Eines Tages hol’ ich sie mir!

Текст
0
Отзывы
Читать фрагмент
Отметить прочитанной
Как читать книгу после покупки
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

KLASSENFAHRT NACH ALTENAU

In der 7. Klasse ist wieder eine Klassenfahrt angesagt. Die Fahrt geht nach Altenau im Harz, nicht zu verwechseln mit Altona, einem Stadtteil von Hamburg, was sicherlich auch spannend geworden wäre. Eines der Mädels hat die Idee, dass sich alle die gleichen Kniestrümpfe kaufen sollten und diese während der Fahrt tragen. So wie sie es von Fußball-Mannschaften kannten, sollte es aussehen, aber niemand spielt Fußball. Der Vater einer Mitschülerin, der alleinerziehend ist und nur wenig Geld hat, weigert sich. Lara schlägt vor, einfach zwei Paar Kniestrümpfe von ihrer Mutter kaufen zu lassen, denn könnte sie Siglinde ein Paar abgeben. Frau Stockborn zeigt sich verständnisvoll und großzügig.

Dann kommt der Tag der Abreise. Alle Mädels erscheinen in dunkelblauen Kniestrümpfen mir roten Ringeln oben. Das sieht wirklich witzig aus und amüsiert die ganze Klasse!

Na denn, ab in den Harz.

Ganz schön hoch geht es hier bis zur Jugendherberge. Für »Flachlandtiroler« aus dem relativ flachen Norden der Republik ist es fast eine Herausforderung. Die Räume werden aufgeteilt, die Betten bezogen und sich flott gemacht für einen Gang in das Städtele.

Altenau liegt mitten im Oberharz. Richtung Westen ist Clausthal-Zellerfeld nach etwa 10 Kilometer zu erreichen. Im Norden liegt in ca. 15 Kilometer Entfernung Goslar. Wer nach Südwesten fährt, erreicht nach ca. 25 Kilometer Osterode am Harz. Nur 12 Kilometer ist der Gipfel des Brockens in Richtung Osten entfernt, den man von vielen Stellen Altenaus aus sehen kann. Durch Altenau fließt die Oker. Sie, weitere Bäche im Stadtgebiet und die stark bewaldete Umgebung geben Altenau »Das gewisse Etwas« mit zahlreichen Tälern und Hügelkuppen.

Auch, wenn der Brocken zum Greifen nach scheint, ist es in den Sechziger Jahren noch nicht möglich, ihn von Altenau aus zu besteigen, denn er liegt im Ost-Harz in der damaligen DDR.

Auf dem Weg ins Tal, kommen sie an einem Holzschnitzer vorbei und betreten voller Neugier Laden und Werkstatt. Sie bewundern wunderschöne Holzschnitzarbeiten. Es gab kleine Altäre, Krippenfiguren und Holzlaternen in allen Größen. Auch Stine kommt aus dem Staunen nicht heraus und will sich doch wenigstens ein ganz kleines Schnitzwerk leisten als Erinnerung.

Da das Budget des Taschengeldes stark begrenzt ist, entschließt sie sich für einen Brieföffner, der ja auch noch nützlich ist. Stolz schaut sie zu sie wie dieser in eine kleine hübsche Papiertüte wandert und ihr übergeben wird, um sich ab dann in ihrem Besitz zu befinden.

An vielen Ecken im Ort gibt es Läden mit Schnitzereien und mit Gewürzen, was gerade die Mädels immer wieder in Erstaunen versetzt. Altenau wird sogar mit, »da, wo der Pfeffer wächst«, näher beschrieben. Auch andere Gewürze finden in dieser Gegend offenbar die erforderlichen Voraussetzungen für Wachsen und Gedeihen. Ja, dieser Bergort zeigt in jeder Beziehung einen starken Kontrast zu Travemünde an der Ostsee.

