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Die Ahnen

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Ivo trat an die Seite des Rosses, strich am Halse herab und sagte ihm leise in das Ohr: »Lebe wohl, Rappe.« Dann hob er Pilgerkleid und Hut vom Teppich. Der Scheik neigte das Haupt, machte das Zeichen der Entlassung und trat in die Halle zurück. Ivo aber hob den Arm gegen das Tal, welches in der Tiefe vor ihm lag: »Möge der hohe Vater im Himmel auch hier die Guten beschützen und ihnen mildere Sitten verleihen.« Er zog das Pilgerkleid über sein Eisenhemd und ergriff den Stab, da führte Achmed traurig das Roß zu ihm und sprach: »Noch einmal soll es dich tragen bis zum Grenzsteine, denn ich und mein Geschlecht geben dir das Geleit.« Ivo schwang sich auf und sprengte aus dem Hofe, draußen hielt ein Haufe Bewaffneter, an ihrer Spitze flog er neben Achmed den Felsen hinab in das Tal.



Er zog still wie im Traume dahin, auch der Jüngling ehrte durch Schweigen die ernsten Gedanken, doch war er immer herzlich um ihn bemüht und wenn der Christ des Weges nicht achtete, rief er dem Roß leise Mahnungen zu. So ritten sie Stunde auf Stunde in gestrecktem Lauf, bis sie an die Wildnis kamen, welche das Gebiet der Bruderschaft von dem Lande der Christen schied. Vor ihnen erhob sich weit sichtbar ein weißer Stein mit den Grenzzeichen, der Jüngling hob den Arm gegen sein Gefolge, die Ismaeliten riefen laut ihren Kriegsruf, fuhren auf ihren flüchtigen Rossen blitzschnell durcheinander und schleuderten das Holz der Wurfspeere an die metallenen Schilde, den Scheidenden im Getümmel umkreisend, dann hielten sie plötzlich still und Ivo neigte dankend das Haupt. Achmed sprang ab, ergriff den Zügel des Rappen und sagte, auf einen Haufen der Geweihten zeigend, der dicht geschlossen jenseit des Grenzsteines hielt: »Diesen muß ich dich übergeben«, und eine Tasche von der Seite lösend setzte er mit stockender Stimme hinzu: »Nimm hier und sei gesegnet.« Ivo sah ihn dankbar an: »Solange ich lebe, bin ich deiner eingedenk. Laß mich gehen wie ich kam.« Doch der Jüngling hielt noch einmal mit gesenkten Augen die Tasche hin: »Nimm nur so viel von mir, daß du dir Nahrung kaufen kannst beim ersten Hunger.« Da hob Ivo aus der Tasche zwei der kleinsten Silbermünzen und sagte: »Einst mahnte mich ein Darbender, dem ich ein Goldstück zuwarf, an den Tag, wo auch ich eine Spende aus fremder Tasche suchen würde. Lebe wohl.« Der Ismaelit wich zurück und Ivo schritt an dem Grenzstein vorüber gegen die Sonne, welche sich zum Abend neigte. Die Reiter vor ihm stoben auseinander und er sah auf dem Felde den Knaben Ali stehen und neben diesem einen Christenpilger. Im nächsten Augenblicke fühlte er sich an der Hand gefaßt und vernahm mit Entzücken die deutschen Worte: »Guten Tag, Herr, seid willkommen zur Reise in die Heimat.«



Unterdes hatte Bruder Sibold seinen Schützling bis nach der Stadt Anagni geleitet, wo Papst Gregor am liebsten weilte. Dort hielt er vor einem Frauenkloster und eilte, nachdem er Friderun der Sorge frommer Schwestern empfohlen, zu seinem Meister, welcher ihn ungeduldig erwartete. »Bringst du die Urkunde aus dem preußischen Grenzlande, so sei dreimal gesegnet, denn der heilige Vater ist feurig für unsere Fahrt gegen die preußischen Heiden und sorgt täglich um unsere Verträge mit all den christlichen Nachbarn, welche Anspruch auf das Heidenland erheben.« Mit der Urkunde ging der Meister zum Papst. Wenige Tage darauf stand er neben dem heiligen Vater in einer Kapelle der Kathedrale, und Papst Gregor, ein stattlicher alter Herr mit großen munteren Augen, begann:



