Eines Tages hol’ ich sie mir!

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PILZE-ESSEN

Lara kocht leidenschaftlich gerne.

Als eines Tages ihre Mutter länger abwesend ist, will sie mit Stine Champignons suchen und braten.

Lara sagt zu Stine: »Auf dem Grünstreifen an der Bundesstraße wachsen Champignons. Ich weiß genau, dass diese echt sind und wie daraus eine leckere Mahlzeit zubereitet wird.«

Gut, gesagt, getan. Reichlich dieser weißen Knollen werden in einen Korb gesammelt. Zuhause angekommen, stellt Lara die große Pfanne auf den Herd, gibt reichlich Butter hinein und dann die abgespülten geschnittenen Pilze. Diese zunächst einmal riesige Menge verringert sich während des Bratens heftig. Stine schaut etwas beängstigt, dass womöglich doch nicht alle Pilze zum Verzehr geeignet sein könnten. Deswegen sucht Lara sicherheitshalber die Telefonnummer des Rettungswagens raus und opfert sich, zuerst davon zu essen. Sollte es ihr nicht gut gehen, dann könnte Stine gleich Hilfe rufen. Da Lara die Pilze offensichtlich unbeschadet übersteht, kostet nun auch Stine mit bangem Gefühl in der Magengegend.

Zum Glück geht alles gut; doch richtig genießen konnte nur Lara diese Köstlichkeit.

DIE ERSTE KLASSENFAHRT

Noch in der 5. Klasse steht eine Klassenfahrt auf dem Lehrplan. Es geht für fünf Tage nach Plön an den schönen Plöner See, der zur 5-Seen-Platte in der Holsteinischen Schweiz gehört. Die Jugendherberge liegt direkt am See, was wirklich traumhaft ist. Jeden Tag wird gewandert; und Stine läuft sich schnell die ersten Blasen. Es gibt aber keine Gnade, Pflaster drauf, und weiter geht es am folgenden Tag. Schön ist es, an den Seen entlangzugehen und die vielen Segel- und Ausflugsboote zu bestaunen. Besonders genießen alle Schüler die 12 Kilometer lange »5-Seen-Fahrt« mit der weißen Flotte durch die schöne Holsteinische Schweiz über Dieksee, Langensee, Behlersee, Höftsee und Edebergsee. Diese Minikreuzfahrt führt entlang an stillen Buchten, Landzungen, Brutstätten für Seevögel und herrlichen Buchenwäldern.

Während der Fahrt können sich auch die vielen Blasen ein wenig erholen.

Ach, gibt es da viel zu sehen, sogar kleinere Inseln, wo nur Vögel und Enten wohnen. Einfach herrlich, auf dem Wasser zu sein und von einem See in den anderen zu gleiten. Mit ihren Augen möglichst viel zu erfassen, nimmt die Schüler gefangen.

Auf dem Weg nach Bosau entdecken sie diesen Turm, den Stine für einen Leuchtturm hält und fotografiert:


Uralter »Leuchtturm« auf dem Wege nach Bosau

Abends werden die Schuhe geputzt unten am See; zumindest die Mädchen halten es so. Die männlichen Mitschüler staunen und meinen, dass sie keine Schuhe zu putzen hätten, weil gar kein Putzzeug im Gepäck sei. Na, da sind die Mädels aber schnell dabei und helfen gerne aus. Einige Jungens putzen dann wirklich auch ihre Schuhe und andere suchen schnell das Weite. Dabei geht es lustig zu. Es werden Späße gemacht und gelacht. Natürlich wird sich gegenseitig fotografiert, was lustig ist.

Nach dem Abendessen in der Jugendherberge werden Spiele gespielt, Karten gekloppt, gequasselt und Pläne für den nächsten Tag gemacht.

Die acht Mädels teilen sich ein Zimmer mit vier Etagenbetten. Zum Glück darf Stine unten schlafen.

