit ereignen kann!«

»Was soll sich ereignen? Ich halte es für notwendig, daß deine Leute erfahren, wo du dich befindest, und daß du auf sie wartest. Ich reite nur bis Dere-Kiöj: finde ich sie da nicht, so kehre ich zurück!«

»Ihr könnt euch umreiten.«

»Meine Frau wird dafür sorgen, daß sie hier nicht vorüberkommen, ohne einzukehren.«

»Nun, wie du willst! Auch hat sie vor allem dafür zu sorgen, daß kein Mensch erfährt, wir hätten einen Mann im Keller.«

Die Frau hatte bei uns gestanden und alles gehört.

»Effendi, reite ohne Sorge nach Dschnibaschlü,« sagte sie. »Es wird alles so sein, als ob du selbst dich hier befändest.«

Auf diese Versicherung hin bestieg ich das Pferd. Es kam mir der Gedanke, die Gewehre zurück zu lassen, um leichter zu sein; doch waren sie mir zu wertvoll, als daß ich sie hätte in Gefahr bringen mögen. Es gab in diesem Hause keinen Ort, der ein sicheres Versteck bieten konnte. Also nahm ich sie mit.

Das Dorf lag nicht weit von der Schmiede. Es war nicht groß, ich kam also schnell hindurch. Dann ging‘s über die Brücke und links um nach Südost, nicht, wie der Schmied gesagt hatte, nach Süden zu.

Ich passierte einige Maisfelder, dann Weideland und kam nun an unbebautes Land. Einen eigentlichen Weg gab es nicht. Jeder läuft, fährt oder reitet hier, wie es ihm beliebt. Darum wunderte ich mich nicht, als ich zu meiner Rechten, in ziemlicher Entfernung von mir, einen Reiter auftauchen sah, welcher dieselbe Richtung zu verfolgen schien. Auch er bemerkte mich und hielt nun nach mir herüber.

Als er näher herangekommen war, beobachtete er mich und schien nicht ins klare kommen zu können; dann faßte er einen schnellen Entschluß und kam im Trabe ganz heran.

»Ssabahhak bilcheer – guten Morgen!« grüßte er mich, zu meinem Erstaunen in schönstem arabisch.

»Allah jußabbihak bilcheer – Gott gebe dir einen guten Morgen!« antwortete ich in freundlicher Weise.

Der Reiter gefiel mir nämlich. Er gehörte jedenfalls nicht zu den reichen Leuten. Sein Pferd war keine zweihundert und fünfzig Mark wert, und er trug eine fast ärmliche Kleidung; aber diese Kleidung zeugte von einer hier in dieser Gegend ungewöhnlichen Sauberkeit, und das Pferd war, wenn auch nicht üppig genährt, doch sehr gut gehalten. Der Striegel und die Kardätsche mußten wohl den Mangel von Haferüberfluß ersetzen. Dies macht auf den Pferdefreund stets einen guten Eindruck. Uebrigens war der junge Mann sehr schön gewachsen, und sein von einem wohlgepflegten Schnurrbart geziertes Gesicht hatte einen so offenen, ehrlichen Ausdruck, daß ich mich keineswegs darüber ärgerte, den Gang meiner Gedanken durch ihn unterbrochen zu sehen.

»Sie sprechen arabisch?« fuhr er fort, indem er durch ein befriedigtes Nicken zu erkennen gab, daß er sich freue, mich richtig beurteilt zu haben.

»Gewiß, sehr gern sogar.«

»Wollen Sie die Güte haben, mir zu sagen, woher Sie kommen?«

»Von Koschikawak.«

»Ich danke schön!«

»Wollen Sie vielleicht mit mir kommen?«

»Ich werde Ihnen dafür sehr verbunden sein!«

Das war eine recht herzgewinnende Höflichkeit. Ich fragte ihn nun, wie er auf den Gedanken gekommen sei, mich arabisch anzureden. Er deutete, indem seine Augen blitzten, auf mein Pferd und antwortete:

»So einen Nedschi kann nur ein Araber reiten. Das ist ein echter Wüstenhengst! Bei Allah! Rote Nüstern! So ist die Mutter wohl gar eine Kohelistute gewesen?«

»Sie haben ein gutes Auge. Der Stammbaum weist allerdings nach, daß Sie recht haben.«

»Sie glücklicher und Sie reicher Mann! Die Hufe und die Fesseln zeigen, daß dieses Pferd nicht in der Sand-, sondern in der Steinwüste geboren wurde.«

»Auch das ist richtig. Ist die hiesige Gegend Ihre Heimat?«

»Ja.«

»Wie kommen Sie da zu diesem Scharfblick für arabische Pferde?«

»Ich bin Hadschi. Nachdem ich in Mekka meine Gebete absolviert hatte, ging ich nach Taïf, wo ich in die Reiterei des Großscherifs von Mekka trat.«

Ich kannte diese Elite-Kavallerie und wußte, wie gut sie beritten war. Der Großscherif besitzt einen wahrhaft glänzenden Marstall. Kein Wunder also, daß dieser junge Mann seinen Blick hatte üben können.

