Näher beim Vater

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Was will Jesus uns lehren?

Warum ist es Jesus so wichtig, dass wir um unser Brot bitten?

Ich habe in der Bibel nach der Stelle gesucht, wo zum ersten Mal von Brot die Rede war. Während einer Konferenz stelle ich auch immer die Frage, wo das steht. Einige der häufigsten Antworten sind dann: Das Brot, das Abraham den Fremden anbietet, die vorbeikommen. Und natürlich das Manna, das Gott für das Volk Israel in der Wüste vom Himmel regnen lässt. Darauf komme ich nachher noch zurück, aber das ist nicht das erste Mal, dass in der Bibel von Brot die Rede ist. Es ist interessant, dass Gott schon direkt nach dem Sündenfall von „Brot essen“ spricht.

Und zu Adam sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und gegessen hast von dem Baum, von dem ich dir geboten habe: Du sollst davon nicht essen! – so sei der Erdboden deinetwegen verflucht: Mit Mühsal sollst du davon essen alle Tage deines Lebens; und Dornen und Disteln wird er dir sprossen lassen, und du wirst das Kraut des Feldes essen! Im Schweiße deines Angesichts wirst du [dein] Brot essen, bis du zurückkehrst zum Erdboden, denn von ihm bist du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren! (1 Mose 3,17-19).

Hier lesen wir, dass wir unser Brot nach dem Sündenfall essen werden, aber nur unter einer bestimmten Bedingung: aus eigener Kraft! Das ist völlig anders, als es am Anfang war. Es gibt genau wieder, was sich durch den Sündenfall verändert hat. Ab dem Moment, als Gott den Menschen schuf, gab es eine Einheit zwischen Gott dem Vater und seinen Kindern. Sie waren miteinander verbunden und Gott sorgte für seine Kinder. Das tat er gerne, und so teilte er alles, was er hatte, mit seinen Kindern.

Durch die Sünde hat eine Entfremdung stattgefunden. Wir sind in eine Stellung der Unabhängigkeit von Gott geraten. Durch diese Entfremdung konnte der Vater nicht mehr so für seine Schöpfung sorgen, wie er das gerne getan hätte. Der Mensch war jetzt auf sich selbst angewiesen, und das Einzige, das ihm blieb, war seine eigene Kraft! „Im Schweiße deines Angesichts wirst du Brot essen …“

Die gesamte Schöpfung ist in diese Situation geraten. Aber es scheint, als habe der Vater noch etwas eingeplant, damit wir alle die Erfahrung machen können, wie es ursprünglich gedacht war und wie es einmal wieder sein wird. Es ist im Mutterschoß, dass wir nicht für uns selbst sorgen müssen. Dort wird in allem völlig für uns gesorgt. Wir befinden uns vor unserer Geburt in einer Situation der völligen Abhängigkeit. Es ist, als wollte der Vater uns allen diese Erfahrung als Basis mitgeben und als würde darin die Verheißung einer hoffnungsvollen Zukunft liegen – einer Zukunft, in der einmal alles wiederhergestellt sein wird.

Jetzt zurück zu unserem Text aus dem Gebet.

Was Jesus uns hier eigentlich lehrt, ist nicht, dass wir beten sollen, damit der Vater uns insbesondere mit Brot versorgt, sondern dass wir beten: Vater, versorge uns! Sorge für uns, damit wir uns darüber keine Sorgen machen müssen, und damit du dich als der Vater offenbaren kannst, der für seine Kinder sorgt! Diese Tatsache finden wir auch in Matthäus 6, wo Jesus uns sagt, dass wir nicht besorgt sein sollen.

So seid nun nicht besorgt, indem ihr sagt: Was sollen wir essen? Oder: Was sollen wir trinken? Oder: Was sollen wir anziehen? Denn nach diesem allen trachten die Nationen; denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr dies alles benötigt. Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden (Mt 6,31-33).

Was Jesus uns hier mit seinem Gebet eigentlich lehrt, ist Folgendes: Der Fluch ist gebrochen! Jesus hat dafür gesorgt, dass die Beziehung zwischen Gott dem Vater und seinen Kindern wiederhergestellt werden konnte. Wo der Ungehorsam von Adam und Eva die Entfremdung zur Folge hatte, hat der Gehorsam Jesu für die Wiederherstellung gesorgt. Das lesen wir in dem Brief, den Paulus an die Römer schrieb:

Denn wie durch des einen Menschen Ungehorsam die vielen [in die Stellung von] Sündern versetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen [in die Stellung von] Gerechten versetzt werden (Röm 5,19).