Die zehn Jungens haben zwei Zimmer. Lange werden Witze erzählt und Reime gemacht bis endlich Ruhe einkehrt … das dauert. Ärger gibt es aber keinen.

Eines Morgens meint Stine, ihre langen Haare mit hundert Bürstenstrichen kopfüber bürsten zu müssen, wie sie es einmal gelesen hatte. Kopfüber lässt sie die ganze Pracht ihrer langen Haare ins Treppenhaus fallen.

Darüber wundert sich ein Klassenkamerad und fragt: »Was machst du da?«

»Ich spiele Rapunzel«, entgegnet Stine.

Sie erntet nur Kopfschütteln.

Dann bürstet sie, was das Zeug hält, weiter und zählt bis 100 Bürstenstriche voll sind.

Oh, jetzt aber dalli, dalli, neue Pflaster auf die aufgestochenen Blasen und runter, denn eine weitere Wanderung nach Malente steht auf dem Plan, aber erst noch zum Plöner Schloss.

Ja, zu sehen gibt es auf so einer Klassenfahrt recht viel. Für den Klassenverband und das Sozialverhalten sind diese gemeinsamen Tage mit Sicherheit auch sehr nützlich. Schließlich werden ja alle 18 Schüler, ja, das war noch eine Traum-Klassengröße, möglichst bis zum Ende der 10. Klasse bei einander bleiben.

Mit wehen Füssen, bester Laune und viel Erinnerungen im Gepäck geht es nach fünf Tagen wieder zurück nach Travemünde. Schnell holt der Schulalltag die Schüler wieder ein und verlangt nach Leistung.

AUSFLUG NACH KIEL

Stine ist bei Lara zu Besuch.

Eines Tages macht Laras Vater den Teenagern ein Angebot. Wenn die Mädels sein Auto putzen würden, könnte er sie mit nach Kiel nehmen. Er hätte dort etwas zu erledigen.

In der Zwischenzeit könnten sich beide ein wenig die Stadt anschauen. An einem warmen Sommertag eine Fahrt nach Kiel; das sei schon was. So schnell kämen sie dort nicht wieder hin. Für die Rückfahrt stellt Laras Vater noch in Aussicht, seinen Schwager bei Stockelsdorf zu besuchen. Der hätte dort einen großen Bauernhof und würde sich bestimmt freuen, die Mädels mächtig zu bewirten. Ja, diese Aussichten gefallen den Teenagern. Also, ran an die Arbeit.

Eimerweise wird warmes Wasser mit Spülmittel aus der Küche in den Hof geschleppt. Dann die Schwämme rein und runter mit dem Staub und Schmutz auf dem schwarzen Mercedes. Nun noch einmal das Ganze mit klarem Wasser und mit Lederlappen hinterher gewienert. Oh, là, là, da strahlt die Karosse, dass die Mädels sich drin spiegeln können. Der Chef ist sehr zufrieden und bittet sie, einzusteigen.

Da Stine zu ihrem 12. Geburtstag von ihren Eltern einen Fotoapparat bekommen hat, trägt sie ihn möglichst immer bei sich; … man kann nie wissen, ob nicht ein Motiv auftaucht oder ein Moment um die Ecke kommt zum Festhalten. Ach, ist das schön, mit so einem frisch geputzten großen Auto durch Schleswig-Holstein zu fahren. Kiel ist ja nicht gleich um die Ecke.

Eine hübsche Strecke durch die Seenlandschaft der Holsteinische Schweiz und den vielen Äckern mit lauter Knicks. Das sind lange Erdanhäufungen zwischen den einzelnen Ackerflächen und mit Büschen bepflanzt, damit das Land dazwischen nicht so leicht durch den Wind austrocknet, denn in diesem nördlichsten Bundesland gibt es wenig Waldflächen.

