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Durchs wilde Kurdistan

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»Gehe genau hinter mir, daß unsere Personen eine einzige Linie bilden!«

Ich hatte nur Jacke und Hose an, beide dunkel; auf dem Kopfe trug ich den Tarbusch, von dem ich das Turbantuch abgewunden hatte. So war ich nicht so leicht vom dunklen Boden zu unterscheiden. Mit Halef war ganz dasselbe der Fall.

Lautlos glitten wir weiter. Da vernahmen wir das Geräusch knackender Aeste. Wir legten uns nun auf die Erde nieder und krochen langsam vorwärts. Das Knacken und Brechen wurde lauter.

»Man sammelt Aeste, vielleicht gar, um ein Feuer zu machen.«

»Gut für uns, Sihdi!« flüsterte Halef.

Bald erreichten wir den hinteren Rand des Gehölzes. Das Schnauben von Tieren und Männerstimmen wurden hörbar. Wir lagen soeben hart neben einem dichten Buschwerke. Ich deutete auf dasselbe und sagte leise:

»Verbirg dich hier, und erwarte mich, Halef.«

»Herr, ich verlasse dich nicht; ich folge dir!«

»Du würdest mich verraten. Das unhörbare Schleichen ist in einem Walde schwieriger als auf offenem Felde. Ich habe dich nur mitgenommen, um mir den Rückzug zu decken. Du bleibst liegen, selbst wenn du schießen hörst. Wenn ich dich rufe, so kommst du so schnell wie möglich.«

»Und wenn du weder kommst noch rufest?«

»So schleichst du dich nach einer halben Stunde vorwärts, um zu sehen, was mit mir geschehen ist.«

»Sihdi, wenn sie dich töten, so schlage ich alle tot!«

Diese Versicherung hörte ich noch, dann war ich fort; aber noch hatte ich mich nicht sehr weit von ihm entfernt, so hörte ich eine laute, befehlende Stimme rufen:

»Et atesch – brenne an, mache Feuer!«

Diese Stimme kam aus einer Entfernung von vielleicht hundert Fuß. Ich konnte also unbesorgt weiter kriechen. Da vernahm ich das Prasseln einer Flamme und bemerkte zugleich einen lichten Schein, der sich zwischen den Bäumen fast bis zu mir verbreitete. Das erschwerte mir natürlich mein Vorhaben bedeutend.

»Taschlar atesch tschewresinde – lege Steine um das Feuer!« befahl dieselbe Stimme.

Diesem Befehle wurde jedenfalls sofort Folge geleistet, denn der lichte Schein verschwand, so daß ich nun besser vorwärts konnte. Ich schlich mich von einem Stamme zum andern und wartete hinter einem jeden, bis ich mich überzeugt hatte, daß ich nicht bemerkt worden sei. Glücklicherweise war diese Vorsicht überflüssig; ich befand mich nicht in den Urwäldern Amerikas, und die guten Leute, welche ich vor mir hatte, schienen nicht die mindeste Ahnung zu haben, daß es irgend einem Menschenkinde einfallen könne, sie zu belauschen.

So avancierte ich immer weiter, bis ich einen Baum erreichte, dessen Wurzeln so zahlreiche Schößlinge getrieben hatten, daß ich hinter denselben ein recht leidliches Versteck zu finden hoffte. Wünschenswert war dies besonders deshalb, weil ganz in der Nähe des Baumes zwei Männer saßen, auf die ich es abgesehen hatte, zwei türkische Offiziere.

Mit einiger Vorsicht gelang es mir, mich hinter den Schößlingen häuslich niederzulassen, und nun konnte ich die Szene vollständig überblicken.

Draußen vor dem kleinen Gehölze standen – vier Gebirgskanonen oder vielmehr zwei Kanonen und zwei Haubitzen, und am Saume des Gehölzes waren ungefähr zwanzig Maultiere angebunden, die zum Transporte dieser Geschütze erforderlich gewesen waren. Man braucht zu einem Geschütze gewöhnlich vier bis fünf Maultiere; eins muß das Rohr, eins die Lafette und zwei bis vier müssen die Munitionskästen tragen.

