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Die Ahnen

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Georg sah wild auf seinen alten Feind Henner, er vergaß, daß er ohne Waffen war und trieb sein Pferd heftig auf ihn zu, aber der Landsknecht fiel ihm in die Zügel. »Hängt euch an ihn und haltet ihn zurück, denn er hat den Teufel im Leibe«, gebot er seinen Leuten. Er ritt dem Ankömmling entgegen und ließ das Pferd Georgs zwischen den Fäusten zweier Knechte. Während der Zug sich vorwärtsbewegte, verhandelte er mit dem Adligen, und als Georg sich umwandte, merkte dieser, daß der Landsknecht auf ihn selbst zeigte und sich von dem zurückbleibenden Henner berichten ließ. Was er erfuhr, mußte ihm willkommen sein, denn er ritt wiederholt bei Georg vorüber, betrachtete ihn scharf und lachte still in sich hinein.

Sie zogen längere Zeit dahin, so schnell die Gespanne laufen konnten, bis sich vor ihnen die Mauern und Türme einer kleinen Stadt erhoben. Auch dieser Ort war einst von deutschen Kolonisten an dem Wall eines Ordenshauses gezimmert und umschanzt worden. Jetzt hatte das Kriegsfeuer die Scheuern und Außengebäude getilgt und um die Mauern lag verkohltes Holz auf schwarzen Brandstätten. Das Innere bot ebenfalls ein Bild des Verfalls und der Zerstörung, den Kies der Gassen deckte ein Wust von Stroh und Dünger, die Mehrzahl der Häuser war beschädigt; hatten die Fenster einst Scheiben gehabt, jetzt waren sie zerschlagen, die Fensterläden hingen locker in den Angeln, sogar Haustüren waren zertrümmert und als Brennholz verbraucht. Viele Bürger hatten die Stadt verlassen, nur hier und da schlich ein altes Mütterlein oder ein Handwerksmann die Häuser entlang und sah furchtsam auf unwillkommene Gäste, welche herrisch in fremdem Eigentum geboten. Denn ein Fähnlein der Landsknechte hatte sich innerhalb der Mauern festgesetzt und führte seinen wilden Haushalt in den Bürgerhäusern. Wo einst fleißige Hände den Hammer geschwungen und den Hobel gezogen hatten, schlugen jetzt die harten Fäuste trunkener Kriegsknechte auf die Tische, und der wilde Troß des Fähnleins, Dirnen und Kinder, schrie aus den Fenstern und balgte sich vor den Türen. Mit hellem Freudenlärm empfing die Bande den heimkehrenden Haufen, Knaben und Mädchen, manche trotz der Kälte halb nackt, andere eingewurstelt in die Kleidung Erwachsener, kletterten an den Wagen hinauf, halbwüchsige Troßbuben griffen begehrlich über den Leiterbaum in die Ladungen, die Dirnen der Bande, bunt aufgeputzt, riefen die Einziehenden an und wechselten mit ihnen dreiste Scherzreden, und bewaffnete Landsknechte liefen aus den Häusern, boten den Genossen die Trinkkrüge und folgten lachend dem Zuge. Über den Markt drängte der lärmende Schwarm nach dem Schlosse, in welchem das Hauptquartier der Knechte war. Am Schloßtor machte der Hauptmann mit seinen Begleitern gegen den Haufen kehrt, gebot dem Troß mit Donnerstimme zurückzubleiben und schlug mit einem Stock unbarmherzig auf die Köpfe der Überdreisten, welche sich hinter den Wagen in den Schloßhof einschmuggeln wollten. Als das Fuhrwerk geborgen war, besetzte er das Tor mit Wächtern und ritt mit seinem Gefangenen in den Hof. Eine feste Mauer mit Scharten und einer Galerie, zur Verteidigung wohl geeignet, umfaßte den Hofraum, gegenüber dem Tor stand ein hohes Steinhaus und daneben ein dicker viereckiger Turm aus geschwärzten Ziegeln, zur Seite lagen Ställe und Scheuern und ein langes niedriges Gebäude mit Kammern und Gewölben zum Aufbewahren der Vorräte. Hans stieg schwerfällig ab und reichte seine große Hand grüßend einem Weibe, das ihm von der Schwelle des Hauses entgegentrat. Es war eine hagere ältliche Frau mit harten Zügen, die in einem verschossenen Gewand von schwerem Seidenstoff daherging, über welches sie vorsorglich eine Schürze gebunden hatte, sie trug am Gürtel neben ungeheurem Schlüsselbund ein langes Messer und schwenkte in der Hand einen großen Schöpflöffel. »Wir bringen«, grüßte der Landsknecht in guter Laune. »Gib auch du, Alte, was der Kessel faßt, denn wir sind hungrig.«

»Wer hat‘s dem Peter Meffert versetzt«, fragte die Frau, nach dem Wagen sehend, von welchem der verwundete Landsknecht durch schreiende Weiber herabgehoben wurde.

