Dirty Story

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Dirty Story
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J.P. Conrad

Dirty Story

Eine wirklich schmutzige Geschichte

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Inhaltsverzeichnis

Titel

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

VII.

VIII.

IX.

X.

XI.

XII.

XIII.

XIV.

XV.

XVI.

XVII.

XVIII.

Finale

Impressum neobooks

I.

Ich war schon seit meiner Teenagerzeit ein Fan des Films Basic Instinct mit Sharon Stone und Michael Douglas. Nicht nur wegen der Hochglanz-Sexszenen, sondern auch wegen der Vorstellung, ihn beim Sex abzustechen. Und so habe ich es dann auch gemacht.

Es war einer von diesen beschissenen, schwül-heißen Tagen im Hochsommer. In der Nacht hatte es nach längerer Zeit wieder geregnet und die jetzt feuchtwarme Luft machte die Haut klebrig wie Reis vom China-Imbiss, so dass man eigentlich alle fünf Minuten hätte duschen wollen. Aber ich hatte mir vorgenommen, ihn heute, schwül hin oder her, zu ficken und ihn dann abzustechen. Der Sex war dabei eher ein Bonus für mich, der mir den unangenehmen Part, um den ich nicht herum kam, etwas versüßen sollte.

Jetzt, nachdem es passiert war, sich mein Herzschlag langsam wieder beruhigte und ich mir mein ›Werk‹ betrachtete, muss ich sagen, dass ich ihn regelrecht abgeschlachtet hatte. Aber ich sollte vielleicht doch vorne anfangen!

Es war gegen sechs Uhr, als wir aufstanden und uns beide groggy aus dem Bett wühlten. Wir waren total durchgeschwitzt, als hätten wir bereits die ganze Nacht lang wilden Sex gehabt. Aber es war die Sommerhitze, die den Raum im oberen Stockwerk in einen Brutkasten verwandelt hatte und gegen die auch das geöffnete Dachfenster und der kleine Tischventilator nichts hatten ausrichten können. Zudem war ich, angesichts meines Vorhabens, ziemlich nervös gewesen; ich hatte so etwas doch noch nie zuvor gemacht. Die meiste Zeit hatte ich in dieser Nacht wach gelegen, an die dunkle Zimmerdecke gestarrt und jede nur erdenkliche Situation vor, während und nach meiner Tat im Geiste durchgespielt.

Ihn zum Sex zu überreden, würde keine Kunst sein, dessen war ich mir sicher. Er war eigentlich immer geil und ich hatte das Gefühl, dass er ständig mit einem Harten in der Hose rumlief. Aber ich hatte kein Problem mit potenten Männern, denn ich stand, wie wohl jede halbwegs normale Frau, auf Sex. Wobei ›normal‹ natürlich viel bedeuten kann; insbesondere, wenn man einem Menschen beim Vögeln das Lebenslicht auspusten will.

Wir standen auf, rauchten eine Morgenzigarette und machten uns frisch. Dann setzte er sich gleich mit einer Flasche Bier vor die Glotze. Er war in vielen Punkten sicher nicht gerade das, was man unter einem idealen Mann verstand; aber das war mir bisher egal gewesen und würde es in Zukunft erst recht sein.

Ich bereitete im Schlafzimmer alles vor und machte, entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, das Bett wie eine ordentliche Hausfrau.

Anschließend setzte ich mich, nur in meinen dünnen Morgenmantel gehüllt, zu ihm aufs Sofa und schickte meine geübte Hand langsam auf Wanderschaft. Zuerst dachte ich, er würde sich wirklich ernsthaft mehr für die Reportage über eine Durchfallepidemie in einem Londoner Kindergarten interessieren. Als ich dann aber begann, seine Jeans aufzuknöpfen, war er bei der Sache. Ich kniete mich vor ihn und begann, ihm einen zu blasen. Er genoss es sichtlich, auch wenn er nicht einen Laut von sich gab und im Gegenteil noch ein paar Mal an seiner Bierflasche nuckelte.

