Mayerling

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Mayerling
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Heike Rogg

Mayerling

Was passierte wirklich?

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Symbolik des Todes

Wer ist die Frau in Heiligenkreuz?

Die Tat

Die Denkschriften

Abschiedsbriefe - Leicheneinholung

Widersprüche der offiziellen Version

Die Symbolik der Sprache

Wie ging es weiter?

Die Fenster sagen die Wahrheit

Impressum neobooks

Vorwort

Jeder, der sich für die österreichische Geschichte und die Habsburger interessiert, kennt die Tragödie von Mayerling, so wie sie, seit Jahrzehnten, erzählt wird. Rudolf, der Kronprinz von Österreich erschießt zuerst seine Geliebte Mary Vetsera und begeht dann Selbstmord. Der Hof versuchte alles zu vertuschen, war aber wenig erfolgreich damit. Man erreichte lediglich, dass die Anwesenheit der Geliebten bis zum Ende der Monarchie zumindest in Österreich-Ungarn weitgehend unbekannt blieb.

Dafür wurden viele Dokumente bewusst vernichtet, so dass sie nachfolgenden Forschergenerationen nicht mehr zur Verfügung stehen. So konnten sich im Laufe der Jahre mehr als dreißig Theorien entwickeln, was an diesem kalten Wintermorgen, dem 30. Januar 1889 wirklich in Mayerling zutrug.

Hauptverantwortlich für diese Vernichtung, wird der damalige Ministerpräsident und Freund Kaiser Franz-Josefs gemacht, Graf Eduard Taafe, gleichzeitig einer der größten Widersacher des Kronprinzen.

Manche dieser Theorien sind haarsträubend und entsprechend unwahrscheinlich. Was übrig bleibt, ist die Frage, war es so, wie das Kaiserhaus verkündete, oder war es Mord am Kronprinzen mit dem Kollateralschaden Mary? Beweise gibt es durch die fehlenden Dokumente für beide Versionen nicht.

Und jetzt kommt, eine völlig neue Theorie, denn ich habe mich eingehend mit den widersprüchlichen Belegen, die noch vorhanden sind beschäftigt und komme zu dem Schluss, es hat an diesem Januarmorgen keinen toten Kronprinzen gegeben. Aber auch das kann ich lediglich argumentativ belegen, nicht beweisen. Man bedenke dabei aber auch, dass es für die offizielle Fassung auch keine wirklichen Beweise gibt, denn selbst als es in unserer Zeit durch den Grabraub Mary Vetseras 1991 die Möglichkeiten vorhanden waren, wurden sämtliche Möglichkeiten, damit etwas zu beweisen, unterbunden. Ich persönlich komme zu einem völlig anderen Schluss, den ich aber in einem weiteren Buch belegen möchte. Hier also nur die Belege der Widersprüche in den offiziellen Auslegungen. Machen Sie sich selber ein Bild von der ganzen Geschichte...

Symbolik des Todes

132 Jahre ist es her, dass Kronprinz Rudolf von Österreich zuerst seine Geliebte Mary Vetsera und dann sich selbst im Jagdschloss Mayerling erschossen haben soll. So die offizielle Version des österreichischen Hofes, die bis heute Gültigkeit hat. Hatte man zuerst einmal versucht, als Todesursache Herzschlag oder Schlaganfall zu konstatieren, kam man aufgrund vieler Gerüchte davon ab und verkündete Selbstmord. Zunächst ohne die Verwicklung mit Mary Vetsera. Ihr Tod wurde in Österreich erst nach dem 1. Weltkrieg bekannt.

Doch die Absonderlichkeiten häuften sich bis in die heutige Zeit. Die Version des Selbstmordes war die denkbar ungünstigste, da man der Kirche glaubhaft versichern musste, dass dieser unter einem plötzlichem auftretendem Wahnsinns des Kronprinzen geschehen war, wollte man ein kirchliches Begräbnis für diesen erhalten. Doch selbst seine Schwester Marie Valerie glaubte nie so recht an diese Version. So schrieb sie am 14. März 1889 in ihrem Tagebuch: »Übrigens ist auch sein am Tag vor seinem Tod an Mama in Mayerling geschriebener Brief vollkommen klar und voll Liebe und Dankbarkeit gegen sie ... Aber je mehr ich über die verschiedenen Äußerungen nachdenke, desto mehr bin ich gerade durch den grellen Widerspruch derselben untereinander überzeugt, dass der uns bekannte Grund seines Todes weit davon entfernt war, der einzige zu sein... Sehr merkwürdig ist es, dass Papa wieder sagt, es könne kein anderer Grund sein als der bekannte. Glaubt er es wirklich oder will er sichs einreden? – Mama schwankt zwischen seiner und meiner Ansicht.«[1]

Am 25. Mai desselben Jahres schreibt sie:

»Papa sagt, er höre von allen Seiten, dass hier fast niemand an der Art von Rudolfs Ende glauben wolle, dass die meisten Mord oder doch gezwungenen Selbstmord glauben ... Papa sagt ganz richtig, es sei unbegreiflich, wie die Leute glauben können, dass man das Ärgste erfindet ... Franz[ii] glaubt auch nicht direkt an Mord – das wäre ja nicht möglich –. Wohl aber ist seine feste Überzeugung, dass noch ein Geheimnis um die Sache ist und dass Rudolf untereiner Depression gehandelt habe. Das glaube ich auch. Aber Papa scheint diesen Gedanken gar nicht aufkommen zu lassen.«[iii]

Warum will der Kaiser diesen Gedanken nicht aufkommen lassen? Auch eine Depression ist ein psychischer Ausnahmezustand, welcher den plötzlichen Wahnsinn, den die Ärzte aufgrund der Verwachsungen im Hirn des Kronprinzen gefunden haben wollen, erklären könnte. Dann stellt sich die nächste Frage: Warum glaubt Franz, der Bräutigam Marie Valeries, nicht direkt an Mord? Glaubt er indirekt daran? Was für ein Geheimnis gibt es, an das man im innersten Familienkreis in diesem Zusammenhang denkt?

Jahre später, am 30. Januar 1896 schreibt Marie Valerie erneut in ihr Tagebuch: »Ob wohl einmal der Tag kommen wird, der uns oder unseren Kindern das Dunkel lichtet? Über Rudolfs Tod?«[iv]

Wenn sogar die Schwester nicht recht an die offizielle Version glaubt und meint selbst, der Vater würde sich nur etwas einreden, um die Situation ertragbar zu halten, was ist dann die Wahrheit.

[1] Martha und Horst Schad (Hrsg.), Marie Valerie-Das Tagebuch der Lieblingstochter von Kaiserin Elisabeth

von Österreich, München, 1998, S. 196

[ii] Franz Salvator, Marie Valeries Bräutigam und späterer Ehemann

[iii] ebda. S. 198

[iv] ebda. S. 287

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