»Dieser,« antwortete der Hauptmann, auf Georg zeigend, und vertraulich setzte er hinzu: »Der Vogel hatte goldene Federn, er soll dafür Gutes aus deinem Kessel erhalten.«

»Die Jutta wird wohl dafür sorgen, daß er‘s nicht lange genießt«, sagte die Alte und wies auf eine große, üppige Dirne, welche über den Leib des Verwundeten heftige Schmähreden gegen Georg ausstieß. »Aber Blitz und Hagel, was führst du hier für ein Milchgesicht heran?«

Anna wankte, von Georg geführt, zu der Alten, sie sank, die Hand der Widerstrebenden fassend, lautlos an ihr nieder und sah so flehend und beweglich zu ihr auf, daß die Frau eine mütterliche Empfindung nicht abzuwehren vermochte. Unterdes drückte Georg heftig die andere Hand und bat: »Würdige Frau Hauptmännin, erbarmt Euch der armen Jungfrau mit gutem Herzen.«

Die Alte sah von einem zum andern und antwortete ohne Härte: »Wer im Kriege gefangen wird, muß sein Schicksal tragen, wenn es ihm auch grausam erscheint. Steht auf, Jungfer, der beste Dienst, den ich Euch hier erweisen kann, ist der, daß ich Euch einsperre.« Sie hob Anna in die Höhe, führte sie in eine Kammer des Vorratshauses und schloß sorgfältig hinter ihr ab. Als Georg folgen wollte, legte sich ihm die Hand des Hauptmanns schwer auf die Schulter: »Euer Schlupfloch ist anderswo.« Er nötigte den Widerwilligen eine kleine Treppe zum Turme hinauf und barg ihn dort in dem unteren Gemach. Bevor er die Tür schloß, rief er noch tröstend hinein: »Verhungern und verdürsten sollt Ihr nicht.«

Nach einer Weile kam die Alte aus dem Gefängnis der Jungfrau, stieß den Hauptmann vertraulich in die Seite und sprach leise in ihn hinein; er zuckte mit den Achseln, maß mit seinen großen Augen die Höhe und Breite des Hauses und lachte schlau.

»Sie lag wieder vor mir auf dem Boden,« sagte die Frau, »es war ein trauriger Anblick, und sie sagte, daß sie zu mir Zutrauen hätte, da ich dein eheliches Weib sei und eine ehrsame Frau.«

»Na«, sagte der Hauptmann.

»Wie darfst du grienen, du Bösewicht,« fuhr ihn das Weib an, »als wenn ich nicht mit dir vor der Kirchentür gestanden hätte, da der Pfaff unsere Hände zusammenlegte.«

»Ich weiß zwei, die damals widerwillig waren, nicht nur der Pfaffe, auch noch ein anderer.« Und besänftigend fügte er hinzu: »Gib dich zur Ruhe, Alte, es ist einmal geschehen und geschieht nimmermehr.«

»Pfui, Hans, ich habe Besseres um dich verdient. Und was soll aus dem armen Kinde werden, denn sie ist ja noch ein Kind.«

Wieder verzog er das Gesicht. »Kann sie Lösegeld schaffen in nicht zu langer Frist, so bewahren wir sie nach unserem besten Vermögen, denn wir sind Christen und keine Mohren. Kann sie nicht zahlen, so muß aus ihr werden, was aus andern geworden ist. Sie wird einem freien Landsknecht die Grütze kochen.«

»Sie wird ins Wasser springen.«

»Das hat manche gewollt, die dort den Kochlöffel rührt«, entgegnete Hans gemächlich. »Sie mag sich einen aussuchen, der sie behaupten kann, an Begehrlichen wird es ihr nicht fehlen.«

»Sie hat gute Verwandte in Meißen.«

»Was können wir dafür; soll sie deshalb als alte Jungfer sterben?«

»Ich aber sage dir, sie ist nicht von dem Schlage wie diese dort.«

»Diese sind von gutem Schlage, wie er uns Knechten wohltut. Wenn das Schuhwerk fehlt, laufen sie barfuß, und wenn ihr Herr hungert, mausen sie für ihn. Du weißt ja selbst, daß die Fremde so bei uns nicht bleiben kann, und wenn‘s die Knechte ertragen wollten, die Dirnen würden‘s nimmermehr leiden.«

Was der Hauptmann mit seiner Ehefrau besprach, blieb kein Geheimnis; die Weiber, welche im Schloßhofe wirtschafteten, verließen die Feuerstätten, fuhren aufgeregt durcheinander und verhandelten eifrig; auch die Männer traten zusammen, zuchtlose Scherzworte flogen durch den Haufen, und mancher kecke Gesell reckte sich hoch auf und schritt dem Hause näher, um durch das Fenster einen Blick auf die Fremde zu gewinnen. Der Hauptmann stand noch immer vor dem Hause, lachte zuweilen und überlegte, endlich wandte er sich kurz um, schritt hinein und schloß hinter sich die Tür. Als er wieder herauskam, war er ernst und nachdenkend und winkte einige alte Würdenträger des Haufens zu sich heran. »Eine arme weiße Maus«, sagte er.

