Und als der Kampf dann vorbei und es herausgekommen war, wer Billy war, da lachte der Eisenmann selbst herzlich über den Streich, den sie ihm gespielt hatten. Es war eine glänzende Leistung Billys gewesen. Wie er seinen Körper und seinen Geist in der Gewalt hatte, machte einen sehr vorteilhaften Eindruck auf alle. Saxon war sehr stolz auf ihren Mann und bemerkte auch, dass alle anderen ihn bewunderten.
Sie selbst hatte auch viele Erfolge. Als die müden und schweißbedeckten Kämpfer auf dem trockenen Sand lagen, um sich abzukühlen, ließ sie sich überreden, alle ihre Gesänge auf der Ukulélé zu begleiten. Es dauerte auch nicht lange, so wurde sie von der allgemeinen Stimmung angesteckt, sang ihnen vor und lehrte sie kleine Lieder aus alten Tagen, die Lieder, die sie selbst als kleines Mädchen von Cady gelernt hatte – dem Gastwirt, Pionier und früheren Kavalleristen, der in den Tagen vor der Eisenbahn Ochsenführer auf dem Wege nach dem Salzsee gewesen war.
Mark Hall erwähnte zufällig, dass Billy behauptet hatte, mit ihm um die Wette auf dem Bergrücken an der Südseite der Bucht zu laufen, aber er erwähnte diese Probe als etwas, das in ferner Zukunft lag. Billy überraschte ihn, indem er sagte, dass er jeden Augenblick dazu bereit sei. Da begann die ganze Gesellschaft zu rufen, dass sie es sofort sehen wollte. Hall wollte selbst auf sich wetten, aber niemand wollte die Wette halten. Er bot Jim Hazard die Wette drei zu eins an, nur zum Spaß. – Billy hörte es und biss die Zähne zusammen. »Ich will fünf Dollar gegen Sie halten«, sagte er zu Hall. »Aber nicht zu den Odds. Gleich gegen gleich.«
»Ihr Geld will ich nicht haben, sondern das Hazards«, wandte Hall ein. »Aber ich will drei zu eins gegen euch beide halten.«
»Gleich oder gar nicht«, sagte Billy eigensinnig.
Schließlich ging Hall beide Wetten ein – gleich gegen gleich mit Billy und drei zu eins mit Hazard.
Der Weg auf dem Berggrat war so schmal, dass die Laufenden nicht aneinander vorbeikommen konnten, und deshalb wurde bestimmt, sie auf Zeit laufen zu lassen. Hall zuerst und Billy eine halbe Minute später.
Hall ging an den Start und schoss mit einer Schnelligkeit wie ein Sportläufer davon. Saxon war ganz unglücklich. Sie wusste, dass Billy die Sandfläche noch nie mit dieser Schnelligkeit genommen hatte. Dreißig Sekunden später sprang Billy los und erreichte den Fuß des Felsen, als Hall halb oben war.
Als sie beide auf dem Grat waren und von Einschnitt zu Einschnitt flogen, erklärte der Eisenmann, dass sie die Wand genau auf die Sekunde in derselben Zeit erklommen hätten.
»Ich habe immer noch keine Angst um mein Geld«, meinte Hazard. »Ich möchte nur, dass keiner von ihnen sich den Hals bricht. Ich würde das nicht machen um alles Gold, das in der Bucht liegen könnte.«
»Aber du läufst doch oft größere Gefahr, wenn du bei Sturm vor dem Strande von Carmel schwimmst«, sagte seine Frau vorwurfsvoll.
»Ach, das weiß ich nicht!« antwortete er. »Beim Schwimmen kann man jedenfalls nicht so tief fallen.«
Billy und Hall waren verschwunden und liefen jetzt die Strecke um das andere Ende der Felswand herum. Die Gesellschaft am Strande war sicher, dass der Dichter durch seinen schwindelnden Lauf auf der Messerschneide einen Vorsprung erlangt hatte. Selbst Hazard räumte das als sehr wahrscheinlich ein.
Hall war jetzt wieder nach dem großen Sprung aufgetaucht und lief auf die Küste zu. Aber zwischen ihm und Billy war kein Abstand. Billy folgte ihm auf den Fersen, und so blieb es, über die Felsenmauer hinweg bis zum Zeichen am Strande. Billy hatte mit einer halben Minute gewonnen.
