Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck

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- Balatonakali -

ausnahmsweise auf den dort direkt am See gelegenen Campingplatz zu gehen. Wir hatten Glück und bekamen eine sehr schöne Stellfläche unmittelbar am Ufer zugewiesen. Also war wieder Faulenzen pur angesagt. Das Schwimmen war allerdings etwas schwierig, da der Plattensee, wie schon erwähnt, sehr flach ist. Auf einem Steg konnte man sich allerdings so weit vorarbeiten, dass man an seinem Ende wenigstens bis zur Taille ins Wasser gleiten konnte.

Unser Sonnenbad wurde abrupt gestört durch plötzlich entstehende Unruhe. Eine rote Leuchtrakete schoss in den Himmel, am Ufer an mehreren Stellen Dauerblitzlicht, rund um uns herum bemühte man sich, alles was nicht niet- und nagelfest war, in Sicherheit zu bringen. Unser Nachbar gab uns ein Zeichen, es ihm gleichzutun. Wir hatten gerade unsere Liegen unter dem Mobi verstaut, als völlig aus heiterem Himmel mit einem unheimlichen Heulen ein gewaltiger Sturm heranfegte, der den See in kürzester Zeit in ein wild wogendes Meer mit spritzenden Schaumkronen verwandelte, Gummiboote u. a. flogen wie Geschosse durch die Gegend, die letzten Badenden flüchteten so schnell sie konnten, denn der Himmel hatte sich nicht minder fix verdunkelt, es blitzte an allen Ecken und Enden, laut krachender Donner ließ unser Mobi erzittern, und dann wurden wir von den herabstürzenden Wasserfluten fast weggeschwemmt. Nach diesem überwältigenden Naturereignis zogen wir es vor, das Abendessen aus vorhandenen Vorräten zuzubereiten, da der gesamte Platz sich in eine Schlammwüste verwandelt hatte und nicht gerade einladend wirkte.

Wolkenverhangen der Samstagmorgen. Wir ließen uns aber die Laune nicht verderben und setzten unsere Rundtour um den Balaton weiter fort. Die landschaftlich sehr schöne Strecke folgt kurvenreich immer dem Uferverlauf, mal unten durch malerische kleine Dörfer mit uralten Kirchen, mal hoch oben an steil ins Wasser abfallenden bewaldeten Hängen entlang, in großem Bogen umrundet sie den Fuß des 438 m hohen Badacsony, ein markanter Kegelberg vulkanischen Ursprungs, an dessen Hängen feurige, schwere Weine gedeihen. Am nordwestlichen Ufer erreicht man schließlich Keszthely, die älteste und auch die größte Ansiedlung am Plattensee, ein charmantes Städtchen, das bis 1945 von den Grafen Festetics beherrscht wurde, die ihm zu Ruhm und Ansehen verhalfen. Das 1745 im Barockstil erbaute Schloss Festetics, in einem weiten Park mit mächtigen alten Bäumen und einer großen Springbrunnenanlage inmitten leuchtender Blumenrabatten liegend, ist eines der prächtigsten Baudenkmäler dieser Gegend. Viele elegante Villen mit ihren spätbarocken Fassaden sind weitere sehenswerte Zeugen aus jener Zeit. Wohlhabende Bürger, die diesen Ort als Badeparadies entdeckten, bauten sich feudale Sommerhäuser.

