Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck

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- Lindau -

am Bodensee, unser Tagesziel. Diesen herrlichen See, im Volksmund auch „Schwäbisches Meer“ genannt, mit 76 Kilometer Länge und fast 15 Kilometern Breite Deutschlands größtes Binnengewässer, hatten wir schon bei mehreren Besuchen mit all seinen Sehenswürdigkeiten kennen gelernt, natürlich auch die in dem im Nordwesten fördeähnlich abzweigenden Überlinger See liegende wunderschöne Insel Mainau, bekannt durch ihre prachtvollen Park- und Gartenanlagen, sein südöstliches österreichisches Ufer mit dem Musterstädtchen Bregenz, hübsch die Altstadt, die sich um den Kornmarkt gruppiert, und das lang gestreckte schweizerische Ufer im Süden. Besonders schön Rorschach mit seinen Bürgerhäusern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, hübscher barocker Pfarrkirche, einem ansehnlichen Benediktinerkloster und stattlichem alten Kornhaus direkt am Wasser.

Nicht minder pittoresk die Städte am deutschen Ufer, wie die größte und bedeutendste, das charmante und weltoffene Konstanz mit ebenfalls malerischer mittelalterlicher Altstadt und vielen anderen Sehenswürdigkeiten; Überlingen, dessen alter Stadtkern mit hoch aufragendem spätgotischen Münster noch von einer mittelalterlichen Mauer mit Türmchen und engen Toren umgeben ist; dann das wohl bezauberndste Städtchen am Bodensee, Meersburg.Die Unterstadt liegt am Wasser, eine winkelige Fachwerk-Oberstadt auf einem Hügel darüber, daneben erhebt sich ein barockes Schloss und über allem thront, finster und mittelalterlich, die namensgebende Meersburg. Friedrichshafen, der zweitgrößte Ort, ist u. a. ein wichtiger Schiffs- und Fährhafen, auch sehr viele Yachten haben dort ihren Stammplatz. Last not least ist das viel besuchte Touristenziel Lindau ein großer Anziehungspunkt.

Es teilt sich auf in eine sich weitläufig zwischen Obstkulturen erstreckende Gartenstadt mit Wohn- und Erholungsgebieten sowie Industrieanlagen auf dem Festland und eine malerische historische Altstadt auf einer über eine Seebrücke zu erreichenden Insel, die wir, um hiermit die Kurzbeschreibung der Anrainer des Sees zu beenden, gezielt anfuhren, da wir aus der Vergangenheit wussten, dass wir auf einem schön gelegenen Parkplatz am Ufer eine geeignete Übernachtungsmöglichkeit finden würden. Aber zunächst ließen wir auf einer Erinnerungstour die von Gotik, Renaissance und Barock geprägten Straßenbilder auf uns wirken. Besonders stimmungsvoll ist die Maximilianstraße, die Hauptstraße der Stadt, mit ihren schmucken Patrizierhäusern, Laubengängen, Brunnen und Straßenlokalen, am Reichsplatz das Alte Rathaus (1422-1436) mit farbenprächtiger Fassade im Renaissancestil, am nahen Schrannenplatz die 1928 zu einer Kriegergedenkstätte umgestaltete ehemalige Peterskirche, um 1000 erbaut, war sie die älteste Kirche der Stadt, ein schlichter grauer Bau, die typische Bauweise jener Zeit; daneben der wuchtige Diebsturm von 1380, auch Malefizturm genannt, sehr gut erhalten mit seinen vier von Türmchen gekrönten Erkern ist er ein Überbleibsel der mittelalterlichen Stadtbefestigung und diente als Gefängnis, wurde aber auch als Wachturm genutzt. Das schönste Bürgerhaus Zum Cavazzen aus dem Jahr 1729, ehemals der Familie Kawatz gehörend (jetzt Städtisches Museum), findet man an dem mit einem Neptunbrunnen von 1841 geschmückten Marktplatz, ein imposanter Barockbau, die Fassade kunstvoll bemalt. An der Ostseite des Platzes erhebt sich eindrucksvoll die ursprünglich im 12. Jh. erbaute, später mehrfach umgestaltete evangelische Stadtpfarrkirche St. Stephan im dekorativen Barockstil.

