Erfolg lacht!

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Aus der Reihe: Dein Leben
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1. HUMOR
verändert Sie
Humor als Erfolgsstrategie im Privatleben


Ich stelle mir gerade vor, wie Sie dieses Buch in Händen halten, die rote Nase aus Eierkarton aufgesetzt haben und nun endlich wissen wollen, wie Humor Ihr Privatleben positiv verändern kann. Humor ist eine Erfolgsstrategie. Sie müssen sich nur trauen, sie anzuwenden. Mut gehört dazu. Hier kommt Ihre allererste Humorübung.

Übung 1

Setzen Sie die rote Nase ab sofort mehrmals am Tag auf. Zuerst einmal, wenn Sie alleine sind. Schauen Sie in den Spiegel und lächeln Sie sich an. Sie können auch verrückte Grimassen ziehen. Wenn Sie anfangen zu lächeln, zu schmunzeln oder zu lachen, wissen Sie, wie Humor funktioniert. Humor ist ansteckend!

Tragen Sie die rote Nase möglichst immer bei sich! Ich tue es auch! Wenn Sie sich ärgern, können Sie sie kurz berühren, ohne dass es jemand merkt. Das hilft ungemein. Wenn Sie zum Beispiel eine Verkäuferin unfreundlich abfertigt, denken Sie einfach: »Wenn du wüsstest, dass ich kurz davor bin, mir eine rote Clownsnase aufzusetzen. Dein Gesicht möchte ich sehen. Wer zuletzt lacht, lacht am besten.«

Das ist der erste Schritt. Bekanntlich beginnt jeder Weg mit dem ersten Schritt. Diesen Weg gehen wir gemeinsam. Während Sie lesen und die Tipps und Übungen ausprobieren, bin ich als Humorgeist ständig anwesend. Als Humorgeist im weißen Gewand mit roter Nase, versteht sich, der durch Ihr Privatleben weht.

Jeweils am Ende der drei großen Teile dieses Buches habe ich für Sie Platz reserviert. Hier können Sie rekapitulieren, wie Sie sich fühlten, als Sie Humor in Ihrem Privatleben angewandt haben. Welche Übungen Sie umgesetzt haben. Wie Ihre Mitmenschen auf Sie reagierten. Bei welcher Gelegenheit Sie mit Humor Erfolg hatten. Wann Sie sich stark fühlten.

Manchmal kann man nicht ändern, dass die Nachbarin zickig ist, der Kollege missgünstig und der Vorgesetzte cholerisch. Manchmal kann man sich nicht vor einer schlechten Erfahrung schützen. Manchmal muss man einen Schicksalsschlag hinnehmen. Aber Sie können ändern, wie Sie sich fühlen. Sie können ändern, wie Sie damit umgehen. Und nun kommt die Übung Nummer 2.

Übung 2

Setzen Sie sich Ihre rote Nase auf (es geht auch zur Not ohne rote Nase), reichen Sie sich die Hand, schütteln Sie sie und gratulieren Sie sich selbst aus voller Überzeugung dazu, dass Sie es so gut bis jetzt geschafft haben! Es muss gut gewesen sein, sonst hätten Sie dieses Buch nicht bis hierhin gelesen.

Und nun geben Sie sich noch mal die Hand darauf, dass Sie ab sofort Ihr Leben mit mehr Leichtigkeit, mehr Spaß, mehr Kreativität, mehr Freude, mehr Selbstvertrauen, mehr Erfolg – eben mit mehr Humor leben.

Sie haben soeben einen ernst zu nehmenden Vertrag mit sich selbst geschlossen. Glückwunsch!

Humor macht Spaß

Das Leben humorvoller zu betrachten bzw. Humorvolles im Leben zu betrachten, macht zuallererst einfach Spaß. Wenn Sie sich einmal dazu entschieden haben, werden Sie sofort mehr lachen. Wer lacht, hat mehr Freude im Leben. Freude und Lachen vermehren sich automatisch. Je mehr Sie lachen und sich freuen, desto mehr wollen Sie von diesem Gefühl haben. So werden Sie immer aktiver, um auf Lustiges, Komisches, Witziges in Ihrem Leben zu stoßen. Sie werden regelrecht danach graben. Und überall die Goldklümpchen des Humors finden.

