Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck

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- SCHWEDENS -

gebracht hatte, genossen wir die Fahrt bei schönstem Sonnenschein durch die romantische Schärenlandschaft der Ostküste mit ihren unzähligen vorgelagerten Inselchen, angeblich sollen es 23.000 sein, kaum nachzählbar; kleine gemütliche Fischerdörfer mit ihren typischen bunten Holzhäuschen wechseln sich ab mit größeren blitzsauberen Hafenstädten, wie z.B. Karlskrona, dessen gut erhaltener Marinehafen, ehemaliger Hauptstützpunkt der schwedischen Flotte, der bereits um 1680 auf Anordnung von Karl XI. erbaut wurde, inzwischen seit 1998 auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO steht; weiter nördlich dann Kalmar, eine der ältesten Städte Schwedens; nahe des idyllischen Altstadtkerns Gamlastan mit seinen kopfsteingepflasterten Gassen erhebt sich auf einer Halbinsel sehr imposant das mächtige Kalmarslott, die Türme gekrönt von grünen Kupferhelmdächern, durch einen Burggraben vom Festland getrennt; es begann 1180 mit dem Bau eines Verteidigungsturmes und wurde im Laufe der Jahrhunderte u. a durch eine Ringmauer mit vier wuchtigen Bastionen allmählich zu einer Festung ausgebaut; 1397 wurde dort ein historischer Meilenstein gesetzt, als man in den Räumen des Schlosses die Kalmarer Union besiegelte, die Vereinigung der nordischen Reiche DÄNEMARK, NORWEGEN und SCHWEDEN unter einer Herrschaft.

Welch ein Gegensatz die moderne Ölandbrücke, eröffnet im September 1972, die sich in kühnem Schwung von Kalmar aus 6027 m lang und an der höchsten Stelle 42 m über dem Meeresspiegel auf 156 Pfeilern über den Kalmarnsund hinweg zur Insel Öland zieht, die nach Gotland mit 135 km Länge und 16 km Breite zweitgrößte Insel Schwedens, auch Insel der Sonne und der Winde genannt. Natürlich verführte uns dieses Meisterwerk der Technik zu einem kurzen Abstecher. Bis auf wenige Ausnahmen reihen sich die hübschen kleinen Ortschaften an der Westküste aneinander, ansonsten bestimmen weite wogende Felder, blühende Wiesen und Wälder das Landschaftsbild. Immer wieder stößt man auf Gräberfelder aus der Vorzeit und historische Windmühlen, von denen sich angeblich um 1850 herum 2.000 auf der Insel verteilten, etwa 400 haben den Zahn der Zeit überlebt. Fast ein Drittel Ölands, der gesamte Südteil, geprägt von einer von Büschen und kleinwüchsigen Bäumen durchsetzten Grassteppe, wurde im Jahre 2000 wegen seiner vielfältigen Flora und Fauna von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt; im Frühjahr erblühen dort Tausende von Orchideen, und für unübersehbare Schwärme von Zugvögeln ist er ein beliebter Rastplatz.

Schließlich an die Küste zurückgekehrt, ging die herrliche Fahrt weiter über Västervik, Norrköping mit sehr modernem Stadtbild, durchflossen vom Motalo Ström, einem wasserreichen Abfluss des westlich gelegenen Vätternsees, der durch den zu überwindenden Höhenunterschied von 22 Metern mitten in der Stadt rauschende Wasserfälle und Stromschnellen bildet, dann Nyköping usw., usw..

Herrliche Stehplätze boten sich an kilometerlangen weißen Sandstränden mit weitem Blick auf die Ostsee oder die unendliche Inselwelt, direkt an einem der unzähligen Fjorde oder am Ufer eines der vielen glasklaren Seen. Natürlich nutzten wir die Nähe zum Wasser bei anhaltend warmem Sommerwetter täglich zu ausgiebigem erfrischenden Bad. Den dabei geholten Appetit stillten wir entweder bei Selbstgebrutzeltem an Bord aus den immer wieder aufgefüllten leckeren Vorräten oder aber meistens in einem der gemütlichen Restaurants beim Genießen der regionalen Küche.

