Hängematten-Lektüre

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Begegnungen

Begegnungen sind wunderbar,

wenn wir sie zu schätzen wissen;

denn Gefühle sind gut teilbar –

schade, müssten wir dies missen.

Viel liegt es in unserer Macht,

alles innig zu gestalten.

Stets hat Segen es gebracht,

lässt statt Hass man Liebe walten.

Zweisamkeit

- Akrostichon -

Z usammenhalten

W orte prüfen

E infälle ausleben

I deen kreieren

S tille genießen

A ufmerksamkeit zeigen

M ußestunden einlegen

K ritik ertragen

E insamkeit aussperren

I nnere Werte schätzen

T oleranz üben



Gedankenspirale

Wer kennt das nicht? Eigentlich ist man hundemüde, wälzt sich aber dennoch schlaflos im Bett hin und her. Nichts wünscht man sich sehnlicher, als endlich in einen erholsamen Schlaf zu fallen, wäre da nicht so ein quirliges Wesen, das durch unseren Kopf spukt und ständig an einer Gedankenspirale dreht. Unaufhörlich zieht diese ihre immer größer werdenden Kreise. Ich fühle mich hilflos ausgeliefert. ...

Den Brief an Anne habe ich immer noch nicht beantwortet, obwohl es eine Menge Neuigkeiten mitzuteilen gibt. Wie mag es Tante Lisbeth gehen, ob die Spritzen gegen ihre starken Rückenschmerzen geholfen haben, ich muss sie unbedingt noch in dieser Woche besuchen. Könnte ich morgen machen … allerdings, im Garten ist auch noch viel zu tun, das Wetter soll wieder schlechter werden … Am Wochenende kommen Inge und Wolfgang zu Besuch, ich wollte sie diesmal mit einem besonders leckeren Abendessen verwöhnen – oder sollten wir doch lieber einen Tisch bei unserem Lieblingsitaliener bestellen, der Tisch im Erker ist recht schön, dort sitzt man gemütlich und ungestört.

… Wie hat bloß meine Mutter früher alles so mühelos geschafft, dabei war das Leben der Eltern damals in den Nachkriegsjahren alles andere als einfach …

Erneut werfe ich mich auf die andere Seite, zum wievielten Mal? – Ich versuche es jetzt mit Atemübungen … tiiiief ein, tiiiief ausatmen – drei bis fünfmal soll man es wiederholen, ich mache es vorsichtshalber sechsmal … oder sollte ich es lieber mit Autogenem Training versuchen? – Mein rechter Arm wird schwer, mein linker Arm wird gaaanz schwer. Wie ging es noch mal weiter? Ach, könnte ich doch endlich schlafen!

Der Rat meiner Freundin Maria fiel mir plötzlich ein mit 100%tiger Erfolgsgarantie. „Stell dir einfach einen leeren Karton vor und pack da alle aufkommenden Gedanken hinein. Ganz zu unterst legst du die Altlasten hinein, dann stapelst du nach Wichtigkeit sortiert und gebündelt alles Verbleibende, verschnürst das Paket fest und entsorgst es. Schmeiß es in hohen Bogen einfach in den Rhein!“

Hmmm, ... Stichwort Paket, das Geburtstagsgeschenk für Maria muss spätesten übermorgen zur Post gebracht werden, damit es noch pünktlich ankommt ...

„Jetzt reicht’s!“ – Ich schalte die Nachttischlampe ein. Ein Blick auf den Wecker sagt mir, dass der neue Tag schon vor zwei Stunden begonnen hat.

Jetzt fällt mir noch etwas ein, man solle sich alles Belastende einfach notieren. Angeblich sieht dann, bei Tag besehen, alles gar nicht mehr so unbeherrschbar aus. Vor Tagen hatte ich mir vorsichtshalber mal das Reklameblöckchen aus der Apotheke und einen Stift in die Nachttischschublade gelegt.

Ich setze mich auf, zücke Block und Stift und überlege: „Was wollte ich nun alles notieren, wollte ich morgen im Garten arbeiten oder die Briefpost erledigen?“ – Meine Füße werden kalt … mit kalten Füßen kann man nicht schlafen, also aufstehen, dicke Socken anziehen! Ach ja, und eine schöne Tasse heißer Milch mit Honig ist geradezu verlockend.

