Pingo, Pongo und der starke Heinrich beim Maharadscha von Inapur

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Pingo, Pongo und der starke Heinrich beim Maharadscha von Inapur
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Impressum

Der kleine Sandmann - Band 3

Helmut Höfling

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2013 Helmut Höfling

ISBN 978-3-8442-6148-6

Die Pingo-Pongo-Reihe umfasst vier Bände:

Band 1

Pingo, Pongo und der starke Heinrich

Band 2

Pingo, Pongo und der starke Heinrich in Owambien

Band 3

Pingo , Pongo und der starke Heinrich beim Maharadscha von Inapur

Band 4

Pingo, Pongo und der starke Heinrich in Müggelhausen

Der starke Heinrich auf dem Höhensteuer

Ein Abenteuer jagte das andere, seit Pingo, Pongo und der starke Heinrich beschlossen hatten, gemeinsam durch die Welt zu bummeln. Gerade jetzt steckten sie wieder tief in der Klemme.

Zuletzt hatten sich die beiden Pinguine und der Boxerhund beim dicken Häuptling Owambu in Afrika von ihren vielen anstrengenden Erlebnissen ein paar Tage ausgeruht. Doch da war in Owambien ein Flugzeug gelandet, und zwei Männer waren ausgestiegen: Mr. Silver und Mr. Storm. Sie wollten im Auftrag des Maharadschas von Inapur seltene Pflanzen sammeln. Das jedenfalls hatten sie den Schwarzen erklärt.

Aber der starke Heinrich war schon bald dahintergekommen, dass Mr. Silver und Mr. Storm in Wahrheit keine Pflanzen suchten, sondern Tiere. Affen, Zebras, Löwen und sogar eine Giraffe hatten sie bereits gefangen, als der Hund die Tiere in einer Höhle entdeckte. Und dann wurde selbst der starke Heinrich in einem unglücklichen Augenblick überrumpelt und ins Flugzeug geschafft. Zusammen mit den anderen Tieren sollte er nach Indien gebracht und dort verkauft werden.

Bevor sie jedoch starteten, wollten die beiden Tierfänger auch Pingo und Pongo in die Falle locken; denn Pinguine besaß der Maharadscha von Inapur noch nicht in seinem zoologischen Garten. Erst recht keine sprechenden Pinguine!

Doch diesen Plan der Tierfänger kannte der starke Heinrich. Obwohl er selbst eingesperrt war, musste er einen Weg finden, seine besten Freunde zu warnen.

Die Sorge um Pingo und Pongo gab ihm Mut und Kraft. Wie ein Löwe rüttelte und biss er an den Gitterstäben seines Käfigs herum, bis es ihm tatsächlich gelang auszubrechen.

Aber noch steckte er im Flugzeug. Die Tür war verschlossen, doch stand das eine Fenster offen, durch das die Giraffe ihren langen Hals ins Freie streckte. Mit einem Satz sprang der starke Heinrich auf den Rücken der Giraffe, kletterte an ihrem Hals hoch und zwängte sich durch die Fensterluke hinaus.

Obgleich er wie ein Wirbelwind über die Savanne fegte, um die Freunde zu warnen, kam er dennoch zu spät. Mr. Silver und Mr. Storm hatten Pingo und Pongo bereits überlistet und mit Lassos gefangen. Rasch schleppten die Tierfänger die beiden Pinguine ins Flugzeug und ließen die Triebwerke an.

Nur noch wenige Augenblicke, dann konnte die Maschine starten!

Als der starke Heinrich seine Freunde nicht wie erwartet am See antraf, ahnte er, dass sie den Tierfängern schon in die Falle gegangen waren. Doch er gab die Hoffnung nicht auf, sie dennoch zu retten. Deshalb machte er sofort kehrt und lief wie der Wind den weiten Weg zum Flugzeug zurück.

Die Maschine rollte schon über den Boden, als der starke Heinrich angelaufen kam. Jetzt ging es um Sekunden!

Noch ehe das Flugzeug in die Luft stieg, erreichte der starke Heinrich das Höhenleitwerk. Ein kühner Sprung – und schon hockte er auf der Schwanzspitze der Maschine!

Nur wenige Augenblicke später erhob sich das Flugzeug in die Luft. Mit allen vieren klammerte sich der starke Heinrich am Höhensteuer fest.

