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Die Ahnen

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Dieser Tapfere war der Reisegefährte. Der Doktor sprach mit warmen Worten seine Freude über den Zufall aus und beide fuhren als gute Genossen in eifriger Unterhaltung der Stadt zu.

»Wir haben unerhörtes Unglück gehabt,« sagte endlich der Rittmeister, »wir haben es ja wohl in vielem verschuldet; aber wenn uns auch die französische Führung im großen überlegen war, glauben Sie mir, unsere Soldaten sind da, wo die Tüchtigkeit des einzelnen den Ausschlag gibt, fester und kriegstüchtiger als die Feinde; und sie wissen das auch. Nehmen sie den Franzosen einen Mann, und wir treiben sie wieder über den Rhein zurück. Ich hoffe, den Tag zu erleben, wo wir auch mit dem Feldherrn die letzte Abrechnung halten. In der Grafschaft befiehlt jetzt als Gouverneur Graf Götzen, einer der besten, die wir in Preußen haben. Ich muß ohne Aufenthalt zu ihm. Können Sie mir dabei helfen? Denn wie ich sehe, wird der Weg unsicher.«

»Ich bin bereit, in der Stadt sogleich einen andern Wagen zu nehmen, was bei meinem Berufe niemandem auffällt, und ich begleite Sie nach jeder Richtung, die Sie wünschen, im Fall Sie meine Gesellschaft für vorteilhaft halten.«

»Gewiß,« antwortete der Rittmeister, »wenn Sie mir erlauben, als Ihr Gehilfe mitzufahren; einige Meilen von hier finde ich auf dem Gute eines Bekannten ein Pferd, von da helfe ich mir weiter.«

Als der Doktor seinen Begleiter glücklich durch die feindlichen Kommandos gebracht hatte und am späten Abend nach Hause kam, fand er eine Gestalt auf der Treppe sitzen. Die Erscheinung machte Platz, stieg aber hinter ihm die Stufen herauf. Es war ein Mann in einem Bauernmantel, der mit abgezogenem Hut in das Zimmer trat. Der Doktor erkannte den flüchtigen Knecht, der ihm die Nachricht von der verlorenen Schlacht zugetragen hatte. Hans drehte den Hut in den Händen. »Ich wollte Sie nur fragen, weshalb Sie mir damals das Geld auf den Weg geworfen haben.«

»Weil ich dir das Geld geschenkt hatte, und weil ich annahm, daß du nicht auf redlichem Wege erworben hattest, was du mir zurückgeben wolltest; vor allem aber, weil mir mißfiel, daß du dich über das Unglück unserer Soldaten freutest.« Der Mann sah vor sich nieder. »Herr Doktor, ich will auch unter die Soldaten gehen, wenn Sie meinen.«

»Du? Wie kommst du zu dem Entschluß?«

Hans holte tief Atem. »Mir ging die Geschichte im Kopfe herum. Ich bin kein schlechter Kerl, und Sie sollen mich nicht dafür halten. Aber ich lasse mir nichts Unrechtes gefallen, und ich war damals im Zorn über die großen Herren. Jetzt sehe ich, wie die fremden Spitzbuben mit unsern Bauern umgehen. Hafer, Stroh und Heu ist weg, Pferde und Kühe, Gänse und Hühner sind weg, und wie haben sie die armen Leute mißhandelt! Da fiel mir ein, daß sie kein Recht dazu haben. Letzten Sonntag hatte ich mich auf das Gut des Kammerherrn geschlichen und sah von weitem, wie mein Mädchen zur Kirche ging. Ich wagte mich auch hinein, bevor die Türe zugemacht wurde, und stand ganz hinten. Da hörte ich, wie der Prediger zuletzt seine Bitten sprach für das gequälte und geängstigte Land. ›Wer helfen kann, der helfe‹, sagte er; ›die beste Hilfe aber ist beim Herrn.‹« Hans faltete bei dem Bericht die Hände. »Sogleich fiel mir ein, daß ich auch helfen kann, ebensowohl mit dem Säbel, als mit der Trompete, und ich möchte Trompeter werden bei den Husaren. Am Abend sah ich aus meinem Versteck, wie ein verdammter Franzose, der auf dem Schlosse liegt, mit meinem Mädchen schöntun wollte, und das schlug dem Fasse den Boden aus. Die Hunde müssen fort, so oder so«, rief er. »Das meinte auch das Mädchen, als ich abends mit ihr zusammentraf. Sie klagte über die Dreistigkeit und verlangte, daß ich Sie befragen sollte.«

Der Doktor fühlte den Zorn des Mannes mit und verstand die Mahnung, welche auch an ihn selbst gerichtet wurde. »Du hast jetzt noch weniger gutes Leben unter den Soldaten zu erwarten, als zu anderer Zeit: schweren Dienst, schlechte Kost und tägliche Gefahr.«