»Kann sie zahlen, was dem Haufen lohnt?« fragte Wuz, der Locumtenens.

Hans schüttelte den Kopf. »Wenigstens ist es ganz unsicher, sie hat ihre Verwandten weit von hier in Sachsen. Sie will von den Männern nichts wissen und betet zu ihrem Gott um ein barmherziges Ende.«

»Dergleichen kommt vor«, erklärte Benz Streitenberg, ein alter Doppelsöldner. »Ich gedenke wohl, bei einem Haufen in Friesland war in meinen jungen Jahren auch eine Magd, welche sich jedem versagte, und die Sache war nicht ohne,« fügte er geheimnisvoll hinzu, »das Fähnlein hatte Glück, bis es die Magd verlor.«

»Ohne Zweifel war die Friesländerin häßlich, diese aber ist es weniger. Wer soll unseren Eisenbüchsern wehren?«

»Kommt Zeit, kommt Rat«, beruhigte der Alte. »Unterdes übergebt sie Eurer Frau, bis Ihr wegen des Lösegeldes sichere Kundschaft gewonnen habt.«

»Soll ich wegen der Jungfrau gegen unsere frechen Knaben auf der Lauer liegen und mich außerdem mit der Alten zanken?« wandte Hans ein, offenbar am meisten beunruhigt durch die letzte Möglichkeit. »Wollt Ihr die Sorge für sie übernehmen?« fragte er seinen alten Genossen.

»Lieber wollte ich einen Ameisenhaufen hüten«, versetzte Benz unwillig.

»Dann weiß ich keinen Rat,« entschied der Hauptmann, »und das Rad mag laufen, wohin es will. Aber noch ein anderes Urteil haben die Brüder zu fällen, über den Gesellen, den wir verstrickt halten. Der verwundete Peter hat ein Recht an ihm gewonnen, und er wird fordern, ihn niederzuhauen. Der Gefangene ist aber der Sohn eines reichen Kaufmanns aus Thorn und vermöchte sich hoch zu lösen.«

 

»Es gilt ein Sprichwort«, sagte der Alte: »Geld ist gut und Rache besser, doch die Rache dient nur einem, das Geld aber uns allen. Das erwägt.«

»Mir hat der Knabe unmäßig gut gefallen,« fuhr der Hauptmann fort, »er schlug um sich wie ein Satan, und drei von uns hatten Mühe, ihn zu bändigen. Und als ich ihn in seinen Banden betrachtete, gefiel er mir noch besser, denn hochmütig trug er seinen Kopf, ein langer Gesell mit starken Gliedern, der scharf aus seinen Augen sieht, mit roten Backen und langem Haar und säuberlich in seinem ganzen Wesen, dazu von Geburt ein Junker, und ich dachte, das wäre der Fähnrich, den wir entbehren.«

»Ein reicher Junker gibt einen schlechten Landsknecht; er schämt sich, die Brüder an seinen Herrentisch zu setzen«, wandte Benz Streitenberg ein.

»Vielleicht mag ihn die Not, in der er unter uns liegt, dazu bringen«, meinte der Hauptmann.

»Wie dürfen wir die Fahne einem überlassen, der sie aus Furcht trägt?« fragte ein anderer bedenklich.

»Der Gesell tut nichts halb,« lobte Hans, »nimmt er die Fahne, so trägt er sie uns zur Ehre. Darum, bevor ich die Brüder in den Ring lade, bitte ich euch, sie geneigt zu machen, daß sie sich nicht auf die Seite des geschädigten Peters stellen; denn dieser ist uns nicht selten zuwider gewesen, und auf seinem Kerbholz ist mancher blutige Strich, den ein redlicher Knecht ohne Freude betrachtet.«

Darauf füllte Hans eine Holzkanne mit Bier, rief einen Buben, daß er sie hinter ihm hertrage, und schritt nachdenklich zu dem Turme, in welchem er seinen Gefangenen untergebracht hatte. Er öffnete mit der Erwartung, den Jüngling in einer Lage zu finden, welche er bei ähnlichen Fällen oft beobachtet hatte, auf dem Holzklotz sitzend mit gefalteten Händen; aber er vernahm schon an der Tür Gesang vieler Stimmen und dazwischen belehrenden Zuruf. Georg hatte sich auf eine Fensternische geschwungen und verkehrte durch das Eisengitter mit Kindern des Trosses, welche draußen an der Böschung des Walles saßen und mit heller Stimme das Lied vom gefangenen Knaben absangen, wobei Georg ihnen einhalf. Auf das Geräusch wandte sich der Jüngling um und sprang dem Landsknecht entgegen. »Würdiger Hauptmann Isegrim, wie geht es der Jungfrau? Ich rate Euch, sie säuberlich zu behandeln, wenn Euch Eure Ohren lieb sind.«