Soviel Sightseeing macht natürlich Appetit. Mit sehr viel Glück fanden wir nach einigem Warten einen geeigneten Parkplatz am Seehafen und auf der Terrasse des direkt am Hafenbecken liegenden Restaurants einen schönen Tisch mit tollem Blick auf den Alten Leuchtturm aus dem 13. Jahrhundert und die auf den beiden Molen stehenden Wahrzeichen, den auf hohem steinernen Sockel thronenden mächtigen Bayerischen Löwen und den 33 m emporragenden Neuen Leuchtturm, beide um 1856 entstanden. Im Hafenbecken reges Leben, ein- und auslaufende schneeweiße Ausflugsschiffe mit fröhlich winkenden Menschen, gepflegte Segel- und Motoryachten und vom Fang heimkehrende Fischerboote. Am gegenüberliegenden österreichischen Ufer erheben sich die grünen Hügel des Bregenzer Waldes, überragt von der in kühlstem Blau schimmernden Kette der Alpen.

Frisch aus dem See der zu Filet verarbeitete Egli auf unseren Tellern, sehr appetitlich zubereitet mit leckeren Zutaten und knackigem Salat. Unseren Durst löschten wir bei der immer noch herrschenden Wärme (um 27°C) mit zwei großen erfrischenden Radlern. Da mein Herzallerliebster sich bereit erklärte, die Hälfte der von mir favorisierten Mehlspeise abzunehmen, ein köstlicher Kaiserschmarren mit Rosinen, ließen wir die übliche Riesenportion gleich auf zwei Teller verteilen.

Am fortgeschrittenen Abend stellten wir unser Mobi für die Nacht auf dem großen Uferparkplatz ab, der leider durch eine hohe Hecke zur Seepromenade abgeschirmt ist, durch eine breite Lücke konnten wir jedoch noch einen Blick erhaschen. Noch während des Einparkens klopfte ein Polizist an die Scheibe. Er erklärte uns freundlich, dass das Campen dort nicht erlaubt sei, und wir erwiderten ebenso nett, dass das ganz in unserem Sinne sei, wir durchaus keine Camper wären und auch niemals campingähnliches Verhalten zeigen würden. Er wünschte uns eine gute Nacht und verschwand. Wir genossen noch eine ganze Weile auf einer nahen Bank an der Seepromenade den lauen Sommerabend und die schon so häufig geschilderte, aber immer wieder faszinierende Szenerie.

Da wir mit dem Bodensee unsere Seentour abschlossen, wollten wir wenigstens einmal in seinen erfrischenden Fluten schwimmen. Das Wetter dafür war wieder genau richtig. Also wurde ein Faulenzertag im sehr schönen Strandbad eingeschoben, den wir ausgiebig genossen. Ebenso den Abend auf der Terrasse des Restaurants am Hafen.

Bevor wir am Donnerstagmorgen aufbrachen, musste ich leider wieder einige Camper auf ihr Fehlverhalten aufmerksam machen, sie hatten Tische und Stühle auf dem Parkplatz ausgebreitet und frühstückten in aller Ruhe. Sie waren sehr einsichtig und als ich ihnen erklärte, dass dadurch schon viele schöne Plätze für Wohnmobilisten gesperrt worden sind, packten sie zusammen und gelobten Besserung. Na ja!

Vier Tage hatten wir jetzt noch für unsere Rückreise, und die Sonne begleitete nach wie vor unseren Weg, der uns noch eine Weile am wunderschönen Nordufer entlangführte, über die schon genannten malerischen Städte, bis wir dann vom Ende des Überlinger Sees aus auf kurvenreichen Nebenstrecken, zum Teil mit beachtlichen Steigungen, hinüberwechselten nach Tuttlingen, wo wir noch einmal auf die Donau trafen, die etwas weiter westlich bei Donaueschingen durch den Zusammenfluss von Brigach und Breg ihren Ursprung nimmt.

Von dort aus folgten wir ein kurzes Stück dem Verlauf der landschaftlich äußerst reizvollen Schwäbischen Albstraße, die zunächst in weiten Schwüngen über die flachwellige Hochebene dieses 700 m hohen Mittelgebirgszuges führt, bunt blühende Wiesen zwischen felsigen Hängen mit lichtem Buchenwald, auf unvermittelt aufragenden kühnen Kegeln manch stolze Burg oder trutzige Ruine, etwa 20 Kilometer weiter nördlich das enge Primtal mit dem Städtchen Spaichingen, ein florierender Industriestandort, östlich und nordöstlich erheben sich die höchsten Gipfel der Schwäbischen Alb, unmittelbar östlich bilden die aussichtsreichen Höhen des Großen Heubergs eine aufragende Mauer, und der 983 m hohe Dreifaltigkeitsberg ist wegen seiner auf dem Gipfel thronenden schönen Dreifaltigkeitskirche aus dem 17. Jahrhundert, eine Wallfahrtskapelle, die dem Berg auch seinen Namen gab, ein beliebtes Ausflugsziel. Noch einige Kilometer weiter nördlich ragen recht imposant drei der insgesamt zehn „Alb-Tausender“ auf, der Lemberg, mit 1.015 m der Höchste, der 1.011 m hohe Oberhohenberg und der 2 m niedrigere Hochberg.