Die Kanoniere hatten es sich bequem gemacht; sie lagen auf dem Boden ausgestreckt und plauderten leise miteinander. Die beiden Offiziere aber wünschten Kaffee zu trinken und ihren Tschibuk zu rauchen; darum war ein Feuer gemacht worden, über welchem ein kleiner Kessel auf zwei Steinen stand. Der eine der beiden Helden war ein Hauptmann und der andere ein Leutnant. Der Hauptmann hatte ein recht biederes Aussehen; er kam mir gerade so vor, als sei er eigentlich ein urgemütlicher, dicker, deutscher Bäckermeister, der auf einem Liebhabertheater den wilden Türken spielen soll und sich dazu für anderthalbe Mark vom Maskenverleiher das Kostüm geliehen hat. Mit dem Leutnant war es ganz ähnlich. Just so wie er mußte eine sechzigjährige Kaffeeschwester aussehen, die auf den unbegreiflichen Backfischgedanken geraten ist, in Pumphosen und Osmanly-Jacke auf die Redoute zu gehen. Es war mir ganz so, als müsse ich jetzt hinter dem Baume hervortreten und sie überraschen mit den geflügelten Worten:

»Schön guten Abend, Meister Mehlhuber; ‚pfehle mich, Fräulein Lattenstengel; ‚was Neues? Danke, danke, werde so frei sein!«

Freilich waren die Worte, welche ich zu hören bekam, etwas weniger gemütlich. Ich lag ihnen so nahe, daß ich alles hören konnte.

»Unsere Kanonen sind gut!« brummte der Hauptmann.

»Sehr gut!« flötete der Leutnant.

»Wir werden schießen, alles niederschießen!«

»Alles!« ertönte das Echo.

»Wir werden Beute machen!«

»Viel Beute!«

»Wir werden tapfer sein!«

»Sehr tapfer!«

»Wir werden befördert werden!«

»Hoch, äußerst hoch!«

»Dann rauchen wir Tabak aus Persien!«

»Tabak aus Schiras!«

»Und trinken Kaffee aus Arabien!«

»Kaffee aus Mokka!«

»Die Dschesidi müssen alle sterben!«

»Alle!«

»Die Bösewichter!«

»Die Buben!«

»Die Unreinen, die Unverschämten!«

»Die Hunde!«

»Wir werden sie töten!«

»Morgen früh gleich!«

»Natürlich, das versteht sich!«

Ich hatte nun genug gesehen und gehört; darum zog ich mich zurück, erst langsam und vorsichtig, dann aber rascher. Ich erhob mich dabei sogar von der Erde, worüber Halef sich nicht wenig wunderte, als ich bei ihm ankam.

»Wer ist es, Sihdi?«

»Artilleristen. Komm; wir haben keine Zeit!«

»Gehen wir aufrecht?«

»Ja.«

Wir erreichten bald unsere Pferde, stiegen auf und kehrten zurück. Die Strecke nach Scheik Adi wurde jetzt natürlich viel schneller zurückgelegt, als vorhin. Wir fanden dort noch dasselbe rege Leben.

Ich hörte, daß Ali Bey sich beim Heiligtum befinde, und traf ihn mit dem Mir Scheik Khan in dem inneren Hofe desselben. Er kam mir erwartungsvoll entgegen und führte mich zum Khan.

»Was hast du gesehen?« fragte er. »Kanonen!«

»Oh!« machte er erschrocken. »Wie viele?«

»Vier kleine Gebirgskanonen.«

»Welchen Zweck haben sie?«

»Scheik Adi soll damit zusammen geschossen werden. Während die Infanteristen von Baadri und Kaloni angreifen, soll die Artillerie jedenfalls da unten am Wasser spielen. Der Plan ist nicht schlecht, denn von dort aus läßt sich das ganze Tal bestreichen. Es handelte sich nur darum, die Geschütze unbemerkt über die Höhen zu bringen; dies ist gelungen; man hat sich der Maultiere bedient, mit deren Hilfe die Kanonen in einer Stunde von dem Lagerplatze aus bis nach Scheik Adi gebracht werden können.«

»Was tun wir, Emir?«

»Gib mir sofort sechzig Reiter mit und einige Laternen, so siehst du binnen zwei Stunden die Geschütze mit ihrer Bedienung hier in Scheik Adi!«

»Gefangen?«

»Gefangen!«

»Herr, ich gebe dir hundert Reiter!«

»Nun wohl, gib mir sofort achtzig, und sage ihnen, daß ich sie unten am Wasser erwarte.«

Ich ging und traf Halef und Selek noch bei den Pferden.

»Was wird Ali Bey tun?« fragte Halef.

»Nichts. Wir selbst werden tun, was getan werden soll.«

»Was ist das, Sihdi? Du lachst! Herr, ich kenne dein Gesicht; wir holen die Kanonen?«

»Allerdings! Ich möchte aber die Kanonen haben, ohne daß Blut vergossen wird, und darum nehmen wir achtzig Reiter mit.«

Wir ritten dem Ausgange des Tales zu, wo wir nicht lange warten durften, bis die achtzig kamen.