»Oho,« rief Hans, verwundert über den groben Empfang, »ich rate Euch, an Eure eigenen Ohren zu denken, die wahrlich in Gefahr sind.«

»An meinem und an Eurem Kopf ist jetzt wenig gelegen, und ich gebe Euch auf Eure Rede und den Trunk in der Kanne, die Ihr mit Euch tragt, keinen Bescheid, bevor ich nicht weiß, ob Ihr an dem Kinde als redliche Leute oder als Schelme handeln wollt.«

»Ihr waret wohl noch nie Gefangener?« fragte Hans, »daß Ihr Euch unterfangt, so gegen mich aufzupochen.«

Georg zuckte die Achseln über solche Unwissenheit. »Wenigstens noch nicht in den Fäusten von Euresgleichen. Doch ich merke, ich muß Euch traben lassen, wie Ihr es gewohnt seid,« er machte eine Bewegung nach dem Holzklotz, »setzt Euch, beginnt Eure Rede und trinkt Euer Bier, aber schnell, denn ich habe nicht übermäßig Geduld.«

Der Hauptmann setzte sich gemächlich, stellte die Kanne auf den Boden und betrachtete in unverhohlenem Behagen den Jüngling, welcher mit gekreuzten Armen nachlässig an der Wand lehnte. »Ihr habt einen unserer Bruderschaft gefährlich verwundet, und er wird Euer Blut fordern.«

»Bringt Ihr die Kanne, um es mir abzuholen, Meister Fleischhauer?« fragte Georg zornig.

»Ich kam zu Euch in guter Meinung, und es wäre klug von Euch, wenn Ihr die scharfen Reden unterließet.«

»Ich bin Eurer Hauptmannschaft für die gute Meinung verbunden,« versetzte Georg, »und bin bereit, Euch zu hören, schon deshalb, weil ich verhindert bin, Euch hinauszuschicken. Gefällt es Euch, beantwortet mir nur eine Frage: Seid ihr Landsknechte, die der Hochmeister geworben hat, oder seid ihr Räuber?«

»Darauf will ich Euch Bescheid geben aus guten Gründen, obwohl Ihr unhöflich fragt. Wir sind freie Knechte aus dem Reich und kamen hierher, vom Hochmeister geladen; wir dienten ihm, er aber zahlte uns nur kurze Zeit. Jetzt hausen wir hier und behelfen uns, so gut und übel wir können. Wir stehen unter dem Ordenspfleger der nächsten Burg und tun, wie er gebietet, wenn nämlich sein Gebot unserer Bruderschaft gefällt.«

»Ihr nehmt euch also, wo ihr etwas erhalten könnt, von beiden Teilen?«

Hans zuckte die Achseln. »Auch wir freien Knechte müssen leben und zu unseren Tagen kommen. Heut wollen die Fürsten und Herren sich schlagen und morgen vertragen; wenn sie schlagen wollen, dann locken sie uns mit schönen Worten und hohen Versprechungen, die sie selten halten, und wenn sie sich vertragen wollen, so wünschen sie uns zu allen Teufeln. Wir aber sind‘s, die den Krieg führen, und hätten sie nicht uns, um ihre Händel auszufechten, so bliebe ihnen nichts übrig, als zu fauchen wie alte Kater, und einander durch heimlichen Mord aus dem Wege zu räumen.«

»Wie mögt ihr, da ihr so gering an Zahl seid, hier an der Grenze euch behaupten gegen die Polen des Königs und die Deutschen der Städte?«

»Gegen das fremde Kriegsvolk hat uns bisher Eisen und Blei gute Dienste getan, und mit den deutschen Knechten, welche sonst im Lande sind, halten wir Kundschaft, wie sich gebührt, denn wir denken: Heut Feind, morgen Freund.«

»Ihr sagt, daß ein Ordensherr euch an Stelle des Hochmeisters gebietet. Wie kann dieser mit solchem Vertrage zufrieden sein?«