Am Fuße dieser drei gemütlichen Riesen ging es durch herrliche Landschaft weiter bis Rottweil, die älteste Stadt Baden-Württembergs, die sich sehr malerisch über dem oberen Neckartal ausbreitet. Sie bildet den Angelpunkt zwischen Schwäbischer Alb und dem Schwarzwald. Schon von weitem winkt eines der Wahrzeichen der Stadt, der vor den dunkel bewaldeten Hügeln hoch aufragende Turm der Kapellenkirche, ursprünglich um 1300 im gotischen Stil erbaut, 1727 barock erweitert. Die steile Hauptstraße mit ihren malerischen alten Häusern aus dem Mittelalter wird beherrscht vom mächtigen, im 13. Jahrhundert aus großen Quadern errichteten Schwarzen Tor, in dessen beiden oberen Stockwerken einst Zellen für Gefangene untergebracht waren; ein weiteres beachtliches Bauwerk ist das Alte Rathaus von 1321 mit seiner spätgotischen Fassade, das seit 1981 als Stadtarchiv dient; nicht zu übersehen der erst 1984 an der Stelle eines Vorgängerbrunnens aus dem 19. Jh. aufgestellte achteckige Apostelbrunnen; die in seiner Mitte aufragende Säule zeigt in ihren Nischen die Apostel Petrus, Johannes und Jakobus d. Ä., sie personifizieren zugleich Glaube, Liebe und Hoffnung.

Bei dem wichtigsten Sakralbau der Stadt, das imposante Heilig-Kreuz-Münster, eine ursprüngliche spätromanische Pfeilerbasilika, die im 17. Jh. ebenfalls im barocken Stil umgestaltet wurde, konnten wir wegen eines Parkplatzes direkt vor dem Portal auch einen Blick in das eindrucksvolle Innere werfen. Ein letztes Fotomotiv der 54 m erreichende Hochturm, der westliche Wachturm der ehemaligen Stadtbefestigung.

 

Die gemütliche Atmosphäre dieser Stadt zog uns in ihren Bann, und so genossen wir sie noch eine Weile bei einem großen italienischen Eis auf dem hübschen belebten Marktplatz, bevor wir uns in westlicher Richtung auf den Weg machten, um schon nach wenigen Kilometern in ein anderes zu Recht sehr beliebtes Urlaubsziel einzutauchen, den Mittleren Schwarzwald. Sanft geschwungen führte uns die Straße durch ein stimmungsvolles Tal mit weit verstreuten alten Höfen, plätschernden Bächen, an beiden Seiten dunkel aufragend die hohen Tannenwälder des Nördlichen bzw. Südlichen Schwarzwaldes. Nach einem kurzen Stück auf der Deutschen Uhrenstraße (der Namen gibt es in diesem Gebiet sehr viele) landeten wir in dem von drei trutzigen Burgruinen bewachten Städtchen Schramberg, das im 19. Jahrhundert durch den Unternehmer Junghans als Standort der Uhrenindustrie bekannt geworden ist.

Durch das romantische Kinzigtal mit seinen altertümlichen anheimelnden Orten brachte uns unser Mobi nach Gengenbach, wohl das schönste Städtchen in dieser Gegend, zu Recht denkmalgeschützt. Von den drei imposanten Stadttoren laufen breite, von hübschen Fachwerkbauten gesäumte Straßen auf den Marktplatz zu, sehenswert das klassizistische Rathaus. Überall eine verschwenderische Blumenfülle. Auch im nur wenige Kilometer entfernten Offenburg bewunderten wir das von zahlreichen Fachwerkhäusern sowie schönen barocken und klassizistischen Bauten geprägte Stadtzentrum, auch hier besonders ins Auge fallend das historische Rathaus von 1741 im attraktiven barocken Stil.

Jetzt waren es nur noch etwa 15 Kilometer, bis wir in Kehl über den Rhein hinweg nach kurzer Passkontrolle die Grenze nach

- FRANKREICH -

überfuhren und damit unser Tagesziel, das an der Mündung der Ill in den Rhein sehr schön gelegene Straßburg, die Hauptstadt des ELSASS, erreichten, der wir ja bereits vier Jahre zuvor nach unserem Frankreichurlaub einen Kurzbesuch abgestattet hatten. Noch einmal durchstreiften wir mit dem Mobi die wunderschöne Altstadt mit dem alles überragenden imposanten Münster. Im Laufe der Sightseeingtour stießen wir dieses Mal als Kontrast auf das hypermoderne Gebäude des Europarats, der zusammen mit dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte seinen ständigen Sitz in Straßburg hat

Doch genug der Besichtigungen, es wurde langsam Zeit für die Stehplatzsuche. Da wir in der sehr quirligen Stadt kein ruhiges Plätzchen fanden, verließen wir sie in nordwestlicher Richtung, und schon bald tauchten wir ein in die Vorberge der

- Vogesen -.

