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Teverino

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»Und wärest Du endlich gar nicht dabei betheiligt, so fühle ich kein Sehnen nach dem ruhigen Ruhme und den vor einem Notar gesicherten Einkünften. Ich konnte frühzeitig bei allen Scenen des menschlichen Lebens hinter die Coulissen schauen; ich könnte auf diesen verschiedenen Theatern als Komödiant auftreten, aber an der Thüre aller, in der Welt, wie auf den Brettern, steht eine Armee Späher, Kritiker, Nebenbuhler und Klatscher, welchen ich weder schonen noch schmeicheln, die ich weder täuschen noch bezahlen könnte. Gott hat mich als Feind jeder ernsten Lüge und jedes kalten Betruges geschaffen; ich kann mich nur aus Scherz schminken, und indem mein kräftiges, freimüthiges und offenes Wesen bald wieder die Oberhand gewinnt, muß ich mir die Schminke von den Wangen wischen und mich als Mann fühlen, um dem Schwachen die Hand zu reichen und den Unverschämten zu ohrfeigen. Bei mir sind keine Täuschungen möglich und noch ehe ich für mich allein gelebt, kannte ich das Losungswort derer, die im Kampfe alt geworden sind . . .

»O! es lebe meine heilige Freiheit! Erröthe nicht über mich, weiser und edler Leonce! Dein Weg ist vollkommen gebahnt und herrlich wirst Du ihn wandeln; ich, ich kenne nur die abgebrochene Linie und den mindest einträglichen Weg, wie meine kleine Magdalena.«

»Und Magdalena? da wir darauf zu sprechen kommen. Hier wird Deine Philosophie schrecklich und Du stehst auf dem Punkte, ein Verbrechen zu begehen. Gestern schliefest Du in ihrer Hütte, heute wählst Du als Obdach die Klosterhallen, morgen streifst Du über das Pflaster der Städte und das Herz des Kindes wird brechen, wenn es nicht schon geschehen ist.«

»Halt!« sagte der Zigeuner, Leonce unter einen Bogen der Säulenhalle führend, »sehen Sie da unten den Strom, welcher sich in der Tiefe der Schlucht fortwälzt. Betrachten Sie ihn recht, gerade an dem Orte, wo eine ländliche Brücke den von hier sich hinabschlängelnden Fußweg mit dem am gegenüberliegenden Berge hinaufsichwindenden vereinigt.«

»Ich sehe; weiter?«

»Sehen Sie eine kleine Wiese, grün wie Smaragd, welche zur Seite dieser düstern Felsen liegt? Der Fußweg zieht an ihr hin.«

»Ich sehe auch die Wiese. Und dann?«

»Und dann kommt ein Tannenwäldchen, in welchem sich der Fußweg verliert.«

»Ja, und ferner?«

»Und jenseits dieses Tannenwäldchens, jenseits des Fußweges ist eine hügelige, mit Haidekraut überwachsene Niederung und dann starrt der nackte Berggipfel empor.«

»Und obendran ist der Himmel?« sagte Leonce ungeduldig. »Zu welchem Bilde brauchst Du so lange Vorbereitung?«

»Zu keinem. Sie haben nicht gut aufgepaßt. Zwischen dem Bergesgipfel und dem Himmel ist eine Art Barrake aus Tannenbrettern zusammengefügt und durch Pfähle und große Steine befestigt. Sehen Sie gut in die Ferne?«

»Ich kann diese Hütte ganz wohl erkennen. Ich sehe sogar die Vögel, welche in großer Anzahl in den Lüften über ihr schweben.«

»Nun dann, wenn Sie die Vögel sehen, so wissen Sie, welche Hütte das ist, und warum Einer, der so gute Beine, wie Magdalena und Ihr ergebener Diener hat, einen besondern Gefallen daran findet, sich hier, nur auf eine halbe Stunde Weges davon, niederzulassen.«

