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Im Reiche des silbernen Löwen I

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Ja, richtig! Wie gedacht, so geschehen! Als ich sie erreichte, sah ich, daß Jim fehlte.

»Was ist denn das, Mr. Snuffle? Euer Bruder ist nicht da! Wo ist er hin?« fragte ich Tim.

»Fort,« antwortete er in seiner einsilbigen Weise.

»Das sehe ich! Aber wohin denn?«

»Zu den Roten. Will sehen, wo sie stecken.«

»Wer hat ihm das befohlen?«

»Niemand.«

»Ja, niemand! Was seid ihr doch für Menschen! Es giebt eine Dummheit nach der andern! Es durfte sich keiner entfernen; er hatte unbedingt hierzubleiben!«

»Wird wiederkommen!«

»Das wäre ein Glück, auf welches ich fast nicht hoffe. Ich war doch Mann genug, zu erfahren, was ich wissen wollte! Der Häuptling der Comantschen ist unterwegs, uns zu suchen. Wenn er auf Euern Bruder trifft, geschieht etwas, was dieser nicht verantworten kann.«

»Er kann es verantworten!«

»Was?«

»Daß er den Kerl gefangen nimmt.«

»Oder dieser ihn, was viel wahrscheinlicher ist. Wäre er hier geblieben, so brauchten wir nur ganz ruhig zu warten, bis der Häuptling kam; da nahmen wir ihn fest. Ich muß fort, muß Euerm Bruder nach. Vielleicht ist es noch möglich, die Sache – — – «

Ich hielt inne, denn wir hörten in der Richtung nach den Indianern die Sträucher knacken, knicken und rauschen; laut schnaufend kam jemand näher, und dann erschien – — – eben Jim Snuffle. Er war sehr aufgeregt und blutete an der rechten Hand. Als er mich sah, rief er aus:

»Da seid Ihr, Sir! Ah, wenn Ihr dabeigewesen wäret, so hätten wir ihn jetzt!«

»Wen?«

»Den Häuptling. Ihn zu bekommen, das wäre das höchste der Gefühle gewesen!«

»Hört, das höchste der Gefühle wäre für mich jetzt, Euch einmal meine Hand hinter das Ohr legen zu können, aber wie! Ihr wißt wohl, was ich meine?«

»Hm! Eine Ohrfeige doch nicht etwa?«

»Habt‘s erraten, Sir!«

»Wetter! Macht keinen solchen Spaß! Jim Snuffle ist nicht der Mann, der sich in dieser Weise etwas hinter die Ohren schreiben läßt!«

»Hättet es aber sehr verdient!«

»Oho! Womit?«

»Damit, daß Ihr ohne meine Erlaubnis von hier fortgelaufen seid!«

»Brauche keine Erlaubnis, Mr. Shatterhand; bin mein eigener Herr!«

»Wenn Ihr das denkt, so habt doch auch die Güte, für Euch zu bleiben. Wir brauchen keinen Gefährten, der so oft und gern wie Ihr auf eigene Faust handelt und uns dadurch immer nur Verlegenheiten bereitet!«

»Verlegenheiten? Wieso? Welche Verlegenheit habe ich Euch denn jetzt bereitet? Ihr seht gar nicht verlegen aus!«

»Das fehlte auch noch, daß ich Euch gegenüber verlegen wäre! Wie kamt Ihr denn auf den Gedanken, von hier fortzugehen?«

»Wollte sehen, wo die Roten stecken.«

»Das war doch meine Sache!«

»Sollte auch die meinige sein!«

»So! Habt Ihr denn Euern Zweck erreicht?«

»Und wie!«

»Ihr habt also ihr Versteck ausgekundschaftet?«

»Das nicht.«

»Also unnütze Mühe!«

»Das nicht. Habe vielmehr großes Glück gehabt.«

»Welches?«

»Bin mit dem Häuptling zusammengetroffen.«

»Also doch! Fatal, höchst fatal!«

»Nein, sondern vortrefflich, ganz vortrefflich! War nur das Fatale dabei, daß ich Euch nicht mithatte. Wäre unbedingt in unsere Hände gefallen; hätten ihn festgenommen, den roten Halunken!«

»Wir hätten ihn viel leichter und sicherer bekommen, wenn Ihr hier geblieben wäret! Wo traft Ihr denn auf ihn?«

»Dreihundert Schritte von hier, nicht weiter.«

»Und wie?«

»Ich kroch leise durch die Büsche hinzu; er kroch leise durch die Büsche herzu; wir hörten uns also nicht und bekamen uns also so plötzlich zu sehen, daß wir beinahe mit den Köpfen zusammengestoßen wären.«

