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Die Ahnen

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»Zürnt mir nicht, mein kaiserlicher Herr,« entgegnete der Meister traurig, »wenn ich Euch nicht folge zu den Luftbahnen, welche die Sterne wandeln. Ein deutscher Ordensmann bin ich, und mein Amt ist, nicht an mich zu denken, sondern an das Wohl meiner Bruderschaft. Für diese aber sind Eure Majestät und Papst Gregor die beiden Leitsterne, welche unser Schicksal da bestimmen, wo unsere eigene Kraft nicht reicht. Und deshalb gestattet mir noch einmal, Euch zu mahnen. Sieben Monate sind von Euren Wahrsagern als Frist gegeben für die Fahrt, in heißen Landen für uns die beste Jahreszeit, nach dieser Zeit mögt Ihr zurückkehren und Euch des Glückes freuen, das Ihr so sicher erhofft.«

»Doch wenn ich nimmer zurückkehre?« fragte Friedrich mit finsterem Blick. »Du weißt, Hermann, nicht jedem meines erlauchten Stammes glückte, aus dem gelobten Lande den Rückweg zu finden. Und wenn ich heimkomme, wähnst du, daß ich die Kaiserin und die Hoffnung, die mich jetzt froh macht, ungeschädigt wiederfinde?«

»Man sagt, daß des Kaisers Frauengemach einer zugemauerten Burg gleicht, so unzugänglich wie der Harem des Kalifen, und daß die fremden Wächter den Zudringlichen mit scharfer Waffe begrüßen.«

»Die Feinde, welche wir beide kennen, dringen durch jede Tür, sie geben Siechtum mit der Hostie und raunen Tödliches in das Ohr der Betenden. Hermann, ich darf mein Weib in dieser Zeit nicht verlassen.«

»Wenn aller Welt verborgen bleibt, was Euch bis zu nächstem Frühjahr bei Eurem Gemahl festhält, einen gibt es, dem dies Geheimnis dennoch zugetragen wird, und dieser eine ist der heilige Vater. Den Erben begehrt Ihr dem Volke zu zeigen, bevor Ihr ihm das gelobte Land gewinnt, Eure Gegner in Rom aber drängen, daß Ihr das Land erwerbet, nicht für Euer Geschlecht, sondern für einen Oberherrn, den heiligen Vater selbst. Keinen Grund des Zögerns weiß ich, der den Zorn des Papstes so heftig entflammen muß wie dieser geheime, der dem Kaiser so wichtig ist. Bei Strafe des Bannes habt Ihr Euch verpflichtet, in diesem Sommer zu segeln; wird der Bann gegen Euer hohes Haupt geschleudert, so verdirbt er Euch die heilige Fahrt und verdirbt die Arbeit und die Hoffnungen vieler Jahre.« Und vor dem Kaiser niederkniend, rief er in heißem Schmerze: »Oh, laßt Euch warnen, Herr; wenn Ihr je Treue und gute Meinung in meinen Worten erkannt habt, so hört jetzt auf mein Flehen, setzt nicht alles aufs Spiel um einer unsicheren Hoffnung willen, die jeder kommende Tag vereiteln kann.«

»Steh auf, Hermann,« sprach der Kaiser, den Knienden erhebend, »du sprichst redlich, wie du immer gegen mich gesinnt warst. Aber du begreifst nicht, wie dein Kaiser denken muß. Hoch über alle Häupter der Christenheit hat der Erhalter der Welt mein Geschlecht erhöht, an dem neuen Leben, welches er in mein Haus sendet, hängt das Schicksal von Millionen. Nicht ein Kind wie jedes andere ist der Sohn, welcher dem Kaiser geboren wird, sondern eine Verheißung für die Völker der Erde. Du mahntest mich an meine Sterblichkeit und mein Alter, in meinen Söhnen liegt die Verjüngung meiner selbst und die Bürgschaft dafür, daß die Gedanken, die ich in mir trage, und mein Wille, eine neue Ordnung in die zuchtlosen Seelen der Menschen zu pflanzen, nicht mit meinem Leben vergehen. Nur auf zwei Augen, auf dem Knaben Heinrich allein, ruhte bisher die ganze Zukunft meines Geschlechts. Jetzt ist die neue Hoffnung verkündet. Darum sage ich dir, der König wird geboren werden, so wahr ich unter dem Schein dieses Sternes vor dir stehe. Ich werde ihn den Völkern zeigen und ich werde für ihn die Krone der heiligen Stadt gewinnen, gebannt oder nicht, mit gutem Willen des Papstes oder mit bösem. Wie mein Sohn Heinrich die Diademe des Deutschen Reiches tragen wird, so soll ein anderer Sohn als Meerkönig die Kronen von Sizilien und Jerusalem auf seinem Haupte vereinigen. Und ich mit meinem Geschlecht, wir werden die Welt befreien von der Tyrannei des Alten, der zwischen den sieben Hügeln thront und der sich zum Herrn gemacht hat über die Majestät der Könige und über das Schicksal der Völker.«

