Der Sonnensturm Teil 3 Mem

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Martin: Was ist das denn?

Es war alt!

Martin: Hä, Böller! Die müssen noch von 2000 sein!

Er hatte, weil in ein neues Jahrtausend gefeiert wurde, damals viel zu viel gekauft und sie dort vergessen! Ein großer Beutel voll Feuerwerk war sein, aber da war noch etwas?

Martin: Hä, eine Tapezierbürste, originalverpackt! Nein, das war mal Frühstücksfleisch!

Er sah den Beutel an.

Martin: Die können doch gar nicht mehr funktionieren?

Da alles mit Weihnachten beschäftigt schien, blieb die Straße leer und Martin wollte eine der Knaller aus dem vorigen Jahrtausend testen. Er entschied sich für einen Pfeifer, das war ein Böller, den man in der Hand behalten konnte. Aus den größeren D-Böllern lief eine bräunliche klare klebrige Substanz aus. Es sollte ein kleiner Böller sein. Vor der Hauseingangstür wurde dann gezündelt. Natürlich behielt er den Böller mit zweifelhafter Feuerkraft nicht in der Hand. Er legte ihn auf die Straße und rechnete entweder mit einem 5 sekündigen Pfeifen oder eben mit nichts. Er riss ihn mit einer alten Streichholzschachtel an und sah einen traurig glimmenden Anzünder. Sehr langsam zog die winzige, ein wenig knisternde Flamme auf das Pappröllchen zu.

Martin: Aus in 4, 3, 2, 1, und was habe ich gesagt!

Der Böller zischte unter einem lauten Pfeifen gut zwanzig Sekunden in der Luft und auf der Straße in Schleifen umher. Martin hatte dieses Silvester Geld gespart! Gael Peter Assimov konnte sich auch über ein paar Einnahmen freuen. Er unterhielt sich über Videotelefon mit einem Provider aus Österreich.

Raphael: Kernelkenntnisse für eine App brauchst du nicht. Setz auf dezimale Arbeitsweise!

Kernel war die Programmiersprache der Chips und die angeblich dezimale Arbeitsweise war eine Besonderheit der IT-Branche. Wenn man in der realen Arbeitswelt etwas zehnmal machen musste, konnte man sich höchstens eine Schablone anfertigen, um die Arbeit zu beschleunigen. Ein Programmierer hingegen programmierte erst die Null und dann die Eins und war fertig.

Raphael: Wenn du etwas mehr als fünfmal hintereinander tun musst, gibt es ein Tool dafür! Niemand, der sich auf Android spezialisiert hat, arbeitet heute noch mit Kernel!

Gael: Was, wenn ich tricksen muss? Ohne Kernel verlasse ich mich blind auf die Tools! Das gefällt mir nicht!

Raphael: Du findest wieso keine arbeitsfähigen Leute mit Kernelkenntnissen. Genauso gut könntest du die App in Java programmieren! Das sind Dinge, die es heute kaum noch gibt. Versuch es mit Microsoft Phytons. Das können die alle genau wie C++. Du musst schon die Programmiersprachen verwenden, die am Markt noch benutzt werden. Die App wird ziemlich groß und mit Java wird es kaum was werden!

Gael: Klar verwendet man noch Java. Erzähl keinen Mist!

Raphael: In der Wirtschaft nicht, aber bei euch Hobbyprogrammierern. Schau dir doch mal deine Protokollfragen an! Nur beim Browsen steht da noch Java, für die privaten Websites.

Gael: Überall ist Java! Ich kann auf jeder Seite auch den PhP Code abfragen und du sagst, ich brauche das nicht?

Raphael: Genau! Wenn du die App in Java programmierst, sind das tausende von Programmzeilen und du musst die App dann auch ständig betreuen, um keine Schäden auf den PCs deiner Nutzer zu hinterlassen. Wenn sie noch etwas anderes außer deiner App auf dem Rechner haben, das sich mit der App nicht versteht, hast du ein Problem. So wie du arbeiten willst, produzierst du in kürzester Zeit nur Malware. Tools können ihre Aktualisierungen in Echtzeit auf das übertragen, was sie erschaffen und du kannst die Betreuung damit den Toolprogrammierern überlassen. Ein Toolupdate sind zwei Klicks mit denen du tausende Programmierzeilen in Java überschreibst. Willst du das wirklich von Hand machen?