Dann aber packte er mich plötzlich, grob und wild, wie schon so oft, riss mir den Morgenmantel vom Leib und zerrte mich hoch ins Schlafzimmer; wie ein grunzender Neandertaler, der irgendein Tier erlegt hatte und nun in seine Höhle schleifte. Ich war erleichtert, dass er mich ins Schlafzimmer brachte, denn er hätte mich ja auch auf dem Sofa nehmen können. Aber er war zum Glück ein Gewohnheitstier; für ihn ging Ficken nur im Bett. Und da musste ich ihn auch haben, damit mein Plan aufging.

Das große Küchenmesser, das längste, das wir hatten, lag bereits seit gestern Abend in der Nachttischschublade. Da konnte ich leicht rankommen, wenn ich ihn ritt. Und das tat ich nun ausgiebig, ihn reiten. Es war meine Lieblingsstellung, weil ich so obenauf war und die Kontrolle über meinen Stecher hatte. Ich hatte beim Sex immer gerne bestimmt, wo’s lang geht.

Der Fick war gut und ich wollte ihn erst noch genießen, bevor es auf andere Art zur Sache ging. Er hielt auch diesmal schon über dreißig Minuten durch, als ich merkte, dass er allmählich soweit war: Er schloss die Augen, konzentrierte sich nur noch auf das in ihm aufsteigende Gefühl.

Ich verlagerte meinen Oberkörper nach vorne, beugte mich etwas nach rechts, streckte den Arm aus und öffnete die Schublade. Ich griff mir das Messer und setzte mich dann wieder gerade auf.

Mit einem Mal bäumte er sich unter mir auf und verdrehte dabei ziemlich bescheuert die Augen. Er kam. Jetzt war der richtige Moment.

Ich umklammerte das Messer fest mit beiden Händen. Dann stach ich zu. Einmal. Und nochmal. Und nochmal. Mit zusammengekniffenen Augen, gerade meinen eigenen Abgang habend, stach ich wie wild und mit einem spitzen Schrei immer wieder zu; wie oft, weiß ich nicht mehr.

Aber jetzt, nachdem ich mir die Bescherung betrachtete, muss es ziemlich oft gewesen sein. Präzise war meine Arbeit sicher nicht gewesen, sonst wäre sein Blut nicht noch bis an die Wand gespritzt. Außerdem hatte ich wohl bei ein paar Stichen seine Rippen getroffen, was meinen Rhythmus etwas beeinträchtigt hatte. Aber egal. Jetzt war es passiert und das Schwein war tot. So richtig. Da brauchte man keinen Puls mehr zu fühlen, keinen Spiegel unter die Nase zu halten oder sonst irgendeinen Schwachsinn zu machen. Er lag mit zerfetzter Brust in meinem Bett.

Noch während ich ihn, mittlerweile seit fast einer Minute, keuchend anstarrte, wischte ich die Blutspritzer von meinen Titten, dem Bauch und den Oberschenkeln. Ich streifte die rote Rotze am ohnehin versauten Laken ab. Jetzt registrierte ich auch erst, wie verschwitzt ich schon wieder war.

»Ok, erst mal duschen gehen!«

Er würde mir schon nicht weglaufen. Während ich das dachte, musste ich unweigerlich grinsen. Ich schaute nochmal, ob nicht noch irgendwo sein Blut von mir runter tropfte und ging dann ins Bad.

II.

Als ich, nackt wie ich war und schön erfrischt, wieder ins Schlafzimmer kam, war natürlich alles noch so, wie ich es verlassen hatte: Die Luft heiß und stickig mit einer Duftnote von Sex; der kleine Ventilator kämpfte auf verlorenem Posten. Und er lag dort im Bett, tot und blutüberströmt. Zum Glück starrte er nicht noch in die Gegend; seine Augen waren geschlossen.

