Hans Fallada – Gesammelte Werke

Text
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

1 Som­mer­ge­trei­de <<<

2 Dampf, dich­ter Dunst <<<

28

Ich hat­te in mei­nem Ge­schäfts­le­ben man­ches Mal mit dem Amts­ge­richt zu tun ge­habt und kann­te die Lo­ka­li­tä­ten dort also ziem­lich ge­nau. Aber dort, wo­hin mich der Wacht­meis­ter Schul­ze jetzt führ­te, war ich nie zu­vor ge­we­sen. Es ging durch das gan­ze Ge­richts­ge­bäu­de durch (es ist mit dem Land­ge­richt zu­sam­men­ge­baut) auf einen ziem­lich en­gen in­ne­ren Hof, der auf ei­ner Sei­te von ei­ner ho­hen Stein­mau­er ab­ge­schlos­sen war, auf den drei an­de­ren aber von ho­hen Ge­bäu­den; und das Ge­bäu­de, auf das wir ge­ra­de zu­gin­gen, hat­te von oben bis un­ten nur klei­ne, fast qua­dra­ti­sche Fens­ter­lö­cher, die alle mit star­ken Git­tern ge­schützt wa­ren.

›Dort oben wer­de ich also hau­sen, viel­leicht Wo­chen und Wo­chen‹, dach­te ich, und Angst über­fiel mich. Jetzt hät­te ich mei­nen Beglei­ter ger­ne vie­les nach den Ein­rich­tun­gen und Ge­wohn­hei­ten ei­nes sol­chen Ge­fäng­nis­ses ge­fragt, aber da­für war es nun zu spät: Schul­ze drück­te auf einen Klin­gel­knopf, eine große Ei­sen­tür tat sich auf, und ein blau Uni­for­mier­ter be­grüß­te Schul­ze mit Hand­schlag und mich mit ei­nem küh­len prü­fen­den Blick.

»Eine Ein­lie­fe­rung, Karl«, sag­te Schul­ze. »Die Pa­pie­re kom­men heu­te Nach­mit­tag noch von der Staats­an­walt­schaft.«

»Stel­len Sie sich mal da­hin­ten hin!«, sag­te der Uni­for­mier­te zu mir, und ich stell­te mich ge­hor­sam an den mir be­foh­le­nen Fleck. Die bei­den Uni­for­mier­ten flüs­ter­ten mit­ein­an­der und sa­hen da­bei ein paar­mal auf mich hin, ein­mal hör­te ich auch das Wort »Mord­ver­such« – es schi­en aber kei­nen be­son­de­ren Ein­druck zu ma­chen.

Dann rief mir Schul­ze aus der Fer­ne zu: »Also hal­ten Sie die Ohren steif, Som­mer«, und die Tür schlug hin­ter ihm zu; er war in die Frei­heit zu­rück­ge­gan­gen, und mir war trotz al­lem, als hät­te ich einen Freund ver­lo­ren.

»Kom­men Sie mal mit«, sag­te der Uni­for­mier­te nach­läs­sig und führ­te mich in eine Bü­ro­stu­be, in der aber nie­mand war. »Le­gen Sie mal al­les hier auf den Tisch, was Sie in den Ta­schen ha­ben!«

Ich tat es, es war we­nig ge­nug: ein Schlüs­sel­bund, ein Ta­schen­mes­ser, ein ziem­lich schmut­zi­ges Ta­schen­tuch.

»Ist das al­les, was Sie ha­ben? Kein Geld? Na, dann hal­ten Sie mal die Arme hoch.«

Ich tat es und wur­de nun von oben bis un­ten ab­ge­fühlt, nach ver­bor­ge­nen Ta­schen­in­hal­ten ver­mut­lich.

»Na gut«, sag­te der blau Uni­for­mier­te dann. »Ich wer­de Sie erst ein­mal in die Elf le­gen, der In­spek­tor ist jetzt nicht hier, es ist Mit­tags­pau­se.«

Ich frag­te höf­lich, ob ich nicht auch ein Mit­ta­ges­sen ha­ben kön­ne. Ich habe noch kei­nes be­kom­men.

»Es­sen ist vor­bei«, ant­wor­te­te er kühl. »Es ist nichts mehr da.«

»Aber ich habe auch kein Früh­stück be­kom­men!«, rief ich er­regt. Bis­her war mein Hun­ger nach Es­sen nicht ge­ra­de sehr groß ge­we­sen, jetzt aber merk­te ich ihn ge­wal­tig. Ich fühl­te mich in mei­nen Rech­ten ge­kränkt: Auch ein Ge­fan­ge­ner muss es­sen!