Stockholm, die wunderschöne Hauptstadt Schwedens mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten, schon des Öfteren von uns besucht, durchstreiften wir trotzdem noch einmal kreuz und quer mit dem Mobi, so langsam es der Verkehr zuließ. Sie liegt idyllisch am Ausfluss des Sees Mälaren in die Ostsee auf mehrere Inseln verteilt und trägt zu Recht den Beinamen Venedig des Nordens. Am schönsten ist immer wieder der Ausblick über die Wasserfläche hinweg auf die Skyline der Altstadt, die Dächer überragt von den schlanken Türmen der Kirchen.

Bevor wir in die Natur zurückkehrten, machten wir einen nordwestlichen Schwenk ins Landesinnere nach Uppsala, Sitz der ältesten noch existierenden Universität Skandinaviens, gegründet 1477. Wird das Stadtbild geprägt von modernen Kastenbauten im rechtwinkligen Straßennetz, so stößt man im Süden auf ein imposantes Schloss, das idyllisch auf einer Anhöhe über dem die ganze Stadt durchlaufenden Flüsschen Fyrisan thront. Begonnen wurde es im Jahre 1549 unter Gustav Wasa (schwedischer König von 1523 bis 1560) als Festung, die seine Söhne dann später zum Schloss ausbauten. Seit Beginn des 20. Jh. dient es hauptsächlich als Regierungs- und Verwaltungssitz des Bezirks UPPSALA. Neben dem lang gestreckten leicht orangefarbenen Bau mit den vorgesetzten wuchtigen runden Ecktürmen, gekrönt von dunklen Kupferkuppeln, wirkt der nur einige Häuserblocks entfernte, tiefer liegende mächtige Dom St. Erik, eine gotische Backsteinbasilika, die schlanken spitzen Türme weit in den blauen Himmel streckend, fast zierlich, obwohl er mit seinen 118,7 Metern als höchstes Kirchengebäude Skandinaviens gilt.

Zwischen den beiden, etwas nordwestlich, dehnt sich das weite Unigelände aus, sehr repräsentativ das sich am Ende eines gepflegten Parks erhebende zweigeschossige Hauptgebäude; eine großzügige Freitreppe führt über eine von einer steinernen Brüstung eingefasste Terrasse hinweg empor zum breiten stuckverzierten Portal aus Sandstein mit seinen drei hohen bogenförmigen Eingangstüren, das über das ebenfalls mit Stuck gestaltete Sims hinwegragt; auf einer vorgesetzten Brüstung im ersten Stock bilden vier bronzene Statuen einen zusätzlichen Schmuck; viel dekorativer Stuck auch um die langen Fensterreihen in der braunroten Backsteinfassade. Die auf der Brüstung der Terrasse und der Mauer zu beiden Seiten der oberen Freitreppe angebrachten hohen dreiarmigen schmiedeeisernen Laternen runden das schöne Bild ab.

Natürlich zog es uns nach diesem Abstecher schnellstens wieder zurück ans Wasser, inzwischen hatten wir mit Gävle, einer pittoresken Kleinstadt, den Bottnischen Meerbusen, erreicht, der sich weit zwischen SCHWEDEN und FINNLAND hinzieht. Jeden Tag ein Stückchen weiter „arbeiteten“ wir uns auch diese herrliche Küste in nordöstlicher Richtung voran, immer wieder malerische Örtchen passierend, wie Söderhamn, Hudiksvall, Sundsvall usw., usw.; an den schönsten Plätzen wurde übernachtet, sich nach Herzenslust in die klaren Fluten gestürzt und hemmungslos in urigen Restaurants geschlemmt, Petrus war uns unentwegt wohlgesinnt, so muss Urlaub sein!

Nach einer in vollen Zügen genossenen Woche erreichten wir mit der hübschen Stadt Umea unser vorläufig letztes Ziel in Schweden; von der nahen Station Holmsund brachte uns ein schneeweißes Fährschiff in etwa sechs Stunden hinüber nach Vaasa in

- FINNLAND -

eine gemütliche Hafenstadt mit sehr schönem Stehplatz direkt am weißen Sandstrand eines Fjordes, so dass wir auch hier auf das morgendliche Bad in den Fluten nicht verzichten mussten.