Hermann bewegte abweisend das Haupt. Da faßte Friedrich die Hand des Vertrauten am Gelenk und schüttelte sie in leidenschaftlicher Aufregung. »Die Völker leben in Siechtum und die Könige werden Sklaven. Da ich noch ein Knabe war, haben die Priester mich gezwungen, ihrer List und Untreue zu begegnen mit gleicher Verstellung. Du hast zuweilen die Kunst gerühmt, mit welcher ich meine Gegner überrasche, und die Mäßigung, mit der ich für mich nur begehre, was erreichbar ist; wisse, mein Freund, teuren Preis habe ich für diese Kunst gezahlt, es ist die Schlauheit eines Unfreien, der unablässig die Kette fühlt, die er mit sich schleppt. Durch sie bin ich gescheuert wie dein Becher, von dem du sprachst, und wenn ich jetzt in der Stille vor dir tobe, so nimm an, daß es mein deutsches Silber ist, ein empörtes Gemüt, was an mir zum Vorschein kommt.« Und seine Bewegung bezwingend, schloß er: »Gib dich, Hermann, sprich mir nicht mehr von dem, was unabänderlich ist, sondern vernimm, was ich noch von dir begehre. Die Luft wird kühl und der kranke Leib fordert Ruhe.«

Das Dunkel der Nacht lag über dem Hafen, aus dem die Masten der Schiffe schwarz gegen den Sternenhimmel ragten; die Totenklage war verstummt, nur die Flut rauschte aus der Tiefe. Ivo stand am Ufer, sein Auge haftete an einem bleichen Lichtstreif, der ostwärts auf hoher See glänzte. »Dort hinaus liegt das Land der Verheißung. Eine hohe Pflicht habe ich auf mich genommen und ich ahne, daß sie mir den freien Sinn einhegt und mich enge und düster umschließt wie die Schwärze dieser Nacht. Von den Freuden meiner Jugend habe ich mich geschieden, auch von der geliebten Herrin soll mich weites Land und wildes Meer trennen. Wer mag sagen wie lange? Das Tuch mit den fremden Zeichen, welches uns beide einem Fremden verriet, löse ich vom Halse, heimlich will ich es an meinem Herzen bewahren als die einzige Habe, die mir aus seligen Tagen geblieben ist. Still berge ich fortan meine Liebe und meine Sehnsucht, nur für mein neues Amt will ich leben, damit der Himmelsherr meinen Dienst gnadenvoll annehme und mit mir tue wie ihm gefällt, ob die furchtbare Todesmahnung, die mir auf dem Wege hierher wurde, auch an mir in Erfüllung geht oder ob mir gestattet wird, die Treuen zur lieben Heimat zurückzuführen.« Er kniete nieder und betete für alle, die er in der Heimat lieb hatte.

Als der Meister des deutschen Ordens am Abend in seine Herberge kam, gelang es ihm, wie sehr er gewöhnt war, sich zu beherrschen, dennoch nicht, seine Bewegung den harrenden Brüdern zu verbergen. Mit stummem Gruß winkte er die Entlassung, lange saß er schweigend gebeugten Hauptes, während Arnfried, sein Neffe und liebster Gesell, ehrerbietig an der Tür harrte. »Wie lange ist es her, daß wir vom Mastkorb auf die Mauer von Damiette sprangen?« fragte er endlich. »Seitdem trage ich rollende Steine den Berg hinauf in mühsam fruchtloser Arbeit. Der Kaiser ist anderen Sinnes geworden und verweigert die Kreuzfahrt.«