Nach weiteren zehn Kilometern, inzwischen erfreute uns wieder der gewohnte Sonnenschein, erreichten wir das flachhügelige Südufer, am Anfang ein Schilfgürtel, so weit das Auge reicht, ein idealer Nistplatz für unzählige Zug- und Wasservögel, die sich sehr lautstark in einem vielstimmigen Chor bemerkbar machten, auch in der Luft ein ständiges Kreisen und Schweben und ein Spektakel ohnegleichen. Durch unsere Ferngläser konnten wir ihre Vielfalt ganz aus der Nähe bewundern. Doch schon nach kurzer Weiterfahrt war es mit der Romantik vorbei. Das ganze, nun feinsandige Ufer schien ein einziges Strandbad zu sein, es herrschte ein unübersehbares Gewimmel an Land und im für Kinder idealen flachen Wasser, Erwachsene müssen allerdings einige hundert Meter hinauswaten, bis die Wellen den Nabel erreichen, also für uns überhaupt nicht geeignet. Im Hintergrund gruppieren sich kastenförmige Hotels, Erholungsheime, Pensionen, Jugendferienhäuser, Campingplätze sowie unendlich viele Sommerhäuschen.

Langsam ließen wir uns treiben, bis wir am Südrand des kleinen Örtchens

- Zanardi -

eine lang gestreckte Mole mit weitem Blick auf den See und die gegenüberliegende Halbinsel Tihany als geeigneten Stehplatz für die Nacht auserkoren. Sehr erfreulich auch die einladende Csárda in unmittelbarer Nähe, in der wir zu abendlicher Stunde wieder ausgiebig die ungarische Küche genossen, ganz besonders köstlich der mit Pilzen, Tomaten und Zwiebeln in Weißwein gedünstete Fogas, ein Zander aus dem Balaton. Dazu mussten wir natürlich unbedingt den feinblumigen Riesling probieren, der fast ausschließlich am Südufer angebaut wird. Ein temperamentvoll fidelndes Quartett sorgte für die so typische musikalische Untermalung.

Da der Sonntag sich wieder von seiner besten Sonnenseite zeigte, beschlossen wir noch einmal einen Faulenzertag am Ufer einzulegen. Das erwies sich jedoch als äußerst schwierig, überall die gleiche drangvolle Enge. Im nahen

- Siófok -

dem lebhaftesten Badeort, bekam man überhaupt kein Bein an die Erde. Hier wurde übrigens Emmerich Kálmán geboren, der die Csárdásfürstin, Gräfin Mariza und einige andere schmissige Operetten komponierte. Ein sehr schönes Restaurant in Seelage mit großem Garten, das seinen Namen trägt, fassten wir auf alle Fälle schon einmal für unser nächstes Abendessen ins Auge. Auf der weiteren Suche nach einem halbwegs leeren Stückchen Strand ließen wir also den überlaufenen Ort hinter uns und mussten noch einige Kilometer fahren, bevor wir unmittelbar am Ostufer auf einem naturbelassenen Platz unter schattigen Bäumen endlich unser Plätzchen entdeckten, wo wir in aller Ruhe noch einmal Sonne und See genießen konnten.

Rechtzeitig zum Dinner kehrten wir fein gemacht nach Siófok zurück, wo wir im Garten des bereits auserkorenen Restaurants auch tatsächlich noch einen der hübsch eingedeckten Tische ergatterten. Für unser Abschiedsessen folgten wir gern dem Menüvorschlag des Kochs, was wir auch nicht zu bereuen brauchten. Der Wein, der den Genuss noch erhöhte, war dieses Mal kräftig und goldfarben und stammte vom Badacsony-Anbaugebiet. Natürlich durfte auch die übliche Life-Musik nicht fehlen, hier waren es drei schwarz gelockte junge Künstler, die ihren Geigen feurige Zigeunerweisen entlockten. Das Programm wurde noch erweitert durch eine Folklore-Tanzgruppe, die in ihren hübschen bunten Trachten sehr temperamentvoll den Csárdás, den ungarischen Nationaltanz im 2/4-Takt, vorführte. Ein durchweg gelungener Abend! Zum Schlafen kehrten wir an unseren schon erprobten Tagesplatz zurück, wo wir allein und völlig ungestört in den nächsten Tag hineinträumten.