Über pittoreske Fischerdörfer wie Kaskö und Kristinestad ging es in südlicher Richtung an der auch hier äußerst romantischen Schärenküste weiter, bis wir landeinwärts in unendliche dichte Nadelwälder eintauchten, etwa 60% des Landes sind bewaldet. Aber nicht umsonst wird Finnland auch „Land der tausend Seen“ genannt, über 55.000 Gewässer bestimmen das Bild der Landschaft. Hinter Tampere, der zweitgrößten Stadt, geprägt von modernen Bauten, erreichten wir eine herrliche Seenplatte, zwei Tage lang genossen wir einmalige Natur pur, erfrischten uns in glasklaren Fluten, übernachteten einmal einsam am Ufer eines kleinen idyllischen Sees, dann etwas erhöht in lichtem Tannenwald, unter uns, vom Mond in silbrig glänzendes Licht getaucht eine unübersehbare Wasserfläche; am frühen Morgen aus den Federn gerissen durch einen spektakulären glutroten Sonnenaufgang.

Mit Helsinki, der quirligen Hauptstadt, sehr schön am Finnischen Meerbusen, der südlichen Begrenzung des Landes liegend, hatte die Zivilisation uns wieder. Auf einer ausgedehnten Stadtrundfahrt lernten wir bei nach wie vor bestem Sommerwetter nach altbewährtem Muster die sich in großer Zahl bietenden Sehenswürdigkeiten kennen, ganz besonders eindrucksvoll die monumentalen klassizistischen Baudenkmäler im Gebiet um den das Zentrum bildenden Hafen herum; das schneeweiße Wahrzeichen, der 1852 fertig gestellte mächtige Dom, ragt, etwas erhöht stehend, ganz besonders imposant über die Dächer und grüne Baumwipfel hinweg; rundherum tragen schlanke Säulen die vorspringenden, spitz zulaufenden Portale, eine hohe, von Sprossenfenstern durchbrochene runde Mittelkuppel, das grün leuchtende Kupferdach gekrönt von einem goldenen Kreuz, wird umgeben von vier kleinen quadratischen Ecktürmen mit ebensolchen kuppelförmigen Dächern, ein wunderschönes Fotomotiv.

Ein Abstecher nach Hangö, einem am Ende einer Landzunge an der südwestlichsten Spitze Finnlands gelegenen hübschen Seebad, verführte uns wegen des idyllischen Stehplatzes direkt am kilometerweiten weißen Sandstrand mit in unübersehbarer Zahl vorgelagerten Schäreninseln dazu, noch einen weiteren Faulenzertag ausgiebig Sonne und Meer zu genießen. Strömender Regen am folgenden Morgen machte uns den Abschied leicht. Unser nächstes Ziel war die etwas nordwestlich gelegene bekannte moderne Hafenstadt Turku, wo wir bei der Viking Line für den nächsten Vormittag einen Platz auf dem Fährschiff Rosella buchten, das uns dann bei wieder strahlendem Sonnenschein in über fünfstündiger herrlicher Fahrt sicher durch das Gewirr der

 

- Alandinseln -

(eine Gruppe von über 6.500 Inseln, davon etwa 80 bewohnt, weitgehend autonom verwaltet) am Eingang des Bottnischen Meerbusens bis zum sehr idyllisch auf der größten Insel gelegenen Hauptort Mariehamn brachte, zum Teil sich über einen grünen Hügel hinziehend, schon von weitem grüßten die hohen Masten der Viermastbark Pommern, die im dortigen Hafen vor Anker liegt, heute ein Museumsschiff.

Nach kurzer Sightseeingtour durch das bereits 1861 gegründete Städtchen mit seinem gemütlichen Kleinstadtcharakter, sehr hübsch wieder die vielen bunten Holzhäuschen, landeten wir für die Nacht natürlich wie immer direkt am Wasser, in der Nähe des Ufers, durch eine schmale Brücke zu erreichen eine kleine Insel, bewohnt von Schwänen, Pfauen, Enten und anderem Kleingetier.

