Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western

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19

Drei Tage lang überlegte Cunningham, wie er es anstellen sollte - er besaß keine Pferde, die er dem Häuptling anbieten konnte. Er spielte schon mit dem Gedanken, ihm sein Spencer-Gewehr zu schenken. Da kam ihm der Zufall zur Hilfe.

Ein Jäger entdeckte die Spuren eines Grizzlys unweit des Lagers. Die Nachricht versetzte die Cheyenne in Angst und Schrecken. Wachen wurden aufgestellt.

Cunningham warf sich seinen Fellmantel um und schulterte sein Gewehr. Er deckte sich mit Proviant für drei Tage ein. Der halbe Stamm stand vor den Tipis und sah ihm nach, als er in den Schnee des Bergwaldes stapfte.

Einen Tag und eine Nacht verfolgte er den ausgehungerten Bären. Endlich griff das Tier ihn an. Er tötete es mit einem einzigen Schuss. Völlig erschöpft kehrte er nach drei Tagen ins Lager zurück.

Er schlief zwei Stunden, schlug sich den Bauch mit geräuchertem Fisch voll und kehrte mit vier jungen Cheyenne in den Wald zurück. Einen Tag später brachten sie den steifgefrorenen Bären ins Lager und legten ihn vor dem Tipi des Häuptlings ab. Kleiner Bär trat heraus und bestaunte die Jagdbeute.

"Fleisch, um deine Sippe über den Rest des Winters zu bringen, und ein Bärenfell für das Lager des Häuptlings", sagte Cunningham.

Der Häuptling blickte ihn erwartungsvoll an.

Cunningham gab sich einen Ruck. "Vielleicht sollte deine Tochter Blauer Vogel endlich mit einem Mann das Tipi teilen, der ihr zu essen gibt und sie warm hält."

Ein zufriedenes Lächeln flog über die sonst so stoische Miene des Häuptlings. "Der große Geist erdenkt sich mitunter sonderbare Wege für uns Menschen. Wer wollte sich ihnen entgegenstellen?"

Am Abend desselben Tages zog Bluebird mit ihren Habseligkeiten in Cunninghams Tipi ein...

20

Ein Sturm fegte über das nächtliche Fort Laramie. Lieutenant Tom Sherman stand am Fenster und blickte über die Dächer der Gebäude. Der Wind jagte Wolkenfetzen von den Rockys her über das Land. Die Schneehaufen unten im Exerzierhof des Forts waren sichtbar kleiner als gestern noch. Der warme Sturm schien ein Vorbote des Frühlings zu sein.

Sherman drehte sich um. Auf dem Tisch seines Büros flackerte ein dreiarmiger Kerzenleuchter. Zwei Unteroffiziere standen links und rechts des Tisches. Einer der beiden hielt einen Notizblock in der Hand, in dem er die Aussagen des vierten Mannes im Raum protokolliert hatte.

Der hockte zusammengesunken am Tisch, vor sich ein leeres Glas und eine halbvolle Flasche Whisky. Den billigsten, den Sherman in den Vorratskammern des Forts hatte finden können.

Eine ehemals bunte Pferdedecke lag über den Schultern des Mannes. Hinter sich, auf der Stuhllehne, hing ein langer Mantel aus Büffelfell. Das fettige blauschwarze Haar des Mannes war zu einem dicken Zopf zusammengebunden. Über die linke Schulter hing er bis zur Tischplatte hinunter und berührte das leere Whiskyglas.

Ein Sioux. Der Indianer hatte einen langen Ritt hinter sich. Einen Ritt, der sich für ihn lohnen sollte.

Sherman bewegte seinen langen, schlaksigen Körper zum Tisch, griff sich die Flasche und füllte das Glas fast bis an den Rand. "Trink noch etwas, das wird dir guttun."

Der Indianer setzte das Glas an die Lippen und leerte es bis zur Hälfte. Die beiden Sergeants sahen sich staunend an.

Der hochgewachsene Sherman ging zu dem Sekretär neben dem Fenster. Sein Hohlkreuz war trotz der sackartigen Uniformjacke nicht zu übersehen. "In Santa Fe also." Er zog eine Schublade auf und entnahm ihr eine gusseiserne Geldschatulle. "Also gut. Deine Informationen sind für uns sehr wichtig. Du hast dir deinen Botenlohn verdient."