»Nur nach der Uhr«, stöhnte er. »Bei der Biegung war mir Hall um mehr als eine Minute voraus. Ich bin nicht langsamer, als ich glaubte, aber er ist schneller. Er ist ein toller Läufer. Er hätte mich mindestens zehnmal schlagen können, wenn er kein Pech gehabt hätte. Als er springen wollte, wurde er von einer großen Welle aufgehalten. Dort holte ich ihn ein. Ich sprang gleich hinter ihm her, und dann brauchte ich nichts weiter zu tun, als ihm zu folgen.«
»Es ist alles in Ordnung«, sagte Hall. »Sie taten mehr, als dass Sie mich schlugen. Es ist das erstemal, seit Menschen in die Biercebucht kamen, dass zwei Männer den Sprung auf dieselbe Welle gemacht haben. Und Sie waren es, der die Gefahr dabei lief, denn Sie kamen zuletzt.«
»Es war nichts als Glück«, behauptete Billy.
Und zum Schluss legte Saxon den edlen Wettstreit bei und brachte die ganze Versammlung zum Lachen, indem sie eine heitere Melodie auf der Ukulélé spielte und die Parodie eines alten Negerkirchenliedes sang.
Am Nachmittag tauchten Jim Hazard und Hall in die Wogen und schwammen bis zu den Klippen weit draußen, wo sie die protestierenden Seelöwen in die Flucht jagten und von ihrer schaumgepeitschten, festen Burg Besitz ergriffen. Billy folgte den Schwimmern mit den Augen, und über sein Gesicht legte sich ein verschleierter Ausdruck von Sehnsucht, sodass jetzt Hazards Frau zu ihm sagte:
»Warum bleiben Sie diesen Winter nicht in Carmel? Jim wird Sie alles lehren, was er selbst von der Brandung weiß. Und er ist ganz versessen darauf, mit Ihnen zu boxen. Er sitzt so viele Stunden an seinem Schreibtisch, dass er wirklich Bewegung braucht.«
Die Sonne ging unter, als die heitere Gesellschaft ihre Töpfe, Pfannen und Muscheln nahm, sich auf den Weg machte und verschwand. Saxon und Billy sahen sie auf den Pferden hinter den ersten Hügeln verschwinden, und dann gingen sie Hand in Hand durch das Gebüsch nach dem Lager. Billy warf sich in den Sand und reckte sich.
»Ich kann mich nicht erinnern, je so müde gewesen zu sein«, gähnte er. »Und eins ist sicher – einen solchen Tag hab ich noch nie erlebt. Er ist zwanzig Jahre meines Lebens wert und noch was dazu.«
Er streckte die Hand nach Saxon aus.
»Und ich war so stolz auf dich, Billy«, sagte sie. »Ich habe dich noch nie boxen sehen. Ich wusste nicht, dass es so war. Die ganze Zeit hattest du den Eisenmann in der Hand und sorgtest noch dafür, dass es weder roh noch schlimm wurde. Alle Menschen konnten es sehen und sich freuen – und das taten sie auch.«
»Huh! Ich will dir nur sagen, dass du es selbst großartig machtest. Sie sind schrecklich begeistert von dir. Bei Gott, Saxon, im Singen hast du alle geschlagen, du mit deiner Ukulélé. Und allen Frauen gefielst du gut – und darauf kommt es eben an.«
Es war ihr erster gesellschaftlicher Triumph, und der Sieg war sehr süß.