Unsere nach langem Tag wohlverdiente Nachtruhe wurde allerdings empfindlich gestört durch eine Anzahl Jugendlicher, die mit zwei vollbesetzten Autos den weitläufigen Parkplatz als Rennstrecke missbrauchten und mit aufheulenden Motoren um die Kurven rasten. Des „Spielens“ müde, wurde unser Mobi das Objekt ihrer Begierde. Nichts ahnend von dem geplanten Streich schreckten wir aus unseren Betten hoch, als jemand auf die hintere Leiter sprang und unser Gefährt gewaltig ins Schwanken brachte. In Windeseile war mein tapferer Held aus den Federn, die immer bereitliegende Gaspistole im Anschlag riss er die Tür auf und brüllte eine Drohung in die Nacht hinaus. Mit einem Sprung rettete sich der Erstürmer unseres Daches, dabei einen schweren Gegenstand auf das Pflaster fallen lassend, seine Kumpane stoben in allen Richtungen auseinander, mit quietschenden Reifen verschwanden die Autos in der Finsternis.

An Schlaf war vorläufig nicht mehr zu denken, würden sie mit Verstärkung zurückkehren? Von der Insel schallte lautes aufgeregtes Geschnatter herüber, kein Wunder, denn der fallen gelassene Gegenstand entpuppte sich als ein großes Entenhäuschen. Einige Minuten später stoppte ein Polizeiwagen direkt neben uns, zwei Polizisten umrundeten das Mobi, wir hielten im Dunkeln den Atem an; dann stießen sie kopfschüttelnd auf die vorgenannte Behausung, die sie nach kurzer Beratung an ihren angestammten Ort zurückbeförderten, wo sie offensichtlich sofort wieder von ihren Bewohnern in Beschlag genommen wurde, der eingekehrten völligen Ruhe nach zu urteilen. Als auch die Rücklichter des Polizeiautos in der Ferne verschwunden waren, fielen wir endlich in einen unruhigen Schlummer, bis uns in aller Herrgottsfrühe, d. h. um 6.00 Uhr, lautes Klopfen an der Tür unsanft aus unseren Träumen riss; ein Obdachloser bat um eine milde Gabe, ein etwas unglücklicher Zeitpunkt! Nachdem er zufrieden von dannen gezogen war, beschlossen wir, diesen unwirtlichen Ort schnellstens zu verlassen.

Nach herrlicher Fahrt durch abwechslungsreiche Landschaft erreichten wir dadurch den nordwestlich gelegenen Fährhafen Eckerö gerade noch rechtzeitig vor dem Auslaufen der Fähre zurück nach

- SCHWEDEN - ;

eigentlich ausgebucht, aber über die Warteliste durfte unser Mobi noch als vorletzter Wagen die Rampe passieren. Wir fanden einen Sitzplatz direkt an der großen Frontscheibe im Bug des Schiffes; der starke Wind hatte sich inzwischen zu einem gewaltigen Sturm entwickelt, und ein Blick auf das wild bewegte Meer ließ mich zum ersten Mal unsere mitgeführten Reisetabletten herausholen, so dass wir zu den wenigen gehörten, die nicht schon nach kurzer Zeit mit leichenblassen Gesichtern fluchtartig den Raum verließen. Hoch hob sich der Bug in den wolkenverhangenen Himmel, um dann krachend in ein bleigrau gischtendes Wellental einzutauchen. Mehr unter als über Wasser kamen wir nach zwei unendlich langen Stunden im malerischen schwedischen Hafen Grisslehamn an. Zwei wundervolle Tage verbrachten wir noch in diesem herrlichen Land, Stehplätze zunächst im etwa 100 km südlich gelegenen Österskar, natürlich wie üblich direkt an einem Strandstreifen des Fjordes mit bei wieder strahlendem Sonnenschein erfrischendem Morgenbad in den Fluten; dann weiter landeinwärts am in reizvolle Landschaft eingebetteten Hjälmaren See; in südwestlicher Richtung erreichten wir den lang gestreckten Vätternsee; unmittelbar am sich über 100 km ausdehnenden Ostufer entlang genossen wir die Fahrt durch pittoreske kleine Ortschaften, auf dem Wasser begleitet von langsam dahingleitenden Segelbooten, die zum Teil gesetzten bunt leuchtenden Spinnaker vom auffrischenden Wind gebläht.

