Osteopathische Diagnostik und Therapie

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MENINGITIS

Sie nimmt ihren Anfang in einer sensorischen Störung des Lymphsystems, die sich zuerst nur auf die Oberfläche beschränkt, sich später aber in den tiefer liegenden Strukturen des Nervensystems niederlässt, das heißt in den Nervenzellen selbst.

Bei Chronizität verdickt sich die Membran48 und heftet sich an die Gehirnsubstanz. In einigen Teilen des Gehirns kommt es zu Aufweichung und Atrophie. Andere betroffene Teile des Körpers sind: die Milz, die sich bisweilen anomal vergrößert, das Endokardium, in dem das Fieber eine Entzündung auslösen kann, die Bronchien sowie Leber und Nieren, die mit Hyperämie reagieren.

Es gibt drei Formen von zerebrospinalem Fieber:

(I) Die abortive Form. Sie kann bei einem Kind als Folge oder als Begleiterscheinung einer Überlastung auftreten und äußert sich durch einen plötzlichen Schmerzanfall, dem ein lokaler Schmerz im Kopf folgt, ein vasomotorischer Kopfschmerz, bedingt durch Vasokonstriktion. Wenden Sie Wärme an oder verordnen Sie dem Kind ein sehr heißes Bad.

(II) Die leichte Form. Hier zeigen sich die gleichen Symptome wie bei Typ I. Es beginnt plötzlich mit Frösteln, es folgen basale Kopfschmerzen, Erbrechen, Schmerzen in Kopf und Nacken, die sich bis in den Rücken hinein erstrecken, heftiger Puls, eine Temperatur zwischen 39 und 39,5 Grad Celsius, Hyperästhesie der Muskulatur von Kopf und Nacken, Rigor der Musculi spinosi, bei Kindern auch Krämpfe, Lähmung der Gesichts- und der Augenmuskeln, geistige Verwirrung und eine sehr markante Verstopfung. In diesem Stadium geht die Harnausscheidung zurück und untersuchter Urin weist Albumin, Zucker und sogar Leukozyten auf. Nun erscheint auch der Ausschlag, zuerst als Herpes, dann in Form von Bläschen, die schließlich miteinander verfließen. Besonders kennzeichnend für diesen Ausschlag sind die flohstichartigen Flecken unter der Epidermis, die auf Druck nicht verschwinden, was indiziert, dass sie hämorrhagisch sind, das heißt unter der Haut zusammenlaufen. Bisweilen sieht man das unter dem Mikroskop oder auch mit bloßem Auge auf dem gesamten Körper oder auf Brust und Nacken, zumindest aber entlang der Wirbelsäule.

(III) Die dritte Form ist die maligne. Sie beginnt plötzlich mit starkem Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Mattigkeit im Sinne von Benommenheit und resultiert in wenigen Stunden in einem komatösen Zustand sowie einem völligen Kollaps. Die Temperatur ist subnormal, der Puls schwach bei dyspnoischer Atmung, die schließlich zu einer Cheyne-Stokes-Atmung49 wird. Sofern der Patient sich nicht schnell erholt, geht die Erkrankung rapide in die intermittierende Form über, bei der, von Tag zu Tag wechselnd, einmal heftige Symptome, einmal Erleichterungsphasen auftreten. Auch hier besteht die Gefahr der Komplikationen durch Perikarditis und Pneumonie. In den meisten Fällen bleiben sogar dann, wenn sich der Patient erholt, Zustände wie Blindheit, Taubheit, chronische Kopfschmerzen, Hydrocephalus, Hirnabszess, Sprachstörungen und mentale Schwäche, teilweiser oder vollständiger Verlust des Geschmacks- und Tastsinns, Lähmung, insbesondere der Hirnnerven, und Deformierung der Wirbelsäule zurück.

Behandlung

Es handelt sich um eine Bluterkrankung. Da der Zustand vasomotorisch ist, müssen

Sie folgende Bereiche zuerst behandeln:

1. Vasomotorisches System im Allgemeinen im oberen zervikalen Bereich – und

2. lokales vasomotorisches System für die zerebralen Meningen und die Lymphbahnen an der Basis des Gehirns. Richten Sie die Behandlung auf das Blut mit dem Ziel, eine allgemeine freie Zirkulation aufzubauen und die Zirkulationen von Kopf und Rumpf zu koordinieren.