Ich sandte Selek mit zehn Mann voran und folgte mit den andern eine Strecke hinter ihnen. Wir erreichten, ohne einen Feind zu sehen, die Anhöhe, auf der Selek vorhin auf uns gewartet hatte, und stiegen ab. Zunächst sandte ich einige Leute aus, welche für unsere eigene Sicherheit zu wachen hatten; dann ließ ich zehn Mann bei den Pferden zurück und gebot ihnen, den Platz ohne meinen Befehl nicht zu verlassen, und nun schlichen wir andern auf das Wäldchen zu. In passender Entfernung vor demselben angekommen, wurde Halt gemacht, und ich ging allein vorwärts. Wie vorher gelangte ich auch diesmal ohne Hindernis zu dem Baume, unter dem ich bereits gelegen hatte. Die Türken lagen in einzelnen Gruppen beisammen und plauderten. Ich hatte gehofft, daß sie schliefen. Die militärische Wachsamkeit und die Erwartung des bevorstehenden Kampfes ließen sie jedoch nicht schlafen. Ich zählte mit den Unteroffizieren und den beiden Offizieren vierunddreißig Mann und kehrte zu den Meinen zurück.

»Hadschi Halef und Selek, geht und holt eure Pferde! Ihr reitet einen Bogen und kommt an der andern Seite des Wäldchens vorüber. Man wird euch anhalten. Ihr sagt, daß ihr euch verirrt habt und zu dem Feste nach Scheik Adi kommen wollt. Ihr werdet so die Aufmerksamkeit der Osmanly von uns ab und auf euch lenken. Das übrige ist unsere Sache. Geht!«

Die übrigen ließ ich zwei lange, hintereinander stehende Reihen bilden, die den Zweck hatten, das Gehölz von drei Seiten zu umfassen. Ich gab ihnen die nötige Anweisung, worauf wir uns zu Boden legten und vorwärts krochen.

Natürlich kam ich am schnellsten voran. Ich hatte meinen Baum wohl bereits seit zwei Minuten erreicht, als laute Hufschläge erschallten. Das Feuer brannte noch immer; darum war es mir möglich, die ganze Szene leidlich zu überblicken. Die beiden Offiziere hatten wahrscheinlich während der ganzen Zeit meiner Abwesenheit geraucht und Kaffee getrunken.

»Scheik Adi ist ein böses Nest!« hörte ich den Hauptmann sagen.

»Ganz bös!« antwortete der Leutnant.

»Die Leute beten dort den Teufel an!«

»Den Teufel; Allah zerhacke und zerquetsche sie!«

»Das werden wir tun!«

»Ja, wir werden sie zerreißen!«

 

»Ganz und gar!«

Bis hierher konnte ich die Unterhaltung vernehmen, dann aber hörte man das erwähnte Pferdegetrappel. Der Leutnant hob den Kopf empor.

»Man kommt!« sagte er.

Auch der Hauptmann lauschte.

»Wer mag das sein?« fragte er.

»Es sind zwei Reiter; ich höre es.«

Sie erhoben sich, und die Soldaten taten dasselbe. In dem Scheine, den das Feuer hinauswarf, wurden Halef und Selek sichtbar. Der Hauptmann trat ihnen entgegen und zog seinen Säbel.

»Halt! Wer seid ihr?« rief er sie an.

Sie waren sofort von den Türken umringt. Mein kleiner Halef betrachtete sich die Offiziere vom Pferde herunter mit einer Miene, welche mich erraten ließ, daß sie auf ihn den gleichen Eindruck machten, den sie auch auf mich hervorgebracht hatten.

»Wer ihr seid, habe ich gefragt!« wiederholte der Hauptmann.

»Leute!« antwortete Halef.

»Was für Leute?«

»Männer!«

»Was für Männer?«

»Reitende Männer!«

»Der Teufel verschlinge euch! Antwortet besser, sonst erhaltet ihr die Bastonnade! Also wer seid ihr?«

»Wir sind Dschesidi,« antwortete jetzt Selek mit kleinlauter Stimme.

»Dschesidi? Ah! Woher?«

»Aus Mekka.«

»Aus Mekka? Allah il Allah! Gibt es dort auch Teufelsanbeter?«

»Grad fünfmalhunderttausend.«

»So viele! Allah kerihm; er läßt viel Unkraut unter dem Weizen wachsen! – Wohin wollt ihr?«

»Nach Scheik Adi.«

»Ah, habe ich euch? Was wollt ihr dort?«

»Es wird dort ein großes Fest gefeiert.«

»Ich weiß es. Ihr tanzt und singt mit dem Teufel und betet dabei einen Hahn an, der durch das Feuer der Dschehennah ausgebrütet worden ist. Steigt ab! Ihr seid meine Gefangenen!«

»Gefangen? Was haben wir getan?«

»Ihr seid Söhne des Teufels. Ihr müßt geprügelt werden, bis euer Vater von euch gewichen ist. Herunter von den Pferden!«

Er griff selbst zu, und die beiden Männer wurden förmlich von den Pferden heruntergezogen.