Es war mir interessant, einen ehemaligen Kavalleristen des Großscherifs von Mekka vor mir zu sehen.

»Warum blieben Sie nicht dort?« fragte ich ihn.

Er errötete, blickte vor sich nieder, richtete dann die Augen voll und aufrichtig auf mich und sagte das eine Wort:

»Mahabbe – die Liebe!«

»welak – oh wehe!«

»Na‘m; hakassa – ja, ja, so ist es!«

Ich hatte mein Wehe in scherzhaftem Tone gesprochen; er aber machte ein sehr ernsthaftes Gesicht und blickte so nachdenklich vor sich hin, daß ich sehr leicht erraten konnte, wie es stand. Natürlich aber fiel es mir nicht ein, ihn über diese äußerst zarte Angelegenheit mit Fragen zu behelligen. Ich lenkte vielmehr um und sagte:

»In Beziehung auf das Pferd haben Sie ganz richtig geurteilt; aber Ihre Ansicht über den Reiter ist eine irrige.«

»Wie? Sie sind doch jedenfalls Beduine?«

»Sitze ich wie ein Bedawi zu Pferde?«

»Allerdings nicht. Das fiel mir sogleich auf, als ich Sie bemerkte.«

»Und Sie wunderten sich?«

»Ja.«

»Sie sind aufrichtig!«

»Soll ich es nicht sein?«

»In Allahs Namen! Sprechen Sie nur freimütig!«

»Ich konnte nicht begreifen, daß der Besitzer eines seltenen Pferdes so schlecht reitet.«

»Das geht so in der Welt!«

Er warf einen besorgten Blick zu mir herüber und fragte: »Sie haben mir das übel genommen?«

»O nein!«

»O doch!«

»Machen Sie sich keine Sorge! Was Sie sagten, das hat mir schon mancher andere auch gesagt, ohne daß ich es übel nahm.«

»Warum geben Sie sich nicht Mühe, das Reiten zu lernen?«

»O ich habe mir viel Mühe gegeben, sehr viel!«

»Jumkin – wahrscheinlich!« lächelte er ungläubig.

»Sie zweifeln daran?«

»Ja.«

»Nun, ich will Ihnen sagen, daß ich jahrelang den Sattel nur verlassen habe, um zu schlafen.«

»Allah akbar – Gott ist groß! Er schafft die Menschen und beschenkt einen jeden mit einer besonderen Gabe, aber auch mit einem besonderen Mangel. Ich habe einen kennen gelernt, dem es unmöglich war, zu pfeifen. Er gab sich alle Mühe, brachte es aber nicht fertig. Andere pfeifen schon, wenn sie noch in der Wiege hängen. Ihnen geht es mit dem Reiten grad so, wie jenem mit dem Pfeifen. Dafür aber wird Allah Ihnen ein anderes Talent verliehen haben.«

»Das ist richtig.«

»Darf ich erfahren, welches Talent es ist?«

»Ja gewiß: das Trinken.«

»Das Trinken?« fragte er verblüfft.

»Ja. Ich habe bereits getrunken, als ich noch in der Wiege hing.«

»Spaßvogel!«

»Wollen Sie auch das nicht glauben?«

»O, sehr gern. Dieses Talent haben wir alle wohl so früh schon besessen. Nur ist das kein Grund, um stolz darauf zu sein. Das Reiten fällt schon ein wenig schwerer.«

»Das merke ich!«

Es war fast der Ausdruck des Mitleides, mit welchem er mich anblickte. Dann meinte er:

»Ist denn Ihr Rückgrat gesund?«

»Ja.«

»Und Ihre Brust auch?«

»Sehr.«

»Warum machen Sie das erstere so krumm, und warum drücken Sie letztere so hinein?«

»Ich habe es von tausend anderen so gesehen.«

»Das sind sehr schlechte Reiter gewesen.«

»Sogar sehr gute! Ein Reiter, welcher sein Pferd lieb hat, der schont es; er sucht es also so viel wie möglich zu entlasten. Wie das zu machen ist, davon hat weder der Türke, noch der Araber eine Ahnung.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Ich glaube Ihnen.«