Es besteht eine Tendenz zur Stase in den Meningen, bedingt durch die träge spinale Zirkulation, die sich wiederum darauf zurückführen lässt, dass der spinale Blutstrom der schwächste im gesamten Blutsystems ist.

1. Ein leichtes Zerebrospinales Fieber kann durch Anregen der spinalen Zirkulation mittels Wirbelsäulenartikulation überwunden werden. Dabei handelt es sich um eine unterbrechende Behandlung. Alle toxischen Erkrankungen wie Masern, Scharlach usf. können in Meningitis münden.

2. Achten Sie auf Erkältungen, Kopf- und Nackenschmerzen. Bei Kindern sind Krämpfe das häufigste Warnsymptom, bei Erwachsenen ist es dagegen ein semiparalytischer Zustand. Die Behandlung dem vorbeugen. Versuchen Sie, die Krämpfe durch Aufbauen einer Drainage aus dem Gehirn zu kontrollieren. Diese Drainage gelingt durch Extension von Kopf und Nacken, gefolgt von einer Flexion des Kopfs nach hinten und gleichzeitigem starkem Druck auf Stirn und Okziput.50 Den Lähmungszustand kontrollieren Sie, indem sie die Muskulatur entspannen und durch eine das vasomotorische System anregende Behandlung des zervikalen Bereichs das Blut zum Zirkulieren bringen.

Der Patient sollte alle drei oder vier Stunden behandelt werden. Kümmern Sie sich auch um den oberen thorakalen Bereich, um Augen- und Ohrenkomplikationen vorzubeugen.

3. Überprüfen Sie den Augenstatus, indem Sie auch die Muskulatur im thorakalen Bereich untersuchen.51 Im Allgemeinen wird beim Zurückwerfen des Kopfes ein spasmischer Schmerz empfunden bzw. hervorgerufen. Die Schmerzen breiten sich über den gesamten Rücken und bis in die Augen aus, wobei es in einigen Fällen sogar zum Erblinden kommt. Taubheit, Blindheit und Photophobie entstehen durch eine ödematöse Verdickung der Nervenhüllen. Diese Flüssigkeit stellt man sowohl in den Hirn- als auch in den Spinalnerven fest. Bisweilen ist der Plexus brachialis betroffen, sodass er neuralgische Schmerzen in den Armen verursacht. Zerebrospinale Flüssigkeit und Blut lassen die Nervenhülle anschwellen, koagulieren und beeinträchtigen so den Nerv. Die Augen sind von einem ähnlichen Zustand der Nervi optici betroffen. Stets müssen folgende Hauptaspekte behandelt werden: der obere thorakale Bereich mittels einer entspannenden Behandlung, dazu der Bereich der 2.–4. Rippe.

4. Isolieren Sie den Patienten, um Infektion und Ansteckung zu vermeiden. Sorgen Sie dafür, dass er in einem verdunkelten Raum liegt und dass das Licht so gedämpft wie möglich und von bläulich-violetter Farbe ist. Vermeiden Sie in der Umgebung des Patienten vor allem die Farbe Rot und rotes Licht. Wasser ist in dieser Phase sehr hilfreich. Sehr kalte Wasseranwendungen bringen in den frühen Stadien der Erkrankung Linderung. Hat sich die Erkrankung aufgebaut, wenden Sie an der Kopfbasis aber kein kaltes Wasser mehr an, sondern trockene Wärme. Ein heißes Schwammbad ist nun ebenfalls von Wert. Wenn sich die Erkrankung etabliert hat, sollte der Patient kein kaltes Wasser mehr trinken dürfen.

5. Falls der Patient nicht auf manipulative osteopathische Behandlung reagiert, greifen Sie zu einem Zugpflaster, z. B. Spanische Fliege, Jodpflaster, Kupfersulfatlösung, wobei jede Form von Zugpflaster, die dem Patienten angenehm ist, den Zweck erfüllt. Die Anwendung sollte stark und lange genug sein, um einen freien, wässrigen Ausfluss zu erreichen. Die einzige Heilmöglichkeit besteht in der Anwendung einer der folgenden beiden Methoden:

a. Förden Sie die innere Absorption oder

b. fördern Sie die äußere Absorption.