»Vielleicht ist dieser Vertrag ihm selbst nützlich. Kommt der Tag, wo der Kriegsherr uns gegen alte Genossen aufruft, so fragen wir zuerst, ob er sich ehrlich gegen uns gehalten hat mit Sold und Zufuhr und ob auch wir ehrlich gegen ihn sein müssen. Und wenn wir befinden, daß er ein Recht an unsere Hälse behaupten kann, so wagen wir uns für seine Sache, und die andern, gegen die wir losschlagen, handeln ebenso. Dann müssen sich alte Kameraden im Herrendienst einmal die Wämser zerstoßen und auf brauner Heide ihr Leben geben und nehmen. Das aber geschieht nach redlichem Handwerksgruß, und keiner darf dem andern wegen Leibesschaden und Tod einen Groll in jenem Leben nachtragen. Dort drüben der polnische Starost unterhält auch deutsche Landsknechte, die in ihrer Not zu den Polen übergetreten sind und die Ihr heut früh gesehen habt. Auf der Heide ist eine Stätte erkoren, welche Frieden hat, an dieser begrüßen wir uns zuweilen, und der eine erfährt im voraus, was ihm von der andern Seite gebraut wird.«

»Wo die Füchse einander gute Nacht sagen, finden die Hasen übles Lager. Verdammt, daß ich jetzt euer Hase bin. Auch der Gesang eurer Kinder hat aufgehört; zürnt nicht, wenn ich Euch bekenne, daß ich ihn lieber höre als Eure Erzählung.« Er schwang sich wieder auf das Fenster und rief hinaus: »Seid ihr da?«

»Ja«, schrien viele Kinderstimmen.

»So singt mir noch eins zum Angehör. Kennt ihr das: Ducke dich, Hansel, ducke dich, das Wetter wird vorübergehn.«

Kräftig schrie der Chor draußen die Weise.

»Und was denkt Ihr jetzt mit mir zu beginnen?« fragte Georg, zu dem Landsknecht zurückkehrend.

»Die Bruderschaft hat ein Recht auf Euch gewonnen, und sie wird sich‘s einfordern, so oder so.«

»Und was will sie mir antun?«

»Entweder wird sie Euch hinstellen vor den Verwundeten und seine Freunde, damit ihre Waffe Euch den Arm abhaue, den Ihr einem Knechte geschädigt habt.«

»Teufel, Hauptmann, Ihr übt groben Brauch, daran ist mir nichts gelegen. Und welches andere Recht könnten sie noch gegen mich behaupten?«

»Daß Ihr selbst in die Bruderschaft tretet.«

Georg lachte: »Und daß ich ein Mausekopf werde wie ihr andern. Auch dies steht mir nicht an, findet bessere Hilfe. Was sagt Ihr zu einigen Batzen Lösegeld? Laßt uns versuchen, ob gute Leute in meiner Vaterstadt das für mich aufbringen.«

Hans schüttelte den Kopf. »Ich sorge, daß die Knechte sich damit nicht zufriedengeben, zumal sie nicht alles erhalten würden; denn wenn Geld gezahlt wird, so nimmt sich einen Teil der deutsche Ordensherr.«

Georg stellte sich vor den Landsknecht und begann in verändertem Ton: »Ihr seid zu mir gekommen, wie Ihr sagt, in guter Gesinnung, und wahrlich, an Eurem breiten Gesicht erkenne ich, daß Ihr es nicht übel mit mir meint. Sprecht, ob Ihr mir und der Jungfrau von hier forthelfen könnt; denn obwohl ich jetzt so arm bin wie eine Kirchmaus, glaube ich doch, daß ich Euch einen Zehrpfennig für Eure alten Tage schaffen kann, der Euch aller späteren Sorge entheben wird, wenn heute oder morgen diese wilde Wirtschaft aufhört.«

Hans hob die Kanne. »Das war ein verständiges Wort, und ich will Euch meine Meinung sagen, wenn Ihr mir erst willig Bescheid getan habt.«

Georg nickte. »Trinkt mir zu auf gutes Geschäft, ich folge Euch.« Sie tranken und schüttelten einander die Hände; darauf sagte Hans: »Ich kann Euch nicht von hier lösen, wie Ihr meint, und ich würde es auch nicht tun, selbst wenn ich‘s vermöchte. Denn ich will gegen meine Gesellen nicht unehrlich sein, und ich würde schwerlich lange am Leben bleiben, um das Geld zu genießen. Darum wiederhole ich mein Angebot. Ich will nicht, daß Ihr ein gemeiner Landsknecht werdet, sondern daß Ihr den Brüdern die Fahne tragt. Uns ist der Fähnrich gestorben, und Wuz, der jetzt an seiner Stelle das Tuch schwenken muß, taugt ganz und gar nicht dazu und begehrt sich selbst die Ehre nicht. Und um Euch alles zu sagen, Ihr habt mir gefallen, und ich möchte Euch darum retten und für den Haufen bewahren.«

Wieder lachte Georg. »Ich bin dankbar für die zugedachte Ehre. Doch ist mir noch undeutlich, für wen ich nach Eurem Willen die Fahne schwenken soll. Ist‘s der Hochmeister oder der Ordenspfleger oder Herr Omnes, der Hauf Eurer Knechte?«

»Das Fahnentuch weist die schwarzen und weißen Rauten und an der Ecke das Ordenskreuz«, antwortete der Hauptmann.

