Osteopathische Diagnostik und Therapie

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Pathologie

Die Pathologie von Typhus – wie zu Beginn gezeigt:30

1. Hyperämie und Hyperplasie der Lymphfollikel.

2. Selten Ulzeration.

3. Das Blut ist dunkel gefärbt, was einen fehlernährten Zustand der Gewebe sowie einen anämischen Blutzustand anzeigt; das Blutelement Fibrin ist vermindert. Häufig besteht eine Tendenz zu hypostatischer, auf Blutunreinheit beruhender Stauung, aber kein Thrombus.

4. Bei diesem Fall von hypostatischer Stauung agiert das Blut als Reizmittel und beeinflusst die Nerven. Es gibt

a. bisweilen einen durch den hypostatischen Blutzustand in den Bronchienröhren ausgelösten bronchialen Katarrh – die Ursache von Todesfällen.

b. Zu den betroffenen Organen gehören auch Leber, Milz und Nieren. Sie vergrößern sich, werden weich und schlaff – eine Folge der oben beschriebenen Hypostase und Infiltration des Blutes in den Bronchienröhren sowie des Blutes in der Substanz der Organe.

Symptome

Die Inkubations- bzw. Entwicklungsphase beträgt bei Typhus etwa 12–14 Tage, was auf den schlagartigen Anfang der Erkrankung zurückzuführen ist.

1. Es beginnt im Allgemeinen mit einem einzelnen oder einer ganzen Reihe von Kälteschauern oder mit einem einzelnen bzw. einer Reihe von Schüttelfrösten, verursacht durch Koagulation des Muskelserums.

2. Im Anschluss daran erhöht sich die Temperatur auf etwa 40 oder 41 Grad Celsius.

3. Dazu kommen intensive Kopfschmerzen und grundsätzlich im Rücken auftretende Muskelschmerzen. Dabei ist der Patient äußerst unruhig und es fällt ihm schwer zu stehen oder zu liegen.

4. Reaktion des Herzens und des Kreislaufs. Es tritt eine plötzliche Vielfalt an Pulsen auf, ein schneller, heftiger Puls, gefolgt von einem schwachen.

5. Dann kommt es zu schwerem Erbrechen und starker Übelkeit, verbunden mit Hyperämie der Körperoberfläche, geröteten Augen usw.

6. Schließlich wird der Patient blass, seine Augen sind glänzend und starr und scheinen in die Höhlen zu sinken. In diesem Stadium besteht großer Durst, begleitet von Delirium und Harnverhalt.

Ausschlag erscheint bei Typhus am dritten Tag, und zwar am Abdomen, an der Brust und gelegentlich am gesamten Körper mit Ausnahme des Gesichtes. Es gibt zwei Typen von Ausschlägen:

1. einen rosafarbenen, so wie der bei Typhusfieber und hervorgerufen durch die gleiche Ursache; er verschwindet auf Druck,

2. fleckenartige Punkte auf rotem Untergrund.

In der zweiten Woche besteht weiterhin großer Durst und es kommt zu einem durch Lähmung der Blasennerven verursachten Harnverhalt. Es besteht auch eine Tendenz zur Muskellähmung. Mühevolles Atmen, begleitet von einer schwachen Herzaktivität, ist ein wichtiges Symptom, das den Verlust der Harmonie zwischen Atmung und Herztätigkeit anzeigt. Während der zweiten Woche schwankt die Temperatur zwischen etwa 40,5 und 42,5 Grad Celsius.

Behandlung

In der abortiven Phase von Typhus ähnelt dessen Behandlung sehr der von Typhusfieber.

1. Verschaffen Sie dem Typhus-Patienten bei der Behandlung so viel frische Luft wie möglich. Beseitigen Sie alle Ursachen der Erregbarkeit.

2. Halten Sie das respiratorische System offen. Behandlung Th2–Th7 – vasomotorisch.

3. Sofern die Temperatur hoch ist, wenden Sie das Schwammbad an und behandeln das Fieber mit Hilfe von hemmendem Druck am Subokziput und im oberen zervikalen Bereich bis C4.

