Babaji - Von Herz zu Herz

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Theaterspiel

Der erste Sturm der Vor-Monsunzeit brach aus, und der ruhige Fluss in seinem flachen Flussbett schwoll an zu einem reißenden, lehmigen Strom. Die Luft wurde kühl und die pfirsichfarbenen Gebäude, die Wege aus Zement, die verschwenderisch wachsenden Bananenblätter, - alles war nass und glänzte vor Feuchtigkeit.

"Wenn du Babaji nur beobachtest, wirst du nicht viel von ihm erfahren," dachte ich. Ich saß im hinteren Teil der tropfenden Kirtanhalle und versuchte das, was ich von dem legendären Babaji und von diesem rätselhaften Meister vor mir wusste, zu vereinbaren. Jedem zeigt er sich nämlich anders. Manchmal änderte sich sein Verhalten sogar von Minute zu Minute, mal ist er kindlich, mal ein liebevoller Spielkamerad, dann aber, ganz plötzlich, schaltet er ab, als ob er gerade abgerufen worden sei und nur seinen physischen Körper zurückgelassen hat. Er konnte ernst sein, streng, liebevoll oder sich sogar ein wenig lächerlich machen. Zu einer hübschen Frau aus Punjab und ihren Kindern war er fortwährend aufmerksam, aufgeschlossen und liebevoll. Mit einer älteren Dorffrau lachte er und verulkte sie oder aber schrie gellend "Buh" hinter ihr her. Anderen gegenüber benahm er sich gleichgültig oder tat verstimmt. Vielen zeigte er abwechselnd all diese Gebaren. Verstehen konnte ich diese bunt durcheinandergewürfelten Verhaltensweisen nicht. Schließlich bat ich einige langjährige Schüler Babajis um Aufklärung.

"Ich habe ihn sechs Jahre lang so handeln sehen," erzählte mir eines Tages eine in London ansässige Schriftstellerin in ihrem gemütlichen Raum, "und ganz egal, was sich auch immer oberflächlich abspielen mag, so gibt und beschenkt er uns doch immer in seiner unendlichen Liebe und seinem Mitgefühl für uns." Sie war eine große, graziöse, ausgeglichene junge Frau, scheinbar eine Favoritin von Babaji, denn er lobte sie oft und ließ sie ständig in seiner Nähe sein.

Am Anfang hatte sie viel zu erdulden, so erzählte sie. Nach ihrem ersten Besuch musste sie sechs Monate mit einer fiebrigen undefinierbaren Krankheit das Bett hüten. Sie wusste, dass sie diese Krankheit und ihre rätselhafte Heilung Babaji zuzuschreiben hatte. Bei einem späteren Besuch hatte Babaji sie samt Gepäck bei strömenden Regen aus dem Ashram geworfen. Während der folgenden Besuche wurde sie mal ignoriert, mal freundlich behandelt oder gar vergessen. Ich fragte, wie Babaji sie heute behandelt. "Ich fürchte, es ist gerade die Kehrseite der Medaille," berichtete sie lächelnd. "Ich muss mich fortwährend zwingen, wegen seiner fortgesetzten Aufmerksamkeit nicht überheblich zu werden." Sie glaubt, dass Babaji zuerst psychologisch an den Schülern arbeitet, um sie von ihren zahlreichen Problemen zu befreien, schließlich - in der traditionellen Rolle des Meisters - erhebt er sie geistig zu seinen Schülern. Diese Aufmerksamkeit, so glaubt sie, war wieder ein Test, den sie zu bestehen hatte.

Ich sprach mit einer entzückenden Dame während wir in der Kirtanhalle saßen. Sie war die Frau eines wohlhabenden Geschäftsmannes und kannte Babaji seit seinen frühesten Tagen. "Babaji ist hier, um uns zu dienen, und glauben Sie, er tut es wirklich, selbst wenn er vorgibt, uns zu ignorieren. Hinter all dem steht eine allumfassende Liebe." Sie erzählte, dass auch sie harte Zeiten durchmachen musste, gewann aber dadurch die nötigen Einsichten und ein tieferes Verständnis ihrer geistigen Notwendigkeit. Seelisch erstarkte sie und war Babaji dafür sehr dankbar. "Niemals werde ich vergessen, dass er mir einmal sagte: "Ich bin nur gekommen, um zu geben!" flüsterte sie.