6. Durchgehende Entspannung der Muskulatur entlang der Wirbelsäule, am zervikalen Bereich beginnend abwärts.

7. Behandeln Sie den leicht über die Körperlinie angehobenen Kopf des auf dem Rücken liegenden Patienten folgendermaßen: Während Sie am Kopf des Patienten stehen, platzieren Sie eine Hand unterhalb seines Genicks auf die Processus spinosi im Bereich Th4 und legen die Finger der anderen Hand auf seine Stirn. Dann wenden Sie mit den Fingern der ersten Hand beidseits des Processus transversus stetigen Druck an und rotieren gleichzeitig sanft den Kopf des Patienten. Setzen Sie dies vom thorakalen Bereich aufwärts bis zum zervikalen Bereich fort.

8. Wenden Sie im thorakalen Bereich der Wirbelsäule leichte Extension an, die lediglich so stark sein sollte, dass die Ligamente der Facettengelenke gedehnt werden.

9. Achten Sie besonders auf die Körperreflexe, vor allem an Knie und Hüfte, indem Sie die unteren Extremitäten flektieren, rotieren und extendieren.

10. Zur Beseitigung eines toxischen Zustands ist neben einer speziellen Behandlung auch eine allgemeine Behandlung erforderlich.

11. Eine Behandlung der Vasomotoren oder Karotiden sollte häufig durchgeführt werden. Um das venöse Blut zu lokalisieren, muss nach Musser die Vena jugularis über die Karotide erreicht werden.

12. Ernährung. Geben Sie dem Patienten nur flüssige, Energie und Wärme spendende Nahrung und keine nahrhaften Speisen, bevor das Zerebrospinale Fieber nicht überwunden ist.

Nach dem Fieber sollte er nur lauwarmes oder warmes Wasser zu trinken bekommen.


ERYSIPEL

Bei dieser Erkrankung, bisweilen auch St.-Antonius-Fieber oder einfache Dermatitis genannt, handelt sich – abhängig von ihrer Entstehung und ihrem Erscheinungsbild – entweder um einen Blut- oder einen Lymphzustand. Sie ist infektiös und kontagiös und hat folgende Merkmale:

1. einen auffälligen entzündlichen Zustand der Haut – und

2. eine lokale Entzündung der subkutanen Gewebe.

Man nimmt an, dass sie auf einen bestimmten Keim zurückgeht, den Streptococcus erysipelatatis. Als eine infektiöse und traumatische Erkrankung tritt sie hauptsächlich im Frühjahr auf, sie kann jedoch auch in jeder anderen Jahreszeit vorkommen. Sie geht einher mit Hautzeichen oder einer sonstigen Auflösung der Unversehrtheit der Haut. Wer einmal von ihr befallen wurde, ist prädisponiert für weiteren Befall.

 

Zu den prädisponierenden Ursachen gehören:

1. Wunden am Kopf und im Gesicht, vor allem im Augen- und Nasenbereich, sowie

2. Hauterkrankungen.

3. Beim weiblichen Geschlecht kann diese Erkrankung auch im Anschluss an eine Entbindung auftreten.

4. Die chronische Form der Brightschen Erkrankung, Syphilis und jede Form von Herzerkrankung, bei auch die Membranen betroffen ist (insbesondere Perikarditis und Endokarditis), sind ebenfalls prädisponierende Ursachen.

Unter den festgestellten Läsionen findet man

1. Läsionen des vasomotorischen Systems,

2. Läsionen des Lymphsystems sowie

3. zerebrospinale Läsionen, die einen speziellen lokalen Bereich in der oberen thorakalen Region betreffen, z. B. den vasomotorischen Bereich für Hand, Gesicht oder Fuß. Die Läsion beeinträchtigt die Blutzufuhr und lässt den lokalen Teil in einem unvollständig ernährten Zustand, der toxischen Stoffen Tür und Tor öffnet.

