Louisianas Eskorts

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Doch am nächsten Morgen würde er ob der lockeren Kleiderordnung wieder seine Augenbrauen anheben, Maxi amüsiert sein er liebe es so bekunden und so weiter. Spränge er mehr als nur zur Morgentoilette nackt herum, würde die liebe, runde Scully in ihrer mütterlichen Toleranz lediglich begeistert ausgerufen haben, wie hübsch er doch aussähe. Als sie einmal des Butlers mißbilligende Mimik bemerkt hatte, trat sie mit ihrer beeindruckenden Körperlichkeit vor ihn hin und fragte ihn, ob er, Algernon McKenzie, in Butler-Ausstattung zur Welt gekommen sei oder jemals ein Baby gesehen habe, daß in vollständiger Hochland-Kleidung geboren worden wäre. McKenzie bemerkte daraufhin leicht indigniert, er pflege nicht an Geburten teilzunehmen, die er nicht selbst verursacht habe. Mit angehobenem Kinn und strafendem Blick hatte er sie stehengelassen und doch schmunzeln müssen, als Scully ihm überrascht-bewundernd nachgerufen hatte „Mr. McKenzie, Sie sind ein Teufelskerl!”.

Maxi war ihr in seiner Körperlichkeit bestens vertraut, weshalb auch Nacktheit sie nicht störte, denn sie kannte ihn seit seiner Geburt, hatte ihn einst gewickelt und gebadet, wenn die Nanny verhindert war, die die Dienste auf Litherington aus familiären Gründen verlassen hatte als Maxi Fünfzehn war − eine neue hatten die Jungs vehement abgelehnt, sie würden sie vergiften, zwänge man ihnen eine auf, worauf die Lordschaften nachgaben − und das geringfügige, übrige Personal hatte mit den Privaträumen der Söhne des Hauses nichts zu tun. Maxi wollte es nicht. Einzige Ausnahme war eines der beiden Zimmermädchen, das nur in Begleitung des Butlers Zutritt hatte. Und die Toleranz würde augenblicklich auf Michael übertragen worden sein, hätte Maximilian sich auch nur kurz in diese Richtung geräuspert.

Als er das erste Mal lediglich im Kilt bekleidet in Michaels Zimmer eintrat, staunte Maxis Gast und Freund nicht schlecht.

„Ist das alles? Hast Du nicht etwas vergessen?”

„Warum? Ich liebe es so. Gefalle ich Dir nicht?”

„Du gefällst mir immer, Maxi, das weißt Du doch. Egal, ob Du Schuluniform trägst, einen Smoking, T-shirt und Jeans oder nur Deine schöne Haut. Und deshalb gefällst Du mir auch jetzt in diesem Kilt.”

Maximilian lächelte zufrieden.

„Und welcher Tartan ist das?”

„Der des Clans meiner Mutter. Möchtest Du auch einen? Dann können wir zum Schwimmen gehen.”

Maximilian legte leicht den Kopf schräg, während er sich auf einer Stuhllehne abstützte, Michaels Antwort erwartend.

„Aber gern”, sagte der lächelnd, obwohl er gerade nicht ganz verstand, was ein Kilt mit ihren Schwimmplänen zu tun hatte.

„Dann warte einen Moment und ziehe Dich wieder aus. Komplett.”

Michael machte große Augen, während Maxi das Zimmer verließ.

„Nichts drunter”, murmelte er, „dann darf aber kein Windstoß kommen.” Amüsiert begann er, seine leichte, kontinentale Sommerbekleidung abzulegen. Als Maxi zurückkehrte, warf er gerade seinen Slip aufs Bett.

„Da bin ich wieder. Komm’ her.”

Michael trat, nackt wie er war, näher zu Maxi hin, der ein Leuchten in den Augen hatte, als er seinen Freund wieder so sah, was dem nicht entging. „Er liebt es, mich unbekleidet zu sehen.”

Im nächsten Moment schlang Maxi den Kilt um Michaels Hüften, verschloß ihn, rückte ihn zurecht und trat einige Schritte zurück.

„Du siehst großartig damit aus, könntest damit glatt an den Hochland-Wettbewerben teilnehmen. Aber ob Du das Baumstamm-Werfen schon schaffst …”

Maxi lächelte geheimnisvoll und deutete mit der passenden Bewegung seiner rechten Hand Zweifel an. Michael überging lächelnd die Unterschätzung seiner sportlichen Kräfte, sah an sich herab und fand sein Aussehen äußerst apart und aufregend. Die neuen Freiheiten fand er bequem − und eben neu.

