Moses, der Wanderer

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„Nein, den Namen hat niemand für so wichtig gehalten, nur ich habe ihn auswendig gelernt, für den Fall, dass man mich gefangen hätte, er ist unaussprechlich.“

„Sag ihn mir“, forderte Moses.

„Aber Herr“, fragte der Bote erstaunt, „warum willst du dich mit dem Namen eines Nubiersklaven belasten, der doch vollkommen nebensächlich ist?“

„Sieh mal“, Moses sprach vollkommen unbehindert und ohne Stottern in dieser Zeit als Feldherr, er hatte eine Aufgabe und war entschlossen, sie durchzuführen, „niemand hat bisher diesen Nubier ernst genommen, er hat aber immerhin zwei Heere des Pharao geschlagen, es ist an der Zeit, dass ihn jemand ernst nimmt, um ihn zu besiegen. Also, wie heißt er?“

„Ramupiram nennen sie ihn, das soll eine besondere Bedeutung in ihrer Sprache haben.“

„Gut, Bote, du wirst mir diesen Namen jeden Tag dreimal vortragen, bis ich ihn aussprechen kann und dann wollen wir sehen, ob wir diesen Ramu oder wie er heißt, nicht besiegen können.“

Tatsächlich konnte Moses den Namen am Ende des Tages nennen, ohne dass der Bote ihm half.

„Wir müssen nach Süden kommen, südlich von Assuan und südlich der Katarakte, ohne den Nil zu berühren“, sann Moses am nächsten Tag, als er die Unterführer des Heeres zusammengerufen hatte, um den Zug zu besprechen, „das heißt, dass wir von hier aus uns nach Westen in die Wüste wenden und einen Tagesmarsch vom Nil entfernt nach Süden ziehen. Hier ist eine Oase, die wir nach zwei Tagen erreichen können, hier eine zweite, ich nehme an, die könnten wir am fünften Tag erreichen. Danach kein Wasser mehr bis nördlich von Assuan.“

„Moses, das geht nicht.“ Hape war der älteste der Unterführer, den Pharao ihm besonders ans Herz gelegt hatte, mit sehr viel Kampferfahrung. Moses hatte von Anfang an darauf bestanden, dass sie sich mit Namen anredeten, nicht mit Titeln, die den Rangunterschied betont hätten.

„Warum nicht?“, fragte er zurück, nachdem die anderen vier Unterführer Hape unterstützt hatten.

„Wir können wohl nach zwei Tagen zur ersten Oase kommen“, erklärte Hape, „dort können wir uns mit Wasser versorgen, die zweite Oase hat nach meiner Erinnerung auch genug Wasser, um unsere Streitmacht für eine Woche mit Wasservorräten zu versorgen, aber südlich der zweiten Oase kann niemand marschieren, da kommen wir nicht durch.“

„Warum nicht?“

„Wegen der Schlangen. Diese Wüste im Süden ist vollkommen wild, kein Mensch ist da je durchgekommen, von den wenigen, die von der Oase in diese Richtung aufgebrochen sind, hat man nie wieder etwas gehört.“

„Ja“, sagte Moses nachdenklich, „ich habe davon sprechen hören. Tausende von Schlangen, die man auch nicht durch Stockschläge vertreiben kann, Schlangen aller Art, Sandvipern, Hornvipern, Puffottern, Nattern, Kobras und hunderte von anderen Arten, alle so giftig, dass ein Biss innerhalb von wenigen Minuten tötet. Und vor allem: unsichtbar im Wüstensand, sichtbar erst, wenn sie dich beißen.“

„Eben“, bestätigte Hape befriedigt, „und deshalb können wir da nicht durch.“

Die anderen murmelten zustimmend und waren beruhigt, als Moses nachdenklich finster zu Boden blickte und nickte.