Nach ca. zwei Stunden Fahrt kommt die Landeshauptstadt in Sicht. In der Nähe des Marktplatzes lässt Laras Vater die Mädchen aussteigen. Nach zwei Stunden würde er sie dort wieder abholen. Schön ist der große Platz mit Bäumen drauf, unter denen jeweils Bänke zum Verweilen stehen. Die beiden Mädels verspüren Lust auf Torte und suchen nach einer Bäckerei. Auf der anderen Straßenseite springt ihnen die Reklame einer solchen in die Augen. Sie spazieren geradewegs drauf zu. Lara drückt gegen eine große metallene Brezel, und die Tür öffnet sich. Nein, Sitzplätze können sie hier nicht entdecken. Egal, nichtsdestotrotz entscheiden sie sich für zwei Stücke Nusstorte mit Marzipan und zwei Sahneschnitten mit Früchten. So ziehen die Mädels mit ihrem Tortenpaket in den Park und machen es sich auf einer Bank unter einem Baum bequem. Na ja, und nun? Ohne Bestecke müssen sich die beiden jungen Damen ganz undamenhaft die Torten mit den Händen in den Mund stopfen.

Dabei fotografieren sie sich gegenseitig und haben mächtig viel Spaß:


Lara hat das Tortenstück in der Hand beißt genussvoll hinein.


Stine hat schon den Mund voller Torte und greift gerade mit ihren Fingern in das Tortenstück.

Danach machen sie einen kleinen Spaziergang durch Kiel.

Schnell vergeht die Zeit und schwups steht Laras Vater wieder mit seinem Mercedes an verabredeter Stelle. Er will wissen, was seine Mädels denn unternommen hätten und hört erstaunt, dass sie Torten gegessen hätten. »Wie, Torten? Ihr hattet doch gar keine Löffel oder Kuchengabeln.«

»Stimmt, Pappi«, entgegnet Lara, »wir haben sie mit den Fingern gegessen und davon Fotos gemacht.«

Lara Vaters schüttelt voller Erstaunen seinen Kopf und meint: »Früher haben die Menschen nur mit den Händen gegessen. So, dann wollen wir mal. Da wir eine recht weite Fahrt vor uns haben, werden wir einen Zwischenstopp machen. Da könnt Ihr dann bei Laras Onkel wieder Euren riesigen Appetit bändigen, der hat nämlich einen Bauernhof.«

Da Herrn Stockborn ständig der Besuch bei seinem Vater durch den Kopf geht, muss er loswerden, dass dieser ihn immer noch wie einen kleinen Jungen behandelt, obwohl er schon so alt ist.

Bei den Verwandten angekommen, geht es dann gleich los mit dem Abendessen, denn, dass die Damen hungrig sind, wird noch in der Tür lautstark verkündet. Es kommt reichlich auf den Tisch und jeder langt tüchtig zu, während alle Neuigkeiten ausgetauscht werden. Gut gesättigt treten die Drei die Heimfahrt Richtung Travemünde an und lassen diesen Tag immer wieder Revue passieren. Nach einem so ereignisreichen Tag fällt das nötige Bettgeflüster mal etwas kürzer aus.

LARAS ZWEI NEUE LIEBEN

Mal wieder machen die Mädels gemeinsam einen langen Spaziergang. Sie nehmen den kleinen Dackel mit und schlendern zum hübschen im Schilf gelegenen See auf dem Anwesen von Laras Familie.

 

Lara hat das dringende Bedürfnis, ihrer Freundin Stine zwei neue Lieben zu gestehen. Uff!

Da gibt es einmal den Sohn eines Angestellten, der in einem winzigen Häuschen in der Nähe wohnt. Oh, oh, das knistert … nur Lara meint, dass dieser junge Mann ihrem Vater wohl nicht passend erscheinen würde. Vielleicht ja doch, denn er will studieren. »Was denn«, fragt Stine neugierig. »Tiermedizin«; er will Tierarzt werden.

Na ja, dadurch könnte das Ganze eine andere Dimension erreichen, sind sich die Freundinnen einig.