"Wenn Du mit Zweifeln herkommst," sagte Babaji einmal zu meiner Bekannten aus San Francisco, die ihm gegenüber zuerst recht misstrauisch war, "werde ich Dir allen Grund zum Zweifeln geben. Wenn Du mit Misstrauen kommst, werde ich Dir Grund geben, misstrauisch zu sein; aber wenn Du kommst, um Liebe zu erhalten, werde ich Dir mehr Liebe schenken, als Du jemals erhofftest."

Bald erreichte der Monsun seinen Höhepunkt. Fast täglich regnete es stundenlang, und die kargen Hügel verwandelten sich in einen üppigen Dschungel, unsere Zimmer in feuchte Höhlen. Wir drängten uns ums Kerzenlicht, während unsere nassen Gewänder über unseren Köpfen auf kreuz und quer gespannten Wäscheleinen hingen. Der Geruch von feuchter Baumwolle durchdrang alles. "Lass dich nicht durch Äußeres täuschen," sagte meine Bekannte, die Londoner Schriftstellerin, als wir heißen Tee in ihrem Zimmer tranken. "Im Grunde genommen ist er unbeteiligt und unparteiisch. Was man auch tut, man kann ihn nicht beeinflussen, er ist - und sie suchte nach dem Wort - "unbestechlich... und vergiss nicht," fuhr sie fort, "Babajis Belehrungen sind immer sehr subtil. Er spricht in Symbolen, macht Andeutungen und gibt Anhaltspunkte." Ich erzählte ihr von dem Vorfall, als Babaji mir half, meine vor Feuchtigkeit klamme und aufgequollene Holztür aufzustoßen. "Ich bin Dein Helfer," hatte er auf Englisch gesagt. "Genau das ist es, er hilft Dir! Er öffnet Dir alle Türen," sagte sie.

Und so sammelte ich von Babajis indischen und ausländischen Anhängern Anekdoten und Theorien über sein Verhalten. Er pflichtet Egoisten bei, macht sie zu seinen Favoriten und lässt ihr Ego anschwellen. Sobald die vor Überheblichkeit platzen, holt er sie von ihrem hohen Ross herunter, indem er sie aus dem Ashram wirft oder aber sie eine besonders erniedrigende Erfahrung machen lässt. Die Unsicheren bringt Babaji noch mehr aus der Fassung, indem er sie ignoriert und die Unentschlossenen verwirrt er vollends durch widersprüchliche Antworten auf ihre Fragen.

Eine Erklärung dieses Phänomens war, dass seelische Knoten oder Probleme, die in Gegenwart eines spirituellen Meisters auftreten, durch seinen reinigenden Einfluss auch aufgelöst werden. Es schien, als ob Babaji diese ans Licht holte, um sie endgültig verschwinden zu lassen. Mir wurde erzählt, dass Egoisten schließlich ihre Arroganz verlieren, ihr Selbstbewusstsein behalten: die Unsicheren erkannten ihre innere Kraft und die Unentschlossenen lernten Entscheidungen zu fällen. Diese Analyse ist rein theoretisch, denn niemand weiß, was er wirklich macht.

Viele von uns nannten diese psychologischen Spielchen "Haidakhan Theater". Meine eigene Erfahrung mit Babaji war ähnlich. Einer der Hauptgründe, warum ich ihn überhaupt aufgesucht hatte, war, dass ich vor der schwierigen Entscheidung stand, mich von meinem Mann zu trennen oder nicht. In diesem Dilemma spielte Babaji mit mir wie mit einem Pingpongball, mal trieb er mich in diese, mal in jene Ecke. An einigen Tagen bedeutete er mir, ich solle verheiratet bleiben, an anderen, ich solle mich scheiden lassen, und er verstärkte somit immer meine eigene Unentschlossenheit und mein Selbstmitleid. Äußerlich schien er mich nicht zu beachten, innerlich aber beantwortete er jede meiner Fragen, gab mir zahlreiche Hinweise und die Gewissheit, dass er mir wirklich half: er ehrte mich mit der Aufforderung, einen Artikel über ihn zu schreiben, konnte sich aber dann scheinbar an meinen Namen nicht mehr erinnern.