Schon erblickte er unter sich die Hütten von Owambien und erstaunt emporschauende Schwarze, die von oben wie Zwerge aussahen. Mitten unter ihnen stand der dicke Owambu und streckte die Arme in die Luft, als wolle er das Flugzeug mitsamt dem starken Heinrich festhalten.

Der Hund konnte zum Abschied nur mit seinem Stummelschwänzchen wackeln. Aber auch das hatte bald keinen Zweck mehr, denn Owambien wurde immer kleiner und war bald ganz verschwunden. Das Flugzeug donnerte jetzt über die weite, weite Steppe dahin. In einigen Stunden musste schon das Meer in Sicht kommen… und dann Indien!

Und noch immer hockte der starke Heinrich auf dem Leitwerk des Flugzeugs!

Au-wau-wau, ganz schön windig hier oben! dachte der Hund. Aber was tut man nicht alles, um seinen Freunden zu helfen.

Im Augenblick allerdings konnte er Pingo, Pongo und die anderen Tiere nicht befreien. Am liebsten hätte er Silver und Storm wenigstens die Ohren vollgebellt. Aber das wäre vergebliche Mühe gewesen. Also hielt er sich mucksmäuschenstill, obwohl es ihm schwerfiel.

Der starke Heinrich wartete auf eine günstigere Gelegenheit.

Hoch überm Meer

Während sich der starke Heinrich draußen am Höhenleitwerk festklammerte, hockten Pingo und Pongo im Innern des Flugzeugs zwischen den anderen Tieren. Sie ahnten natürlich nicht, dass ihr Freund ihnen so nahe war.

Selbst die Giraffe, die ihren langen Hals zum Fenster hinausstrecken musste, da im Innern des Flugzeugs nicht genug Platz für sie war, hatte den starken Heinrich noch nicht entdeckt. Der Hund lag eben auf der rechten Seite des Höhenleitwerks, die Giraffe hingegen blickte links hinaus – wenn sie überhaupt schaute. Denn meistens hatte sie die Augen geschlossen aus Angst, es könne ihr sonst schlecht werden: So hoch flogen sie dahin!

Auch Pingo und Pongo war nicht wohl zumute, wenn sie an ihr Schicksal dachten. Wie sollte das alles enden?

Sie lauschten dem eintönigen Brummen der Motoren und blickten sich besorgt an.

„Wo sind wir jetzt wohl?“, fragte Pingo.

„Keine Ahnung“, antwortete Pongo. „Lass uns die Giraffe fragen.

Diesen Vorschlag fand Pingo ausgezeichnet, denn die Giraffe war ja das einzige Tier, das zum Fenster hinausblicken konnte.

„Hör mal, Giraffe“, begann er, „fliegen wir noch über Afrika?“

„Erinnere mich nicht daran, dass wir fliegen, sonst wird mir übel.“

„Aber wir fliegen doch“, wandte Pongo ein. „Das ist nicht zu ändern, auch wenn du es nicht wahrhaben willst.“

Der Giraffe zitterten die dünnen Stelzenbeine. „Mir dreht sich schon alles vor den Augen“, stöhnte sie.

„Dann mach sie schnell noch mal auf, bevor du in Ohnmacht fällst, und sieh nach, wo wir jetzt sind“, ermunterte Pingo sie.

Ängstlich klimperte die Giraffe mit den Lidern und blinzelte dann in die Tiefe.

„Wir – wir fliegen schon über dem Meer!“, rief sie entsetzt.

„Und von Afrika siehst du nichts mehr?“, fragte Pongo.

„Doch – ganz in der Ferne die Küste. Aber sie verschwindet rasch. Jetzt – jetzt seh ich nur noch Wasser… Wasser links – und Wasser rechts…! Wasser vorn – und Wasser hinten…! Wasser unten – und Wasser oben…!“

Pingo lachte. „Wenn man dich reden hört, Giraffe, dann sollte man meinen, die ganze Welt bestehe nur noch aus Wasser.“

„Wenn wir jetzt abstürzen, dann fallen wir ins Wasser“, jammerte die Giraffe.