Einen Moment lang betrachtete ich mir sein Gesicht: Es sah friedlich aus, als würde er schlafen. Keine Spur von Entsetzen, Überraschung oder Schmerz. Tod beim Geschlechtsverkehr war ja eine Wunschvorstellung vieler Männer. Aber wahrscheinlich eher hochbetagt und verursacht durch einen Herzinfarkt. Nicht von einer Irren mit einem Küchenmesser abgestochen. Vielleicht hatte ihm ja der Fick trotzdem ein sanftes Hinübergleiten ermöglicht? Sein eingefrorener Gesichtsausdruck machte auf mich jedenfalls den Eindruck.

Ich schaute auf seinen Schwanz: Jetzt hatte er keinen harten Prügel mehr. Nie mehr. Oder?

Mir gingen oft wirklich sehr unpassende und auch überflüssige Gedanken durch den Kopf, aber das machte mich jetzt doch neugierig. Mein alter Biolehrer hätte wohl die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, aber ich wollte es wissen und es erregte mich auch irgendwie schon wieder.

Ich kniete mich vorsichtig auf das Bett, darauf achtend, kein Blut an meinen frisch geduschten Körper zu bekommen, und nahm ›ihn‹ in die Hand. Ich machte meine fachmännische Bewegung; auf und ab. Auf und ab. Nein, da tat sich nichts. Jetzt war er tatsächlich auch in diesem Punkt ein Schlappschwanz.

»Schluss mit den Spielchen!«, sagte ich mir dann, »Es gibt viel zu tun.«

 

Es ist diese lästige Scheiße wie beim Kochen: Erst macht es Spaß, stundenlang in der Küche zu stehen, zu schnippeln, zu würzen, zu blanchieren und tranchieren und für sich und andere die tollsten Leckereien zu zaubern. Aber am Schluss bleibt da immer die versiffte Küche, die man sauber machen muss, wozu man aber eigentlich überhaupt keinen Bock hat. Ich gebe zu, diesen Vergleich zu bemühen, war gerade, was meine Person angeht, eher unpassend. Ich konnte nicht kochen. Meine Freunde waren der Pizza-Lieferservice und McDonalds.

Aber ich musste ihn natürlich jetzt aus dem Bett schaffen, bevor er anfing zu stinken. Und bei dem schwülen Wetter, fürchtete ich, würde das schon recht bald der Fall sein. Das würde Insekten und vielleicht die Nachbarn anlocken. Außerdem hatte ich ja nicht den ganzen Tag Zeit.

Ich schaute auf den Radiowecker: Es war kurz nach acht morgens. Wann hatte ich ihn abgestochen? Das war so gegen 7.45 Uhr.

»Ja, um 7.45 Uhr hat er seinen letzten Abgang gehabt.«

Wieder musste ich grinsen. Dann stöhnte ich kurz, weil ich merkte, dass ich mich nicht länger um die Arbeit drücken konnte.

Ich begann damit, das Bettlaken zu lösen und ihn darin einzurollen. Scheiße, das Blut war tatsächlich durchgesickert. Aber die kluge Frau hatte ja vorgesorgt: Unter dem Laken hatte ich beim Betten machen eine Bauplane um die Matratze gespannt. Die hatte ich gestern Vormittag erst im Baumarkt geholt und mir noch von dem Arsch dort einen dummen Spruch anhören müssen.

»Wofür brauchst du die denn, Mädchen?«, hatte er gefragt und mich dumm angegrient. »Willst du dich einwickeln, damit Du länger so knackig frisch bleibst?«

Naja, ich gebe zu, dass mein nuttiges Outfit nicht unbedingt nahegelegt hatte, dass ich handwerklich geschickt bin: Ich hatte Hotpants und ein bauchfreies, weißes Top mit einer knallroten Erdbeere darauf getragen, die sich über meine Titten gespannt hatte.