Weinanbau, so weit das Auge blickte, eingestreut einige Obstplantagen, und zu unserer großen Freude etwas abseits ein einladender Landgasthof. Der nette Wirt hatte nichts gegen eine Übernachtung auf seinem Parkplatz einzuwenden, sehr schön der Blick von dort auf eine hoch oben zwischen den Weinstöcken sich erhebende mittelalterliche Burg. Dieselbe Aussicht auch aus dem kleinen Gärtchen, wo wir unter Weinreben an hübsch blau-weiß kariert eingedeckten Tischen mit gutem Appetit die herzhaften wohlschmeckenden Gerichte, wie Rindfleisch bzw. Huhn in delikater Weinsoße (coq au vin) mit diversen leckeren Zutaten verspeisten. Der rote kräftige Landwein, in einem bemalten Krug serviert, ließ unsere Stimmung noch mehr steigen. Wieder ein gelungener Abschluss eines schönen Tages.

Der letzte Augusttag begrüßte uns mit leichtem Regen, aber als wir aufbrachen, lockerte die Bewölkung bereits wieder auf. Wieder vermieden wir den starken Verkehr auf den Hauptstraßen und suchten uns eine wenig befahrene Nebenstrecke aus. Hügelauf und -ab ging es weiter durch grüne Weinberge - weiße Farbtupfer die hübschen alten Kirchen - durch kleine gemütliche mittelalterliche Städtchen, vorbei an schlossähnlichen Weingütern, bis wir in Saverne, idyllisch am Rhein-Marne-Kanal gelegen, wieder einmal eine Fotopause einlegten. In der hübschen Altstadt trifft man auf zahlreiche bemerkenswerte Fachwerkbauten aus dem 16. u. 17. Jh., ganz besonders schön das Maison Katz, das ehemalige Wohnhaus des Landschreibers Katz, in der Hauptstraße. Das herausragendste Bauwerk der Stadt ist jedoch das sich parallel zum Rhein-Marne-Kanal erstreckende, 1790 erbaute Chateau Rohan. die 140 m lange monumentale Fassade aus rotem Sandstein, die längste klassizistische Schlossfassade in ganz Frankreich; es beherbergt heute, nachdem es mehrmals umfunktioniert wurde, u. a. das Stadtmuseum. Ein reizvolles Fotomotiv der liebevoll mit leuchtend bunten Sommerblumen und einem dekorativen sprudelnden Brunnen gestaltete Vorhof des Schlosses, dahinter aufragend die Pfarrkirche Notre-Dame-de-la-Nativité, eine ehemalige Stiftskirche mit romanischen und spätgotischen Stilelementen.

Mit Saverne hatten wir die bewaldeten Berge der nördlichen Vogesen erreicht, auf kahlen Kämmen thronen mächtige Burgen. Über den Kanal hinweg führte uns die Straße wie auf einer Achterbahn durch dichte Wälder, Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben scheint, bis in die Grenzstadt Sarreguemines an der Saar, wo wir nach kurzer Abfertigung durch die Zöllner wieder

- deutschen Boden -

„betraten“.

Saarbrücken, die sehr verkehrsreiche Hauptstadt des SAARLANDES, uns schon durch frühere Besuche bekannt, ließen wir rechts liegen und auch die Industriestadt Völklingen mit den rauchenden Schloten der Eisen- und Stahlwerke. Danach wird’s wieder schöner, die Straße folgt fast immer dem teilweise stark gewundenen Lauf der Saar, auch hier winkt manch stolze Burg oder verfallene Ruine aus Waldeshöhe, und viele Hänge werden für den Weinanbau genutzt. Endlich, beim hübschen Weinort Konz, stießen wir auf die uns immer wieder von neuem anziehende idyllische Mosel.