»Du hast aufs neue deine Kunst bewährt, zu versöhnen. Ich habe den Kaiser bei unserem Wiedersehn demütiger gefunden, als ich erwartete; ich hoffe, der verlorene Sohn, welcher zu seinem Vater zurückgekehrt ist, hat in den Jahren des Bannes Bescheidenheit gelernt.«



»Oft habe ich seine Weisheit im heiligen Lande bewundert«, antwortete Hermann. »Alles, was den Heiden abgerungen wurde, hat nur er durchgesetzt. Da er gebannt war, konnte er wahrhaftig nicht mehr erreichen.«



»Willst du mir andeuten, mein Sohn, daß die Zuchtrute zu schnell geschwungen wurde?« versetzte der Papst in guter Laune. »Du freilich hast immer zur Geduld mit diesem argen Weltkinde geraten. Gern vertraue ich deiner Einsicht und Redlichkeit, aber du gleichst nur einer von den vielen Pfeifen in dieser Orgel, andere sind die Bischöfe und Mönchsorden, und noch andere deine Gegner, die Johanniter und Templer. Ich aber gebrauche für das hohe Lied, welches zur Ehre Gottes erklingt, alle Töne des heiligen Instrumentes, bald diesen, bald jenen. Jetzt ist die Stunde gekommen, wo ich dir, du wohltönendes Rohr der Kirche, den Mund öffne, damit du eine neue Weise zu Ehren der hohen Gottesmutter intonierst. Ich erkenne, daß für die nächste Zukunft in dem gelobten Lande keine Mehrung unserer Würde durchzusetzen ist. Deshalb will ich die neue Kreuzfahrt in die Nähe richten und dir und deinen Brüdern die Unterwerfung der heidnischen Preußen anvertrauen. Ich habe auch die Urkunde erhalten, durch welche der Polenherzog Konrad deinem Orden seine Grenzen öffnen will, damit ihr ein Kreuzheer in das Preußenland geleitet. Aber eine so liederliche und törichte Schrift habe ich kaum jemals gesehen, das Datum fehlt und jede gebührliche Form, und sogar die Hauptsache ist verschwiegen, eure Kreuzespflicht, das Land Preußen zu erobern, damit ihr es unter meiner Oberhoheit besitzet. Ich fürchte, der Herzog und sein Kanzler waren nach ihrer Unsitte sauren Weines voll.«



»Die Brüder klagen, daß mit den Polen schwer zu verhandeln ist,« versetzte ehrerbietig der Meister, »am Morgen sind sie voll Argwohn und am Abend behende mit Umarmungen, aber unfähig zu bedachtsamer Rede.«



»Dennoch fordere ich, daß die Urkunde ein ehrbares Ansehen habe, denn sie soll uns in saecula saeculorum dienen. Er muß eine andere ausstellen und meine Kanzlei soll sie ihm selbst vorschreiben, damit er sie nur unterzeichne.«



»Meine Brüder werden auf eine Gelegenheit harren müssen, wo der Pole wieder einmal ihre Dienste ersehnt«, bemerkte Hermann.