»Wir vernahmen Ängstliches von der Krankheit des Kaisers.«

»Er ist krank und seine heidnischen Ärzte raten ihm Ruhe, obgleich sie ihn schwerlich von der Falkenjagd abhalten werden. Doch nach einem Aufschub von wenigen Wochen vermöchte er dem Kreuzheer zu folgen, und diese Verzögerung würde wenig schaden. Er aber hat den Willen, erst im kommenden Jahre zu fahren.« Arnfried starrte erschrocken den Meister an und dieser fuhr leise fort: »Der Grund des Aufschubs ist Geheimnis. Er ist nicht auszutilgen und erfüllt ihm die ganze Seele. Drei Kronen schweben über seinem Haupte, aber sein edler Geist erträgt nicht ohne Schaden diese irdische Verklärung; ihm schwillt das Herz bei dem Gedanken an die Majestät und den Pomp seines Amtes. Jetzt bleibt er zurück, weil er die Hoffnung hegt – wahrlich, eine unsichere Hoffnung —, im nächsten Frühjahr der staunenden Welt von hohem Gerüste großartige Worte zu verkünden. Schon heut freut er sich des Tages. Alles, was dazwischen geschehen muß, erscheint ihm gering gegen diese Verkündigung vor dem Volke. Er ist ein weiser und kühner Herr, und doch leidet er durch geheimen Schaden. Kennst du sein Unglück, Arnfried? Ihm ist in die Wiege gelegt, daß er elf Stunden des Tages klüger, stärker und größer sein soll als wir anderen alle, die zwölfte Stunde aber ein unartiges Kind. – Wir fahren morgen, um zu retten, was möglich ist; nur du folgst später. Dich sende ich vorher auf den Wunsch des Kaisers zum heiligen Vater, um Entschuldigungen hinzutragen. Leichtherzig hofft er den Greis Gregor für neuen Aufschub zu gewinnen, er will nicht wissen, wie groß die Ungeduld, das Mißtrauen und die Abneigung des Papstes ist. Ein neuer Streit wird entbrennen zwischen den beiden Häuptern der Christenheit, und die Heiden werden frohlocken, denn nie war eine Fahrt so furchtbar für sie und so glückverheißend für uns, wie diese.« Und als der Meister seinem Vertrauten vieles andere aufgetragen hatte, fügte er noch hinzu: »Sorge auch, soweit du vermagst, für unsern Landsmann, welcher jetzt mit seinen Rittern vergebens nach einem Fahrzeug ausspäht.«

»Ihr meint den Edlen von Ingersleben?«

»Der Kaiser möchte ihn in seiner Nähe festhalten, aber der junge Held wird unter den Welschen und Sarazenen schwerlich gedeihen. Ich habe ihn auf meine Seele genommen, denn ich habe ihn durch hohe Mahnung zu der Fahrt geladen.«

»Ihr wißt, daß die Spielleute in der Heimat ihn den König nennen. Leidet auch er an dem Fluch, der nach Eurer Meinung an der Königswiege hängt?«

»An einem andern, mein Bruder. Wer den Sinn eines Königs hat ohne die Macht, der vermag schwerlich zu bestehen im Kampfe gegen die wilde Welt.«

7. Bei Accon

Auf dem Deck einer starken Kogge aus Lübeck saßen die Pilger, den Blick nach der aufsteigenden Küste von Cypern gerichtet. Ihre Wangen waren gebleicht durch den Meerwind und das ungewohnte Schaukeln des großen Wasserrosses, und oft hatten sie sich reisemüde gewundert, daß es so viel wildes Gewässer auf Erden gebe. Jetzt harrten sie schweigend des Landes, nur der sorglose Lutz sang leise einen heimatlichen Reigen. »Wer kann hier tanzen,« sprach Henner unzufrieden, »wenn er nicht vom Geschlecht der Meerweiber oder der Seehechte ist, denn großmäulige und habgierige Gesellen wälzen sich um uns.« – »Segel ahi«, rief der Maat über die Brustwehr des Gerüstes, welches oben am Mastbaum ragte. Gleich darauf schrillte derselbe Ruf wieder und wieder. Der Schiffer trat zu Ivo. »Es sind Schiffe des Kreuzheeres, welche von Accon heimkehren, Ihr werdet im Hafen Neues aus dem heiligen Lande erfahren.« Bald sahen die Pilger eine ganze Flotte, welche von Osten her einfuhr oder bereits landete, viele Boote fuhren an das Land, und doch standen die Leute auf den Fahrzeugen Kopf an Kopf gedrängt.

 

»Geht der Kreuzzug rückwärts?« fragte Ivo verwundert, »auch Banner der Edlen sehe ich an den Mastbäumen; die Krieger hasten, nach dem Ufer zu kommen, aber sie ziehen nicht gleich Siegern daher.«

Als er mit seinen Begleitern im Boote durch das Gewirr der Schiffe ans Land fuhr, riefen ihm Stimmen entgegen: »Kehrt um, nutzlos ist eure Reise, die Kreuzfahrt ist vergangen.«

Henner wies zur Seite. »Seht dort Gesichter, die wir in der Heimat nur zu gut kannten. Graf Meginhard, Euer Ohm, hebt sich an den Strand.«

Ivo sprang aus dem Boote. War auch daheim nur geringe Freundschaft zwischen ihm und seinem Verwandten gewesen, hier pochte ihm doch freudig das Herz, als er dem Mann seines Blutes entgegentrat. »Seid gegrüßt im fremden Lande«, sagte er fröhlich.