Die Folie hatte beim ›final Fuck‹ sogar ein bisschen geknistert, aber das hatte er natürlich in seinem Hormonrausch gar nicht erst wahrgenommen. Sie hatte auf jeden Fall ihre Aufgabe erfüllt und sein Blut von der Matratze abgehalten. Jetzt durfte ich mich nur nicht zu ungeschickt anstellen.

Ich holte also die zweite Folie aus dem Schrank, wo ich sie zwischen meinen Winterklamotten versteckt hatte, und breitete sie vor dem Bett aus. Sie war groß genug, dass ich ihn darin wie einen Burrito einwickeln konnte. Ich stieg aufs Bett und schob ihn, eingerollt im blutdurchtränkten Laken, zum Rand. Durch die Folie unter ihm ging das glücklicherweise ganz gut und ohne übermäßigen Kraftaufwand. Sein toter Körper zog eine schmierige rote Spur auf der transparenten Bauplane. Ich ging um das Bett herum und zog ihn durch das Laken am Arm auf die Folie am Boden. Er machte ein dumpfes Geräusch, als er aufplumpste. Ich rollte ihn zur Mitte der Plane und schlug ihn dann wie ein Weihnachtsgeschenk darin ein: Erst links, dann rechts, dann den Kopf und zuletzt die Füße. Kein Blut war bisher auf den Boden getropft. Soweit, so gut. Aber dann fiel mir siedend heiß ein, dass ja die Wand was abbekommen hatte.

»Scheiße!«

Ich schaute hoch und betrachtete mir den etwa wallnussgroßen Fleck, direkt oberhalb des Kopfendes. Würde wohl doch nicht ganz so einfach werden. Ich würde nochmal in den Baumarkt stapfen müssen.

»Trocknet Farbe bei der schwülen Hitze überhaupt?«

Egal, darüber wollte ich mir jetzt noch nicht weiter Gedanken machen. Eins nach dem anderen. Denn ich musste ihn ja zunächst aus dem Schlafzimmer, die kleine Treppe runter, durch das Wohnzimmer und den Flur bis zur Kellertreppe schaffen. Dann wollte ich ihn da runter schleifen und erst mal in die große Kühltruhe legen.

Gerade, als ich mir überlegte, ob ich das unhandliche Paket überhaupt alleine die Treppe runter kriegen würde, passierte etwas, das ich nicht einkalkuliert hatte: Es klingelte an der Tür.

III.

»Fuck!«, fluchte ich.

Wer war das? Ich erwartete sicher keinen Besuch und für den Postboten war es eindeutig noch zu früh. Hektisch lief ich ins Wohnzimmer und streifte mit den Morgenmantel über. Ich vergewisserte mich, dass ich nirgendwo Blutflecken am Körper hatte, schaute nochmal kurz auf die eingewickelte Leiche am Boden und lief dann zur Haustür. Vorsichtig schaute ich um die letzte Ecke. Im Normalfall hätte ich ja einfach so getan, als sei ich nicht da. Das hätte ich sicher in neunundneunzigkommaneun Prozent aller Fälle getan. Aber nicht jetzt.

»Ach du Scheiße!«

Es war Ashley, meine beste Freundin. Hatte sie da ein blaues Auge? Weinte sie? Tatsächlich konnte ich durch die geschlossene Tür ein leises Schluchzen hören. Verdammt, was war denn los mit ihr? Sofort hatte ich den Abgeschlachteten vergessen. Ashley ging vor. Hatte Mike sie etwa wieder verprügelt? Natürlich hatte er das. Warum sonst sollte sie so früh zu mir kommen? Sie klingelte nochmal energisch und ich machte einen Satz zur Tür.