Gael: Das klingt, als könnte ich dadurch viel Zeit und Geld sparen?

Raphael: Ja, das ist für gewöhnlich der Sinn von Software!

War das der Grund, wieso die Maschine Kublai nicht selbst die App programmierte? Zeit und Geld zu sparen klang fürs erste danach. Gael stellte sich eine Frage weniger und so blieb mehr Zeit für die Arbeit. Heiligabend, für Martin waren die alten Böller ein gutes Geschenk und er sah Kabelfernsehen. Es gab an diesem Tag keine Serien, nur uralte gute und neue wahnsinnig schlechte Filme. Es lief auf eine Dokumentation hinaus. Oh je, es war eine Amerikanische, die zu Zeiten von Bush Jr. entstanden war. Man stellte sich die Frage, wie US-amerikanische Truppen Außerirdische besiegen könnten. Er erinnerte sich schmunzelnd an Dr. David Serwas. Der Militärexperte hatte ihm erfolgreich vermitteln können, wieso die USA freudig ihre gesamten Militärgeheimnisse an die Welt abtraten.

Martin: Koproduktion AlJazzera!

Der Nachrichtensender hatte während des Afghanistan- und des zweiten Irakkrieges dafür gesorgt, dass die USA eigenes Material herstellen mussten und jetzt redete man über eigentlich streng geheime und wahrscheinlich sogar illegale Militärtechnik. Man sah eine Soldatin an einem Pult, die mit einem Leuchten in den Augen beschrieb, wie die USA zu Forschungszwecken einen Satelliten abschoss, welcher natürlich auch gegen die friedliche Nutzung des Weltraums verstieß. In der Dokumentation erwähnte man das natürlich nicht. Es war nicht die Technik, da China ebenfalls von großen Protesten begleitet dies ein paar Jahre später wiederholen konnte. Es war dieser angetrunkene Glanz in den Augen der Soldatin, der ihn weiter fernsehen ließ. Wie glücklich doch jemand war, jemanden dienen zu dürfen. Das war es, was er wieder haben wollte. Diese blinde Zuversicht in die Welt, dass man ihm eines Tages für sein Handeln dankbar sein würde. Nun legte er keinen Wert mehr auf die Dankbarkeit einer Welt, in der niemand seine Erklärungen für sein Handeln hören wollte. Es gab keine höhere Bestimmung. Mit dem Pirogen aus der Dose konnte er keine erledigte Arbeit mehr verzeichnen sondern nur einen überstandenen Tag. Weihnachten konnte man auch so verbringen. Das Fest war für die drei kaum erwähnenswert. Charles hatte auch Silvester frei. Er plante allerdings sein Comeback in der Sicherheitsbranche. Boris Frankavisch, der Schwerindustrielle in Russland, war für gewöhnlich sein erstes Ziel, wenn es neue Aufträge geben sollte. Der Kontakt war aber zurzeit nicht zu gebrauchen. Die Moskauer Polizei durchsuchte gerade alles, was er besaß. Es war die Schuld von Charles. Eine Sonderkommision befasste sich mit Boris nur, weil er sowohl große Mengen an Menschen und Material verschob und er einer der Auftraggeber von Charles war. Kurz zuvor hatte Charles einen Trojaner bei der zuständigen Stelle abgegeben und sich damit als das ausgewiesen, was er eigentlich bekämpfen sollte, als Terrorist. Wenn Boris wegfiel blieb nur noch Alois Mengetre. Er war zu alt, um den Terror in der Welt zu unterstützen. Er hatte einfach keine Mittel mehr dafür. Dass er einen Schlaganfall bekommen könnte, wenn man eine Waffe in seiner Nähe abfeuerte, hatte seine Überprüfung nicht verhindert. Man hatte schon ein bisschen seltsam kucken müssen als man dabei feststellte, dass der alte Mann im Rollstuhl die ganze Welt bereiste und eigentlich immer woanders war. Gerade war er in Florida. Das traf sich gut, denn ein alter Mann in Florida war kaum zu finden und er sprach gerade über eine Sache nach der Charles sowieso gefragt hätte. Charles reiste ab und damit gab es in Europa keinen Sicherheitsdienst mehr für Martin Bretz. Nein, das konnte nicht so bleiben!

Charles: Bill, der Urlaub ist gestrichen! Jeff ist in Italien und Sie stehen alleine da. Dafür werden Sie auch besser bezahlt. Klingt das fair?