»Gebt eure Waffen her!«

Ich wußte, Halef würde das nie tun, selbst unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht. Er sah suchend nach dem Feuer hin, und so hob ich den Kopf so weit empor, daß er mich erblickte. Nun wußte er, daß er sicher sein könne. Aus dem vielen leisen Rascheln hinter mir hatte ich bereits erkannt, daß die Meinen das Lager vollständig umschlossen hatten.

»Unsere Waffen?« fragte Halef. »Höre, Jüs Baschi, erlaube, daß wir dir etwas sagen!«

»Was?«

»Das können wir nur dir und dem Mülasim mitteilen.«

»Ich mag nichts von euch erfahren!«

»Es ist aber wichtig, sehr wichtig!«

»Was betrifft es?«

»Höre!«

Er flüsterte ihm einige Worte in das Ohr, welche den augenblicklichen Erfolg hatten, daß der Hauptmann einen Schritt zurücktrat und den Sprecher mit einer gewissen achtungsvollen Miene musterte. Später erfuhr ich, daß der schlaue Halef geflüstert hatte: »Euern Geldbeutel betrifft es!«

»Ist das wahr?« fragte der Offizier.

»Es ist wahr!«

»Wirst du darüber schweigen?«

»Wie das Grab!«

»Schwöre es mir!«

»Wie soll ich schwören?«

»Bei Allah und dem Barte des – – doch nein, ihr seid ja Dschesidi. So schwöre es mir beim Teufel, den ihr anbetet!«

»Nun wohl! Der Teufel weiß es, daß ich nachher nichts sagen werde!«

»Aber er wird dich zerreißen, wenn du die Unwahrheit sagst! Komm, Mülasim; kommt, ihr beiden!«

Die vier Männer traten zum Feuer herbei; ich konnte jedes ihrer Worte vernehmen.

»Nun, so rede!« gebot der Hauptmann.

»Laß uns frei! Wir werden dich bezahlen.«

»Habt ihr Geld?«

»Wir haben Geld.«

»Wißt ihr es nicht, daß dieses Geld bereits mir gehört? Alles, was ihr bei euch führt, ist unser.«

»Du wirst es nie finden. Wir kommen von Mekka her, und wer eine solche Reise macht, der weiß sein Geld zu verbergen.«

»Ich werde es finden!«

»Du wirst es nicht finden, selbst wenn du uns tötest und alles ganz genau durchsuchen lässest. Die Teufelsanbeter haben sehr gute Mittel, ihr Geld unsichtbar zu machen.«

»Allah ist allwissend!«

»Aber du bist nicht Allah!«

»Ich darf euch nicht freilassen.«

»Warum?«

»Ihr würdet uns verraten.«

»Verraten? Wie so?«

»Seht ihr nicht, daß wir hier sind, um einen Kriegszug zu unternehmen?«

»Wir werden dich nicht verraten.«

»Aber ihr wollt nach Scheik Adi gehen!«

»Sollen wir nicht?«

»Nein.«

»So sende uns, wohin es dir beliebt!«

»Wolltet ihr nach Baaweiza gehen und dort zwei Tage warten?«

»Wir wollen es.«

»Wie viel wollt ihr uns für eure Freiheit zahlen?«

»Wie viel verlangst du?«

»Fünfzehntausend Piaster[6] für jeden.«

»Herr, wir sind sehr arme Pilger. So viel haben wir nicht bei uns!«

»Wie viel habt ihr?«

»Fünfhundert Piaster können wir dir vielleicht geben.«

»Fünfhundert? Kerl, ihr wollt uns betrügen!«

»Vielleicht bringen wir auch sechshundert zusammen.«

»Ihr gebt zwölftausend Piaster und keinen Para weniger. Das schwöre ich euch bei Mohammed. Und wollt ihr nicht, so lasse ich euch so lange prügeln, bis ihr sie gebt. Ihr habt gesagt, daß ihr Mittel besitzt, euer Geld unsichtbar zu machen; ihr habt also viel bei euch, und ich habe das Mittel, eure Piaster wieder sichtbar zu machen!«

Halef tat, als erschrecke er.

»Herr, tust du es wirklich nicht billiger?«

»Nein.«

»So müssen wir es dir geben!«

»Ihr Schurken, jetzt sehe ich, daß ihr viel Geld bei euch habt! Nun werdet ihr nicht für zwölftausend Piaster frei, sondern ihr müßt das geben, was ich zuerst verlangte, nämlich fünfzehntausend.«

»Verzeihe, Herr, das ist zu wenig!«

Der Hauptmann sah den kleinen Hadschi Halef ganz erstaunt an.