„Das wäre die schönste Überraschung für mich. Ping!“

„Wir brauchten nur ans Ufer zu schwimmen und wären gerettet. Pong!“

„Ja, ihr könnt schwimmen. Ich aber müsste elendig ertrinken.“

„Hab keine Angst, Giraffe“, tröstete Pongo sie.

Pingo nickte. „Ja, vorher lehren wir dich noch schwimmen. Ping!“

„Pong!“

Die Giraffe sieht Gespenster

Aber an dieses Versprechen glaubte die Giraffe nicht so recht. Im Gegenteil! Sie wurde nur noch mutloser und ließ den Kopf hängen.

„Jetzt können wir nicht mehr hoffen, dass der starke Heinrich uns befreit“, meinte sie.

Doch Pingo war anderer Ansicht und sagte: „Unser Freund macht alles möglich.“

„Er kann doch nicht wie ein Flugzeug übers Meer fliegen.“

„Wenn’s nötig ist“, erwiderte Pongo, „bringt er auch das fertig.“

Traurig schüttelte die Giraffe den Kopf. „Ihr glaubt ja selbst nicht an das, was ihr sagt. Ihr wollt nur mir und euch Mut machen.“

„Mit dem starken Heinrich haben wir schon die tollsten Dinge erlebt“, erklärte Pingo.

Doch die Giraffe ließ sich nicht überzeugen und seufzte nur ergeben. Sie hatte die Augen wieder geschlossen, um die Gefahr nicht zu sehen, an die sie glaubte.

Sie stand ganz nahe bei dem Käfig mit den Pinguinen, und so fiel es Pongo nicht schwer, die Giraffe mit dem Schnabel ins Bein zu picken, so dass sie erschrocken zusammenfuhr.

„Mach doch mal deine Augen weit auf, Giraffe!“, rief er ihr zu. „Vielleicht siehst du tatsächlich den starken Heinrich hinter uns herfliegen.“

„Hier – hier auf der Seite ist nichts als Wasser…nur Wasser…“

Doch Pingo gab sich mit der Antwort nicht zufrieden, sondern forderte die Giraffe auf:

„Dreh deinen Hals mal um und blick übers Flugzeug weg zur anderen Seite hinüber.“

Die Giraffe riss sich zusammen und gehorchte. Erst schien sie auf der anderen Seite auch nichts Besonderes zu entdecken. Doch dann straffte sich plötzlich ihr langer Hals, und sie stammelte:

„Da – da…“

„Auch nur Wasser?“, fragte Pongo gespannt.

„Da – da seh ich was!“

„Wo?“

„Dahinten auf dem Flugzeug!“

Pingo wurde ungeduldig. „Was denn?“

„Etwas Braunes. Es sieht aus wie ein Hund.“

„Wie unser starker Heinrich?“, fiel Pongo aufgeregt ein.

 

„Ich – ich weiß es nicht.“

Die Stimme der Giraffe klang gequält. Doch Pingo ließ nicht locker und bohrte weiter:

„Was weißt du nicht, Giraffe?“

„Ich – ich weiß nicht, ob ich die Augen offen habe – oder geschlossen.“

„Aber so was muss man doch wissen“, entfuhr es Pongo. „Wenn du dich selbst siehst, dann hast du die Augen offen. Siehst du dich aber nicht, dann hast du die Augen geschlossen.“

Das war allerdings ein haarsträubender Unsinn, den Pongo da von sich gegeben hatte. Aber wer hätte in diesem Augenblick auch einen vernünftigen Gedanken äußern können!

Die Giraffe jedenfalls gab keinen Laut von sich. Deshalb drängte Pingo sie:

„Na, Giraffe, siehst du dich jetzt oder nicht?“

„Ich – ich sehe nur etwas Braunes dort auf dem Höhenruder.“

„Ich glaube, du spinnst“, brummte Pongo enttäuscht.

„Mir ist so schlecht. Mir – mir dreht sich alles vor den Augen.“

Pingo kicherte belustigt. „Unserer Giraffe sieht Gespenster.“

„Wasser…! Wasser…!“, stöhnte die Giraffe und ließ ihren langen Hals schlaff nach unten baumeln, so dass man befürchten musste, er falle ins Meer hinein. „Was Braunes – wie der starke Heinrich…! Wasser links – Wasser rechts…! Wasser vorn – Wasser hinten…!Wasser unten – Wasser oben…! Wasser…! Überall Wasser…!