„Nur eine Erektion darfst Du nicht bekommen, dann fällst Du gewaltig auf, mein Lieber.”

Michael riß die Augen auf. So hatte Maxi noch nie gesprochen. Erstaunt fragte er:

„Warum sollte ich denn eine Erektion bekommen, hm?”

„Ganz einfach. Weil Du mich schön findest.”

Michael war platt. Daß zwischen ihnen eine ständig wachsende Freundschaft bestand, war fraglos richtig, daß zwischen ihnen eine erotische Spannung vorhanden war, konnte nicht geleugnet werden, aber daß ausgerechnet der zurückhaltende, fast schüchterne Maximilian einen solchen Sprung nach vorn machte, überwältigte Michael für einen kurzen Moment.

„Wie kommst Du darauf”, spielte er die offensive Bemerkung herunter.

„Deine Augen verraten Dich, immer wieder, seit wir uns kennengelernt haben. Und ich finde es schön, daß Du mich schön findest, denn ich finde Dich auch schön. Wolltest Du das nicht schon lange hören?”

Michael wurde rot, mußte sich durchräuspern und ruderte einen Moment lang wie hilflos mit den Händen in der Luft, als könne er so die passenden Worte finden.

„Äh, ja, kann schon sein. Was man eben so sagt, wenn man sich sympathisch ist, wenn man sich mag.”

„Wenn man sich liebt. Sage es doch ruhig, oder findest Du etwas dabei?”

Maxi ging näher zu Michael hin. Der war ziemlich baff. Hatte ihn dieser schüchterne Junge doch glatt überrannt. Und es kam noch besser.

„Wann küßt Du mich endlich? Ich habe es satt, darauf noch länger warten zu müssen.”

Nun stand Maxi vielleicht noch dreißig Zentimeter von Michael entfernt. Beide sahen sich fest in die Augen, als Michael Maxi bei den Schultern nahm und zu sich heranzog. Des jungen Lords Nasenflügel blähten sich, aber er wollte nicht lächeln. Er sog ganz bewußt den Geruch seines Freundes ein und Michael tat es ihm gleich. Er schloß einen Moment die Augen, genoß den Duft seines Freundes, als er dessen volle, weiche Lippen auf seinen spürte, und sein Puls zu rasen begann. Sie setzten noch einmal ab, sahen sich an, ehe sie ihre Augen wieder schlossen, ihre Lippen sich erneut fanden und ihr erster Zungentanz begann. Und er dauerte lang, dieser Zungentanz, sie wollten sich nicht mehr voneinander lösen, genossen diese erste wirklich intime körperliche Zärtlichkeit, als dürfe sie nur ein einziges Mal stattfinden. Ihre warmen Körper preßten sich aneinander und sie registrierten in ihrer ersten physischen Verschmelzung, daß ihre Schöße voll erblühten.

Michaels rechte Hand fuhr unter Maxis Kilt. Er glitt an den Innenseiten dessen bebender Oberschenkel entlang, begann, dessen heißes Geschlecht „blind” zu liebkosen und ließ es schließlich durch seine Hand gleiten. Er fühlte die nasse Eichel seines Freundes und massierte sie mit seinem Daumen. Ein erstes Stöhnen entrang sich der Kehle des jungen Lords, aber sie küßten sich weiter, als befürchteten sie, der Zauber würde erlöschen, wenn sie einander losließen.

Es war eine gefühlte Ewigkeit vergangen, als sie die Hitze ihrer ersten Leidenschaft füreinander nicht mehr aushielten und sich voneinander lösten. Schwer atmend standen die Verliebten da, sahen sich schweigend an. Ihre Köpfe waren hochrot, ihre Hälse und Brustflächen übersät von unregelmäßigen roten Flecken. Sie waren beide auf das Höchste und Angenehmste erregt, und dieser Rauschzustand nahm ihnen in jenen Momenten die Sprache. Sie konnten nichts sagen, kein einziges Wort verließ ihre Kehlen, dafür sprachen ihre leuchtenden Augen umso mehr.

Michael nahm Maxis Hände, spielte mit den schlanken Fingern, was der junge Lord sich gern gefallen ließ, dann breitete er seine Arme aus, nahm Maxis’ dabei mit, was ihre heißen Oberkörper wieder zusammenführte, und während sich ihre Finger miteinander verschränkten, folgte der nächste intensive Kuß.

Doch plötzlich riß Maxi sich los. Dabei legte er seine rechte Hand auf seine Brust, als wollte er sein tiefes Atmen verdecken, und drückte Michael mit seiner linken sanft aber bestimmt von sich fort. Er sah in die überraschten Augen seines Freundes.