Wieder strahlte die Sonne vom wolkenlosen Himmel, als wir dem Balaton endgültig Adieu sagten. Dann ging es quer durch das sehr hügelige Bakonygebirge mit seinen bunten Laubwäldern, karstigen Höhen, malerischen Schluchten und munter plätschernden Wasserläufen. Über zeitvergessene Dörfer mit uralten Kirchen erreichten wir schließlich die Hauptstadt dieses Gebirges, das auf fünf mächtigen Dolomithügeln sehr malerisch erbaute Veszprém (Weißbrunn), im Mittelalter eine der bedeutendsten Städte Ungarns, auch Stadt der Königinnen genannt, denn nur die Bischöfe des ansässigen Bistums hatten die Erlaubnis, die ungarischen Königinnen zu krönen.

Die Straßen sind zum Teil wie Achterbahnen, im historischen Stadtkern scheinen die alten Häuser aus den Felsen zu wachsen. Von einem benachbarten Hügel aus konnten wir wenigstens einen kleinen Blick auf das Burgviertel werfen, das auf einem 500 m langen Bergsporn thront und im Mittelalter Domizil der kirchlichen und weltlichen Aristokratie war. Es wurde wie eine Festung geschützt, Teile der mächtigen Mauern sind noch zu erkennen. Die Dächer des Viertels werden überragt von den Doppeltürmen des Sankt-Michael-Doms, 1001 als romanische Basilika errichtet, in den Türkenkriegen zerstört, erst im 18. Jh. zum Teil in spätbarockem Stil wiederaufgebaut; daneben der hohe spitze Turm der heutigen Pfarrkirche St. Stephan (ehemalige Franziskaner-Kirche) und der etwas niedrigere so genannte Feuerturm, damals als Wachturm erbaut, in den Türkenkriegen zu Verteidigungszwecken dienend und heute mit seiner rund umlaufenden Plattform ein idealer Aussichtsturm.

Natürlich drängen sich auf dem schmalen Felsrücken noch eine ganze Anzahl weiterer Sehenswürdigkeiten, wie z.B. das Erzbischöfliche Palais aus dem 18. Jh. und in direkter Nachbarschaft das einzige Überbleibsel aus der mittelalterlichen Residenzzeit der Königinnen, die frühgotische Gisela-Kapelle, erbaut um 1230, rund 170 Jahre nach dem Tod von Königin Gisela, der Ehefrau von Stephan I., die Tochter eines bayerischen Herzogs.

Da fast das ganze Areal autofreie Zone ist, kam eine nähere Besichtigung für uns leider nicht in Frage, also ließen wir schon bald das Bakonygebirge hinter uns, auf einsamen Nebenstrecken genossen wir die Fahrt durch saftig grüne Wiesen mit friedlich nebeneinander grasenden Kühen und Schafen oder sich mit wehenden Mähnen übermütig jagenden rassigen Pferden. Auf den Feldern war die Getreideernte in vollem Gange, ein friedliches Bild; die blitzsauberen Dörfer, jedes für sich ein Schmuckstück. In Sopron, einem der altertümlichsten ungarischen Städtchen, mit ca. 240 unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden und seinem fast vollständig erhaltenen mittelalterlichen Kern wie ein Freilichtmuseum wirkend, verabschiedeten wir uns mit einer kurzen Stadtrundfahrt vom wunderschönen Ungarn, bevor wir nach wenigen Kilometern ohne Aufenthalt die Grenze nach

- ÖSTERREICH -

passierten.

Nur noch fünfzig Kilometer trennten uns von Wien, eine der historisch reichsten und schönsten Hauptstädte Europas, direkt an der Donau gelegen. Obwohl wir sie auf einer viertägigen Städtereise mit der Deutschen Bundesbahn 30 Jahre zuvor schon ausgiebig kennen gelernt hatten, ließen wir es uns nicht nehmen, noch einmal per Mobi die Erinnerung aufzufrischen.