Der Graf antwortete kalt der Begrüßung. »Ihr kommt zu spät, Ivo, wenn Ihr gesonnen seid, weiter ostwärts zu fahren. Wir Thüringe haben geringe Ursache, die Treue des Kaisers zu rühmen, er hat uns verlassen, und der Zorn des Papstes hat die gewappneten Pilger von ihrem Gelübde gelöst. Das ganze Heer läuft auseinander. Umsonst haben sich die Pfaffen in der Heimat heiser geschrien und ganz umsonst haben wir unser Geld aufgewandt.«

»Der Kaiser aber wird kommen.«

Der Graf lachte. »Dann mag er allein die Heiden in ihre Sandwüste scheuchen, die Hilfe der Christen hat er verloren. Eilt euch,« rief er seinen Begleitern zu, »damit wir Herberge in der Stadt finden, bevor der Schwarm der Fahrenden eindringt. Wundert Euch darum nicht,« schloß er, seine Mütze gegen Ivo lüftend, »wenn ich Euch verlasse. Wollt Ihr Euch weise beraten, so wendet den Kiel Eures Schiffes einer anderen Ritterfahrt zu.«

Ivo erkannte im Gefolge des Grafen den leidigen Herrn Konz und den jungen Berthold, welche mit den Herren vom Niederhof feindliche Blicke tauschten. Er rief dem Oheim nach: »Wollt Ihr mir noch sagen, wo der Meister des deutschen Ordens weilt?«

»Er müht sich zu Accon, Wasser in einem Siebe zu tragen«, antwortete der Graf über die Achsel zurück.

Da sprach Ivo zornig zu seinen Gesellen: »Ich aber meine, daß jetzt ein anderes Sieb geschwenkt wird, welches die Spreu des Heeres vom Weizen sondert.«

Am dritten Tage darauf lag die Küste des heiligen Landes vor den Augen der Pilger; alle knieten auf dem Verdeck, ein alter Priester sprach die Gebete und stimmte den Hymnus an, zu welchem die Laien das Kyrie sangen, indem sie sehnsüchtig die Arme gegen das Land streckten. Als der Gottesdienst mit heißer Andacht vollendet war, deutete der Geistliche den Thüringen die sichtbaren Strecken des Landes. »Dort gegen Norden ragen die beschneiten Gipfel des Libanon, jener blaue Fels im Süden ist der heilige Berg Karmel, und hier vor uns liegt Accon, der eherne Schirm der Christenheit, denn dreieckig, gleich einem Schilde, liegt es da, an zwei Seiten von den Wellen umspült.« Er wies auf einen alten Turm, der auf einer Klippe trotzig in die See hinausgebaut war, als äußerste Wacht des Außenhafens. »Dies ist der Fliegenturm, dort hinten ragen die Zinnen der Königsburg, dies sind die starken Türme und die Basteien der Brüder von St. Johannes und weiter abwärts hinter den Hügeln liegt das Pilgerschloß, die Burg der Templer, welche nicht ihresgleichen auf Erden hat.«

Als das Schiff in den Binnenhafen fuhr, läuteten die Glocken und dröhnten große eherne Pauken den Gruß der Stadt. Eine unzählbare Menge war zusammengelaufen und antwortete den winkenden und grüßenden Pilgern durch lautes Geschrei. Wie Gestalten einer fremden Sage schwebten und drängten die Menschen vor den erstaunten Augen der Landenden, sie fanden sich umgeben von Trachten, die sie niemals geschaut, und angerufen durch Laute menschlicher Rede, dergleichen sie niemals gehört. Neben dem Griechen im langen bunten Gewande standen der Jude im Kaftan, der syrische Christ mit weißem Turban und Wollgürtel, Frauen, welche Stirn und Kinn verhüllt trugen, aber mit Auge und Hand zu sich heranwinkten, und Lateiner aus jedem Volk des Abendlandes vom braunen Portugiesen bis zum hagern Schotten. Unter den Erwachsenen wanden sich aalgleich halbnackte Kinder, weiß, braun und schwarz, und hoben begehrlich die geöffneten Hände. Abseits von dem Volksgetümmel aber harrten stolze Krieger des Christenheeres, viele im schwarzen Mantel der Johanniter oder im weißen der Templer, Leibwächter des Patriarchen mit vergoldeter Rüstung und georgische Reiter, Mann und Roß in glänzende Schuppenpanzer gehüllt. Zwischen die Menschen schoben sich Esel und Maultiere der Führer, welche die Reisenden und ihr Gepäck in Empfang nehmen wollten, dahinter ragten die langen Hälse und Höcker der Kamele. Und der ganze seltsame Schwarm grüßte, winkte, schrie. »Wir hörten eine Sage über den Turmbau zu Babel,« murmelte Henner, »hier ist einiges aus dem Wirrwarr übriggeblieben. Weiche zurück von meiner Tasche, Gesindel.«

»Heil sei allen tapferen Deutschen!« schrie ein vierschrötiger Mann, seine Nachbarn zurückstoßend. »Hierher, ihr Herren, hier steht der echte Blitzschwab, bei mir findet ihr Herberge und heimische Kost, berühmt sind die Klöße und vielgepriesen ist der Wein des Wirtes zum Greifen.«