»Herr Hall erzählte mir, dass er in der ›Geschichte der Reihen‹ nachgesehen hätte«, berichtete Saxon. »Und er sagte, dass meine Mutter eine wahre Dichterin gewesen sei. Er sagte, es sei erstaunlich, wie großartig das Geschlecht war, das über die Prärie wanderte. Er erzählte mir eine Menge von der Zeit und von Leuten, die ich nicht kenne. Und er hat alles gelesen, was über den Kampf am Little Meadow geschrieben steht. Er sagt, dass er alles in einem Buch zu Hause hat, und, wenn wir wieder nach Carmel kommen, will er es mir zeigen.«
»Ja, das ist schon richtig – er will gern, dass wir wieder nach Carmel kommen. Weißt du, was er mir sagte? Er gab mir einen Brief für irgendjemand – einen Dichter, der ein Stück von dem Staatsboden hat –, sodass wir bei ihm wohnen können, ja, und das wäre sehr angenehm, wenn wir gerade in der großen Regenzeit hinkämen. Und – nun ja – was ich sagen wollte: Er sagte, er hätte einen kleinen Schuppen, in dem er wohnte, während das Haus gebaut wurde. Augenblicklich wohnt der Eisenmann darin, aber er geht in ein katholisches Seminar, um Priester zu werden, und Hall sagte, es könnte uns gehören, so lange wir darin wohnen wollten. Und er sagte auch, ich könnte dasselbe tun wie der Eisenmann, um unser tägliches Brot zu verdienen. Hall genierte sich etwas, als er mir Arbeit anbot. Er sagte, es sei nur Gelegenheitsarbeit, aber wir könnten damit durchkommen. Ich könnte ihm helfen, Kartoffeln zu legen, sagte er; und er wurde ganz wütend, als er sagte, dass ich kein Holz hacken dürfte. Das sei seine Arbeit, sagte er, und man konnte sehen, dass er Angst hatte, jemand könnte sie ihm nehmen.«
»Und mir sagte Frau Hall ungefähr dasselbe, Billy. In Carmel ließe sich sehr hübsch wohnen, so lange die Regenzeit dauerte. Und du könntest auch mit Herrn Hazard schwimmen.«
»Es scheint beinahe, dass wir uns niederlassen könnten, wo wir Lust haben«, stimmte Billy ihr zu. »Carmel ist jetzt der dritte Ort, der uns angeboten wird. Nun, da brauchen wir keine Angst zu haben, dass wir uns auf dem Lande nicht durchschlagen sollten.«
»Nein, nicht wenn man ein guter Mann ist«, berichtigte Saxon.
»Das stimmt.« Billy bedachte sich einen Augenblick. »Aber auch ein Dummkopf schlägt sich auf dem Lande eher durch als in der Stadt.«
»Wer hätte je geglaubt, dass es so prächtige Menschen gäbe?« sagte Saxon nachdenklich. »Es ist herrlich, wenn man darüber nachdenkt.«
»Es ist nichts anderes, als was man von einem reichen Dichter erwarten kann, der einem Läufer bei einem irischen Freiluftfest ein Bein stellt«, erklärte Billy. »Die Leute, mit denen so ein Bursche umgeht, müssen genau so sein wie er, oder sie werden es unter seinem Einfluss. Es sollte mich gar nicht wundern, wenn er die ganze Bande zusammengebracht hätte. Und seine Schwester, die ist wirklich großartig, das kannst du ruhig sagen, wenn jemand auf einem Seelöwen angeritten kommen und dich fragen sollte. Sie konnte auf richtige Indianerart ringen, ja, weiß Gott, und sie ist auch so gewachsen, dass sie es kann. Und sag mal, ist seine Frau nicht ein Staatsmädel?«
Ein Weilchen lagen sie noch in dem warmen Sand. Billy brach das Schweigen, und es klang, als wäre das, was er sagte, das Ergebnis langer Überlegung.