»Weiter! was thatet Ihr?«

»Ich packte ihn.«

»Und er?«

»Packte mich auch.«

»Warum rieft Ihr nicht?«

»Fiel mir nicht ein! Werde doch nicht die Roten herbeischreien!«

»Er rief aber wohl?«

»Nein. Wollte wahrscheinlich die Weißen nicht herbeischreien. Wir rangen still, ganz still miteinander. Er wollte mich, und ich wollte ihn haben.«

»Wie es aber scheint, hat keiner von euch den andern bekommen!«

»Well, ist allerdings so. Aber besser ist es, ich habe ihn nicht, als daß er mich hätte. Der Kerl war glatt wie Schweinefett; schlüpfte mir immer wieder aus der Hand. Er hatte sein Messer; ich aber hatte keine Zeit gefunden, meine Klinge zu ziehen; mußte also sehr aufpassen, von ihm keinen Stich zu erhalten.«

»Ihr blutet aber doch!«

»Ist nicht gefährlich. Wollte ihm das Messer entreißen und bekam dabei die scharfe Klinge in die Hand anstatt das Heft. Ist nur ein kleiner Schnitt, der schnell heilen wird.«

»Wie kamt ihr denn auseinander?«

»Mit gegenseitiger Genehmigung. Er sah ein, daß er mirnichts anhaben konnte, und ich bemerkte ebenso, daß es besser sei, ihn laufen zu lassen; da rissen wir uns voneinander los; er sprang da ins Gebüsch hinein, und ich sprang dort ins Gebüsch hinein, und so waren wir einander los, ohne Farewell gesagt zu haben. Wie gesagt, wäret Ihr dabeigewesen, so hätten wir ihn wahrscheinlich gefangen genommen. Schade, jammerschade, daß dies nicht geschehen konnte!«

»Es konnte gar wohl geschehen, wenn Ihr es unterlassen hättet, nach Eurem eigenen Kopf zu handeln!«

»Muß doch nach ihm handeln, weil ich keinen andern habe. Meinst du nicht auch, alter Tim?«

»No,« antwortete der Gefragte ganz wider das Erwarten Jims.

»Nicht? Wieso?« fragte dieser.

»Mr. Shatterhand ist unser Kopf. Konntest dableiben!«

»Ah! Willst dich also auch gegen mich auflehnen?«

»Yes,«

»Sei lieber still, und sieh, wie ich blute! Nimm Leinwand aus der Satteltasche, und binde mir die Schramme zu! Das Geschehene ist nun nicht ungeschehen zu machen; warum also räsonnieren? Was meint Ihr wohl, Mr. Shatterhand? Werden die Roten bei der Absicht bleiben, uns zu überfallen?«

»Ich glaube kaum.«

»So drehen wir den Spieß um und überfallen sie!«

»Wir paar Männer? Und sie sind siebzig!«

»Was schadet das? Es ist ja sehr erwiesen, daß sie sich vor uns fürchten.«

»Ob Furcht oder nicht, darum handelt es sich ja gar nicht.«

»Um was sonst?«

»Darum, daß ich kein Blut vergießen möchte.«

»Wir können aber doch Mr. Dschafar nicht in ihrer Gewalt lassen!«

»Fällt mir auch gar nicht ein! Aber das erfordert doch nicht, daß wir uns in einen Kampf einlassen. Ich bezweifle gar nicht, daß wir siegen würden; aber es würden dabei nicht nur viele Rote, sondern höchst wahrscheinlich auch einige von uns ihr Leben oder wenigstens ihr Blut lassen müssen. Und was eben so wichtig ist: ein Kampf könnte grad für den, den wir befreien wollen, verhängnisvoll werden.«

»Wieso?«

»Weil zu befürchten steht, daß die Roten ihn einfach niederstoßen würden, sobald einige von ihnen gefallen wären.«

»Also lieber wieder List? Eure Lieblingsart und —Weise!«

»Das ist noch nicht bestimmt. Ich befürchte, daß die List nachgerade ihre Wirkung verliert, denn ich habe sie zu oft anwenden müssen. Kaum hat man einen befreit, so ist der andere so dumm, ihnen in die Hände zu laufen. Wenn das so fortgeht, so hört bis zum jüngsten Tag die Befreiung der Gefangenen nicht auf!«

»Well. Aber was mich betrifft, so werdet Ihr nicht wieder in die Lage kommen, mich zu befreien; mich bekommen sie nicht wieder.«

»Pshaw! Eben jetzt fehlte nicht viel, so nahm Euch der Häuptling fest!«

»Das wollte ich mir verbitten! Bei so einem Ringen Mann gegen Mann weiß ich, was ich leiste. Er ist nicht stärker und gewandter als ich.«

»Aber wenn er nicht allein war, sondern nur einen einzigen Roten bei sich hatte, war es um Euch geschehen. Es ist noch gut abgelaufen; ich aber habe neue Sorge und neue Arbeit davon.«

»Ihr?«

»Ja doch! Neue Sorge, denn ich hätte den Häuptling hier ergriffen und ihn gegen Mr. Dschafar umgewechselt; nun aber zermartre ich mir das Hirn, auf welche Weise ich den letzteren befreien kann. Und neue Arbeit, das brauch‘ ich Euch doch wohl nicht erst zu erklären. Ich muß nun wieder nach dem Verstecke der Roten schleichen, um zu erfahren, wie es dort steht. Je nach dem, wie ich es dort finde, haben wir zu handeln.