»Hey, Süße. Was ist denn mit dir los?«, fragte ich sie gleich. »Komm rein!«

Ashley und ich waren seit fast fünf Jahren dick befreundet. Wir hatten uns bei einem Straßenfest ganz in der Nähe kennengelernt und uns auf Anhieb sympathisch gefunden. Sie war witzig, schlagfertig und, im Gegensatz zu mir, wesentlich bodenständiger. Zumindest damals. Zu der Zeit war sie auch noch mit Roger zusammen gewesen, einem Börsenmakler. Aber den hatte sie dann irgendwann in den Wind geschossen, als sie herausgefunden hatte, dass er ihre Katze vergiftet hatte. Einfach, weil ihm das Vieh lästig gewesen war. Sicher hätte ich ihm, wenn ich an Ashleys Stelle gewesen wäre, dann auch irgendwann ein bisschen Arsen oder Salzsäure oder keine Ahnung was in den Morgenkaffee getan. Ich hatte nämlich zu der Zeit auch ein Haustier, einen Hund, und wusste, wie wichtig einem so ein Tier sein konnte.

Hatte ich eigentlich die Schlafzimmertür zu gemacht?

Mein Puls beschleunigte sich. Als ich Ashley im Arm haltend ins Wohnzimmer schob, sah ich aber, dass ich es getan hatte. Glück gehabt.

»War das wieder Mike?« Ich schubste sie sanft auf das Sofa.

Ein kurzes, nickendes Brummen kam als Antwort.

»Dieses Schwein!«, zischte ich voller Wut. »Der gehört kastriert!«

Ashley war mit Mike mittlerweile auch schon wieder seit über zwei Jahren zusammen. Sie hatten sich im Fitnessclub kennengelernt und über eine reine Fick-Affäre zueinander gefunden. So was soll es ja geben, erst Sex und dann Liebe. Bei Ashley und Mike waren es aber eher Sex und Hiebe gewesen. Mike hatte sich oft nicht unter Kontrolle und konnte leicht aufbrausend werden. Besonders, wenn er gesoffen hatte; und das war praktisch jeden Tag der Fall. Wenn ihm etwas nicht in den Kram passte, schlug er im Suff auch gerne mal zu. Vorzugsweise schlug er Ashley. Dieser Wichser.

»Wie lange soll das denn noch so weiter gehen?«, fragte ich sie und ging zur offenen Küche. Ich holte zwei kalte Cokes aus dem Eisschrank und reichte ihr eine. Sie hielt sie sich gleich an das lila-blau schimmernde, geschwollene Auge.

»Scheiße! Kalt. Aber tut gut«, war der erste Satz, den sie sagte. Dann fügte sie seufzend hinzu: »Ach, du weißt doch, wie das ist.«

»Nein, weiß ich nicht«, tadelte ich. »Du musst von dem Penner los kommen, sonst prügelt er dich nochmal tot.«

Sie zuckte nur mit den Schultern. Armes Ding. Sie war zu gutmütig, zu weich und wohl auch zu leicht manipulierbar. Mike, der breitschultrige, kahlrasierte Hüne, dessen einziger Lebenssinn es war, seine Muskeln für diverse Wettbewerbe zu trainieren, und Ashley, die sportliche aber zierliche sexy Maus mit den langen, rotbraunen Haaren, passten schon rein optisch nicht zusammen. Ich dachte mir oft, dass er ihr doch eigentlich mit seiner grobmotorigen Art beim Sex die Knochen brechen müsste. Und ich fragte mich, was sie an ihm fand. Sie stand doch nicht nur auf Muskeln und große Schwänze, das wusste ich. Dafür kannte ich sie schon zu lange. Brauchte sie vielleicht hin und wieder eine Abreibung? Gefiel ihr das? Nein, wenn ich sie jetzt hier so sitzen sah, wie einen Haufen Scheiße, flennend und mit dem immer dicker werdenden Auge - das konnte ihr sicher nicht gefallen.