Noch etwa 11 Kilometer direkt am Fluss entlang, und wir waren in Trier, das wir zwar schon recht genau kannten, das uns aber immer wieder fasziniert. Es liegt reizvoll in einem weiten Moseltal, umgeben von Bergen und Wäldern des Hunsrück und der Eifel sowie den Weinbauterrassen von Mosel, Saar und Ruwer. Sie gilt als die älteste Stadt Deutschlands. Von der einstigen Bedeutung Triers zeugen stattliche Römerbäder, zahlreiche schöne alte Kirchen prägen das Stadtbild und ganz besonders der wuchtige romanische Dom mit seinen vielen Türmen, der sich östlich vom Markt erhebt und bereits im 11. und 12. Jh. entstand, die Mutterkirche des Bistums und Kathedrale des Bischofs von Trier; direkt daneben die gotische Liebfrauen Basilika, die um 1270 vollendet wurde und zusammen mit dem Dom eine gewaltige Doppelkirchenanlage bildet. Doch an erster Stelle unter all den Bauwerken steht ein bekanntes Wahrzeichen der Stadt, zusammen mit fast allen historischen Sehenswürdigkeiten Triers seit 1986 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehörend, die noch ausgezeichnet erhaltene Porta Nigra, das „Schwarze Tor“, so genannt wegen der schwarzen verwitterten Quader aus Sandstein, aus denen es zusammengesetzt wurde. Dieses Prunktor ist das monumentalste Zeugnis jener Zeit, als hier die Legionen Roms in Garnison lagen. Es war Teil der über 6 km langen Stadtmauer, mit seinem Bau wurde Ende des 2. Jahrhunderts begonnen, es wurde aber niemals ganz vollendet. Trier ist so reich an Sehenswürdigkeiten, dass ich hier nur diesen kleinen Ausschnitt wiedergeben kann. Man sollte sehr viel Zeit mitbringen, wenn man diesen einzigartigen Ort besucht.

Die Strecke, die jetzt vor uns lag, ist für uns nach wie vor eine der lieblichsten Landschaften Deutschlands. In zahllosen weiten Schleifen und Mäandern fließt die Mosel, oft 300 m tief in den Fels eingeschnitten, parallel zu den Hunsrückhöhen, bis sie nach etwa 170 Kilometern bei Koblenz in den Rhein mündet. Wegen der hervorragenden klimatischen Bedingungen wird jedes nur mögliche Stückchen Hang zum Weinanbau genutzt, bis hinauf in die steilsten Höhen, eingestreut nur wenige Wälder. Im Flusstal wird intensiv Obstanbau betrieben, was diesem im Frühling zur Baumblüte zusätzlichen Reiz verleiht. Die Straße führt entweder am linken oder rechten Ufer entlang, teilweise kann man diese herrliche Region auch auf beiden Seiten erkunden. Ein romantischer Weinort reiht sich an den anderen, es ginge zu weit, sie alle aufzuführen.

Gleich hinter Trier verengt sich das Tal, die Hänge werden steiler, man fühlt sich dazwischen gemütlich „eingebettet“, kein Stress, keine Hektik, Landschaftsgenuss pur! Auf dem Wasser allerlei unterwegs, schneeweiße Ausflugsschiffe, voll besetzt, schnittige Motoryachten, vereinzelt auch Segler, Gruppen von Paddlern, ab und zu auch Lastkähne (im Verlaufe des Flusses sind einige Schleusen zu überwinden). Aus dem Kassettenrekorder flotte Rhythmen, über allem eine strahlende Sonne, was kann schöner sein?!

Zunächst am linken Ufer entlang ging es über Klüsserath (Name einer der besten Lagen: Klüsserather Bruderschaft), über Trittenheim (Trittenheimer Altärchen), von hoch oben aus den Weinbergen grüßt die hübsche kleine Laurentiuskapelle aus dem 16. Jahrhundert; dann über eine Brücke zum rechten Ufer hinüber, nach Neumagen-Dhron, der älteste Weinort Deutschlands, schon die Römer benutzten ihn als Anlegestelle. Die steinerne Nachbildung einer römischen Skulptur, ein mit Fässern beladenes, von Galeerensklaven gerudertes Schiff auf dem kleinen Marktplatz erinnert an jene ferne Zeit.

Weiter geht’s in engen Schleifen; in dem kleinen Örtchen Niederemmel wechselten wir wieder die Seite, um hinüber nach Piesport zu gelangen, ebenfalls ein bekannter Weinort (Piesporter Goldtröpfchen). Sehenswert die malerischen Häuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert und die schöne alte Michaelskirche. Ein einladendes Schild vor einem Weingut verführte uns zu einer kurzen Weinprobe und zum Erwerb einiger Flaschen des edlen Getränks. Weiter durch die nächste Schleife, dann trennten uns immer dicht am Ufer entlang nur noch etwa 12 Kilometer von unserem Tagesziel, der Doppelstadt

- Bernkastel-Kues -

damals für uns noch ein absolutes Muss für eine Unterbrechung mit Übernachtung. Inzwischen haben schwarze Schafe unter den Wohnmobilisten, die die Parkplätze zum tagelangen Campen missbrauchten, dafür gesorgt, dass der begehrteste Platz für Wohnmobile ganz gesperrt und ansonsten ein zeitliches Limit gesetzt ist. Für uns kein Drama, denn es gibt noch andere wunderschöne Stellen, an denen man willkommen ist.