4. Behandeln Sie den Patienten gegen Schwäche, stimulieren Sie das Herz von zwei Zentren aus;

a. indirekt vom ersten im oberen zervikalen Bereich – und

b. direkt vom Bereich der Nervi splanchnici.

5. Stimulieren Sie das Vegetative Nervensystem von beiden Enden der Wirbelsäule – also von den zervikalen und den kokzygealen Ganglien – aus und artikulieren Sie die Rippen.

6. Kopfschmerzen und Delirium. Wenden Sie starke Hemmung im zervikalen Bereich an und behandeln Sie auch die Karotiden. Falls erforderlich, wenden Sie sich dem interskapluaren Bereich zu.

7. Widmen Sie dem Darm Aufmerksamkeit in Form von leichtem Kneten entlang des Darmverlaufs bis hinauf zum Solarplexus.

8. Halten Sie die Muskulatur im zervikalen und subokzipitalen Bereich mit Hilfe von Extension und Rotation durchgehend entspannt.

9. Schwingende Behandlung von Lungen, Leber und Nieren.

10. Führen Sie alle fünf oder sechs Stunden eine vasomotorische Behandlung durch, um die Atmung zu verstärken.

11. Die verordnete Diät sollte jener bei Typhusfieber sehr ähnlich sein, wobei darauf zu achten ist, dass keine Diarrhö ausgelöst wird.

12. Führen Sie als abschließende Behandlung eine Hemmung durch.

13. Behandeln Sie den Solarplexus direkt.

Hyperämie, Hyperplasie, Infiltration, Koagulation, Hypertrophie, Ulzeration tritt bei Typhusfieber nur dann auf, wenn es zu einer Blutvergiftung kommt.

Hypostatische Stauung entspricht der Stauung in den Blutgefäßen.

Die Nieren sind zuerst durch die häufigen katarrhalischen Zustände affiziert und ihre funktionelle Ausscheidung verstärkt sich.

Das Vegetative Nervensystem agiert als großer Beschleuniger der vitalen Prozesse. Harnverhalt ist eine sekretorische Störung im Harntrakt.

Da Typhuspatienten nur über eine sehr geringe Vitalität verfügen, müssen alle Behandlungen mit großer Vorsicht durchgeführt werden. Die verschiedenen vitalen Prozesse sind nicht ausreichend koordiniert.

Die Nierenzustände sind hier nicht so ernst wie bei Typhusfieberpatienten.

Hohe Temperatur und niedriger Puls sind nicht gefährlich, weil dadurch der Puls beschleunigt, die Vitalität gestärkt und toxische Materialien ausgeschieden werden.

Die Medulla als Zentrum der vitalen Prozesse sollten Sie C1–C5 behandeln. Unterstützen Sie diese Behandlung, indem Sie den Bereich der Nervi splanchnici stimulieren.

Das vegetative System wird durch die Artikulation zwischen Wirbelkörpers und Rippenköpfchen behandelt.


POCKEN

Pocken bzw. Variola treten als akute Epidemie auf. Es handelt sich um eine kontagiöse Infektionserkrankung, die charakterisiert ist durch

1. schwere lumbale Schmerzen,

2. Erbrechen und Initialfieber für die Dauer von drei bis vier Tagen, worauf das Fieber aufhört und ein Ausschlag erscheint, und zwar zunächst

a. papulös, dann

b. vesikulär – und schließlich

c. pustulär.

Nun beginnt die eigentliche Infektion. Oft kommt es zum Kollaps. Die Entwicklung der Pusteln wird von sekundärem Fieber begleitet, bei dem schwere Komplikationen auftreten können. Die Inkubationszeit bei Pocken beträgt 14 Tage.

3. In diesem Stadium stellen wir die Abschuppung der Pusteln fest. Man sollte stets bedenken, dass diese Erkrankung in all ihren Stadien kontagiös ist, besonders aber in diesem.