„Nicht hier, mein geliebter Engel, nicht einfach so. Es wäre unser nicht gerecht, der Zauber unserer Liebe würde gleich zerstört, es wäre gar zu vulgär. Die wilde, heiße Vereinigung wird uns geschenkt werden, aber ich will Dich nicht nehmen und mich Dir nicht geben wie eine Hure, die auf schnelles Geschäft erpicht ist, fort und vergessen. Ich will die eine wahre Stunde auf immer und ewig mit einem Lächeln erinnern. Deshalb laß uns zu einer ruhigeren Zärtlichkeit zurückkehren und unser heißes Blut kühlen. Laß uns zu meinem See gehen, wo wir schwimmen werden und uns in unser gemeinsames Arkadien träumen. Möchtest Du mir diese Geduld schenken?”

Im ersten Moment fühlte sich Michael so, als hätte man ihm einen Eimer eiskalten Wassers über den Kopf geschüttet. Ein Mädchen hätte er längst am Boden gehabt, es bestiegen und wild zum Orgasmus getrieben. Alles in ihm schrie danach in einen schönen, warmen Körper einzudringen und eine leidenschaftliche Vereinigung bis zum Höhepunkt zu zelebrieren. Bis vor Sekunden hatte sein Herz so heftig bis zum Hals geschlagen, es in seinem Schoß so wild gepocht und gezuckt, daß sein ganzes Sein sich in einem Zustand tiefsten Erbebens befunden hatte, sein Verstand kurz vor dem Aussetzen war − und nun nahm er ein gefühltes Eisbad. Es fiel buchstäblich alles in und an ihm zusammen.

Ein ihn so abkühlendes Mädchen würde er vermutlich alles mögliche geheißen haben, aber Maxi sah er nur erstaunt an und legte seinen Kopf schräg. Er mußte seine rauschenden Gedanken auf eine Ebene herunterholen, die ihm ein fast wieder sachliches Sortieren erlaubte.

Michael hatte seinem schönen Gastgeber eine erstklassige Fellatio schenken wollen, die erste seines Lebens, wobei „erstklassig” eine hochtrabende Selbsteinschätzung war, und auf eine ebensolche Erwiderung gehofft − und nun sollte er Geduld haben? Warum das denn? Dieser stillen Frage, die der sensible Maximilian in Michaels Gesicht ablesen konnte, schickte der junge Graf ein innerlich sehr lautes zum Donnerwetter hinterher. Aber dann erreichte ein Wort seinen Verstand, das ihn einlenken ließ. Hure! Er war tatsächlich auf dem besten Weg gewesen, sich wie eine billige Hure zu benehmen und Maximilian auf diese Ebene herabzuziehen. Augenblicklich schämte er sich. Es bedurfte einer schönen männlichen Jungfrau, eines in diesem Alter seltenen echten Jünglings, ihn Geduld in der Liebe zu lehren, gerade auch in der körperlichen Liebe. Nun trieb ihm die Scham das Blut ins Gesicht.

 

„Verzeih”, stammelte er, „verzeih mir. Es hat mich fortgerissen.” Er senkte den Blick.

„Es gibt nichts zu verzeihen, liebster Michael. Du bist nur leidenschaftlich, und das finde ich schön an Dir.” Maxi nahm Michaels Kopf in beide Hände und zwang ihn sanft, sich wieder aufzurichten, damit sie einander wieder ansehen konnten. „Und Du hast gerade Deiner Schönheit etwas hinzugefügt, was ich beglückt erleben darf: die Kunst, sich zu beherrschen.” Er sah Michael tief in die Augen, ehe er fortfuhr. „Mein Lieblingspferd, ‚Duke of Killarney‘, ist ein wunderbarer Hengst, ein bildschöner Rappe, ein höchst wertvoller Deckhengst zudem, der durch jeden Zaun geht, wenn er eine rossige Stute riecht. Wir können ihn dann nicht mehr halten, müssen ihn springen lassen. Aber er ist trotz seiner Schönheit und seines materiellen Wertes nur ein Pferd, ein seinen Instinkten unterworfenes Tier, wild, erfolgreich auf seine Art, aber eben nur ein Tier, das von der Liebeskunst nichts weiß. Er springt, deckt, stöhnt und wiehert dabei und fertig. Willst Du mich behandeln wie eine rossige Stute, die sich bespringen läßt, weil sie gerade aufnahmebereit ist?”