Wie Jesus das getan hat, lesen wir im Johannesevangelium:

Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn (Joh 5,19).

Was ist mit Adam und Eva schiefgegangen? Sie wollten Gott gleich sein, ohne von ihm abhängig zu sein. Darum kam Jesus, um genau das, was schiefgegangen war, wiederherzustellen. Er entschied sich freiwillig dafür, als Mensch in völliger Abhängigkeit vom Vater zu leben.1

Das Manna

Weiter oben habe ich versprochen, noch auf die Stelle zurückzukommen, die vom Manna handelt. In 2. Mose 16 lesen wir, dass Gott dort eigentlich schon mit seinem Wiederherstellungsplan angefangen hat. Anstelle von Brot, um das sie sich „im Schweiße ihres Angesichts“ abmühen müssen, lässt Gott es einfach vom Himmel regnen.

Da sprach der HERR zu Mose: Siehe, ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen. Dann soll das Volk hinausgehen und den Tagesbedarf täglich sammeln, damit ich es auf die Probe stelle, ob es nach meinem Gesetz leben will oder nicht. Am sechsten Tag aber, wenn sie zubereiten, was sie einbringen, wird es geschehen, dass es das Doppelte von dem sein wird, was sie tagtäglich sammeln (2 Mose 16,4-5).

Hier sehen wir ganz klar das Herz von Gott als Vater. Er ist ein Vater, der sagt: „Mir ist schon klar, dass ich gesagt habe, dass sie ‚im Schweiße ihres Angesichts‘ Brot essen werden. Und mir ist auch klar, dass das erst durch Jesus wirklich verändert und wiederhergestellt werden kann … Aber es ist mein Volk, sie sind meine Kinder. Sie müssen die Wanderung durch die Wüste doch überleben können!“ Und so gibt ihnen Gott schon mal einen Vorgeschmack davon, wie es in der Zukunft sein wird. Aber Gott will nicht nur, dass sein Volk lernt, dass er für das tägliche Brot sorgt. Er möchte auch, dass das Volk lernt, noch ein anderes Prinzip zu begreifen.

Und Mose sagte zu ihnen, Niemand lasse [etwas] davon übrig bis zum Morgen! Aber sie hörten nicht auf Mose, sondern einige ließen [etwas] davon bis zum Morgen übrig; da verfaulte es [durch] Würmer und stank. Da wurde Mose zornig über sie (2 Mose 16,19-20).

Er möchte sein Volk lehren, was es bedeutet, in eine wiederhergestellte Position der Abhängigkeit von ihm zu kommen. Indem sie nur sammeln, was sie für einen Tag brauchen, können sie lernen, dass ihr Vater im Himmel vertrauenswürdig ist, dass er jeden Tag aufs Neue für sie sorgen möchte. In Johannes 6 spricht Jesus vom Manna, für das Gott in der Wüste gesorgt hat, und sagt dabei klar und deutlich, dass das Manna nur ein Bild dessen ist, was noch kommen wird. Wie es weitergeht, können wir hier lesen.

Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben das Manna in der Wüste gegessen und sind gestorben. Dies [aber] ist das Brot, das aus dem Himmel herabkommt, damit man davon isst und nicht stirbt. Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist; wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt (Joh 6,48-51).

Der Vater hat – durch Jesus – unser Bedürfnis gestillt. Er ist das lebendige Brot. Aber es geht noch weiter. Jesus sagt uns, dass der Vater nicht nur für uns sorgen will, sondern dass er auch wiederherstellen will, was durch den Sündenfall verloren gegangen ist.

[…] aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon darfst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben! (1 Mose 2,17).

Im Schweiße deines Angesichts wirst du [dein] Brot essen, bis du zurückkehrst zum Erdboden, denn von ihm bist du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren! (1 Mose 3,19).

Adam und Eva sündigten und aßen von der Frucht des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse. Dadurch kam der Tod in die Welt. Aber jetzt sagt Jesus: „Ich habe etwas zu essen, durch das dieser Mechanismus aufgehoben wird. Dadurch weicht der Tod und du bekommst das (ewige) Leben wieder zurück!“ In diesen Texten ist natürlich auch zu erkennen, dass Jesus auf das Abendmahl Bezug nimmt. Damit gedenken wir, dass er für uns gestorben und dadurch der Fluch gebrochen, weggenommen ist. Jesus hat die Strafe getragen.

Die Juden stritten nun untereinander und sagten: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben? Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Sohnes des Menschen esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag; denn mein Fleisch ist wahre Speise, und mein Blut ist wahrer Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm. Wie der lebendige Vater mich gesandt hat, und ich lebe um des Vaters willen, [so] auch, wer mich isst, der wird auch leben um meinetwillen. Dies ist das Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist. Nicht wie die Väter aßen und starben; wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit. Dies sprach er, als er in der Synagoge zu Kapernaum lehrte (Joh 6,52-59).