Als ich nach Kalifornien zurückkehrte, wurde ich von einer rätselhaften Krankheit befallen und erholte mich auf eine ebenso rätselhafte Art und Weise. Während der nächsten sechs Monate änderte sich mein Leben dramatisch zum Guten. Ich wurde viel glücklicher und entscheidungsfreudiger. Habe ich es Babaji zu verdanken? Natürlich sind alles nur Spekulationen... "Tausende von Leuten werden nach Haidakhan kommen," sagte Babaji einmal einem amerikanischen Bekannten, "aber nur eine Handvoll wird mich jemals erkennen."

Seine Botschaft

Obgleich Babaji sehr aktiv war, hielt er selten eine Rede oder bot ein geistiges Gespräch. Er wies uns nur an, ein Leben der Wahrheit, Einfachheit und Liebe zu führen und "Om Namah Shivay" zu wiederholen. Ich wusste von meinen Vedanta Philosophie Studien etwas über "nam jap", die Wiederholung eines Mantras. Es heißt, dass Sanskritausdrücke die gleiche Schwingung haben wie die Dinge, die sie benennen, allerdings auf einer anderen Frequenz. So ist z. B. das Sanskritwort für "Licht" schwingungsmäßig so aufgebaut wie tatsächliches, physisches Licht, nur auf einer anderen Oktave. Es heißt weiter, dass man Gottes Aufmerksamkeit bestimmt erlangt, wenn man seinen Namen in Sanskrit wiederholt, wodurch die Gottheit im eigenen Bewusstsein hervorgerufen oder erschaffen wird. Gottes Gegenwart so unmittelbar hervorzurufen, ist ein Weg zur Erleuchtung.

Ich hatte gehört, dass in Büchern "OM" als der Urlaut der Schöpfung beschrieben wird. "Namah" wurde mir übersetzt mit "Ich verneige mich vor dir" und "Shivay" als der Hindugott Shiva oder der Aspekt Gottes, der unsere seelischen Verstrickungen und unsere Unwissenheit zerstört. Ich hörte auch, dass "Shiva" in Sanskrit "Einer, der Glückseligkeit schenkt" bedeutet, und so kann es sich auf alle Götter oder Gott allgemein beziehen. Ferner wurde mir gesagt, dass dieses Mantra Gott anruft, gleich welcher Religion man angehört. Daher sah ich die Bedeutung für mich in: "Herr, ich ergebe mich Dir" oder "Herr, befreie mich von Unwissenheit".

***

Frage an Babaji: "Hast du eine Botschaft für die Amerikaner?"

"Dieselbe wie für die ganze Menschheit: Folgt den Prinzipien Wahrheit, Einfachheit und Liebe."

„Bedeutet Wahrheit mehr, als die Wahrheit sagen?"

"Wahrheit hat viele Bedeutungen."

Babaji rief seinen obersten Priester, Shastriji, damit er die Frage beantworte. Shastriji hielt einen langen Vortrag in Hindi, den ich hier in etwa wiedergebe:

"Gott ist Satya - also Wahrheit - und steht über allem. Die Veden und andere alten Schriften beschreiben Gott als die Verkörperung der ewigen Wahrheit. Und Wahrheit bringt Erfolg, denn einer, der die Wahrheit spricht und nach wahrhaften Prinzipien lebt, ist erfolgreich in allem, was er tut. Wahrheit ruft Willenskraft hervor. So wird jemand, der Schwierigkeiten hat, aber die Wahrheit spricht und in ihr lebt, ganz von selbst die nötige Willenskraft entwickeln, den Lebenskampf zu gewinnen. Deshalb ist Wahrheit mit der sie begleitenden Willenskraft und dem Erfolg das erste Prinzip von Babajis Lehre."

 

"Bedeutet Einfachheit, mit wenig Besitz zufrieden zu sein?"

"Es bedeutet, ohne Selbstsucht und Egoismus zu sein."

"Heißt Liebe, andere Menschen und Gott zu lieben?

"Andere Menschen lieben ist Gott lieben."

"Was bedeutet Om Namah Shivay?"