»Und wenn es den Knechten gefällt, ihren Herrn zu wechseln?«

»Der Fähnrich gelobt sich der Fahne; nur solange Ihr des Hochmeisters Farben tragt, seid Ihr gebunden.«

»Der Krieg ist beendet, ein Stillstand geschlossen. Wie lange denkt Ihr hier noch zu dienen?« fragte Georg.

»Bis der Hochmeister uns ablohnt«, versetzte Hans. »Zahlt er dem Fähnlein morgen aus, so seid Ihr morgen frei. Doch«, fügte er schlau hinzu, »es kann auch länger dauern.«

»Jedenfalls lange genug,« sagte Georg ernsthaft, »um Eurem Fähnrich Ehre und Gewissen in Bedrängnis zu bringen. Denn, Hauptmann, nach allem, was Ihr erzählt und was ich gesehen, haust ihr in einer Weise, die mir nicht gefällt.«

»Auch dabei hat der Fähnrich mitzureden«, antwortete Hans; »Euch steht es zu, die Ehre der Fahne gegen die Knechte zu vertreten, und dem ganzen Haufen liegt daran, daß Ihr selbst an unehrlichem Werke keinen Anteil habt. Wenn Ihr Euch weigert, die Fahne fliegen zu lassen, weil Unehre geübt ist durch einen oder viele, so muß der Haufe den Schaden bessern oder in Schimpf dahinleben. Ist vielleicht in dieser Zeit, wo uns ein sicherer Fähnrich fehlte, allerlei geschehen, was besser unterblieben wäre, so könnt Ihr helfen, daß es künftig vermieden wird. Laßt Euch sagen, daß Ihr mir gerade darum wohl ansteht, weil ich Euch als einen stolzen Gesellen erkenne. – Ich weiß jetzt auch durch die Gefangene, wer Ihr seid und daß Ihr von Eurer Vaterstadt nur wenig zu hoffen habt, denn Ihr seid dort strengem Recht verfallen, und das Polenreich ist Euch zugesperrt.«

Zum erstenmal merkte Georg, daß er im Elend war, und sah schweigend vor sich hin, während der Hauptmann schloß: »Darum denke ich, daß Euch mein Angebot genehm sein könnte. Wollt Ihr nicht, auch gut. Dann bleibt mir nichts, als über Euch, wenn Ihr auf dem Boden liegt, das Kreuz zu machen.«

»Droht mir nicht, wenn Ihr mich haben wollt,« rief der Jüngling unwillig, »denn durch Schrecken gewinnt mich niemand.«

»Dann rate ich, daß Ihr an andere denkt, die Euch vielleicht am Herzen liegen. Denn diesen vermögt Ihr jetzt nur beizustehen, wenn Ihr meinen Vorschlag willig annehmt.«

Georg überlegte. »Ich habe Euch gehört, jetzt merkt auch auf mich. Ihr seid dem Ordenspfleger dieses Amtes unterstellt, laßt mich vorerst mit ihm verhandeln; es soll Euer Schade nicht sein.«

Hans vernahm mit Mißvergnügen diesen Vorschlag. »Ihr setzt Euch aus dem Regen in die Traufe. Dennoch mögt Ihr erkennen, daß ich Euch gern gefällig bin. Wir haben nicht nötig, deshalb Reisestiefel anzuziehen, denn er kommt sicher noch heut, um die Beute zu besehen.«

Vom Tore her tönte dumpfer Trommelschlag. Hans erhob sich ärgerlich. »Ich wußte, daß er gute Nachbarschaft halten würde; folgt mir und harret, bis ich Euch zur Unterredung führe.« Der Hauptmann trat mit seinem Gefangenen in den Hof, die Knechte in der Nähe des Tores liefen mit ihren Spießen und Rohren herzu und stellten sich auf. Durch die Stadt sprengte ein Trupp Reiter nach der Höhe, an ihrer Spitze der Pfleger der nächsten Ordensburg. Er trug wie mehrere seiner Begleiter, welche die Gelübde abgelegt hatten, auf dem weißen Mantel das schwarze Kreuz; neben ihm ritt seine Traute, ein prächtiges Weib im roten Samtpelze, mit wallenden Straußfedern auf dem Hute. Sie bändigte ihr mutiges Roß wie ein Mann und sah, an Bewunderung gewöhnt, herausfordernd in die Reihen der Knechte. Als die Schar im Hofe anhielt, rief der Pfleger mit nachlässiger Vertraulichkeit dem Hauptmann zu, indem er auf die Wagen wies: »Meine Bären kommen voll vom Honigbaum, und der Seim trieft ihnen vom Fell.«

 

»Herr Reinecke trabt auch herzu«, brummte der Landsknecht und zog seinen Hut ab. »Was wir gebeutet haben, ist fast nur Brotkorn; den Mäulern meiner Kinder tat es not, Euch wird es wenig frommen.«

»Mir ist von Kaufmannsgut berichtet,« versetzte der Ordensmann eifrig, »weist meinem Schreiber die Ware.« Als er vom Pferde stieg, fiel sein Blick auf Georg, und, unwillig über den fremden Zeugen, rief er: »Welchen unberufenen Gast habt Ihr hier? Seit wann ladet Ihr Gefangene zu den Geschäften mit meinem Amt?«

»Der Junker begehrte dringend, Euch selbst zu sprechen, und ich wollte nicht verhindern, was Euch lieb sein konnte.«

»Ihr also seid der Bürgersohn aus Thorn?« fragte der Pfleger mit finsterer Miene.