 

Zunächst war es der mächtige Stephansdom im Zentrum Wiens, der uns magisch anzog; das Wahrzeichen Wiens zählt zu den bedeutendsten gotischen Kirchenbauten. Er entstand zwischen 1300 und 1511 unter Verwendung von Bauteilen einer romanischen Vorgängerkirche aus dem 13. Jh., wovon die zwei, das steile Dach kaum überragenden romanischen Heidentürme zu beiden Seiten des westlichen Portals Zeugnis ablegen. Der 1722 zur erzbischöflichen Kathedralkirche erhobene Dom sollte zwei zusätzliche 136 m hohe Türme erhalten, wovon jedoch nur der südliche, von den Wienern liebevoll Steffl genannt, fertig gestellt wurde; auffallend das hoch aufragende, mit 230.000 farbig glasierten Ziegeln mosaikartig gedeckte Dach.

Da wir das pompöse Innere des Doms und seine Kunstschätze schon bei unserem ersten Besuch bewundert hatten und mit unserem Gefährt sowieso keinen Parkplatz fanden, scherten wir schon bald auf die stark befahrene Ringstraße ein, Wiens 4 km langen und 57 m breiten Prachtboulevard, der zusammen mit dem Donaukanal den zentralen I. Bezirk umschließt. Hier drängen sich in großer Zahl die repräsentativen Monumentalbauten aneinander. Dank möglichem Fotostopp konnte ich wenigstens einige aufs Bild bannen. Der älteste Prachtbau an der Ringstraße ist die 1869 eröffnete Staatsoper, zusammen mit der Met in New York und der Scala in Mailand zählt sie zu den drei führenden Opernhäusern der Welt. Ein beeindruckendes Fotomotiv das neugotische Rathaus und nicht minder das gegenüberliegende Burgtheater, von den Wienern nur Die Burg genannt, mit seiner halbkreisförmigen Eingangsfront, das 1776 zum Hof- und Nationaltheater erhoben wurde. Der repräsentative neoklassizistische Bau des Parlaments (1873-83) ist heute Sitz der beiden Kammern der Legislative, während der österreichische Bundespräsident innerhalb der Hofburg am an den Ring angrenzenden Heldenplatz residiert, auf dem je ein Reiterdenkmal an Erzherzog Karl und an Prinz Eugen erinnert, beide Pferde auf den Hinterbeinen aufgebäumt. Die kaiserliche Hofburg ist ein 240.000 Quadratmeter großer Komplex aus 18 Trakten, 19 Höfen und 2.600 Räumen, entstanden im Zeitraum von mehr als sechs Jahrhunderten, der älteste Bau (Schweizerhof bzw. Alte Burg) entstand bereits um die Mitte des 13. Jh., er wurde im 16.Jh. im Renaissancestil umgestaltet. Aus der Zeit der Renaissance stammt auch die Stallburg, in der die Stallungen der berühmten Spanischen Hofreitschule untergebracht sind. Wir hatten seinerzeit das Glück, während der vier Tage in Wien zwei der heiß begehrten Karten für eine der exzellenten Aufführungen mit den Lipizzanern im noblen, säulengeschmückten Reitsaal der so genannten Winterreitschule auf dem Gebiet der Hofburg zu ergattern, ein ganz besonderes Erlebnis!

Zwei weitere prachtvolle Monumentalbauten ganz in der Nähe, auf der anderen Seite der Ringstraße gelegen, musste ich unbedingt meiner Fotosammlung hinzufügen, die Zwillingsbauten des Kunsthistorischen und des Naturhistorischen Museums, beide 1872-81 im Auftrag von Kaiser Franz Joseph I. im Stil der Neorenaissance errichtet und äußerlich, ganz besonders mit ihren Kuppeln über dem mittleren Portal, fast völlig gleich. Sie sollten den würdigen Rahmen bilden für die umfangreichen Sammlungen der Habsburger, die im Laufe der Jahrhunderte (ab 13. Jh.) auf einen Bestand von 480.000 Einzelobjekten angewachsen sind. Die beiden genau gegenüberliegenden Museen verbindet der mit kurz geschorenen Rasenflächen und in verschiedenen Größen und Formen gestutzten Buchsbäumen und einzelnen Kiefern hübsch angelegte Maria-Theresien-Platz. In der Mitte thront die Namensgeberin auf hohem, kunstvoll gestalteten, mit Skulpturen geschmückten Sockel.