»Weißt du, Saxon, mir ist es wirklich gleichgültig, ob ich je wieder in ein Kino gehe oder nicht.«
*
Saxon und Billy waren mehrere Wochen auf ihrer Wanderung nach dem Süden unterwegs, und dann kamen sie nach Carmel zurück. Sie hatten bei dem Dichter Hafler im Marmorhaus gewohnt, das er mit eigenen Händen gebaut hatte. Das ganze merkwürdige Gebäude bestand aus einem einzigen Zimmer, das fast ausschließlich aus weißem Marmor gebaut war. Hafler kochte sich sein Essen, wie am Lagerfeuer, auf dem mächtigen Marmorkamin, der ihm überhaupt als Küche diente. Es gab eine Reihe von Bücherregalen, und das massive Mobiliar hatte er aus Rotolz verfertigt, ebenso die Deckenbalken. Durch eine in einer Ecke aufgespannte Decke wurde Saxon ein kleiner Raum abgeteilt. Der Dichter war im Begriff, nach San Franzisko und New York zu reisen, aber er blieb noch einen Tag länger zu Hause, um ihnen das Land ein wenig zu zeigen und mit Billy einen Ausflug rings um die Staatsländereien zu machen. Saxon wäre gern mitgegangen, aber Hafler hatte sie etwas überlegen beiseite gewinkt und gesagt, dass ihre Beine zu kurz seien. Als die Männer abends zurückkamen, war Billy vollkommen erschöpft, er erklärte ehrlich, dass Hafler ihn beinahe totgelaufen hätte, und dass ihm nach der ersten Meile schon die Zunge zum Hals herausgehangen hätte. Hafler veranschlagte ihren Ausflug auf ungefähr fünfundfünfzig Meilen.
»Aber was für Meilen!« hatte Billy gerufen. »Den halben Weg ging es auf und ab, und fast die ganze Zeit war es ungebahnter Weg. Und was für ein Tempo! Er hatte wahrhaftig recht, als er von deinen kurzen Beinen sprach, Saxon. Du hättest es nicht fertigbringen können – nicht einmal die erste Meile. Und welch Land! So etwas haben wir noch nie gesehen.«
Hafler verließ sie am nächsten Tage, um den Zug in Monterey zu erreichen. Er erlaubte ihnen im Marmorhaus zu wohnen und sagte, sie könnten den ganzen Winter bleiben, wenn sie wollten. Billy ruhte sich an diesem Tage aus. Alle Glieder waren steif und schmerzten ihn. Außerdem war er vollkommen gelähmt von der Leistung des Dichters.
»Alle Menschen können irgend etwas – in ganz großem Stil – hier im Lande«, sagte er bewundernd. »Sieh dir Hafler an! Er ist größer als ich und schwerer – und das Gewicht ist etwas Schlimmes für einen Fußgänger. Aber für ihn hat das keine Geltung. Er ist einmal siebzig Meilen in vierundzwanzig Stunden gegangen, erzählte er mir, und einmal hundertundsiebzig Meilen in drei Tagen. Er machte mich direkt lächerlich, und ich war verlegen wie ein kleines Kind.«
»Vergiss nicht, Billy«, sagte Saxon beruhigend, »dass jeder seine Spezialität hat. Und hier bist du der große Stil – auf deinem Gebiet. Nicht einer von ihnen kann mit einem Paar Boxhandschuhen umgehen wie du.«
»Das stimmt vielleicht«, gab er zu. »Aber deshalb ist es doch nicht schön, in Grund und Boden gelaufen zu werden – von einem Dichter, denk dir – von einem Dichter!«
Viele Tage verbrachten sie damit, den Boden zu untersuchen, und zuletzt beschlossen sie widerstrebend, den Plan, ihn zu pachten, aufzugeben. Die Riesentannen-Canyons und die großen Felsen bei den Santa-Lucia-Bergen bezauberten Saxon; aber sie dachte daran, was Hafler ihr von den Sommernebeln erzählt hatte, die zuweilen die Sonne eine oder zwei Wochen hintereinander versteckten und monatelang andauern konnten. Dazu war auch kein Markt in der Nähe. Es waren viele Meilen bis zu dem Ort, wo der nächste Fahrweg begann, und von dort an Sur vorbei bis nach Carmel war der Weg schmal und beschwerlich. Billy, der sich gut auf Fahrwege verstand, gab zu, dass er alles eher als gut war, wenn es auf schwere Fuhren ankam. Auf Haflers Boden befand sich der Marmorbruch. Er hatte gesagt, er würde ein Vermögen wert sein, wenn er in der Nähe einer Eisenbahn läge, aber wie die Verhältnisse wären, könnten sie ihn umsonst bekommen, wenn sie sich etwas daraus machten.