Er entnahm der Schatulle fünfhundert Dollar in kleinen Scheinen. Zurück am Tisch, legte er das Geldbündel neben die Whiskyflasche. "Fünfhundert jetzt, und fünfhundert, wenn wir ihn geschnappt haben."

Der Indianer nickte, ließ das Geld unter seiner Pferdedecke verschwinden und leerte das Glas. "Zeigen Sie ihm einen Platz, wo er schlafen kann, Richard." Sergeant Richard Percel nickte. Zusammen mit dem Indianer verließ er den Raum.

Sherman trat wieder ans Fenster und blickte in das Unwetter hinaus. "Sagen Sie den anderen Bescheid, Joe. Sobald das Wetter sich bessert, brechen wir auf." Er drehte sich zu dem Sergeant um. "Suchen Sie gute Pferde aus. Es ist ein langer Weg nach Santa Fe. Und dass mir keiner in Uniform antritt..."

21

Auf der Tanzfläche neben dem Piano hoben die Mädchen ihre Röcke und zeigten ihre Beine. Die Männer - Cowboys, Eisenbahner, Farmer und reisende Händler - johlten laut und klatschten im Rhythmus der Musik in die Hände.

Jeden Abend wurde hier gesoffen und das Tanzbein geschwungen. Es war ein anderes Leben in Santa Fe, als in den kleinen Kaffs des Nordwestens oder in den öden Forts an den Hängen der Rockys oder im Grasland.

Shakopee betrachtete sich im Spiegel des Flaschenregals hinter der Bar. Er hatte sich das Haar bis weit über die Ohren gestutzt; ein prächtiger Schnurrbart wucherte über seiner Oberlippe. Man musste schon genau hinsehen, um das Halbblut in seinen Zügen zu erkennen.

Den Trapperhut, den sie ihm in der Army verpasst hatten, trug er noch immer. Aber sonst verriet nichts mehr den Sergeant des fünften US-Kavallerieregiments. Ein Wildledermantel hing über seiner Schulter. Er reichte fast bis an die Knöchel seiner schwarzglänzenden Stiefel.

Darunter trug er schwarze Hosen aus Bärenleder, eine schwarze Weste aus dem gleichen Material und ein fast weißes Leinenhemd. Links und rechts an seinen Hüften steckten zwei fabrikneue Remington-Revolver in den Halftern.

Neben seinem Barhocker lehnte eine Winchesterbüchse. Sein Vater hatte sie ihm geschenkt.

Die Waffen waren seine Werkzeuge, wenn man so wollte. Damit und mit dem Wallach, den er wie den Hut aus seinem Soldatenleben hinübergerettet hatte, verdiente er sein Geld. Und er verdiente nicht schlecht als Begleitschutz der Postkutschenlinie zwischen Santa Fe und San Francisco.

Schon den Winter hatte er in der Handelsmetropole in den südlichen Rockys verbracht. Allmählich fühlte er sich fast sicher hier. Fast.

Aber wie sollte einer wie Shakopee den Instinkt des Indianers und die Wachsamkeit des Kavalleristen jemals ablegen können? Beides rettete ihm an diesem Abend vermutlich das Leben.

Im Barspiegel erkannte er Sherman sofort. Auch wenn der keine Uniform trug. Es gab nicht viele solche Männer, die sich wie missratene Fragezeichen durch die Weltgeschichte bewegten. Und sein langes bärtiges Gesicht würde er unter Hunderten erkennen.

Die vier Männer, die hinter ihm den Saloon betraten, kannte er nur flüchtig. Ein Offizier, drei Unteroffiziere. Alle in Zivil. Wie Sherman.

Shakopee zog seinen Hut in die Stirn und wandte sich an das Mädchen auf dem Barhocker neben sich. Sie war so hässlich, dass sie schon den ganzen Abend mutterseelenallein an der Bar hing. "Ich glaub', ich hab' dich noch nie zu einem Drink eingeladen."

Ein Strahlen ging über ihr Vollmondgesicht. Er bestellte einen Bourbon und einen Kaffee. Im Spiegel des Flaschenregals sah er, wie die fünf Soldaten sich langsam durch die Menschenmenge schoben. Aufmerksam sahen sie sich um.

Der Wirt schob Bourbon und Kaffee über den Tresen. Das dralle Mädchen trank. Shakopee rückte an sie heran und legte den Arm um sie.