»Ich war doch selbst schuld«, erklärte Ashley. »Er hat schon zum Frühstück ein Bier getrunken und ich hab ihm gesagt, dass ich das scheiße finde.«

Irgendwie hatte ich das unbestimmte Gefühl, dass sie mich anschwindelte. Aber egal.

»Und?«

»Naja, er hatte ein schlagkräftiges Gegenargument.« Sie drehte mir das zermatschte Auge zu und deutete mit der Hand darauf.

»Scheißkerl!«, schnaubte ich. »Irgendwann mache ich den Wichser kalt!« Es wäre mein zweiter Mord und man sagt ja, dass es einem mit jedem Mal leichter fallen würde. Ich musste in diesem Moment wieder daran denken, dass da ja immer noch mein ›Erstlingswerk‹ im Schlafzimmer lag und in die Baufolie sabberte. So sehr ich Ashley auch mochte, ich musste sie doch bald loswerden.

»Fehlt nur noch, dass Mike gleich auch noch bei mir vor der Tür steht.«

Sie schüttelte den Kopf. »Der ist vor mir aus der Wohnung gestürmt. Hat gesagt, er geht laufen.«

»Wichser.« Sollte er im Park über eine Wurzel stolpern und sich das Genick brechen. Oder von der Martelli-Bande abgestochen werden. Dazu sei gesagt, dass die Martellis eine Gang aus zehn bis zwölf jugendlichen Asozialen war, die seit ein paar Monaten unser Viertel terrorisieren. Sie hatten schon Mülltonnen angezündet, Fenster- und Autoscheiben eingeschmissen und gerade letzte Woche erst die Katze der alten Mrs O’Sullivan aufgeschlitzt und ausgeweidet über ihren Gartenzaun gestülpt. Die Bullen interessierte das nicht wirklich; sie hielten sich schon seit Jahren in unserem Viertel zurück.

»Ich an deiner Stelle würde jetzt schnell nach Hause laufen, deine Sachen packen und dann kommst du zu mir«, schlug ich vor.

Ashley verzog wenig überzeugt das Gesicht. »Hm.«

Ich fasste sie an der Schulter. »Hey, das kann so nicht weitergehen! Du übernachtest hier und wenn du willst, gehen wir zu den Bullen und zeigen das Schwein an, ok?«

Sie beugte sich vor und starrte auf den Boden. Klar, das war eine schwere Entscheidung, aber eigentlich die einzig richtige. Ich hoffte nur, dass ich genügend Zeit haben würde, inzwischen die Leiche in die Kühltruhe zu schaffen. Und da war ja auch noch der Blutspritzer an der Wand.

Außerdem stand, wie ich gerade feststellte, noch die halb volle Bierflasche, übersät mit seinen Fingerabdrücken, vor uns auf dem Couchtisch. Scheiße, ich merkte, dass mein Vorschlag doch nicht so gut überlegt war. Aber ich konnte Ashley nicht einfach ihrem Schicksal überlassen.

»Wäre Dan denn damit einverstanden?«, fragte sie mich schniefend und zog den Rotz in ihrer Nase hoch. »Wo ist der eigentlich?«

Ach ja, Dan…

Ich musste schnell improvisieren. »Der ist zu einem Pokerturnier nach Brighton.«

Tatsächlich war neben seinem Job, Ficken und Fernsehen, Poker seine einzige Leidenschaft. Er hatte auch schon mal ein paarhundert Pfund gewonnen, meistens aber war er blank und total desillusioniert nach Hause gekommen. Er hatte immer dem großen Stück Kuchen nachgejagt, schon sein ganzes Leben lang. Er wollte sich nicht nur mit den Krümeln zufrieden geben, dafür hielt er sich für zu intelligent. Seit er mit mir zusammen war, hatte er tatsächlich auch so etwas wie Ehrgeiz entwickelt, um uns ein besseres Leben zu ermöglichen. Bis heute hatte ich jedoch vergeblich gewartet. Okay, er hatte das Reihenhaus gekauft, besser gesagt, auf der Rille finanziert. Aber das war mir im Grunde viel zu spießig und nichts, worauf ich Wert gelegt hatte. Mir schwebten Dinge wie Weltreisen, Partys, Alkohol- und Drogenexzesse vor. Das war ich.