Billy sah im Geist die mit Gras bewachsenen Hänge als Weiden für seine Pferde und sein Vieh, und es erschien ihm schwer, seinen Plan aufzugeben, aber er hörte Saxons Argumente für einen richtigen Bauernhof, wie der, den sie im Kino in Oakland gesehen hatten. Ja, gab er zu, was sie haben müssten, sei ein richtiger, gewöhnlicher Bauernhof und einen solchen richtigen, gewöhnlichen Bauernhof sollten sie auch schon kriegen, und wenn sie vierzig Jahre herumlaufen müssten, um ihn zu finden.
»Aber es müssen Riesentannen darauf stehen«, bedang Saxon sich schnell aus. »In die Bäume bin ich ganz verliebt. Aber wir können ohne Nebel fertig werden. Und es müssen gute Fahrwege und nicht allzu fern muss eine Eisenbahn sein.«
Zwei Wochen lang waren sie durch schwere Regenschauer an das Marmorhaus gefesselt. Saxon machte Streifzüge durch Haflers Bücher, wenn auch die meisten hoffnungslos über ihrem Horizont lagen, und Billy ging mit Haflers Büchsen auf die Jagd. Aber er war ein schlechter Schütze und ein noch schlechterer Jäger. Das einzige, womit er Glück hatte, waren die Kaninchen, die zu töten ihm hin und wieder glückte, wenn sie still saßen. Mit der Büchse konnte er nichts bekommen, obwohl er auf ein Dutzend verschiedene Tiere schoss und einmal auch auf ein mächtiges Geschöpf aus dem Katzengeschlecht mit einem langen Schwanz, das seiner Ansicht nach ein Berglöwe war. Obwohl er aber beständig über sich murrte, konnte Saxon doch gut sehen, welche Freude ihm dieses ganze Leben machte. Dieses späte Erwachen des Jägerinstinkts machte ihn beinahe zu einem anderen Menschen. Er war früh und spät draußen, unternahm mächtige Klettertouren und Spaziergänge, und einmal kam er ganz bis zu den Goldminen, von denen Tom gesprochen hatte, und blieb zwei Tage lang fort.
»Rede mir nicht davon, sich in der Stadt abzurackern, ins Kino und Sonntags in den Park zu gehen – wenn man sich richtig amüsieren will«, konnte er manchmal ausrufen. »Ich begreife nicht, dass ich mir je das Hundeleben habe gefallen lassen. So ein Ort wie hier – hier hätte ich mein ganzes Leben verbringen sollen.«
Die neue Lebensweise erfüllte ihn ganz und rief ihm beständig die alten Jagdgeschichten seines Vaters ins Gedächtnis zurück, die er Saxon erzählte.
»Weißt du, jetzt werden mir die Glieder nicht mehr steif, wenn ich einen ganzen Tag lang trabe«, sagte er triumphierend. »Jetzt bin ich es gewohnt. Und eines Tages, wenn ich diesen Hafler treffe, werde ich ihn zu einem Spaziergang herausfordern, dass ihm die Luft ausgeht.«
»Du dummer Junge, immer willst du allen anderen die Luft wegnehmen – auf ihrem eigenen Gebiet«, sagte Saxon mit heiterem Lachen.
»Ja; und das ist sehr richtig«, brummte er. »Hafler wird immer ein besserer Fußgänger bleiben als ich. So ist er nun einmal. Wenn ich ihn aber je wiedersehe, werde ich ihn doch zu einem kleinen Boxkampf herausfordern – wenn ich auch nicht so gemein sein werde, ihn so schlimm zu misshandeln, wie er mich misshandelt hat.«
Auf dem Rückwege nach Carmel zeigte der Zustand der Wege ihnen hinreichend, dass sie klug getan hatten, den Plan mit dem Staatsboden aufzugeben. Sie kamen an einem Bauernwagen vorbei, der umgestürzt war, an einem anderen Wagen, dessen Achse gebrochen war, und an der Post, die hundert Meter weiter abwärts mit Passagieren, Pferden und allem auf dem Hange lag.