Zeit zum Nachsinnen

Vielleicht hilft es, an dieser Stelle eine Pause einzulegen oder sich das Gelesene nochmals vorzunehmen. Wie wunderbar, zu erkennen, was hier geschrieben steht! Welche Tiefe steckt doch in den Worten „Unser tägliches Brot gib uns heute“ aus dem Vaterunser! Wie sehr bin ich dem Baptistenpastor aus Veendam doch dankbar, dass er mich damals bat, über das Vaterunser zu sprechen! Was für ein großartiges Gebet!

 

Aber es geht noch viel weiter.

Gott wollte den Israeliten in der Wüste beibringen, dass sie ihm vertrauen können. Darum durften sie immer nur Manna für einen Tag sammeln. Nun möchte der Vater uns dasselbe Vertrauen beibringen. Er möchte so gerne, dass du weißt, dass er jeden Tag für dich da ist, um für dich zu sorgen.

Unser tägliches Brot gib uns heute (Mt 6,11 LUT).

Wir haben schon darüber gesprochen, dass Jesus uns nicht einfach für uns selbst beten lässt. In dem gesamten Gebet betont er das Wort uns in der Mehrzahl. Darauf geht auch Paulus im Korintherbrief weiter ein.

Der Kelch des Segens, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist’s. So sind wir, die vielen, ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben (1 Kor 10,16-17 LUT).

Wunderbar! Wir dürfen zusammen teilhaben an Jesus, der das Brot des Lebens ist.

Zu guter Letzt schauen wir uns noch etwas an, das Jesus uns über „Brot“ sagt. Das war, als er in der Wüste vom Teufel versucht wurde.

Und Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: „Nicht vom Brot allein soll der Mensch leben.“ (Lk 4,4).

Dieser Vers verweist auf das 5. Buch Mose, wo Gott mit der Wiederherstellung begonnen hatte.

Und er demütigte dich und ließ dich hungern. Und er speiste dich mit dem Man, das du nicht kanntest und das deine Väter nicht kannten, um dich erkennen zu lassen, dass der Mensch nicht von Brot allein lebt. Sondern von allem, was aus dem Mund des HERRN hervorgeht, lebt der Mensch (5 Mose 8,3).

Die Passion-Übersetzung drückt es auf eine wunderschöne Weise aus:

Leben entspringt nicht nur dem Essen von Brot, sondern Gott. Leben fließt aus jeder Offenbarung, die aus seinem Mund kommt (Lk 4,4 TPT).2

Es ist natürlich großartig, hier das Zusammenspiel zu sehen, das in Jesus zu finden ist. Ja, er ist das Brot des Lebens, und ja, er ist auch das lebendige Wort! Und beide möchte er nicht für sich behalten. Nein, er möchte alles, was er ist, mit uns teilen.

Jesus verbrachte, vom Heiligen Geist geführt, vierzig Tage in der Wüste. Dort aß er nichts. In Jesu schwächstem Moment versuchte der Teufel, ihn zu verführen. Nämlich als er Hunger hatte. Er sagte zu Jesus: „Wenn du wirklich der Sohn Gottes bist, dann beweise es und verwandle diese Steine in Brot!“ Wo ist hier der Haken, der „giftige Stachel“? Jesus hat gesagt, dass er aus sich selbst nichts tun kann und dass er nur das tut, was er den Vater tun sieht. Darin versucht Satan, ihn zu verführen. Satan versucht, Jesus dazu zu bringen zu beweisen, dass er Gottes Sohn ist. Er will ihn dazu verführen, die Kraft, die der Vater ihm gegeben hat, eigenmächtig zu benutzen. Dasselbe hat Satan, mit Erfolg, bei Adam und Eva getan. Aber bei Jesus misslingt sein Plan. Denn Jesus ließ sich die Intimität mit seinem Vater nicht streitig machen. Genau davon ist im Philipperbrief die Rede.

… der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein (Phil 2,6).