»Segen über Eure goldnen Locken, Ihr edler Herr!« rief von der andern Seite eine ältliche Frau, die ein rotes Turbantuch um die Schläfen trug und am Halsbande ein großes silbernes Kreuz. »Nimmer hätte ich mir träumen lassen, euch, ihr ruhmvollen Helden, hier zu sehen. Habt ihr nie von der Wirtin zum heiligen Georg gehört? Ein Erfurter Kind bin ich, und ich sah manchen von euch, da er nicht größer war als so hoch.«

Ein Ritterbruder von St. Johannes nahte hinter einem Knappen, der mit seinem kurzen Spieße rücksichtslos auf die Schienbeine der Zudringlichen schlug, so daß sie scheu zurückfuhren und dem Ritter eine Gasse bis zu Ivo öffneten. »Seid willkommen, edler Herr,« begann der Bruder höflich zu Ivo, »der hochwürdige Meister sendet Euch und den Herren seinen Gruß und erbietet sich zu jedem guten Dienst, den ein Fremder in diesem Lande begehren mag. Gestattet Ihr‘s, so führe ich Euch vor seine Augen, denn er selbst ist zur Stelle.«

Ivo trat mit seinen Rittern zu einer Gruppe von Johannesbrüdern, aus deren Mitte der berühmte Meister Bernard ihm entgegentrat. Der Lothringer segnete ihn in deutscher Sprache und bot ihm verbindlich das Gasthaus des Ordens zur Herberge an. Da Ivo sich aber nicht in der ersten Stunde seiner Ankunft einer Bruderschaft verpflichten wollte, so dankte er artig, und der Meister, ein geheimes Mißvergnügen verbergend, entließ ihn mit wiederholtem Angebot ritterlicher Dienste. Sogleich hingen sich wieder die Erfurterin und der Schwabe an ihn. »Begehrt Ihr den Greif oder St. Georg,« fragte Henner, »mir scheint, die Ehrbarkeit ist in beiden gleich.«

»Die Landsmännin soll uns haben,« versetzte Ivo lachend, »wie sie auch sei.«

»Sehr klug tatet Ihr,« lobte vertraulich die Frau, »daß Ihr die Skorpione in den Strohsäcken der Weißkreuze vermieden habt, die vom Johannes sind gieriger als alle anderen und mißgönnen sogar einer ehrlichen Frau ihre kummervolle Nahrung. Heda, Jakob, wo bist du und wo sind die Esel?«

Ein syrischer Mann zerrte seine Tiere am Halfter herzu und mit vielem Aufwand von Worten und Gebärden führte die Wirtin ihre Gefangenen triumphierend in die Stadt. Durch enge, schmutzige Gassen, zwischen den rückströmenden Haufen drängte und stieß sich der Zug bis zur Herberge, während Henner und Lutz mit den Knechten im Hafen zurückblieben, um das Ausschiffen der Rosse und der Heeresrüstung zu überwachen.

Der Abend kam heran, bevor die Thüringe sich mit ihren Tieren unter dem Schutz des heiligen Georg geborgen hatten, und in einem weiten Hofe, der mit Fliesen gepflastert war, an Tischen und Bänken zusammensaßen. Der ganze Raum füllte sich mit Gästen; auch hier schwirrten viele Sprachen des Abendlandes durcheinander, doch blieb das Deutsche obenauf. Es waren zum Teil Leute von achtbarem Aussehen, neben ihnen andere mit deutlichen Gaunergesichtern und gefällige Weiber, bunt aufgeputzt, mit frechen Blicken; auch deutsche Spielleute fehlten nicht, bald klang die Sackpfeife und die Flöte, bald sang ein Wanderer, der den silbernen Armring seines Herrn trug, zu der kleinen Harfe. Auf allen Tischen standen Kannen mit dem feurigen Wein Palästinas, oft gefüllt von den gefälligen Töchtern des Gasthofes, die zwar einer Mutter gehorchten, aber in verschiedenen Mundarten auf die Befehle der Gäste antworteten.

Die Angekommenen hatten keinen ruhigen Sitz, denn um sie kreiste neugierig und begehrlich der Schwarm. Manche fragten wehmütig nach der Heimat, andere priesen ihre Waren, die sie in Körben vorzeigten, oder erboten sich zu jeder Art von Diensten, auch zu unsäuberlichen. Sogar Brüder von St. Johannes saßen in dem Haufen, und Ivo wunderte sich, daß die Ordensregel das lustige Zechen nicht hindere. Aber er war doch froh, als derselbe Bruder, der ihn am Hafen begrüßt hatte, zu seinem Tische trat, denn der schwarze Mantel desselben scheuchte sogleich alle Zudringlichen aus der Nähe, und dem Bruder höflich Sitz und Becher bietend, sprach er: »Mit frommen Gedanken betraten wir das Land der Verheißung und erwarteten Bußgesänge zu hören, aber wir vernehmen hier weltliches Getöse, lauter und wilder als daheim.« Der Bruder lachte. »Jeder Ankommende hegt dieselben Gedanken, und mancher, der betend landet, lernt hier das Fluchen. Doch,« fügte er höflich hinzu, »Eure Frömmigkeit ist zuverlässig größer als die der meisten Pilger, da Euch das Herz treibt, zu kommen, während die anderen abziehen.«