Ich gehe also jetzt abermals fort, gebe euch aber mein Wort darauf. Wenn ich zurückkehre und es fehlt wieder einer von euch, so reite ich meine Wege und lasse euch machen, was ihr wollt. Richtet euch hiernach!«

Ich hatte also das Versteck der Comantschen abermals aufzusuchen, doch durfte ich das nicht auf demselben Wege, wie vorhin, thun, denn To-kei-chun konnte auf den Gedanken kommen, mir diesen Weg zu verlegen. Da ich jetzt ganz genau wußte, wo die Indsmen steckten, so konnte ich mich von jeder mir beliebigen Seite an sie schleichen. Ich zog es vor, von hinten, also von der entgegengesetzten Seite, an sie zu kommen, ein Umweg, welcher zwar Zeit kostete, aber größere Sicherheit für mich bot.

Es dauerte wohl fast eine halbe Stunde, ehe ich der betreffenden Stelle so nahe kam, daß ich die Indianer, falls sie miteinander sprachen, hören mußte; es herrschte aber die tiefste Stille ringsum. Das war ein Grund, doppelt vorsichtig zu sein. Ich bewegte mich nicht Schritt um Schritt, sondern Zoll um Zoll weiter, bis ich, den Kopf langsam aus den Zweigen vorschiebend, den Platz vor mir liegen sah. Er war – — – leer.

War das etwa eine Finte? Ich schlug einen Kreis um die Stelle und sah da, daß sie allerdings fortgeritten waren. Ich mußte ihnen wenigstens so weit folgen, bis ich überzeugt sein konnte, daß sie die Hazelstraits wirklich und ganz verlassen hatten. Es konnte sich ja auch um eine Kriegslist handeln, nämlich daß sie uns nur glauben machen wollten, sie seien fort, und uns wieder einen Hinterhalt legten. Ich nahm allerdings als sicher an, daß sie sofort den Rückweg nach dem Makik-Natun angetreten hatten; aber es war für alle Fälle besser, mir vollständige Gewißheit zu holen.

 

Eben war ich, ihrer neuen Fährte folgend, hinaus an das Wasser gekommen, als ich den zweimaligen Ruf Jims »Mr. Shatterhand, Mr. Shatterhand!« hörte. Da er so laut rief, mußte er überzeugt sein, von den Indianern nicht gehört zu werden; darum antwortete ich ebenso laut:

»Was giebt es? Warum ruft Ihr mich?«

»Ihr sucht vergeblich. Kommt schnell her, wenn Ihr etwas sehen wollt!«

Ich folgte dieser Aufforderung, indem ich am Wasser hinuntereilte. Als Jim mich kommen sah, deutete er hinaus nach der offenen Ebene und sagte:

»Sir, da draußen jagen sie. Sie haben die Flucht ergriffen. Ist das nicht jämmerlich feig von ihnen?«

ja, da draußen ritten sie so schnell, wie ihre Pferde sie tragen konnten, in genau nördlicher Richtung davon.

»Feig ist es allerdings,« antwortete ich; »doch bezieht sich ihre Angst nur auf mein Repetiergewehr. Besäße ich dieses nicht, so würden sie sich ganz gewiß über uns hergemacht haben.«

»Pshaw! Sie fürchten sich nicht bloß vor Eurem Stutzen, sondern vor uns überhaupt. Mit den beiden Snuffles bindet nicht gern ein Roter an, wenn er nicht grad dazu gezwungen ist. Ob sie wohl Mr. Dschafar mithaben?«

»Natürlich!«

»Das ist nicht so ganz natürlich, wie Ihr zu denken scheint. Sie können ihn auch umgebracht haben, um ihn nicht mit sich herumschleppen zu müssen.«

»Sie haben ihn mit; ich weiß es gewiß.«

»Well. Wenn Ihr es behauptet, wird es wohl so sein. Was aber thun wir? Wir müssen ihn doch retten?«

»Allerdings.«

»Also wollen wir ihnen nach?«

»Ja.«

»Wann? Gleich?«

»Sogleich, nachdem unsere Pferde getrunken haben werden. Es wird wahrscheinlich bis morgen abend für sie kein Wasser geben.«

»Das glaube ich nicht. Die Roten reiten grad nach Norden, und wenn ich mich nicht irre, stoßen sie dort auf den Cimaronefluß, an den wir ja auch kommen werden, wenn wir ihnen folgen. Dort giebt es Wasser.«

»Wie Ihr das nur so wißt!« lächelte ich.