Da der Brocken noch unerreichbar ist, wird am nächsten Tag eine Wanderung zur »Wolfswarte« unternommen. Von hier aus kann bei schönem Wetter der Brocken im Ostharz gesehen werden. Die Schüler lauschen auf der im Westen liegenden Wolfswarte gespannt den Ausführungen ihres Lehrers.

Auf dem Rückweg laben sie sich an einer Quelle mit kristallklarem Wasser. Was für eine wunderbare Erfrischung.

Am anderen Tag geht es nach Bad Harzburg. Mit der Seilbahn fahren sie auf den Wurmberg, der höchsten Erhebung im West-Harz und Niedersachsens. Eujeujeu, ist das ein sagenhaftes Gefühl, in dieser kleinen Gondel in der Luft zu hängen.

Dann geht es weiter zur Iberger Tropfsteinhöhle:

Diese Höhle nahe Osterode war vor fast 3000 Jahren das Grab eines Familienclans. In Teilen wurde sie originalgetreu rekonstruiert und schwebt nun – begehbar – unter der Museumsdecke. In der Ausstellung werden das Leben und Sterben des bronzezeitlichen Familienclans und sogar dessen heute lebende Nachfahren vorgestellt – und damit nicht nur der älteste, sondern auch der bislang längste genetisch belegbare Stammbaum der Menschheitsgeschichte.

Im »Museum im Berg«, einem neu in den Fels gesprengten, 160 Meter langen Hohlraum, werden die Erdgeschichte, die Geologie und Mineralogie des Ibergs auf sinnliche Weise vermittelt. Vor 385 Millionen Jahren war er ein Korallenriff in der Südsee. Erst die Kontinentalbewegungen brachten ihn auf die Nordhalbkugel der Erde. Hier schließt sich die viele Millionen Jahre alte Iberger Tropfsteinhöhle an – faszinierendes Erdinneres und vielbesuchte Schauhöhle seit 1874.


Seilbahn von Bad Harzburg

Ihre seltene Entstehungsgeschichte und die Verknüpfung mit dem Bergbau machen sie europaweit einzigartig. In einer Höhlenführung wird den Schülern die geheimnisvolle Unterwelt nahe gebracht. So können sich die Kinder auch im Reich des Zwergenkönigs Hübich erleben. Im »Backofen« des Zwergenkönigs ist sogar noch ein versteinertes Brötchen zu sehen. Die Stalaktiten, von der Decke wachsende Tropfsteine, und Stalagmiten, vom Boden wachsende Tropfsteine, bilden in einigen Fällen sogar Säulen bzw. Stalagnaten. Bis dahin noch nicht gekannte und faszinierende Horizonte öffneten sich ihnen. Die Iburger Tropfsteinhöhle ist im Verhältnis zu anderen auf der Welt, z. B. Postojna-Grotte in Slowenien, relativ klein.

In der Jugendherberge werden am Abend verschiedene Spiele gespielt. Dieses ist besonders beeindruckend: Der Klassenlehrer erklärte den Schülern ein Sitzspiel im Kreis. Dazu wurden Stühle im Kreis aufgestellt, so dass jeder sitzen kann, aber zusätzlich gibt es noch einen leeren Stuhl. Nun wird im Uhrzeigersinn immer weiter auf den leeren Stuhl gehüpft und dabei gesagt: »Ich sitze«, dabei muss sich diese Person auf den freien Stuhl setzten und die nächste Person sagt: »im Grünen« und wieder die nächste muss dann sagen: »und liebe« … wer dann dran war, muss sagen wen er liebt, der sich dann neben ihn zu setzen hat.

Das ist schon recht lustig und führt oft zu schallendem Gelächter.

Besonders als Susanne dran ist zu sagen, wen sie liebt und sie dann »Jockel«, den Spitznamen des Lehrers, der mit Vornamen Joachim heißt, nennt. Der weiß offenbar, dass er gemeint ist und setzt sich auf den freien Stuhl neben Susanne mit der Bemerkung, dass er darauf aber nur dieses eine Mal hören würde.