Jesus hat seine Herrlichkeit, seine Kraft, seine Majestät, ja, alles was er war und was er besaß, im Himmel zurückgelassen, als er als Mensch auf die Erde kam. Er ist uns in allem gleich geworden. Als Mensch empfängt er dann, hier auf Erden, von seinem Vater den Heiligen Geist. Damit empfängt er alles, was der Vater im Grunde seines Wesens ist. Er kann jetzt also alles tun. Er kann Blinde heilen, Lahme wieder gehen lassen, Tote auferwecken, Stürme stillen, Brot und Fisch vermehren. Er kann alles! Doch jetzt kommt es: Jesus ist durch den Heiligen Geist zwar fähig, dies zu tun, doch mit seinem freien Willen entscheidet er sich trotzdem dafür, auch weiter in Abhängigkeit vom Vater zu leben. Dadurch wird er uns zum Vorbild. Er zeigt uns, dass wir, genau wie er, eine intime Beziehung mit dem Vater haben können, wenn wir aus dem Geist geboren werden. Aber auch, dass der Vater durch diesen Geist mit seiner Kraft durch uns wirken will. Der Vater stellt uns genau dieselbe Frage, die er Jesus stellte: „Wirst du dich trotz der Kraft, die ich dir gebe, weiterhin auf mich verlassen?“

Satan fordert Jesus dazu auf, Gottes Kraft eigenmächtig zu benutzen, indem er die Steine in Brot verwandelt. Damit kann er beweisen, dass er der Sohn Gottes ist. Das ist Satans alter Trick. Derselben Verführung hat er sich auch bei Adam und Eva bedient. Dort sagte er: „Esst von den Früchten des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse. Dann werdet ihr wie Gott sein.“ Damit meinte er eigentlich: Dann könnt ihr werden wie Gott, ohne von ihm abhängig zu sein! Jesus kam, um diesen Irrtum zu korrigieren. Daher sagte er zu Beginn seines Wirkens:

Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn (Joh 5,19).

Satan versucht, Jesus dazu zu verführen, die von Gott gegebene Kraft aus eigenem Antrieb zu benutzen. In dem Moment hätte Jesus die Abhängigkeit vom Vater verlassen. Adam und Eva sind darauf reingefallen, aber Jesus nicht. Stattdessen benutzt Jesus das Wort Gottes, um Satan Kontra zu geben.

Wir brauchen eine Offenbarung! (Neues Reden direkt von Gott)

In der heutigen Zeit brauchen wir in unserem Leben mehr denn je eine Offenbarung, die aus dem Herzen Gottes des Vaters kommt. Es verhält sich so, wie wir in der Passion-Übersetzung gelesen haben:

… Leben fließt aus jeder Offenbarung, die aus seinem Mund kommt (Lk 4,4b TPT).

Nun bringen wir diesen Vers in Verbindung mit

Unser tägliches Brot gib uns heute (Mt 6,11 LUT).

Dann sehen wir, dass es nicht ausreicht, einmalig Offenbarung zu empfangen. Es ist lebenswichtig für uns, bereit zu sein, täglich neue Offenbarung von Gott zu empfangen. Und jetzt kommt’s:

Wir brauchen Offenbarung, um das Neue zu empfangen. Aber wir brauchen auch Offenbarung, um zu erkennen, was „alt“ ist und was wir loslassen müssen,

was ersetzt werden muss.

Es ist wichtig, dass du deine Hände zuerst leer machst, wenn du Neues empfangen willst. Das tust du, indem du das Alte loslässt. Dann kannst du dich auf das Neue einlassen, es umarmen. Wir haben in Paulus ein wunderschönes Beispiel dafür bekommen, wie das geht. Als er noch Saulus hieß, hat er Gott mit all seiner Kraft gedient. Aber das war nicht, was der Vater mit ihm vorhatte. Auf dem Weg nach Damaskus hatte er eine Begegnung mit Jesus, die sein Leben völlig veränderte. Er empfing eine neue Offenbarung. Er entschied sich, das Alte loszulassen und sich gänzlich auf das Neue einzulassen. Das Schöne daran ist, dass er diese neue Offenbarung nicht für sich allein behielt, sondern sie auch uns weitergab. So können wir das Gebet, das Paulus spricht, mit offenem Herzen empfangen!

… dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe [den] Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst (Eph 1,17).

So, das war ein Aspekt des Vaterunsers. Aber man könnte dazu natürlich noch viel mehr sagen. Ich habe aber nicht vor, dieses Gebet ausführlich zu behandeln. Es wurden schon genügend Bücher geschrieben, die es gut erklären. Nein, ich beschränke mich darauf, nur die Dinge herauszugreifen, die mich besonders berührt haben.

Mein heiliger Name

Natürlich steht im Vaterunser nur Eines im Mittelpunkt: der Vater! Es beginnt mit:

Darum sollt ihr so beten:

Unser Vater im Himmel!

Dein Name werde geheiligt

(Mt 6,9 LUT).