Doch jetzt zurück zum Freitag, d. 31.08.90. Am späten Nachmittag erreichten wir also den am linken Ufer liegenden Stadtteil Kues, von drüben grüßte uns schon von hoher Warte aus die mächtige Ruine der Burg Landshut, Ende des 13. Jh. vom Trierer Erzbischof Heinrich von Finstingen erbaut, nach wechselvoller Geschichte, die nachfolgenden Bewohner aufzuzählen, würde zu weit führen, 1692 durch einen unglücklichen Brand zerstört und nie wieder aufgebaut; seit 1920 ist sie im Besitz der Stadt und wurde zur Gaststätte umfunktioniert. Jeder Zentimeter Boden wird auch hier für den Weinanbau genutzt, bis dicht an dieses Wahrzeichen heran reichen die Reben (zu seinen zahlreichen berühmten Weinen gehört auch der Bernkasteler Doktor, der den todkranken Kurfürsten Erzbischof Boemund von Trier geheilt haben soll).

Jetzt noch über die Brücke, rechts ab und die nächste Straße hinunter zum Parkplatz direkt am Fluss, wieder links bis an das unbefestigte Ende, wo sich schon etliche Wohnmobile eingefunden hatten. Das Glück war uns hold, und wir konnten uns noch in der ersten Reihe platzieren, direkt neben der Anlegestelle des weißen Ausflugdampfers.

Da es noch zu früh für unser schon erwähntes Hobby war, nutzten wir die Zeit, den in der Nähe regelmäßig abfahrenden quittengelben offenen kleinen Bus zu erklimmen, der dann im Kriechgang die steilen Kehren durch den Weinberg hinauf zur Ruine schnaufte. Von oben genossen wir den traumhaften Blick auf das hübsche Städtchen, die engen Moselschleifen, klitzeklein die weißen Ausflugsdampfer und die in der Sonne aufblitzenden Autos auf der Straße. Moselaufwärts, so weit das Auge reicht, weite Rebhänge, in den Höhen dunkel bewaldet, am Fuße in einiger Entfernung das Nachbarstädtchen Graach. In dem in der Burgruine untergebrachten Ausflugslokal, wie schon erwähnt, erfrischten wir uns mit einem kühlen Alsterwasser, bevor wir mit dem wartenden Bus die halsbrecherische Fahrt nach unten antraten.

 

Kurz vor 19.00 Uhr saßen wir dann an einem weiß eingedeckten Tisch mit Kerze und buntem Sommerblumengesteck in dem nahen Hotelrestaurant Zur Post, die nette Bedienung und das leckere Essen, nicht zu vergessen der fruchtige Riesling aus hiesigen Lagen, trugen sehr zum Gelingen des Abends bei. Als wir in der Dämmerung froh gestimmt zurückkehrten, hatten sich in der Zwischenzeit noch mehr Wohnmobilisten diesen schönen Platz zur Übernachtung ausgesucht. Natürlich wurden wieder Erfahrungen ausgetauscht. Zuletzt landeten unsere netten Nachbarn, ein „mittelalterliches“ Ehepaar aus Nordhausen (ehemalige DDR) bei uns an Bord. Wir stießen mit einem Gläschen Wein aus unseren gerade erstandenen Vorräten auf unser gemeinsames herrliches Hobby an, es wurde noch ein sehr lustiger Abend.

Am wieder sonnigen Samstagmorgen, Petrus sei Dank, setzten wir unsere Fahrt auf der rechten Uferseite fort. Später, als wir endlich im Besitz eines Rollstuhls waren, haben wir diesen schönen Ort noch etwas näher kennen gelernt, ganz besonders hübsch ist der Bernkasteler Stadtteil mit seinen malerischen Fachwerkhäusern in den engen Gassen, das sehenswerte Renaissance-Rathaus am Marktplatz.