Das war jedenfalls etwas, was den Schülern wohl für sehr lange Zeit im Gedächtnis bleibt.

Nach fünf erlebnisreichen Tagen heißt es nun »Koffer packen«, tschüss und Abfahrt nach Hause.

RADTOUR DER MÄDELS

An einem Tag im Sommer verabreden sich alle Mädchen der Klasse zu einer Radtour um den Hemmelsdorfer See. Getroffen wird sich bei Stine, da sie in Warnsdorf am Hemmelsdorfer See wohnt. Dort bestaunen sie zuerst das Warnsdorfer Schloss, das sich schon einige Jahre als Kurklinik für reiche Übergewichtige im Privatbesitz befindet. Nicht selten sind hungrig gekurte Gäste im Restaurant Warnsdorfer Hof anzutreffen, wo sie sich erst einmal mit einem großen Jägerschnitzel und entsprechenden Bieren den Hunger vertreiben. Die Dorfbewohner schmunzeln sehr oft darüber.

Vor dem Schloss gibt es einen riesigen Park mit herrlichen Bäumen um eine riesige Grasfläche, die exakt gemäht einem Golfrasen gleicht. Ganz rechts das Gebäude zeigte einen kleinen Vorbau, so eine Art Terrasse, mit einer Bank. Darüber hängt ein echter Elchkopf. Jedes mal, wenn Stine diesen sieht, ist sie sehr beeindruckt, dass der mal zu einem echten Elch gehörte.

Neben dem Schloss führt ein Rosenweg, der wie ein Tunnel aussieht, zum Hemmelsdorfer See, wo es eine Badestelle gibt. Oft gehen die Kinder aus Warnsdorf dort entlang und genießen Nachmittage in der Sonne oder badend im See.

Dann geht es weiter über Ovendorf, Kreuzkamp und Offendorf bis nach Hemmelsdorf, von wo aus genau gegenüber das Warnsdorfer Schloss zu sehen ist. Dieser See beeindruckt nicht nur durch seine Schönheit, sondern auch dadurch, dass Napoleon aus ihm mal einen Kriegshafen machen wollte. Seine geschützte Lage macht ihn uneinsehbar und das kleine Flüsschen Aalbek verbindet ihn mit der Ostsee. Aber dieser Plan wurde allerdings nicht realisiert. An seiner tiefsten Stelle misst der Hemmelnsdorfer See eine mächtige Tiefe von 46 Metern. Zwar fror er in den damals recht kalten Wintern zu, aber durch seine vielen warmen Stellen ist er recht tückisch und kostete vor vielen Jahren einigen Warnsdorfern das Leben auf dem Weg zum Bäcker nach Offendorf.

Von Hemmelsdorf sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Timmendorfer Strand. Im alten Kurpark wird Rast gemacht. Viele Teiche dick voll mit Seerosen in verschiedenen Farben zieren diesen einzigartigen Park.

Danach fahren sie weiter in den Ortskern von Timmendorfer Strand, wo es einen neueren kleinen Kurpark gibt mit eckigen Teichen, die von Sitzbänken umrahmt sind. Im Wasser prunken zwei Seepferdchen aus Metall und es gibt Wasser, das hoch spritzt. Das hatten die Mädels noch nirgends gesehen und erfahren später, dass diese »Spritzwasser-Anlage« Fontäne genannt wird. Hübsches Gras ziert das Wasser. Einige Enten schwimmen darin herum und streiten sich um von den Gästen herein geworfene Brotkrumen. Ach, was sind denn das für besondere Vögel im Wasser? Sie haben fünf kleine Jungen, um die sie sehr besorgt zu sein scheinen. Die Enteneltern haben knallrote Schnäbel. Das ist echt entzückend. Später stellt sich heraus, dass es hier um Teichhühner handelt.

Nun japsen die Mädels erst einmal nach einem großen Eis in einer leckeren Waffel … hm, echt lecker … sahnig.