»Wie meinst du das, Kerl?«

»Ich meine, daß ein jeder von uns mehr wert ist, als fünfzehntausend Piaster. Erlaube, daß wir dir fünfzigtausend geben!«

»Mensch, bist du verrückt?«

»Oder hunderttausend!«

Der Bäckermeister-Jüs Baschi blies ganz ratlos die Backen auf, blickte dem Leutnant in das hagere Gesicht und fragte ihn:

»Leutnant, was sagst du?«

Dieser hatte den Mund offen und gestand freimütig:

»Nichts, ganz und gar nichts! «

»Ich auch nichts! Diese Menschen müssen ungeheuer reich sein!«

Dann wandte er sich wieder zu Halef:

»Wo habt ihr das Geld?«

»Mußt du es wissen?«

»Ja.«

»Wir haben einen bei uns, der für uns bezahlt. Du kannst ihn aber nicht sehen.«

»Allah beschütze uns! Du meinst den Teufel!«

»Soll er kommen?«

»Nein, nein, niemals! Ich bin kein Dschesidi, ich verstehe nicht, mit ihm zu reden! Ich würde tot sein vor Schreck!«

»Du wirst nicht erschrecken, denn dieser Scheïtan kommt in der Gestalt eines Menschen. Da ist er schon!«

Ich hatte mich hinter dem Baume erhoben, und mit zwei schnellen Schritten stand ich vor den beiden Offizieren. Sie fuhren entsetzt auseinander, der eine nach rechts und der andere nach links. Da ihnen aber meine Gestalt doch nicht ganz und gar schrecklich vorkommen mochte, so blieben sie stehen und starrten mich wortlos an.

»Jüs Baschi,« redete ich sie an, »ich habe alles gehört, was ihr heute abend gesprochen habt. Ihr sagtet, Scheik Adi sei ein böses Nest!«

Ein schwerer Atemzug erscholl als einzige Antwort.

»Ihr sagtet, Allah möge dort die Leute zerhacken und zerquetschen.«

»Oh, oh!« ertönte es.

»Ihr sagtet ferner, ihr wolltet die Bösewichter, die Buben, die Unreinen, die Unverschämten, die Hunde niederschießen und große Beute machen!«

Der Mülasim war halb tot vor Angst, und der Jüs Baschi konnte nichts als stöhnen.

»Ihr wolltet dann befördert werden und Tabak aus Schiras rauchen!«

»Er weiß alles!« brachte der dicke Hauptmann angstvoll hervor.

»Ja, ich weiß alles. Ich werde euch befördern. Weißt du, wohin?«

Er schüttelte den Kopf.

»Nach Scheik Adi, zu den Unreinen und Unverschämten, die ihr töten wolltet. Jetzt sage ich zu euch das, was ihr vorhin zu diesen beiden Männern sagtet: Ihr seid meine Gefangenen!«

Die Soldaten konnten sich den Vorgang nicht erklären; sie standen in einem dichten Knäuel beisammen. Der Wink, den ich bei meinen letzten Worten gab, genügte. Die Dschesidi brachen hervor und umringten sie. Nicht ein einziger dachte daran, Widerstand zu leisten. Alle waren ganz verblüfft. Die Offiziere aber ahnten nun doch den wahren Sachverhalt und griffen in den Gürtel.

»Halt, keine Gegenwehr!« ermahnte ich sie, indem ich den Revolver zog. »Wer zur Waffe greift, wird augenblicklich niedergeschossen!«

»Wer bist du?« fragte der Hauptmann.

Er schwitzte förmlich. Der brave Fallstaff dauerte mich einigermaßen, und die Don Quixote-Gestalt neben ihm gleichfalls. Um ihre Beförderung war es nun geschehen.

»Ich bin euer Freund und wünsche deshalb, daß ihr nicht von den Dschesidi niedergeschossen werdet. Gebt eure Waffen ab!«

»Aber wir brauchen sie doch!«

»Wozu?«

»Wir müssen damit die Geschütze verteidigen!«

Dieser beispiellosen Naivität war nicht zu widerstehen, ich mußte laut auflachen. Dann beruhigte ich sie:

»Seid ohne Sorgen; wir werden die Kanonen behüten!«

Es ward zwar noch einiges hin und her gesprochen, dann aber streckten sie doch die Waffen.

»Was werdet ihr mit uns tun?« fragte jetzt der besorgte Jüs Baschi.

»Das kommt ganz auf euer Verhalten an. Vielleicht werdet ihr getötet, vielleicht aber auch erlangt ihr Gnade, wenn ihr gehorsam seid.«

»Was sollen wir tun?«

»Zunächst meine Fragen der Wahrheit gemäß beantworten.«

»Frage!«

»Kommen noch mehr Truppen hinter euch?«

»Nein.«

»Ihr seid wirklich die einzigen hier?«

»Ja.«

»So ist der Miralai Omar Amed ein sehr unfähiger Mensch. In Scheik Adi halten mehrere tausend Bewaffnete, und hier schickt er dreißig Männer mit vier Kanonen gegen sie. Er mußte euch wenigstens einen Alai Emini mit zweihundert Mann Infanterie als Bedeckung mitgeben. Dieser Mann hat gemeint, die Dschesidi seien so leicht zu fangen und zu töten, wie die Fliegen. Welche Befehle hat er euch gegeben?«