»Ich glaube schon, dass sie im Winter den Weg nicht versuchen«, sagte Billy. »Das ist der reine Menschen- und Tiermörder, und ich möchte wissen, wie sie den Marmor hier transportieren wollen.«
*
Das Bleiben in Carmel wurde ihnen leicht gemacht. Der Eisenmann war schon nach dem katholischen Seminar gereist und der »Schuppen« erwies sich bei näherer Besichtigung als ein sehr bequem für eine kleinere Familie eingerichtetes Haus mit drei Stuben. Hall ließ Billy auf dem Kartoffelfeld arbeiten – ein Feld von sechzig Morgen, das der Dichter zur großen Freude der ganzen Gesellschaft gelegentlich bebaute. Er legte Kartoffeln, wann es ihm einfiel; unter den anderen war allgemein die Meinung verbreitet, dass das, was nicht verfaulte, zu gleichen Teilen zwischen Wühlmäusen und verirrten Kühen geteilt wurde. Sie liehen vom Nachbar einen Pflug und mieteten ein paar Pferde, und dann machte Billy sich an die Arbeit. Er zäunte das Feld auch ein, und nachher musste er das Schindeldach der Villa anstreichen. Hall kam auf den First geklettert, um Billy daran zu erinnern, dass er sich nicht an seinem Brennholzstapel vergreifen dürfte. Eines Morgens kam er und sah Billy zu, der Brennholz für Saxon hackte. Der Dichter beobachtete ihn mit gierigen Blicken, zuletzt aber konnte er sich nicht länger halten.
»Sie haben offenbar keine Ahnung, wie man eine Axt gebraucht«, spottete er. »Kommen Sie, ich will es Ihnen zeigen.«
Er arbeitete getrost eine ganze Stunde und lieferte während der Arbeit eine lange Erklärung über die Kunst des Holzhackens.
»Sagen Sie«, wandte Billy ein, »darf ich jetzt einen Armvoll von Ihrem Brennholz hacken – damit ich nichts schuldig zu bleiben brauche?«
Hall übergab ihm widerstrebend die Axt.
»Ich rate Ihnen nur, sich von meinem Brennholzstapel wegzuhalten, das ist alles, was ich Ihnen sage«, drohte er. »Mein Brennholzstapel ist mein Schloss, das sage ich Ihnen.«
In materieller Beziehung war alles außerordentlich befriedigend, Saxon und Billy sparten viel Geld. Sie bezahlten keine Miete, ihre einfache Lebensart kostete nicht viel, und Billy hatte so viel Arbeit, wie er wollte. Die verschiedenen Mitglieder der Kolonie schienen sich direkt verschworen zu haben, ihn in Bewegung zu halten. Es war alles Gelegenheitsarbeit, aber ihm gefiel es, denn es setzte ihn instand, seine Zeit nach der Jim Hazards einzurichten. Jeden Tag boxten sie und schwammen lange durch die Brandung. Wenn Hazard mit seiner Morgenarbeit fertig war, stieß er ein Geheul aus, das in den Kiefern widerhallte, und Billy warf die Arbeit weg, die er gerade in den Händen hatte. Nach dem Schwimmen nahmen sie zu Hause bei Hazard ein Sturzbad, rieben sich tüchtig ab und waren zum Mittagessen bereit. Am Nachmittag kehrte Hazard an seinen Schreibtisch und Billy an seine Arbeit im Freien zurück, aber oft trafen sie sich später noch einmal zu einem raschen kleinen Lauf über die Hügel. Für beide war Training eine reine Gewohnheit. Als Hazard sein Fußballspiel aufgab, was er vor sieben Jahren getan, hatte ihn das Bewusstsein des traurigen Todes – der des Athleten mit den schweren Muskeln wartet, wenn er plötzlich aufhört zu trainieren – gezwungen, in Übung zu bleiben. Das war nicht nur eine Notwendigkeit, er hatte Gefallen daran gefunden. Billy gefiel es auch, denn er war stolz auf seinen gesunden, starken Körper.