Michael schüttelte stumm den Kopf.

„Das wäre auch das Ende unserer Freundschaft und Liebe gewesen, denn so ließe ich mich nicht behandeln, auch und gerade von Dir nicht.” Maxi sah Michael durchdringend mit seinen schwarzen Augen an.

„Warte ab. Du wirst sehen was geschieht, wenn Du weiterhin Geduld hast. Der Sommer hat gerade erst begonnen. Du wirst mich nehmen dürfen, so wie ich Dich nehmen will, wenn die passende Stunde gekommen ist. Bis dahin wollen wir die Spannung halten, auch wenn es uns quält. Die Erfüllung wird danach umso schöner und beglückender sein. Das verspreche ich Dir. Und daran werden wir uns unser Leben lang erinnern. Eine Hure hat man vergessen, wenn man sie gehabt und bezahlt hat. Möchtest Du, daß ich Dich je vergesse?”

Michael schüttelte wieder stumm seinen Kopf.

„Siehst Du, dafür liebe ich Dich. Und jetzt beantworte mir eine Frage: Kannst Du ohne Sattel reiten?”

Michael nickte stumm.

„Dann komm. Wir reiten zu meinem See und dort werden wir baden und träumen. Ich habe ein gutes Pferd für Dich, das Du leicht wirst führen können. Es ist ‚Lady Catherine’. Sie ist sehr angenehm. Und ich werde ‚Sunshine of Scotland‘ nehmen, sonst kommt mein Hengst vielleicht doch auf törichte Ideen.”

Dabei schmunzelte er, daß seine Grübchen sich zeigten und nahm Michael bei der Hand. Der junge Graf war innerlich tief erschüttert. Noch war ihm nicht bewußt, daß er an diesem Tag eine der wichtigsten Lektionen seines Lebens gelernt hatte, aber er war voller Bewunderung für seinen Freund, so zu ihm gesprochen zu haben.

Eine halbe Stunde später waren sie an Maxis See angekommen. Unterwegs waren sie niemandem begegnet. Sie hatten nach dem rasanten Überqueren freier Weiden durch ein kleines Waldstück reiten müssen, als sich der Weg plötzlich zu einer wunderschönen Bucht hin öffnete. Vor ihnen lag ein glasklarer See rundum von Bäumen gesäumt. Das Ufer war grasbestanden, so daß die Stuten weiden konnten, nachdem die Freunde abgesprungen waren. Dichtes Schilfrohr und Büsche konnten neugierige Blicke fernhalten, sollten sich je Unbefugte in diesem Teil des Besitzes herumtreiben. Eines der zu Litherington gehörenden Dörfer war einige Meilen entfernt und die Dorfjugend wußte, daß sie dort ohne Einladung nicht würde baden dürfen.

„Wie gefällt es Dir hier?”

„Wunderschön, Maxi. Kommst Du oft her?” Michael schulterumarmte den jungen Lord und der legte seinen Arm um Michaels Hüfte. Beide sahen auf den See hinaus.

„Oh ja. Immer wenn ich mit meinen Gedanken allein sein will. Der See gehört bereits mir. Mein Vater hat ihn mir zu meinem 14. Geburtstag geschenkt. Und ich habe noch nie einen Fremden hierher mitgenommen. Du bist der Erste.”

Die Freunde tauschten einen stummen Blick und lächelten sich dabei an.

„Bin ich denn noch ein Fremder?”

„Oh verzeih, mein Lieber, das sollte Dich nicht herabsetzen. Ich meinte, ich hätte noch nie jemanden hierher mitgenommen, der nicht unseren Namen trägt. Bisher war nur mein Bruder James mit mir hier. Hier können wir nackt baden, weißt Du. Das ist ein herrliches Gefühl. Wollen wir? Einmal um den See herum?”

Kaum gesagt, hatten beide auch schon ihre Kilts abgelegt, sich bei der Hand genommen und waren in das angenehm kühle Wasser gestürmt. Nach einem heftigen gegenseitigen Beschaufeln mit fröhlichem Geschrei legten sie sich aufs Wasser und schwammen los.

Nach einer guten dreiviertel Stunde waren sie zu ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt. Schwer atmend kamen sie am Ufer an, wobei sie sich wieder bei der Hand nahmen. Die Stuten waren noch da und zupften weiter am frischen, saftigen Ufergras. Sie schauten nur kurz auf, als die nackten Freunde aus dem Wasser kamen und ließen sich nicht weiter stören. Daß eins von ihnen in der Zwischenzeit ganz „undamenhaft” ein paar deftige Pferdebollen hatte fallenlassen, buchte Michael unter „würzige Landluft” und ignorierte es einfach. Maxi störte es sowieso nicht.