»Wende nur einige edle Pferde oder auch Geld an den Kanzler,« riet der Papst, »von solchem Geschenk muß er seinem Herrn abgeben, dergleichen Linsengericht macht diese Söhne Esaus gutwillig. Dem Magister Konrad in Hessen habe ich gebieten lassen, das Kreuz zu errichten und eine Preußenfahrt zu verkünden. Er wird es an sich nicht fehlen lassen. Und wahrlich, es tut not, in Deutschland die Seelen an den Dienst der Heiligen zu mahnen, denn Trauriges vernehmen wir von Unglauben und ruchloser Ketzerei, welche dort heimlich in die Seelen schleichen. Du aber, mein Sohn, nimm als Lohn für die Versöhnung mit dem Kaiser das neue Amt auf dich. Gern vertraue ich dir, denn du hast immer den Frieden betrieben, während andere eifrig waren, den Zwist zu nähren. Auch deiner Bruderschaft vertraue ich gern, denn deine Deutschen sind, wenn sie etwas beginnen, hartnäckig und wütend gegen ihre Feinde, und lieber sehe ich die neue Eroberung in euren Händen, als in der Gewalt meiner Söhne von St. Johannes, welche allzureich und weltlich werden. Und Bruder Peter vom Tempel läßt es zwar an Ehrfurcht gegen uns nicht fehlen, und sendet auch reichlicher Geld als ihr andern, aber ich fürchte, die Christenliebe gedeiht in seinen Konventen nicht allzu wohl. Doch wegen jenes Mordes, der vor Jahren an der kaiserlichen Gesandtschaft begangen wurde, haben sich die Templer entschuldigt. Denn durch sie wurden nur Ungläubige getötet, wie du wissen wirst.«



»Ich habe nur vernommen, was das Gerücht kündet«, versetzte Hermann vorsichtig.



Der Papst aber fuhr redselig fort: »Und wie der arme Bischof von Valenia meinem Kämmerer schrieb, soll jener Gesandte auch gar nicht tot sein, sondern den Mördern entronnen und bereits zu Schiff auf der Heimkehr. Hatte jemand bei dem schlimmen Handel schuld gegen einen Christen, so mag der Kaiser den Täter unter solchen suchen, die er für seine Treuen hält, obgleich die heilige Kirche manchen von ihnen besser kennt als er. Gehe also mit meinem Segen. Ich weiß, du kluger Rat, ich erfülle dir jetzt einen Herzenswunsch, den du lange in geheimer Seele bewahrt hast.«



Als der Meister in seine Herberge zurückkehrte, sagte er zu Bruder Sibold: »Nirgend erfährt man so viel Neues aus der Welt als hier, und dem heiligen Vater macht es zuweilen Freude, davon zu erzählen. Sorge dafür, daß dein Schützling seine Worte in acht nimmt, denn die frommen Schwestern werden sie neugierig ausfragen. Schaffe ihr auch das Gewand einer Mitschwester, damit sie in meinem Gefolge nach Otranto reisen kann, dort werde ich den Kaiser treffen.«



Bange Wochen vergingen der Pilgerin, zuerst auf der Fahrt im Gefolge des Meisters, dann zu Otranto in einem Frauenkloster, bis Hermann sie in die kaiserliche Burg geleitete. Auf dem Wege wies der Meister nach dem Hafen: »Das Schiff, welches dort einfährt, kommt aus dem heiligen Lande, die Kreuzfahne der Pilger steckt am Mast. Vielleicht bringt es auch dir Neues.«



Als Hermann für die Magd Zutritt erbat, fragte der Kaiser spöttisch: »Du, strenger Meister, führst mir ein Weib zu?«



»Sie ist im Geheimnis des schwarzen Kreuzes,« versetzte Hermann, »sie und ihr Vater haben der Bruderschaft Gutes getan.«



»Und du willst, ich soll für die Dienste bezahlen, die sie deinem Orden erwiesen hat? Ist sie jung und hübsch, eine Edle oder doch unter dem Ritterschild geboren?«



»Es ist Friderun aus Thüringen, die Tochter Bernhards, der des Kaisers Richter war. Sie kommt nicht mit leichtem Herzen; Eure Nichte, die edle Hedwig, übergab ihr ein Zeichen für Euch.«



Der Kaiser sah verwundert auf. »Laßt sie allein ihr Leid klagen.« Als Friderun in die Halle trat, kniete sie nieder, hob flehend den Ring in die Höhe und bot ihn dem Kaiser dar, der sie von seinem Sessel forschend ansah. Während Friedrich das Juwel betrachtete, wartete sie mit gesenktem Haupt und gefalteten Händen auf die Anrede.