»Wir vernahmen auf dem Wege, daß der heilige Vater aus Zorn gegen den Kaiser die Waller von ihrem Eide entbunden hat.«

Der Bruder versetzte vorsichtig: »Traurig war für uns der Tag, wo die Botschaft verkündet wurde. Was soll aus dem Weinberge werden, wenn der Aufseher selbst die Arbeiter hinausscheucht? – Jetzt aber sind wir alle begierig, Neues zu hören, und Ihr werdet auch deshalb meinen Brüdern eine Freude machen, wenn Ihr unseren Hallen die Ehre Eures Besuches vergönnt.«

Ivo neigte sich stumm, der Bruder fuhr fort: »Ihr habt heut, edler Herr, den Antrag meines Meisters zurückgewiesen, sicher aus wackerem Stolz. Verzeiht aber die Frage: Gedenkt Ihr lange in dieser Herberge unter Dieben und Trunkenbolden auszuharren?«

»Wir kamen hierher, mit den Ungläubigen zu kämpfen.«

»Kämpfen?« antwortete der Bruder verwundert. »Wir leben seit Jahren im Waffenstillstand oder im Frieden mit den Sarazenen, nur daß wir eingeschlossen sind. Die Ruhe soll dauern, bis der Kaiser kommt. Wer weiß, wann?«

Die Thüringe sahen einander betroffen an. »Wurde das Kreuzheer dazu aufgeboten, um hier ruhmlos zu liegen?« fragte Ivo.

»Das Heer ist zum großen Teil verlaufen,« erklärte der Bruder, »was noch kriegslustig unter den Waffen steht, vermag den Kampf im freien Felde nicht aufzunehmen. Derweilen vertreiben wir die Zeit, indem wir miteinander zanken, und da Fehde und Zweikampf unter dem Kreuze verboten sind, so müssen wir uns begnügen, mit der Zunge zu stechen. Hätten wir nicht die Frauen, welche uns zuweilen ein Lächeln gönnen, so wäre das müßige Sitzen gar nicht zu ertragen. Wir haben eine Tafelrunde als Liebeshof eingerichtet, die Nichte des Patriarchen Gerold ist Großmeisterin. Jeder Neue wird geprüft, ob er hoher oder niederer Minne dient, und erhält alsdann eine Lehrmeisterin.«

»Die haben wir Thüringe nicht nötig«, bemerkte Lutz. »Sitzt Ihr dabei auf dem Erdboden?«

»Die Paare, welche sich gesellen, ruhen auf weichem Polster, sie schmiegen sich nahe zueinander und die Leuchte brennt zuweilen dunkel. Seid Ihr dem Sange und fröhlichem Minnespiel nicht abhold, so könnt Ihr Euch dort manche Stunde verkürzen.«

Ivo sah vor sich nieder und Henner brummte: »Ich hoffe, Ihr brecht unterdes fleißig Eschenholz.«

»Ihr wißt ja selbst, daß der heilige Vater die Turniere verboten hat, dafür stechen wir in der Rennbahn nach hölzernen Mohrenköpfen.« Der Brust des Marschalk entrang sich ein beistimmender Laut, der einem Stöhnen glich.

 

Auf der Straße gellte ein verzweifelter Schrei nach Hilfe, mancher Gast wandte das Gesicht neugierig dem Eingange zu, aber die lärmende Unterhaltung wurde nicht unterbrochen, bis zwei Männer einen Verwundeten, dem das Blut aus großer Brustwunde lief, in den Hof trugen. Die Wirtin stürzte sich wild aus ihrer Burg, einem hohen Verschlage nahe der Tür, von dem sie mit scharfem Blick alle Tische überschaute, und die Eintretenden abwehrend, schrie sie: »Hinaus, ihr heillosen Tröpfe, wollt ihr mir den Fußboden beschmutzen? Legt ihn auf die Straße und ruft die Wache des Balif.«

Henner erhob sich und durchschritt das Gewühl: »Es sind Schiffskinder des Lübeckers.«

»Er ist von unserer Back«, klagten die Seeleute gegen Ivo. »Er wankte allein wenige Schritte vor uns durch die Gasse, da warfen sich die Mörder über ihn und raubten ihn behende aus. Unsere Gesellen verfolgen die Feiglinge.«