Mit Jönköping, einer der ältesten Städte Schwedens, gelangten wir an den Südzipfel des Sees. Als inzwischen wichtiger Industriestandort und Verkehrsknotenpunkt war sie uns zu geschäftig, unseren letzten Stehplatz fanden wir in freier Natur an einem kleinen romantischen See, allein mit seinen gefiederten Bewohnern, die den blühenden Schilfgürtel bevölkerten und den netten Fröschen, die uns nachts mit einem ohrenbetäubenden Quakkonzert „erfreuten“.

Der nächste Vormittag brachte uns zu unserem letzten Ziel in Schweden, der Hafenstadt Helsingborg, die sich mehr als 16 km, zum Teil auf einem Plateau, das zum Meer hin steil abfällt, an der schmalsten Stelle des Nordeingangs des Öresundes entlangzieht, die Meerenge zwischen Schweden und der dänischen Insel Seeland, die das Kattegat mit der Ostsee verbindet. Sie ist nach Trelleborg der bedeutendste Fährhafen für den Verkehr zwischen dem europäischen Kontinent und Schweden und hinter Göteborg die zweitwichtigste Hafenstadt des Landes., außerdem ebenfalls ein bedeutender Industriestandort.

Die Geschichte der Stadt geht bis ins hohe Mittelalter zurück, stattliche Gebäude, Denkmäler und Kirchen erinnern an eine blühende Vergangenheit, wovon wir uns auf einer kurzen Stadtrundfahrt durch die untere Altstadt überzeugen konnten. Ganz besonders eindrucksvoll in der Nähe des Hafens auf einem weiten Platz das 1897 erbaute Rathaus im neogotischen Stil. Der mächtige viergeschossige rotbraune Backsteinbau wirkt mit seinen vier integrierten wuchtigen, von kegelförmigen dunklen Kupferdächern gekrönten Rundtürmen, dem aus der Mitte aufragenden 65 m hohen quadratischen Turm, den unzähligen weiteren über die Dächer verteilten kleinen spitzen Türmchen und den überbordenden Stuckverzierungen an der Fassade wie ein Märchenschloss von Walt Disney, ein lohnendes Fotomotiv. Automatisch ins Bild rückt das Denkmal von Agnus Stenbock hoch zu Ross, ein schwedischer Feldmarschall im Großen Nordischen Krieg von 1700 bis 1721 in Nord-, Mittel- und Osteuropa um die Vorherrschaft im Ostseeraum.

Kurz darauf reihten wir uns in die Schlange der auf die Fähre nach

- DÄNEMARK -

wartenden Fahrzeuge ein. Zwei Stunden später lag SCHWEDEN in unserem Rücken und die Nordspitze der großen dänischen Insel Seeland vor uns. Bei der Einfahrt nach Helsingör grüßt majestätisch von einer Landzunge herab mit ihren fünf verschieden hohen, von hellgrünen Kupferhelmen gekrönten Türmen die durch William Shakespeare berühmt gewordene Kronborg, indem er hier die Handlung seines Hamlet spielen ließ. Die anfänglich mittelalterliche Festung wurde im 16. Jh. zu einem Schloss im Stil der Renaissance erweitert und nach einem verheerenden Brand im Jahre 1629 vollständig wieder aufgebaut; die wechselvolle Geschichte erspare ich mir hier, heute ist dort ein maritimes Museum untergebracht und seit November 2000 gehört es zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Die Stadt erwies sich als etwas kleiner, aber ebenso geschäftig wie ihr schwedisches Gegenüber. Nach der üblichen Sightseeingtour, auch hier viele gut erhaltene schöne Häuser aus dem 14. und 15. Jh., schnurrte unser Mobi auf herrlicher Strecke in südlicher Richtung direkt am breiten, stark befahrenen Sund entlang. Kleine blitzsaubere, gemütliche Orte reihen sich aneinander, weite Wiesen und Felder prägen die Landschaft. Ohne Frage zog es uns für die Nacht wieder ans Wasser, und wie immer fanden wir rechtzeitig einen sehr schönen Platz direkt am Strand, so dass das anregende morgendliche Bad abermals gesichert war.