Doch jetzt weiter mit unserer gemütlichen Moseltour. In Zeltingen-Rachtig (Zeltinger Himmelreich), hübsch eingebettet in Rebenhänge und Laub- und Nadelwälder, geht’s wieder auf die andere Seite, dann durch die benachbarten traditionsreichen Winzerorte Ürzig (Ürziger Würzgarten) und Kröv (Kröver Nacktarsch – sehr drastisch!), in beiden bestimmen schöne mit Erkern geschmückte Fachwerkhäuser das Stadtbild. In einer weiteren Schleife taucht der an beiden Ufern sich erstreckende Wein- und Urlaubsort Traben-Trarbach auf, auch hier malerische Fachwerkbauten und stattliche Patrizierhäuser, auf dem rechten Ufer überragt von der Ruine Grevenburg; nur der Bruchteil eines einzigen Giebels blieb von der um 1350 von den Grafen Sponheim errichteten und als Residenz genutzten Burg erhalten; wie so viele Burgen und Schlösser wurde sie oft belagert und hart umkämpft, nach wechselnden Besitzern 1680 von Ludwig XIV. erobert und dann im Laufe der vielen Erbfolgekriege schließlich im Jahre 1734 von französischen Truppen gesprengt.

Wieder Uferwechsel und weiter über das lang gestreckte kleine Örtchen Enkirch, zu Recht die Schatzkammer des rheinischen Fachwerkbaus genannt; hinein in die nächste Schleife, die Zeller Hamm. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum bekannten Weinbauort Zell (Zeller Schwarze Katz), von Rebhängen umrahmt, den wir bei einem späteren Besuch mit dem Rollstuhl genauer erkundeten, denn die Reste der alten Stadtbefestigung nebst mächtigem Obertor, die Pfarrkirche St. Peter (1786-1793) mit ihrem dreigeschossigen Turm und das ehemalige spätgotische Kurfürstliche Residenzschloss mit Renaissanceanbau aus dem 16. Jahrhundert und den barocken Hauben auf seinen zwei dicken Türmen, heute als Hotel genutzt, sind durchaus sehenswert, hübsch anzusehen die Fachwerkhäuser, ebenfalls aus spätgotischer Zeit, ein beliebtes Fotomotiv der Brunnen der Schwarzen Katz im Zentrum und der Runde Turm aus dem 13. Jahrhundert, der als weithin sichtbares Wahrzeichen, gekrönt von einer dunklen Barockhaube, malerisch aus den Weinbergen oberhalb der Stadt herausragt, ebenfalls ein Relikt der früheren Stadtbefestigung.

Weiter geht’s durch herrliche Landschaft, inzwischen wieder am linken Ufer, an der engsten Stelle der fast 14 km langen Schleife erhebt sich auf Bergeshöhe die stolze Marienburg, auf der einen Seite reichen die Reben bis an ihre Mauern heran, auf der anderen fällt der bewaldete Hang steil ab bis hinunter zur Mosel. Das ehemalige Augustinerinnenkloster wurde 1515 aufgelöst und in eine Befestigungsanlage umgewandelt; sie dient heute als Jugendbildungsstätte des Bistums Trier.

Ein kleiner malerischer Ort folgt auf den anderen, Weingüter laden zur Probe ein, in den Rebhängen sehr dekorativ manch schöne alte Kirche oder kleine weiße Kapellen; dann am rechten Ufer, auf einem ca. 60 m hohen, nach drei Seiten hin steil abfallenden begrünten Bergsporn thront majestätisch über dem ebenfalls durch zahlreiche wunderschöne mittelalterliche Fachwerkhäuser geschmückten Beilstein die Ruine der einst stolzen Burg Metternich; ihre Entstehung zieht sich vom 12. bis in das 15. Jh., ab 1637 war sie im Besitz des Fürsten von Metternich, wurde 1689 im Verlauf der Pfälzer Erbfolgekriege durch die Franzosen zerstört und blieb Ruine, ging nach mehrfachem Besitzerwechsel in private Hände über, wurde zum Teil, wie auch die Ruine der Burg Landshut, in eine Gaststätte mit Biergarten umgewandelt und wird für zahlreiche Events, wie z.B. historische Burgfeste, genutzt..

Noch eine Schleife, dann fährt man geradewegs auf Cochem zu, einen der schönsten Orte des Moseltals. Die auf beiden Seiten liegenden Stadtteile sind zwar ebenfalls durch eine Brücke verbunden, außerdem verkehrt jedoch eine gemütliche Personenfähre zwischen den Ufern. Schon von weitem grüßt von den steilen Eifelrandhöhen, die hinter den engen Gassen aufragen, als imposantes Wahrzeichen die Reichsburg; um das Jahr 1000 errichtet, ereilte sie 1689 das gleiche Schicksal wie von vielen anderen Burgen und Schlössern in der Pfalz, wie auch der vorgenannten Burg Metternich, sie wurde ebenfalls von den Franzosen in Brand gesteckt und gesprengt, allerdings 1868-1877 in neugotischem Stil wieder aufgebaut, mit ihrem wuchtigen Turm und den unzähligen kleinen Türmchen wie ein Märchenschloss von Walt Disney wirkend; heute wird sie als Museum genutzt.