Als Erstes sollten Sie sich vornehmen, in Ihrer unmittelbaren Umgebung, also zuhause, bei Freunden, bei der Arbeit, nach Situationen zu suchen, die komisch sind. Am Anfang fällt das noch ein bisschen schwer. Sie sind es ja nicht gewohnt. Fangen Sie einfach an. Es wird immer leichter. Glauben Sie mir, im Alltag wimmelt es nur so vor freiwilliger und unfreiwilliger Komik.

Ich habe zwei Semester in München studiert, bin aber dann nach Berlin gewechselt. Als ich beim Bäcker Semmeln bestellte, fragte mich die Verkäuferin: »Wie viel Gramm woll’n Se denn, junget Fräulein?« Der Begriff »Schrippe« für Brötchen war mir damals noch nicht geläufig.

Einer Bekannten gehört eine florierende Studentenkneipe. Eines Tages kaufte sie auf dem Markt eine Stiege Tomaten und wollte diese in ihre Kneipe tragen. Allerdings gelang es ihr nicht, die Straße zu überqueren. Die Bordsteinkanten waren so zugeparkt, dass sie mit ihrer Stiege nicht zwischen den Autos durchkam. Entnervt trat meine Freundin gegen den Reifen eines parkenden Autos. Sofort schoss die aufgebrachte Besitzerin um ihr Auto herum und beschimpfte sie aufs Heftigste. Meine Freundin wiederum sah es gar nicht ein, sich zu entschuldigen, und warf der Autofahrerin Ignoranz und Rücksichtslosigkeit vor, mit beiden Händen immer noch die Stiege Tomaten festhaltend. Plötzlich hatte die Dame den Wortwechsel satt, nahm eine Tomate, zerdrückte sie auf dem Kopf meiner Bekannten und ging. Bitte stellen Sie sich das vor: eine Frau, völlig sprachlos, die Hände wie festgetackert an einer Tomatenstiege, auf dem Kopf eine ebensolche, die ihr auf die Brille tropft. Wenn ich daran denke, könnte ich mich jedes Mal ausschütten vor Lachen.

Suchen Sie Komik in Ihrem Leben, dann wird die Komik Sie finden.


Unvergessen auch der sprachliche Lapsus eines Freundes. Er wollte seine Frau einfach nur bitten, ihm einen Waschlappen zu reichen. Und damit fing das Drama an. Ihm fiel nämlich das Wort für Waschlappen nicht ein. Es war weg. Vollständig aus seinem Gehirn verschwunden. Als wäre es nie da gewesen. Mit Händen Füßen und seltsamsten Beschreibungen versuchte nun mein Freund seiner Frau zu erklären, was er wollte. Die amüsierte sich über die vergeblichen Versuche köstlich, verstand aber partout nicht, was er wollte. Verzweifelt, mit Seife in den Augen, wütend auf sein sich vor Lachen krümmendes Ehegespons und seine Unfähigkeit, stieß er hervor: »Nun gib mir doch endlich den Haschpappel!« Wunderbar, oder?

Übung 3

Legen Sie ein Buch oder eine Datei an, das bzw. die Sie »Mein Humortagebuch« nennen. Dort schreiben Sie alle komischen Situationen, die Ihnen im Alltag begegnen, hinein. Sie werden bald eine stattliche Sammlung von Anekdoten besitzen, die Sie jederzeit bei einer Unterhaltung zum Besten geben können. Die Menschen um Sie herum werden Ihr Kommunikationstalent bewundern.

Sie können sich natürlich auch eine Witzesammlung anlegen. Just for fun. Gute Witze kann man immer gebrauchen.

Hier mein absoluter Lieblingswitz. Ich erzähle ihn auf allen Veranstaltungen. Achtung: Frauen mögen den Witz lieber als Männer!

Eine Frau kommt völlig begeistert von ihrer neuen Gynäkologin nach Hause. Sie erzählt ihrem Mann im Tonfalle echter Euphorie: »Also, die neue Gynäkologin ist so toll. Sie hat gesagt, ich hätte eine Haut wie eine 30-Jährige, ein Dekolleté wie eine 30-Jährige, Oberschenkel wie eine 30-Jährige … « Ihr Mann schaut von der Zeitung auf: » Und was hat sie über deinen 50-jährigen Arsch gesagt?« Seine Frau irritiert: »Wieso? Über dich haben wir gar nicht gesprochen.«

Ich würde diesen Witz jetzt vielleicht nicht in einem Meeting erzählen, bei dem die Mehrzahl der Anwesenden Männer sind. Meiner Erfahrung nach amüsieren sich Frauen aber köstlich darüber.