Ich schielte zu Ashley. Sie hatte meine Lüge einfach stumm zur Kenntnis genommen.

»Dan hat nichts dagegen. Da hat der auch gar nichts zu sagen«, versicherte ich ihr noch.

Noch immer schien sie mit sich zu hadern, ob sie meinen Vorschlag annehmen sollte. Ich streichelte ihr über die Schulter. Die nackte Schulter, denn sie trug ein Schlauchtop. Die samtweiche Haut unter meinen Fingern erinnerte mich an was. An meine letzte Geburtstagsparty. Ich merkte, wie urplötzlich ein Kribbeln zwischen meinen Beinen entstand. Oh Mann, das hatte noch gefehlt.

Aber irgendwie kreisten meine Gedanken gerade nur noch um meinen Geburtstag. Wie wir beide, sturzbetrunken, nachdem alle entweder schon nach Hause gegangen waren oder in irgendeiner Ecke im Koma gelegen hatten, es uns gegenseitig so richtig besorgt hatten. Dan hatte zusehen dürfen. Es war ein geiles Erlebnis gewesen. Nicht mein erstes mit einer Frau, nein, aber absolut in meinen Top drei.

 

Ich streichelte weiter über ihre Schulter, fuhr dann mit dem Handrücken über ihren Hals. Sie schielte zu mir und ein sanftes Lächeln huschte über ihr verheultes Gesicht.

Ich konnte nicht anders. Ich beugte mich rüber zu ihr, sah freudig, dass sie die Augen schloss und dann küsste ich sie. Erst zaghaft, dann fester und schließlich richtig wild.

Sie machte mit. Unsere Zungen wirbelten gegenseitig in unseren Mündern herum. Es war pure Lust.

»Scheiß auf die Leiche! Scheiß auf alles!«

In diesem Moment gab es nur uns beide, unsere tastenden, streichelnden und knetenden Hände. Unsere Münder, die miteinander verschmolzen waren und unsere willigen Leiber. Wir wussten beide, was wir mochten. Und wir wollten es!

Nach etwa zwanzig Minuten lagen wir beide nackt, erschöpft und befriedigt auf dem Sofa. Ihre Klamotten und mein Morgenmantel lagen auf dem Boden.

»Das war geil!«, sagte ich keuchend und wischte mir über den Mund.

Sie starrte zur Decke, gedankenversunken aber auch glücklich, wie ich erfreut feststellte. Sie stimmte mir zu und sagte dann kopfschüttelnd:

»Du hast Recht. Ich kann nicht mehr mit Mike. Es geht nicht. Er macht mich kaputt.«

»Mein Angebot steht«, versicherte ich ihr.

»Danke dir.«

»Hey, ich bin für dich da, Süße.« Ich gab ihr noch einen Kuss auf die Wange. Unsere kleine Performance hätte Dan gefallen. Armer Dan.

Ashley richtete sich auf und nahm ihre Klamotten vom Boden. Während sie aufstand, um sich ihren Slip überzustreifen, sagte sie:

»Ich mach das jetzt. Ehrlich! Ich laufe rüber, packe meinen Kram und komme wieder her.«

Ich stand auf, nackt, wie ich war, und umarmte sie. »Bravo, Süße! Ich freue mich.«

Kurz darauf gingen wir zur Tür. Ich verabschiedete sie mit einem langen, ungezogenen Kuss. Sie versprach mir, in spätestens fünfzehn Minuten wieder da zu sein. Klar, sie wollte Mike nicht in die Arme laufen.

Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, dachte ich mir:

»Okay, du hast fünfzehn Minuten oder weniger, deinen Schlamassel zu beseitigen!«

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