»Das tut mir nichts,« antwortete Hans, »ich war unter den Paschern, Herr; dort heißt‘s auch, heut‘ trinken und morgen sinken, und ich wollte fragen, ob Sie mir zu den Husaren helfen können.«

»Kannst du dich einige Tage in der Nähe aufhalten, ohne von der Obrigkeit gefaßt zu werden, so gehe ich selbst mit dir in das Gebirge.«

»Ich wünsche mir nichts besseres,« rief Hans erfreut, »wenn Sie mir sagen wohin, so führe ich Sie über die Berge auf Wegen, die kein Franzose betritt.«

Am Morgen suchte der Doktor seinen Freund auf, welcher mit stillem Anteil einen Schmerz beobachtet hatte, dessen Grund ihm der andere verbarg. »Ich verlasse die Stadt auf mehrere Wochen und gehe nach der Grafschaft; dort fehlen in den Lazaretten die Ärzte, und die Not ist groß. Während meiner Abwesenheit soll mein Vetter, der als junger Arzt in der Hauptstadt lebt und nach Wissen und Charakter durchaus Vertrauen verdient, mich hier vertreten. Er wird noch heut eintreffen. Fragen Sie nicht, mein Freund, was mich bestimmt, jetzt von hier zu gehen; vielleicht kommt der Tag, wo ich gegen Sie ohne Schmerzen davon reden kann.«

Der Einnehmer faßte seine Hand: »Wenn ein gewissenhafter Mann wie Sie solchen Entschluß faßt, so muß er gehen, und es nützt nichts, Worte darüber zu machen. Aber sobald Sie dürfen, kehren Sie zurück; denn es gibt Leute hier, kranke und gesunde, welche Sie jeden Tag vermissen werden.«

Darauf besprachen die beiden, was für die Reise durch feindliche Truppen nötig war.

Der Einnehmer sah dem Scheidenden von der Treppe ernsthaft nach. »Du bist nicht der einzige, der mit sich herumträgt, was ihn plagt.« Er griff rückwärts nach seinem Zopf. Darauf gebot er der Haushälterin, den Friseur zu holen. Als der Alte eintrat mit der demütigen Vertraulichkeit, zu der sein Beruf berechtigte, sah ihn der Einnehmer feindselig an: »Blaschke, schneide Er mir den Zopf ab. Ich will mit seinesgleichen nichts mehr zu tun haben.«

Blaschke erschrak sehr und sein großer Beutel fiel auf die Diele. Denn die Zahl der Zöpfe, welche er band, wurde mit jedem Jahre kleiner, und das ansehnliche Geflecht des Einnehmers erschien ihm zuweilen als das letzte Tau, welches seine Kunst in den empörten Wogen der neuen Zeit vor dem Untergang bewahren könnte. »Aber Herr Einnehmer«, bat er.

»Fort mit dem Zopf und fort mit Ihm selbst«, gebot der grimmige Kunde zum zweitenmal. »Er ist ein Spion.«

»Hochverehrter Herr Einnehmer«, flehte der entsetzte Blaschke, »Sie kennen mich doch seit vielen Jahren als einen redlichen Bürger.«

»Einer von Seinem Handwerk hat eine Festung an die Franzosen verraten, und Er würde es auch tun. Er ist an mir und meinem Zopf zum Judas geworden. Gesteh‘ Er zur Stelle, wer hat Ihn bestochen, damit Er zutrage, was bei den Honoratioren und in der Bürgerschaft zu erhorchen ist. Wenn Er nicht alles bekennt, so schneide ich den Zopf eigenhändig mit der Papierschere ab und werfe den Zopf und den Blaschke zum Fenster hinaus.«

Der Alte legte die Hand auf das Herz: »Niemals hat mir jemand einen solchen Antrag gestellt«, beteuerte er in ehrlicher Entrüstung.

Der Einnehmer stillte ein wenig seinen Zorn: »Es wäre auch unnötig; Er schwatzt ohnedies gegen jedermann alles aus, was Er weiß.« Er setzte sich: »Abgeschnitten aber wird doch. Fortan Tituskopf, Blaschke, die Welt ist zu schlecht.«

»Herr Einnehmer, mir ist zumute, wie bei einem Begräbnis«, klagte der Friseur und hielt mit unsicherer Hand die Schere.

»Welcher von den dreizehn Zöpfen in der Stadt mag wohl einem Franzosen gehören?« fragte der Einnehmer mit plötzlicher Milde.