Auch Binsenweisheiten oder Sprichwörter eignen sich für eine Sammlung.

Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

Früher Vogel fängt den Wurm.

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

Sehr schön sind auch Nonsenssprüche.

Liegt der Bauer tot im Zimmer, lebt er nimmer.

Liegt die Bäuerin tot daneben, ist auch sie nicht mehr am Leben.

(Ich kann nichts dafür. Der Spruch kommt aus der Rhön.)

Das Reh springt hoch, das Reh springt weit. Warum auch nicht.

Es hat ja Zeit. (Heinz Erhardt)

Nur die Harten kommen in den Garten.

Es hilft ungemein, sich Comedians und Kabarettisten anzuschauen und die Pointen und Bonmots aufzuschreiben.

Sollten Sie sich nun fragen, wann Sie bei diesem Humorpensum noch Zeit haben zu arbeiten, kann ich Sie beruhigen. Der Humor wird Sie nur so anfliegen. Besonders im Beruf – dort verbringen wir den Hauptteil unserer Zeit. Da Sie die Entscheidung getroffen haben, sich auf Humorvolles zu konzentrieren, müssen Sie eigentlich nur noch ernten.

Nun zur nächsten Übung.

Übung 4

Verknüpfen Sie alle möglichen Sprüche miteinander, und das möglichst sinnfrei. Sollte einmal eine Party oder ein Familientreffen nicht in Schwung kommen, schlagen Sie einfach dieses Spiel vor. So entstehen wundervolle Sätze wie:

Man soll den Vogel nicht vor dem Abend loben.

Der Apfel fällt nicht weit vom Wurm.

Ich hab schon Krüge kotzen sehen … vor dem Brunnen.

Wenn man sich erst einmal solche Kombinationen gestattet hat, fällt es immer leichter. Und der Sinn dahinter? Sie lernen erstens wieder, etwas zu tun, weil es Spaß macht. Einfach so, wie als Kind. Und außerdem regen diese Übungen Ihre Gehirnzellen an, Verbindungen zu schaffen, die Sie nicht gewohnt sind. Sie erhöhen Ihre Denkgeschwindigkeit und Ihre Fähigkeit zu assoziieren. Beides brauchen Sie unbedingt für die anderen Übungen in diesem Buch.

 

Übrigens, Ihr Humorpotenzial ist sehr weit fortgeschritten, wenn Sie sich trauen, die oben stehenden Kombinationen mit bierernstem Gesicht in eine Unterhaltung einfließen zu lassen. Wenn Sie das für noch zu schwer halten, ist das kein Problem. Erweitern Sie zunächst einmal Ihr Humorpotenzial mit und an Freunden, Familie oder Kollegen. Suchen Sie sich jemanden in Ihrer Umgebung, bei dem Sie vermuten, dass er einen ähnlichen Humor hat wie Sie und Ihre Übungen nicht als »Quatsch« abtut. Wer neue Wege geht, muss leider immer damit rechnen, entmutigt zu werden. Veränderungen ängstigen die meisten Menschen, das Risiko scheint ihnen zu groß. Aber Sie haben Mut bewiesen und sich an das gefährliche Thema Humor (das ist ein Witz!) gewagt. Sie müssen ja Ihren Mut nicht sofort wieder einem Härtetest unterwerfen. Dafür kommt schon noch die richtige Zeit.

Jetzt kommen erst einmal zwei Spiele. Das erste heißt »Ja, genau«.

Übung 5

Jetzt geht es darum, alles, was gefragt wird, zu bejahen. Der Humorvolle bejaht das Leben so, wie es ist, und nicht so, wie er es gerne hätte. Sie stellen sich also einander gegenüber, einer fängt an zu fragen. Zum Beispiel:

»Du hast eine sehr schöne Jacke an. Sie sieht aus, als sei sie aus dem Fell eines Wolpertingers*.«

Der Partner antwortet: »Ja, genau.«

Wahlweise: »Ja, genau, aus dem Fell eines Wolpertingers.«

»Hast du den Wolpertinger selbst geschossen?«

»Ja, genau, ich habe ihn selbst geschossen.«

»Sind Wolpertinger nicht sehr gefährlich?«

»Ja, genau, Wolpertinger sind sehr gefährlich.«

Und so weiter, und so weiter.