Danach kuschele ich mich wieder zurück in die Federn und fühle mich auf einmal richtig wohl. Der Kobold in meinem Kopf scheint ebenfalls erschöpft und des Drehens an der Gedankenspirale überdrüssig geworden zu sein.

Während ich endlich in die Traumwelt abdrifte, sehe ich ihn, fast gegenständlich, in einer Schlummerecke tief entspannt ruhen.

Ein Flügelpaar


Hätt’ einen Wunsch vor Gott ich frei,

so bät’ ich um ein Flügelpaar;

der Traum von Freiheit ist dabei

und Leichtigkeit, die wunderbar.

Im Flügelgleichklang liegt viel Kraft,

könnt aufsteigen in große Höh,

dort, wo Befreiung Platz sich schafft

und ich auch keine Grenzen seh.

Im Einklang fänd die Seele sich

recht bald mit körperlicher Hülle,

denn stimmig ist das Gleichgewicht -

bewirkt durch eindrucksstarke Fülle.

Spürte ich so der Flügel Macht,

könnt positiv ich vorwärts schaun.

Drum hab ich mir was ausgedacht,

worauf ich immer kann vertraun.

Stellen sich schwere Stunden ein,

lässt mein Geist mir Flügel wachsen;

gleich drauf wird alles leichter sein

und Sorgen werden schnell verblassen.

Lebenserkenntnis

Erfuhrst gar viel in deinem Leben,

durftest nehmen und auch geben.

Das letzte Drittel nun begann,

wie schnell doch all die Zeit verrann!

Du grübelst über viele Dinge

und wie man nun den Rest verbringe.

Doch schau dabei nicht auf die Mängel

wie auf der Rosen dornig Stengel.

Viel schöner ist der Blüte Pracht

und auch der Duft, den sie entfacht.

Schaust stets du in den Abgrund rein,

fällst du ganz sicherlich hinein.

Klagst ständig du dein Schicksal an,

wirst du dran scheitern, irgendwann.

Jammere nicht über die Dunkelheit,

entzünd ein Licht in dieser Zeit.

Lass Leere nicht im Leben zu,

den wahren Sinn findest auch du.

Verfolge ein gesetztes Ziel,

du wirst erkennen, das bringt viel.

Pack’s an mit etwas Lebensmut,

es tut dir ganz bestimmt nur gut.

Mit Zuversicht und etwas Schwung,

verschaffst du dir Erleichterung.

Auch solltest du dir Muße gönnen,

musst doch nicht mehr durchs Leben rennen.

Und nimm dir für die Freunde Zeit,

du brauchst sie auch und ihr Geleit.

Gestimmtsein

Im Leben werden wir begleitet

von Stimmungen auf Schritt und Tritt

Das Schicksal uns’re Wege leitet

es spielt uns manchmal ganz schön mit.

Wenn sich der Gram mit Kummer paart

stellt Unzufriedenheit sich ein.

Trübsinn macht dann das Leben hart

und noch gesteigert wird die Pein.

Missmut leicht in Schwermut endet,

gelingt nicht die Gelassenheit.

Bis das Blatt sich wieder wendet,

vergeht oft eine lange Zeit!

Dazu gehört viel Zuversicht,

und Ungeduld ist fehl am Platz.

Kommt man schließlich zu der Einsicht,

sieht man den richt’gen Denkansatz.

Gleichmut weckt den Frohsinn wieder,

lässt Übermut sogar entsteh’n.

Glücksgefühl drückt Ängste nieder,

kannst fröhlich nun durch’s Leben geh’n.

Der Knalleffekt

Seit vielen Jahren genießen mein Mann und ich in regelmäßigen Abständen eine Auszeit in einem kleinen Allgäuer Bergdorf.

Inzwischen könnte man sagen, dass wir fast mit jedem Stein in dieser herrlichen Bergwelt „per DU“ sind, dennoch zieht es uns stets auf ’s Neue dorthin. Der Erholungswert ist immer sehr gut. Wir kennen inzwischen viele Einheimische und fühlen uns in der vertrauten Ferienwohnung stets wie zu Hause.