"Om Namah Shivay ist ein Mahamantra, ein großes Mantra, eine gekürzte und machtvollere Version des Mantras, welches den Mittelpunkt aller vier Veden bildet. Es wird ein "Beej Mantra", ein Kernmantra genannt. Je kleiner und konzentrierter das Objekt, umso kraftvoller ist es. Ein Kern enthält in sich alle notwendige Kraft, einen mächtigen Baum zu erschaffen, und so ist er im Vergleich viel machtvoller als der Baum. Ebenso verhält es sich mit Om Namah Shivay, es ist der Kern der längeren Version und somit ist es ein sehr machtvolles Mantra."

"Es ist symbolisch", fuhr Shastriji fort, "sowohl in seinem Laut als auch in der Schreibweise. OM enthält den Laut und die Symbole der drei Aspekte Gottes: Brahma, Vishnu und Shiva und auch die göttliche Mutter und das absolute Prinzip, das aller Existenz zugrunde liegt. Namah Shivay symbolisiert die fünf Prinzipien, aus der die gesamte Schöpfung besteht Luft, Erde, Feuer, Wasser und Prana oder Lebenskraft. Om Namah Shivay war der allererste Laut, der von Gott ausging, und aus ihm entfaltete sich die ganze Schöpfung.

Shiva

Viele westliche Schüler Babajis betrachten Babaji als großen psychologischen Meister, viele Inder sehen ihn in einem ganz anderen Licht: als einen Avatar Shivas.

Shiva ist einer der drei Aspekte Gottes der hinduistischen Kosmologie. Brahma, sagen sie, ist der schöpferische, Vishnu der stimulierende oder erhaltende und Shiva der zerstörende Aspekt. Die Hindus glauben auch, dass diese Aspekte Gottes sich in menschlicher Form als Avatar inkarnieren oder materialisieren können. Es heißt, dass Inkarnationen Vishnus sterblich sind, Inkarnationen von Shiva hingegen unsterblich.

Die indischen Schüler, mit denen ich sprach, waren überzeugt, dass Babaji ein Avatar ist. Erstens habe Mahendra Baba seinen ehrfürchtigen Schülern wiederholt gesagt, dass beide, ihr geliebter Herakhan Baba und Yoganandas Babaji eine Shiva Inkarnation sei. Ferner sei schon lange vorausgesagt, dass, wenn Shiva das nächste Mal in menschlicher Form erscheinen würde, er eine Narbe an seinem rechten Unterschenkel, eine andere an seinem linken Oberarm und Shiva-Symbole und Zodiak Zeichen an seinen Fußsohlen haben werde. Und tatsächlich! Babaji hatte die erforderlichen Narben und erlaubte nach drei Jahren Sträubens, seine Füße einzufärben und fotografieren zu lassen. Und dort waren sie, verstreut über seine Ferse und seinen Fußballen: ein winziger Stier, eine Kobra, der Dreizack Shivas, ein OM in brahmanischer Schrift, das Löwe- und Widderzeichen.

Meine Bekannte aus Bombay erzählte mir, dass sie und andere Frauen oft ein Licht von Babajis Stirn ausstrahlen sahen, und manchmal formte das Licht verschiedene Shiva-Symbole: ein offenes, senkrechtes Auge, das OM in brahmanischer Schrift und Shivas Dreizack. Die Schlange ist ein besonders bezeichnendes Shiva Symbol. Ein pensionierter indischer Luftwaffenkommandant aus Allahabad erzählte mir von einer Begebenheit, da Babaji eine Gruppe Schüler zu den Quellwassern des Ganges führte. Als sie sich am Ufer versammelten, bemerkte der Kommandant, wie sich eine mystisch geformte Kobra mit drei glänzenden Köpfen langsam aus dem Wasser erhob. Sprachlos versuchte er Babajis Aufmerksamkeit zu erlangen.

"Habe ich das wirklich gesehen?" fragte er später Babaji.

"Ja, das hast du."

Eines Tages, als ich im Ashram die Bücherei putzte und über diese und jene Anekdote nachgrübelte, fand ich ein Buch über Satya Sai Baba, den süd-indischen Meister, der berühmt ist für seine aus der Luft materialisierten Gegenstände. In dem Buch heißt es, dass sich Sai Baba 1963 vor einem Publikum von Tausenden von Menschen von einer ernsten Erkrankung heilte, der ein achttägiges Koma folgte. Er enthüllte, dass er eine Inkarnation von Shiva und seiner Gefährtin Shakti sei und eine alte Prophezeiung erfüllt habe, welche voraussagte, dass sich dieses Paar inkarnieren würde und eben diese Acht-Tage-Krankheit durchmachen müsste. In jener Nacht bat ich Babaji in Gedanken, mir diese Sache zu erklären. Wer war denn nun Shiva?