Die Freunde breiteten ihre Kilts als Unterlage auf dem Gras aus und legten sich in die Sonne, die angenehmerweise genau auf sie herabschien. Maxi hatte seinen Kopf auf Michaels Bauch gelegt und nach einem ersten Ausruhen nahm der junge Graf mit seiner rechten Hand Maxis rechte Hand und verschränkte seine Finger mit ihm.

„Weißt Du, ich bin jetzt doch froh, daß wir vorhin nicht miteinander geschlafen haben, so große Lust ich auf Dich hatte und habe.”

„Hast Du das wirklich”, fragte der junge Lord nach und lächelte.

„Aber ja doch. Ein Mädchen hätte ich hemmungslos vernascht. Du weißt, Hengst und durch den Zaun und so. Du machst mir wirklich großen Appetit.” Beide lachten auf.

„Und warum hast Du es mit mir nicht getan?”

„Du bist mir für ein schnelles Vergnügen zu schade.”

„Das ist aber lieb von Dir.” Maxi drückte im noch immer gehaltenen Griff Michaels Hand zur Bekräftigung. Er zögerte dann aber mit einer Frage, die er nach einem kurzen inneren Anlauf schließlich doch stellte.

„Ich möchte nicht indiskret sein, aber hast Du denn schon mit Mädchen geschlafen?” Er suchte danach Michaels Blick.

„Habe ich“, antwortete der spontan. „Und um Dir das indiskrete Nachfragen zu ersparen: Es hat großen Spaß gemacht, und ich werde es wieder machen, wenn ich zurück in meiner Heimat bin. Aber hier, Maxi, bei Dir und im Internat, gehöre ich nur Dir.”

Das genügte Maximilian. Er küßte Michaels Hand und schloß die Augen für einen kurzen Schlummer. Dem Sonnenstand nach zu urteilen war es bald Mittag. Er hatte Hunger und wollte es sich nicht mit Scully verderben. Sie mochte es überhaupt nicht, wenn man zu spät zum Essen kam. Mochte es nun jemand vom Personal oder von den Herrschaften gewesen sein.

*

Michael „erwachte” aus seinen Reminiszenzen. Es war ihm ganz wohlig zumute, fast auch ein wenig wehmütig ums Herz geworden. Er hatte schon einige Zeit nichts von Maximilian gehört, geschweige denn ihn gesehen. Er besaß natürlich ein neues Photo von ihm, das hatte er zum letzten Weihnachtsfest bekommen. So wußte er wenigstens, wie Branbury aktuell aussah. Ein schöner junger Mann von fast vierundzwanzig Jahren war er inzwischen geworden und mit einer bürgerlichen Kunsthistorikerin liiert. Zumindest noch um Weihnachten und Neujahr herum. Doch das konnte sich inzwischen wieder geändert haben, so wie auch seine eigene Beziehung zu Christian Urskureit beendet war. Aus gutem Grund.

Er hatte die Wildheit dieses Jungen genossen und der Knaller von Körper war es sehr wohl wert gewesen, dessen immer wieder aufblitzende Zickigkeit zu ertragen, doch dann war es ihm zuviel geworden − und er hatte ihn an die frische Luft gesetzt.

Er wollte wieder ein weibliches Wesen an sich heranlassen. Nur, im Moment war keine geeignete Kandidatin in Sicht und mit Lou ging es nicht − dachte er.

„Sag’ mal, denkst Du gerade an etwas Schönes?” Konstantin wandte seinen Kopf zu Michael herum.

„Wie kommst Du darauf”, fragte der verwundert zurück.

„Weil Monsieur Bouchon den Kopf ‘rausstreckt, deshalb.”

Michael sah an sich herab. „Oh! Hab’ ich gar nicht gemerkt.”

„Schwindler!”

„Na gut, ja. Ich habe mich an etwas erinnert und auch an ein schönes Idealweib gedacht. Nur woher nehmen und nicht entführen?”

Michael richtete seinen Oberkörper auf und stützte sich nach hinten mit den Händen ab. Er hatte plötzlich eine Idee.

„Du bist doch gerade solo, Kon, nicht wahr?”

„Der Kandidat hat hundert Punkte für die überflüssigste Frage des Tages”, schnaubte der Gefragte etwas ungehalten. „Das weißt Du doch, daß Renata in Berkeley ist und sich inzwischen ziemlich sicher von einem kalifornischen Eight-incher-Hengst besteigen läßt. Was fragst Du denn so blöd?” Konstantin runzelte die Stirn.