»Umso bes­ser wird Ih­nen das Abendes­sen schme­cken«, ant­wor­te­te er un­ge­rührt. »Also kom­men Sie!«

Er führ­te mich einen Gang ent­lang, durch ein Ei­sen­git­ter hin­durch, eine Trep­pe hin­auf, durch eine ei­ser­ne Tür. Ich sah einen lan­gen Gang, düs­ter, mit vie­len ei­sen­be­schla­ge­nen Tü­ren, mit Rie­geln und Sch­lös­sern, und wie­der eine Trep­pe hin­auf, wie­der eine Ei­sen­tür – im­mer muss­te der Mann auf­schlie­ßen und zu­schlie­ßen und tat es so selbst­ver­ständ­lich … Mir aber leg­te es sich auf die Brust: Alle die­se Tü­ren, die jetzt zwi­schen mir und der Au­ßen­welt la­gen, sie brach­ten es mir so recht deut­lich zu Be­wusst­sein, wie sehr ich ge­fan­gen war, wie schwer es wie­der sein wür­de, in die Frei­heit zu kom­men. Vom ers­ten Au­gen­blick an spür­te ich die Wahr­heit des Sat­zes, den ich spä­ter so oft im Ge­fäng­nis hör­te: »Du kommst so leicht hin­ein und so schwer hin­aus.«

Mein Füh­rer war vor ei­ner ei­ser­nen Tür ste­hen ge­blie­ben, die eine wei­ße »11« trug. Hier hin­ter also soll­te ich hau­sen. Er schloss auf, und hin­ter der Tür zeig­te sich eine zwei­te Tür. Auch sie wur­de auf­ge­schlos­sen.

»Ge­hen Sie rein«, sag­te mein Beglei­ter un­ge­dul­dig, und ich trat ein. Von ei­nem schma­len Bett er­hob sich eine ge­wal­ti­ge Ge­stalt, ein großer Mann er­heb­li­chen Um­fangs, mit ei­ner blon­den Glat­ze und ei­ner Bril­le.

»Ein biss­chen Ge­sell­schaft?«, frag­te er. »Na, das ist schön. Wo­her kommst du denn?«

Ich war so ver­blüfft, dass ich in der Zel­le einen Ge­fähr­ten ha­ben soll­te, dass ich es erst viel spä­ter merk­te: Der Schlie­ßer war ge­gan­gen und ich end­gül­tig und un­wi­der­ruf­lich ein­ge­schlos­sen.

»Setz dich man, da auf den Sche­mel«, sag­te der Di­cke. »Ich hau mich noch ein biss­chen aufs Bett. Es ist zwar ver­bo­ten, aber der Fer­mi sagt nichts. Fer­mi ist der, der dich eben rauf­ge­bracht hat.«

Ich setz­te mich auf den Sche­mel und starr­te den auf dem Bett lie­gen­den Mann an. Er trug Zi­vil wie ich, einen einst­mals wohl sehr ele­gan­ten An­zug von ei­nem gu­ten Schnei­der, der jetzt aber recht zer­drückt und auch fle­ckig war.

»Sind Sie auch ein Ge­fan­ge­ner?«, frag­te ich schließ­lich.

»Das will ich mei­nen!« lach­te der Di­cke. »Denkst du, ich sit­ze hier zur Er­ho­lung in die­sem Bun­ker? Üb­ri­gens kannst du ru­hig ›du‹ zu mir sa­gen, wir nen­nen uns hier alle ›du‹. – Ja«, fuhr er fort und reck­te sich stöh­nend, »ich sit­ze hier schon elf Wo­chen im Bau, aber denkst du, ich habe schon eine An­kla­ge? Nicht die Boh­ne! Die Brü­der las­sen sich Zeit, ih­ret­we­gen kannst du hier ver­fau­len und ver­schim­meln, des­we­gen ge­hen die nicht einen Schritt schnel­ler. Was hast du denn aus­ge­fres­sen?«

»Der Staats­an­walt hat mich we­gen Mord­ver­such an mei­ner Frau ver­haf­tet«, ant­wor­te­te ich mit be­schei­de­nem Stolz. Und setz­te schnell hin­zu: »Aber das stimmt nicht. Da­von ist kein Wort wahr.«

Wie­der lach­te der Di­cke. »Na­tür­lich ist es nicht wahr«, lach­te er. »Hier drin sit­zen über­haupt nur Un­schul­di­ge – wenn du die Leu­te fragst.«

»Bei mir ist es aber wirk­lich wahr«, ver­si­cher­te ich. »Ich habe mei­ne Frau nie er­mor­den wol­len, wir ha­ben uns nur ein biss­chen ge­strit­ten.«

»Na ja«, sag­te der Di­cke. »Mit der Zeit wirst du dir schon die Brust frei­quas­seln; je­der, der das Sit­zen nicht ge­wohnt ist, fängt mit der Zeit an zu quas­seln. Pass dann nur auf, mit wem du re­dest, die meis­ten wol­len sich lieb Kind beim In­spek­tor ma­chen, hin­ter­brin­gen ihm al­les – und schon bist du drin.« Er sah mich aus sei­nen klei­nen Au­gen zwi­schen Fett­wüls­ten hin­durch treu­her­zig an und mein­te: »Bei mir aber kannst du of­fen re­den, ich bin eine See­le von ei­nem Men­schen, ich bin stie­kum.«

»Was sind Sie?«

»Stie­kum, das sagt man hier für Dicht­hal­ten. Ich quat­sche nicht, ver­stehst du?«

»Ich habe aber wirk­lich nichts zu ge­ste­hen«, ver­si­cher­te ich wie­der.