Bei traumhaftem Sommerwetter ging es weiter bis Kopenhagen, der nicht minder schönen Hauptstadt der Dänen, die wir vor vielen Jahren schon einmal zusammen mit unseren Töchtern besucht hatten und gern ein zweites Mal zur Auffrischung der Erinnerungen erkundeten, wie immer mit den üblichen Fotostopps, wenn möglich. Sind dort zwar ebenfalls alle bedeutenden Industriezweige vertreten, so hat sie doch eine Fülle von Sehenswürdigkeiten zu bieten, und fast alle ballen sich im Zentrum in der Nähe des Hafens zusammen, ganz besonders die drei imposanten Schlösser, die davon zeugen, dass bereits seit 1416 die dänischen Könige in der Stadt residieren, davon das älteste noch erhaltene Schloss Rosenborg, wunderschön in einem gepflegten Park gelegen, sehr mächtig wirkend durch seine vier vorgesetzten, verschieden hohen kantigen Türme mit den gestaffelten hellgrünen Kupferhelmen; 1607 bis 1617 als Sommerresidenz für Christian IV. erbaut, wurde es 1833 in ein Museum umgewandelt, in dem man u. a. die dänischen Kronjuwelen bewundern kann.

In nicht minder schöner Umgebung auf der Insel Slotsholmen etwas weiter südöstlich das Schloss Christiansborg, auf der einen Seite der Hafen und der Rest umrundet durch einen breiten Kanal, mit dem Festland verbunden durch etliche Brücken; 1736 entstand der erste Bau als königliche Residenz, bis er im Jahre 1794 ebenfalls durch einen Brand völlig zerstört wurde, auch der zweite Palast brannte 1884 vollständig nieder, erst 1907 entstand unter Verwendung der Grundmauern der beiden Vorgängerinnen das heutige Schloss in wuchtigem neobarocken Stil, das 1928 vollendet wurde; auffallend der in der Mitte des mehrflügeligen Baus vorgesetzte kantige Turm, dessen hellgrüne verschieden gestaltete Kupferspitze hoch in den blauen Himmel ragt. Davor hat man dem dänischen König Frederik VII. (1848-1863), der sich als Initiator des Grundgesetzes in Dänemark einen Namen gemacht hat, mit einem Reiterstandbild auf hohem Sockel ein Denkmal gesetzt Seit 1918 ist das Gebäude Sitz des dänischen Parlaments (Folketing) und des Obersten Gerichtshofs.

Das dritte Schloss, Amalienborg aus dem 18. Jh., das sich als Ensemble von vier Rokoko-Palais um einen achteckigen Platz erhebt, in dessen Mitte auf mächtigem marmornen Sockel ein Reiterstandbild von Frederik V. (König von Dänemark und Norwegen v.1746 bis 1766) thront, liegt einige Blocks weiter nordöstlich nah am Hafen; ursprünglich waren die Gebäude für Mitglieder des dänischen Hochadels gedacht, gelangten aber nach dem bereits geschilderten Brand im Jahre 1794 auf Schloss Christiansborg allmählich in den Besitz der königlichen Familie, und noch heute residiert dort die dänische Königin.

Mitten in dem Gebäudeensemble überragt die 45 m hohe hellgrün leuchtende, freskengeschmückte, von einem kleinen Aussichtsturm gekrönte Kuppel der Frederikskirche die dunklen Dächer der Paläste, wegen der anfangs verwendeten, als sich zu teuer erweisenden Materialien auch Marmorkirche genannt. Sie wurde bereits 1794 als Abbild des Petersdoms in Rom entworfen, jedoch erst nach 140 Jahren fertig gestellt.