Michael ließ sich durch den Rüffel nicht beirren.

„Und Du bist knapp bei Kasse, richtig?”

„Sag’ mal, worauf willst denn Du hinaus? Du weißt doch, daß mein Vater mich auf schmale Kost gesetzt hat.”

„Als ob ich das nicht wüßte!”

„Wir sind alle knapp bei Kasse …”

„Sonst wären wir jetzt auf den Bahamas”, ertönte es mehrstimmig. Alle hatten zugehört.

„Richtig. Und könnte man das nicht ändern?”

„Wie denn? Am Ende Zeitungen oder Briefe austragen? Dürfte kaum die Flugkosten one-way begleichen.” Kon sah etwas ungehalten aus.

„Keineswegs”, beruhigte Michael ihn. „Wir können etwas ganz anderes machen.”

„Und das wäre?” Damian hatte sich erhoben und war näher gekommen.

„Zieh mal Deine Badehose aus”, kommandierte Michael.

„Und dann?” Damian grinste. „Willst Du mir zum allgemeinen Gaudium und meinem Plaisir einen blasen?”

Derweil nestelte Damian das Zugband auf und stieg aus seiner Badeseide heraus. Er bekam keine Antwort.

„Und jetzt?” Er wedelte mit dem neongrünen Textil.

„Jetzt zieht Kon seine Badehose aus”, bestimmte Michael.

„Oh, cool”, schnalzte Damian mit der Zunge. „Eine römische Orgie!” Dabei grinste er breit.

„Quatschkopp!” rügte Michael ihn. Im nächsten Moment stand Konstantin ebenfalls nackt da und fragte „Und nun?”

„Jetzt Alexander.”

Auch der ließ bereitwillig alles fallen, fragte sich aber nicht minder, was das denn nun sollte.

„Sehen wir uns doch einmal an”, forderte Michael seine Freunde auf.

„Da sehen wir aber mal richtig ’was Neues”, spöttelte Konstantin, zog eine geringschätzige Schnute und verschränkte seine Arme.

„Mann, ernsthaft, Kon. Wie sehen wir aus?” Michael sah alle reihum an. Er setzte seine Seht-doch-mal-alle-richtig-hin-Miene auf.

„Klasse seht Ihr aus”, meldete sich eine angenehme weibliche Stimme. Lou war auf das Fragenspiel aufmerksam geworden, aufgestanden und näher gekommen. „Und weiter?” Sie stemmte ihre zarten Hände in die Hüften.

„Und wie sehen wir in Uniform aus?”

„Klasse”, kam es im Chor.

„Und in Smoking oder Nadelstreifen?”

„Klasse!”

„Wie sind unsere Manieren?”

„Klasse!”

„Und wie sind wir im Bett?”

„Erste Sahne!”

„Angeber”, fauchte Lou, aber sie grinste doch.

Die jungen Männer ließen sich davon nicht beeindrucken.

„Und was macht man mit solchen Qualitäten?”

Allgemeines Schweigen. Fragendes Herumschauen. Achselzucken.

„Da macht man einen Eskort auf, Ihr Trantüten im Mitdenken!” Michael ärgerte sich ein wenig, daß seine Freunde derart auf der Leitung standen.

„Wie bitte?” Konstantin war baff.

Damian fand als Erster seine Worte wieder.

„Warum eigentlich nicht? Hm?” Er sah seine Freunde und Lou der Reihe nach an. „Wir kennen uns in den oberen und obersten Gesellschaftskreisen qua Abstammung und Erziehung bestens aus, nicht wahr?”

„Richtig”, stimmte Alexander zu. Die Anderen nickten beifällig.

 

„Eben. Und wer von uns hat nicht schon einmal auf öden Empfängen gelangweilte Ehefrauen erlebt, die mit ihren dickbäuchigen, nur ans Geschäft denkenden Männern wie bestellt und nicht abgeholt herumstanden, mit schal gewordenem Champagner im Glas, bescheuertem Blah-blah-Small Talk links und rechts, während sie vergeblich nach einem jungen Hengst Ausschau gehalten haben, dem sie den Champagner lieber in die Rückenbeuge oder in den Bauchnabel gegossen hätten oder sich selbst gießen ließen, hm?”

„Richtig”, stimmte Alexander erneut zu. „Wenn ich da an die heiße Prinzessin Urbinowa denke. Hhmmm!” Der junge Prinz brummte mit geschlossenen Augen vor sich hin. „Sie war rassige Fünfunddreißig, Anatol Urbinow siebzig. Das Kätzchen hätte ich vor einem Jahr schon nur zu gern gebürstet.”