»Schaut mal, dort sind die beiden Maritim-Hotels, wovon es doch in Travemünde auch eines gibt«, bemerkt Lara.

 

»Toll«, meint Stine, »ob ich mal reingehen kann und mich aufs Klo schleichen?«

Allgemeine Tendenz: »Ach, ich weiß nicht.«

Nur Lara und Stine haben den Mut hineinzugehen. Sie fragen nach einem Hausprospekt und ob sie mal auf die Toilette gehen dürften. Schon der Weg dorthin ist ein Erlebnis vorbei an all den Glas-Vitrinen mit edlem Schmuck und Kunstgegenständen. Der dicke rot gemusterte Teppichboden dämpft jeden Schritt und das Ambiente des Hotels macht ihnen teilweise das Atmen schwer. Das stille Örtchen ist super fein und von erhabener Eleganz mit richtigen Handtüchern, vielen Spiegeln und eleganten Kacheln. Oh lala, was für eine piekfeine Toilette. Mittendrin prunkt ein großer Blumenstrauß. Hier und da ziehen hübsche Hingucker ihre Blicke auf sich.

»O Mann o Mann«, schwärmen Lara und Stine in den anderen Mädels vor, »da habt Ihr aber etwas versäumt. Noch nie haben wir so ein pompöses Klo gesehen.«

Doch keine der anderen Jugendlichen bringt den Mut auf, ebenfalls das Hotel zu betreten.

»So, nun aber rauf auf die Brücke, Mädels«, hört Stine sich sagen. Diese Seebrücke zeigt schon eine beachtliche Länge; und da die Sicht gut ist, können sie links rüber bis Scharbeutz, Haffkrug, Sierksdorf und mindestens bis Grömitz schauen; rechter Hand ist Niendorf zu sehen und dahinter das Brodtener Steilufer. Neben der Promenade prunken vielen hübsche Villen zwischen den Pinien.

Nun führt der Weg weiter nach Niendorf, wo sie den idyllischen Fischereihafen bestaunen. Der ist aber auch etwas ganz Besonderes mit seinem urigen alten Fischerbooten und den nostalgischen Fischbuden, in denen die Fischer am Morgen ihren Fang feilbieten. Eine lange Steinmole aus wunderschönen riesigen Felsen ragt in die Ostsee. Wie oft ist Stine schon auf ihnen gelaufen, ja gelaufen, denn durch tägliches »Darauffortbewegen« übt sich die Schnelligkeit.

Direkt auf der Promenade dürfen sie radeln zwischen den Fußgängern, aber sie nicht behindern, was kein Problem ist. Auch die Hunde leben dabei nicht gefährlich, denn jeder nimmt Rücksicht. Nur ist es verboten, hier zu klingeln. Dass es dabei zu Unfällen kommt, war weder zu hören noch zu lesen; also wird es keine gegeben haben.

Ihr Weg führt sie weiter nach Warnsdorf zurück, wo sich die Mädchen verabschieden und nach Hause radeln.

LARAS FÜNFZEHNTER GEBURTSTAG

Ein Spätsommertag wie er im Buche steht. Dazu noch ein besonderer Tag, denn Lara feiert heute ihren fünfzehnten Geburtstag. Alle Klassenkameradinnen sind eingeladen zu Lara nach Hause in die stattliche Villa ihrer Eltern in der Nähe von Travemünde.

Die Teenager putzen sich heraus, ziehen ihre Sonntags-Garderobe an und frisieren sich ihre Haare hübsch.

Männliche Mitschüler sind nicht eingeladen; das schickt sich in dieser Zeit noch nicht.