»Aber sind Sie kein Araber?«

»Nein.«

»Was sonst?«

»Ein Nemtsche.«

Da nickte er bedächtig vor sich hin und sagte:

»Ich habe in Stambul Leute aus Alemanja gesehen. Sie verkaufen Leinwand, Sacktuch und Messerklingen. Sie trinken Bier und singen Lieder dazu. Aber zu Pferde habe ich keinen einzigen von ihnen gesehen. Gibt es in Alemanja viele Soldaten?«

»Mehr als im Oszmanly memleketi.«

»Aber um die Kavallerie muß es schlecht bestellt sein!«

»Sie reiten grad wie ich.«

»Fürwahr?«

»Gewiß!«

»Traurig, geradezu traurig!«

Er meinte es ehrlich. Es fiel mir gar nicht ein, ihm bös zu sein. Er mochte aber doch meinen, zu weit gegangen zu sein; darum fragte er:

»Sie sind fremd hier. Darf ich fragen, wohin Sie wollen? Vielleicht kann ich Ihnen nützlich sein.«

Es war vielleicht nicht geraten, ihm mit voller Aufrichtigkeit zu antworten; darum sagte ich:

»Zunächst nach Dschnibaschlü.«

»Da reiten wir noch eine Viertelstunde miteinander, dann geht mein Weg rechts ab nach Kabatsch.«

»Wohnen Sie dort?«

»Ja. Erraten Sie, was ich bin?«

»Nein. Ich wundere mich aber, daß Sie so jung dazu kamen, in den Dienst des Großscherifs zu treten, und daß Sie ihn bereits wieder aufgaben.«

»Weshalb es geschehen ist, wissen Sie bereits. Ich war früher Uhrmacher und bin jetzt Buchhändler.«

»Haben Sie einen Laden?«

»Nein. Mein Vorrat befindet sich hier in der Tasche. Ich verkaufe hier diese Sachen.«

Er griff in die Tasche und zog einen Zettel hervor. Dieser enthielt die Fatha, die erste Sure des Koran, mit gespaltenem Rohre in Neskhi-Schrift mittels aufgelöstem Gummi geschrieben und dann mit Gold bronziert. Er war also Kolporteur und hatte, wie ich bemerkte, einen großen Vorrat dieser Zettel.

 

»Wurde dies in Mekka geschrieben?« fragte ich ihn.

»Ja.«

»Von den Hütern der Kaaba?«

Er machte ein pfiffiges Gesicht und zuckte die Achsel.

»Ich verstehe. Ihre Käufer glauben das letztere.«

»Ja. Sie sind ein Nemtsche, also ein Christ. Ihnen will ich es sagen, daß ich es selbst geschrieben habe, allerdings in Mekka. Ich habe einen großen, großen Vorrat mitgebracht und mache ganz gute Geschäfte.«

»Wie viel kostet ein Exemplar?«

»Je nach dem Vermögen des Käufers. Der Arme gibt einen Piaster, bekommt es vielleicht auch umsonst, während ich von reichen Leuten auch schon zehn und noch mehr Piaster bekommen habe. Von dem Erlös lebe ich mit meinem alten Vater, der gelähmt ist, und kaufe mir das Material zu meiner Uhr.«

»Sie arbeiten also noch in Ihrem früheren Fache?«

»Ja. Ich arbeite an einer Uhr, welche ich dem Großherrn zum Kauf anbieten will. Es wird im ganzen Lande keine zweite ihresgleichen sein. Kauft er sie, so bin ich ein gemachter Mann.«

»Also ein Kunstwerk?«

»Ja.«

»Werden Sie es fertig bringen?«

»Ganz gewiß. Erst hatte ich selbst Sorge; aber jetzt bin ich überzeugt, daß es gelingen wird. Und dann – dann, dann werde ich mit diesem Boschak reden!«

Er hatte die letzten Worte in beinahe drohendem Tone ausgesprochen. Der genannte Name frappierte mich. So hieß ja der Bäcker, zu dem ich wollte!

»Boschak? Wer ist das?« fragte ich.