Da dieser Anziehungspunkt allerdings immer sehr überlaufen ist, konnten wir für unser großes Mobi unmöglich einen Parkplatz nahe am Geschehen finden, also ließen wir uns in dem langsam fließenden Verkehr mittreiben, rechts der Straße die belebte Moselpromenade, aufgelockert durch üppige Blumenrabatten in bunter Pracht, an den Anlegern schneeweiße Ausflugsschiffe, links dicht aneinander gebaut schöne alte Giebelhäuser, hübsche Farbtupfer unter den Fenstern grüne Blumenkästen mit überquellender Blütenzier.

Natürlich haben wir auch dieses Kleinod näher kennen gelernt, nachdem uns der so überaus praktische Rollstuhl größere Bewegungsfreiheit verschaffte. Doch jetzt fuhren wir langsam weiter; auf nur noch leicht gewundener Strecke gelangten wir als nächstes zum Brückenort Treis-Karden. Etwa einen Kilometer vor dem sich am rechten Ufer hinziehenden Treis erhebt sich auf einem begrünten Bergrücken zwischen dem Zusammenfluss von Dünn- und Flaumbach, zwei aus dem Hunsrück kommenden kleinen Flüssen, die dann gemeinsam in die Mosel münden, recht eindrucksvoll die mächtige Wildburg, im 13. oder 14. Jh. durch die Herren von Wildenberg erbaut; nach dem Aussterben dieser Linie wechselte die Burg in den folgenden Jahrhunderten mehrfach den Besitzer, im schon erwähnten pfälzischen Erbfolgekrieg wurde auch sie von französischen Truppen zerstört, erst 1956 wurde die Ruine von einem Privatmann gekauft, größtenteils wieder aufgebaut und wird heute noch bewohnt.

Nur wenige hundert Meter weiter auf demselben Bergsporn überragt die Ruine der Burg

Treis das Moseltal, von der angenommen wird, dass sie schon in der zweiten Hälfte des 11. Jh. erbaut wurde; nach wie immer wechselnden Besitzern fiel auch sie 1689 den französischen Truppen zum Opfer, wurde allerdings nicht wieder aufgebaut, nur noch ein Bergfried (Hauptturm einer mittelalterlichen Burg) ist zu sehen; erst seit 1950 wird sie durch einen privaten Erwerber vor dem völligen Verfall bewahrt.

Der linke Stadtteil Karden wird geprägt durch die schöne alte ehemalige Stifts- und jetzige Pfarrkirche St. Castor aus dem 12./13. Jahrhundert mit ihren wuchtigen drei Türmen, von den Einheimischen auch „Moseldom“ genannt; mit ihren romanischen, gotischen und barocken Stilelementen gehört sie zu den kunsthistorisch bedeutendsten Sakralbauten an der Mosel.

Schon ein paar flache Kurven weiter grüßt vom Burgberg am rechten Ufer die nächste Burg herüber. Wie man sieht, wird die ganze herrliche Mosellandschaft von unzähligen dieser imposanten Zeugen aus vergangenen Zeiten geprägt. Es handelt sich um das weithin sichtbare Wahrzeichen über dem historischen Örtchen Alken, das wie übrigens viele Orte an der Mosel schon in römischer Zeit besiedelt war, die zweitürmige Burg Thurant; teils auf römischen Grundmauern errichtet, ist sie eine der ältesten im Moselgebiet; Pfalzgraf Heinrich, ein Bruder König Ottos IV., erbaute sie 1197, nach dessen Tod wechselten mehrfach die Besitzer, bis schließlich die Erzbischöfe von Köln und Trier in einer gemeinsamen Aktion im Jahre 1248 die Burg eroberten und unter sich aufteilten, eine Trennmauer errichteten und alles Weitere doppelt erbauten, gut zu erkennen an den zwei vorhandenen Bergfrieden. Auch die Doppelburg war in späteren Jahren, ganz besonders während des schon erwähnten pfälzischen Erbfolgekrieges, immer wieder Zerstörungen ausgesetzt, wurde zu Beginn des 20. Jh. von privater Hand erworben und zum größten Teil wieder aufgebaut; sie befindet sich noch heute in privatem Besitz und kann ganzjährig gegen Entgelt besichtigt werden.