4. Gelegentlich werden konstitutionelle Störungen an bestimmten Organen, das heißt den Ausscheidungsorganen, Nieren, Lungen, festgestellt, wobei deren Inaktivität toxische Substanzen entstehen lässt.

Pathologie

1. Einfache, örtlich begrenzte Stauung in einem oberflächlichen Bereich, verursacht durch

a. das irritierende Toxin eines bestimmten Keims,

b. das Toxin eines Traumas, eine traumatische Infektion der Lymphe oder der zerebrospinalen Flüssigkeit

2. eine lokale Entzündung, die in irgendeinem Bereich in Stauung münden kann.

3. eine bisweilen in einem weiteren Bereich, also außerhalb des Bereichs der Stauung und Entzündung, auftretende lokale Sepsis, die das Herz, seine Anhängsel und die pleurale Membran beeinflusst.

Verlauf

Die Inkubationsphase reicht von 1–8 Tagen. Sie beginnt mit einer Erkältung, begleitet von einem Temperaturanstieg bis auf 40 oder sogar 41 Grad Celsius. Bei gesunder Haut kann es sein, dass zunächst außer einer Rötung keine auffallende lokale Veränderung erscheint. Hat die Haut allerdings Verletzungen oder ist sie schlecht ernährt, wird sie sich rasch röten und durch Stauungsflecken verursachte Wölbungen aufweisen. Die Erkrankung beginnt in der Regel im Gesicht, für gewöhnlich an der Nase, und breitet sich dann allmählich über den Körper aus. Der betroffene Bereich hebt sich leicht von den umgebenden Hautregionen ab. Manchmal entstehen aber auch aber so markant Schwellungen, dass sie die umgebende Haut entstellen. Es ein ödematöser oder aufgeblähter Zustand dieses lokalen Bereichs.

Stets sind die zervikalen Lymphknoten vergrößert. Die ödematöse Schwellung kann sich auf die Lymphknoten in anderen Teilen des Körpers ausdehnen. Ist der Höhepunkt erreicht worden, sinkt die Temperatur sehr schnell, bisweilen sogar unter den normalen Wert. Der Ausschlag erscheint, die Schwellung verschwindet und es kommt zu einer leichten Abschuppung.

Das Wesen des Erysipels: Es ist eine durch toxische Stoffe verursachte konstitutionelle Störung, ein Versuch der Natur, diese Stoffe aus dem System auszuscheiden.

Alle Symptome sind ebenso wie die Komplikationen konstitutioneller Natur. Es handelt sich um: Kopfschmerzen, Delirium mit Krämpfen beim Kind. Die Kopfschmerzen sind vasomotorisch, venös und lymphatisch bedingt. Gelegentlich wird die Entzündung so markant, dass eine lokale Infiltration stattfindet, was wiederum zu Eiterung und Gangränbildung führen kann. In einigen Fällen erstreckt sich die Wundrose auch auf Mund- und Rachenschleimhaut. Dann vergrößert sich die Schleimhaut und bisweilen wird die Schwellung so stark, dass es zu Erstickungssymptomen kommt. Auch auf die Membranen des Gehirns und des Rückenmarks kann sich die Wundrose erstrecken. In diesem Fall entsteht eine sekundäre Meningitis des Rückenmarks. In einigen Fällen findet man eine ähnliche Entwicklung in der Schleimhaut der Nieren, die dann Nephritis verursacht.

Behandlung

Bei der Sonderform des Erysipels handelt es sich um eine Bluterkrankung, die für gewöhnlich ein wunder Rachen und Tonsillitis vorausgehen, beides bedingt durch das Anschwellen der Lymphgefäße, was zu einem Stau von Lymphe mit erhöhtem Blutdruck führt. Das Ergebnis ist eine reflektorische Störung in der Medulla, die eine zentral bedingte Vasokonstriktion verursacht.