Hannibal

Nun, wir wollen es der Giraffe nicht übelnehmen, dass sie nicht wusste, ob sie nun den starken Heinrich gesehen hatte oder nicht. Jedem kann es schlecht werden, wenn er zum ersten Mal mit dem Flugzeug fliegt.

Doch auch dieser Flug ging einmal zu Ende. Die Maschine landete auf einem Flugplatz in Indien – nicht weit vom Palast des Maharadschas von Inapur. Das Flugzeug rollte noch über die Landebahn, als der starke Heinrich schon vom Höhenleitwerk hinuntersprang. Er schoss über den Flugplatz auf einen Schuppen zu. Dahinter wollte er sich verstecken, um abzuwarten, was jetzt geschehen werde. Dabei wetzte er so flink um die Ecke, dass er mit einem Hund zusammenstieß, der dort ausgestreckt lag.

„Au-wau-wau, meine Nase!“, jaulte der Hund und rieb sich mit der Pfote die Schnauze.

Überrascht war der starke Heinrich zurückgeprallt. Auch er hatte sich kräftig die Nase gestoßen. Doch er unterdrückte den Schmerz und brummelte schuldbewusst:

„Entschuldige bitte! Ich – ich konnte nicht wissen, dass du hier liegst.“

„Ich liege immer hier. Das ist mein Stammplatz“, erwiderte der fremde Hund und schielte besorgt auf seine Schnauze hinunter. „Au-wau-wau, meine Nase!“

„Tut sie immer noch weh?“

„So weh, als wäre ich mit Wucht gegen eine Mauer gerannt.“

Mitleidig betrachtete der starke Heinrich den anderen Hund und meinte treuherzig:

„Wenn es dich tröstet, dann darfst du mir eine runterhauen, auch auf die Nase.“

„Das tue ich nicht“, erwiderte der andere Hund und schüttelte den Kopf. „Wir Hunde müssen zusammenhalten.“

„Genauso denke ich auch. Ich heiße starker Heinrich.“

„Und ich Hannibal.“

Freundschaftlich wackelten die beiden Hunde mit ihren Ruten, wobei das Stummelschwänzchen des starken Heinrich besonders ungestüm hin und her wabbelte.

Eine Schönheit konnte man Hannibal nun gerade nicht nennen. Auch ließ sich nicht bestimmen, welcher Rasse er angehörte. Vielmehr schien er von allen Hundearten der Welt etwas zu haben. Doch er besaß ein goldenes Herz. Er war ein Hund, mit dem man Pferde stehlen konnte – wenn man so sagen darf. Das hatte der starke Heinrich gleich beim ersten Schnuppern heraus.“

„Wozu liegst du hier eigentlich herum?“, fragte der starke Heinrich den neuen Bekannten.

„Das tu ich immer, wenn Flugzeuge landen.“

„Warum?“

„Nur um mir die Zeit zu vertreiben, verstehst du?“

„Nicht ganz, Hannibal. Ich hätte gar keine Zeit dazu – bei all den Abenteuern, die ich erlebe.“

„Hier gibt es keine Abenteuer. Im Gegenteil! In Inapur stirbt man eher vor Langeweile. Nur wenn ein Flugzeug landet, gibt es etwas Neues zu sehen. Blick nur mal da hinüber, starker Heinrich.“

Der Boxerhund wandte den Kopf in die Richtung, in die Hannibal deutete, und bemerkte erst jetzt, dass kurz vor der Maschine von Silver und Storm noch eine andere auf dem Flugplatz von Inapur gelandet war. Noch immer stiegen einzelne Reisende aus. Jetzt kam ein Chinese, dann ein Schwarzer. Ihm folgte ein Indianer, der zwischen den Indern und Europäern besonders auffiel.

Mit Kennermine betrachtete Hannibal das bunte Treiben und meinte dazu:“

„Hier kannst du Menschen aller Herren Länder sehen, schwarze, braune, rote, gelbe, weiße, grüne, blaue…“

„Halt, halt, Hannibal!“, unterbrach ihn der starke Heinrich lachend. „Grüne Menschen gibt es doch gar nicht.“

Hannibal lachte gleichfalls. „Stimmt, starker Heinrich - wohl aber blaue“, füge er zwinkernd hinzu, „wenigstens manchmal.“

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