»Na, das wer­den wir ja noch er­le­ben«, sag­te der Di­cke ge­müt­lich. »Vi­el­leicht hast du Schwein, und der Un­ter­su­chungs­rich­ter ist dei­ner Mei­nung und er­lässt kei­nen Haft­be­fehl ge­gen dich.«

»Ich bin doch schon vom Staats­an­walt selbst ver­haf­tet.«

»Das hat gar nichts zu sa­gen«, be­lehr­te mich der Di­cke. »Erst kommst du mor­gen oder über­mor­gen vor den Un­ter­su­chungs­rich­ter. Der ver­nimmt dich, und wenn er dei­ner An­sicht ist, bist du wie­der frei …«

»Und das stimmt wirk­lich?«, frag­te ich auf­ge­regt. »Ich kann noch frei­kom­men?«

»Na­tür­lich kannst du das, aber oft er­eig­net sich das nicht ge­ra­de. Na, wir wer­den es ja er­le­ben.« Und er dehn­te sich wie­der be­hag­lich.

Mich be­rausch­te die Aus­sicht auf die viel­leicht nahe Frei­heit, ich stand auf und lief ge­dan­ken­voll in der Zel­le hin und her. Wenn Mag­da güns­tig für mich aus­sag­te, wür­de ich frei­kom­men. Und sie wür­de güns­tig für mich aus­sa­gen, ich fühl­te das. Und selbst wenn sie noch zor­nig auf mich war, nie konn­te sie sa­gen, dass ich sie hät­te er­mor­den wol­len. Das hat­te ich nie ge­wollt. Dun­kel kam mir in Erin­ne­rung, dass ich et­was ge­sagt hat­te wie: »Heu­te Nacht kom­me ich und er­mor­de dich«, aber das war doch nur be­trun­ke­nes Ge­re­de ge­we­sen, das galt nicht.

»Höre mal«, sag­te der Di­cke, »ren­ne mal nicht so in der Zel­le hin und her, da­mit machst du mich ner­vös! Setz dich mal ru­hig dort auf den Sche­mel, nimm aber erst das Kis­sen run­ter, es ist näm­lich mein Pri­vat­kis­sen. Auf dei­ne Fal­le kannst du dich noch nicht le­gen, dei­nen Stroh­sack bringt dir der Olle erst heu­te Abend. Gott, wie mich die­ser Stall an­kotzt!« Da­mit gähn­te der Di­cke herz­haft, ließ einen Fürch­ter­li­chen fah­ren – ich fuhr er­schro­cken zu­sam­men –, stöhn­te: »Das hat aber gut­ge­tan!«, und war auch gleich ein­ge­schla­fen.

Ich aber will nicht län­ger in sol­cher Brei­te die ers­ten Tage mei­ner Un­ter­su­chungs­haft er­zäh­len. Sie wa­ren so qual­voll, dass ich ei­nes Nachts lei­se auf­stand, an den Schrank des Di­cken ging und aus sei­nem Ra­sier­ap­pa­rat die Klin­ge nahm: Ich woll­te mir den Hals durch­schnei­den. Nur brach­te ich nach­her doch den Mut dazu nicht auf. Ich hat­te pro­be­wei­se erst einen Schnitt am Hand­ge­lenk ge­tan, der nur we­nig blu­te­te, mich aber be­ru­hig­te. Der Wil­le zum Le­ben sieg­te, und ich tat die Klin­ge noch in der glei­chen Nacht in den Ap­pa­rat zu­rück.

 

Im Gan­zen aber ging mei­ne Ent­wöh­nung vom Al­ko­hol leich­ter, als ich er­war­tet hat­te. Ich war eben doch noch kein rich­ti­ger Trin­ker ge­we­sen, hat­te erst kur­ze Zeit mich dem Schnaps aus­ge­lie­fert und nie wei­ße Mäu­se lau­fen se­hen. Viel half mir bei die­ser Ent­wöh­nung, dass ich mich schon den drit­ten oder vier­ten Tag frei­wil­lig zur Ar­beit mel­de­te. Ich hielt das ta­ten­lo­se, grü­beln­de Her­um­sit­zen in der Zel­le und vor al­lem die Ge­sell­schaft des Di­cken, der üb­ri­gens Düs­ter­mann hieß, nicht aus. Ich glau­be, ich hät­te ihn um­ge­bracht, wäre ich ge­zwun­gen ge­we­sen, alle Tage vier­und­zwan­zig Stun­den in sei­ner Ge­sell­schaft zu­zu­brin­gen.