„Und doch müssen wir da durch. Nakht“, sprach er den jüngsten der Unterführer an, „was würdest du tun, wenn du den Weg nehmen müsstest?“

Nakht war ein junger Mann, nur wenig älter als Moses, der sich aber schon in Kämpfen hervorgetan hatte, ein muskulöser Mensch, klein, zäh mit unverhältnismäßig großem Kopf. „Ich weiß nicht, Moses“, antwortete er zögernd, „wenn ich etwas tun müsste, was nicht durchzuführen ist, würde ich versuchen, meinen Plan zu ändern. Vielleicht könnten wir auf der anderen Seite, östlich des Stromes, marschieren?“

„Geht nicht, zu besiedelt, der Feind würde davon erfahren. Nein, wir müssen nach Westen. Also, Nakht, was nun?“

„Den Plan nochmal ändern?“, fragte der junge Mann unsicher.

„Eben“, Moses sah die anderen scharf an, „wir haben es mit Schlangen zu tun, wenn der Plan undurchführbar ist, müssen wir ihn aufgeben und etwas anderes suchen. Aber ist er wirklich undurchführbar? Hape, wer ist der größte Feind der Schlangen?“

„Der Mensch“, antwortete der Unterführer ohne Zögern.

„Aber wenn für den Menschen die Bekämpfung zu gefährlich ist, wer ist der nächste Feind?“

„Richtig, der Ibis, der Schlangenadler“, Nakht schlug sich an die Stirn, „wir können die Schlangenadler einsetzen, aber wir brauchen sehr viele“, wendete er sich an Moses.

„Genau, Schlangenadler fressen während der Brutzeit bis zu zweihundertvierzig Schlangen, danach ein bis zwei pro Tag, sie sind nicht immun gegen deren Giftbisse, haben aber eine Hornhaut an Krallen und Beinen, die die Giftzähne nicht durchdringen können. Deswegen werden wir in vierzehn Tagen losmarschieren und bis dahin alle dressierten Schlangenadler, die im Reich gefunden werden, hier zusammenrufen. Wir werden sie mitführen und in der Nacht, in der wir in der Oase lagern, auf die Schlangen loslassen. Wir können dabei einige verlieren, die gebissen werden, aber die anderen werden die Schlangen so dezimieren, dass wir durchkommen.“

6.

Tatsächlich brach Moses nach vierzehn Tagen auf mit einer Streitmacht von dreitausend Kämpfern, davon fünfhundert Bogenschützen und dreihundert Streitwagen, die bei den Feinden Ägyptens besonders gefürchtet waren, waren doch an ihren Rädern Messer montiert, die bei Beginn des Kampfes ausgeklappt und festgestellt werden konnten. Fuhr ein Streitwagen durch eine Ansammlung von Feinden, verursachte er furchtbare Wunden, die eigentlich nicht tödlich waren, weil sie in Höhe der Beine bis zu den Hüften zugefügt wurden, aber meistens deshalb zum Tode führten, weil sie nicht heilten. Ein stattlicher Zug war das, am Anfang Moses auf seinem edlen Reitpferd, das er aus Pharaos Ställen sich hatte aussuchen können, selbstbewusst zu Pferde sitzend, mit seinem Helmbusch als Kopfschmuck, der ihn als Feldherrn auswies und der prächtigen Kriegerrüstung aus gehärtetem Leder. Kein Zweifel war in seinem Gesicht zu lesen, pfeilgerade blickten seine Augen unter den dichten Brauen, klar und nicht grüblerisch sein Gesichtsausdruck, seine Stirn faltenfrei.

„Moses, ich vertraue dir“, hatte Pharao zum Abschied gesagt, aber es hätte dieser Worte nicht bedurft. Kaum hatte Moses in einer Unterredung unter vier Augen dem König seinen Plan geschildert, nicht nilaufwärts zu ziehen, sondern mit Schlangenadlern durch die Wüste und den Nubier und seine Streitmacht unvermutet von Westen anzugreifen, hatte Pharao sich von seinem Thron erhoben, hatte Moses umarmt und ihn strahlend angesehen.