Um etliche Erinnerungsfotos reicher, mussten wir uns allmählich um einen geeigneten Stehplatz bemühen, was sich allerdings zunächst als sehr schwierig herausstellte. Am Donau-Ufer war es leider nicht möglich, also folgten wir zuletzt dem Hinweis auf eine Freizeitanlage, und dort entdeckten wir gleich beides, einen sehr schönen ruhigen Parkplatz unter hohen alten Bäumen und ein gemütliches Lokal für unser Abendessen. Die Auswahl fiel uns nicht leicht, ich jedenfalls entschied mich für Tafelspitz mit Apfelkren, und beim Dessert kam ich an Topfenknödeln (Quarkklößen) mit Kompott nicht vorbei. Was den Wein anbelangt, wählten wir einen leichten Weißen aus der nahen Wachau. Statt der feurigen Life-Musik der letzten Abende ertönten leise Walzerklänge aus der Konserve.

Schlummerten wir danach friedlich auf einsamem Parkplatz, so lagen wir 30 Jahre zuvor in den weichen Betten des Parkhotels Schönbrunn, 1907 als Gästehaus des Kaisers Franz Joseph I. errichtet, später zu modernem Hotel mit Wiener Flair umgebaut. Dadurch konnten wir uns gleich am nächsten Morgen mit einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Wiens beschäftigen, dem direkt neben dem Hotel liegenden beeindruckenden Schloss Schönbrunn. Das barocke Residenzschloss wurde 1696 - 1730 als Lustschloss errichtet, Maria Theresia ließ es 1744-49 zur kaiserlichen Residenz ausbauen. Die Besichtigung der Prunkräume nahm natürlich einige Zeit in Anspruch, von den insgesamt 1.441 Räumen sind immerhin 42 für Besucher zugänglich, ihre Innenausstattung ist zum großen Teil original erhalten; größte Kostbarkeit ist jedoch das Millionenzimmer, der einstige Privatsalon Maria Theresias, dessen Wände mit Rosenholz vertäfelt und mit filigranem Goldschmuck überzogen sind, in die Täfelung sind 260 kostbare persische Pergamentminiaturen eingelassen.

Auch der das Schloss umgebende weitläufige Park mit dekorativen Brunnenanlagen und der erhöhten Säulenhalle Gloriette ist einen Besuch wert. Er ist wunderschön in geometrischem französischen Stil angelegt, weitet sich dann zu einem englischen Landschaftspark aus. Schloss und Park gehören seit 1996 zu den Welterbestätten der UNESCO, 2001 wurde auch die historische Altstadt aufgenommen.

Den sich im Westen anschließenden Tierpark Schönbrunn schenkten wir uns damals jedoch, es gab in dieser faszinierenden Stadt noch so viel anderes zu besichtigen. Gern ließen wir uns bei anhaltend herrlichem Sonnenschein per Fiaker, die überall auf Kundschaft warten, gemütlich kreuz und quer durch die Straßen kutschieren. Natürlich war u .a. auch der Prater unser Ziel, ein Teil der riesigen Parkanlage zwischen Donau und Donaukanal, einstiges kaiserliches Jagdrevier, wo wir in einer der Gondeln des überdimensionalen Riesenrades, eines der vielen Wahrzeichen Wiens, 65 m in den blauen Himmel stiegen und aus Schwindel erregender Höhe einen herrlichen Ausblick genossen. Am Abend wurde dann in Grinzig beim Heurigen auf den Traumtag angestoßen.