4. Im letzten Stadium stellen wir Narbenbildung fest.

Ätiologie

Die primäre Erkrankungsursache ist ein spezielles Toxin – der virulenteste unter allen Erkrankungserregern. Dieses Gift, dessen genaue Beschaffenheit unbekannt ist, behält seine Ansteckungskraft lange. Es gibt vom Initialfieber bis zur schließlichen Desquamation keine Phase, in der diese Erkrankung nicht kontagiös ist, die größte Ansteckungsgefahr besteht jedoch in der Eiterungsphase. Wurde der Patient einmal von dieser Erkrankung befallen, schützt ihn das in der Regel vor einem nochmaligen Befall. Obgleich die Erkrankung höchst kontagiös ist und das Eindringen jenes speziellen Giftes in das System sie verursacht, gelang es bisher niemandem, einen Keim, einen Virus oder ein Toxin zu entdecken bzw. zu kontrollieren. Um sich anzustecken, ist es nicht einmal notwendig, ein schon erkranktes Individuum zu berühren oder ein Krankenzimmer zu betreten. Es kann ausreichen, ein Kleidungsstück zu berühren, das zuvor ein Pockenpatient getragen hat oder das in seiner Nähe hing. In großen Städten erfolgt die Übertragung der Erkrankung am häufigsten zwischen Passanten auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln, und dort sogar auch dann noch, wenn der Erkrankungsträger das Fahrzeug bereits verlassen hat. Die Erkrankung überträgt sich am leichtesten während der Abschuppungs- und Austrocknungsphase – also zwischen der dritten und der sechsten Woche –, selbst wenn die Hautoberfläche schon ganz abgeheilt ist. Die Patienten sollten sich also eine Zeit lang nicht unter andere Menschen mischen. Selbst der Körper eines an Pocken gestorbenen Menschen ist eine ergiebige Ansteckungsquelle.

Die Empfänglichkeit für Pocken variiert – wie die für alle anderen Infektionserkrankungen auch – je nach Individuum und Rasse. Welche Bedingungen sie beeinflussen, ist noch unbekannt. Manche Personen sind weder für die Erkrankung noch für die Vakzination empfänglich. Andere wieder werden gleich drei Mal von Pocken befallen. Neger und Indianer scheinen für diese Erkrankung empfänglicher zu sein als etwa Weiße. Zudem scheint sich die allgemeine Empfänglichkeit der Menschen in Abständen von ein paar Jahren zu erhöhen, sodass dann Pockenfälle zahlreicher auftreten als gewöhnlich.

Von beachtlichem Interesse ist die Tatsache, dass das Kind im Mutterleib zusammen mit der Mutter an Pocken erkranken kann und so schon vor seiner Geburt die in der Regel durch einen einmaligen Pockenbefall bewirkte Immunität gegen diese Erkrankung erwirbt. Und obgleich es in den meisten Fällen von Pocken bei Schwangeren zu einem Abgang oder einer Fehlgeburt kommt, gibt es nachweislich doch genügend Fälle, in denen gesunde Kinder geboren werden, welche die charakteristischen Pockennarben aufweisen und für den Impfstoff nicht empfänglich sind. Ebenso kommt es vor, dass eine schwangere Frau Pocken hat, der Fötus in der Gebärmutter aber völlig von der Erkrankung verschont bleibt. Höchst selten ist, dass der Fötus in der Gebärmutter von Pocken befallen wird, während die Mutter, durch deren Körper der Befall des Fötus erfolgte, dank einer früheren Pockenerkrankung oder einer Vakzination31 verschont bleibt. Mag es auch keinen Grund für die Annahme geben, dass sich eine Pockenerkrankung durch künstliche Mittel abbrechen lässt oder jemals abgebrochen werden konnte, so herrscht doch die Meinung vor, dass während bestimmter Pockenepidemien ein solcher Abbruchprozess stattfindet. Es sind Fälle bekannt, bei denen die betreffenden Individuen alle Symptome aufwiesen, die für einen Pockenbefall sprechen, und dennoch zeigte sich bei ihnen kein Ausschlag – wohl aber waren sie hinterher immun gegen weitere Pockenerkrankungen wie auch gegen die Vakzination. Die Mortalität im Fall einer Pockenerkrankung differiert ebenso wie die Empfänglichkeit für diese Erkrankung je nach Alter des Patienten. Sie hängt vermutlich auch von bestimmten, noch unerforschten Gegebenheiten in der Atmosphäre oder im Boden, die das Auftreten von Epidemien begünstigen ab. Im Durchschnitt endet wahrscheinlich nicht mehr als einer von neun oder 10 Fällen tödlich. Zu einem tödlichen Ausgang kommt es in der zweiten Woche der Erkrankung häufiger als in anderen Phasen. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass die Gefahr durch eine Ausbreitung des Ausschlags angezeigt wird.