Abenteuerliche Fernreisen, Erlebnisurlaube, all das durften wir in früheren Jahren genießen und sind auch für diese Zeiten sehr dankbar.

Heute wissen wir aber besonders die Ruhe, Gelassenheit und Offenheit der Menschen fernab von Hektik und forderndem Konsumdenken zu schätzen.

Wir freuen uns – wenn auch zugegebener Maßen nur für einen doch beschränkten Zeitraum – über die Einfachheit des Lebens, das man auf Almen und Hütten oder auch in solch einem Bergdorf heute immer noch antrifft.

Aus jedem unserer Allgäu-Urlaube haben wir bisher immer ganz „spezielle Eindrücke“ mit nach Hause gebracht.

 

Viele dieser Anekdoten lassen uns schmunzeln.

So auch diese Erinnerung.

Wir waren mit unseren Rucksäcken zum weiter entfernten Supermarkt gewandert, um Lebensmittel einzukaufen.

Dazu gehörte in erster Linie – es mag erstaunen – ein frischer Weißkohlkopf.

Um es kurz zu machen, ich hatte bei den vielen Wanderungen meine Knie zu sehr strapaziert und mein Laufen glich eher einem Humpeln. Wie gut, dass die naturverbundenen Allgäuer ihre Geheimrezepte haben – man hatte mir zu Weißkohlumschlägen geraten, die garantiert helfen würden.

Im Supermarkt angekommen, fand ich gleich in Eingangsnähe mein „Lebenselixier“. Na ja, die äußeren Blätter sahen schon etwas welk aus, die konnte ich gleich vor Ort entsorgen. Ich hatte gerade ein Blatt entfernt, da wurde ich von einer anderen Kundin angesprochen.

Schade, dass ich das nicht im richtigen Allgäuer Dialekt wiedergeben kann. Es würde nämlich erst richtig den „Knalleffekt“ erzeugen.

Die sympathisch wirkende Allgäuerin fragte, ob ich ihr, statt der Abfalltonne, die Blätter überlassen könne. Sie habe Hasen, die wären ganz verrückt nach Kohlblättern und würden sich über diese Delikatesse ganz bestimmt seeeehr freuen!


Selbst, wenn ich kein Tierfreund wäre, diese Bitte hätte ich niemals abschlagen können und ganz „versehentlich“ landeten gleich mehr als nur die äußeren Blätter in dem Stoffbeutel der Hasenbesitzerin. Mit den Worten: „Ja, ich danke recht schön, da werden sich die Hasen sakrisch freuen! Sie werden’s nett glaub’n, wie man’s dann aus dem Stall knalle hört“, ging sie freudestrahlend weiter, drehte sich nochmals um und wiederholte, welch große Freude ich den Hasen machen würde.

So einfach kann es sein, Glück zu vermitteln – egal ob es um die Hasen oder deren Kohlüberbringerin geht!

Dass mir die Umschläge der restlichen Kohlblätter geholfen haben, mag sicher daran liegen, dass ich Blatt für Blatt an die „knallenden Hasen“ denken musste. Bekanntlich trägt ja Lachen auch sehr zur Genesung bei.

Ein Handschlag

Ein Handschlag ist bedeutungsvoll,

mit ihm kommt stets man in Kontakt.

Verzeiht mit ihm auch manchen Groll,

besiegelt oftmals einen Pakt.

Der Hände Druck sagt sehr viel aus,

lässt Schwäche oder Kraft erspür’n,

– setzt Feingefühl jedoch voraus –

„LASST EUCH VOM HÄNDEDRUCK BERÜHR’N!“

Meditation

Lausche ich dem Ticken einer Uhr, wird mir die eigene Vergänglichkeit besonders bewusst.

Mit jedem Pendelschlag erkenne ich den flüchtenden einmaligen Augenblick.

Nicht wissend, wie viele dieser Augenblicke mir noch bleiben, lerne ich deren Wichtigkeit schätzen, ist es doch gleichzeitig meine Lebensuhr, die abläuft.

Diese Einstellung hilft mir Unwichtiges von Wichtigem zu trennen.

Ich erkenne, dass mir zwischen Gegenwart und Zukunft die Gunst und die Kunst gewährt wird, meine Zeit sinnvoll zu gestalten.