Doch nun zurück zu unserer Rundreise. Der Dienstagmorgen zeigte sich zunächst bedeckt, bei leichtem Regen mussten wir zum ersten Mal die Scheibenwischer betätigen, während wir Wien direkt an der Donau entlang verließen. Aber schon etwa fünfundsiebzig Kilometer weiter, als wir die ausgesprochen hübsche kleine Stadt Krems erreichten, brach die Sonne zögerlich wieder aus den Wolken hervor. So langsam es ging, kreuzten wir durch die engen Straßen der Altstadt, die zu den besterhaltenen Ensembles von Renaissance- und Barockbauten gehört, es gibt ein Renaissance-Rathaus, mehrere alte Kirchen und zahlreiche gut erhaltene Bürgerhäuser, die teils noch aus dem späten Mittelalter stammen, viele mit Lauben und Erkern, geschmückt mit historischen und biblischen Bildern. Auffallend viele dekorative Brunnen und Säulen schmücken die Straßen.

Gleich hinter Krems beginnt eine der schönsten Flusslandschaften Europas, die Wachau, seit 2000 Weltnaturerbe der UNESCO, ein etwa 32 km langes, tief eingeschnittenes Donautal zwischen den Höhen des Waldviertels im Norden und des Dunkelsteiner Waldes im Süden. Links und rechts auf den mit Wein bestandenen, zum Teil auch von karstigen Felsen durchsetzten bewaldeten Hängen thronen Burgen und Schlösser, Klöster und Ruinen.

Nach nur wenigen Kilometern weiter westlich trafen wir auf Dürnstein, eines der bekanntesten touristischen Ziele in der Wachau. Schon von weitem grüßt von hohem Fels die mächtige Ruine der Burg Dürnstein, in der 1193 Richard Löwenherz gefangen gehalten wurde. Nahe dem Donauufer überragt der markante barocke weiß-blaue Turm der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt die Dächer des kleinen gemütlichen Städtchens.

Auf der Suche nach einem geeigneten Stehplatz wurden wir am frühen Abend in einem der nächsten malerischen kleinen Orte fündig, aber erst, nachdem wir uns durch engste Gassen an das

- Donau-Ufer -

vorgearbeitet hatten. Mein Adrenalinspiegel stieg bedenklich an und die Stimmung drohte umzuschlagen, als ich aussteigen musste, um einige Einzelhändler zu bitten, die Werbefahnen für Eis und Sonstiges abzunehmen und teilweise ihre ausgestellte Ware beiseite zu räumen. Ein herausragender Erker war nur gaaaaanz langsam zu umfahren, und trotz meiner Einweisung war eine leichte Schramme als Erinnerung nicht zu vermeiden. Dafür wurden wir aber mit einem Superplatz entschädigt mit tollem Blick auf den Fluss und eine sich am gegenüberliegenden Ufer auf einem felsigen Hang erhebende trutzige Burg. Zu unserer größten Freude entdeckten wir auch noch in nächster Nähe ein sehr einladendes Restaurant, in dem wir wieder mit Genuss der österreichischen Küche frönen konnten. Mit einbrechender Dunkelheit wurde die Burg durch mehrere Scheinwerfer dekorativ angestrahlt, sehr romantisch.

Der erste Blick aus dem Fenster am Mittwochmorgen zeigte wieder bedeckten Himmel. Also widmeten wir uns erst einmal in aller Ruhe unserem Frühstück, köstlich angereichert mit ofenwarmen Brötchen und leckerem Kuchen aus einer nahen Bäckerei, sowie frischem Obst von dem netten Einzelhändler vom Vortag, der seine Ware wieder wie gewohnt ausgebreitet hatte. Gott sei Dank mussten wir ihn nicht wieder behelligen, da wir einen etwas breiteren Weg aus dem Labyrinth fanden. Noch etwa 70 km begleitete uns die schnell dahinfließende Donau, schneeweiße Ausflugsschiffe voller fröhlicher Menschen waren in beiden Richtungen unterwegs, die Sonne strahlte inzwischen wieder vom fast wolkenlosen Himmel.