»Kein einziger, das kann ich als Vaterlandsfreund attestieren.«

»Der pensionierte Rat drüben ist ja wohl auch ein guter Preuße?«

»Der gehört zu den besten; Sie glauben gar nicht, mit welcher Verachtung er von dem Feinde zu mir redet.«

»Mein alter Blaschke unterhält sich also gern über allerlei mit dem braven Manne?«

»Ja, das gestehe ich aufrichtig.«

Der Einnehmer wandte sich um und sah den Alten fest an: »Er hat neulich bei mir den reisenden Händler gesehen. Als der Herr Rat von da drüben wegen dieses Kaufmanns mit Ihm sprach, und Ihn ausfrug, was hat Er dem Herrn Rat berichtet?«

»Nichts als die volle Wahrheit,« antwortete der Friseur gekränkt: »daß ich den Fremden frühmorgens bei dem Herrn Einnehmer fand, und daß der Fremde mir hier auf dem Sofa als ein hübscher Herr erschien, der recht militärisch aussah.« Und schlau fuhr er fort: »Ich sah auch später, als er in den Wagen stieg, daß er etwas Schweres hereinhob und daß er Pistolen bei sich hatte.«

Der Einnehmer pfiff vor sich hin. »Es ist richtig. Der Zopf ist schuld, daß ich den Franzosen in der Hauptstadt angegeben bin. Fort mit den Haaren und fort mit Ihm selbst!«

Am Nachmittag richtete sich Herr Köhler so ein, daß er zu einer Stunde, wo Minchen von Buskow auf dem Stadtwall zu gehen pflegte, ihr begegnete. »Bitte, Fräulein, bewundern Sie dort unten die goldenen Ränder der schwarzen Wolke.« Er trat mit ihr zwischen die Bäume.

Das Fräulein sah neugieriger auf die neue Haartracht, als auf die Wolken. »Es gibt wieder Regen.«

»Wohl möglich«, bestätigte der Einnehmer und hob vor ihren Augen seinen Finger. »Sollten Sie einmal an Ihren Günstling Schwarz oder Neger schreiben, so bitte ich, ihm mitzuteilen, daß ich von jetzt ab auf einer anderen Behandlung bestehen muß. Die Besuche nicht mehr in meiner Wohnung, sondern im Amtslokal und nicht allein, sondern mit wenigstens zwei Begleitern, ihre Uniformen unter dem Zivilmantel erkennbar. Ich muß auch fordern, daß mir eine bis zwei Pistolen auf die Brust gesetzt werden, und bitte nur dafür zu sorgen, daß keine Kugeln darin sind, damit nicht durch Zufall ein Unglück geschieht. Am Ende des Besuches jedoch, bevor die Herren auf ihren Wagen steigen, darf eine Kugel in die Wand gefeuert werden.«

»Was ist geschehen?« fragte das Fräulein erstaunt.

»Ein Besuch, den der erwähnte Herr mir abgestattet hat, ist in der Hauptstadt angezeigt worden, und ich erhielt von einem Beamten eine klägliche Warnung. Da der Kaiser sich unsere Provinz angeeignet hat und unsere hohen Behörden so pflichtgetreu sind, ihm dabei jeden Vorschub zu leisten, so sollen auch wir gezwungen werden, ihm die Steuern in seine Tasche zu liefern. Wer sich nicht fügt, wird beseitigt. Man behauptet, daß Ihr Schwarzer hier Kassengelder erhoben hat. Das Morgenrot der Freiheit geht endlich bei uns auf, liebes Fräulein, und es fehlt in dieser Stadt und Umgegend nicht an Lerchen, welche die neue Sonne ansingen. Auch wer Briefe schreibt, mag sich hüten.« Das versprach das Fräulein. Als aber der Einnehmer beim Abschiede fragte: »Nun, wie gefällt ›Quintus Fixlein‹?« Da antwortete sie ehrlich: »Herr Einnehmer, das ist mir zu hoch.«

 

»Wie ist das möglich?« fragte Herr Köhler enttäuscht.

»Ich bin ein einfaches Soldatenkind. Seit die liebe Mutter starb, habe ich dem Vater und dann meinem armen Bruder gekocht, gestrickt und genäht, denn das Bügeln war für mich zu schwer, und bin wenig mit Büchern umgegangen. Wenn ich einmal lese, so sind mir die Reisebeschreibungen am liebsten; dabei denke ich, daß ich mich auch in der Fremde durchschlagen könnte, wie Robinson. Dann laufe ich in meinen Gedanken mit Papagei und Sonnenschirm durch den Busch und freue mich über die vielen Lama, welche um mich herumspringen. Die Wilden würden dem kleinen Wichtel nichts tun.«

Sie war so anmutig in ihrer Einfalt, daß der Einnehmer nichts Feindseliges zu erwidern vermochte, und auf dem Heimwege seiner Menschenfreundlichkeit nur den bedauernden Ausdruck gab: »Schade, jede Poesie fehlt.«