»Dazu gehört keine sehr große Klugheit, Sir. Die Pfiffigkeit wird erst morgen früh von uns verlangt.«

»Warum?«

»Weil die Roten es sich wieder einmal ausgerechnet haben, daß wir morgen ihre Spur nicht mehr sehen können. Sie werden es so machen, wie wir es gestern gemacht haben: sie reiten von jetzt an die Nacht hindurch, während wir beim Anbruche der Dunkelheit zu halten gezwungen sind. Dadurch bekommen sie Vorsprung, und wenn es morgen früh Tag wird, ist ihre Fährte für uns verschwunden. Mir ist um Mr. Dschafar bange.«

»Mir nicht.«

»So? Wie können wir ihn befreien, wenn wir nicht wissen, wohin sie mit ihm sind?«

»Ich weiß, wohin sie wollen.«

»Ah, wirklich? Wohin denn?«

»Nach dem Makik-Natun zurück.«

»Unmöglich.«

»Warum unmöglich?«

»Weil sie nordwärts reiten, während der gelbe Berg« von hier aus genau im Osten liegt.«

»Das ist doch grad ein Grund, mir recht zu geben!«

»So? Erklärt mir das, Mr. Shatterhand! Wer nach rechts will, dem kann es doch nicht einfallen, nach links zu laufen!«

»Unter Umständen, ja. Meint Ihr nicht, daß die Comantschen annehmen, daß wir ihnen folgen werden?«

»Das thun sie sicher.«

»Werden sie da so dumm sein, zu zeigen, wohin sie wollen?«

»Ah, richtig! Sie haben die Absicht, uns irre zu führen.«

»Gewiß. Ihr habt ganz richtig gesagt, daß ihre Fährte morgen nicht mehr zu finden sein wird; wenn wir uns täuschen ließen, würden wir dann immer weiter nordwärts reiten und Mr. Dschafar wäre verloren und würde bei den Häuptlingsgräbern totgemartert.«

»Beabsichtigen sie das also doch mit ihm?«

»Ja.«

»Ihr vermutet es?«

»Nein, ich weiß es. Als Ihr den außerordentlich klugen Gedanken ausführtet, nach den Indsmen zu suchen, lag ich ganz in ihrer Nähe und belauschte sie. Da sagte der Häuptling, daß, wenn wir nicht auch ergriffen würden, doch wenigstens Mr. Dschafar nach dem gelben Berge« geschafft und dort totgemartert werden solle.«

»Wetter! Da müssen wir hin, sofort hin, um womöglich noch eher dort zu sein als sie. Denkt Ihr nicht, daß dies besser ist, als wenn wir nach ihnen dort ankommen?«

»Natürlich ist es besser.«

»Und dann holen wir Mr. Dschafar heraus! Wenigstens was an mir und meinem Bruder liegt, den Gefangenen zu befreien, das wird unbedingt geschehen. Meinst du nicht auch, alter Tim?«

»Yes,« antwortete Tim in seiner bekannten kurzen Weise.

»Was an Euch liegt?« fragte ich. »Ich wünsche sehr, daß an Euch gar nichts liegen möge, denn sonst muß ich gewärtig sein, daß wir alle noch in die Hände der Comantschen geraten, anstatt daß wir Mr. Dschafar befreien.«

»Macht es doch nicht schlimmer, als es ist, Sir!« entgegnete Jim. »Es läuft in der Welt nicht alles so glatt ab, wie es gehobelt ist. Wenn einem einmal etwas nicht so recht gelingt, so wird immer davon gesprochen; aber von dem, was gut gelungen ist, wird nichts erwähnt. Es wird bei Euch auch nicht alles so gelaufen sein, wie Ihr wünschtet, daß es laufen möge.«

So war er. Er sah seinen Fehler wohl ein, gab aber nicht gern zu, ihn gemacht zu haben. Wir tränkten unsere Pferde tüchtig und traten dann den Rückweg an. Dies ergab eine Zeitversäumnis, über welche ich mich im stillen ärgerte. Wenn man sich nur nach mir gerichtet hätte, wir wären schon längst mit den Comantschen zu Ende gewesen. Was konnten aber nun die nachträglichen Vorwürfe helfen? Ich nahm mir im stillen vor, an dem »gelben Berge« meine Anordnungen so zu treffen, daß mir niemand wieder einen solchen Strich durch die Rechnung machen konnte. Freilich mußte ich dann auf jede Beihilfe von seiten meiner Gefährten von vornherein verzichten.