 

Pathologie

1. Das Toxin verursacht eine Intoxikation bestimmter Funktionen des lymphatischen Systems und ruft eine anomale Exkretion auf der Hautoberfläche hervor.

2. Papelbildung.

3. Nachlassen des Fiebers.

4. Pustelbildung – wobei die vesikuläre Substanz selbst leblos ist. Kollaps.

5. Narbenbildung.

Symptome

1. Der Beginn der Pocken geht sehr langsam vor sich. Das erste wahrnehmbare Symptom ist ein starker Kälteschauer oder auch eine ganze Serie solcher Schauer, gefolgt von hoher Temperatur.

2. Das nächste Symptom sind intensive Kopfschmerzen, darauf folgen

a. ernste Schmerzen im gesamten Muskelsystem, dann im Rücken;

b. artikuläre Schmerzen, die vom Kopf kommen, wobei der Kopf ihr Zentrum ist.32

3. Temperatur. Am ersten Tag steigt sie im Allgemeinen auf 40 Grad Celsius, am zweiten Tag auf 41 Grad Celsius. In diesem Stadium ist der Puls aufgrund der Spannung der Blutgefäße schnell und hart. Am dritten Tag beginnt der Ausschlag, initial an der Stirn. Am vierten Tag wechselt die Ausschlagfarbe von Rot zu Weiß und die Temperatur sinkt. Nach dem Erscheinen des Ausschlags bleibt die Temperatur für gewöhnlich niedrig. Steigt sie erneut, ist mit einem tödlichen Ausgang der Erkrankung zu rechnen.

Das eitrige Fieber tritt nach acht oder 10 Tagen auf. An diesem Zeitpunkt ist die Körperoberfläche äußerst trocken und der Patient verspürt starken Durst. Es gibt verschiedene Pockentypen:

1. Der erste Typus sind die einfachen Pocken. Hier ist der Ausschlag nicht besonders stark und die Pusteln sind alle voneinander getrennt.

2. Der zweite, als konfluente Pocken bezeichnete Typus unterscheidet sich von der milden Form durch heftigere Symptome und eine markante Erschöpfung des Patienten. Der Ausschlag erscheint hier schon zu Beginn der Erkrankung und die Pusteln vereinen sich zu großen Flecken, die die Gesichtszüge stark entstellen. Beiden Pockentypen, den einfachen und den konfluenten, gemeinsam ist jedoch das Auftreten einer choleraartigen Diarrhö sowie eines durch die Toxin-Absorption verursachten Deliriums.

3. Der dritte Typus sind die hämorrhagischen Pocken, bei denen es zu einer dysenterischen Diarrhö kommt. Diese schwerste Form von Pocken zeichnet sich durch die Unregelmäßigkeit der Symptome aus. Krämpfe oder ein Koma führen hier zum Tod, noch bevor der charakteristische Ausschlag sich zeigen kann. Bei diesen Fällen wird die Körperoberfläche. hämorrhagisch. Es gibt zwei Unterarten des hämorrhagischen Typs:

a. die Variola haemorrhagica oder pustulosa – und

b. die Schwarzen Pocken.