6. Der Räuber Moor

Es war ein heller Morgen des beginnenden Frühlings, die Sonnenstrahlen streiften in der frischen Bergluft mit wohltuender Wärme die Wange des Reisenden. An den gefrorenen Gleisen des Waldweges hing weißer Reif, aber Zweige und Blattknospen des Laubholzes ragten glatt und rund, gefüllt mit geheimem Leben, unter den Bäumen sproßte das junge Grün und um kleine weiße Blüten flogen die ersten Schmetterlinge. Die Amsel pfiff ihr Lied und hinten im Walde krächzten die Krähen, sonst war es still, kein Mensch auf den Feldern und Wegen zu sehen. »Halt, wer da!« rief ein Posten, hinter dem Busch hervortretend. Der Wagen, welcher den Doktor mit seinem Begleiter bis hierher geführt hatte, hielt an und sie wurden einen mäßigen Hügel hinaufgeführt, dessen freie Höhe mit jungen Fichten umwachsen war.

Auf der Höhe empfing sie ein Offizier. Als er Namen und Begehr des Doktors erfahren hatte, sagte er: »Sie treffen den Generalgouverneur in der Nähe, ich schicke Sie sogleich zu ihm.« Aber schon kam der Rittmeister aus der Umgebung des Grafen ihm entgegen: »Seien Sie gegrüßt und dreimal willkommen, wenn Sie bei uns bleiben.« Im nächsten Augenblick stand der Doktor dem Grafen gegenüber; er sah eine hagere Gestalt von mittleren Jahren, das Antlitz bleich, die Wangen etwas eingesunken, zwei große Augen, welche hell und glänzend in die Welt blickten.

»Sie kommen ersehnt«, begrüßte ihn der Gouverneur mit freundlicher Stimme, »und werden finden, daß Sie vielen wohltätig sein können. Ein edler Mann Ihres Berufes, der aus der Hauptstadt zu uns durchdrang, ist schwer erkrankt und wir müssen seinen Beistand entbehren; nichts aber fehlt unseren armen Leuten so sehr, wie ärztliche Hilfe, und die Krankheit, gegen welche wir ratlos sind, wird uns schädlicher als der Feind. Der Rittmeister sagt mir, daß Sie entschlossen sind, uns auch mit den Waffen zu dienen; Sie sind uns aber am wertvollsten als Arzt, und ich bitte Sie, Ihren Beruf bei uns zu üben. Auch bei mir selbst«, fügte er lächelnd hinzu. Da der Doktor sich bereit erklärte, fuhr er fort: »Wer sicheres Leben aufgibt, um zu uns in die Berge zu kommen, der hat ein Recht darauf, daß wir ihn wie einen werten Freund empfangen. Indem ich Sie auffordere, unserem König das Gelöbnis der Treue in meine Hand abzulegen, begrüße ich Sie als Kameraden. Alle sind wir durch diesen Eid zueinander gesellt wie Bundesbrüder, und dieselbe brüderliche Gesinnung, die wir Ihnen entgegenbringen, werden Sie, wie ich hoffe, auch uns erweisen.« Seine Augen flogen über den Kreis der Offiziere, welche um ihn versammelt waren, und hafteten mit so seelenvollem Ausdruck auf dem Doktor, daß diesem vorkam, als ob er vor einem Mann von ungewöhnlicher Herzensgüte stehe. Er legte das Gelöbnis in die Hand dessen ab, der jetzt auch für ihn der höchste Befehlshaber wurde, und wandte sich dann sofort, um seinen Beruf zu üben, zu einem Husaren, der einen Schuß durch das Bein erhalten hatte, und an einen Baum gestützt zur Seite lag. Der Graf warf einen zufriedenen Blick nach ihm, dann sprach er zu seinem Gefolge.

Einzelne Offiziere kamen heran, den Doktor zu begrüßen, auch seine Kunst in Anspruch zu nehmen. Unterdes sah er in der Nähe den Gouverneur, welcher Nachrichten empfing und absandte, und beobachtete die schnelle und feste Weise des Mannes und die Gewandtheit, mit welcher er jeden behandelte.