»Wir sollen die Geschütze unbemerkt bis an das Wasser schaffen.«

»Und dann?«

»Und dann an demselben aufwärts gehen, bis eine halbe Stunde vor Scheik Adi.«

»Weiter!«

»Dort sollen wir warten, bis er uns einen Boten sendet. Darauf müssen wir bis zum Tale vorrücken und die Dschesidi mit Kugeln, Kartätschen und Granaten beschießen.«

»Das Vorrücken ist euch gestattet; ihr werdet sogar noch weiter kommen als nur bis zum Eingange des Tales. Das Schießen aber werden Andere übernehmen.«

Nun es einmal geschehen war, ergaben sich die Türken als echte Fatalisten ganz ruhig in ihr Schicksal. Sie mußten zusammentreten und wurden von den Dschesidi eskortiert. Die Geschützstücke waren auf die Maultiere geladen worden und folgten unter Bedeckung. Natürlich machten wir uns wieder beritten, als wir bei den Pferden ankamen.

Eine halbe Stunde vor dem Tale von Scheik Adi ließ ich die Kanonen unter dem Schutze von zwanzig Mann zurück. Es geschah dies um des Boten willen, welcher von dem Miralai erwartet wurde.

Gleich an dem Eingange zum Tale trafen wir auf eine bedeutende Menschenmenge. Das Gerücht von unserer kleinen Expedition hatte sich sehr bald unter den Pilgern verbreitet, und man hatte sich hier versammelt, um das Ergebnis so bald wie möglich zu vernehmen. Infolgedessen war auch jedwedes Schießen im Tale eingestellt worden, sodaß nun eine tiefe Stille herrschte. Man wollte die Schüsse hören, falls es zwischen uns und den Türken zu einem ernstlichen Kampfe kommen sollte.

Der erste, welcher mir entgegenkam, war Ali Bey.

»Endlich kommst du,« rief er sichtlich erleichtert; dann setzte er besorgt hinzu: »aber ohne Kanonen! Und auch Leute fehlen!«

»Es fehlt kein Mann, und auch kein einziger ist verwundet.«

»Wo sind sie?«

»Bei Halef und Selek draußen bei den Geschützen, die ich zurückgelassen habe.«

»Warum?«

»Dieser Jüs Baschi hat mir erzählt, daß der Miralai an die Stelle, wo die Kanonen stehen, einen Boten senden werde. Sie sollen dann vorrücken und Scheik Adi mit Vollkugeln, Kartätschen und Granaten beschießen. Hast du Leute, welche ein Geschütz zu bedienen verstehen?«

»Genug!«

»So sende sie hinaus. Sie mögen mit den Türken die Kleidung wechseln, den Boten gefangen nehmen und dann sofort einen Schuß lösen. Dies wird für uns das sicherste Zeichen sein, daß der Feind nahe ist, und diesen selbst wird es zu einem übereilten Angriff verleiten. Was tust du mit den Gefangenen?«

 

»Ich schicke sie fort und lasse sie bewachen.«

»Im Tale Idiz?«

»Nein. Diesen Ort darf keiner sehen, der nicht ein Dschesidi ist. Aber es gibt eine kleine Schlucht, in der es möglich ist, die Gefangenen durch nur wenige Leute fest zuhalten. Komm!«

In seinem Hause erwartete mich ein sehr reichliches Nachtessen, wobei mich seine Frau bediente. Er selbst war nicht zugegen, denn er mußte die Umkleidung der Gefangenen beaufsichtigen, welche dann abgeführt wurden. Diejenigen, welche die Uniformen der Türken erhielten, waren geschulte Kanoniere und rückten bald ab, um sich zu den Geschützen zu begeben.

Die Sterne begannen bereits zu erbleichen, als Ali Bey zu mir kam.

»Bist du bereit, aufzubrechen, Emir?«

»Wohin?«

»Nach dem Tale Idiz.«

»Erlaube, daß ich hier bleibe!«

»Du willst mitkämpfen?«

»Nein.«

»Dich uns nur anschließen, um zu sehen, ob wir tapfer sind?«

»Ich werde mich euch auch nicht anschließen, sondern hier in Scheik Adi bleiben.«

»Herr, was denkst du!«

»Ich denke, daß dies das Richtige sein wird.«

»Man wird dich töten!«

»Nein. Ich stehe unter dem Schutze des Großherrn und des Mutessarif.«

»Aber du bist unser Freund; du hast die Artilleristen gefangen genommen; das wird dir das Leben kosten!«

»Wer wird das den Türken erzählen? Ich bleibe hier mit Halef und dem Baschi-Bozuk. So kann ich für euch vielleicht mehr tun, als wenn ich in euren Reihen kämpfe.«

»Du magst recht haben, Emir; aber wenn wir schießen, kannst auch du verwundet oder vielleicht gar getötet werden!«

»Das glaube ich nicht, denn ich werde mich hüten, mich euern Kugeln auszusetzen.«

Da öffnete sich die Türe, und ein Mann trat herein. Er gehörte zu den Posten, welche Ali Bey ausgestellt hatte.