»Bringst du mir eine Botschaft von der Dame, welche dir diesen Ring gab, so sprich.«

 



»Ich komme eine Klage zu verkünden, welche die Landgenossen zwischen Berg und Tal einander leise in das Ohr sprechen. Die Welt ist in Not und Trauer; wenn die Bäume grünen und wenn der Wintersturm durch kahle Äste saust, jahraus, jahrein, harren wir vergeblich auf den höchsten Herrn der deutschen Erde, der über Recht und Frieden waltet.«



»Senden die Bauern aus Thüringen solche Botschaft an den Kaiser?« fragte Friedrich verwundert.



»Auf dem Berge steht der Baum,« fuhr Friderun begeistert fort, »an welchen der Kaiser seinen Heerschild hängen soll. So verkünden die Alten. Manche behaupten, daß dieser Kaiser längst gestorben sei und nur noch als Geist in der Tiefe des Berges hause; wenn der Nachtwind braust, meinen sie ihn zu hören, wie er herrlich durch die Lüfte fährt, und sie entsetzen sich. Der Vater aber sagt, nicht ein Nachtgeist, sondern unser Herr, der unter der welschen Sonne wohnt, werde über die Berge in das Land dringen mit seiner Heeresmacht, um sein armes Volk aus der Bedrückung zu retten, die wir von den falschen Richtern und von den raubenden Rittern erdulden. Ihr seid der Herr, und auf Euch hoffen wir.«



Friedrich sah sie betroffen an, er dachte daran, daß er erst vor kurzem die eigene Richtergewalt den deutschen Fürsten geopfert hatte. Und das Mißbehagen darüber niederkämpfend, spottete er: »Ich bin eurer Treue dankbar, daß ihr mir das Amt des großen Königs Karl zuschreibt, einmal aus dem Schlaf zu erwachen und eure Räuber an den Baum zu hängen. Unterdes saßen wir hier nicht müßig, du deutsche Sagenerzählerin. Euch aber fehlt, wie ich hoffe, in eurer Verlassenheit ein christlicher Trost nicht: Der heilige Vater ist eifrig, die Guten zu locken und die Bösen zu erschrecken.«



»Wir vernahmen, daß zwei Schwerter vom Himmelsherrn in die Welt gesandt sind, um die Völker zu regieren, das eine führt Ihr und das andere der Papst in Rom, den sie den heiligen Vater nennen.« Der Kaiser sah wieder auf. »Wir aber im Dorfe wissen, daß zur Zeit der Vorfahren nur ein Herr über uns gewaltet hat, der von deutschem Blute war, unser Kaiser.«



»Ist das Bauernmeinung?« fragte Friedrich, »hüte dich, du schöne Ungläubige, daß dich kein Pfaffe hört. Wisse, Kaiser und Papst sind wieder gut Freund.«



»Wir bewahren solche Gedanken vor jedermann, außer vor Euch, denn Ihr seid uns der Höchste auf Erden.«



Friedrich rührte mit der Hand an ihr Haupt und sprach gütig: »Steh auf und sprich mit deutlichen Worten, was du von mir begehrst. Denn nicht deiner Bauern wegen hast du den Ring empfangen.«



»Laßt mich knien, Herr,« bat Friderun, »Schweres habe ich Euch zu verkünden und Ihr sollt, wenn Ihr mir darum zürnt, nicht vergessen, daß ich eine arme Flehende bin.«



»Rede, wie du willst. Weshalb hast du die weite Fahrt zu mir gemacht?«



»Damit Eure Macht den Herrn Ivo befreie, denn er liegt gefangen am Berge Libanon.«



Friedrich fuhr auf: »Was soll die Rede? Du begehrst des Kaisers Hilfe für einen Toten?«



Die Magd zog die gebundene Locke aus ihrem Gewande. »Er lebt, so wahr dies Haar von seinem Haupte ist; dies Zeichen sandte er aus einem Volke, von dem sie Furchtbares erzählen.«



»Und dir sandte er den Notruf? Nicht du bist die Vertraute, welche die Farbe seines Haares kannte.«



Friderun senkte den Blick. »Ich lebte als Kind auf dem Edelhofe.«



»Wahrlich, dies ist kein Trug,« fuhr Friedrich fort, sie scharf betrachtend, »und mein alter Omar behält am Ende recht. Doch weshalb kommst du, für ihn zu reden, da du nicht von seinem Geschlechte bist?«