Vor dem Aufbruch trat der Gouverneur wieder zu ihm: »Als der Adjutant mir von Ihrer Absicht erzählte«, begann er vertraulich, wie zu einem jüngeren Kameraden, »waren Sie mir nicht ganz fremd, denn Ihr Name stand bereits eingezeichnet in die Zahl derer, auf welche wir uns in Notfällen gern verlassen möchten.« Und da der Doktor ihn verwundert ansah, fuhr er fort: »Gute Freunde senden uns zuweilen die Namen solcher, welche nach ihrem Charakter geeignet sind, für uns Opfer zu bringen. Und Sie waren in Ihrer Stadt nicht sicher, daß nicht bei Gelegenheit einer von uns bei Ihnen angeklopft hätte, als bei dem Manne, der sein Vaterland liebt. Das große Unglück hat viel Schwäche und Mutlosigkeit zutage gebracht, aber im Heer und im Volke auch viel Treue und dauerhafte Kraft. Sie ist für uns in diesen Bergen die beste Hilfe, die kann der böse Feind uns nicht nehmen, und um dieser Gerechten willen wird der Himmel uns nicht verderben, sondern aus unseren Prüfungen siegreich hervorgehen lassen.«

Und lächelnd setzte er hinzu: »Das sind hohe Worte bei geringer Macht, denn wer uns jetzt sieht, ohne uns zu kennen, der kann uns wohl mit Freibeutern oder Räubern vergleichen.«

»Das geschieht auch von solchen, welche nicht hier waren«, versetzte der Doktor, und erzählte von den Klagen eines alten Soldaten aus König Friedrichs Zeit.

Der Graf lachte: »Es gibt viele, die deshalb über uns klagen werden. Aber der Stock, die Fuchtel und das Gassenlaufen waren auch nicht immer da, sie kamen als revolutionäre Neuerungen in die Welt, und sicher haben damals viele alte Krieger den Untergang alles kriegerischen Heldenmutes von ihnen befürchtet.«

Auf dem Wege nach der Festung, welcher der Doktor im Gefolge des Gouverneurs zufuhr, übersah er mit größerer Muße die Gesellschaft, in welcher er sich befand; der Graf hatte nicht ohne Grund an die Räuber gedacht, denn das Aussehen der Offiziere und Gemeinen war ungewöhnlich und durchaus gegen das Reglement: entschlossene Mienen und kriegerische Gestalten, mehr als eine von edler ritterlicher Haltung, aber nach den Uniformen aus allen Truppenteilen zusammengesetzt, jede Art von Husarendolman und Kopfbedeckung, sogar bayrische Uniformen notdürftig zugerichtet, die meisten einander nur darin gleich, daß sie durch Regen und Sonne, durch Biwak und feindliche Waffen entfärbt und durchlöchert waren. Auch die Pferde waren zum größten Teil aus dem Lande zusammengerafft oder vom Feinde erbeutet, viele unansehnlich und strapaziert durch übermäßigen Gebrauch.

In seinem Berufe fand der Doktor große Aufgaben und schwere Arbeit. Nicht alle Lazarette waren in der Stadt und in der darüber liegenden Festung, mehrere hatte der Graf mit gutem Grunde an anderen Orten der Grafschaft eingerichtet, und die Sorge dafür wurde durch die Entfernung erschwert. Kaum in einem der Lazarette gebot ein gelernter Arzt, Typhus und bösartige Fieber herrschten in allen, überall war kaum das Notdürftigste für die Verpflegung eingerichtet. Da kam dem Doktor zugute, daß er in Paris die Einrichtungen kennengelernt hatte, welche damals für die besten galten. Bald gewann er durch seine Vorschläge und das sichere Wesen, das er bei der Anordnung bewies, das ganze Herz des Gouverneurs. Und er hatte so viele Gelegenheit, zu helfen und zu retten, daß er am Abend oft todmüde, und doch in gehobener Stimmung, zu seinem kleinen Quartier in der Stadt zurückkehrte. Nach wenigen Tagen wurde ihm in der Nähe des Gouverneurs ein Feldbett aufgeschlagen.

Der Graf selbst erfuhr auf seine Frage, daß er ernsthaft krank sei, und daß sein Leiden, wenn er sich nicht mehr schone, für ihn verhängnisvoll werden müsse.

»So dürfen Sie nicht zu mir reden,« sagte er gutlaunig, »Schonung und Pflege sind unmöglich, und ebensowenig darf ich unbrauchbar werden, solange der Krieg dauert; von Ihnen also fordere ich, daß Sie mich zwischen Szylla und Charybdis durchsteuern.« Und den Arzt aufmerksam betrachtend, auf dessen erblichenen Wangen man die übergroße Anstrengung lesen konnte, setzte er hinzu: »Gern bäte ich, wenn ich Erfolg hoffte, daß auch Sie vor einer Niederlage sich in acht nehmen. Ich vermag im Notfall noch zu kommandieren, wenn ich auf dem Kissen liege, was soll aber aus unsern armen Kranken werden, wenn Sie nicht zur Stelle sind? Doch wieviel Sie auch in den Hospitälern zu tun haben, ich muß Sie noch außerdem für mich in Anspruch nehmen; eine Stunde des Abends müssen Sie mir opfern und sich gefallen lassen, daß Ihr Patient Ihnen vorklagt.«

Der Doktor merkte bald, wie edelherzig dieser Befehl war. Jedesmal, wenn er kam, fand er durch den alten Diener zwei Kuverts gedeckt, dann mußte er mit dem Grafen zum Abendessen niedersitzen. In dieser Zeit sprach sein Chef vertraulich zu ihm wie zu einem jüngern Bruder, zuweilen von der Politik, lieber von seinen persönlichen Freunden und von allerlei Menschen, die er kennengelernt hatte. So brachte er den Gast dahin, auch seinerseits zu erzählen, was ihm durch das Gemüt gezogen war.