Dann wechseln Sie bitte. Es liest sich vermutlich ganz einfach, ist aber recht schwer. Wir sind es nämlich nicht gewohnt, Dinge zu bejahen; normalerweise reagieren wir mit »Nein« oder »Nein, aber …«. Ablehnen fällt leichter als Annehmen. Wenn wir etwas annehmen, müssen wir uns damit beschäftigen. Letztlich bedeutet jede Annahme, einer Veränderung zuzustimmen.

Um das Spiel weiter voranzutreiben, kann der Antwortende in einem zweiten Durchgang noch etwas hinzuerfinden, also:

»Du hast eine sehr schöne Jacke an. Es sieht aus, als sei sie aus dem Fell eines Wolpertingers.«

Der Partner antwortet: »Ja, genau, aus dem Fell eines Wolpertingers. Er war schwarz-rot gefleckt. Sehr schönes Tier.«

»Hast du ihn selbst geschossen?

»Ja, genau, das habe ich. Mit einer Armbrust.«

»Sind Wolpertinger nicht sehr gefährlich?«

»Ja, genau, Wolpertinger sind sehr gefährlich. Und dieser war der gefährlichste überhaupt. Er stammt aus der Nähe von München, trank Bier und sprach bayrisch.«

Und so weiter, und so weiter.

Mit dem nächsten Spiel erhöhen wir das Tempo und die Anforderung an Ihr Humorpotenzial und das Ihres Humorpartners.

Übung 6

Der Antwortende aus Übung 5 erfindet jetzt wieder neue Details dazu. Auf die muss der Fragende eingehen.

»Du hast eine sehr schöne Jacke an. Es sieht aus, als sei sie aus dem Fell eines Wolpertingers.«

Der Partner antwortet: »Ja, genau, aus dem Fell eines Wolpertingers. Er war schwarz-rot gefleckt. Sehr schönes Tier.«

»Ein schwarz-rot gefleckter Wolpertinger? Sind die nicht sehr selten? Und stehen die nicht unter Artenschutz?«

»Ja, genau, sie stehen unter Artenschutz. Allerdings nur in Wolperting-City. In Bayern entwickeln sie sich zu Problem-Wolpertingern und sind zum Abschuss freigegeben.«

»Oh, man hört ja immer wieder, dass die Menschen in Bayern so viele Probleme mit Tieren haben. Haben Sie denn den Wolpertinger selbst erschossen. Oder Herr Seehofer?«

Und so weiter, und so weiter.

Das ist Gesprächsführung auf hohem Humorniveau. Einzelne Themenbereiche, die streng logisch nicht zusammengehören, werden verbunden und erzeugen Komik. Diese Übungen stärken Ihr Kreativitätspotenzial erheblich. Sollte der eine oder andere nun denken, die Autorin wolle schwer arbeitende Menschen mit Kindergartenquatsch veräppeln, muss ich das weit von mir weisen. Ich bin ebenfalls ein schwer arbeitender Mensch.

Humor ist eine sehr ernsthafte Angelegenheit.


Wie die nächsten Übungen beweisen, ist Humor eine ernsthafte Angelegenheit. Denn nun kommen wir zur höheren Weihe für »Humoriker«. Dass Sie komische Situationen wahrnehmen und darüber lachen können, haben Sie bewiesen. Aber können Sie auch über sich selbst lachen? Über Ihre vermeintlichen Mängel und Schwächen?

Ein Grund dafür, dass Menschen schlecht über sich selbst lachen können, ist, dass sie sich schämen. Wir leben in einer Welt, in der wir angeblich alle perfekt sein müssen, um etwas zu erreichen, ja, um überhaupt halbwegs gut leben zu können. Wer nicht supergut aussieht, reich ist, Erfolg hat, wird nicht respektiert. Man lacht über ihn und er hat auch noch selbst Schuld daran. Das fürchten die meisten Menschen. Männer übrigens mehr als Frauen. Männer haben ganz besonders gelernt, dass sie sich nicht lächerlich machen dürfen. Sie würden sonst Gefahr laufen, nicht ernst genommen zu werden. Das wiederum bedeutet unter Männern Gesichts- und Statusverlust. Frauen ist es gesellschaftlich eher gestattet, außerhalb dieses Korsetts zu agieren und sich auch einmal »lächerlich« zu machen.

Das Perfektionismusgebot ist menschenverachtender Blödsinn. Es grenzt fast alle aus und zwingt viele von uns in die totale Überforderung. Hören Sie einfach auf, dieses Märchen zu glauben. Und fragen Sie sich, wer etwas davon hat, dass Sie sich für defizitär halten. Es gibt die unterschiedlichsten Wirtschaftszweige, die sehr gut davon leben, dass wir uns in unserer Seele und unserer Haut nicht wohlfühlen.