»Hattest du nicht etwas von zwei Lieben gesagt?«

»Ja, schon, aber weißt du, das wird auch nicht wirklich einfacher«, sagt Lara.

»Wieso?«

»Dieser junge Mann ist leider schon etwas älter.«

»Älter, okay. Wie alt denn?«

»Halt dich fest. Er ist bereits 26 Jahre alt; das ist immerhin ungefähr doppelt soviel als wir.«

»Aber, weißt du, Stine«, schwärmt Lara, »er ist die rechte Hand meines Vaters und hat im Geschäft den totalen Überblick. Nur, das wird meinem Vater nicht genügen, denn er ist unvermögend.«

»Ups«, rutscht es Stine heraus. »Ist das denn so wichtig?«

»Für meinen Vater schon. Er legt eben Wert darauf, dass ich einen gut situierten Mann bekomme, der etwas darstellt und nicht von meinem Vermögen leben muss.«

»Na ja«, meint Stine, das würde er ja auch nicht. Er arbeitet und verdient eigenes Geld.«

»Ja, schon«, entgegnet Lara, »aber er hat eben nichts an den Hacken wie es in unseren Kreisen so heißt.«

»Und nun? Wen magst du denn mehr?«

»Schwierig, aber genau betrachtet doch den Franz, aber eben zu alt und unvermögend. Die Zeit wird es zeigen.«

Jens, der noch Tiermedizin studieren will, wird durch seinen alleinerziehenden Vater sehr streng erzogen. Er hat nur wenige Möglichkeiten, sich heimlich mit Lara zu treffen. Trotzdem ist es möglich, dass Lara durch Jens ihre Unschuld verliert, wodurch ihre Beziehung eine andere Dimension annimmt.

Lara verstrickt sich im Chaos ihrer Gefühle. Mehr oder weniger sind es alles Schwärmereien, denn sie selber muss noch die Schule beenden und eine Ausbildung machen. Somit entwickelt sich zunächst einmal weder mit Jens noch mit Franz eine ernst zu nehmende Angelegenheit. Jens nimmt sein Studium auf und zieht nach Kiel, wodurch beide sich zunehmend aus den Augen verlieren.

Franz spürt Gefühle tiefer Zuneigung zu Lara, bedrängt sie aber nicht. Er respektiert ihre Jugend und dass sie die Tochter seines Chefs ist. Sie können sich nur ganz heimlich treffen. So ist es auch an diesem Tag.

Lara macht abends einen Spaziergang und kommt »ganz zufällig« dort vorbei, wo Franz wohnt. Ihr Herz bubbert mächtig und überschlägt sich fast bei jedem Schritt, mit dem sie sich seiner Wohnung nähert. Da Franz kein Telefon hat, kann sie ihn nicht anrufen.

»Ob er überhaupt zu Hause ist?«, geht es Lara durch den Kopf.

Oh, sie sieht, dass Franz ein Fenster geöffnet hat.

»Dann wird er auch da sein«, denkt sie hoffnungsvoll.

Jetzt hört Lara, dass Franz Musik an hat.

»Was ist das denn für ein Lied?«, überlegt Lara und versucht, es zu verstehen während sie sich dem Fenster weiter nähert. Melancholische Töne dringen zu ihren Ohren.

Lara denkt: »Ist das nicht dieses Lied von Francoise Hardy?«

»Ja, das ist es – Frag den Abendwind – was für ein wunderschönes Chanson. Das höre ich auch immer, wenn mich die Gedanken der Traurigkeit überkommen. Manchmal frage ich sogar den Abendwind und warte auf eine Antwort. Dann meine ich, genau das zu hören, was ich fühle. Das tut richtig gut«, denkt Lara und singt ganz leise mit.