Variolaartige bzw. modifizierte Pocken lautet die Bezeichnung für jene Erkrankung, die bei Menschen auftritt, denen das Gift geimpft wurde, oder als Folge einer direkten bzw. absichtlichen Vakzination mit dem Virus aus einem von Pocken befallenen Patienten. Bei dieser Erkrankungsform bilden sich nur wenige, weit verstreute Vesikel. Das Fieber ist leicht, Kälteschauer und Schmerz sind nicht so stark. Viele Patienten reagieren erstaunt, wenn man ihnen mitteilt, sie hätten Pocken; doch obgleich der betroffene Patient nur wenig leidet, muss man bedenken, dass dieser Typus für andere genauso gefährlich ist wie der virulenteste Fall von Pocken. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die vielfältige Pockenverbreitung in den Großstädten in hohem Maße durch solche Fälle von variolaartigen Pocken erfolgt, weil viele Individuen trotz einer Erkrankung weiter ihrem gewöhnlichen Beruf nachgehen.

Behandlung

1. Isolation des Patienten. Es wäre gut, den Patienten in einem Zimmer unterzubringen, in dem es keine Stoffe, Teppiche, Vorhänge usf. gibt.

2. Desinfektion aller Gefäße, die im Patientenzimmer benutzt werden. (Eine Karbollösung im Verhältnis 1:80 ergibt ein brauchbares Desinfektionsmittel. Kampfer ist ebenfalls ein gutes Desinfektionsmittel bei kontagiösen Erkrankungen.)

3. Bei der osteopathischen Behandlung von Pocken lindert man zuerst den Rückenschmerz mittels einer durchgehenden Entspannung der Musculi spinosi. Artikulieren Sie vom lumbalen Bereich zum Kopf. Schmerz in den unteren Extremitäten behandeln Sie durch Rotationen.

4. Gegen die Kopfschmerzen gehen Sie mit einer regelmäßigen Behandlung am Subokziput vor und wenden dabei gleichmäßigen Druck zwischen dem frontalen und okzipitalen Bereich an.33

5. Behandeln Sie die Fiebertemperatur durch ein kaltes Tauchbad (Wasser 21 Grad Celsius) oder ein kaltes Schwammbad. Verwenden Sie stets saures Wasser oder Karbolsäure, um Krustenbildung und Jucken vorzubeugen, dazu als Salbe karbonisierte Vaseline (pro Unze Vaseline 0,6–0,12 Gramm). Geben Sie dem Patienten ein leicht saures Getränk, weil sich bei dieser Erkrankung das Blut in einem alkalischen Zustand befindet.

6. Dysenterie und Diarrhö werden durch eine starke Hemmung im Bereich des Sakrum verursacht, die von einer starken Hemmung im subokzipitalen Bereich begleitet wird. Sie schneidet die Dilatorische Funktion ab und bewirkt Konstriktion.

7. Vernachlässigen Sie die Augen, den Rachen und den Mund nicht, denn diese Organe leiden unter der Alkalität des Blutes, das sie ernährt. Wenden Sie eine vasomotorische Behandlung am vegetativen Ganglion cervicale superius an und stimulieren sie zusätzlich im Bereich Th2–Th3. Regen Sie außerdem die saure Funktion des Solarplexus an, indem Sie seinen anterioren Aspekt stimulieren. Der posteriore Teil des Solarplexus stellt die alkalische Seite dar.

8. Behandeln Sie die Diarrhö wie beim Typhusfieber, doch stoppen Sie die Diarrhöe nicht ganz, sonst kann dies den Patienten töten.

9. Achten Sie während der Rekonvaleszenzphase darauf, dass der Patient eine konstitutionelle vasomotorische Behandlung erhält und verordnen Sie ein tägliches saures Bad, dazu saures Wasser als Getränk. Anstelle von Säure kann Weinessig verwendet werden, sofern er gut erhalten und rein ist.