Er war nichts wie ein Vieh; ein un­ver­hüllt egois­ti­sche­rer Mensch ist mir nie vor­ge­kom­men. Er hat­te sich alle Er­leich­te­run­gen, die das Ge­setz dem Un­ter­su­chungs­häft­ling zu­ge­steht, ver­schafft: hat­te auf dem har­ten Stroh­sack De­cken und Kis­sen, be­kam re­gel­mä­ßig zu rau­chen und Fress­pa­ke­te, gab aber nie auch nur das ge­rings­te ab. In den ers­ten Ta­gen, da ich noch kein ei­ge­nes Wasch­zeug auf der Zel­le hat­te, ver­bot er mir so­gar die Be­nut­zung sei­nes Kam­mes. Nicht ein­mal sei­nen Spie­gel durf­te ich in die Hand neh­men, und nur wi­der­wil­lig er­laub­te er mir, von sei­nen al­ten Zei­tun­gen ein Blatt als Klo­sett­pa­pier zu be­nut­zen.

»Nee, nee, Som­mer«, sag­te er dann wohl, »hier heißt’s: ›Hilf dir selbst, so hilft dir Gott!‹ Wie kom­me ich dazu, für dich zu sor­gen? In was sorgst du denn für mich? Bloß ner­vös machst du mich.«

Das war auch so ein Punkt, der mich ra­send ma­chen konn­te: Al­les, was ich tat, mach­te Düs­ter­mann ner­vös. Ich durf­te nicht in der Zel­le auf und ab ge­hen; dreh­te ich mich nachts auf dem Stroh­sack rum, so schimpf­te er über Ru­he­stö­rung; woll­te ich ein­mal das klei­ne Fens­ter­loch öff­nen, so schrie er, er ver­küh­le sich die Glat­ze, und wir muss­ten wei­ter in Hit­ze und Ge­stank hocken. Er aber er­laub­te sich al­les. Er fraß sinn­los die Fress­pa­ke­te auf, die sei­ne Frau zwei­mal wö­chent­lich für ihn ab­lie­fer­te, saß den Tag sechs­mal auf dem Kü­bel, furz­te stän­dig mit ei­ner wah­ren Wol­lust und schnarch­te nachts so laut und an­dau­ernd, dass ich vie­le Stun­den lang wach lie­gen muss­te, den trübs­ten Ge­dan­ken aus­ge­lie­fert. Wenn ich je einen Men­schen aus mei­nes Her­zens tiefs­tem Grun­de ge­hasst habe, so war es Düs­ter­mann.

Ich habe mir oft über­legt, wie ein sol­ches Vieh un­be­an­stan­det drau­ßen in der Frei­heit hat le­ben und so­gar eine Ehe hat füh­ren kön­nen, in der die Frau auch jetzt noch zu ihm hielt. Ich sag­te mir dann nach ei­ni­gem Nach­den­ken, dass Düs­ter­mann drau­ßen wohl einen je­ner vi­ta­len, ge­nuss­freu­di­gen, an­schei­nend zu­trau­li­chen di­cken Ge­schäfts­leu­te ge­spielt hat, die von den Leu­ten mit lä­cheln­dem Wohl­wol­len be­trach­tet wer­den. Si­cher hat er sich nicht so ge­hen las­sen wie bei mir in der Zel­le, aber ich war eben auch nur ein Kitt­chen­bru­der, und bei mir kam es nicht mehr dar­auf an. Ich habe in spä­te­rer lan­ger Lei­dens­zeit mit sehr viel ein­fa­che­ren Leu­ten, als es Düs­ter­mann war, zu­sam­men­ge­le­gen, mit Ar­bei­tern, ja mit Stro­mern, aber kei­ner hat sich so ge­mein ge­hen, so un­ver­hüllt al­len sei­nen Trie­ben ih­ren Lauf ge­las­sen wie die­ser Düs­ter­mann.

Von Be­ruf war er nichts als Häu­ser­be­sit­zer, er war der Sohn ei­nes rei­chen, längst ver­stor­be­nen Va­ters, der ihm eine Rei­he statt­li­cher Zins­häu­ser und an­de­re Lie­gen­schaf­ten hin­ter­las­sen hat­te. Mit der Ver­wal­tung die­ses Grund­be­sit­zes hat­te Düs­ter­mann bis­her sein Le­ben ver­bracht. Und bei der Ver­wal­tung die­ses Be­sit­zes war ihm dann auch je­nes Miss­ge­schick pas­siert, das ihn in das Ge­fäng­nis führ­te und mir zum Zel­len­ge­nos­sen gab. Da er auch drau­ßen sich al­les, an­de­ren aber nichts gönn­te, und jede Frei­heit für sich in An­spruch nahm, hat­te er ei­nes sei­ner Zins­häu­ser, des­sen bau­fäl­li­ger Zu­stand ihn schon lan­ge ge­är­gert hat­te, höchst­per­sön­lich an­ge­steckt, um mit der ho­hen Ver­si­che­rungs­s­um­me die Neu­bau­kos­ten zu de­cken. Bei dem Bran­de war eine Frau mit ih­rem Kin­de ums Le­ben ge­kom­men.