»Vor alter Zeit, als die Flamme loderte, die aus dem Rachen des leidigen Wurmes kam, rettete eine Frau meines Stammes seinen Ahnherrn, darum meinten wir, daß wir dem Nachbar die alte Treue erweisen müßten. Ich trage heimlich mit mir, was ihn befreien mag, wenn die Fremden Lösegeld nehmen. Seht her«, sie zog aus ihrem Gewande ein Tuch, knotete es am Boden auf und wies es gewichtig dem Kaiser, der darin edle Steine und Goldschmuck sah in derber Fassung, wie sie auf deutschen Edelhöfen bewahrt wurden. »Es ist der Schatz seiner Mutter,« erklärte Friderun, »ich bringe ihn Euch, Herr Kaiser, Ihr werdet am besten wissen, wie man ihn zu seiner Rettung verwendet.«



Friedrich sah lächelnd auf den Knäuel. »Packe ein, du Einfalt, und erzähle mir genau, was du von seiner Gefangenschaft erfahren hast.«



Die Magd berichtete, was ihr der Bärtige zugetragen hatte, und darauf von ihrer Reise. Unterdes hielt der Kaiser nachdenklich den Ring in der Hand. »Du sahst den König Heinrich?« unterbrach er ihre Rede.



»Ich sah ihn«, antwortete Friderun zögernd.



»Wie sah er aus, was sprach er zu dir? Rede, Magd, du warst erst so spruchreich, jetzt stockt dir das Wort in der Kehle. Durch den Ring weiß ich, daß du mir Ernsthaftes zu sagen hast.«



»Frau Hedwig zog mich auf eine Bühne; an der Wand eines großen Saales war diese erhöht und durch einen Teppich verschlossen. Hier harre und höre, flüsterte sie, verrätst du deine Nähe, so wird es dein Verderben. Durch eine Öffnung sah ich hinab in den Saal, wo fünf vornehme Herren beim Becher saßen. Vernimm auch die Namen, raunte sie mir zu, damit du sie melden kannst. Der bleiche Jüngling ist König Heinrich und der Starke mit dem gelben Bart ist Herzog Ludwig von Bayern.«



Der Kaiser stand auf. »Weiter!«



»Jener ist der Bischof von Straßburg und der Rote im Pelzrock ein Gesandter aus Böhmen.«



»Wenn meine bittersten Feinde nach Speier reiten, um mit dem Sohne zu trinken, so wird der Vater wohl die Kosten des Gelages zu zahlen haben«, murmelte Friedrich. »Fahre fort.«



»Die Herrin verließ mich, ich stand allein und vernahm vieles, was ich nicht verstand, bis die Frau selbst durch eine Tür in den Saal trat und von ihrem Sitz den Namen unseres Herrn, des Kaisers, nannte. Da vernahm ich Gelächter und frevelhafte Reden und einer rief: Das Roß des Deutschen Reiches ist es müde, zwei Reiter zu ertragen, der eine sitzt darauf, der andere will‘s von fern an der Leine lenken. Zerschneidet die Leine, daß der junge König frei durch das Land reite. Und ein anderer sprach: Unwürdig ist es, einen König am Gängelband zu führen, eine Königin begehrt er sich nach seinem Herzen, die verhaßte Gemahlin, welche ihm der Sarazene Friedrich aufgedrungen hat, jagt er aus seinem Hause und wählt sich ein schmuckes Königskind aus Böhmerland. Und ein dritter riet: Durch Seufzen und Schelten wird nichts gebessert, steht fest zusammen, werft die hohen Briefe, welche über die Alpen zu uns fliegen, ins Feuer und sperrt die welschen Tore.«



Der Kaiser faßte die Magd hart am Arme und schüttelte sie. »Und was sprach König Heinrich?« Friderun schwieg. »Rede, wenn dir dein Leben lieb ist, Horcherin.«



Friderun erhob sich. »Nehmt mein Leben, aber die Horcherin verklagt nicht den Sohn bei seinem Vater. Schon zu viel habe ich Euch von dem gesagt, was ich mit Unrecht hörte, und wer mir zornig droht, schließt mir die Lippen, auch wenn er mein Herr und Kaiser ist.«



Friedrich schritt heftig auf und ab, bis er vor Friderun stehen blieb, welche sich wieder auf ihre Knie niedergelassen hatte. »Du hast recht, Magd, es bringt Unglück, die Geheimnisse der Könige zu erlauschen. War keiner, der den dreisten Reden widersprach?«



»Keiner«, antwortete Friderun.