Oft wanderte er in früher Morgenstunde mit der Büchse in der Hand hinaus, in Gesellschaft Mark Halls, der ihn Schießen und Jagen lehrte. Hall war seit den Tagen, da er noch in kurzen Hosen ging, mit der Büchse umgegangen, und seine scharfe Beobachtungsgabe und Kenntnis von den Gewohnheiten der wilden Tiere war Billy eine Offenbarung. Dieser Teil des Landes war zu bewohnt, als dass sie Großwild hier gefunden hätten, aber Billy versorgte Saxon beständig mit Eichhörnchen und Wachteln, Schnepfen und Wildenten. Und sie lernten auch, Wildenten und Kanevasenten, auf die alte kalifornische Art in 16 Minuten in einem sehr warmen Ofen gebraten, zu essen. Als er allmählich Übung im Gebrauch von Büchse und Flinte bekam, begannen ihn die Hirsche und der Berglöwe, der ihm hinter Sur entgangen war, zu ärgern; und zu den Bedingungen, die er an den Hof knüpfte, den er und Saxon suchten, fügte er jetzt die, dass es dort eine Menge Wild geben müsste.
Aber es war nicht alles Spiel in Carmel. Der Teil der Kolonie, mit dem Saxon und Billy in Berührung kamen, arbeitete recht schwer. Einige arbeiteten regelmäßig morgens oder spät abends. Andere arbeiteten stoßweise, wie der verrückte irische Dramatiker, der sich eine ganze Woche hintereinander einschließen konnte, um dann blass und mitgenommen wieder aufzutauchen und sich ebenso wütend zu amüsieren, bis er sich wieder in seine Einsamkeit zurückzog. Der blasse, jugendliche Familienvater, der ein Gesicht wie Shelley hatte, Lustspiele schrieb, weil er leben musste, und Versdramen und Sonnettenzyklen zur Verzweiflung von Theaterdirektoren und Verlegern verfasste, versteckte sich in einer Betonzelle mit Wänden, die drei Fuß dick waren, und einem Wasserrohrsystem, das so eingerichtet war, dass er durch Drehen eines Hebels jedem Eindringling ein Sturzbad bescheren konnte. Aber im großen ganzen respektierte einer die Arbeitszeit des anderen. Sie besuchten einander, wann es sie dazu zog, fanden sie aber einen Mann in seine Arbeit vertieft, so gingen sie wieder. Das galt von allen mit Ausnahme Mark Halls, der nicht zu arbeiten brauchte, um zu leben, und der in die Bäume kletterte, um seinem großen Freundeskreis zu entgehen und in Frieden arbeiten zu dürfen.
Die ganze kleine Gesellschaft war vollkommen einzigartig in Bezug auf den demokratischen solidarischen Geist, der unter den einzelnen Mitgliedern herrschte, und sie pflogen sehr wenig Verkehr mit dem gesetzteren und korrekteren Teil von den Bewohnern Carmels. Diese Clique bildete eine Künstler- und Schriftstelleraristokratie, und die anderen lachten über sie und nannten sie Snobs. Dafür wieder sahen die Snobs Mark Hall und seine Freunde wegen ihrer lärmenden Bohèmemanieren scheel an. Ihre Boykottierung erstreckte sich auch auf Billy und Saxon. Billy machte gemeinsame Sache mit dem Clan, suchte keine Arbeit im anderen Lager, und sie wurde ihm auch nicht angeboten.
Hall hielt offenes Haus. Die große Wohnstube mit dem mächtigen Kamin, die Diwane, Regale und die vielen Tische mit Büchern und Zeitschriften waren der Mittelpunkt für das ganze Leben in der Kolonie. Saxon und Billy waren ebenso willkommen wie alle anderen, und sie merkten, dass sie sich in Wirklichkeit hier ebenso zu Hause fühlten wie die übrige Gesellschaft. Wenn nicht heftige Diskussionen über alle möglichen Themen unter der Sonne geführt wurden, spielten sie allerhand Spiele, an denen Billy sich beteiligte. Saxon, die unter den jungen Frauen sehr beliebt war, nähte mit ihnen, unterwies sie in der Anfertigung hübscher Dinge und lernte dafür manches andere von ihnen.
Sie waren noch keine Woche in Carmel, als Billy eines Tages fast verschämt zu Saxon sagte:
»Du weißt gar nicht, wie ich all deine hübschen Dinge entbehre. Warum kannst du nicht an Tom schreiben und sie dir schicken lassen? Wenn wir weiter wandern, können wir sie ja immer zurückschicken.«
Saxon schrieb den Brief, und den ganzen Tag klang ein Jubellied in ihrem Herzen. Ihr Mann war immer noch ihr Anbeter, und in seinen Augen war wieder das alte Spiel des Lichts, das in der unheimlichen Zeit des Streikes verlöscht war.