Georg las in dem harten Gesicht, aus welchem zwei scharfe Augen auf ihn stachen, nicht viel Gutes für sich, und sein Stolz bäumte sich auf: »Ich bin Georg König, einer von den Brüdern des Hofes zu Thorn; bei friedlicher Fahrt auf dem Strome wurde ich durch diese Knechte gefangen herbeigeführt, obgleich ein Stillstand geschlossen und die Stromfahrt freigegeben ist.«

»Uns ist darüber keine Nachricht zugegangen,« erwiderte der Ordensherr abweisend, »und Ihr seid nach Kriegsbrauch gefangen.«

»Ob ich mit Recht oder Unrecht angehalten wurde, das mag verhandelt werden zwischen dem Hochmeister, Eurem Gebieter, und meinem Geschlecht. Unterdes bitte ich Euch geziemend, daß Ihr es übernehmt, Seiner fürstlichen Gnaden, welcher ich von Angesicht wohlbekannt bin, ein Schreiben von mir zugehen zu lassen und bis zu der Antwort Eures Gebieters die Entscheidung über mein Lösegeld und über das meiner Mitgefangenen hinauszuschieben.«

»Ich bin kein Bote für Eure Briefe«, beschied der Pfleger geringschätzig. »Hat Euch der Hochmeister in Wahrheit je gesehen, so hat er Euch längst vergessen.«

»Herr Albrecht hat, da er als Gast in meines Vaters Hause weilte, mir wiederholt in Hulden sein Schloß zu Königsberg als meine Gastwohnung angeboten, wenn ich einmal das Ordensland beträte. Darum, meine ich, hat er ein Recht zu erfahren, daß ich hier mit Gewalt zurückgehalten werde.«

Ein Weißmantel aus dem Gefolge ritt zum Pfleger und sprach ihm in das Ohr, das Gesicht des Ritters erhielt einen entschlossenen und bösartigen Ausdruck. »Es ist weit von hier bis nach Königsberg«, antwortete er endlich; »und ich versage Eurer Rede den Glauben.«

Da rief Georg zornig: »Ihr seid Pfleger dieses Amtes, damit Ihr im Namen Seiner fürstlichen Gnaden Recht und Gesetz handhabt; verweigert Ihr mir in meiner Bedrängnis, was mein Recht und Eure Pflicht ist, so mögt Ihr die Folgen auf Euer Gut und Leben nehmen; denn ich sage Euch, Herr, Ihr werdet es entgelten, entweder mir oder anderen, welche das Unrecht an Euch rächen.«

»Ihr kräht zu laut, junger Hahn aus dem Bürgerhofe«, entgegnete der Ordensherr mit unheilverkündendem Blick und wandte sich kurz ab. Aber Georg, dem das Blut wallte, fuhr heftig fort: »Außer mir ist eine ehrbare Jungfrau hergeführt worden; haben die Herren vom schwarzen Kreuz vergessen, daß Frauen frei ausgehen beim Streite der Männer? Wir in Thorn vernahmen, daß es einst Ritterpflicht war, Frauen und Jungfrauen zu beschützen.« – Er hörte hinter sich die leise Warnung: »Schweig, du Tor«, und erkannte die Stimme seines Feindes Henner, aber unbekümmert um die Folgen fuhr er fort: »Ist ein Adliger von Ehre in der Nähe, so fordere ich ihn auf, daß er an seine Ehre und an seinen Eid gedenke.«

Der Pfleger lächelte. »Ist sie vom Adel?« fragte er, sich zum Hauptmann wendend.

»Es ist die Tochter eines lateinischen Lehrers«, erklärte dieser.