Alle lachten auf, auch Lou mußte grinsen.

„Warum hast Du nicht?” Lou war nah zu ihm hingetreten und streichelte seine Brust. „Konnte er nicht?” Dabei sah sie an ihm herab, um ihn gleich darauf schelmisch anzulächeln.

„Er kann immer, Du kleiner Frechdachs, aber ehe ich nicht sicher weiß, daß Elena Anatols Duellpistolen auf die Seite gebracht hat …, ich bin nicht lebensmüde.” Dabei nahm er Lou mit seiner rechten Hand beim Kinn, um sie zurechtzuweisen, aber sie entzog sich dem Griff mit einer ruckartigen Kopfbewegung und schlug ihm auf die Hand.

„Wir haben wohl einen Schisseranfall, lieber Kurijakin, hm? Ficken wollen, aber kein Risiko dabei.”

Lou müffelte Alexander mit gekräuselter Nase und verzogener Mund-Kinn-Partie an.

„Hört schon auf, Ihr Zwei”, ging Konstantin dazwischen. „Aber was Alexander sagt hat etwas für sich. Mir fällt auf Anhieb unsere Karin Tamelow ein, Alexander kennt sie auch. Für die anderen: sie ist Privatdozentin an unserem Institut, fünfundvierzig Jahre alt, geschieden, von ihrem Gewesenen bei der Trennung gut ausgestattet, sie ist sehr hübsch, gute Figur, aber allein.”

„Woher weißt Du das alles”, wunderte sich Damian.

„Ich kann gut mit unserer Dekanatssekretärin”, bekannte Konstantin und senkte schmunzelnd den Blick.

„Ach nee, Herr von Seesenheim hat nebenher schon mal probegevögelt, wie? Da tun sich ja Abgründe auf”, lästerte Michael und klopfte ihm gleichzeitig mit einem breiten Lächeln anerkennend auf die Schulter. „Wie alt ist sie denn?”

„Oh, zweiundvierzig”, leuchteten Konstantins Augen auf, „und eine Figur hat sie, dank ihres unfruchtbaren Mannes nicht kindergeschädigt, da kann man schon zum Sünder werden. Und überhaupt, ihr Mann versteht sie nicht.” Mit geschürzten Lippen und leicht vorgeschobenem Kinn schüttelte er wie bedauernd den Kopf.

„Aber Du hast sie verstanden, Kon, nicht? Du alter Schwerenöter, und uns nichts davon erzählen”, rüffelte Damian den Freund.

„Na ja. Leute, das war im letzten Jahr, ihr Mann war nicht da, es hat sich so ergeben und der Kavalier genießt und schweigt.”

Die ganze Runde lachte herzhaft auf. Neckisch wurde er von allen gestupst und lachte alsbald selber mit.

„Und Du hast es natürlich umsonst gemacht, nicht wahr?” Michaels Blick auf Kon war ein einziger Vorwurf.

„Ja sicher, ich bin auf meine Kosten gekommen und sie …”

„Eben”, unterbrach ihn Michael, den die Geschäftstüchtigkeit gepackt hatte. „Sie ist auch auf ihre Kosten gekommen, kostenlos, und hat mit Dir ohne Zweifel zum ersten Mal wirkliche Chevallerie und den Sex ihres Lebens erlebt.”

„Könnte man so sagen”, gab Konstantin sich selbstbewußt geschmeichelt.

„Damit ist jetzt Schluß, Freunde“, stellte Michael mit Bestimmheit fest. „Fortan werden wir diese Damen zahlen lassen. Und glaubt mir, sie werden gerne zahlen. In den meisten Fällen wird es ohnehin das Geld des eigenen Mannes sein. Dann reut es sie erst recht nicht.” Damit hatte Michael ihr Ziel klar abgesteckt. „Wir werden nicht nur erstklassigen Sex anbieten, sondern auch echte Begleitung, wohin immer die Damen uns mitnehmen wollen. Und Lou wird unsere Organisatorin und Dienstplanchefin, nicht wahr, Lou?”

Die Baroness riß überrascht die Augen groß auf, sah jeden Einzelnen ihrer Freunde an, überlegte kurz und meinte dann lapidar: „Warum eigentlich nicht? Klar, ich übernehme das. Aber wie preisen wir Euch an?”