»Das dum­me Lu­der!«, konn­te Düs­ter­mann wohl schimp­fen. »Konn­te sie nicht recht­zei­tig raus­lau­fen wie alle an­de­ren?! Aber nein, das däm­li­che Aas muss­te ja erst ir­gend­wel­chen Dreck in einen Kof­fer ste­cken, und dann mach­te ihr der Rauch die Flucht un­mög­lich. Was kann ich für die Dumm­heit von der Ol­len?

Der Staats­an­walt will mir na­tür­lich einen Strick dar­aus dre­hen! Aber da kennt er Düs­ter­mann schlecht. Die bes­ten An­wäl­te habe ich mir ge­nom­men, und geht al­les schief, las­se ich mir den § 51 ge­ben, bin geis­tes­krank und lebe als Ren­tier in ir­gend­ei­ner hüb­schen Klaps­müh­le.« Sei­ne Schuld an die­ser Brand­stif­tung gab Düs­ter­mann ganz of­fen zu. »Ja, Mensch, wozu soll ich denn lü­gen? Sie ha­ben mich doch mit der Pe­tro­le­um­kan­ne in der Hand ge­schnappt! Da hat Leug­nen doch kei­nen Zweck! Ja, wenn ich in der Lage wie du wäre, wür­de ich auch leug­nen bis zum Ver­re­cken – aber so – bin ich eben geis­tes­krank!« Er lach­te dröh­nend.

»Im Grun­de«, fuhr er wohl fort und be­mit­lei­de­te sich da­bei selbst, »hat mich bloß mei­ne Gut­mü­tig­keit dazu ge­bracht. Ich bin eben ein­fach ein gut­mü­ti­ger Dus­sel. Ich konn­te es nicht se­hen, dass die Leu­te wei­ter in ei­ner so bau­fäl­li­gen, ver­wanz­ten Ba­ra­cke haus­ten. An­stän­di­ge Woh­nun­gen woll­te ich ih­nen schaf­fen – und das habe ich nun von mei­ner Gut­mü­tig­keit!«

Die­ser Düs­ter­mann also mach­te es, dass ich mich frei­wil­lig zur Ar­beit mel­de­te, und sei­nes bei­ßen­den Hoh­nes war ich da­bei si­cher. Wenn ich abends von der Ar­beit in die Zel­le zu­rück­kam, mit mü­den Kno­chen, aber doch fried­li­cher im Her­zen, so be­grüß­te er mich etwa so: »Da kommt ja der Mus­ter­kna­be! Na, hast du flei­ßig ge­ar­bei­tet? Hast dich bei dem Schwein von In­spek­tor be­liebt ge­macht? Du wirst dich schön ge­schnit­ten ha­ben! Der Staats­an­walt schickt dich des­halb doch ge­nau­so lan­ge ins Kitt­chen, wie wenn du hier ru­hig in der Zel­le sit­zen blie­best! Sol­che Arsch­krie­cher wie du ver­der­ben das gan­ze Kitt­chen. Sol­che wie du er­rei­chen es noch, dass für uns alle die Ar­beit als Pf­licht ein­ge­führt wird! Aber war­te, ich be­sor­ge es dir schon noch!«

Ich hör­te kaum noch auf sein Ge­re­de und sprach nie mehr ein Wort mit die­sem ge­mei­nen Men­schen. Das stör­te ihn na­tür­lich gar nicht, er hat­te eine Rhi­no­ze­ros­haut und re­de­te ru­hig mit mir fort, ich moch­te ihm ant­wor­ten oder nicht.

29

Also, ich hat­te mich frei­wil­lig zur Ar­beit ge­mel­det. Der Ober­wacht­meis­ter Sp­litt­stö­ßer gab mir eine ganz neue blaue Ja­cke der Ge­fäng­nis­kluft her­aus, und ich wur­de mit zehn oder zwölf an­de­ren auf einen von ho­hen Mau­ern um­ge­be­nen Ge­fäng­nis­hof ge­führt, wo Ber­ge von Holz la­gen. Auch wir hat­ten wohl frü­her das An­mach­holz für un­se­re Zen­tral­hei­zung, das wir in Klaf­tern auf der Förs­te­rei ge­kauft hat­ten, zum Ge­fäng­nis fah­ren und dort zer­klei­nern las­sen. Ich hat­te mir nie einen Ge­dan­ken dar­über ge­macht, wer da wohl mein Holz ge­sägt und ge­hau­en hat­te.