Sie fangen jetzt an, Ihre Mängel und Schwächen als Anlass zu nehmen, herzhaft über sich zu lachen.

Übung 7

Schreiben Sie alles auf, was Ihnen nicht an sich gefällt – zum Beispiel an Ihrem Aussehen, an Ihren Fähigkeiten, an Ihrem Beruf! Was Sie wollen. Private Lebensumstände funktionieren auch sehr gut. Lesen Sie sich Ihre Schwächen laut und traurig vor. Schluchzen Sie ein paarmal übertrieben dabei und bemitleiden Sie sich, nach dem Motto »Oh, wie bin ich faul, ich will nicht joggen. Eines Tages werde ich platzen« – natürlich mit entsprechender schauspielerischer Übertreibung.

Wie fühlen Sie sich jetzt? Mussten Sie anfangen zu lachen? Wunderbar! Aber es geht noch besser.

Übung 8

Tanzen Sie Ihre Fehler und Schwächen zu einem fetzigen Rock ’n’ Roll, zu Sambarhythmen oder als Cha-Cha-Cha! Zählen Sie dabei singend Ihre Defizite auf und drehen Sie Pirouetten dabei! Versuchen Sie es. Nach dem Motto »Ich bin zu dick, cha-cha-cha«. Wenn Sie können, rappen Sie! »Jo, man, ich hab keinen Porsche, yeah, ich habe keine Frau (Mann), ich bin der Mann (Frau), der (die) gar nichts kann.« Glauben Sie mir, das bringt Sie in Schwung.

Und nun das Sahnehäubchen der Selbstmotivation. Wir versuchen einige unserer Schwächen, Mängel, Fehler als Ursprung unserer Persönlichkeit, als Quelle unserer Existenz zu sehen.

Ich habe lange Zeit versucht, meine Fantasie in geordnete Bahnen zu lenken. Sie zu kontrollieren. Nicht so deutlich zu zeigen. In der Schule hielten mich die Lehrer für unaufmerksam, gelangweilt, frech, ja einige sogar für gestört. Meinen Eltern wurde nahegelegt, mich nicht aufs Gymnasium zu schicken, ich hätte – wortwörtlich – zu viel Fantasie! Man prophezeite mir, eine Lebensversagerin zu werden, wenn ich mich nicht anpasse, mich nicht dem Ernst des Lebens angemessen verhalten würde. Mit zehn Jahren! Ich bin heilfroh, dass damals Kindern keine Medikamente verabreicht wurden, um sie ruhigzustellen. Seitdem ich mich mit Humor beschäftige, weiß ich, dass diese Fantasie die Quelle meiner Kreativität und meines Humors ist. Und finde es wunderbar.

In den meisten Fällen übernehmen wir die Urteile anderer über uns. Aber niemand sagt uns, ob die wirklich stimmen. Sie entscheiden, ob Sie das, was andere als Schwäche bezeichnen, für sich selbst als Schwäche sehen. Es ist Ihre Entscheidung, Ihr Leben und Ihr Humor.

Übung 9

Schreiben Sie hinter jede Schwäche, warum gerade diese Schwäche eigentlich eine Stärke ist. Lesen Sie Ihre Begründungen nun laut vor. Sie können sie auch singen oder tanzen. So lange, bis Sie gute Laune bekommen und sich selbst glauben.

Mit mir stimmt etwas nicht: Ich kann nicht mit Exceldateien umgehen. – Natürlich nicht, ich bin ja keine Buchhalterin, sondern der kreative Typ.

Mit mir stimmt etwas nicht: Ich habe immer noch nicht meine erste Million gemacht. Bill Gates war in meinem Alter schon Milliardär. – Erstens macht es keinen Sinn, den PC noch mal zu erfinden. Zweitens bin ich viel lieber mit meiner Familie und meinen Freunden zusammen.

Mit mir stimmt etwas nicht: Ich möchte gerne Karriere machen und Geld verdienen. Das ist doch total egoistisch. – Nein, das ist sehr klug von mir. Ich habe nämlich das Zeug dazu und mich interessiert mein Beruf sehr.

Mit mir stimmt etwas nicht: Ich möchte gar nicht Potenzialträger werden und im Unternehmen die Karriereleiter hinaufklettern. – Genau. Ich will als Vater meine Kinder aufwachsen sehen.