Als ich diesen Vers in der Message-Übersetzung las, war ich sehr erstaunt. Dort steht nämlich Folgendes:

Unser Vater im Himmel,

offenbare, wer du bist!3

Als ich diese Übersetzung in The Message las, war mein erster Gedanke: Die Übersetzung kann nicht stimmen, sie kann nicht korrekt sein. Das war so anders als in anderen Übersetzungen. Ich konnte keine Ähnlichkeit zwischen „dein Name werde geheiligt“ und „offenbare, wer du bist“ sehen. Ich habe dann nachgeschlagen, wo in der Bibel von seinem heiligen Namen die Rede ist. Nach nur kurzer Zeit stieß ich auf Hesekiel 36. Dort spricht Gott geradezu überdeutlich von seinem heiligen Namen. Wir finden folgende Situation vor: Israel ist in der Verbannung und über die Nationen zerstreut. Obwohl sie ihr Land verlassen haben, hat Gott sie nicht verlassen. Er gebraucht den Propheten Hesekiel, um sein Wort zu seinem Volk zu sprechen. In Hesekiel 36 geht es unter anderem um den Weg und die Taten Israels, als sie noch in ihrem Land wohnten. Gott benutzt hier einen Vergleich, über den ich erstmal in Ruhe nachdenken musste.

Und das Wort des HERRN geschah zu mir so: Menschensohn, als das Haus Israel [noch] in seinem Land wohnte, da machten sie es unrein durch ihren Weg und durch ihre Taten, wie die Unreinheit der Absonderung war ihr Weg vor mir (Hes 36,16-17).

Ich musste an die Frau denken, die zwölf Jahre an Blutfluss gelitten hat. In der damaligen Zeit in Israel lebte sie unter dem Gesetz. Und nach dem Gesetz ist man unrein, sobald man einen Blutfluss hat. Mehr noch: Nicht nur du, sondern auch jeder, den du berührst, wird unrein. Es geht sogar so weit, dass du unrein wirst, wenn der andere sich auf den Stuhl setzt, auf dem du saßt, oder sich auf das Bett legt, auf dem du lagst. Für diese Frau bedeutete das, dass sie zwölf Jahre lang in Isolation leben musste. Niemand durfte sie anfassen; es gab niemanden, der ihr einen Arm um die Schulter legen konnte, niemanden, mit dem sie eng vertraut sein konnte. Jetzt verstehe ich auch das Beispiel, das Gott in obenstehendem Vers benutzt. Er verglich den Weg und die Taten Israels mit jemandem, der an Blutfluss leidet, wodurch es ihm nicht möglich war, in Intimität mit seinem Volk zu treten.

Aber auch das ist noch nicht alles. Er macht deutlich, dass es hier um mehr geht als nur die Verunreinigung des Landes. Es geht um etwas, das ihn persönlich zutiefst trifft. Er sagt: „Ich habe euch unter die Völker zerstreut, aber ihr habt weitergemacht. Und dadurch habt ihr, die ihr meinen Namen tragt, meinen Namen entheiligt …“

Und ich versprengte sie unter die Nationen, und sie wurden in die Länder zerstreut; nach ihrem Weg und nach ihren Taten richtete ich sie. So kamen sie zu den Nationen, [aber] wohin sie [auch] kamen, da entweihten sie meinen heiligen Namen, indem man von ihnen sagte: „Das Volk des HERRN sind diese, und aus seinem Land haben sie hinausziehen [müssen].“ Da tat es mir leid um meinen heiligen Namen, den das Haus Israel unter den Nationen entweiht hatte, wohin sie [auch] kamen. Darum sage zum Haus Israel: So spricht der Herr, HERR: Nicht um euretwillen handle ich, Haus Israel, sondern um meines heiligen Namens willen, den ihr entweiht habt unter den Nationen, zu denen ihr gekommen seid. Und ich werde meinen großen, unter den Nationen entweihten Namen heiligen, den ihr mitten unter ihnen entweiht habt. Und die Nationen werden erkennen, dass ich der HERR bin, spricht der Herr, HERR, wenn ich mich vor ihren Augen an euch als heilig erweise (Hes 36,19-23).

Das ist Gott so wichtig, dass er in nur ein paar Versen fünf Mal (!) erwähnt, dass sie seinen heiligen Namen entheiligt haben. Wenn etwas einmal wiederholt wird, ist uns klar, dass Gott es betonen möchte. Wie wichtig muss das hier also für ihn sein, wenn er es fünf Mal sagt! Ich kenne keine andere Passage in der Bibel, wo dies der Fall ist! Aber wenn es für Gott so wichtig ist, dann ist es auch wichtig zu wissen, warum.