Psychoterror

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J.P. Conrad

Psychoterror

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Inhaltsverzeichnis

Titel

I.

II.

III.

IV.

Impressum neobooks

I.

Wir waren irgendwo im Nirgendwo. Es war schon seit mindestens zwanzig Kilometern stockdunkel und es schüttete in Strömen.

»Sind wir bald da?«, fragte ich genervt und versuchte erneut, es mir in der Enge meines Sitzplatzes etwas bequemer zu machen; gar nicht so einfach als einer von dreien, die sich die Rückbank des koreanischen Schrotthaufens teilten.

»Du gehst mir so auf den Sack, Alter«, entgegnete Dennis, der den Wagen durch die Nacht und das Unwetter lenkte. »Achtzig Kilometer sind achtzig Kilometer!«

»Alles nur wegen einer scheiß Halloween-Party!«, brummte Simon, mit dem ich recht intim Schulter an Schulter saß. Durch die laute Musik konnte es aber außer mir wohl niemand hören. Ich fand es mittlerweile allerdings auch idiotisch, zum Feiern einen so weiten Weg zu fahren. Sich volllaufen lassen ging auch bei uns Zuhause in Loughton, wenn auch nur im privaten Rahmen. In dem Kaff gab es an Halloween nicht eine vernünftige, öffentliche Party, was aber auch kein Wunder war. Die einzige Disco in dem Örtchen, in dem meine vier Kumpels und ich lebten, hatte vor knapp zwei Jahren dicht gemacht.

»Wir hätten lieber nach London reinfahren sollen«, sagte Simon jetzt für alle laut hörbar. »Da wären wir in zwanzig Minuten dort gewesen und da hätte es geile Partys und willige Weiber gegeben!«

»Ich tue jetzt einfach mal so, als hätte ich das nicht gehört!«, sagte Emily, die Dennis’ Freundin war und auf dem Beifahrersitz saß, mit gespielter Empörung.

Ich stimmte Simon trotzdem kopfnickend zu. Wir hatten uns aber nun mal von Dennis überreden lassen, zu dieser, wie er sagte, alternativen Party-Location, irgendwo in die Pampa zu fahren. Ich hoffte nur, dass es keine Open Air Veranstaltung war, als ich die im Fahrtwind schnell über das Fenster gleitenden Regentropfen beobachtete.

Wir fuhren noch etwa zehn Minuten weiter, als Dennis plötzlich die Hardrock-Musik leise drehte. Ich bemerkte auch, dass wir langsamer wurden und erwartete nun einen Satz wie »Wir sind da.«

Aber stattdessen sagte Dennis: »Fuck! Scheißkarre, verdammte!«

Das klang nicht gut.

»Sag, dass das jetzt nur ein Scherz ist!«, kommentierte Emily scharf.

»Mann, was ist los, Alter?«, fragte nun Tom neugierig, der neben Simon am Fenster saß und die letzte halbe Stunde keinen einzigen Ton gesagt hatte.

»Na, was wohl? Die Karre hat den Geist aufgegeben«, antwortete Emily für ihren Freund. Sie war hörbar genervt und ich konnte es nachvollziehen. Auch ich hatte keine Lust, hier draußen am Arsch der Welt in der Kälte und im Regen auf einen Abschleppwagen zu warten. Ich seufzte leise und schaute erneut aus dem Fenster: Der Regen hatte aufgehört. Wenigstens etwas.

»Dein Vater ist so ein reicher Sack und lässt dich mit diesem Schrotthaufen rumfahren! Peinlich ist das! Hätten wir doch lieber meinen Bus genommen, da wären wir auch nicht alle wie die Sardinen drin gesessen!«

Dennis reagierte nicht auf Emilys Vorwürfe.

»Wären wir doch nur nach London gefahren!«, wetterte Simon erneut. »Hier findet uns doch bestimmt kein Schwein!«

»Auf jeden Fall wird es sicher lange dauern, bis ein Abschlepper kommt«, sagte ich. »Und der wird bestimmt auch keinen Platz haben, um vier Idioten wie uns mitzunehmen!«

»Ach, haltet doch einfach alle mal die Klappe jetzt!« Mit diesem Worten öffnete Dennis seinen Gurt und dann die Wagentür.

»Was soll das jetzt werden?«, fragte seine Freundin giftig. »Willst du nicht mal irgendwo anrufen?«

Dennis stieg aus und drehte sich zu Emily um. »Lass mich doch erst mal schauen! Vielleicht ist nur ein Kabel ab, oder so.«

Sie brummte kopfnickend und tippte sich dann mit dem Finger an die Stirn. »Hm, ja. Ich weiß auch, wo!« Sie lehnte sich trotzig zurück in ihren Sitz und verschränkte schmollend die Arme.

»Kommt Jungs!«, sagte ich. »Wir schauen auch mal, ob wir helfen können.« Ich hatte von Automechanik keine Ahnung, wollte mir aber unbedingt mal die Beine vertreten. In dem kleinen Wagen war es so eng gewesen, dass ich sie die ganze Zeit hatte anwinkeln müssen. Ich klappte den Fahrersitz vor und kletterte dann aus dem Wagen. Ein kalter, klammer Wind blies mir ins Gesicht. Glücklicherweise hatte Dennis das Auto noch an den Straßenrand lenken können, wie ich jetzt feststellte. Ich sah mich um: Die Straße war schmal und menschenleer.

»Wo sind wir hier, zum Teufel?«, fragte ich in die Runde, nachdem auch Simon und Tom ausgestiegen waren. Auch sie zuckten ratlos mit den Schultern.

Dennis hatte inzwischen die Motorhaube geöffnet und war mit dem Oberkörper darunter verschwunden. »So eine verdammte Scheiße!«, fluchte er.

»Was?«, Simon lief neugierig um den Wagen herum.

»Ich hab‘ keine Ahnung, was der Karre fehlt.«

Ein kurzes trockenes Auflachen von Emily.

»Ok, dann ruf ich jetzt beim Pannendienst an«, sagte Tom und zückte sein Handy.

»Warte!«, sagte Dennis und knallte die Motorhaube zu. »Ich mach das schon!« Er wischte sich die schmutzigen Finger an seiner Hose ab und zog sein Smartphone aus der Jacke. »Schließlich hab ich uns den Mist eingebrockt.« Dann beugte er sich in den Wagen und starrte auf das Navi.

Simon sah in den dunklen Himmel. »Na, wenigstens regnet es nicht mehr!«

»Wir hätte auch im Auto warten können, du Genie!«, entgegnete Emily und stieg nun ebenfalls aus. Sie zog sich ihren hautengen, roten Rock zurecht, auf dem ein Spinnennetz abgebildet war.

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