1. Behandeln Sie den beschriebenen Zustand durch hemmenden Druck, gefolgt von beweglichem Druck, und stimulieren Sie dann die Processus transversi im unteren zervikalen Bereich. Ist auch die Medulla betroffen ist, artikulieren Sie den Nacken vom Subokziput abwärts unter Anwendung von hemmendem Druck. Um die Erysipelerkrankung vorzeitig zu beenden, behandeln Sie die Medulla direkt durch die oberen fünf zervikalen Nerven. […]

2. Daneben finden wir einen ödematösen Zustand der Augen und der oberen Gesichtshälfte vor, wobei insbesondere auf einer Seite der Augapfel einzufallen droht. Ein Ödem ist eine Flüssigkeitsansammlung. Nun lindern Sie die Stauung am Auge und behandeln den V. Hirnnerven, indem Sie dem posterioren Rand des Musculus sternocleidomastoideus folgend intensiven, beweglichen Druck vom äußeren angulären Processus des Auges zum Kieferwinkel und hinunter zum zervikalen Bereich anwenden.

3. Korrigieren Sie die Subluxationen an Th1–Th5 ebenso wie die sekundären Subluxationen im mittleren und unteren zervikalen Bereich, die durch das Ganglion cervicale medium und das Ganglion cervicale inferior Augen und Gesicht beeinflussen, sowie die Läsionen an L2 und L3.

4. Behandeln Sie gegen Ruhelosigkeit und Schlaflosigkeit, indem Sie den zervikalen Bereich abwärts entspannen und anschließend direkt unter dem Ganglion cervicale superius eine Hemmung anwenden.

5. Überprüfen Sie auch die ersten beiden Rippen, die 1. Rippe steht häufig nach oben und die zweite nach unten. Hier finden Sie eine lymphatische Läsion vor.

6. Behandeln Sie die venöse Stase durch:

a. Anregen des Blutflusses in jenem spinalen Bereich, der mit dem lokalen Zustand korrespondiert.

b. Ist die Störung im Kopf, öffnen Sie die venöse Zirkulation durch Behandlung der Venae jugularis und der Karotiden.

c. Öffnen Sie das juguläre System durch Anheben der Klavikula.

7. Behandeln Sie die Lymphzirkulation dort, wo sich die Ducti ins Blutsystem entleeren, durch Anheben und Trennen der oberen Rippen.

8. Koordinieren Sie das Blutsystem durch rhythmische Behandlung im oberen thorakalen Bereich.


TETANUS

Hier liegt eine Erkrankung des Nervensystems vor – und doch ist es eine akute infektiöse Erkrankung. Ihre Hauptmerkmale sind:

1. Erregbarkeit,

2. sehr hohe, unkontrollierbare neuronal bedingte fiebrige Temperatur.

3. chronische Muskelkrämpfe des gesamten Muskelapparates.

4. kardiovaskuläres System betroffen.

Ätiologie

Man hält einen speziellen, noch nicht benannten Keim für die auslösende Ursache. Er dringt im Allgemeinen durch eine traumatische Verletzung in das System ein, das heißt, wenn die Luft eine offene Wunde erreicht, erhält der Keim Zugang zur Wunde und nimmt von dort seinen für den Keim oder sein Toxin typischen Weg ins Blut, wo er Gärung hervorruft. Tetanus kommt hauptsächlich und in seiner schwersten Form in sehr heißem Klima vor, wütet bevorzugt unter den dunklen und schwarzen Rassen. Die Heimat dieser Erkrankung ist Ostindien.

Die prädisponierende Ursache besteht in der Belastung durch plötzliche Klimaänderungen, vor allem durch feuchtes Klima. Man sagt, in Indien folge einer Windstille stets Tetanus. Es gibt verschiedene Typen von Tetanus:

1. Beim traumatischen Typ erfolgt die Infektion durch eine offene Wunde.

2. Beim diopathischen bzw. symptomatischen Typ liegt kein Trauma vor, vielmehr ist der Körper durch den schlechten Zustand des Blut- und Nervensystems belastet, woraus eine Neurasthenie im Bereich der Wirbelsäule entsteht.