So schlagen die adretten jungen Damen der Reihe nach auf. Kaum ist eine im Haus, klingelt es wieder und so fort bis alle nach herzlicher Begrüßung und Gratulation im Esszimmer des Hauses Platz genommen haben. Ach, was ist der Tisch nett gedeckt mit frischen Blumen, Kerzen und edlen Servietten. Und dann der Kuchen und die Torten, alles hatte Laras Mutter, die eine sehr gute Hausfrau und Köchin ist, selber hergestellt. Heute achtet nicht eine auf ihre Figur. Jedes der Mädels langt kräftig zu und probiert mit großem Vergnügen eine Torte nach der anderen. Alles ist einfach zu köstlich. Dabei wird erzählt und herzlich gelacht.

Nach dem Kaffeetrinken schlägt Lara vor, einen kleinen Spaziergang auf dem Gelände zu machen und an den Teich zu gehen, damit Kuchen und Torten besser rutschen können.

Die Sonne scheint vom blauen Himmel, die Vögel zwitschern, und auf dem Teich schnattern die Enten um die Wette.

»Eigentlich müssten wir noch Fotos machen«, meint Lara und hat auch schon eine Idee, wo. Da steht doch der Volkswagen ihrer Mutter auf dem Hof. Die am wenigsten auf die Waage bringen, könnten sich auf den Wagen setzen und die anderen rundherum. Laras Mutter ist von der Idee begeistert und wird gebeten, ein Erinnerungsfoto zu schießen. Später bekommt jede der jungen Damen einen Abzug und kann sich immer wieder über dieses hübsche Foto freuen in Erinnerung an diesen tollen Tag.

Aber noch ist er ja nicht zu Ende. Lara hat die Idee, Schlagerstar zu spielen. Ganz oben im Haus unter dem Dach gibt es ein unbewohntes, aber möbliertes kleines Zimmer. Dorthin verziehen sich die Teenager. Jede von ihnen kennt mindestens einen Schlagertext auswendig. Diesen soll sie nun auf dem Tisch stehend, wie auf einer Bühne, präsentieren. Total angesagt ist 1966 »Ich will ’nen Cowboy als Mann …« von Gitte.

Stine ist mutig, wird von Lara anmoderiert, steigt auf den Tisch und beginnt zu trällern was das Zeug hält während jemand den breiten mit Stoff bespannten Lampenschirm dreht wie einen Scheinwerfer. Das ist doch schon fast wie auf einer richtigen Bühne und macht riesigen Spaß. Lara kommt ebenfalls mit diesem Song auf die Bühne und erntet tosenden Beifall. Nicht alle Mädels sind für einen Auftritt bereit.

Stine will noch einmal mit »Abends in der Mondscheinallee wird so viel geküsst …« von Connie Francis, weil es so gut passen würde und sie den Text kennt. Die jungen Mädchen sind in ihrem Element.

Thomas Fritsch ist bei den jungen Damen sehr angesagt; der sieht ja auch echt smart aus. Die Mädels schwärmen in höchsten Tönen nur so von diesem Typ. Einige haben schon ein ausgeschnittenes Foto von ihm in ihrem Portemonnaie; Stine auch … so ein ganz kleines. Immer, wenn sie etwas bezahlen muss, blitzt es, aufgeklebt auf eine Innenseite ihrer kleinen Geldbörse, hervor.

Dann kam jemand auf die Idee, doch einen Thomas-Fritsch-Fan-Club zu gründen. Die Treffen könnten dann doch regelmäßig hier in diesem Zimmer stattfinden. Das begeistert alle und Lara ist sich sicher, dass ihre Mutter nichts dagegen haben wird.

Da klopft es auch schon an der Tür und Laras Mutter tritt ein, die sofort mit der neuen Idee konfrontiert wird und sich freut, dass die Mädels so kreativ sind. Sie hätte die Singerei gehört und sei neugierig. Nun noch einige kleine Auftritte für Laras Mutter, damit sie sehen und hören kann, wie toll das ist. Laras Mutter ist begeistert und regt an, den Mädels Getränke hoch zu bringen. Sie sieben jungen Damen schmieden Pläne und bringen ihre Ideen zu Papier. Gegen 18 Uhr klopft es wieder und Laras Mutter sagt: »Nun wird es aber Zeit für das Abendessen. »Erst einmal allesamt bitte Hände waschen.«

Gesagt – getan. Dann nehmen sie wieder im Esszimmer Platz und laben sich bei selbst gemachten Kartoffelsalat und heißen Würstchen.