Mit Linz, der oberösterreichischen Hauptstadt, erreichten wir die drittgrößte Stadt des Landes. Hübsch die historische Altstadt in vorwiegend barocker Gestalt, manch schöner Fachwerkgiebel fällt ins Auge. Der lebhafte Hauptplatz wird dominiert von der barocken, 20 m hohen Dreifaltigkeitssäule aus weißem Marmor, die 1723 aus Dankbarkeit für die Rettung aus Kriegsgefahr (1704), vor Feuersbrunst (1712) und der Pest (1713) errichtet wurde.

Hinter Linz änderten wir die Richtung und folgten dem Verlauf der Traun, ein rechter Nebenfluss, bis zu seinem Austritt aus dem Traunsee (die Quelle liegt etwa 30 km weiter südwestlich), der mit seiner Länge von zwölf Kilometern und bis zu drei Kilometern Breite der zweitgrößte, mit 191 Metern Tiefe der tiefste See Österreichs ist. Genau dort an seiner Nordspitze liegt Gmunden, ein touristisches Kleinod. Zu Zeiten der Monarchie galt es als renommierte Sommerfrische, wurde 1862 zur Kurstadt ernannt; viele elegante Villen und zumeist denkmalgeschützte Bürgerhäuser zeugen noch von jener Zeit. Ein Prunkstück ist das 1574 erbaute Rathaus im Renaissancestil mit seinem bekannten Glockenspiel in der Loggia im 3. Stock in der Mitte der Fassade. Das Wahrzeichen des Ortes erhebt sich auf einer vorgelagerten kleinen Insel im See, das ebenso liebliche wie mächtige Seeschloss Ort (oder Orth) mit seinen hübschen Zwiebeltürmen, mit dem Ufer durch einen langen Holzsteg verbunden; um 1080 errichtet, wechselte es oft seine adligen Besitzer, heute beherbergt es ein Restaurant und eine Weinstube und wird zu Veranstaltungen jeglicher Art genutzt, auch Hochzeiten werden sehr gern dort gefeiert.

Mit Gmunden, der Bezirkshauptstadt, waren wir in eine andere nicht minder schöne Landschaft Oberösterreichs eingetaucht, das herrliche Salzkammergut. Den Namen hat diese Gegend von den reichen Salzvorkommen, schon vor dreitausend Jahren wurde hier Salz geschürft, noch heute sind etliche Salzbergwerke und Solbäder in Betrieb, bis 1850 war Gmunden Mittelpunkt des Salzhandels.

 

Größter Anziehungspunkt sind aber die zahlreichen romantischen Seen, Überbleibsel aus der Eiszeit, reizvoll eingebettet in eine abwechslungsreiche Bergwelt, von heiterem Voralpenland, geprägt von ausgedehnten Wiesenlandschaften und Mittelgebirgsszenerien mit stark bis mittelmäßig bewaldeten Erhebungen von 700 bis 1.100 m bis zu schroffen, kahlen Felsen.

Nur ein kurzes Stück fuhren wir am westlichen Ufer des Traunsees entlang, sehr eindrucksvoll der gegenüber fast 1.700 Meter steil emporragende Traunstein, dann brachte uns eine kurvenreiche Straße, teilweise in Serpentinen aufsteigend, am Fuße des Höllengebirges entlang zu unserem nächsten Ziel, dem mit zwanzig Kilometern Länge und drei Kilometern Breite größten österreichischen Alpengewässer überhaupt, dem Attersee. Wunderschön wieder die Fahrt direkt am Ostufer entlang durch malerische kleine Orte, bis wir in