Nun stand ich sel­ber alle Tage acht Stun­den am Sä­ge­bock, mir ge­gen­über ein viel­fach vor­be­straf­ter ge­wohn­heits­mä­ßi­ger Ein­bre­cher, Mord­horst mit Na­men; ge­mein­sam zo­gen wir acht Stun­den lang die Säge durch Kie­fern-, Bu­chen- und Ei­chen­holz. Ein Pos­ten ging bei uns auf dem Hof hin und her und pass­te auf, dass nicht gar zu viel ge­re­det und gar zu we­nig ge­ar­bei­tet wur­de – aber nun war ich es, der das Holz für die Bür­ger mei­ner Va­ter­stadt säg­te, und dies­mal wür­de der Kauf­mann Höl­scher, für den wir ge­ra­de ar­bei­te­ten, auch nicht mit ei­nem Ge­dan­ken dar­an den­ken, dass es sein lang­jäh­ri­ger Kun­de Som­mer war, der ihm die­se Ar­beit ver­rich­te­te.

Zu An­fang stör­te es mich noch sehr, dass die vier­te Sei­te des Ho­fes vom Land­ge­richts­ge­bäu­de be­grenzt war, vie­le Fens­ter sa­hen auf mich und mei­ne in blau­er Ge­fäng­nis­kluft ste­cken­den sä­gen­den Arme her­ab, aber in we­ni­gen Ta­gen war ich dar­an ge­wöhnt und dreh­te kaum den Kopf, wenn Mord­horst flüs­ter­te: »Der Staats­an­walt steht mal wie­der am Fens­ter und will se­hen, ob wir uns auch un­se­ren Fraß ver­die­nen. Säg lang­sa­mer, Kum­pel. Wenn der kiekt, will ich gar nicht ar­bei­ten.«

Mord­horst war ein klei­ner, drah­ti­ger Mann mit ei­nem ver­bit­ter­ten, fal­ti­gen Ge­sicht und pfef­fer­grau­em Haar. Weit über die Hälf­te sei­nes Le­bens hat­te er in Zucht­häu­sern und Ge­fäng­nis­sen ver­bracht. Das war ihm so selbst­ver­ständ­lich, dass er gar nicht da­von sprach. Er be­reu­te nichts, sehn­te sich nie nach ei­nem an­de­ren Le­ben. Von sei­nen Straf­ta­ten er­zähl­te er nie et­was, so wie ein Hand­werks­meis­ter auch nicht von sei­ner be­ruf­li­chen Tä­tig­keit spricht. Ein­bre­chen war für ihn wie Ho­sen­nä­hen für einen Schnei­der­meis­ter. Erst von an­de­ren Ge­fan­ge­nen hör­te ich, dass Mord­horst in der so­ge­nann­ten Ver­bre­cher­welt ein weit be­rühm­ter Mann war, er konn­te den mo­d­erns­ten Geld­schrank be­wäl­ti­gen, und er war be­kannt da­für, dass er stets ohne »Kum­pel«, ohne Ge­hil­fen ar­bei­te­te. Er war ein Ein­zel­gän­ger, ein ty­pi­scher Feind der Ge­sell­schaft.

Ihn wurm­te al­lein, dass er in ei­nem sol­chen »Dreck­nest«, wie er mei­ne Va­ter­stadt nann­te, hän­gen ge­blie­ben war, bloß we­gen »Mist«. Er war auf der Rei­se nach Ham­burg, wo er et­was Gro­ßes durch­füh­ren woll­te, hier für einen Tag hän­gen ge­blie­ben und hat­te bloß nachts, weil er an­ge­trun­ken war und nichts zu rau­chen in der Ta­sche hat­te, den Rauch­wa­ren­ki­osk auf un­se­rem Markt­platz auf­ge­bro­chen. Da­bei hat­ten sie ihn ge­schnappt. »Denk doch bloß an, Mensch«, konn­te sich Mord­horst er­ei­fern. »Ich hat­te drei Blaue in der Ta­sche, ich hät­te mir in mei­ner Ab­stei­ge so viel zu rau­chen kau­fen kön­nen, wie ich nur woll­te. Bloß weil ich dun war! Und nun wer­den sie mir we­gen so ei­nem Mist fünf Jah­re Zet auf­knacken, in die Luft könn­te ich ge­hen, wenn ich dar­an den­ke!«

Bei mir fand ich es ganz egal, ob Mord­horst we­gen ei­ner großen Geld­schrank­knacke­rei oder we­gen ei­nes klei­nen Rauch­wa­ren­dieb­stahls fünf Jah­re Zucht­haus be­kam, fünf Jah­re wür­den es un­ter al­len Um­stän­den. Aber ich hü­te­te mich wohl, das laut aus­zu­spre­chen, denn Mord­horst war auch ein hit­zi­ger, jäh­zor­ni­ger Mann und hat­te mir im An­fang ge­wal­tig mit Wut­aus­brü­chen zu­ge­setzt, wenn ich un­er­fah­re­ner Neu­ling die Säge wie­der so un­ge­schickt ge­führt hat­te, dass sie klemm­te. Ein­mal woll­te er mir so­gar in sei­ner Wut mit ei­nem Stück Holz über den Schä­del schla­gen, nur das Da­zwi­schen­tre­ten des Wacht­meis­ters ret­te­te mich vor ei­nem Nie­der­schlag.