»Herr,« meldete er ihm, »wir haben uns zurückgezogen, denn die Türken sind bereits in Baadri. In einer Stunde sind sie hier.«

»Kehre zurück, und sage den Deinen, daß sie immer in der Nähe der Türken bleiben, sich aber von ihnen nicht sehen lassen sollen!«

Wir gingen vor das Haus. Die Frauen und Kinder zogen an uns vorüber und verschwanden hinter dem Heiligtume. Da kam ein zweiter Bote atemlos gelaufen und meldete:

»Herr, die Türken haben Kaloni längst verlassen und marschieren durch die Wälder. In einer Stunde können sie hier sein.«

»Postiert euch jenseits des ersten Tales, und zieht euch, wenn sie kommen, zurück. Die Unserigen werden euch oben erwarten!«

Der Mann kehrte zurück, und der Bey entfernte sich auf einige Zeit. Ich stand am Hause und sah auf die Gestalten, die an mir vorüberzogen. Als die Frauen und Kinder vorbei waren, schlossen sich ihnen lange Reihen von Männern an, zu Fuße und zu Pferde; aber sie verschwanden nicht hinter dem Heiligtume, sondern erstiegen die nach Baadri und Kaloni gelegenen Höhen, um den Türken das Tal freizugeben. Es war ein eigentümliches Gefühl, das ich beim Anblick dieser dunklen Gestalten empfand. Ein Licht nach dem andern wurde ausgeblasen; eine Fackel nach der andern erlosch, und nur das Grabmal mit seinen beiden Türmen streckte seine flammende Doppelzunge noch immer zum Himmel empor. Ich war allein hier. Die Angehörigen des Bey waren fort; der Buluk Emini schlief droben auf der Plattform, und Halef war noch nicht zurück. Da aber hörte ich den Galopp eines Pferdes. Halef sprengte heran. Als er absaß, erdröhnten von unten herauf zwei starke, krachende Schläge.

»Was war das, Halef?«

»Die Bäume stürzen. Ali Bey hat befohlen, sie zu fällen, um unten das Tal zu schließen und die Kanonen gegen einen Angriff der Türken zu schützen.«

»Das ist klug gehandelt! Wo sind die andern von den zwanzig?«

»Sie mußten auf Befehl des Bey bei den Geschützen zurückbleiben, und er hat außerdem noch dreißig andere Männer zu ihrer Bedeckung beordert.«

»Also zusammen fünfzig Mann. Diese könnten schon einen Angriff aushalten.«

»Wo sind die Gefangenen?« fragte Halef.

»Bereits fort, unter Aufsicht.«

»Und diese Männer hier ziehen schon zum Kampfe?«

»Ja.«

»Und wir?«

»Bleiben hier zurück. Ich bin begierig, die Gesichter der Türken zu sehen, wenn sie bemerken, daß sie in die Falle geraten sind.«

Dieser Gedanke schien Halef zu befriedigen, sodaß er nicht über unser Hierbleiben murrte. Er mochte sich auch sagen, daß dieses Bleiben wohl gefährlicher sei, als der Anschluß an die Streiter.

»Wo ist Ifra?« fragte Halef noch.

»Er schläft auf der Plattform.«

»Er ist eine Schlafmütze, Sihdi, und darum wird ihm sein Hauptmann den Esel gegeben haben, welcher die ganze Nacht hindurch schreit. Weiß er bereits etwas von dem, was geschehen wird?«

»Ich glaube nicht. Er soll auch nicht wissen, wie weit wir dabei beteiligt waren; verstehst du?«

Da kam Ali Bey noch einmal zurück, um sein Pferd zu holen. Er machte mir noch allerlei Vorstellungen, die aber nichts fruchteten, und so war er gezwungen, mich zu verlassen. Er tat dies mit dem herzlichsten Wunsche, daß mir nichts Böses geschehen möge, und versicherte wiederholt, er würde alle fünfzehnhundert Türken niederschießen lassen, wenn ich von ihnen ein Leid erdulden müsse. Zuletzt bat er mich, das große weiße Tuch, das in der Stube hing, auf die Plattform des Hauses, die er von der Höhe ganz gut überblicken konnte, zu legen, zum Zeichen, daß ich mich wohl befinde. Sollte das Tuch fort genommen werden, so werde er schließen, daß ich mich in Gefahr befinde und sofort demgemäß handeln.

Nun stieg er auf und ritt davon, der letzte von all den Seinen.