„Mundpropaganda ist die beste Lösung, denke ich”, schlug Michael vor. „Damian − Dein Vater ist doch Mitglied in diesem elitären Golfclub bei Euch in der Nähe.”

„Richtig”, bestätigte es der Gefragte.

„Darfst Du da mit ’rein?”

„Klar!”

„Gut. Dann gehst Du am nächsten Wochenende mit Lou dorthin. Es werden genügend vernachlässigte Ehefrauen mit ihren Cocktails herumsitzen und darauf warten, daß ihre Männer ihr Handicap verbessern. Und dabei wird sie Dich als Superhengst ins Gespräch bringen. Ihr werdet sehen, das geht herum wie ein Lauffeuer. Ein Anruf hier, ein Anruf da − und Lous Handy als Zentralnummer für uns alle wird nicht mehr stillstehen. Und bis dahin überprüfen wir Männer unsere Garderoben, unsere sinnlichen Düfte und besorgen uns Kondomgroßpackungen.”

„Aber erwähne auch, daß da noch andere heiße Hengste zur Verfügung stehen”, beeilte Alexander sich zu bemerken.

„Du wirst schon nicht zu kurz kommen, Alter”, tätschelte Michael dessen Schulter.

„Aber wie machen wir es mit unseren Namen”, warf Konstantin ein. „Wir können doch nicht mit unseren echten Namen auftreten, oder?”

„Natürlich nicht”, stimmte Michael ihm zu. Er überlegte kurz. „Hm, wie nennst Du mich immer, Kon?”

„Cheval. Das weißt Du doch.”

„Eben. Also bin ich künftig der ‚Chevalier’, Du, Kon, bist der ‚Rittmeister’, Du, Alex, der ‚Großfürst’ und Du, Freckles, bist der ‚Pirat’. Einverstanden?”

„Könnte ich nicht ‚Long John Silver’ sein”, maulte Damian ein wenig.

„Pirat wirkt aber abenteuerlicher, das klingt mehr nach wildem Eroberer. Daß Du einen tollen Schwanz hast, werden die Ladies schnell genug spitz haben.”

„Und es wird sie spitz machen”, lachte Damian. Plötzlich gefiel es ihm gut, der „Pirat” zu sein. Seine roten Haare paßten dazu.

„Und welche Taxe nehmen wir?” Michael wollte auch das gleich geklärt haben. Er sah nur Achselzucken und schlug dann vor:

„Ich denke, für einen Abend und die ganze Nacht sind tausend €uro als Spende nicht zuviel. Für eine ganze Woche Begleitung ohne Sex dreitausend, mit täglichem Sex und Verwöhnprogramm fünftausend und nach zehn Buchungen ein und desselben Begleiters gibt es eine Nacht oder einen Nachmittag umsonst. Dazu Spesen. Was haltet Ihr davon? Und natürlich wird Vorkasse in bar genommen, versteht sich.”

„Einverstanden”, nickte Konstantin zustimmend. Damian und Alexander hielten beide den Daumen hoch.

„Und was bekomme ich?” Lou sollte alles organisieren und wollte ihren Anteil.

„Du bekommst zehn Prozent von unseren Buchungen, Süße. Einverstanden, Jungs?” Michael sah seine Freunde Zustimmung heischend an.

„Klar.” „Immer.” „Selbstverständlich.” Damit war es beschlossene Sache.

„Und das wollen wir jetzt begießen, Leute”, bestimmte Michael.

„Hast Du denn gekühlten Champagner im Haus”, fragte Lou den neben ihr stehenden Konstantin.

„Nein, aber das machen wir anders”, verkündete er grinsend.

Im nächsten Moment hatte Konstantin Lou auf den Arm genommen, die sogleich ahnte, was ihr bevorstand und Widerstand spielte.

„Du wirst es doch wohl nicht wagen, Du unverschämter Kerl”, und dabei boxte sie ihn was sie nur konnte. Aber es nützte ihr nichts. Konstantin strebte mit ihr ungerührt dem Swimmingpool zu, gefolgt von den lachenden Freunden. „Aaah, Du wirst das lassen, Du unmöglicher Mensch”, kreischte sie noch, ehe sie, unter dem herzlichen Gelächter der jungen Männer im hohen Bogen in das kühle Wasser rauschte und untertauchte. Im nächsten Moment sprangen alle Vier hinter ihr her und umringten sie, als sie prustend an die Oberfläche kam.

„Ihr verflixte Bande”, schimpfte sie, mußte aber selber lachen, wobei sie in typisch weiblicher Weise um sich knuffte und boxte, nur, um von Michael erneut untergetaucht zu werden.