10. Die Läsionen der Pocken lassen sich für gewöhnlich feststellen im

a. oberen zervikalen Bereich und,

b. Auf Höhe Th2–Th4.

c. Dazu treten Läsionen im lumbalen Bereich und am Sakrum auf.

Gegen die Kopfschmerzen sollte die gewöhnliche osteopathische Behandlung verabreicht werden, kombiniert mit kalten Tüchern bzw. Eispackungen oder Eisbeuteln für den Kopf, um das Fieber zu senken und das Blut aus dem Kopf zu ziehen.

Fieber:

1. Anfangsstadium drei oder vier Tage.

2. Inkubationszeit 14–16 Tage.

Diät ähnlich wie bei Typhusfieber und Typhus mit dem Ziel, die vitale Energie aufrechtzuerhalten. Verordnen Sie hauptsächlich kohlehydratreiche Nahrung.

Eiweißhaltige Substanzen sind gut bei fiebrigen Zuständen. Konstitutionelle Behandlung für: Zirkulation, Atmung, Ernährung.


WINDPOCKEN

Hierbei handelt es sich um eine bisweilen als infektiös bezeichnete konstitutionelle Erkrankung, die den gesamten Organismus durch das Blut befällt und begleitet wird von

1. leichtem Fieber und

2. einer milden Form von Bläschenausschlag.

Sie tritt manchmal epidemisch, manchmal sporadisch auf und ist gekennzeichnet durch hohe Infektiosität. Man findet sie vor allem bei Kindern im Alter zwischen zwei und neun Jahren. Dagegen bekommen Erwachsene diese Erkrankung nur selten, wobei sie nicht mit Pocken verwechselt werden darf. Die Inkubationszeit beträgt bei Windpocken 10–12 Tage. In manchen Fällen ist das erste Symptom Ausschlag, in anderen leichtes Fieber, körperliche Unruhe und Schwäche. In einigen Fällen beginnen Windpocken auch mit einem Kälteschauer, gefolgt von Fieber und Erbrechen, die wiederum begleitet werden von starken Schmerzen in der Rückenmuskulatur und in den unteren Extremitäten. Allgemeine Körperschwäche ist ein weiteres Symptom. Der Ausschlag erscheint in der Regel nach 24–45 Stunden.

Pathologie

1. Hyperämischer Zustand des Blutes. Der erste Ausschlag zeigt sich in Form kleiner, rötlicher Punkte, unregelmäßig verstreut über den Rumpf, besonders aber über den Rücken.

2. Diese kleinen roten Punkte verwandeln sich innerhalb weniger Stunden in hell scharlachrot gefärbte und mit klarer Flüssigkeit gefüllte Bläschen.

3. Mit zunehmender Verdickung dieser Flüssigkeit werden die Bläschen dunkler und am zweiten Tag, wenn die Flüssigkeit einzutrocknen beginnt, bilden sich Krusten, die abschuppen. Nach dem Abfallen der Kruste verbleibt Schorf. Ein Charakteristikum dieser Form von Ausschlag ist, dass er schubweise erscheint. Diese Pockenschübe setzen sich über vier bis fünf Tage fort. Windpocken hinterlassen keine sichtbaren Narben, es sei denn, die Bläschen wurden aufgekratzt.

Zu den Komplikationen bei Windpocken zählen auch Lähmungserscheinungen. Da es sich um eine Kinderkrankheit handelt, kann diese Form von Lähmung leicht mit einer Kinderlähmung in Verbindung gebracht werden. Die Prognose ist sehr günstig. Der Patient sollte während der Erkrankung das Bett hüten.

Besonders beachten muss man bei Windpocken lediglich ihre mögliche Verwechslung mit Pocken. Es ist ratsam, zwei Fakten im Hinterkopf zu behalten: Bei Pocken beginnt der Ausschlag in Form harter Pusteln, die erst nach einigen Tagen zu Bläschen werden, wohingegen bei Windpocken von Anfang an Bläschen erscheinen. Pockenbläschen weisen in der Mitte eine charakteristische rundliche Vertiefung auf, Windpockenbläschen dagegen nicht.