»Das ist also die Wohnung des Vogelmädchens?«

»Sie können jetzt ein kleines, scharlachfarbenes Mäntelchen, einen rothen Punkt sehen, der in der Sonne erglänzt und sich um diese elende Hütte herumbewegt? Das ist Magdalena, mein kleiner Engel, das Kind meines Herzens, meine Seele, mein Leben! Ich konnte die Gastfreundschaft nicht länger mißbrauchen, welche dieses heilige Mädchen und ihr heldenmüthiger Bandit von einem Bruder mir eines Tages anboten, als ich keuchend, staubbedeckt, von Ermattung zu Grunde gerichtet, meines letzten Hellers entblößt, aber sorglos und freudig, Frankreichs Horizont zu begrüßen, mich vor ihre Thüre setzte, und um ein wenig Ziegenmilch zu Linderung meines Durstes bat. Ich gefiel ihnen, sie faßten Zutrauen zu mir, sie haben mich zurückgehalten, ich habe sie geliebt und konnte mich nicht entschließen, sie zu verlassen, wenn auch mein Gewissen mir zur Pflicht machte, ihr Elend nicht noch durch das meinige zu vergrößern. Aber obwohl ich mich an den einsamsten Orten aufgehalten habe und, Niemand mein Gesicht in der Nähe sah, bemerkte man von Weitem die Gestalt eines Vagabunden, die sich an Magdalenas Fersen heftete und Magdalena, deren Ruf nach ihres Pfarrers Ansichten gefährdet ist, wäre bald genöthigt, mich fortzujagen oder mit mir zu entfliehen . . .

»Das will ich aber nicht und deßhalb war ich eben, als Sie mich am Ufer des Sees antrafen, auf dem Wege, den Mönchen dieses Klosters meine Dienste anzubieten, um bei ihnen und unweit von meinen braven Freunden im Gebirge ein Unterkommen zu finden. Deßhalb habe ich Sie auch heute an diesen Ort geführt, um hier von Ihnen Abschied zu nehmen und, ohne nackt zu bleiben, wie Sie mich gefunden haben, Ihnen Ihre schönen Kleider zurückerstatten zu können.«

»Die behalten Sie, um sie nach Belieben wieder anziehen zu können,« sagte Leonce, »ich fordere es, und so auch das Gold, welches sich in Ihrer Westentasche befand. Sie dürfen das Mittel, Magdalena’s und ihres Bruders Elend etwas zu mildern, nicht von der Hand weisen.«

»Es lag Gold in meiner Tasche?« sagte Teverino mit Sorglosigkeit; »das hatte ich nicht beachtet. Wohlan, wenn Sie es nicht zurücknehmen, so lege ich es hier in die Armenbüchse und Magdalena wird ihren Theil davon erhalten, denn von der Rolle eines Schatzmeisters verstehe ich Nichts und man soll mir nicht nachreden, um etwas Anderes, als um meines Vergnügens willen vierundzwanzig Stunden lang den Marquis gespielt zu haben. Mylady hat die Kleine für die ihr verschaffte Ergötzung prächtig belohnt. Magdalena ist daher in diesem Augenblick reich und ich, ich werde hier in zwei Monaten hinlänglich erwerben, um während langer Zeit alle ihre Bedürfnisse bestreiten zu können.«

»Aber wohin gehst Du dann in zwei Monaten ? was wirst Du mit Magdalena anfangen?«

»Ich liebe sie so sehr und werde so herzlich von ihr geliebt, daß wenn sie zum Heiraten nicht noch zu jung wäre, sie sogleich meine Frau werden müßte; ich muß aber noch wenigstens zwei Jahre warten und wenn ich das Unglück hätte, vor dieser Zeit zu heftig in sie verliebt zu werden, so wäre sie in großer Gefahr. Wenn daher meine väterliche Zuneigung anderer Natur werden sollte, so müßte ich sie sogar noch vor zwei Monaten verlassen.«

»Sonderbarer junger Mann,« sagte Leonce, »was! so viel Glut und Ruhe, so viel Schwäche und Tugend, so viel Erfahrung und Kindlichkeit, ein Leben so stürmisch und so rein, so ungeregelt und so tapfer gegen die Leidenschaften vertheidigt zugleich?«