Harmonie

Harmonie möcht’ in dir baden –

will dich hüten wie einen Schatz.

Falsche Freunde ich auslade –

sie finden bei mir keinen Platz.

Harmonie, bist der Liebe Kind!

Dir steht meine Tür stets offen.

Komme doch bitte ganz geschwind,

du lässt mich auf Ruhe hoffen.

Harmonie, melodisches Wort –

zauberst gleich harte Töne fort.

Bringst nur Wärme, niemals Kühle

schaffst so stimmige Gefühle.

Quintessenz

M e n s c h

du hast

gesunde Beine, doch du willst nur ruhn,,

du kannst

hören, doch du stellst dich taub

du hast

Augen zum Schauen, doch du willst nichts sehen,

du hast

eine Stimme zum Reden, doch du bleibst stumm,

du hast

ein gesundes Herz, aber sicher niemanden, der es schlagen hören will.

Unsterbliche Gedanken

Gedanken – wie die Wolken ziehn –

mal drückend schwer, mal federleicht.

Sie festzuhalten – mein Bemühn –

damit die Nachwelt wird erreicht.

So bleibt von mir noch etwas hier,

wenn ich schon lange nicht mehr bin.

Gedanken, die ein Teil von mir

finden in Versen ihren Sinn.

Lebensstraße

Regennass glänzt der Asphalt,

steh’ im Dunkeln ganz allein.

Wind zerrt an mir eisig kalt,

fühle mich ganz winzig klein.

Unter mir die Autobahn,

Kolonnen seh’ ich ellenlang.

Alle Spuren dicht befahr’n,

es geht nur noch im Schneckengang.

Blutrot ziehen Lichter Streifen –

fast utopisch sieht es aus,

Scheinwerfer von vorn angreifen,

setzen noch den i-Punkt drauf.

Mensch, was bist du in der Masse?

Nur Statist vor den Kulissen!

Kleiner Teil der Lebensstraße,

wer wird dich einmal vermissen?

Der Seelenfänger

Missgunst, auch Neid und falsche Zungen

haben SIE in die Knie gezwungen.

Sie, die voller Nächstenlieb’

völlig auf der Strecke blieb.

Ehrlichkeit, Bescheidenheit,

stets für Andere bereit,

all dies passte nicht ins Leben

da ganz anders SEIN Bestreben.

Nur Streit und Gier sind seine Welt,

Brutalität und Jähzorn zählt.

Als Seelenfänger stets auf Tour

bevorzugt er die Besten nur.

Vernichten will er alles Gute,

nur dabei ist’s ihm wohl zumute.

Er reißt so alle Brücken ein,

für alle ist er nur ein Schwein.

In Wahrheit ist’s ein armer Wicht,

denn Lieb’ und Freundschaft kennt er nicht.

Im Fangkorb seine Seele liegt,

die dort am allerschwersten wiegt.

Daran hat er in fernen Tagen

ganz sicherlich sehr arg zu tragen.

Der Teufel reibt sich schon die Hände

und freut sich auf des Fängers Ende.

Tierische Völkerverständigung

Auf einem Salatblatt, ganz zufrieden,

sieht man eine Schnecke liegen.

Sie ruht sich wohl gerade aus,

vor Sonne schützt sie gut ihr Haus.

Was sie nicht sieht – im Buckelgang –

naht eine Raupe sich heran.

Das Blatt beginnt recht bald zu schwanken,

reißt sie aus traumhaften Gedanken.


Als sie die Fühler raus gestreckt,

hat sie voll Schreck sofort entdeckt,

dass unter ihrem Schneckenhaus

ganz plötzlich tut ein Loch sich auf.

Die Raupe sie gleich drauf erblickt,

die ebenso, wie sie, erschrickt.

Obwohl nun beide ängstlich zittern,

sie ihren Absturz förmlich wittern,

beäugen sie sich mal genauer,

bedenken dann, vielleicht wär’s schlauer,

wenn wir uns dieses Blatt hier teilen,

könnten friedlich beieinander weilen.

So ist es letztlich auch geschehen;

heut kann man sie als Freunde sehen.

Warum, so frag ich, ist’s so schwer,

nimmt Menschen man zum Beispiel her?

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