»Vier Namen nanntest du mir; wer war der fünfte?«



»Die Frau nannte ihn nicht.«



»Ein finsterer Mann mit schwarzem, geschorenem Haar, der Gräfin Hausherr.«



»So war er, und dieser gebot den Dienern. Als die Knaben mit goldenem Gerät eintraten, erhob sich die Frau, welche stumm unter den Männern gesessen hatte, und wieder trat sie an die Tür des Verstecks, zog mich hinaus und sprach: ›Was du vernommen hast sei dein, verschweige es oder gebrauche es nach deinem Gefallen. Samen der Zwietracht schwenke ich aus dem Tor, ob er verwehe, ob er hafte, ob er Heil bringe oder Verderben.‹ Und mit bleichem Antlitz ohne Gruß entließ sie mich. Auch ich sah nicht rückwärts, als ich aus dem Hause entfloh.«



Langes Schweigen folgte ihren Worten. Friedrich warf sich in den Sessel und beugte das Haupt. »Die undeutlichen Worte gleichen dem mißtönenden Schrei einer Eule,« sprach er zu sich selbst, »wer sie abwägen will, der vermag keinerlei Beweis zu finden, und doch regen sie eine wilde Flut von Schmerz und Sorge auf, denn sie stimmen zu anderen Berichten und sind Bestätigung einer Ahnung, die ich vor mir selbst verbarg«; und der große Herr der Erde barg das Gesicht in seiner Hand.



Es war so still in dem Gemach, daß man die Stechfliegen summen hörte, welche an dem Schleiertuch des Fensters auf und ab fuhren und Einlaß begehrten. Da drang aus den Lippen des Kaisers leise der Jammerlaut: »Heinrich, mein Sohn! Gegen den kinderlosen Alten stand ich in frohem Vertrauen auf den Nachwuchs meines Geschlechts. Mein Werk sollte fortleben in meinen Söhnen, die Fäden habe ich gezogen über Land und Meer, damit, wenn ich scheide, meine Knaben das Gewebe vollenden; jetzt zerreißt der eigene Sohn ruchlos die Arbeit meines Lebens.« – Draußen klang der Ruf der Wachen und kriegerische Musik, darauf Saitenspiel und das Schwirren und Lachen Sorgloser. Das Sonnenlicht fiel gedämpft durch den Vorhang in den Raum und umsäumte das Haar des Kaisers, im Schatten kniete das Mädchen aus Thüringen, der graue Mantel der Bruderschaft wallte ihr um den Leib, daß sie aussah wie ein Geist der heimatlichen Berge. Endlich erhob sich Friedrich, sein umherirrender Blick haftete auf der fremden Frau und wild zogen sich seine Brauen zusammen. »Was kauerst du hier, Unglücksgestalt? Ich sage dir, daß es Tod bringt, in die Geheimnisse der Könige zu dringen.«



»Ich weiß, wie einem Vater ums Herz ist, der um den verlorenen Sohn trauert,« antwortete Friderun, »habe ich Euch Unglück verkündet, so zürnet dem Boten nicht, ich durfte nicht verschweigen, was ich widerwillig gehört; denn wie der Vater im Himmel größer ist als der Sohn, so soll auch auf Erden der Kaiser mehr sein, als der junge König. Er ist jung, Herr, und er lachte sorglos wie ein leichtherziger Knabe. Er sieht Euch auch ähnlich, hoher Herr, und jedermann muß merken, daß er von Eurem Geschlecht ist. Leicht wird ein Sohn verlockt, wenn arglistiger Rat in sein Ohr dringt. Das haben auch wir in unserem Hofe erfahren.«