»Halten Sie mich nicht für besser als ich bin,« antwortete Teverino. »Ich habe in meinen brausenden Jünglingsjahren Böses gethan und es lasten Verirrungen auf meiner Seele, die ich mir nie verzeihen werde; allein dieses Herz konnte nicht dem völligen Verderbniß anheimfallen und Gewissensbisse und Reue haben es geläutert. Ich habe Schmerz bereitet, und was ich nachher selbst gelitten, könnte ich Ihnen nicht aussprechen; ich liebe das Glück leidenschaftlich und der Anblick des von mir verschuldeten Unglücks hätte mich beinahe wahnsinnig gemacht. Ich würde mich in Zukunft lieber tödten, als die Gegenstände meiner Anbetung beflecken und in den Koth ziehen, und nie werde ich bei dem Wesen Genuß suchen, welches das Kleinod der Unschuld besitzt.«

»Aber vergessen wirst Du diese Unglückliche, und wenn Du sie verlassest, so wird Ihr Herz darum nicht weniger bluten.«

»Ob ich sie vergessen werde, weiß ich nicht,« entgegnete Teverino mit ernster Miene. »Ich glaube es nicht, mein Herr, ich kann es nicht glauben, und wenn ich es glaubte, so würde ich nicht lieben, so wäre ich nicht ich selbst. Allerdings habe ich mehr als Ein Band zerrissen, mehr als Einen Schwur zurückgenommen; allein ich erinnere mich nicht, zuerst untreu gewesen zu sein, denn ich habe eine von Natur aus und aus Bedürfniß beständige Seele, und wenn ich nicht stets in jene leichtsinnige Abenteuer, bei welchen man sich ohne Bedenken wieder verläßt, verlockt worden wäre, so hätte ich nur Eine Liebe in meinem Leben kennen können. Ich war ausgelassen, und doch hat mir Gott Keuschheit gegeben; ich finde in Berührung mit einer keuschen Seele mein eigenes Selbst wieder und fühle, daß mein Ideal da und nirgend anderswo ist. Lassen wir daher der Zeit Ihren Lauf und mein Leben entrolle sich vor mir. Den Gang desselben kann ich mir nicht voraussagen und prophezeien, allein ich weiß, daß Magdalena’s Gatte zu wenden nicht unmöglich ist, wofern ich sie treu finde, wenn einst die Zeit gekommen sein wird.«

»Und wenn sie nicht treu erfunden werden sollte?«

»So würde ich ihr verzeihen und ihr Freund bleiben; ja ihr Freund, wie Sie Lady Sabinas Freund nicht sein könnten, Sie, der Sie so ganz anders lieben und den Stolz in die Liebe legen.«

»Wir werden uns also verlassen, ohne daß ich Dir meine Achtung und die wahrhaft unwiderstehliche Freundschaft, welche Du mir einflößest, beweisen kann?«

»Wir finden uns wieder, zweifeln Sie nicht daran. Wenn dann in jenem Augenblicke ein guter Geist der Arbeit und Ordnung in mir waltet, so komme ich Ihnen mit offenen Armen entgegen; bin ich aber so schlecht bekleidet, wie ich es gestern am Ufer des Sees war, so wundern Sie sich nicht, wenn ich Sie gar nicht zu kennen scheine.«

»Ach, das eben betrübt und verwundet mich!« sagte Leonce lebhaft bewegt: »Du willst kein Vertrauen in mich setzen!«

»Ich habe Vertrauen zu Ihnen. Allein ich kenne die Wirklichkeit allzusehr, um aufhören zu wollen, aus meinem Leben einen mehr oder weniger angenehmen und wechselvollen Roman zu machen.«

Der Pfarrer ließ sich bestimmen, Sabina und Leonce zur Villa zurückzubegleiten, damit Lord G*** keinen Ablaß zum Verdacht gegeben würde. Mylord war am vorhergehenden Abend erwacht und etwas unruhig geworden; um aber diese Unruhe zu verscheuchen, hatte er sich seiner Lieblingsneigung, dem Trinken, hingegeben, und als seine Frau heimkam, schlief er wieder.

 

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