»Ihr Vater.«

»Warum sprechen Sie nicht eher mit ihm?«

»Er wirft mich hinaus, wenn ich jetzt komme. Ich bin ihm zu arm, viel zu arm.«

»Ist er denn reich?«

»Nein. Aber sie ist das schönste Mädchen von Rumili.«

Ich machte eine Armbewegung gegen die Sonne und sagte:

»Heut ist es heiß!«

»Hier ist es heiß!« antwortete er, mit der geballten Faust nach der Gegend drohend, in welcher ich das Dorf Dschnibaschlü vermutete. »Ich war bei ihrem Vater, aber er zeigte mir die Türe!«

»Würde diese Schönste in Rumili Ihnen die Türe ebenso zeigen?«

»Nein. Wir sehen uns ja des Abends und sprechen miteinander.«

»Heimlich?«

»Ja, denn anders geht es nicht.«

»Was ist ihr Vater?«

»Bäcker und Färber. Sie heißt Ikbala[33]

»Welch ein schöner Name! Ich wünsche, daß er an Ihnen in Erfüllung gehen möge.«

»Das wird geschehen, denn es ist Allahs Wille und auch der meinige. Die Mutter ist unsere Verbündete.«

»Gott sei Dank!«

»Ja. Sie wacht über uns, wenn wir zusammenkommen, während der Bäcker schläft. Allah möge ihr dafür ein langes Leben geben und Enkel die Hülle und die Fülle! Der Alte aber möge Knoblauch kauen und Tinte schlucken müssen, bis er sich entschlossen hat, mein Schwiegervater zu werden!«

»Dann können Sie ihn als Tintenfaß benützen, wenn Ihr jetziger Vorrat ausgegangen ist und Sie also gezwungen sind, einen neuen Vorrat von Amuletts zu schreiben. Wo wohnt denn dieser wütende Vater einer so gepriesenen Tochter?«

»In Dschnibaschlü.«

»Das weiß ich. Aber in welchem Hause?«

»Wenn Sie von dieser Richtung in das Dorf kommen, ist es das fünfte Haus zur rechten Hand. Vor der Türe hängt ein hölzerner Apfelkuchen, ein gelber Handschuh und ein roter Strumpf, zum Zeichen, daß Boschak Bäcker und auch Färber ist. Warum fragen Sie nach seiner Wohnung?«

»Ich möchte diesen Tyrannen kennen lernen.«

»Das ist sehr leicht.«

»Wie so?«

»Lassen Sie etwas bei ihm färben.«

»Ich wüßte nicht, was. Ich müßte mir meinen Rappen blau färben lassen. Doch hätte ich auch keine Zeit, zu warten, bis er vollständig trocken wäre.«

»So kaufen Sie sich Zuckerwerk bei ihm!«

»Ist er denn auch Zuckerbäcker?«

»Ja. Er bäckt alles.«

»Doch nicht auch Strümpfe und Handschuhe! Eine Verwechslung der beiden Gewerbe kann ja vorkommen. Halt! Haben Sie etwas gehört?«

Ich hielt mein Pferd an und lauschte.

»Nein,« antwortete er.

»Es war mir, als hätte ich einen fernen Ruf vernommen.«

Auch er hielt still und horchte. Der eigentümliche Laut, den ich vernommen hatte, wiederholte sich.

»Das klingt gerade, wie die Stimme eines eingemauerten Menschen!«

»Nein,« erwiderte er. »Es ist ein Frosch, welcher schreit.«

»Ich habe noch nie einen Frosch mit solcher Stimme gehört.«

»So ist es eine Kröte. Ich habe oft Unken in dieser Weise schreien hören. Der Ruf kömmt dort links aus dem Dorngestrüppe, welches so niedrig ist, daß wir den Menschen sehen müßten, wenn einer darinnen stäke. Es ist ein Tier, nichts anderes. Und nun, hier geht mein Weg nach rechts. Ich muß scheiden.«

»Darf ich nicht vorher Ihren Namen erfahren?«

»Man nennt mich überall Ali den Buchhändler.«

»Ich danke! Und wie weit ist es von Dschnibaschlü bis in Ihr Kabatsch?«

»Ich reite es in drei Viertelstunden. Wollen Sie etwa dann nach Kabatsch?«

»Möglich.«

»So bitte ich Sie, zu mir zu kommen und sich mein Uhrwerk anzusehen. Vielleicht darf ich dann auch die Fragen aussprechen, welche ich jetzt unterlassen habe.«

»Warum fragten Sie nicht?«

»Darf man unhöflich sein?«

»Ich habe mich doch auch nach Ihren Verhältnissen erkundigt!«

»Sie dürfen das, denn Sie sind ein Anderer als ich. Sie sind ein Inkognito; das ist sicher!«

Er lachte mich dabei so zuversichtlich an, daß auch ich laut lachen mußte.