Bill: Ja, wenn ich erst morgen anfangen muss! Ist Mathew auch dabei?

Charles: Nein, aber Sie können sich einen Mietwagen holen. Ihnen werden die Spesen bezahlt!

Bill: Ich brauche bestimmt einen Geländewagen! Wenn es hier wieder so schneit wie im letzten Jahr, nützt mir ein Kleinwagen nämlich nichts! Wie hoch dürfen die Spesen denn eigentlich sein?

Charles: 400 Euro pro Tag. Und kümmern Sie sich auch um Gael Peter Assimov!

Bill: Bei den Straßen dort oben ist der Geländewagen nicht zu umgehen! Wo sind Sie, wenn ich Hilfe brauche? Ich kann mich nicht um zwei Leute gleichzeitig kümmern?

Charles: Ich bin dann am Telefon! Martin Bretz hat Priorität! Noch etwas?

Bill: Nein!

Es war ein Standardauftrag. Bill hatte nicht die komplexen Gedankengänge, die einen Ermittler ausmachten. Bill hatte stattdessen einen Kater. Beim großen Spiel um die Horst konnte er so nicht miteinsteigen. Es hatte außerdem schon angefangen. Charles saß bereits im Flugzeug, Gael googelte Programme, die Programme programmieren und Martin Bretz musste eine Runde aussetzen. Am Südpol suchte schon Martins Einsatz Seneca. Die Expedition zum Finden der Eisvogel und deren Piloten stand faktisch fest. Alvaro Ortega hielt die Papiere in der Hand und war der Meinung, zivil dort am Wostoksee bergen zu können. Aber die NASA war in erster Linie eine militärische Einrichtung. Sie unterstand der US-Luftwaffe. Die vielen geschwärzten Stellen in der Auftragsbestätigung ließen ihn grummeln. Er sah sich auch die Übersetzungen ins Deutsche für die Bretz Holding an.

Alvaro: Nanu? Der Artikel für das Bergungsvehikel ist männlich?

Er war früher mit der deutschen Marine im Manöver und wusste, was das hieß. Wenn die Person im Deutschen für ein Schiff männlich war, handeltet es sich nicht um einen Übersetzungsfehler, sondern so wurden militärische Schiffe beschrieben. Das hatte ein pedantischer Admiral geschrieben. Offenbar wollte da noch jemand in das Spiel einsteigen. Das klang wie eine gute Partie „Mensch ärgere dich nicht“. Es war nicht das Aurit, worum es hier ging. Das konnte Alvaro ausschließen. Die USA hätten dann sofort alle Forschungen zu diesem Thema beenden müssen. Charles sollte schnell klar werden, von welchem Schaden man dann hätte sprechen müssen. Er war gerade auf amerikanischen Boden gelandet und stand schon wieder an einem Eisstand. Florida war einer der wärmeren Staaten der USA. Das änderte nichts an dem Verbrauch von Zucker.

 

Charles: Walnuss, es sei denn, sie ist so süß wie das Pistazieneis!

Verkäuferin: Das ist mit Ahornsirup. Versuchen Sie doch einfach das Zitroneneis!

Charles dritte Tüte. Alois wusste, wo er nach Charles suchen musste. Für beide stand das Gesprächsthema fest. Für jeden ein anderes.

Alois: Charles, mein Lieblingsterrorist!

Charles: Sie sind witzig, wir stehen hier auf einem amerikanischen Flugplatz und Sie schreien Terrorist!

Alois: Ich hatte es Ihnen gesagt, Hände weg vom Bretz. Der bringt nur Ärger!

Charles: Sie müssen gerade rumbrüllen! Soll ich Ihnen mal einen Schlag von ihrem Dimitri Koljakov erzählen. Das sollten wir dann aber woanders machen!

Alois: Mein Wagen steht draußen! Ist die Bretz Holding schon mit einer neuen Chefetage versehen oder wartet alles noch auf das Testament?

Charles: Da lief von Anfang an alles über Bretz und ich glaube, Kinder werden wir auch keine von Sebastian Seneca sehen. Was gibt es sonst bei Ihnen. Ich höre immer nur Bretz?