Solche Glaubenssätze bestimmen unser Leben. Manche sind in den Anfängen unserer Biografie entstanden. Es ist sehr schwer, sie loszulassen. Manche haben sich später erst entwickelt und sind gesellschaftlich gerade en vogue. Warum sind zum Beispiel in Deutschland berufstätige Frauen »Rabenmütter« (Verleumdung! Raben sind ganz ausgezeichnete Mütter), während es weder das Wort noch die Einstellung in Frankreich gibt?

Wer über Glaubenssätze lacht, den beherrschen sie nicht.


Humor unterstützt Sie dabei, sich von diesen Glaubenssätzen zu lösen. Sie können sie mit einem nachsichtigen, wissenden Lächeln kommentieren. Sogar sich selbst, wenn Sie doch wieder auf sie reinfallen. Außerdem macht es einen Riesenspaß, all den Schwächen, Mängeln, Defiziten, Unfähigkeiten, die ein ständig schlechtes Gewissen verursachen, eine rote Nase zu drehen und sie einfach positiv umzudeuten.

Humor macht eben Spaß. Er hat auch gar keine andere Chance. Beim Lachen werden nämlich Glückshormone ausgeschüttet.

Humor ist intelligent

Humor zu erschaffen und Humorvolles zu begreifen sind intelligente Vorgänge, wie wir schon gesehen haben. Humor erhöht die Denkgeschwindigkeit dadurch, dass wir Sachverhalte, die streng logisch nicht zueinanderpassen, in Verbindung setzten. Humor trainiert unser Gedächtnis. Und das sehr schnell. Wir müssen nämlich auf unseren Gedächtnisspeicher zurückgreifen, um Humorvolles zu kreieren oder zu rezipieren. Humor bedeutet nicht, das Rad neu zu erfinden, sondern Altbekanntes neu zu kombinieren. Daraus ergibt sich: Je mehr Sie wissen, umso mehr können Sie kombinieren. Für diese Gedächtnisfähigkeit ist die Verarbeitungsgeschwindigkeit im Kurzzeitgedächtnis maßgeblich. Und das kann man mit Humorübungen trainieren.

Humorvolle Menschen sind intelligent.


Hand aufs Herz: Haben Sie Humor? Die richtige Antwort lautet: Selbstverständlich! Was zu beweisen wäre. Fangen wir gleich an!

Übung 10

Heben Sie bitte beide Hände an und legen Sie jeweils die Zeigefinger auf die Daumen. Klappt? Wunderbar! Nun berühren Sie bei beiden Händen gleichzeitig mit den Mittelfingern die Daumen, dann mit den Ringfingern und dann mit den kleinen Fingern. Nun gehen Sie wieder zurück, also Ringfinger auf Daumen, Mittelfinger und Zeigefinger.

 

Das ist nicht so schwer, oder? Jetzt erhöhen wir den Schwierigkeitsgrad.

Übung 11

Heben Sie bitte wieder beide Hände an. Rechts legen Sie den Zeigefinger auf den Daumen, wie gehabt. Links legen Sie den kleinen Finger auf den Daumen. Sie ahnen es schon. Die Finger berühren nun nacheinander in gegensätzlicher Reihenfolge die Daumen, also:

links: Daumen und kleiner Finger – rechts: Daumen und Zeigefinger

links: Daumen und Ringfinger – rechts: Daumen und Mittelfinger

links: Daumen und Mittelfinger – rechts: Daumen und Ringfinger

links: Daumen und Zeigefinger – rechts: Daumen und kleiner Finger

Geschafft! Sollten Sie jetzt auf einmal das Gefühl haben, 14 Finger zu besitzen, lassen Sie sich nicht irritieren. Nicht aufgeben! Weiter üben! Solange Sie diese Übung nicht automatisch beherrschen, arbeitet Ihr Gehirn auf Hochtouren. Es versucht, die rechte und linke Gehirnhälfte zu synchronisieren. Wenn Sie die Übung ohne hinzuschauen durchführen können, hat Ihr Gehirn sie (die Übung natürlich) als »bekannt« gespeichert und ist bei der Durchführung nicht mehr aktiv gefordert. Ich sag es doch: Menschen mit Humor wissen, dass Fehler zum Ziel führen.