Wir kamen, als es dunkel geworden war, wieder bei dem Wasser an, an welchem wir gestern übernachtet hatten, und machten da eine kurze Rast, um die Pferde verschnaufen zu lassen. Dann ging es wieder weiter, die ganze Nacht hindurch, bis es Tag wurde und wir wieder eine Stunde ruhten. Wir waren diesmal gezwungen, von unsern Pferden viel zu verlangen. Auf meinen Schwarzschimmel schien die Anstrengung gar keinen Eindruck zu machen; die andern aber ermüdeten mehr und mehr, und als wir nach einem wirklichen Parforceritte am Spätnachmittage den Makik-Natun wieder vor uns sahen, war es mit ihren Kräften ganz zu Ende.

»Da sind wir wieder,« seufzte Perkins, indem er auf den Berg deutete. »Ich bin so müde wie ein gehetzter Hund. Mit nur drei kurzen Unterbrechungen zwei Tage lang und auch während der Nacht im Sattel zu hängen, das ist selbst für einen Westmann eine Leistung. Reiten wir direkt nach den Gräbern hinüber, Sir?«

»Ja,« antwortete ich.

»Das dürfte wohl ein Fehler sein!«

»Sprecht doch nicht von Fehlern, Mr. Perkins! Seht, da links liegt die Stelle, an welcher Ihr mit dem Häuptlinge lagt. Da ließet Ihr Euch übertölpeln. Das war ein Fehler. Wenn ich aber jetzt sogleich den Gräberplatz aufsuche, so weiß ich, was ich thue. Unsere Pferde müssen unbedingt Wasser haben, und dort ist der einzige Platz, an welchem es hier welches giebt. Wir müssen also auf alle Fälle hin.«

»Ich gebe Euch ja vollständig recht, Mr. Shatterhand; aber wir können uns dadurch sehr leicht verraten.«

»Nein.«

»Doch! Wir werden dort Spuren machen, die von den Roten bemerkt werden, wenn sie dann kommen.«

»Dann? Was versteht Ihr unter diesem dann?«

»Die Zeit ihrer Ankunft natürlich.«

»Wann wird das sein?«

»Jeder Augenblick kann‘s sein. So gut wie wir da sind, können die Roten auch bald kommen.«

»Nein. Erstens haben sie keine Veranlassung, einen solchen Hetz- und Dauerritt zu machen wie wir, denn sie sind gewiß der Ansicht, daß sie uns irregeführt haben und wir nach Norden geritten sind. Und zweitens müßt Ihr bedenken, daß sie, eben um uns irre zu leiten, einen weiten Umweg nach dieser Richtung gemacht haben. Sie könnten, selbst wenn sie so schnell wie wir geritten wären, noch nicht hier sein.«

»So nehmt Ihr wohl an, daß sie erst morgen kommen?«

»Entweder heut in der Nacht oder gar erst morgen. Wenn sie heut noch Lager machen, können sie natürlich erst morgen kommen; aber da sie kein Wasser für sich und ihre Pferde finden, ist anzunehmen, daß sie nicht erst noch lagern, sondern gleich hierher reiten. Darum möchte ich lieber annehmen, daß wir sie noch während der Nacht zu erwarten haben.«

»Wenn sie überhaupt kommen!« bemerkte Jim Snuffle.

»Sie kommen ganz gewiß!«

»Wollen es also hoffen, Sir! Es wäre eine sehr verteufelte Angelegenheit, wenn wir uns da verrechnet hätten und sie gar nicht die Absicht gehabt hätten, hierher zurückzukehren. Da wäre Mr. Dschafar unbedingt verloren. Habt Ihr denn auch recht verstanden, als Ihr glaubtet, gehört zu haben, daß sie hierher wollten?«

»Ja. Und selbst dann, wenn ich das nicht gehört und der Häuptling nicht davon gesprochen hätte, würde ich nach dem gelben Berge« zurückgekehrt sein. Es ist ja ganz und gar selbstverständlich, daß sie ihren Gefangenen hierher schaffen werden!«

»Hm! Selbstverständlich?«

»Ja.«

»Zu vermuten wäre es vielleicht; aber selbstverständlich, das ist ein anderes Ding! Wenn es sich, wie hier, um ein Menschenleben handelt, darf man sich ja nicht auf bloße Vermutungen verlassen.«

»Danke für die gute Lehre, die Ihr mir da erteilt, Mr. Snuffle! Auf diesen weisen Gedanken wäre ich von selbst wohl kaum gekommen!«