Der Topterrorist führte eine Marktanalyse durch. Seine Kontakte waren still geworden und ein Neustart führte man erst durch, wenn geklärt war, ob man Charles Dunbar weiterhin als Bedrohung einstufte. Im Gegensatz brauchte man kein aktuelles Foto von ihm, um ihn aus der Kartei zu nehmen. Es würde lange dauern, bis seine Informationslage wieder so gut war wie vor Stuxx dem Zweiten. Er hatte dafür einen anderen unangebrachten Marktvorteil - sein Wissen um die Horst. Es blieb natürlich ein Geheimnis, dass man schon gar nicht Alois erzählen durfte. Es würde das Gleiche geschehen wie am Südpol, ein Datenleck! Alvaro Ortega sah da auch einen sehr redseligen Mann sitzen. Es war Thomas Ratling, der Ingenieur mit der Spezialisierung auf Hochgeschwindigkeit. Er war überarbeitet und genoss die Sonne.

Alvaro: Thomas, was machen Sie hier draußen so alleine?

Thomas: Ärgern! Ich ärgere mich über meine eigne Blödheit hierher zu kommen!

Alvaro: Stunk mit den Schreibtischtätern?

Thomas: Nein, endlose Schwindeleien der Labore!

Alvaro: Werden die Ergebnisse gefälscht?

Thomas: Nein, ich hätte es riechen müssen! Verdammt!

Alvaro: Was?

Thomas: Als ich zum Südpol kam, haben sie mich durch den Test gewunken! In meiner Stellenanzeige stand Raumschrottbeseitigung. Jetzt arbeite ich direkt für das Militär und die Idioten belügen mich Tag ein Tag aus.

Alvaro: Das Aurit darf nicht militärisch genutzt werden! Melden, aber sofort!

Thomas: Kein Mensch von den staatlichen Laboren arbeitet am Aurit. Seit 9 Monaten tue ich nur eins, Projektile und Kanonen prüfen. Da unten steht nichts anderes!

Alvaro: Ich verstehe nicht? Projektile und Kanonen sind doch militärisch?

Thomas: Die Waffen bestehen aber nicht aus Aurit. Die einzigen, die überhaupt irgendetwas mit dem Aurit machen, sind die Oberirdischen Labore mit den Teilpatentverträgen. Die Bretz Holding und die Franchise Unternehmen sind zurzeit die einzigen, die die Substanzen auf ihre Eigenschaften prüfen, wenn man „es zerstören“ nicht als Eigenschaft wertet! Da unten will man nur eines wissen, wie schießt man ein Loch rein? Mein Forschungsbericht wird ein einziges Schlafmittel! Gauskanone nichts, Plasmawerfer nichts, Disrupter Typ B nichts. Das ist das einzige, was ich eintragen kann!

Alvaro dämmerte es! Was immer da unten im Wostoksee war, es könnte ein Loch in das Aurit geschlagen haben. Für die UN-Mitgliedländer stand anscheinend schon fest, dass Auritwaffen kommen würden und diese mussten auch ihre Schwachstellen besitzen. Alois überlegte nicht lange wer als erstes mit diesen Waffen arbeiten würde, China. Der Mann hatte wirklich gute Ohren. Er hatte das Gerücht vom Südpol verstanden. China hatte als einziges Land kein Interesse daran, dass die Eisvogel geborgen wurde. Es lag daran, dass sie den bemannten Bohrer selbst versenkt hatten. Es war nur eine falsch zusammengelötete Platine, die das Schiff hatte ausfallen lassen und die war eine so teure Bergung nicht wert. China hatte sich inoffiziell quergestellt als es um die Bergung ging und war überstimmt und überboten wurden. Deng Fat, der Idiot der Beweise hinterlassen haben könnte, steckte in Schwierigkeiten. Auch gegen ihn wurde im Rahmen von Gegenspionage ermittelt. Das Spiel stellte sich für die ermittelnden Parteien aber noch anders dar. Alois sah in den Charles Dunbar verbliebenen Kontakten einen Chinesen ohne Vorgeschichte, der gerade unauffindbar war. Es war ein möglicher direkter Kontakt zur Volksrepublik China, Kublai Kahn. Es war das einzige Thema, über das er eigentlich sprechen wollte. Im Wagen gab es zwar Wodka ohne Ende, aber Charles war genauso ohne Ende trinkfest. Wie quetschte man einen Ex-Agenten aus?

Alois: Was ist genau beim Bretz-Auftrag passiert?