Jetzt hat sie das offene Fenster erreicht und schaut hinein. Da sieht sie ihren Franz etwas traurig auf dem Sofa sitzen mit geschlossenen Augen. Lara beugt sich durch das Fenster und singt mit. Franz macht seine Augen auf, die zu strahlen beginnen, und ruft erfreut:

»Larachen, ist das schön, dass du kommst und mich auch noch mit deinem Gesang erfreust. Ich lass dich eben rein.«

Kaum hat Franz die Tür geöffnet, fällt Lara ihm um den Hals; und ihre Lippen berühren sich sanft, dann immer liebevoller. Heute traut sich Franz sogar, Lara einen Zungenkuss zu geben. Beide spüren ihre Sehnsucht und können nicht mehr voneinander lassen.

Sie liebkosen und streicheln sich, wobei das Verlangen immer größer wird. Vorsichtig fasst Franz unter Laras Bluse und fühlt ihre seidige Haut. Dann öffnet er den Verschluss des Büstenhalters. Nun spürt er ihre Brüste an seinem Körper. Mit einer Hand nimmt er behutsam eine Brust und streichelt sie, wobei er bemerkt, dass Laras Brustwarzen vor Erregung hart werden. Franz küsst und saugt daran, während auch Laras Sehnsucht immer stärker wird.

Sie traut sich, vorsichtig, etwas zögernd, mit ihrer Hand Franz an seiner Hose entlang zu berühren. Dann fühlt sie etwas Hartes und versucht von oben in seine Hose zu gelangen. Alles ist so herrlich erregend, dass sie nicht mehr an sich halten können und die Klamotten Stück für Stück auf den Boden fallen bis beide, immer noch im Flur stehend, nackt sind.

Franz schnappt nun seine Lara und lässt sie in seinem Bett nieder. Hingebungsvoll lieben sie sich, bis Lara plötzlich sagt: »Oweia, schon so spät. Ich sollte längst zu Hause sein. Meine Eltern werden sich sorgen, denn es ist schon dunkel.«

Franz: »Schade, aber so ist es nun mal. Du, ich ziehe mich auch eben an und werde dich bis kurz vor eurem Haus begleiten, damit dich der böse ›Wolf‹ nicht frisst.«

Fest umschlungen machen sie sich auf den Weg und küssen sich immer wieder bis sie sich verabschieden müssen.

Glückselig geht Lara nach Hause und Franz tritt den Rückweg an während seine Gedanken und Gefühle noch bei Lara sind.

Leider kommt es nur selten zu diesen Treffen, denn sonst hätten Laras Eltern Lunte gerochen.

Einmal begegnen sich beide zufällig auf dem Gelände. Mehr als ein rascher Kuss im Vorbeigehen liegt nicht drin. Selbst da müssen sie noch schauen, dass es niemand sieht.

Ja, und dann kommt diese eine laue Sommernacht. Franz geht zu Laras Elternhaus in der Hoffnung, seine Angebetete zu sehen. In der Dunkelheit schleicht er sich vorsichtig und leise durch den Garten, um die Rückseite des Hauses zu erreichen. Franz hat Angst, dass die Hunde anschlagen könnten, sein Herz bubbert und schlägt immer schneller. Zum Glück bleibt alles ruhig, Er kann sehen, dass bei Lara Licht brennt und das Fenster weit geöffnet ist. Franz versucht unauffällig zu pfeifen, um Laras Aufmerksamkeit zu erlangen. So dauert es eine Weile bis seine Herzallerliebste ans Fenster kommt. Welche Freude, als sie ihren Franz entdeckt, aber zu sagen traut sich keiner etwas, sonst hätten Laras Eltern es womöglich gehört. Auch das Haus verlassen darf Lara so spät nicht mehr.

Da kommt sie auf den Gedanken, dass sie sich Zettel schreiben könnten.

Sie gibt Franz zu verstehen, dass sie eine Idee hat und sucht nach Papier und zwei Stiften.

Was nun? Wie soll der Zettel mit ihrer Nachricht zu Franz gelangen?

Sie versucht es, ihn aus dem Fenster fallen zu lassen, aber ihre Botschaft flattert sonst wo hin; und ist im Dunkeln nicht mehr zu finden.