Von dort ist es nur noch ein kurzer Weg gen Norden am Hafen entlang bis zur zwar kleinsten, aber wohl bekanntesten und meistfotografierten Sehenswürdigkeit Kopenhagens, die Kleine Meerjungfrau aus schon etwas angejahrter Bronze, die unterhalb der Festungswälle des Kastells, ein Überbleibsel der alten Stadtbefestigung, am Langeliniekai anmutig auf einem großen unbehauenen Felsstein sitzend auf die Hafeneinfahrt blickt. Geschaffen wurde sie 1913 nach einer Figur aus dem gleichnamigen Märchen des berühmten dänischen Dichters Hans Christian Andersen.

Wendet man sich von dort wieder gen Süden, überquert man zwei Blocks nach der Amalienborg auf einer der Brücken ein ganz anderes Kleinod, den Nyhavn, ein 1673 angelegter, sehr belebter Hafenarm; durch die schmucken kunterbunten Giebelhäuser an den Straßen zu beiden Seiten wurde das historische Bild eines Hafenviertels bewahrt.

 

Weiter gen Südwesten landeten wir schließlich an dem Lebensmittelpunkt der Stadt, dem riesigen, mit Steinplatten ausgelegten Marktplatz, angeblich 23.900 qm groß, dominiert vom mächtigen, von 1892 bis 1905 im Stil der italienischen und normannischen Renaissance entstandenen Rathaus, die bräunliche Fassade, durchsetzt von drei verschieden geformten dichten Reihen von weißen bzw. dunklen Sprossenfenstern, dekoriert mit einigen Skulpturen und je einem halbrunden, von kegelförmigem Kupferhelm gekrönten Erker an den Seiten; aus der Mitte des dunkelgrauen Daches steigt, das ganze Dach umrahmend, eine meterhohe Mauer empor, oben ähnlich einer echten Krone gleichmäßig durchbrochen, an den Seiten begrenzt durch je ein spitzes Türmchen, davor in gleichen Abständen aufrecht stehende bronzene Skulpturen; an einem hohen Mast flattert fröhlich die dänische Flagge; an der Seite wird das Dach überragt durch einen mächtigen quadratischen Glockenturm, nach allen vier Himmelsrichtungen zeigt je ein großes helles Zifferblatt die genaue Uhrzeit an; zusammen mit seiner hellgrünen schlanken, reich verzierten Spitze, gekrönt von einer goldenen Kugel mit einem ebensolchen Kreuz, erreicht er eine Höhe von 113 Metern und ist somit Dänemarks höchster Turm und eines der Wahrzeichen Kopenhagens.

Mit dem Finden eines Parkplatzes nahe dem kolossalen Eingangstor zum bereits 1843 eröffneten Tivoli, ein berühmter Vergnügungspark, der sich ganz zentral zwischen dem Rathausmarkt und dem Hauptbahnhof ausdehnt, endete unsere Sightseeingtour; natürlich gibt es noch eine ganze Menge anderer Sehenswürdigkeiten, aber für uns war mit dem Besteigen einer der bunten Bimmelbähnchen, die regelmäßig auf dem großen Gelände verkehren, sehr schön angelegt mit viel Grün, überquellenden Blumenbeeten, kleinen Seen und Wasserspielen, erst einmal Entspannung angesagt. Im Zuckeltrab ging es durch das bunte Kirmestreiben von einer Attraktion zur anderen. Wo nicht zu weite Wege zurückzulegen waren, wurde unterbrochen. Natürlich „erstürmten“ wir u. a. auch das Riesenrad, das sich von den üblichen allerdings dadurch unterschied, dass man in großen Körben saß, über denen jeweils ein riesiger bunt gestreifter Ballon schwebte, so dass man das Gefühl hatte, gen Himmel zu fliegen; von oben öffnete sich ein herrlicher Blick auf die ganze Pracht unter uns und die quirlige Innenstadt rundherum, etwas später delektierten wir uns an einer Auswahl des köstlichen dänischen Kuchens unter dem leuchtenden Sonnenschirm auf der Terrasse eines gemütlichen Cafés, direkt neben einem romantischen kleinen See, über die Baumkronen hinweg grüßten die Türme des nahen Rathauses.