Niemand sprach gern über eine Datenpanne und Charles war da auch keine Ausnahme. Alois hatte Bill im Verdacht. Charles war Choleriker und dabei könnte ihm viel unüberlegt herausrutschen. Der Russe würde es schwer haben, einem alten Hasen weiß zu machen, dass da leider wirklich nichts von Belang passiert war.

Charles: Da war ein Haufen von übereifrigen Beamten mit zu viel Zeit!

Alois: Wieder ihr Problem mit dem Finanzamt in Russland?

Charles: Nein, es waren deutsche Beamte!

Nun ja, mit unserem Fleiß konnten wir Deutschen wirklich Werbung machen, aber die Rede war von Beamten. Charles berichtete korrekt, denn beim Datensammeln waren die deutschen Beamten wirklich etwas zu fleißig und eine Menge Zeit hatten die Herrschaften auch dadurch, dass die Wirtschaft im Wesentlichen die meisten Verbrechen, die man in Deutschland im Internet ahndete, selbst von vornherein verhinderten. Die NSU-Affäre war Alois noch nicht bekannt, so log Charles entweder, was Alois verwundert hätte, denn das konnte er besser oder er sprach in Rätseln. Zeit für die Problematik Kahn.

Alois: Wie sieht es mit Ihren Geschäften mit diesem Chinesen Kublai aus?

Charles: Bei dem erwarte ich auch keine Familie!

Alois: Schwuchtel?

Charles: Impotent!

Alois: …und die Programme? Vertreten Sie seine Firma?

Charles: Das ist wieder die Bretz Holding! Seine Firma gibt es wahrscheinlich nur auf dem Papier!

Alois: Und da beschweren Sie sich über meinen Mittelsmann Dimitri Koljakov?

Charles: Kennen Sie noch andere Unternehmen, die mich auch beschäftigen würden? Bei der Bretz Holding steht nämlich sehr viel nur auf Papier?

Alois: Eine solche Unternehmung kann doch keine Briefkastenfirma sein?

Charles: Ich wünschte, dort wo der Firmensitz ist, gäbe es Briefkästen!

Alois: Mafia?

Charles: Oh wäre das schön!

Alois: China?

Charles: Die Venus! Das Unternehmen befasst sich mit Raumfahrt!

Alois: Wieso ist das schlechter als die Mafia?

Charles: Weil Raumfahrt nicht gleich Raumfahrt ist!

Alois: Die war ja auch auf den Verträgen zur Nica verboten worden. Das ist doch überhaupt der Grund gewesen, wieso Sie diese Stelle bekommen haben. Vielleicht chinesische Taiwanauten?

Charles: Ich muss, um ehrlich zu sein, selbst herausfinden, in welchen Größenordnungen wir hier sprechen!

Alois: Wir sind in Florida. Das ist die Türschwelle der NASA. Wir können vorbeifahren und fragen!

Charles: Ich kann damit nicht zur NASA! Die müssen sich doch gerade an die Verträge halten!

Alois: Ich meinte nicht die Bürogebäude, ich meinte die Sight Seeing Tour auf dem Raumbahnhof Cap Canaveral.

Charles: Das ist eine gute Idee! Wie sieht es mit neuen Aufträgen aus, Alois?

Alois: Ich fürchte bis sie wieder da sind, müssen, Sie sich noch eine Menge Museen ansehen!

Charles: Den Urlaub habe ich mir nach dieser Geschichte auch verdient!

Man fuhr also die NASA an und schlug die Zeit bis dahin mit endlosen Gesprächen über die Familie tot. Es war das einzige, was den beiden noch geblieben war. Der Behindertenparkplatz vor dem Museum war zu klein für Alois’ Limousine. Ansonsten war alles barrierefrei, wie üblich bei öffentlichen Gebäuden. Schnell hatte man sich in die Touristenschlange eingereiht und wieder begann eine Zeitreise.

Guide: Willkommen im Kennedy Space Center! Wir beginnen mit den bemannten Missionen des KSC, bis 1968. Mercury, Gemini und Apollo haben die Weltgeschichte geprägt.

Charles: Wie teuer ist so ein Raumschiff?

Guide: Ein Raumschiff wird mittlerweile kostensparend hergestellt, viele Teile sind nachhaltig. Aber die Saturn IV Trägerrakete ist das Komplizierteste, was der Mensch bisher geschaffen hat und gehört damit auch zum Teuersten. Die Ausgaben lohnen sich aber, denn der Mensch kann nur ins Weltall expandieren. Wir transportieren mit günstigeren Raketen Satelliten in den Orbit und das ist trotz der teuren Raketen ein Gewinngeschäft in Milliardenhöhe. Dazu kommen wir aber später!