Der Johannesbruder beugte sich über den Erschlagenen. »Es ist vorbei mit ihm, der Stoß kam von geübter Hand«, sagte er achselzuckend. »Warum trug er kein Stahlhemd unter der Jacke? Sorgt für die Bestattung, ihr guten Männer, und wenn ihr Rache begehrt, so nehmt sie an der ersten Nachtmotte, der ihr begegnet; es ist kein Mangel daran.« Noch andere Matrosen traten ein, verstört und grimmig. »Wir verfolgten die Bösewichter bis zu einem großen Hause, sie sprangen hinein, vor uns schlug man die Tür zu; das weiße Zeichen von St. Johannes hing darüber.« Die zornigen Gesichter der Seeleute wandten sich gegen den Bruder, welcher stolz entgegnete: »Sie haben das Asylrecht gefordert. Das weiße Kreuz schirmt jeden, der ihm vertraut. Naht morgen bei Tage höflich der Pforte und klagt bei dem Hauskomtur.« Und zu Ivo gewandt, fügte er entschuldigend hinzu: »Wundert Euch nicht, wenn Ihr hier mehr von heimlichem Überfall vernehmt, als daheim. Der heilige Friede, welcher hier geboten ist, trägt die Schuld. Denn wer sich mit dem Schwert nicht rächen darf, bezahlt zuweilen ein Messer.« Doch als er aus der ernsten Haltung Ivos erkannte, daß auch dieser gekränkt war, leerte er sein Glas und empfahl sich mit zierlichen Worten künftiger Gunst. Auch der Tote wurde hinausgeschafft, eine schwarze Tochter der Wirtin fuhr mit einem großen Schwamm über den Fußboden und der Lärm tobte weiter.

Die Wirtin im Turban aber trat zu Ivo, und auf den leeren Sitz des Bruders deutend sprach sie leise: »Da Ihr ein Thüring seid, so traut diesem Ritter nicht, denn er ist aus Franken, und selten bezahlt er einen Becher, den er bei mir trinkt. Ihr habt wohl selbst gemerkt, daß er nur gekommen ist, um Schakale zu locken.«

»Was bedeutet das?« fragte Ivo.

»Verzeiht, wir nennen die neuen Pilger so. Denn Schakal ist hier ein Tier, dem Fuchs ähnlich, welches hinter dem Löwen hertrabt und diesem das Wild jagen hilft, dafür läßt der Löwe dem Schakal den Abfall der Beute.«

»Begehrt die große Bruderschaft den Beistand der Pilger, damit diese unter ihrem Banner fechten?«

»Fechten? Hier wird seltener gefochten als daheim«, versetzte die Wirtin. »Gewöhnlich müssen die Fremden ihnen um Gotteslohn Säcke tragen, Mörtel mischen und Steine heben für ihren Burgenbau. Wie könnten die Brüder als Herren unter uns sitzen in ihren Palästen, wenn die Pilger ihnen nicht mit ihrem Schweiß die Mauern zusammenfügten?«

»Das mag gute Arbeit sein für die armen Waller, die in ihrer Heimat Ähnliches getan haben, doch schwerlich für solche, welche das Waffenkleid tragen.«

»Ihr irrt, Herr. Wisset, daß für den Pilger in diesem Lande jede Arbeit, die er den Heiligen zur Ehre tut, ein gutes Werk ist, welches ihm den Himmel öffnet, und die niedrigste Arbeit das heilsamste. Ich selbst sah Fürsten und Grafen die Mauerkelle schwingen, und auch mich dünkt es ein rühmliches Tun, wenn gerade die Not bedrängt. Die Bruderschaften aber sinnen unablässig auf Vergrößerung, und deshalb fangen sie den neuen Pilger in ihren Herbergen ein, damit er sich ihnen gelobe und ihnen diene, wozu sie ihn gebrauchen. Erst vor wenigen Tagen haben die Templer einige tausend Mann des Kreuzheeres entführt, damit sie ihnen die Mauern der Stadt Saida wieder aufrichten.«

»Wie kommt‘s, daß die Brüder vom Tempel nicht auch in Eurer Herberge werben?«

»Die sind zu stolz, um in die Schenken zu gehen,« antwortete die Wirtin, »sie verstehen darum den Fang nicht weniger gut.«

»Und haben die Brüder vom deutschen Hause denselben Brauch?«

Die Wirtin zuckte mit den Achseln. »Diese sind stille Männer, aber sie sind arm und haben wenig Gewalt. Ihre kleine Herberge ist überfüllt durch die Kranken. Wollt Ihr den Rat einer geringen Frau beachten, so traut hier niemandem, denn jeder sorgt nur für sich selbst.«

»Auch Ihr, Mutter?« fragte Ivo lächelnd.