Er entließ ihn nach einem solchen Abend mit einem Händedruck: »Das ist meine Kur. Sie haben mir meine Arznei gereicht, jetzt vermag ich wieder zu arbeiten.«

Durch dies Vertrauen gewann der Doktor zuweilen Einblick in das stille Triebwerk der Politik, und seine Verwunderung wurde immer größer über den Umfang der Tätigkeit, welche vom Kabinett des Gouverneurs ausging. Denn dorthin kamen Nachrichten aus allen Teilen der Provinz, Briefe vom Kaiserhofe in Wien, vom Auswärtigen Amte Englands, aus der Umgebung des russischen Kaisers; dazu vertraute Mitteilungen aus dem Hauptquartier in Ostpreußen, und andere aus der Residenz, welche oft auf seltsamen Umwegen eingingen, manche in einer Chiffreschrift geschrieben, zu welcher der Graf allein die lösenden Zeichen kannte. Dazwischen jede Art von militärischen Berichten und Projekten.

Draußen fand sich der Doktor mitten in das stürmische Treiben eines Feldlagers versetzt; in dem engen Raume der Festung Glatz drängten sich fast alle zusammen, welche mit Tat und gutem Rat zu helfen bereit waren. Vornehme Gutsbesitzer, zuweilen aus weit entlegenen Kreisen, kamen und gingen, brachten Nachrichten und nahmen geheime Aufträge mit sich. Höhere Verwaltungsbeamte der Provinz arbeiteten in engen Büros, die in einer Zimmerecke eingerichtet waren; ein oberster Gerichtshof sprach auch in bürgerlichen Händeln Recht; ihn hatte der Graf eingerichtet, weil er die Urteile, welche von den Obergerichten der Provinz im Namen des fremden Kaisers erlassen wurden, als nichtig behandeln mußte. Bei diesem Gericht fand der Doktor seinen Assessor aus der Kreisstadt beschäftigt. Und wer aus den überfüllten Häusern auf die Gassen trat, der stieß auch hier auf eine Menge abenteuerlicher Gestalten: Schmuggler von der nahen Grenze, welche ihre Ladungen in die Magazine geliefert hatten, Soldaten von fast jedem Regimente des Heeres, wie sie sich aus der Gefangenschaft gelöst oder durchgeschlagen hatten, Freiwillige aus allen Ständen der Bevölkerung, die sich zum Dienst anboten, Treiber, welche Schlachtvieh herbeiführten, jüdische Lieferanten mit ihren Proviantwagen. In den Werkstätten schnitten, nähten und hämmerten dichtgedrängt die Handwerker bis in die Nacht, auf allen Plätzen wurde exerziert, und noch des Abends klangen überall, wo Soldaten einquartiert waren, die Hörner, Trompeten und Pfeifen der Musiker, denn jede der neugebildeten Kompanien und Schwadronen war stolz auf eigene Musik, und sie wurde ihr gern gestattet, nur daß ihre Musiker auch als Soldaten fechten mußten. Unter den eifrigsten war Hans, der in der Schwadron des Rittmeisters sofort zu einer Trompete gekommen war und wenige Wochen nach seinem Eintritt vor dem Doktor an seinen Säbel schlug und stolz meldete: »Der war heut zum erstenmal dabei.« In dem engen Raume stießen die Menschen, so verschieden an Vergangenheit und Bildung, oft hart aneinander, aber obenauf war bei Offizieren und Gemeinen eine trotzige Zuversicht zur eigenen Kraft und Vertrauen zu der Führung.

 

Mit Befremden sah der Doktor in den ersten Tagen einen Offizier, der ihm scheu aus dem Wege ging, den Reiterleutnant vom runden Tisch, und er versagte sich nicht, den Rittmeister nach seiner Brauchbarkeit zu fragen.