Der Guide umging die Frage, denn ein Raketenstart war mit einem anderen Raketenstart nicht zu vergleichen. Jeder versuchte die tatsächlichen Kosten für einen Raketenstart geheim zu halten.

Charles: Was bringt so ein Satellit denn ein?

Guide: Das kommt auf den Satellit an!

Charles: Wieviel würde ich verdienen, wenn ich damit zur Venus komme?

Guide: Nichts! Wissenschaftliche Daten werden dort nur gesammelt, weil manche glauben, man könnte den Planeten besiedeln oder es könnte auch Leben geben. Außerirdische treffen ist doch toll!

Alois: Wir suchen auch hier nach Außerirdischen, mit Radioteleskopen. Das Programm heißt S.E.T.I., search extraterrestikel Intellegence! Das Programm kostet 10 Millionen Dollar im Jahr!

Guide: Nein, 2010 wurde der Etat von Barack Obama gestrichen!

Oh ein Republikaner, nicht alles was Barack Obama tat, finde ich richtig. S.E.T.I. kostete im Vergleich zu anderen Weltraumprogrammen eigentlich wenig. Es gab keine anderen Staaten, die das amerikanische Projekt weiterführen wollten. Eine fantastische Leistung unglaublicher Ignoranz. Zurzeit sucht niemand auf der ganze Erde nach Signalen von Außerirdischen. Es gibt glücklicherweise noch Sonden, wie Minerva, die sich damit befassen.

Charles: Alois, ich will jetzt nicht wissen, was es kostet. Ich will wissen, was es denn so einbringen würde?

Alois hatte einen vergeigten NASA-Test von Martin Bretz noch im Hinterkopf. Jeder wusste, dass er an Außerirdische glaubte. Was wollte Charles da wissen? Venus?

Guide: Wenn man von kommerziellen Satelliten im Orbit absieht, gibt es noch die Möglichkeit, Rohstoffe aus dem All zu gewinnen. Auf dem Mond könnte man Helium 3 abbauen und es auf der Erde zu Energie machen!

Charles: Der Mond ist ziemlich nah!

Guide: Nah ist offenbar ein sehr relativer Begriff! Wir sind noch weit entfernt davon, Rohstoffe von anderen Himmelskörpern abzubauen! Wir planen da gerade eine Raumstation und das wird schon schwierig genug.

Charles: Und wenn wir weiter weg könnten?

Guide: Also dann muss man vom Jupiter reden. Unter seiner sehr dichten Atmosphäre ist er ganz und gar mit Wasserstoff bedeckt. Das ist ein Brennstoff!

Alois: Der gute Mann ist Russe, erzählen Sie ihm, was er hören will, erzählen Sie von Öl und Gas!

Charles: Nein, das kann es nun wirklich nur auf der Erde geben! Öl und Gas entstehen aus abgestorbenen Pflanzen!

Guide: Ich muss Sie enttäuschen, auf Kohlenstoffplaneten ist der Grundstoff Kohlenstoff. Auf der Erde besteht der Atlantik aus Salzwasser. Auf Kohlenstoffplaneten bestünde er aus Benzin!

Alois: Schlechte Karten für Russland, wenn Sie schon von der Venus sprechen!

Guide: Schlechte Karten für die gesamte Rohstoffpolitik. Gold kostet fast nur so viel, weil es so selten ist. In alten Sternensystemen, in denen es vorher mehrere Sterne gab, kann man aber auf Nuggets stoßen in der Größe von Kontinenten. Das Angebot bestimmt hauptsächlich die Nachfrage. Zum Beispiel in Doppelsternsystemen gab es im Stern schwerere Elemente, dadurch dass der Stern nicht zum sehr großen Teil Wasserstoff zu Helium fusioniert hat, sondern auch schwerer Stoffe. Dadurch sind dann auch noch mehr schwere Stoffe entstanden als in unserem. Die Zusammensetzung unseres Sonnensystems ist keine Vorschrift für andere Sonnensysteme. Wenn Sie die Ressourcenpolitik auf das Universum ausdehnen würden, bräche sie fast augenblicklich zusammen.

 

Charles: Man hat aber noch keine Kohlenstoffplaneten gefunden!