Dann entdeckt Lara einen kleinen Korb mit Henkel, in dem sie Wolle aufbewahrt. Jupps, das ist die Lösung. Von der Wolle wickelt sie so viel ab, dass es locker so an die zehn Meter sind … besser mehr als zu wenig. Dann knotet sie dieses wollene Band an den Korb, in den sie einen kleinen Schreibblock mit ihrer Botschaft und einen Kugelschreiber für Franz legt.

Lara geht ans Fenster und lässt diesen Korb mit dem Band langsam nach unten gleiten.

Glücklicherweise scheint der Mond und Franz kann lesen:

»Schön, dich zu sehen, mein Liebling,

Schade, dass ich nicht runterkommen kann.

Sende dir liebevolle Küsse.

Deine Lara«

Franz reißt diesen Zettel vom Block und steckt ihn in seine Hosentasche. Dann schreibt er:

Meine Süße, ich hätte dich so gerne in meine Arme genommen.

Schade, aber gut, dass ich dich wenigstens sehen kann und mit dir auf diese Weise schreiben.

Fühle dich gedrückt und ganz doll geküsst

von Deinem Franz

Franz legt den Block mit seiner Botschaft in den Korb; und Lara zieht ihn nach oben. So wird der Korb noch einige Male rauf und runter gezogen.

Dann liest Franz:

Ich habe jetzt Hunger auf ein paar Würstchen.

Franz antwortet:

Ich hole dir welche. Bin gleich zurück.

Franz eilt nach Hause. Er schnappt zwei Wiener Würstchen, die er noch in seinem Kühlschrank hat, und Senf. Dann rast er durch die Dunkelheit.

Lara schaut immer wieder aus dem Fenster, ob sie Franz schon sehen kann. Nun hört sie ganz leises Knistern und erkennt ihren Liebsten, der bereits das kleine Körbchen füllt. Hoch erfreut zieht sie die Würstchen nach oben und bleibt am Fenster stehen. Ganz in Gedanken beißt sie Stück für Stück ab. Dabei spürt sie, dass Franz seine Blicke auf sie richtet. In Laras Bauch fliegen die Schmetterlinge Achterbahn.

»Was ist das denn«, denkt Lara, als sie ein »Klopf, klopf, klopf«, an ihrer Fensterscheibe vernimmt. Besorgt schaut sie aus dem Fenster. Mit Handbewegungen gibt sie ihrem Liebsten zu verstehen, dass er nach Hause gehen soll. Noch schnell ein paar Luftküsse von unten nach oben und zurück. Jedoch hat Franz Probleme, mit der zunächst einmal aussichtslosen Situation umzugehen. Er will aus seinem Herzen keine Mördergrube machen. Somit beschließt er, das Feld zu räumen, und sich einen neuen Arbeitgeber zu suchen. Nur so kann er Abstand gewinnen und seine Gefühle im Zaum halten.

Noch einmal geht Franz in der Dunkelheit zu dem Haus seiner Angebeteten. In der Hand hält er eine kleine rote Rose. Da es noch warm ist, geht er davon aus, das Lara wieder ihr Fenster geöffnet hat. Wieder schleicht er sich in den Garten bis unter das geöffnete Fenster seines Larachens und beginnt zu pfeifen. Lara vernimmt das leise Pfeifen, schaut aus dem Fenster und entdeckt ihren Liebsten, der ihr Zeichen gibt, den Korb herunter zu lassen.

Schnell hat Lara ihr »Liebeskörbchen« zur Hand, bindet das Band an den Fenstergriff und schon gleitet es zu Franz. Franz legt die Rose hinein und schaut wie sein Larachen den Korb nach oben zieht. Mit Tränen in den Augen saugt er das hübsche Gesicht seiner Liebsten ein letztes Mal tief in sich ein. Herzzerreißend traurig und Tränen überströmt verlässt er den Garten. Franz hat nun für sich Abschied genommen, doch sein Larachen ahnt noch nichts.