"Oh...", schnurrte sie und machte große Augen.

Er zog den Hut ab und drückte sein Gesicht gegen ihren fetten Busen.

"Gehen wir hoch?", flüsterte er.

"Zehn Dollar", sagte sie.

"Du verkaufst dich zu billig."

Er schob ein paar Münzen über den Tresen, fasste sie um die schwabbligen Hüften und zog sie zur Treppe. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Shermans Leute sich mit den Rücken gegen die Theke lehnten.

Stufe für Stufe schob er die Frau die Treppe hinauf.

"Aber ich hab' meinen Whisky noch gar nicht ausgetrunken", fiel ihr plötzlich ein.

"Ich hab's eilig", flüsterte Shakopee. "Wenn wir fertig sind, bestell' ich eine ganze Flasche..."

"Stehenbleiben, Shakopee!" Shermans Stimme gellte durch den Saloon, übertönte sogar das Piano. Shakopee wirbelte herum und riss seinen rechten Remington aus dem Halfter. Die Frau in seinem Arm schien zu Stein zu erstarren.

Zwei von Shermans Begleitern stürmten schon auf die Treppe zu. Shakopee stieß ihnen die Frau entgegen und gab einen Schuss ab. Von einer Sekunde zur anderen lag der ganze Saloon flach auf dem Boden.

Er stürzte ins nächstbeste Zimmer, riss das Fenster auf, rollte sich über das Vordach ab und landete direkt neben seinem Pferd im Straßenstaub.

Augenblicke später galoppierte er aus der Stadt. Sie schossen hinter ihm her. Aber genauso gut hätten sie hinter einem Hurrikan herschießen können...

22

Der Schnee war vollständig geschmolzen. Bei jedem Schritt sank man tief in den Waldboden ein, und der Gebirgsbach, einen Steinwurf weit vom Lager entfernt, hatte sich in einen reißenden Fluss verwandelt.

Der Wind blies von Tag zu Tag wärmer von den Berghängen herab, das Gras wucherte zwischen den Bäumen und die Sträucher des Unterholzes schlugen aus.

Kleiner Bär hatte die Ältesten vor seinem Tipi versammelt. Es ging um die Zukunft des Stammes. Kaum einer wollte einen zweiten Winter hier, zwischen den schroffen Berghängen, verbringen.

Cunningham war mächtig stolz, mitten in dieser erlauchten Versammlung zu sitzen. Als geachteter Jäger hatte er sich innerhalb weniger Monate einen Platz unter den Ältesten des Stammes erobert. Sogar der ewig knurrige Schamane respektierte ihn inzwischen.

 

Der Winter war hart gewesen. Aber später würde Cunningham ihn oft als die glücklichste Zeit seines Lebens bezeichnen. Er und Bluebird schwelgten geradezu im Glück. Bis zu diesem Tag.

Die raue Wirklichkeit brach in Gestalt eines greisen Mountainman in ihren Glücksrausch ein. Bergfuchs, Shakopees Vater. Er ritt ins Lager und verlangte Cunningham zu sprechen.

Man rief Gelbnacken aus der Versammlung. Er fand den Alten neben seinem Pferd im feuchten Gras sitzen. Der Mann wirkte müde. In seinen hellwachen Augen meine Cunningham etwas wie Sorge zu sehen.

"Mein Sohn will dich sehen, Cunningham", sagte er. "Die Bluthunde der Armee haben sich an seine Fährte gehängt. Und auch dein Leben hängt nur noch an einem seidenen Faden."

"Wessen Leben tut das nicht?", sagte Cunningham. "Erzähl mir mehr."

Er erfuhr, dass die Armee ihn wegen Hochverrats suchte. Und dass man ihn in Abwesenheit zum Tode verurteilt hatte. Vor seinem inneren Auge erschien das hasserfüllte Gesicht Colonel Roosters.

Cunningham bat den Häuptling, mit dem Mountainman reiten zu dürfen. Niemand unter den Ältesten hatte etwas dagegen. Jedem war klar, dass seine Anwesenheit im Lager den ganzen Stamm in Gefahr brachte.

"Warum musst du gehen? Ich verstehe es nicht..." Bluebird weinte, während sie ihm Proviant und Munition auf seinen Wallach packte.