Guide: Doch, wir werden uns im Planetarium ein paar ansehen. Das sind dann aber nur Animationen. Schwarze Löcher sehen Sie dann echte!

Charles: Wann sehen wir ein paar echte Satelliten? Ein paar kommerzielle?

Guide: Wir kommen nachher dazu. Die meisten, die Geld einbringen, werden geheim gehalten. Das wollten Sie doch wissen?

Charles: Was sehen wir dann?

Guide: Zum Beispiel einen Nachbau der Voyager Sonden! Die Sie sehen wollen, sind in den gesperrten Arealen und das wäre dann Industriespionage oder bei den militärischen Satelliten sogar Landesverrat für mich! Die kann ich Ihnen also nicht zeigen.

Trotz fehlender Spionage war der Tag ein guter für Charles. Dass er beim ungeplanten Urlaub richtig ausschalten hätte können, wäre aber gelogen. Ein paar Zahlen mit Dollarzeichen wurden auf der Tour nämlich doch präsentiert und er begann zu kalkulieren. Auch Martin blieb irgendwo in den Zahlen stecken. Er suchte nach Kublai Kahn. Die Applikation auf seinem von Seneca aufgebohrten Smartphone gab leider nicht die Lage des zweiten Roboters an. Er hatte gedacht, er würde irgendwie aus den ständig springenden GPS-Koordinaten schlau werden. Er fragte schlicht nach!

Martin: Kublai Kahn wo steckst du?

Kublai: Die Straßen hier haben keine Namen!

Martin: Gib mir doch dann zumindest das Land?

Kublai: Rio, Brasilien!

Er saß alleine in seiner Einraumwohnung und sah sich Wiederholungen an. Bill klingelte. Er hatte Dienst und wollte mit Martin Bretz einkaufen fahren. Seine Küche hatte keinen Kühlschrank und niemand war daran interessiert, wie er die Feiertage verbringen hätte müssen. Alles andere war beschäftigt, nur ihm drohte die Decke auf den Kopf zu fallen. Nun mussten zwei die erdrückende Langeweile der Einraumwohnung ertragen und schon nach kurzer Zeit holte Bill ein Packet Skatkarten aus dem Wagen. Essen gab es noch genug, aber das zu Kochen lag unter seiner Leidensgrenze. Völlig verkochte Paprika aus der Dose war für jeden Koch ein sehr trauriger Anblick. Martin sah nicht besser aus, aber das bemerkte Bill nicht. Er wollte nur den neuen Wagen einfahren und suchte einen Grund.

Bill: Wollen Sie zu Dr. Molke? Ich meine, weil Weihnachten war!

Martin: Der Mann spricht nicht mehr mit mir!

Dr. Molke hatte ihm seine Kreditkartengeheimzahl gegeben und danach waren die Gespräche mit ihm als hätte der gute Doktor einen Hirnschaden. In der Psychologie war es üblich Geheimhaltung zu waren, da der Patient dann mehr erzählte und natürlich auch sich dumm zu stellen. Dr. Molke tat das aber ein bisschen zu gut. Es könnte auch daran gelegen haben, dass er dadurch in möglichen Ermittlungen der Behörden verraten hätte, selbst an Weihnachten Redeverbot zu diesem Thema hatte. Die Psychologie war nicht die einzige Profession, bei der man Personal mit Hirnschaden gerne mal beförderte. Das erklärte die Probleme, die Alvaro Ortega mit dem Militär hatte.

Alvaro: Was heißt das hier Miranda? Ich darf keinen Zugang zur Eisvogel haben? Das ist mit meine Konstruktion!

Miranda Braun: Es muss leider dabei bleiben. Die Sache wurde als geheim eingestuft!

Selbst Alvaro Ortega, der mit der NASA oft an Inoffiziellen Aufträgen arbeitet, war die Häufigkeit mit der das Wort geheim auftauchte zu viel geworden. Hier war Geheimhaltung doch völlig unsinnig. Den Bohrer hatte er mitentworfen und er gehörte auch zu denen, die am ehesten erkannten, was im Wostoksee schiefgelaufen war. Die Häufigkeit des Wortes geheim brachte die Presse ins Spiel. Es gab noch eine handvoll Reporter auf der Welt, die sich ihre Storys aussuchen konnten. Katharina Dorothea Howl zählte zu diesen glücklichen sowie Walter Faden. Walter war auf diesen seltsamen Chinesen namens Kublai Kahn aufmerksam geworden, da er fast überall gleichzeitig zu sein schien und Katharina blieb wieder genau das Gegenteil. Seneca war nirgends zu finden. Sie saß jetzt ohne Zeitdruck an dem Fall. Dieser tote Unsichtbare war vom Planeten verschwunden und zahlte brav ihre Spesen. Wann und wo hatten Kublai und Seneca sich kennengelernt? Man könnte Kublai fragen, aber wo war er gerade? Katharina nahm als erste das Telefon in die Hand, während Walter noch versuchte einen Termin bei der Außenstelle der Bretz Holding zu organisieren.