Inzwischen hat Lara die wunderschöne Rose aus dem Körbchen genommen. Voller Freude schaut sie aus dem Fenster, aber kann Franzi nicht erkennen. Lara versteht nicht was gerade passiert ist. Da sie so spät das Haus nicht mehr verlassen darf, sucht sie vergeblich nach Antworten. Sie nimmt die hübsche Vase, ein Geschenk ihrer Freundin Stine, lässt Wasser hinein und stellt traurig die schöne rote Rose hinein.

In dieser Nacht macht Lara so gut wie kein Auge zu und grübelt und grübelt.

Am nächsten Tag muss sie zunächst einmal zur Schule. Im Treppenhaus trifft sie wie gerufen auf Stine, der sie kurz erzählt was geschehen ist.

Ihre Freundin meint, dass Franz evtl. Angst bekommen haben könnte, dass jemand in den Garten kommt. Bestimmt würde es sich bald aufklären. Die Stunden des Unterrichts gleiten an ihr vorbei. Auf dem Weg von der Bushaltestelle nach Hause kommt Lara an dem Betriebsgelände ihres Vaters vorbei. Sie sieht ihren Vater und hat keine Chance, nach ihrem Franzi zu suchen.

Beim Mittagessen erzählt ihr Vater, dass er es bedauern würde, dass Franz nicht mehr in seiner Firma arbeitet und es eigentlich schade ist, denn er hätte immer den Überblick gehabt.

Lara fällt es wie Schuppen von den Augen: »Ach, Franz arbeitet nicht mehr bei uns. Warum, was ist passiert?«

Herr Stockborn meint: »Soviel wie ich weiß, wollte er sich verändern, um beruflich weiterzukommen.«

Lara versucht, ihre Tränen zu unterdrücken, was ihr aber nicht gelingen will. Sie täuscht vor, sich verschluckt zu haben, steht auf und verlässt das Esszimmer. Heulend geht sie auf ihr Zimmer, wirft sich auf ihr Bett und schluchzt.

Dann klopft es an der Tür. Es ist ihre Mutter, die nach ihr sehen will. Erst jetzt vertraut sich Lara ihr an. Frau Stockborn versucht, ihre Tochter zu trösten und sagt, dass es noch viele Männer in ihrem Leben geben wird. Sie sei doch noch so jung. Das erste Verliebtsein ist immer stark und der Liebeskummer heftig. Sie hätte doch ihr Leben noch vor sich. Außerdem sei es besser, nicht gleich den Erstbesten zu nehmen. »Stell es dir so vor, meine Süße; wie willst denn wissen, welcher Pudding dir am besten schmeckt, wenn du nur einen probiert hast?«

 

Ein wirklicher Trost war es in diesem Moment auch nicht.

Am Abend geht Lara noch einmal hoffnungsvoll zu dem Haus, in dem sie sich mit ihrem Liebsten so hingebungsvoll geliebt hat, in der Hoffnung, Franz doch noch dort anzutreffen. Sie schaut durch das Fenster und sieht, dass das Zimmer leer ist.

Warum hat er sich nicht von ihr verabschiedet? Nicht einmal einen Abschiedsbrief hat Franz ihr hinterlassen. Nur eben diese Rose gestern Abend.

Weinend geht Lara noch lange ziellos durch die Gegend. Mit voller Wucht hat der erste Liebeskummer sie erwischt. Diese Rose der Liebe behütet Lara noch sehr lange wie ihren Augapfel.

Franz heuert bei einer Fernfahrer-Firma an. Eines Tages begegnete er einer Frau, die sich in ihn verliebt und schwanger wird. Aus Anstand heiratet er sie, aber in seinen Gedanken ist er oft bei Lara, die er in seinem Herzen fest verankert hat. Tief in seinem Innern meldet sich eine Stimme, die sagt: »Mein Larachen, die Liebe meines Lebens. Eines Tages hol’ ich sie mir …« So gehen die Monate dahin.

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