"Ein Mann, der mich hasst, hat mich beschuldigt, ein Verräter zu sein. Ich muss mich verteidigen."

Bluebird erschrak. "Und wenn sie dir nicht glauben?"

"Sie werden mir glauben."

Sie warf sich an seine Brust und klammerte sich an ihm fest. "Wenn du nicht wiederkommst, wird mein Herz brechen."

"Ich werde wiederkommen, ich versprech' es dir." Er küsste sie und bestieg sein Pferd. Hundertmal sah er zurück, während er hinter dem alten Trapper den Berghang hinaufritt. Und hundert Mal sah er sie am Rande des Lagers stehen und winken...

23

Die Postkutsche rollte durch die offenen Tore von Fort Dodge. Vor den Gebäuden, in denen die Kommandantur untergebracht war, hielt der Kutscher das Vierergespann an.

Zwei Soldaten in der blauen Uniform der US-Kavallerie eilten die Vortreppe hinunter und öffneten die Tür der Kutsche. Adjutanten des Befehlshabers des fünften Kavallerie-Regiments.

Der einzige Fahrgast beugte sich aus der Kutsche. Eine blonde Frau. Sie raffte ihr roséfarbenes, hochgeschlossenes Kleid hoch und ließ sich aus der Kutsche helfen.

"Ich habe eine Verabredung mit General Forrest", sagte sie.

"Wir sind informiert, Madame." Die Uniformierten führten sie die Vortreppe hinauf und begleiteten sie bis in das Vorzimmer des Generals. "Der General hat noch eine Besprechung, Madame. Es kann nicht mehr lange dauern. Er wird sie in sein Büro bitten, wenn er soweit ist."

Die Adjutanten verließen das Vorzimmer. Die Frau holte ein Taschentuch aus ihrem seidenen Schnürbeutelchen und wischte sich den Staub von den roten Schnürstiefeln.

Zehn Minuten später öffnete sich die Tür zum Office des Kommandanten. Ein halbes Dutzend Kavalleristen schritten durch das Vorzimmer. An den Schulterstücken erkannte Helena, dass es sich um ranghohe Offiziere handelte. Sie grüßten höflich.

Schließlich erschien der General im Türrahmen seines Büros. Ein weißhaariger Mann mit Tränensäcken unter den traurigen Hundeaugen. Helena versuchte vergeblich, sich seinen unförmigen Körper auf einem Pferd vorzustellen. Ekel würgte sie bei dem Gedanken an ihren Plan.

Mit ausgestreckten Armen kam der greise Reitergeneral auf sie zu. "Ich freue mich, Sie endlich einmal persönlich kennenzulernen, Mrs. Rooster!" Wohlgefällig glitten seine Augen über ihren Körper.

Er tätschelte ihren Rücken, während er sie in sein Büro führte. Dort bot er ihr einen Platz auf dem Ledersofa seiner Konferenzecke an. Er selbst setzte sich ihr gegenüber auf einen Sessel.

"Was kann ich für Sie tun, Mrs. Rooster?"

"Sie kennen die Situation meines Mannes?"

"Jeder Offizier der Kavallerie kennt sie. Und jeder bedauert sie. Wir sind eine große Familie, Madame."

Sie nahm ihren großen roséfarbenen Hut ab. Sorgfältig ordnete sie die blutroten Schleifen, während sie ihn neben sich legte. Ihr Blondhaar fiel jetzt offen über ihre Schultern. "Die Richter des Kriegsgerichts scheinen sich uneinig zu sein."

"Ich weiß, ich weiß - der Ankläger ist ein unerfahrener Infanterie-Offizier. Er hängt an jedem Buchstaben des Gesetzes und hat keine Ahnung, was unsere Männer im weiten Westen für Strapazen auf sich nehmen."

"Die Richter würden die Sache gern auf sich beruhen lassen, hörte ich."

"Das ist so. Bis auf einen würden sie die Akten am liebsten schließen." Der General konnte seine Augen kaum von ihrem schlanken Hals und ihrem blonden Haar lösen. Helena Rooster hatte sich erkundigt. Sie wusste, dass er eine Schwäche für blonde Frauen hatte. Und sie wusste, dass er trotz seiner fünfundsiebzig Jahre noch einen großen Appetit hatte.