»Wollt Ihr Euch etwa über mich lustig machen, Mr. Shatterhand?«

»Fast möchte ich es. Nach allem, was bisher geschehen ist, habe ich Euch wohl keine Veranlassung gegeben, mir Rat und Unterricht zu erteilen. Ich weiß wenigstens ebenso genau wie Ihr, daß es sich um ein Menschenleben handelt, und grad weil ich das weiß, bin ich hierher geritten, um den Roten zuvorzukommen. Es unterliegt für mich nicht dem geringsten Zweifel, daß sie sich nach dem Makik-Natun gewendet haben. Ich kann es Euch sogar beweisen, wenn Ihr es verlangt.«

»Beweisen? Das wäre viel, sehr viel, selbst von Euch!«

»Pshaw! Es ist sehr leicht. Die Comantschen wollten hierher, um ihre toten Häuptlinge zu verehren und den Tanz des Krieges zu tanzen, wobei die heilige Medizin nach dem Ausgange des jetzigen Krieges gefragt werden sollte. Wenn Ihr die Sitten und Gebräuche der Roten kennt, so werdet Ihr wissen, daß sie ein solches Vorhaben, wenn sie es einmal gefaßt haben, unbedingt auch ausführen.«

»Weiß es gar wohl.«

»Sie wollen mehrere Ansiedelungen von Weißen überfallen und werden das ganz gewiß nicht eher thun, als bis sie diese Ceremonien vorgenommen haben. Oder ist das vielleicht schon geschehen?«

»Nein.«

»So wird es noch geschehen; ja, es muß geschehen; sie kommen auf alle Fälle hierher. Sie wollten alle ihre Gefangenen hier opfern; da Ihr ihnen aber entkommen seid, werden sie wenigstens diesen einen, den sie wieder erwischt haben, hierher schleppen, um ihn am Marterpfahle sterben zu lassen.«

»Well! Jetzt habt Ihr mich überzeugt, Sir. Auf welche Weise meint Ihr wohl, daß wir ihn losbekommen werden?«

»Das kann ich jetzt noch nicht wissen.«

»Jedenfalls nur durch einen plötzlichen Ueberfall?«

»Den möchte ich, wenn es halbwegs möglich ist, doch lieber vermeiden. Es soll womöglich kein Blut vergossen werden.«

»Also List und wieder List? Ihr sagtet doch gestern selbst, daß da wohl kaum wieder auf einen Erfolg zu rechnen sei! Die Roten werden sich wahrscheinlich hüten, sich noch einmal übers Ohr hauen zu lassen.«

»Ja, List allein wird‘s freilich nicht thun; es wird auch ein gut Teil Wagemut dazu gehören; aber jetzt schon zu sagen, was geschehen wird, das ist unmöglich. Wir müssen warten, bis sie da sind; dann erst können wir sehen, wie der Kahn gesteuert werden muß.«

»Da scheint es aber doch, als wenn Ihr gar nicht die Absicht hättet, hier bei den Gräbern zu lagern und sie zu empfangen?«

»Kann mir gar nicht einfallen! Wir tränken unsere Pferde und machen uns dann, wenn das geschehen ist, wieder fort.«

»Wohin?«

»Werde es mir überlegen. Jedenfalls nach einem Orte, von welchem aus wir ihr Kommen bemerken können, ohne daß sie uns entdecken.«

Wir waren jetzt bei den vier Häuptlingsgräbern angelangt und stiegen von den Pferden. Während diese tranken und die Reiter hin und her gingen, um ihre von dem langen Ritte steif gewordenen Glieder in Bewegung zu bringen, unterwarf ich die Oertlichkeit einer genauen Prüfung mit den Augen.

Ich hatte nämlich die Absicht, mich in das Lager der Roten zu schleichen und Dschafar herauszuholen. Ob da List und Gewandtheit allein ausreichend waren, das konnte ich nicht wissen; ich war aber fest entschlossen, nötigenfalls auch Gewalt zu brauchen und mich meiner Waffen zu bedienen. Die Mithilfe meiner Gefährten war gleich von vorn herein vollständig ausgeschlossen; ich wollte mir das Spiel nicht abermals verderben lassen.

 

Daß es mir gelingen werde, mich an- und zu dem Gefangenen zu schleichen, bezweifelte ich nicht; die Roten vermuteten uns gar nicht hier in der Nähe, und wenn sie ja Wachen aufstellten, so war die Aufmerksamkeit derselben sehr wahrscheinlich nur nach außen, das heißt hinaus auf die Savanne gerichtet, weil sie annehmen mußten, daß eine etwaige Störung nur von dorther kommen könne. Denn auf der andern Seite war, wie bereits früher erwähnt, der Platz von einem Halbkreise steil aufragender Felsen eingefaßt, welche wenigstens für die Nachtzeit unzugänglich zu sein schienen. Ich zog dabei mit in Betracht, daß die Indianer als Prairievolk keine guten Kletterer sind und also diese Felswände für unpassierbar halten konnten, während ich vielleicht eine Stelle fand, an welcher es möglich war, von oben herunterzukommen. Diesen Weg mußte ich einschlagen; von der Savanne her durfte ich mich nicht nähern.

