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Im Winter

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Träumerei am Abend



Aus: Dichtungen und Briefe







     Wo einer abends geht, ist nicht des Engels Schatten


     Und Schönes! Es wechseln Gram und sanfteres Vergessen;


     Des Fremdlings Hände tasten Kühles und Zypressen


     Und seine Seele faßt ein staunendes Ermatten.








     Der Markt ist leer von roten Früchten und Gewinden.


     Einträchtig stimmt der Kirche schwärzliches Gepränge,


     In einem Garten tönen sanften Spieles Klänge,


     Wo Müde nach dem Mahle sich zusammenfinden.








     Ein Wagen rauscht, ein Quell sehr fern durch grüne Pfühle.


     Da zeigt sich eine Kindheit traumhaft und verflossen,


     Angelens Sterne, fromm zum mystischen Bild geschlossen,


     Und ruhig rundet sich die abendliche Kühle.








     Dem einsam Sinnenden löst weißer Mohn die Glieder,


     Daß er Gerechtes schaut und Gottes tiefe Freude.


     Vom Garten irrt sein Schatten her in weißer Seide


     Und neigt sich über trauervolle Wasser nieder.








     Gezweige stießen flüsternd ins verlaßne Zimmer


     Und Liebendes und kleiner Abendblumen Beben.


     Der Menschen Stätte gürten Korn und goldne Reben,


     Den Toten aber sinnet nach ein mondner Schimmer.










Abendmuse







     Ans Blumenfenster wieder kehrt des Kirchturms Schatten


     Und Goldnes. Die heiße Stirn verglüht in Ruh und Schweigen.


     Ein Brunnen fällt im Dunkel von Kastanienzweigen —


     Da fühlst du: es ist gut! in schmerzlichem Ermatten.








     Der Markt ist leer von Sommerfrüchten und Gewinden.


     Einträchtig stimmt der Tore schwärzliches Gepränge.


     In einem Garten tönen sanften Spieles Klänge,


     Wo Freunde nach dem Mahle sich zusammenfinden.








     Des weißen Magiers Märchen lauscht die Seele gerne.


     Rund saust das Korn, das Mäher nachmittags geschnitten.


     Geduldig schweigt das harte Leben in den Hütten;


     Der Kühe linden Schlaf bescheint die Stallaterne.








     Von Lüften trunken sinken balde ein die Lider


     Und öffnen leise sich zu fremden Sternenzeichen.


     Endymion taucht aus dem Dunkel alter Eichen


     Und beugt sich über trauervolle Wasser nieder.










Verfall







     Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,


     Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,


     Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,


     Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.








     Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten


     Träum ich nach ihren helleren Geschicken


     Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.


     So folg ich über Wolken ihren Fahrten.








     Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.


     Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.


     Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,








     Indes wie blasser Kinder Todesreigen


     Um dunkle Brunnenränder, die verwittern,


     Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.










Der Herbst des Einsamen







     Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fülle,


     Vergilbter Glanz von schönen Sommertagen.


     Ein reines Blau tritt aus verfallener Hülle;


     Der Flug der Vögel tönt von alten Sagen.


     Gekeltert ist der Wein, die milde Stille


     Erfüllt von leiser Antwort dunkler Fragen.








     Und hier und dort ein Kreuz auf ödem Hügel;


     Im roten Wald verliert sich eine Herde.


     Die Wolke wandert übern Weiherspiegel;


     Es ruht des Landmanns ruhige Geberde.


     Sehr leise rührt des Abends blauer Flügel


     Ein Dach von dürrem Stroh, die schwarze Erde.








     Bald nisten Sterne in des Müden Brauen;


     In kühle Stuben kehrt ein still Bescheiden


     Und Engel treten leise aus den blauen


     Augen der Liebenden, die sanfter leiden.


     Es rauscht das Rohr; anfällt ein knöchern Grauen,


     Wenn schwarz der Tau tropft von den kahlen Weiden.










Romanze zur Nacht







     Einsamer unterm Stenenzelt


     Geht durch die Mitternacht.


     Der Knab aus Träumen wirr erwacht,


     Sein Antlitz grau im Mond verfällt.








     Die Närrin weint mit offnem Haar


     Am Fenster, das vergittert starrt.


     Im Teich vorbei auf süßer Fahrt


     Ziehn Liebende sehr wunderbar.








     Der Mörder lächelt bleich im Wein,


     Die Kranken Todesgrausen packt.


     Die Nonne betet wund und nackt


     Vor des Heilands Kreuzespein.








     Die Mutter leis‘ im Schlafe singt.


     Sehr friedlich schaut zur Nacht das Kind


     Mit Augen, die ganz wahrhaft sind.


     Im Hurenhaus Gelächter klingt.








     Beim Talglicht drunt‘ im Kellerloch


     Der Tote malt mit weißer Hand


     Ein grinsend Schweigen an die Wand.


     Der Schläfer flüstert immer noch.










Seele des Lebens







     Verfall, der weich das Laub umdüstert,


     Es wohnt im Wald sein weites Schweigen.


     Bald scheint ein Dorf sich geisterhaft zu neigen.


     Der Schwester Mund in schwarzen Zweigen flüstert.








     Der Einsame wird bald entgleiten,


     Vielleicht ein Hirt auf dunklen Pfaden.


     Ein Tier tritt leise aus den Baumarkaden,


     Indes die Lider sich vor Gottheit weiten.








     Der blaue Fluß rinnt schön hinunter,


     Gewölke sich am Abend zeigen;


     Die Seele auch in engelhaftem Schweigen.


     Vergängliche Gebilde gehen unter.










Der Spaziergang



1







     Musik summt im Gehölz am Nachmittag.


     Im Korn sich ernste Vogelscheuchen drehn.


     Holunderbüsche sacht am Weg verwehn;


     Ein Haus zerflimmert wunderlich und vag.








     In Goldnem schwebt ein Duft von Thymian,


     Auf einem Stein steht eine heitere Zahl.


     Auf einer Wiese spielen Kinder Ball,


     Dann hebt ein Baum vor dir zu kreisen an.








     Du träumst: Die Schwester kämmt ihr blondes Haar,


     Auch schreibt ein ferner Freund dir einen Brief.


     Ein Schober fliegt durchs Grau vergilbt und schief


     Und manchmal schwebst du leicht und wunderbar.









2

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