"Man sagt, der Ankläger sei Ihr Neffe." Schritt um Schritt wagte sie sich vor.

Aaron Forrest lachte. "Ist er auch, der Bengel. Und wissen Sie was? Den Richter, der die Sache noch weiter verfolgen will, den habe ich persönlich zum Major gemacht!" Er strich sich genüsslich über seinen dichten Schnauzer. "Kommen Sie, lassen Sie uns einen Drink nehmen." Er stand auf und ging zu der Eichenvitrine hinter seinem schweren Schreibtisch. Mit zwei bauchigen Gläsern und einer Flasche französischen Cognacs kam er zurück.

"Ich weiß, wie Ihnen zumute ist", sagte er, während er einschenkte. "Ihnen und Ihrem Mann. Ohne Sold, ohne Zukunftsperspektive..." Er reichte ihr das Glas. "Aber so ist das Soldatenleben - manchmal muss man gefährliche Situationen durchstehen."

Sie rutschte auf die Couchkante, um das Glas entgegenzunehmen. Wie zufällig berührte ihr Knie seinen Oberschenkel.

"Und Ihr Mann hat nicht umsonst das Kommando über drei Schwadronen gehabt. Er ist einer der besten Offiziere, den wir haben. Er wird das durchstehen, glauben Sie mir, Mrs. Rooster." Er schnupperte das Aroma des Cognacs und trank.

"Aber ich nicht, General Forrest." Ihre Stimme klang weich und hilfsbedürftig. Scheinbar unbeabsichtigt rückte sie noch näher an ihn heran. "Ich brauche Ihre Hilfe."

Er lächelte väterlich und legte seine Hand auf ihren Schenkel. "Wie könnte die denn aussehen?"

"Nun, Sie könnten ein ernstes Wort mit Ihrem Neffen reden..." Sie presste ihren Schenkel an seinen. "Und Sie könnten dem widerspenstigen Richter eine weitere Beförderung in Aussicht stellen."

Er lachte. "Sie sind mir doch eine! Wollen einen alten Haudegen wie mich glatt zur Bestechung verführen!" Die Trauer war jetzt gänzlich aus seinen Augen gewichen. Die blanke Geilheit weitete seine Pupillen. Er fuhr mit der Hand zwischen ihre Schenkel. "Oder nennen wir es anders." Seine Stimme klang brüchig. "Nennen wir das, um das Sie mich bitten, einen Gefallen unter Freunden, einverstanden?"

"Ja", flüsterte sie. Sie half ihm, ihr Kleid hochzuziehen. Sie sah ihn zusammenzucken, als seine Hand unter ihr Kleid fuhr und statt den Stoff der Unterwäsche ihre nackten Lenden und ihr Schamhaar ertastete.

"Einen Gefallen unter Freunden..." Sie griff ihm zwischen die Beine. Tatsächlich - der alte General hatte einen steinharten Ständer! "Und am besten wäre es, Sie würden meinen Mann so schnell wie möglich für ein Kommando vorschlagen."

"Ich glaube, ich hab' da schon eine Idee", grunzte er. Seine Hände zitterten, während er ihr Kleid aufschnürte. Sie half ihm dabei.

"Sollten wir nicht abschließen?", lächelte sie. Er stutzte, äugte unwillig zur Tür, stelzte schließlich hin und drehte den Schlüssel herum. Inzwischen streifte Helena Rooster ihr Kleid über ihre Schultern.

Der General löste seinen Degengurt. Die Waffe polterte auf den schweren Teppich. Grunzend warf er sich neben sie und griff nach ihren Brüsten. Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete er die weiße Pracht in seinen Händen. Als hätte er einen Schatz gefunden, nach dem er lange gesucht hatte.

Sie zog seinen Kopf zwischen ihre Brüste. Während er sich gierig an ihnen festsaugte, öffnete sie seine Hose. Sanft drückte sie ihn von sich weg gegen die Lehne des Sofas. Sein Gesicht war rot angelaufen. Sein Schwanz ragte wie ein kleiner Säbel aus der halb heruntergezogenen, dunkelblauen Offiziershose. Helena stand auf, stieg über seine Knie und raffte ihr Kleid hoch. Der General starrte auf ihre Weiblichkeit und rang nach Luft.