Bald fand ich auch, was ich suchte. Grad da, wo bei meinem letzten Hiersein im Hintergrunde die Gefangenen gelegen hatten, war der Fels höchstens zwanzig Fuß hoch und trat dann soweit zurück, daß eine breite Stufe, oder nenne ich es Altan, gebildet wurde, auf welcher einige ziemlich starke Bäume standen. Ueber diesem Altane bestand an dieser Stelle die Bergwand nicht aus Felsen, sondern aus fruchtbarer Erde, welche Bäume und Sträucher trug. Sie ging zwar auch ziemlich steil in die Höhe, doch sah ich, daß es selbst in der Nacht keine allzu schwierige Aufgabe war, da hinauf- oder herunterzuklettern. Der Holzwuchs bot für die Hände Anhalt mehr als genug. Befand man sich einmal auf dem Altane, so konnte man dort an einen der Bäume einen Lasso befestigen und sich an demselben vollends herunterlassen.

Als die Pferde getränkt waren, stiegen wir wieder auf und ritten fort, am Fuße der Höhen hin, bis wir eine Stelle fanden, welche sich ganz ausgezeichnet zu einem Versteck eignete.

»Ich lasse Euch hier, Mesch‘schurs,« sagte ich, »und vertraue Euch mein Pferd und meine Waffen an. Geht ja nicht fort von diesem Orte! Ich erwarte ganz bestimmt, daß Ihr wenigstens diesesmal das, was ich sage, achtet! Wenn Ihr das nicht thut, so ist‘s um Mr. Dschafar gewiß geschehen.«

»Ihr wollt fort?« fragte Jim besorgt.

»Ja.«

»Wohin?«

»Ich will mir eine Stelle suchen, wo ich die Roten, wenn sie kommen, beobachten kann.«

Ich verschwieg ihm mein Vorhaben, weil ich sonst gewärtig sein mußte, wieder einen dummen Streich gespielt zu bekommen. Er bemerkte auch sofort:

»Da können wir doch auch mitgehen!«

»So! Kaum habe ich meine Warnung ausgesprochen, so wollt Ihr mir schon wieder quer über den Weg! Wird es Euch denn gar so sehr schwer, einmal zu thun, um was ich Euch bitte?«

Da holte Tim Snuffle tief Atem, als ob er eine große und lange Redeanstrengung beabsichtige, und sagte:

»Habt keine Angst, Sir! Jim wird diesmal dableiben müssen!«

»Wollt Ihr mir das versprechen?«

»Yes.«

»Und ihn zurückhalten, wenn er fort will?«

»Yes.«

»Auch kein anderer darf fort!«

»Well! Wer ausreißen will, bekommt mein Messer zwischen die Rippen. Ich heiße Tim Snuffle und halte Wort!«

Er holte nach dieser großen Leistung wieder sehr tief Atem und schlug, um seiner Drohung Nachdruck zu geben, mit der Hand an die Stelle, wo sein Messer im Gürtel steckte.

»Habt Dank, alter Tim! Das war einmal vernünftig gesprochen. Ich hoffe, daß dieser Euer guter Vorsatz bis zu meiner Rückkehr nicht ins Wanken kommt!«

»Wann wird das sein?«

»Vielleicht schon in der Nacht, spätestens aber kurz nach Tagesanbruch.«

»Ist verteufelt lange!«

»Kann nicht dafür. Also Ihr verlaßt diese Stelle nicht, es mag geschehen, was da will! Ich bitte Euch, Euer Gewissen nicht durch eine Nachlässigkeit zu beschweren, welche die schlimmsten Folgen haben kann. Es handelt sich nicht nur um Mr. Dschafar, sondern jedenfalls auch um mein Leben!«

Da versprachen auch die andern, mir zu gehorchen, und ich ging in der Ueberzeugung fort, daß heut von ihrer Seite keine Störung zu erwarten sei. Den Lasso nahm ich natürlich mit und steckte auch mehrere feste Riemen ein.

Es war für mein Vorhaben gar nicht zu früh, denn die Sonne verschwand soeben und ich hatte mich zu sputen, wenn ich noch vor dem Einbruch der völligen Dunkelheit auf den Felsenaltan kommen wollte.