Aber nach fünf Mi­nu­ten war Mord­horst dann wie­der nor­mal und ver­nünf­tig, ich glau­be, ihn hat­ten die lan­gen Haft­jah­re so hem­mungs­los und wild ge­macht. An sei­nem Hirn nag­te be­stimmt ein Wurm; wer Jah­re und Jah­re in ei­ner Zel­le um­her­geht, im­mer nur auf den Tag der Ent­las­sung, der Frei­heit war­tend, und wer da­bei im tiefs­ten In­nern weiß, dass auch der längs­te Auf­ent­halt in der Frei­heit nur ein Gast­spiel von höchs­tens ei­ni­gen Mo­na­ten sein wird, dem wie­der Jah­re und Jah­re här­tes­ten War­tens fol­gen wer­den – der kann nicht nor­mal blei­ben.

Ich selbst habe viel von Mord­horst ge­lernt. Er wuss­te al­les über Ge­rich­te, Ge­fäng­nis­se und Zucht­häu­ser. Es war ganz er­staun­lich, wie gut die­ser klei­ne, schweig­sa­me Mann, der mit nie­man­dem Ge­mein­schaft zu ha­ben schi­en, über al­les und je­des un­ter­rich­tet war. Er wuss­te, was für Fleisch wir am Sonn­tag be­kom­men wür­den und was der neu ein­ge­lie­fer­te Mann in Zel­le 21 aus­ge­fres­sen ha­ben soll­te. Er kann­te die Fa­mi­li­en­ver­hält­nis­se, das Ge­halt und die Sor­gen je­des Wacht­meis­ters. Er konn­te mit ei­nem Ho­sen­knopf, ei­nem Zwirns­fa­den und ei­nem Stein Feu­er ma­chen für eine Zi­ga­ret­te. Er hat­te im­mer zu rau­chen und im­mer et­was ex­tra zu es­sen, ob­gleich nie­mand Fress­pa­ke­te für ihn ab­gab. Er hat­te stets Geld in der Ta­sche, was streng ver­bo­ten war, er be­saß ein Mes­ser (eben­falls ver­bo­ten) und hat­te ir­gend­ei­nen Weg, Brie­fe ohne die Zen­sur des Staats­an­wal­tes aus dem Ge­fäng­nis zu schmug­geln. Er kann­te eben all die un­ter­ir­di­schen Wege, die mit der Zeit sich in je­der mensch­li­chen Ge­mein­schaft er­öff­nen, sie mag noch so streng be­auf­sich­tigt sein.

 

Ich war für ihn im­mer ein Neu­ling, ein wah­rer Säug­ling, er gab mir ein biss­chen von sei­ner Le­bens­er­fah­rung ab, ließ sich aber nie mir ge­gen­über zu ir­gend­wel­chen Ge­ständ­nis­sen hin­rei­ßen. Ich sah aber wohl, dass er mit an­de­ren Ge­fäng­nis­in­sas­sen an­ders um­ging. Alte Kitt­chen­brü­der ver­stän­di­gen sich mit ei­nem Blick und ei­nem Au­gen­zwin­kern. Sie ge­hen hin­ter­ein­an­der­her, sie ha­ben kaum die Lip­pen be­wegt, und schon ist ir­gend­was von der einen in die an­de­re Hand ge­glit­ten.

Die Wacht­meis­ter lie­ßen Mord­horst viel mehr Frei­heit als zum Bei­spiel mir. Sie drück­ten bei ihm ein Auge zu, er konn­te sich vie­les er­lau­ben. Vi­el­leicht hat­ten man­che Angst vor ihm, weil er so viel wuss­te, ich glau­be aber eher, sie scheu­ten die Sche­re­rei­en, die das An­bin­den mit ei­nem so ge­fähr­li­chen Mann not­wen­dig mit sich brin­gen muss­te.

Wenn er fünf Mi­nu­ten lang ta­ten­los am Sä­ge­bock ge­stan­den hat­te und ich flüs­ter­te ihm zu: »Du, Mord­horst, säg wie­der los! Der Wacht­meis­ter guckt stän­dig her«, tat Mord­horst nichts der­glei­chen.

Und kam dann der Wacht­meis­ter wirk­lich zu uns und sag­te: »Na, Mord­horst! Nun ist’s aber ge­nug gefau­lenzt, nun mal wie­der ran!«, so sag­te er hit­zig: »Schin­de ich mich nicht schon ge­nug für mei­ne drei­ßig Pfen­nig am Tage?« (Wir be­ka­men näm­lich drei­ßig Pfen­nig »Ar­beits­be­loh­nung« am Tag, die für den Tag der Ent­las­sung gut­ge­schrie­ben wur­den.) »Soll ich mir die Haut von den Pfo­ten schuf­ten für die Speck­jä­ger, die?!« Und er sah böse zu den Fens­tern des Land­ge­richts hin­über.