Danach regt Lara an, doch etwas zu tanzen und fragt: »Könnt ihr twisten?«.

Lara hat eine Schallplatte mit entsprechender Musik: »Let’s twist again …« von Chubby Checker. Nicht alle sind darin geübt, aber Lara macht es ihnen vor. Dann versucht es eine nach der anderen und siehe da, es geht und macht mächtig Spaß. Die Mädels werden immer besser, drehen ihre Knie und ziehen die Beine wieder an …, twisten eben … Dabei wird der Text wieder und immer wieder mitgesungen.

Irgendwann ist Schluss mit Feiern. Einige Mädels lassen sich abholen, andere bringt Laras Mutter nach Hause. Artig wird sich bedankt für »Speis’ und Trank« sowie für die herrlichen Stunden.

STINE GIBT EINE PARTY

Zwar haben Stines Eltern ein kleines Haus gemietet, in dem es zwei Kinderzimmer gibt, aber trotzdem muss Stine sich mit ihrem fast zwei Jahre jüngeren Bruder ein winziges Zimmer teilen. Es ist so klein, dass beide Betten an den Fußenden zusammenstoßen. Jeder hat nur den Platz, der neben seinem Bett zur Verfügung steht. Das sind nicht mehr als zwei Quadratmeter. Stine hat mit den Jahren die Puppenstube und den Kaufmannsladen gegen einen kleinen Tisch mit zwei Korbsessel ausgetauscht, die in der Wohnung ihrer Eltern übrig wurden. An der Wand neben dem Fenster hängt ein kleines Regal, welches ihre Mutter aus dickem Draht und zwei kleinen Brettern gebastelt hat. Darauf finden die wenigen Bücher Platz, die Stine immer wieder liest. Ihr Bett ist ein platzsparendes Klappbett. Somit entsteht wenigstens tagsüber etwas mehr Bewegungsfreiheit. Das alte Metallbett ihres Bruders nimmt ein Viertel der Fläche der gesamten kleinen Dachmansarde ein. An der gegenüberliegenden Wand gibt es eine kleine Kommode, die unten zwei Türen hat und darüber zwei kleine Glasscheiben zum Aufschieben sowie zwei kleine Schubladen. Dieses Möbelstück stand vorher im Wohnzimmer ihrer Eltern und hat einen ideellen Wert. Wie oft hat Stines Mutter erzählt, dass sie damals dieses kleine Schränkchen von einem Tischler in Travemünde hat fertigen lassen und es mit Wurst und Speck nach und nach abgezahlt wurde. So ist auch Stine in gewisser Weise stolz auf diese kleine Kommode, welche sie zusammen mit ihrem Bruder benutzen darf.

Auch für den großen Teddy und einige Spielsachen ihres Bruders ist noch Platz.

Das Zimmer daneben, quasi das 2. Kinderzimmer, haben Stines Eltern aus Kostengründen an den jüngeren Bruder ihres Vaters untervermietet. Da gibt es sogar einen kleinen Ofen, der zum Glück in der Ecke zu ihrem Kinderzimmer steht und somit indirekt wenigstens etwas Wärme abgibt. Trotzdem bleibt es ein kalter Raum. Im Winter kann nicht aus dem Fenster geschaut werden, denn Eiskristalle versperren den Blick. Manchmal pustet Stine solange an der Scheibe bis sich ein kleines Loch zeigt und dort eine Eisblume durch ihren Atem schmilzt und einen Mini-Blick nach draußen ermöglicht. Auf dem nicht ausgebauten Teil des Bodens steht ein großer Kleiderschrank, der ausreichend Platz bietet für die Garderobe von Stine, ihren Bruder und Onkel Fritz. Isoliert ist nichts und die Dachpfannen sichtbar.