3. Der bei Kleinkindern vorkommende Tetanus neonatorum hat stets mit dem Heilungsprozess am Nabel zu tun.

4. Manchmal ist das Gesicht betroffen und es kommt zur Kiefersperre.

5. Beim zephalischen Tetanus sind die peripheren Lymphgefäße und die des Rachens betroffen. Es kommt auch zu krampfartigen Bewegungen und zu Lähmungserscheinungen im Rachen, die mit tuberkulären Zuständen der zervikalen Lymphknoten zusammenhängen.

Pathologie

Man vermutet, dass sich der Keim nur dann im Blut oder in den Organen entwickelt, solange keine Läsion vorliegt.

1. Ausgangspunkt ist eine Blutvergiftung in einem verletzten oder verwundeten Teil des Körpers. Anschließend finden wir eine

2. lokale Stauung, verbunden mit Hyperämie, Infiltration oder mit einer nachfolgenden

3. Stauung des Gehirns und des Rückenmarks, die das Ergebnis einer muskulären Stauung bzw. die Reaktion auf eine solche Stauung ist.

4. Eine Vergrößerung der Nerven und Nervenzellen stellen wir ebenfalls fest – und es kommt zu einer

5. Infiltration des Nervensystems.

Symptome und Verlauf

Die Erkrankung beginnt fast immer plötzlich mit

1. einer Erkältung oder Schüttelfrost sowie einem Rigor, woraufhin eine

2. Versteifung der Muskulatur folgt. Diese Versteifung beginnt gewöhnlich im Gesicht, manchmal auch in der Zunge, und greift dann auf Hals und Rachen, auf die Musculi spinosi und schließlich auf die oberen und – ausgehend von den Bauchmuskeln – auf die unteren Extremitäten über.

3. In manchen Fällen folgt auf den Rigor eine vorübergehende Muskelerschlaffung.

4. Den Rigor begleitet stets intensiver Schmerz, der vor allem im Thorax besonders stark ist, was zu erschwerter, später krampfartiger Atmung führt. Die Temperatur steigt auf 43,4 Grad Celsius.

5. Diesem extremen Temperaturanstieg folgt exzessive Verstopfung und entsprechendes Schwitzen. Eine hohe Temperatur ist für die Prognose günstig. Je höher die Temperatur, umso besser, eine Temperatursenkung ist kontraindiziert.

Behandlung
Es handelt sich um eine Nervenerkrankung, die folglich neuronal behandelt bzw. unterbrochen werden muss.

1. Behandeln Sie im Nierenbereich, also die mittleren und unteren thorakalen und die oberen lumbalen Wirbelkörper, dazu das Sakrum […] durch das Herz.

2. Versuchen Sie, die Muskulatur des Patienten zu entspannen. Das wird Ihnen aber nur gelingen, wenn Sie den Ausscheidungsprozess der Nieren unter Kontrolle bekommen. Beim Versuch, die Muskulatur zu kontrollieren, führen Sie dicht an der Wirbelsäule eine hemmende Behandlung durch, die in einem Kneten oder einer Abreibung bestehen kann. Auch heiße Packungen und andere muskelanregende Behandlungen helfen. Heftige Schmerzen lassen sich durch starken, stetigen Druck auf den Muskel lindern.

3. Eine rotierende Bewegung der oberen Extremitäten bei Anhebung der Rippen (2.–5.) ist eine gute Behandlung für die Zirkulation.

4. Nehmen Sie während der Krämpfe eine stark hemmende Behandlung des vasomotorischen Systems im oberen thorakalen Bereich und des vegetativen Systems im unteren lumbalen und sakralen Bereich vor. In einigen Fällen drehen Sie den Patienten am besten auf den Bauch und führen mit der Handfläche an der Wirbelsäule abwärts eine starke hemmende Behandlung durch.

5. Ernährung: Verordnen Sie dem Patienten keinerlei Nahrung, die als Reizmittel wirken oder Verstopfung auslösen könnte. Geben Sie ihm nur feste, trockene Nahrung und kein Wasser. Verwenden Sie in seiner Nähe kein rotes Licht. Grünes oder blaues Licht ist dagegen hilfreich, denn es verringert die Irritation. Um den Durst zu löschen – und sofern es absolut notwendig ist, eine Flüssigkeit zu verordnen –, geben Sie dem Patienten Brühe oder Bouillon.