Der Tag begann zu grauen; der Himmel lichtete sich, und wenn man zu ihm empor blickte, vermochte man bereits die einzelnen Aeste der Bäume zu unterscheiden. Droben an der gegenüberliegenden Talwand verhallten die Hufschläge von Ali Beys Pferd. Ich war nun, da auch mein Dolmetscher mich verlassen mußte, mit den beiden Dienern ganz allein in jenem viel besprochenen Tale eines geheimnisvollen und auch jetzt mir immer noch rätselhaften Kultus. Allein? Ganz allein? War es wirklich so, oder hörte ich nicht Schritte dort in dem kleinen El Schems geweihten Hause?

Eine lange, weiße Gestalt trat hervor und blickte sich um. Da sah sie mich und kam auf mich zu. Ein langer, schwarzer Bart hing ihr über die Brust herab, während das Haupthaar schneeweiß über den Rücken wallte. Es war Pir Kamek; ich erkannte ihn jetzt.

»Du noch hier?« fragte er, als er vor mir stand, mit beinahe harter Stimme. »Wann folgest du den andern nach?«

»Ich bleibe hier.«

»Du bleibst? Warum?«

»Weil ich euch hier mehr nützen kann, als auf andere Weise. «

»Das ist möglich, Emir; aber dennoch solltest du gehen!«

»Ich richte dieselbe Frage an dich: Wann gehest du den andern nach?«

»Ich bleibe.«

»Warum?«

»Hast du dort den Scheiterhaufen nicht gesehen?« antwortete er finster. »Er hält mich zurück.«

»Warum er?«

»Weil es nun an der Zeit ist, das Opfer zu bringen, wegen dessen ich ihn errichten ließ.«

»Die Türken werden dich ja stören!«

»Sie werden mir sogar das Opfer bringen, und ich werde heute den wichtigsten Tag meines Lebens feiern.«

Fast wollte es mir unheimlich werden bei dem Klange dieser hohlen Stimme. Ich überwand jedoch dieses Gefühl und fragte:

»Wolltest du nicht heute noch mit mir über dein Buch sprechen, welches mir Ali Bey geliehen hatte?«

»Kann es dir Freude machen und Nutzen bringen?«

»Gewiß!«

»Emir, ich bin ein armer Priester; nur dreierlei gehört mir: mein Leben, mein Kleid und das Buch, von dem du redest. Mein Leben bringe ich dem Reinen, dem Mächtigen, dem Erbarmenden zurück, der mir es geliehen hat; mein Kleid überlasse ich dem Elemente, in welchem auch mein Leib begraben wird, und das Buch schenke ich dir, damit dein Geist mit dem meinigen sprechen könne, wenn Zeiten, Länder, Meere und Welten uns von einander trennen.«

War dies nur eine blumige, orientalische Ausdrucksweise, oder sprach aus ihm wirklich die Ahnung eines nahen Todes? Es überlief mich ein Schauder, den ich nicht abschütteln konnte.

»Pir Kamek, deine Gabe ist groß; fast kann ich sie nicht annehmen!«

»Emir, ich liebe dich. Du wirst das Buch erhalten, und wenn dein Blick auf die Worte fällt, die meine Hand geschrieben hat, so denke an das letzte Wort, welches diese Hand schreiben wird in das Buch, darinnen verzeichnet steht die blutige Geschichte der Dschesidi, der Verachteten und Verfolgten.«

Ich konnte nicht anders, ich mußte ihn umarmen.

»Ich danke dir, Pir Kamek! Auch ich liebe dich, und wenn ich dein Buch öffne, so wird vor mich treten deine Gestalt, und ich werde hören alle Worte deines Mundes, die du zu mir gesprochen hast. Jetzt aber solltest du Scheik Adi verlassen, denn noch ist es nicht zu spät!«

»Sieh dort das Heiligtum, in welchem Der begraben liegt, welcher verfolgt und getötet wurde. Er ist nie geflohen. Steht nicht auch in deinem Kitab, daß man sich nicht fürchten soll vor jenen, die nur den Leib töten können? Ich bleibe hier, da ich weiß, daß die Osmanly mir nicht zu schaden vermögen. Und wenn sie mich töteten, was wäre es? Muß nicht der Tropfen empor steigen zur Sonne? Stirbt nicht El Schems, die Glänzende, täglich, um auch täglich wieder aufzuerstehen? Ist nicht der Tod der Eingang in eine lichtere, in eine reinere Welt? Hast du jemals gehört, daß ein Dschesidi von einem andern sagt, daß er gestorben sei? Er sagt nur, daß er verwandelt sei; denn es gibt weder Tod noch Grab, sondern Leben, nichts als Leben. Darum weiß ich auch, daß ich dich einst wiedersehen werde!«

6Dreitausend Mark ungefähr.