»Du sprichst gut,« murmelte der Kaiser, »gegen den Arglistigen hebt sich die Hand des Rächers.«



Aus dem Hofe klang vielstimmiger Freudenruf und gleich darauf die Totenklage, welche unter den maurischen Kriegern gebräuchlich war. Der Kaiser trat zornig an das Fenster: »Vergessen auch meine Leibwachen die Ehrfurcht vor ihrem Herrn? Was verstört ihnen die Zucht?«



Ein Leibwächter meldete eilig: »Der Knabe Ali steht unten und bei ihm ein deutscher Ritter.«



»Herein«, befahl Friedrich. Er öffnete die Tür eines Nebenzimmers und gebot der knienden Friderun: »Tritt zur Seite.« Als er sich umwandte, erkannte er den Thüring Lutz mit dem nubischen Knaben. »Steht auf, Mann. Ich sah Euch zuletzt auf trauriger Warte bei Jerusalem, und ich merke, nicht fruchtlos war Euer Harren, denn Ihr habt etwas von dem gefunden, was Ihr suchtet. Vernahmt Ihr von dem Gefangenen?«



»Mein Herr Ivo harrt am Tore auf die Erlaubnis, vor des Kaisers Angesicht zu treten.«



»Ihr bringt ihn,« rief Friedrich in freudigem Erstaunen, »warum sendet er Euch voraus?«



»Ich habe einen Handel gemacht wegen seiner Rückkehr mit dem weißbärtigen Alten im Libanon und gedachte zuerst dem Heiden meine Treue zu erweisen. Denn, Herr Kaiser, durch hohen Eid bin ich verbunden, die Missetat zu rächen, welche beim Grenzsteine der Messer verübt wurde an meinem Herrn, an dem Helden Hassan, an dem Mauren Abdallah und an dessen fünf Begleitern. Als Kläger stehe ich hier gegen einen Christen, den die Heiden im Gebirge mit ihrer schleichenden Rache nicht zu erreichen wissen. Ich bringe die Zeugen mit mir und fordere, wenn des Kaisers Majestät den Schuldigen erkennt, Kampf gegen ihn im Gottesgericht.«



»Du meinst Peter Montague vom Tempel«, rief Friedrich.



»Die Templer hatten teil an der Tat, denn ihr Meister selbst hat vorher meinen Herrn gewarnt; aber der Stifter und Führer des Überfalls war ein anderer.«



»Weißt du den Namen?« fragte Friedrich mit flammenden Augen.



»Ich denke, daß ich ihn kenne«, antwortete Lutz vorsichtig. »Möge mein Herr und Kaiser ihn selbst durch das Zeugnis erfahren. Die Mörder kamen als ein großer Haufe in der Tracht schweifender Kurden, nur der Knabe Ali entrann in den dunklen Wald. Die letzten Worte, welche er vernahm, rief ein Kurde in der Sprache der Lateiner, als er sich gegen Herrn Ivo warf, und die Worte waren: ›Hier, Minnesänger, nimm den Dank.‹ Als die Ismaeliten herzueilten, fanden sie die überfallenen Männer am Boden, die Rosse entführt, meinen Herrn über der Leiche des Helden Hassan, in seiner Rüstung diese Waffe.« Er wies dem Kaiser den Dolch, an dessen Spitze noch die goldene Kapsel steckte. »Die Ismaeliten meinten, der große Kaiser werde an dem Messer und an den Worten des Knaben den Täter erkennen.«

 



Friedrich warf einen Blick auf den kunstvoll gearbeiteten Griff der Waffe und schleuderte sie auf den Tisch. »Ich sah sie schon früher.« Er wandte sich zu dem Knaben und sprach arabisch mit ihm. Dann trat er an den Tisch und starrte auf die Waffe. »Es ist lange her, mein Vetter, daß du deine Wahl getroffen hast zwischen Vater und Sohn. Den vereitelten Überfall im Bade darf ich wohl auch auf deine Rechnung