»Wenn sie jung und hübsch ist, so wollen wir dem frechen Gesellen den Gefallen tun und selbst den Schutz übernehmen. Führt sie herbei.«

Hans eilte nach der Kammer und brachte die erschrockene Anna in den Kreis. Der Ordensherr sah sie sorgfältig an und nickte seinen Begleitern zu. »Seid guten Muts, Jungfer, Ihr sollt nicht lange in der Hut dieser bärbeißigen Knechte verweilen.« Er winkte dem Hauptmann, daß er die Gefangene zurückführe, und stieg, ohne Georg noch einmal anzusehen, auf sein Pferd. Die Frau im roten Samtpelz aber rief: »Wir danken für die Gesellschaft der bleichwangigen Dirne; wollt Ihr jemand von hier in das Schloß laden, so fordere ich diesen mit dem krausen Haare zu meinem Dienst«, und sie trieb ihr Pferd mit einer Wendung an Georg vorüber und schlug ihn mit ihrem Handschuh an die heiße Wange. Das Gefolge des Pflegers lachte, er aber warf ihr einen finstern Blick zu und ritt schweigend nach dem Tore. Dort sprach er längere Zeit mit dem Hauptmann, dann winkte er mit der Hand, und der Reiterzug sprengte abwärts durch die Gassen der Stadt.

Georg stand allein im Sturm seiner Gedanken, da trat der Hauptmann zu ihm und begann in guter Laune: »Ihr habt den Ordensleuten den Trunk vergällt. Sonst mußten wir ihnen jedesmal auftragen, wenn sie uns die Ehre ihres Besuches erwiesen. Wenn diese Weißmäntel untereinander sitzen, so reden sie verächtlich von uns Knechten, als von treulosen Buben und Strauchdieben; wie sie selbst aber sind, habt Ihr wohl gemerkt. Und ich sage Euch, der ganze Haufen meiner Knechte ist ausbündig erfreut, daß Ihr dem Pfleger aufgetrumpft habt.«

»Was hat er mit der Jungfrau vor?« fragte Georg wild.

Hans zuckte die Achseln und erklärte, das nicht zu wissen.

»Gestattet, daß ich mit ihr rede«, bat Georg.

Der Hauptmann, welcher mißtrauisch die Folgen dieses Gesprächs erwog, schüttelte den Kopf. »Bedenkt, was ich einem Gefangenen gestatte, könnte ich den freien Knechten nicht verweigern. Die Magd bleibt heut im Verschluß meiner Alten. Wir aber kommen auf unsern Handel zurück. Auch die Knechte meinen jetzt, daß Ihr unser Fähnrich werden müßt. Ihr versteht die Worte zu setzen wie ein Schreiber, und das Feuer sprüht Euch aus den Augen. Ihr wart behende dabei, Euch den Pfleger zum Feind zu machen, und im Vertrauen, er riet uns, dem verwundeten Peter sein Recht an Eurem Leibe zu gewähren.«

»Um den Verwundeten sorge ich nicht schwer,« sagte der Jüngling, mit seinen Gedanken ringend, »gegen ein gutes Stück Geld verträgt er sich mit mir.«

»Vielleicht tut er das,« antwortete Hans, »vielleicht auch nicht; ich widerrate, daß Ihr Euer Schicksal in die Faust des wüsten Gesellen legt.«

»Hauptmann,« rief Georg, die Hand des Landsknechts ergreifend, »mein Roß stutzt und bäumt vor dem Graben, laßt mich kurze Zeit unter freiem Himmel allein, dann will ich Euch Bescheid sagen.« Der Landsknecht nickte und trat zurück, Georg schritt im Hofe auf und ab, endlich setzte er sich auf einen Stein unweit der Kammer, in welcher Anna verschlossen war. Es war still um ihn, am Abendhimmel trieben dunkle Wolken schnell dahin, darüber hellere in rötlichem Glanz; die Knechte standen mit untergeschlagenen Armen vor dem Tore, nur die Kinder des Haufens hockten nahebei auf den Balken, sie beobachteten den Gefangenen in Erinnerung an die gemeinsame Kunstleistung wie ein Flug Saatkrähen den Ackersmann. Jetzt benutzten sie die Stille, um zu seiner Unterhaltung das Lied: »O Schiffsmann« anzuheben, und sie sangen von der Jungfrau, welche aus dem Schiff in die Tiefe versenkt werden soll und der Reihe nach ihre Lieben zu Hilfe ruft; der Bruder kommt nicht, der Vater kommt nicht, aber der Geliebte hört und löst sie aus der Todesnot. Und als die Kinder schrien: »O Liebste mein, Leib und Seel‘ verkaufe ich, dein junges Leben rette ich, ich will dich nicht verlassen«, da sprang Georg auf und den Arm hebend, rief er: »Ich höre die Mahnung meiner Kantorei und sie hat das Richtige getroffen.« Und während die Bande noch über dem Liede sang, trat er zu dem Hauptmann und begann fröhlich: »Ich will Euer Fähnrich werden, und ich will mich Eurer Bruderschaft geloben für Leben und Tod, wenn Ihr mir die Rechte abtretet, die Euer Haufe an die Jungfrau als Eure Gefangene beansprucht. Ihr mögt sie schätzen und das Lösegeld von mir nehmen, aber sie wird, soweit Ihr ein Recht an ihr habt, mein eigen von der Stunde, wo ich mich Euch angelobe.«