Sollten Sie Führungskraft sein, hier schon mal ein Tipp: Trauen Sie sich, ein Meeting mit dieser Übung zu eröffnen. Natürlich werden die Kollegen und Mitarbeiter den Kopf schütteln, Sie mit Sätzen wie »Die Lage ist zu ernst für solche Kinderspiele!« für verrückt erklären oder in komplette Anarchie verfallen. Lassen Sie sich davon nicht beeindrucken. Wer Neues wagt, muss mit Widerstand rechnen. Ich versichere Ihnen, erstens steigert die Übung die Denkleistung, zweitens die Kreativität und drittens schafft sie auf einmal – wenn sich die Aufregung gelegt hat – eine ganz andere, positive Atmosphäre.

Menschen mit Humor sind also intelligent. Und intelligente Menschen haben eine besondere Beobachtungsgabe und eine feinere Wahrnehmung. Vor allem aber macht es ihnen Spaß, wahrzunehmen und zu beobachten. Sie sind neugierig. Und Neugier ist eine Grundvoraussetzung für Kreativität, Fantasie und Veränderungen. Die meisten Menschen nehmen die Dinge, die zu ihrem Alltag gehören, nicht deutlich wahr. Und manchmal auch nicht die Menschen um sie herum. Wir schenken dem wenig Aufmerksamkeit, was wir als gewohnt, als alltäglich betrachten. Genau das sollten wir aber tun. Dann erschließt sich uns das Überraschende im Alltag. Das Selbstverständliche wird angenehm fremd und damit aufregend.

Hier ein kleines Beispiel: Können Sie genau sagen, wie Ihr Küchenhandtuch aussieht? (Ich weiß, so ein Küchenhandtuch ist nun wirklich nicht wahnsinnig aufregend. Aber mit irgendetwas müssen wir anfangen.) Welche Farbe hat es? Welches Muster? Wie fühlt es sich an? Wo haben Sie es gekauft? Schenken Sie Ihrem alten Küchenhandtuch ein bisschen Zeit und denken Sie darüber nach!

Ich muss jedes Mal über mich selbst lachen, wenn ich mit dem Flugzeug beruflich verreise. Meistens benutze ich dann einen kleinen Koffer, den man hinter sich herziehen kann. Er ist dunkelblau. Wie gefühlte 98 Prozent aller anderen Koffer, die mir dann auf dem Laufband entgegenrollen. Jedes, aber wirklich jedes Mal stehe ich dann verzweifelt davor und versuche mich daran zu erinnern, was das Besondere an meinem Koffer ist. Ob er ein Muster hat. Wie die Marke heißt. Ich weiß es nicht. (Auch jetzt nicht!) Noch viel weniger weiß ich es am Flughafen. Meistens gelingt es mir, den richtigen Koffer vom Band zu ziehen. Einmal allerdings war ich schon fast bei den Taxis, als mir auffiel, dass ich den falschen erwischt hatte.

Deshalb jetzt eine imaginative Wahrnehmungsübung.

Übung 12

Stellen Sie sich ein Zebra vor. Es steht ganz still vor Ihnen, wehrt sich nicht und guckt freundlich. Imaginieren Sie das Zebra, wohin Sie es wollen. In Ihr Wohnzimmer, in die Steppe Afrikas, es ist egal. In letzterem Fall sollten Sie sich möglichst kein Löwenrudel dazudenken. Sonst läuft es weg, das Zebra.

Nun schauen Sie sich genau an, wie Ihr Zebra gezeichnet ist. Ist es schwarz mit weißen Streifen oder weiß mit schwarzen Streifen? Welche Streifen sind kräftiger? Verlaufen die Streifen alle in eine Richtung? Stellen Sie sich vor, das Zebra wüchse und Sie könnten problemlos unter seinem Bauch spazieren gehen. Hat ein Zebra Streifen am Bauch? Ich habe keine Ahnung. Das sind äußerst spannende Fragen! Bitte zählen Sie jetzt die Streifen am rechten Vorderhuf. Aber nur, wenn welche da sind. Zum Schluss geben Sie dem Zebra einen Klaps und lassen es von dannen traben.

Sie fragen sich, warum um alles in der Welt Sie diese Übung durchführen sollten? Um sowohl Ihr Erinnerungsvermögen als auch Ihre Fantasie zu aktivieren! Sie können das selbstverständlich auch an einer Giraffe, einem Löwen oder Ihrem Hund ausprobieren. Letzterer darf sich nur nicht im gleichen Zimmer wie Sie befinden. Bei der Giraffe und dem Löwen habe ich da weniger Sorge.