Natürlich hat es nicht nur Nachteile, dass der Onkel nebenan wohnt. Außer, dass er durch seinen »Kanonenofen« für etwas Wärme sorgt, beschenkt er Stine und ihren Bruder immer reichlich zu Geburtstagen und zu Weihnachten. So sind u. a. Märchenbücher der Gebrüder Grimm und Andersen ins Haus gekommen. Stines Eltern bekamen von ihm Kaffeebestecke in Silber mit 90er Auflage.

Onkel Fritz arbeitet auf dem Golfplatz in Travemünde und wollte, dass auch in seiner Familie etwas Luxus einzieht. Abends sitzt er mit am Tisch, wenn es warmes Essen gibt. In der »feinen Gesellschaft« in Travemünde hat sich Onkel Fritz viele Benimmregeln abgeschaut, die er während des Essens Stine und ihrem Bruder lehrt.

In seinem Zimmer gibt es ein Regal, das war so voll mit Reader's Digest Büchern, dass sich die Bretter biegen, was Stine imponiert. Onkel Fritz ist sehr auf Bildung bedacht. Er sich freut, dass auch Stine Interesse an seinen Büchern bekundet und erlaubt es ihr, diese zu lesen.

Nachdem Onkel Fritz schon mindestens ein Jahr lang eine Freundin hat, die er heiraten will, kommt der Tag, an dem er auszieht. Besonders freut sich Stine, dass sie nun ein eigenes Zimmer kriegen soll; und dann noch das mit dem Ofen. Kommode, Tisch und Sessel samt Klappbett ziehen nun um in das Zimmer, das durch den Auszug von Onkel Fritz frei geworden ist. Da Stine dringend einen neuen Schreibtisch benötigt, bekommt sie einen ganz neumodischen, der sich durch das Anheben der mittleren Platte in einen Frisiertisch mit Spiegel verwandeln lässt.

Das Zimmer ist einfach ausgestattet, aber hübsch hergerichtet.

Nun darf Stine eine Party feiern. Alle Klassenkameradinnen und ihre Cousine Helma, die im Ort wohnt, sind eingeladen.


Stine ist mächtig stolz in ihrem neuen Zimmer mit dem ganz besonderen Schreibtisch

Stine hat ein neues kornblumenblaues Kleid bekommen, das einen weißen Webpelzkragen hat und dadurch vornehm aussieht. Sie trägt schwarze Pumps und kommt sich richtig damenhaft vor. Sowieso fühlen sich gerade an diesem Tag alle Mädchen trotz ihrer 15 Jahre schon richtig »groß«. Helma zählt allerdings schon 17 Lenze.

Zu Trinken gibt es zur Feier des Tages, außer des sonst üblichen selbsthergestellten Safts, auch Brause und Cola. Oh, und lange Strohhalme, solche ganz modischen mit Knick, durfte Stine sogar einkaufen. Es gibt belegte Brote und allerlei Knabbereien. Stine hat sogar einen Plattenspieler und zwei kleine Schallplatten (Singles), die nun immer und immer wieder abgespielt werden.

So erklingt: »Abends in der Mondscheinallee wird so viel geküsst, weil …« von Connie Francis.

Dann noch dieses: »Peter und Lou, die so alt sind wie ich gehen träumend verliebt …« von Francoise Hardy.

 

Stine hat diese beiden Platten bestimmt schon hundert Mal gehört und kann die Texte mitsingen. Im Nu sind alle angesteckt und singen was das Zeug hält. Dazu tanzen die Mädels und freuen sich über diesen schönen Tag.

Stine genießt ihr neues Zimmer in vollen Zügen und freut sich jeden Tag aufs Neue, dass sie nun ein so schickes Zimmer hat.

Другие книги автора