Walter: Faden! Wer ist da?

Katharina: Frau Howl, der Fall Sebastian Seneca! Erinnern Sie sich noch?

Walter: Ja, das Firmen-Portrait der Bretz Holding. Ich versuche seit Tagen einem Termin beim Takafumi Building zu bekommen! Ich hatte schon gar nicht mehr mit Ihnen gerechnet!

Katharina: Ich bin darüber nicht informiert. Ich arbeite immer noch an dem Fall Sebastian Seneca! Ich glaube Sie sind abgelehnt worden. Die Informationspolitik von diesem Hagen van de Volk ist wirklich miserabel.

Walter: Soweit ich informiert bin, ist Sebastian Seneca jetzt tot und unter der Erde. Dürfte das nicht auch für das Portrait von ihm gelten?

Katharina: Na ja, ich arbeite etwas auf eignen Faust, da es doch sehr seltsame Geschehnisse sind!

Walter: Haben Sie schon gehört, dass sie die Eisvogel bergen wollen?

Katharina: Da wird es mit der Recherche nichts. Da sind überall Abschirmdienste!

Walter: Das Militär, was sucht das im Wostoksee? Ich sitze gerade am Fall Kublai Kahn. Er finanziert überall kleine Projekte, Afrika, Südamerika, Indochina, Zentral China und hat noch nicht mal eine alleine überlebensfähige Firma. Da läuft auch alles über die Bretz Holding und, wenn ich Sie richtig verstanden habe, auch über das Militär!

Katharina: Das wäre dann ja illegal! Klingt gut! Wollen wir uns zusammenschmeißen?

Walter: Können Sie mir einen Termin bei der Bretz Holding geben?

Katharina: Ich kann es versuchen!

Walter: Haben Sie Material zu Kublai Kahn?

Katharina: Da gibt es nicht viel, aber ich habe eine Quelle!

Sie drehte die Kreditkarte von Martin Bretz in ihrer Hand. Die drei Monate, wegen dem wirklich total versauten ersten Date, Ausgehverbot, waren noch nicht ganz vorbei. Hoffentlich zählte er nicht die Tage und bemerkte, dass ihre Sperre noch nicht abgelaufen war. Es gab aber eine Versicherung.

Katharina: Sie können, wenn sie wollen, ja mitkommen? Die Quelle ist der große Bretz selbst!

Walter: Sie kennen Martin Bretz? Ich habe noch nicht einmal seine neue Adresse!

Charles hatte verbreitet, dass er umgezogen sei, da die Einraumwohnung wirklich keinen echten Schutz bot. Das schloss Bill natürlich mit ein. Die Telefonnummer stimmte auch noch.

Katharina: Geh schon ran!

Martin: Hallo! Wer unterbricht meinen Weg in den Wahnsinn?

Katharina: Hallo, hier ist Katharina Dorothea Howl. Können wir ein Treffen ausmachen. Eine kleine Party zu Silvester?

Martin: O.k., wo wollen wir uns treffen?

Katharina: Hast du Silvester schon etwas vor?

Martin: Nein!

Katharina: Chinesisches Feuerwerk? Habt ihr einen Chinesen in der Stadt?

Martin: Wir haben einen! Ich muss nur noch irgendwie meine Leibwächter abschütteln! Ah, ich brauche auch noch eine Reservierung! Das wird ziemlich schwer zu Silvester eine Reservierung zu bekommen.

Katharina: Von wegen, nicht für einen Millionär!

Martin: Ich kann es versuchen! Es sollte wie ein Geschäft aussehen, damit ich die Bodyguards nach Hause schicken kann!

Katharina: Kein Problem, es ist wieso geschäftlich. Ich bringe noch jemanden mit, also drei Mann!

Weitere Bücher von diesem Autor