Übung 13

Als nächste Übung versuchen Sie bitte, zu einem Begriff Assoziationen zu finden. Fangen wir ganz einfach an, und zwar mit dem Wort »Apfel«. Was fällt Ihnen zu Apfel ein? Klar, Apfelpfannekuchen, Apfelkuchen, Apfelkompott, Apfelbaum. Gut. Das ist jetzt noch nicht sehr komisch, weil die Begriffe in engem, logischem Zusammenhang stehen.

Versuchen Sie nun Zusammenhänge zu finden, in denen Apfel auf irgendeine Art eine Rolle spielt. Das können Personen sein, Metaphern, Bücher, Theaterstücke, Bücher, Mythologisches, Sprichwörter, Zitate und so weiter – zum Beispiel für Apfel die folgenden.

Rotbäckchensaft (ein Getränk – musste ich früher auch trinken –, das mit einem Kind mit sehr roten Wangen wirbt, die an das Rot eines knackigen, reifen Apfels erinnern)

New York (wird Big Apple genannt)

Wilhelm Tell (Tell trifft mit seiner Armbrust einen Apfel auf dem Kopf seines Sohnes)

Adam und Eva (ohne Kommentar)

Computermarke (Apple)

Noch ein Beispiel: Pudel

Goethes Faust I (»Das ist des Pudels Kern«)

die Jacob Sisters (sehr viele Pudel)

pudelnackt

wie ein begossener Pudel aussehen

Assoziieren Sie einfach wild vor sich hin. Es dürfen auch Zusammenhänge sein, die nur Sie mit dem Begriff »Pudel« in Verbindung bringen. Bei mir sind es die Minipli-Frisuren der Männer aus den 1980er-Jahren. Ich finde, sie sahen alle aus wie Pudel.

Nun suchen wir Assoziationen zu abstrakten Begriffen, wie zum Beispiel »Freiheit«:

das Lied »Über den Wolken« von Reinhard Mey

das Lied »Freiheit« von Marius Müller-Westernhagen

Losung der französischen Revolution »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit«

Fall der Berliner Mauer

das Meer

Welche Assoziationen haben Sie zu »Macht«? Welche zu »Liebe«? Derartige Verbindungen herstellen zu können, ist die Basis für eine schnelle Kommunikation wie zum Beispiel den Small Talk. Ich werde darauf im Kapitel »Humor lässt Sie erfolgreich netzwerken« (S. 108) eingehen. Nur so viel vorweg: In einer Welt voller Netzwerke und übergreifender Teams kann Small Talk erfolgsentscheidend sein.

Die nächste Übung wird Sie vermutlich an Rudi Carrells »Das laufende Band« erinnern (sofern Sie in meinem Alter sind, für die anderen gilt: googeln!).

Übung 14

Bitte schreiben Sie sich zehn Gegenstände auf ein Stück Papier, zum Beispiel: Blumenstrauß, Käse, Sekretär, Hering, Krokodil, Vertrag, Alpenveilchen, Gurken, Schlange, Chef, Toast, Zahnpasta, Klarsichtfolie, Limonade. Nun versuchen Sie sich diese Gegenstände in dieser Reihenfolge zu merken. Und zwar indem Sie sie zueinander in Verbindung setzen, also eine Geschichte erfinden. Die Geschichte sollte möglichst abstrus, nicht realistisch sein, sonst denkt sich Ihr Gehirn: »Kenn ich schon, merke ich mir nicht.«

Hier ein Beispiel aus einem meiner Trainings: Der Blumenstrauß steckte in einem der Löcher des Schweizer Käses. Der Sekretär nickte zufrieden und dekorierte ihn mit einem Hering. Daraufhin legte das firmeneigene Krokodil sein Veto ein. In seinem Vertrag stand, dass es als Entschädigung Alpenveilchen beanspruchen durfte. Die Gurken sahen das ähnlich und baten die Schlange, das Haustier des Chefs, ihnen einen Toast mit Zahnpasta zu kredenzen. Dieser sollte allerdings in Klarsichtfolie abgepackt sein und mit Limonade serviert werden.

Wenn Sie das ein paarmal üben, brauchen Sie nie wieder eine To-do-Liste.

Übung 15

Erschaffen Sie Zusammenhänge, die eine komische Perspektive haben, so wie Alf auf der Erde oder Robert de Niro als Mafiaboss beim Psychiater im Film »Reine Nervensache«. Urkomisch. Also:

ein Känguru auf dem Mond

die Bundeskanzlerin als Moderatorin einer Bauch-Beine-Po-weg-Reality-Show