Der Wacht­meis­ter lach­te dann meist und sag­te: »Du hast wie­der mal dei­nen Kol­ler, Mord­horst! Der Staats­an­walt wird von dei­nem Sä­gen nicht fet­ter und nicht ma­ge­rer …«

Mord­horst aber murr­te: »Man weiß, was man weiß«, griff in den Sä­ge­bü­gel, den ich ihm hin­hielt, und wei­ter säg­ten wir, Schnitt um Schnitt, Klo­ben um Klo­ben, Stun­de um Stun­de.

Es wa­ren ei­gent­lich gute Stun­den, die wir dort auf dem Holz­hof ab­ma­ch­ten. Heu­te den­ke ich nicht un­gern an sie zu­rück, so end­los und schwer sie mich da­mals auch dünk­ten. Nach den un­ver­meid­li­chen Glie­der­schmer­zen, die mir die un­ge­wohn­te Ar­beit erst ein­trug, ge­wöhn­te sich mein Kör­per rasch an die Sä­ge­rei, die Ar­beit half mir, die Absti­nen­zer­schei­nun­gen leich­ter zu über­win­den.

Der Früh­ling ging jetzt so lang­sam in den Som­mer über, auf dem Hof stan­den hohe Obst­bäu­me, Bir­nen und Äp­fel, in de­ren Schat­ten wir den Sä­ge­bock rück­ten, wenn die Son­ne gar zu heiß brann­te; die Sä­gen knirsch­ten und schri­en manch­mal, wenn sich ein Span ge­gen das Blatt stemm­te, ein­tö­nig klang das Klopf­klopf der Holz­fäl­ler zu uns her­über; jen­seits der Mau­er, un­sicht­bar, lärm­ten Kin­der bei ih­ren Spie­len auf der Stra­ße. Wir zo­gen erst die Ja­cken, dann die Wes­ten aus; man­che ar­bei­te­ten auch mit ganz ent­blö­ßtem Ober­kör­per, wozu ich mich nie ent­schlie­ßen konn­te; die Stun­den flos­sen vor­über, das Le­ben glitt da­hin, ich leb­te in ei­nem – täu­schen­den – Ge­fühl von Si­cher­heit und Re­gel­mä­ßig­keit. Die Zei­ten der Un­ord­nung und Ge­fah­ren schie­nen vor­bei, und es kam mir so leicht vor, die­ses Le­ben auch drau­ßen fort­zu­set­zen, ein stil­les, fried­li­ches Le­ben, fast ohne Zu­kunft.

Lei­se spra­chen Mord­horst und ich da­von, was es heu­te Abend zu es­sen ge­ben wür­de und wie das Es­sen heu­te Mit­tag ge­we­sen war – das Es­sen spiel­te eine Haup­trol­le in un­se­ren Ge­sprä­chen, auch ich be­kam wie Mord­horst kei­ne Fress­pa­ke­te und war noch mehr als er auf die Ge­fäng­nis­kost an­ge­wie­sen. Da­bei war er ein bes­se­rer Ka­me­rad als Düs­ter­mann, der Wohl­ver­sorg­te; fast je­den Tag brach­te er mir et­was mit, eine Klei­nig­keit, die drau­ßen gar kei­nen Wert ge­habt hät­te, etwa eine Zwie­bel, die ich mit dem Löf­fel zer­stückel­te und mir aufs Brot leg­te, oder eine Zi­ga­ret­te und ein Streich­holz; dann rauch­te ich abends nach dem Ein­schluss, wenn der Bau ru­hig ge­wor­den war, be­hag­lich mei­nen Glimm­stän­gel.

Ja, im Ge­fäng­nis habe ich das Rau­chen ge­lernt, sehr zum Är­ger Düs­ter­manns, der die Luft stets mit dem Qualm sei­ner Zi­gar­ren er­füll­te und Zi­ga­ret­ten­rau­chen als wei­bisch ver­ach­te­te. Ich ließ ihn aber ru­hig re­den, da­mals war mir das schon ganz egal.

Ja, Mord­horst, ein sol­cher Men­schen­feind er auch war, half mir viel, er wur­de auch ein aus­ge­zeich­ne­ter Be­ra­ter in »mei­ner Sa­che«, ein bes­se­rer als der Rechts­an­walt, der zu mir kam. Lei­der bin ich in die ers­te Ver­neh­mung vor dem Un­ter­su­chungs­rich­ter noch ohne Mord­horsts Rat ge­gan­gen und mach­te da­bei einen schwe­ren Feh­ler, wie ich spä­ter be­griff.