»Sie irren sich!«

»O nein! Sie können zwar nicht reiten, aber das tut nichts. Sie sind vielleicht ein großer Gelehrter oder sonst ein Effendi aus dem kaiserlichen Hof, obgleich Sie ein Christ sind. Wären Sie ein Moslem, so hätten Sie meine Zettel mit der Fathha, mit dem Gruße beehrt. Aber ich weiß, daß der Großherr auch Christen bei sich hat, und da Sie kein Reiter sind, so ist der Rappe aus dem Stalle des Padischah geborgt. Habe ich recht?«

»Nein.«

»Gut; ich will schweigen.«

»Daran handeln Sie klug. Können Sie mir Ihre Wohnung beschreiben?«

»Sehr leicht. Es ist eigentümlicherweise grad so wie hier. Wenn Sie von Dschnibaschlü nach Kabatsch kommen, so ist es das fünfte Haus zur rechten Hand, in welchem ich wohne. Es ist nur eine kleine Hütte. Mein Vater war ein blutarmer Hirt. Die Mutter lebte noch, als ich nach Mekka pilgerte. Sie starb, und kurze Zeit später traf den Vater der Schlag. Jetzt kann er kein Glied bewegen und auch nicht sprechen, sondern nur lallen; dennoch betet er ohne Unterlaß, daß Allah ihn erlösen möge, damit er mir nicht länger zur Last falle. Ich aber bete heimlich zu der großen göttlichen Liebe, ihn mir noch lange, lange zu erhalten. Vater und Mutter hat man nur einmal. Sind sie gestorben, so hat der Kirchhof den besten Teil des Kindes empfangen, und keine Seele auf Erden meint es mit ihm wieder so gut und treu, wie die Hingeschiedenen. Einst, als ich noch klein war, da kam ein alter Mann in unsere Hütte und bat um Herberge. Er bekam ein Lager und Milch und Brot. Mehr hatten wir selbst nicht. Ich hatte etwas getan, was die Mutter erzürnte. Da nahm der alte Gast einen Zettel hervor und einen Bleistift. Er war ein römischer Katholik, und obgleich er die türkische Sprache nicht verstand, schrieb er mir einen Vers aus Ihrer Bibel auf, welches die heilige Schrift der Christen ist, und sagte mir, daß ich diese Worte auswendig lernen und stets befolgen und nie wieder vergessen solle. Ich habe diesen Zettel als Amulett bei mir getragen, bis er in Fetzen ging. Er ist zerrissen und verschwunden; aber die Worte sind mir im Gedächtnisse und im Herzen geblieben bis auf den heutigen Tag und werden auch da bleiben, bis der Engel des Todes zum großen Abschied ruft.«

Ich war tief gerührt und fragte den Sahaf, dessen Augen feucht geworden waren:

»Wie lauten diese Worte?«

»Sie lauten: Bir göz zewklen-ar babaji, bir göz itaatetmez, kargalar onu kazar-lar yrmak jakinda, gendsch kartalar onu jutar-lar.«

Das waren die Bibelworte: »Ein Auge, welches den Vater verspottet und sich weigert, der Mutter zu gehorchen, das werden die Raben am Bache aushacken und die jungen Adler fressen.«

Wieder ein Beispiel von der unwiderstehlichen Macht des göttlichen Wortes, welches wirkt, wie »ein Hammer, der Felsen zerschmettert«. Wo hat der Kuran, wo haben die Vedas und wo hat (man verzeihe!) die Offenbarung der >letzten Heiligen<, ich meine das Machwerk jenes Joe Smith, welches er book of the Mormons nannte, eine Stelle von so gewaltiger, unmittelbarer Wirkung aufzuweisen? Man lese das Gold-Glanz-Buch, welches Buddhas Lehren über sich, über Buße, Pflicht und das Ende der Dinge enthält; man vertiefe sich mittels eines entsetzlichen Studiums in die heiligen Bücher Indiens, in die Papyrus Aegyptens mit ihren Ptah-, Re- und Amon-Reminiszenzen – — es gibt doch nur das eine Gotteswort, von dem es so lieblich heißt: >Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege<, und dessen strafende, vernichtende Macht doch auch nicht erschütternder geschildert werden kann, als in der fürchterlichen Stelle: >Und er wurde zu Stein!<

Ich reichte dem Uhrmacher-Buchhändler die Hand und fragte ihn:

»So lieben Sie also Ihren Vater?«

»Herr, warum fragen Sie? Kann es einen Sohn geben, welcher seinen Vater nicht liebt? Kann ein Kind seiner Eltern vergessen, denen es alles, alles zu verdanken hat?«

33Die Glückgebende.