Am nächsten Tag kam ein junger Engländer in die Ashrambücherei, wo ich die Bücher abstaubte. Er erzählte mir, wie er und eine Gruppe Schüler einst nach Delhi gingen, wo Babaji eine reinigende Feuerzeremonie abhalten sollte. Babaji war von den Tempelpropheten des "Buches Brighu" darum gebeten worden. Er fügte hinzu, dass dieses Buch eines der Wunder Indiens sei, eine Serie alter Buchblätter in einer kaum übersetzbaren Sprache, die die Namen und Nöte eines jeden nannten, der den Tempel aufsuchen würde - sogar bis zum heutigen Tag. Eines Tages - so schien es - habe das Buch eine spontane Botschaft preisgegeben. Sie besagte, dass ein ziemlich unbekannter Heiliger aus dem Dorf Haidakhan gerufen werden sollte, um ein vedisches Feuerritual zu vollziehen. Als Babaji dort ankam, so erzählte der Engländer, fanden die Propheten seinen Namen in einem Buch und lasen das folgende:

"Shiva ist zu uns zurückgekehrt. Er hat sich in drei Formen manifestiert: Shiva allein, in jenem Sadhu dort," und die Priester zeigten auf einen weißbärtigen heiligen Mann, der sie von einer Ecke aus beobachtete, "Shiva und Shakti zusammen in Satya Sai Baba und als Nataraj, den tanzenden Shiva der Zerstörung, in der Form dieses jungen Gurus, Haidakhan Baba."

Der tanzende Shiva der Zerstörung

Von all den Facetten, die Babaji uns präsentierte, ist die Idee des Gottes der Zerstörung am verwirrendsten. Er offenbarte jedoch seinen Schülern etwas davon, indem er beständig kommendes, sehr schweres weltweites Unheil - Naturkatastrophen und Kriege - erwähnte.

Er sagte, Om Namah Shivay7, und das Verwirklichen von Wahrheit, Einfachheit und Liebe seien genau das Gegenmittel gegen das Unheil. Diejenigen, die dieses ausübten, egal welchen geistigen Weg sie gehen oder welcher Religion sie angehören, würden beschützt sein.

Babajis indische Schüler gehen so gar so weit zu sagen, Babaji als Nataraj, dem schrecklichsten Aspekt Shivas, sei persönlich für diese Zerstörung verantwortlich, und es sei seine Aufgabe, die Unwissenheit in der Welt zu zerstören, um ein neues geistiges Zeitalter herbeizuführen. Er sammelt nun seine Schüler aus früheren Leben, um ihnen, wie sie sagen, das neue Kriya, das Wiederholen von Om Namah Shivay zu lehren. Somit stattet er sie mit dem notwendigen geistigen Rüstzeug aus, den kommenden Ereignissen zu widerstehen.

Bevor ich nach Haidakhan fuhr, wusste ich von dieser Vorhersage und diesem Glauben hinsichtlich Babajis, ich war vertraut mit dem wilden und kriegerischen Nataraj Shiva, wie er in der indischen Kunst und Mythologie dargestellt wird, aber nichts in Babajis rundem, goldenen Gesicht oder seinem veränderlichen Verhalten schien irgendwie dem Geist der Zerstörung zu ähneln. Je mehr ich von seiner Scherzhaftigkeit und dem verborgenen Mitgefühl sah, umso mehr spekulierte ich über diese eigenartige Voraussage und die ganze Shiva-Darstellung. Gedanklich bat ich Babaji, dieses Rätsel zu lösen, und ein paar Nächte später hatte ich einen lebhaften Traum. Ich sah eine Kerzenflamme in einem Herzen brennen und wusste, sie bedeutet Liebe und Hingabe. Die Kerze wuchs zu einer heißeren und helleren Flamme, und ich konnte sehen, dass sie alles verbrannte und reinigte, was nicht Liebe war. Alle dunklen, niedrigen Dinge, die nicht der Liebesintensität dieser Flamme entsprachen, wurden von ihr verzehrt, aber nur, wie es schien, um Platz zu machen für das Gute, das diesen Raum einnehmen würde... Da verstand ich, dass der "zerstörerische" Shiva-Aspekt Gottes eigentlich eine außerordentlich intensive Schwingung von Liebe war, die nichts beschädigte, was aus einer ähnlichen Liebesschwingung war, aber sofort alles zerstörte, das aus einer niedrigen Schwingung bestand - Gier, Grausamkeit oder Selbstsucht zum Beispiel. - Und es schien nun, dass Babajis Bezeichnung des Om Namah Shivay als eines schützenden Mantras tiefen Sinn hatte. Wenn die vedische Vorstellung über Mantras richtig war und die Wiederholung dieses Mantras den Shiva-Aspekt Gottes in einem Menschen hervorbrachte, dann würde er natürlicherweise nicht verletzt werden, falls die Shiva-Energie durch ihn hindurchströmte, da die gleiche Energie schon in ihm vorhanden wäre.