Ich wendete mich wieder den Häuptlingsgräbern zu, ging aber nicht ganz bis zu ihnen, sondern nur bis in ihre Nähe, wo das Terrain mir erlaubte, emporzusteigen. Auf halber Höhe angekommen, nahm ich die Richtung nach dem über den Gräbern liegenden Hange und kletterte an demselben wieder nieder. Von unten aus hatte das viel schwieriger ausgesehen, als es in Wirklichkeit war. Wenn ich mich in acht nahm, konnte ich den Rückweg auch in der Nacht vornehmen, ohne einen Unfall zu befürchten. Als ich den Felsenaltan erreichte, gab es grad noch so viel Helligkeit, daß ich den unter mir liegenden Thalboden noch erkennen konnte. Ich untersuchte die Bäume. Sie waren für mein Vorhaben fest genug eingewurzelt, und ich band das eine Ende meines Lasso an den stärksten von ihnen. Dann legte ich mich nieder.

Trotz der Ueberzeugung, welche ich hegte, lag es doch im Bereiche der Möglichkeit, daß meine Berechnung sich als falsch erwies. Was konnte nicht alles geschehen sein, was die Comantschen hinderte, hierher zu kommen, oder mir es unmöglich machte, mein Vorhaben auszuführen! Aber ich befand mich in jenem Gefühle der Sicherheit, welches mich noch niemals getäuscht hatte.

Stunde um Stunde verging, und mit ihnen wurden die Sterne heller. Nach dem Stande derselben war es ziemlich Mitternacht, als endlich von weitem her ein Geräusch an mein Ohr schlug. Ich lauschte. Waren sie es? Das Geräusch kam näher; es war Hufschlag, Hufschlag vieler Pferde im weichen Savannenboden. Ja, sie waren es!

Bald hörte ich auch schon ihre Stimmen, und dann waren sie da, stiegen von den Pferden und brannten mehrere Feuer an. Bei dem Scheine derselben konnte ich meine Beobachtungen machen.

Diese Leute fühlten sich so sicher, daß es ihnen gar nicht einfiel, die Oertlichkeit erst abzusuchen. Die Pferde wurden erst getränkt und dann ein Stück fortgetrieben, wo sie sich zerstreuen und weiden und zugleich als Wachen dienen konnten, um die Annäherung eines fremden Wesens durch Unruhe und Schnauben zu verraten. Dann gruppierten sich die Indsmen um die Feuer, von denen bald ein kräftiger Bratengeruch zu mir heraufstieg. Sie waren also unterwegs auf Wild getroffen.

Den Gefangenen sah ich auch; er war gefesselt und befand sich zu meinem Leidwesen nicht in meiner Nähe, sondern war nach dem Feuer geschafft worden, welches am entferntesten von mir brannte. Desto näher war mir der Häuptling, denn er hockte an dem Feuer, welches als das erste seitwärts unter mir brannte.

Die Indsmen waren ermüdet, denn ihr Ritt war weiter als der unserige und fast ebenso anstrengend gewesen. Sie verhielten sich darum still, und es war anzunehmen, daß sie sich nach dem Essen sogleich schlafen legen würden. Dies geschah auch wirklich. Der Häuptling gab seine Befehle, verteilte die Wachen und zog sich von dem Feuer nach dem Fuße des Felsens zurück, wo er sich ganz abgesondert von seinen Leuten niederlegte und in seine Decke hüllte.

Meine Aufmerksamkeit war natürlich am gespann- testen auf den Gefangenen gerichtet, und da mußte ich leider einsehen, daß mein Vorhaben sehr schwierig auszuführen war. Alle Feuer verlöschten; das seinige aber wurde weiter unterhalten, und es saßen zwei Wächter bei ihm, welche sich nicht niederlegten. Die Wachen hatten sich entfernt; es waren ihrer drei; sie sollten jedenfalls zugleich die Pferde beaufsichtigen und postierten sich wohl so, daß sie den Lagerplatz nach der Savanne hin absperrten.

Ich hatte Dschafar heimlich herausholen wollen. Unter mir war es dunkel; es war also möglich, an dem Lasso unbemerkt hinabzukommen, aber dann! Die beiden Wächter mußten mich unbedingt kommen sehen, wenn ich mich dem Feuer näherte. Und wenn mich da ein rascher Sprung zu ihnen brachte und ich sie niederschlagen konnte, Zeit zum Schreien fanden sie doch. Blieb mir aber so viel Zeit, Dschafars Fesseln zu lösen? Und wie wollte ich mit ihm fort? Hinaus auf die Savanne? Da standen ja die Posten! Oder am Lasso hinauf? Selbst wenn Dschafar gut klettern konnte, was ich aber bezweifelte, kamen die Roten gewiß alle über uns, ehe es nur dem ersten von uns beiden möglich war, die Felsenplatte zu erreichen. Ich war also gezwungen, meinen Plan aufzugeben, wenn ich nicht mich und ihn der größten Gefahr aussetzen wollte.