»Ich habe ihn unter den andern tüchtig einhauen sehen«, sagte dieser gleichgültig. »Diese Art Mut hat er, zu selbständigem Kommando würde ich ihn ungern verwenden; er ist weichlich erzogen, um seine Person besorgt und braucht eine Stunde zum Anziehen.«

Aber an einem der nächsten Tage redete der Baron den Arzt an: »Sie haben mich damals gesehen, wo ich meine Pflicht nicht tat; es war mein erstes Kommando, bei welchem ich mit einem Feinde zusammentraf. Der Gedanke an den Morgen läßt mir seit der Zeit keine Ruhe. Wenn jetzt hier die nähern Umstände bekannt würden, müßte ich mir eine Kugel vor den Kopf schießen. Ich bitte also, schweigen Sie gegen jedermann.«

Wenn der Arzt mitten in der Nacht aus einem seiner Lazarette ins Quartier ging, sah er in dem Arbeitszimmer des Grafen immer noch Licht und zuweilen den Schatten einer auf und ab schreitenden Gestalt. Da sagte er dem Grafen bei der nächsten Zusammenkunft: »Das darf ich als Arzt nicht dulden!«

»Lagen Sie zu Bett, als Sie es sahen?« antwortete der Gouverneur.

»Ich hatte einen schweren Fall.«

»Ich auch«, versetzte der andere heiter. »Aber wir tun, was wir müssen, nicht auf gleiche Weise. Ich tummle mich in diesem Wirrwarr mit leichtem Sinn, Sie aber ernsthaft und mit schwerem Mut; und wenn Sie einmal ausruhen, so sehen Sie in sich gekehrt aus, als ob die Welt rings um Sie leer wäre.«

»Solchen Ernst, den ich auch in meinem Vornamen mit mir herumtrage, habe ich wohl von meinem Vater geerbt«, antwortete der Doktor.

Der Graf rückte ihm den Stuhl, schenkte ihm das Glas voll und legte sich auf dem Sofa zurück. »Erzählen Sie mir von Ihrem lieben Vater.«

Das tat der Doktor gern. Lange bevor er geendet hatte, hielt der Graf, neben ihm sitzend, seine Hand fest. »Ich danke Ihnen, mein Freund. Und jetzt will ich erfahren, was Ihnen unter uns leichten Husaren das Herz schwer macht.«

So vieler Freundlichkeit konnte der Doktor nicht widerstehen. »Ich hatte ein Mädchen lieb gewonnen; es war das erste frische Aufblühen einer innigen Neigung, und die Geliebte wurde mir plötzlich entfremdet.« Er berichtete von dem Überfall und der Verlobung im Pfarrhaus, wie ihm der Geistliche erzählt hatte. Der Graf hörte zu, ohne durch eine Frage zu unterbrechen. Als der Erzählende zu den Worten kam, welche der Franzose bei dem Ringwechsel gesprochen, fiel ihm die Spannung im Gesichte des Hörers auf. Nachdem er geendigt hatte, saß der Graf einige Augenblicke in Nachdenken. »Man sucht bei solcher auffallenden Tat nach den Beweggründen. Ein toller Streich, wie man ihn etwa einem verwegenen Fähnrich zutrauen könnte, scheint dies nicht zu sein. Ist die Demoiselle das, was man eine Schönheit nennt?« – »Ich glaube, ja«, versetzte der Doktor. – »So war es dies«, schloß der Graf. »Daß der Vater die Nichtigkeit einer solchen Verlobung nicht sogleich und nicht in der nächsten Zeit betont hat, dürfen Sie dem armen alten Herrn, der bis auf den Tod bedrängt war, nicht als übergroße Schwäche auslegen. Zunächst kommt es doch darauf an, wie das Fräulein selbst die Sache ansieht.«

»Ich habe sie durch den Vater bitten lassen, mir ihr Vertrauen zu schenken, sie ist nicht darauf eingegangen; sie verhüllt ihre Seele auch vor mir, und darüber traure ich. Ich hatte freilich noch kein Anrecht auf so hohes Vertrauen.«

»Auch Schüchternheit und Scham können ein unschuldiges Weib, dem geliebten Manne gegenüber, zum Schweigen veranlassen. Und von dieser Seite ist noch nichts verloren. Dagegen scheint mir dieser französische Rittmeister wohl wert, daß man sich nach ihm erkundige. Vielleicht kann ich Ihnen Auskunft verschaffen. Unterdes lassen Sie sich‘s gefallen, daß ich mich Ihnen in der Rolle eines Vertrauten aufgedrängt habe, und entsagen Sie der Hoffnung nicht so hartnäckig, wie bisher.«