Als ich erwachte, war ich erfüllt von den Bildern dieses seltsamen Traumes. War es eine andere "Botschaft" von Babaji, eine Antwort auf meine Frage? War es möglich, dass diese Ansicht der Zerstörung zugunsten eines geistigen Zeitalters richtig war? Arbeitete Babaji wirklich daran, alle, die er erreichen konnte, zu informieren und zu beschützen?

Fragen an Babaji

"In der Autobiographie eines Yogi" heißt es, wenn man mit Ehrfurcht Deinen Namen wiederholt, wird man Deinen Segen erhalten, Babaji. Hörst Du wirklich Deine Anrufung?"

"Selbstverständlich."

"Viele westliche Schüler, mit denen ich sprach, haben diesen Teil gelesen und Deinen Namen ausgesprochen und sind in Deinen Ashram gekommen. Ist dies teilweise der Grund, weshalb sie gekommen sind? Zieht das Aussprechen Deines Namens sie wirklich herbei?"

"Selbstverständlich. Es liegt an der innewohnenden Kraft."

"Hast Du eine spezielle Botschaft für Yoganandas Anhänger oder den Ausübenden des Kriya Yogas?"

"Keine Botschaft. Alle üben Kriya aus. Auch die Anwesenden."

"Was ist Kriya denn jetzt?"

"Es ist jetzt ‚nam jap’".

"Ich hörte, Du hättest gesagt, dass alles in der Autobiographie über Dich wahr sei, außer dem Teil Deiner Schwester. Du hättest keine. Ist es wahr, was ich hörte?"

"Es ist wertlos. Nur zehn Prozent ist wahr, und neunzig Prozent sind falsch."

"Soll ich dies berichten?" fragte ich den Übersetzer.

"Du musst es tun," sagte er und nickte.

"In dem Buch ‚Brighu’ steht, dass sich Shiva jetzt dreimal materialisiert hat: Shiva und Shakti in Sai Baba, Shiva allein in einem Sadhu und der tanzende Shiva der Zerstörung in Dir. Ist es wahr?"

"Du hast gehört, was Du gehört hast. Glaube, was Du in deinem Herzen weißt."

"Es scheint ein Widerspruch zu sein, dass der Aspekt Gottes, der gekommen ist um zu zerstören, so viel Liebe und Güte ausstrahlt. Ist diese Zerstörung in Wirklichkeit ein Akt der Liebe für die Menschheit?"

"Viele Menschen auf dieser Welt sind hinterhältig. Es ist zum Wohl der Menschheit, wenn sie entfernt werden. Eine gewisse Zerstörung ist nötig. Es ist im Interesse der Menschheit und der ganzen Welt."

"Hast Du in Amerika Schüler aus früheren Leben, die Du finden möchtest?"

"Ja."

"Wenn jemand Sehnsucht verspürt, Dich zu finden oder bei Dir zu sein, bedeutet das möglicherweise, dass er oder sie ein alter Schüler von Dir ist?"

"Ja."



Möchtest Du sie segnen, beschützen und erreichen, bevor die Zerstörung beginnt?"

"Ja, sie werden beschützt sein!"

Ich erinnerte mich seiner Worte an meine Bekannte in Delhi in ihren frühesten Tagen im Ashram.

"Ich habe so viel zu tun, " sagte er leise, "und so wenig Zeit, in der ich es tun kann."