Lange mussten wir dann nach einem geeigneten Stehplatz für die Nacht suchen, denn südlich von Kopenhagen ist das gesamte Ufer fest in privater Hand. Mit einem durch Hecken von der Straße abgetrennten Parkplatz direkt an einem schmalen feinsandigen Strandabschnitt wurden wir endlich fündig. Der nächste Tag brachte uns über eine lange imposante Brücke zunächst auf die Insel Falster und nach einigen Kilometern über den Guldborgsund hinüber zur angrenzenden Insel Lolland, dort schließlich bis an die südliche Küste, wo wir bei strahlendem Sonnenschein westlich von Rödby unseren absoluten Traumplatz entdeckten, mitten in den Dünen mit Durchblick auf das glitzernde Meer und einen kilometerlangen Sandstrand. Wir beschlossen spontan, entgegen unseren sonstigen Gepflogenheiten etwas länger in dieser herrlichen Natur zu verweilen, die wir lediglich mit zwei jungen deutschen Radfahrern teilten, die ihr Zelt in der Nebendüne aufschlugen, mit der Bitte um ein wenig Pfeffer und Salz zu uns herüberkamen und auf einen ausgedehnten Klönschnack blieben.

Vier äußerst angenehme Faulenzertage lang genossen wir Sonne, Strand und Meer, nur unterbrochen durch kurze Ausflüge in die idyllische Umgebung. Dabei wurden Erinnerungen an die Zeit wach, als wir noch mit unserer Motoryacht „Gimoga“ auf der Ostsee herumschipperten und nach einer nervenzermürbenden fünfeinhalbstündigen dicken Nebelfahrt von Fehmarn aus über den sehr stark befahrenen Belt dank genau abgestecktem Kurs sicher in Nysted an der Südküste Lollands landeten, im Schlepp einen Segler mit vier gestandenen Männern, die völlig die

Orientierung verloren hatten.

Wie schon bei unseren vorherigen Besuchen begeisterten uns wieder die malerischen kleinen Ortschaften mit den für Dänemark so typischen niedrigen, blitzsauberen Häuschen (man kann fast die Dachrinnen berühren) in schneeweiß oder der ganzen Palette von Pastellfarben mit bunt abgesetzten Türen und Fensterrahmen, sehr viel Fachwerk und häufig Reet gedeckten Dächern; vor jeder Haustür ein verschwenderischer bunter Blütenflor, dominierend die üppig blühenden Stockrosen, eine Malvenart, die bis zu 1 ½ m Höhe erreichenden Stiele, übersät mit großen zarten Blütenkelchen in leuchtendem Rosa bis hin zu kräftigen Rottönen oder in sonnigem Gelb, sind eine wahre Augenweide.

Natürlich war auch der abendliche Besuch eines der urgemütlichen Kros wieder ein absolutes Muss, dem überall angebotenen „Anretning“ konnten wir nicht widerstehen; auf silbernem Tablett größeren Ausmaßes oder mehrstöckiger Stellage liebevoll angerichtet eine Unmenge von Schüsselchen mit für die dänische Küche so typischen süßsauren Heringsfilets, leckeren Salaten, gefüllten Eiern, Grönlandkrabben; aus der warmen Küche kleine Schweinsmedaillons mit kross gerösteten Zwiebelringen sowie zartbraun gegrilltes Fischfilet, dazu pikante Soßen, frisches Weißbrot und duftende dünne Schwarzbrotscheiben nebst ausreichender Menge der leicht gesalzenen dänischen Butter, einfach köstlich!

Drei Tage vor Ende unseres Urlaubs erreichten wir vom nahen Rödby Havn aus mit einer der großen schneeweißen Ostseefähren wieder heimatliche Gefilde; von unserem Ankunftshafen Puttgarden auf der Insel Fehmarn kehrten wir mit Unterbrechungen in Heiligenhafen - während unserer Ostseetörns mit der „Gimoga“ schon ein beliebter Zielort - und traditionsgemäß in dem bekannten Seebad Travemünde am Freitag, d. 26. August, nach Hamburg zurück. 29 herrliche Tage lagen hinter uns, es war für uns die schönste Art zu reisen, auf den insgesamt 4.625 Kilometern hatte sich unser Wohnmobil bestens bewährt, uns nicht ein einziges Mal im Stich gelassen und treu und brav Kilometer für Kilometer heruntergeschnurrt.