Mit gespreizten Knien setzte sie sich auf seinen Pfahl. Er presste die Lippen zusammen und ließ ein wollüstiges Grunzen hören. Eh sie sich versah, packte er ihre Hüften und zog sie an sich. Mit unerwarteter Heftigkeit stieß er zu, immer wieder, bis an die Schmerzgrenze. Der alte Reitergeneral nahm ihr einfach die Initiative aus der Hand.

Helena musste nicht einmal einen Höhepunkt mimen. Sie hatte gehört, das alte, abgebrühte Männer es häufig besser und länger machen können als die jungen Burschen, die es nicht verstehen, sich zu beherrschen.

Sie hatte davon gehört, aber sie hatte es noch nie erlebt. Jetzt erlebte sie es. Dreimal kam sie, dreimal...

Als er sie später zur Tür brachte, konnte sie sich seinen unförmigen Körper plötzlich doch auf einem Pferd vorstellen.

Eine Woche später wurde das Verfahren gegen Colonel William Rooster eingestellt. Und einen Monat später bekam er einen Brief von der Armeeführung. Man teilte ihm mit, dass eine Strafexpedition gegen die Cheyenne geplant sei. Man bot ihm das Kommando über sechs Schwadronen des fünften US-Kavallerie-Regimentes an.

24

Shakopee arbeitete sich durch das dichte Unterholz. Mit der Linken hielt er das Reh auf seiner Schulter fest. Mit der Winchester in der Rechten bog er die Zweige des Buschwerks beiseite.

Das Reh hatte sich in einer Drahtschlinge verfangen, gar nicht weit von der Blockhütte seines Vaters entfernt. Shakopee war zufrieden. Fleisch für zwei Wochen. Was wollte er mehr.

Seit fast einem Monat war er hier in der undurchdringlichen Wildnis der mittleren Rocky Mountains untergetaucht. Sie müssten die zerklüfteten Bergwälder schon mit einem ganzen Regiment durchkämmen, um ihn zu finden.

Shakopee fühlte sich sicher hier im Gebirge. Aber er hatte nicht vor, den Rest seines Lebens als Mountainman zu verbringen. Er wollte ein paar Monate verstreichen lassen und dann über die nördliche Grenze der Staaten nach Kanada fliehen. Cunningham würde ihm dabei helfen. Der Armeespäher kannte eine Menge Leute nördlich des Missouri. Indianer, Viehzüchter und Vagabunden. Leute, die ihm Unterschlupf bieten könnten. Leute, die die Schleichwege über die Grenze kannten.

Außerdem musste er Cunningham warnen.

Sein langer Wildledermantel streifte über das Gestrüpp des Unterholzes. Shakopee achtete nicht darauf. Warum auch sollte er sich lautlos bewegen? Die Jagdbeute lag über seiner Schulter, und keine Menschenseele hielt sich in dieser Wildnis auf.

Der Aufstieg zur Blockhütte brachte ihn mächtig ins Schwitzen. Bald hörte er das Schnauben eines Pferdes. Er blieb stehen und lauschte. Sein Vater war zurückgekehrt. Ob Cunningham mit ihm geritten war?

Shakopee beschleunigte seinen Schritt. Das Gelände wurde flacher, der Wald lichtete sich. Schon sah er die Umrisse des Blockhüttendaches zwischen den Ästen der Eichen und Buchen.

Er bog einen Busch zur Seite – und erstarrte. Vier Gewehrläufe waren auf ihn gerichtet. Lieutenant Sherman und drei seiner Häscher standen vor der Hütte.

"Lassen Sie das Gewehr fallen, Sergeant Shakopee", sagte der lange Sherman. "Und heben Sie langsam die Arme."

Das tote Reh rutschte behäbig über seine Schulter und fiel raschelnd in den Busch.

"Nun machen Sie schon!"

Shakopee warf sich ins Unterholz und rollte sich ab. Vier Schüsse schlugen rechts und links von ihm in den Waldboden ein. Er lud durch und schoss ungezielt zurück. Die nächste Salve pfiff ihm um die Ohren. Er sprang auf und hetzte den Hang hinab.

Das massive Feuer der vier Soldaten zwang ihn, hinter einen entwurzelten Baum in Deckung zu gehen. Er verteidigte sich mit beiden Revolvern. Doch sie zingelten ihn ein. Schließlich zerschlug ihm eine Gewehrkugel den rechten Unterarmknochen...