»Sie haben sehr hübsche Wäsche hier, aber du schlägst sie alle – soweit ich mich darauf verstehe«, sagte er zu ihr. Und bei einer anderen Gelegenheit rief er: »Ach, ich liebe dich bis in den Tod, wie es auch gehen mag. Wenn aber die Sachen nicht bald geschickt werden, dann gibt es einen toten Mann in der Gegend!«
Hall und seine Frau hatten jeder ein Reitpferd, das bei einem Fuhrmann in Pflege gegeben war, der Wagen vermietete, und dieser Stall übte natürlich eine große Anziehungskraft auf Billy aus. Dem Fuhrmann gehörte auch die Diligence, die die Post von Carmel nach Monterey beförderte, und ferner vermietete er Wagen und große Fuhrwerke für Gebirgstouren mit Platz für neun Personen. Zu jedem Wagen stellte er einen Kutscher, und da man gewöhnlich vier Kutscher brauchte, wurde oft nach Billy geschickt, der auf diese Weise Ersatzmann im Stall wurde. Bei solchen Gelegenheiten erhielt er drei Dollar den Tag, und er fuhr viele Gesellschaften den siebzehn Meilen langen Weg durch das Carmeltal und die Küste entlang nach den verschiedenen Aussichtspunkten und Strandplätzen.
»Aber es ist fast alles ein großschnauziges Pack«, sagte er zu Saxon über die Leute, die er fuhr. »Es heißt immer Herr Roberts hier und Herr Roberts da – und ich werde nicht vergessen, dass sie sich für besser halten als mich. Ich bin zwar nicht ihr Diener, aber ich bin ihnen doch nicht gut genug. Ich bin ihr Kutscher – ein Mittelding zwischen Tagelöhner und Chauffeur! Wenn sie essen, geben sie mir mein Frühstück für mich – oder hinterher. Keine Familiarität wie bei Hall und seiner Gesellschaft. Und die Leute heute – die gaben mir überhaupt kein Frühstück. In Zukunft musst du mir immer mein eigenes Frühstück mitgeben. Ich will ihnen nichts schulden, den verdammten Idioten. Und du wärest vor Lachen gestorben, wenn du gesehen hättest, wie einer von ihnen mir ein Trinkgeld geben wollte. Ich sagte nichts. Ich blickte ihn nur an, als hätte ich ihn noch nie gesehen, und dann wandte ich mich wie zufällig ab, und er war verlegen wie der Teufel.«
Aber das Fahren machte Billy doch Spaß, namentlich wenn er nicht vier schwere Arbeitspferde, sondern vier rassige, feurige Tiere zügelte und, den Fuß auf der kräftig wirkenden Bremse, um Kurven bog oder an steilen Felshängen vorbeifuhr, während die weiblichen Passagiere laut vor Schreck schrien. Und wenn man einen Mann brauchte, der sich auf Pferde verstand und kranke oder zu Schaden gekommene Pferde zu behandeln wusste, dann machte selbst der Besitzer des Stalles Billy Platz.
»Ich könnte jeden Tag eine feste Anstellung bekommen«, prahlte er vor Saxon. »Ich sage dir, das ganze Land wimmelt von Chancen, wenn man nur einigermaßen tüchtig ist. Ich möchte wetten, wenn ich in diesem Augenblick dem Alten sagte, dass ich eine feste Stellung für sechzig Dollar bei ihm annehmen wollte, so würde er mit beiden Händen zugreifen. Er hat es mir direkt vorgeschlagen. – Und sag mal, bist du dir eigentlich klar darüber, dass Unterzeichneter jetzt ein neues Handwerk gelernt hat? Nun, er weiß es jedenfalls. Er kann eine Diligence fahren oben bei den Seen – und mit sechs Pferden. Wenn wir je dort hinkommen, werde ich mich mit einem Kutscher befreunden – nur um einmal versuchen zu dürfen, mit sechs Pferden zu fahren. Und du sollst neben mir auf dem Bock sitzen. Das soll flutschen! Ach, das soll flutschen!«