»Ach, edler Herr,« rief die Frau beweglich, »Ihr werdet es mit einer Witwe nicht zu genau nehmen. Bedenkt, wir sind hinausgestoßen an die äußerste Grenze unter die Heidenschaft, wir sind es, welche für die ganze Christenheit das Ärgste wagen und dulden, damit wir frommen Pilgern hilfreich sein können.« Ihre Rede störte ein plumper Gesell mit borstigem Haar, einem Schlächter ähnlich, welcher, die Mütze in der Hand, herzutrat: »Solltet Ihr selbst einmal eine sichere Hand bedürfen, bei Tage oder bei Nacht, so gebt mir und meinem Gesellen den Vorzug, weil ich ein Deutscher bin und in diesen Hof gehöre.«

»Was ist dein Amt?« fragte Ivo mit Widerwillen. Der Mann wies auf das breite Messer an seiner Seite und machte eine kurze Bewegung mit der Hand. Da winkte ihm Ivo, zu entweichen, und sprach finster zu der Wirtin: »Herbergt Ihr auch ehrlose Gesellen dieser Art?«

»Heilige Magdala,« rief die Wirtin, »scheltet mir nicht meine Sangliers. Wie soll eine fromme Frau unter dem wilden Volke haushalten, wenn sie nicht einige Trotzköpfe hat? Die meisten Prälaten und die großen Laien halten sich dergleichen. Ich nähre nur zwei, damit sie dort vor meinem Stuhl sitzen und die frechen Trunkenbolde schrecken. Der Wirt zum Greifen aber bewahrt ein ganzes Rudel und vermietet sie auch, was ich niemals tue. Denn ich achte, soviel ich vermag, auf Ehrbarkeit.«

Am nächsten Morgen begann Ivo zu seinen Gefährten: »Wir sind in dies Land gekommen, um allerlei zu lernen. Was die Kreuzespflicht gebietet, das wollen wir tun bis aufs äußerste, fremdem Brauch fügen wir uns nur, wenn er unserer Ehre nicht zu nahe tritt. Wir schlagen noch heut Zelt und Hütte draußen im Lager auf und verhalten uns dort nicht als Werkleute, sondern als Krieger. Denn darum sind wir gekommen, und die Heiligen werden uns nicht zürnen, wenn wir uns nach Sitte der Heimat unedler Arbeit versagen. Immer aber laßt uns, ihr Herren, treu zusammenstehen und ein gutes Vertrauen bewahren.«

Als die Pilger aus der Herberge traten, umfing sie wieder betäubender Lärm der großen Stadt. Von dem Syrer Jakob, ihrem Dragoman, geführt, wanden sie sich durch das Gewirr der engen Gassen und kletterten halsbrechende Stiegen zwischen den Häusern, welche gleich zahllosen Burgen um sie ragten, weiß getüncht, mit spärlichen Lichtöffnungen und platten Dächern. Unter den schmucklosen Wohnungen kleiner Leute standen mächtige Steintürme und reichverzierte Paläste, die Burgen edler Geschlechter, dazwischen eine große Anzahl Kirchen und Kapellen, deren Glocken fast unablässig läuteten. An den freien Plätzen aber lagen die stattlichen Höfe der Kaufherren aus Pisa mit gewölbten Lauben, wo hinter metallenen Gittern Waren des Morgen- und Abendlandes ausgestellt waren. Bei jedem Schritt haftete der erstaunte Blick der Thüringe auf feilgebotenen Früchten und Lebensmitteln, von denen heimkehrende Pilger Wunderbares berichtet hatten; auf kostbaren Stoffen und edlem Metallschmuck, von deren Pracht und Fülle ihnen selbst das Lied des Sängers nichts verkündet hatte. Sie sahen die reiche Stadt, von Meer und Ebene abgeschlossen durch zwiefache hohe Mauern, die aus Felsstücken wie für die Ewigkeit gebaut waren, darüber ragten mächtige Türme und als Vorwerke große Bastionen, die Barbakanen, welche gerundet oder im Winkel gegen den Strand und die Ebene vorsprangen; jede war selbst eine kleine Festung, trug auf der Plattform ihre Wurfgeschosse und enthielt im Innern große gewölbte Räume und Gemächer, in denen sich eine ganze Schar bergen konnte. Auf diesen Basteien wehten die Banner der Bruderschaften und einzelner Edlen, an der nördlichsten Ecke, beim Tore von St. Leonhard, auch das Banner der Marienbrüder. Draußen in der weiten Ebene aber lagen einzeln an Quell und Bach die burgähnlichen Wohnhäuser der syrischen Landbauer zwischen großen Wein- und Orangegärten, in der Niederung breiteten sich Feigenbäume und Olivenwälder, am Rand der Bäche wuchs der Oleander, auf den Höhen ragten Zypressen und flachgewipfelte Pinien. Der Syrer wies in die Ferne: »Dort hinter den Bergen liegt Jerusalem.« Und die Pilger neigten sich ehrfürchtig der heißersehnten Stadt zu.