Nach einer Zusammenkunft mit dem französischen General, welcher die gegenüberliegenden Truppen befehligte, rief der Graf am Abend seinem Tischgenossen entgegen: »Heut war ich Ihnen noch dankbarer, als ich wohl sonst bin, denn Sie haben mir die unvermeidlichen Viertelstunden der Konversation mit dem Franzosen erleichtert. Ich habe Auskunft über den Kapitän erhalten. Also, jene Szene im Pfarrhause hat den Prinzen und die Generalität weit mehr beschäftigt, als anzunehmen war. General Lefebre selbst war genötigt, deshalb beim Prinzen die Lärmtrommel zu schlagen, nicht wegen des Zweikampfes, sondern weil Herr Dessalle damals in seinem Zorn das gesamte Offizierkorps eines deutschen Rheinbundstaates vor den Ohren der Mannschaft und anderer Zuhörer mit sehr bedenklichen, respektwidrigen Ausdrücken bezeichnet hatte. Durch den zweiten Offizier, der sich vorsichtig dem Säbel des Kapitäns entzogen hatte, und durch die Unteroffiziere wurde dies nach dem Todesfalle zur Anzeige gebracht, die höheren Offiziere aber begingen in patriotischem Grimm die Taktlosigkeit, wegen dieser Ehrenkränkung Klage beim Oberkommando zu erheben. Prinz Jérôme vernahm in seiner Weise lachend und wohlgefällig das Abenteuer und dachte offenbar von dem Kapitän darum nicht schlechter, weil er den deutschen Tölpeln eins versetzt hatte. Um seinen Günstling aber den weiteren Folgen zu entheben, und die Angelegenheit durch Hinziehen zu beendigen, sandte er ihn mit Briefen an den kaiserlichen Bruder. Dies ist der Grund, weshalb der Offizier vom Horizont verschwunden ist und während dieses Feldzuges schwerlich in unserer Provinz erscheinen wird. Das letztere wenigstens ist günstig«; – und ernsthaft fügte er hinzu – »der Kapitän gilt, soweit dem Urteil meines Berichterstatters zu trauen ist, für einen Mann von Ehre; er ist durch eigene Tüchtigkeit heraufgekommen.«

Der Doktor saß in düsterem Schweigen, und der Graf fuhr ermutigend fort: »Denken Sie jetzt auch an die Freuden und Sorgen des nächsten Tages. Hundert gute Monturen sind heut früh von den Husaren eingebracht worden. Wir sollen Armeen aus der Erde stampfen und ein Kornfeld bauen auf der flachen Hand; das wird uns nicht leicht, doch viele helfen mit Freuden. Hätten wir nur eine Million Taler und sechs Monate Zeit, dann wollten wir Waldläufer uns sehen lassen.« Und er begann, vertraulich von seinen Plänen für die Ausrüstung zu erzählen, bis der andere das eigene Leid vergaß.

Ja, es war eine endlose, mühevolle Arbeit. Alles fehlte. Am wenigsten noch die Mannschaft. Die Treuen kamen zum Teil aus weiter Ferne, sogar aus den süddeutschen Fürstentümern, welche einst zu Preußen gehört hatten. Auch an Kompanieoffizieren war kein Mangel, von allen Waffen stellten sie sich ein, manche von zweifelhaftem Wert, aber auch nicht wenige der Besten, deren Name in späteren Jahren von Mund zu Mund ging. Doch weit schwerer als die Menschen war die Ausrüstung zu beschaffen. Wo das Pulver finden? Der Graf ließ eine Pulvermühle errichten, bald fehlte dafür der Salpeter; Schmuggler trugen mit Lebensgefahr einzelne Zentner auf dem Rücken über die österreichische Grenze. Zuletzt ließ der Gouverneur gar durch Streifpartien das Sprengpulver aus den Bergwerken, welche jetzt für den Feind fördern mußten, entführen. Wo die Musketen hernehmen? Die Gewehre, welche heimlich in der Landschaft gesammelt wurden, hatten jede Art von Kaliber, und es waren meist leichte Jagdflinten, im Krieg auf die Länge gar nicht zu gebrauchen; fast an jeder mußte repariert und gebastelt werden. Der Graf richtete deshalb auch eine Gewehrfabrik ein, aber natürlich vermochte diese nicht sofort Großes zu leisten. Woher das Tuch und Leder holen für Monturen und Riemenzeug? Woher endlich die Kavalleriepferde, seit der Feind den ganzen Winter über die Tiere aus den Ställen geholt hatte, darunter Gespanne, die der Landwirt nicht entbehren konnte. Und über allem, woher das Geld nehmen für den Sold der Festungstruppen und des kleinen mobilen Heeres? Ohne Geld und Löhnung war keine geordnete Verpflegung möglich, und wenn die Leute hungern mußten, liefen sie wieder auseinander. Die Geldsummen, welche durch patriotische Männer herzugebracht oder durch treue Steuereinnehmer den behenden Boten des Grafen ausgeliefert wurden, auch einzelne Sendungen, welche der Graf durch unermüdliches Schreiben von Wien und London zu erhalten wußte, reichten gerade von einer Woche zur andern, die Vermittler und Agenten waren zum Teil unsicher, und Veruntreuungen blieben nicht aus.