„Ich wusste ja, dass ich den Richtigen für diese Aufgabe ausgesucht habe, Moses, ich finde diese Idee hervorragend. Ich werde umgehend Boten in alle Falknereien schicken und anordnen, dass alle Ibisse nach hier, nach Theben, gebracht werden. Soweit das möglich ist, werde ich diese Befehle geheim halten, wir beide werden mit meinen Falknern die geeigneten Vögel aussuchen, die dich dann begleiten werden. Und ich werde noch ein weiteres tun: An meinem Hof gibt es einen Heilkundigen, der seine Arzneien aus Schlangengift zuzubereiten pflegt, Bakhnen heißt er. Er ist ein großer Kenner von Schlangen, hält sie auch in seinem Haus, ich weiß nie, ob sie zahm sind oder warum sie ihm sonst nicht schaden. Dieser Bakhnen wird dich begleiten, er wird dir nützlich sein, wenn ihr in die Schlangenwüste kommt.“

Daher ritt nun gleich hinter Moses und seinen Unteranführern ein kleiner buckliger Mann, mindestens doppelt so alt wie Moses, auf einem Maultier, an dessen Seite Weidenkörbe hingen.

„Schlangen willst du mitnehmen?“ hatte Moses ihn entsetzt gefragt, als er nach dem Inhalt der Weidenkörbe gefragt hatte.

„Selbstverständlich, Moses, alle Arten von Vipern sind in den Körben“, hatte Bakhnen geantwortet, „was glaubst du, wer sie versorgen soll, wenn ich nicht da bin? Und vielleicht können sie mit ihrem Gift uns noch manchen Dienst erweisen, ich gewinne Gegengift aus ihren Zähnen, das ich nicht vorher herstellen kann, es verdirbt zu schnell.“

Moses hatte nachgegeben, warf aber ab und zu einen Blick zurück auf die Körbe, um sich zu vergewissern, dass sie geschlossen waren.

Nach Westen wandten sie sich, eine Tagesreise weit, geführt von einem ortskundigen Jäger, der die Wüste kannte und dem Moses vertraute, immer nach Westen, ohne dem Feind auch nur einen Meter näher zu kommen. Am Abend lagerten sie mitten in der Wüste, sie brauchten keine Vorkehrungen zu treffen, kein Feind war zu erwarten, kein wildes Tier, das sich annähern würde, nur sie selbst. Und so schlugen sie ihr Lager auf, brachen es früh am nächsten Morgen wieder ab und wandten sich nach Norden, immer weiter, bis sie am Ende des Tages eine Oase erreichten, in der eine Familie allein wohnte und ihr Dasein fristete. Die Menschen waren zuerst erschrocken, als sie eine so große Streitmacht auf ihre Heimat zukommen sahen, beruhigten sich aber bald, als Moses mit zwei Begleitern als Vorhut zu ihnen kam und ihnen erklärte, ihr Heer bräuchte nichts zu essen, nur viel Wasser, für sich selbst und ihre Tiere.

„Fürchtet euch nicht, wir werden euch nichts stehlen und auch nichts tun, wir brauchen nur viel Wasser, wir werden es euch reichlich lohnen. Morgen ziehen wir wieder ab.“

Beruhigt versprach der Familienvater, bei der Tränke zu helfen. Das Heer lagerte in einiger Entfernung, Reiterketten brachten das nötige Wasser, das in der Oase reichlich war, schnell zu den Menschen und Tieren, nur Moses und seine Unterführer schlugen ihr Lager bei den Gastgebern auf, die feuchte Luft und die leichte Kühlung genießend.

Der Sonnenaufgang des nächsten Tages sah das Heer schon wieder auf dem Marsch. Noch in der Dunkelheit waren Wasservorräte von der Oase zum Heer transportiert worden, jeder Mann hatte sich satt getrunken und einen Vorrat mitgenommen, für sich und für die Tiere, die sie mitführten.

 

„Wir nehmen nur so viel mit, wie wir in zwei Tagen verbrauchen, keinen Tropfen mehr“, befahl Moses.

„Und wenn der Jäger sich täuscht und wir länger als zwei Tage bis zur südlichen Oase brauchen?“, fragte kritisch ein Unterführer.

„Der Jäger täuscht sich nicht“, Moses Stimme war kalt und schneidend, „und wenn doch, werden wir Durst leiden.“

Stunde um Stunde zog das Heer durch die Wüste unter der brennenden Sonne, die Männer schlurften müde durch den weichen Wüstensand, nur angetrieben durch die eiserne Energie ihres Feldherrn und die Hoffnung auf die reiche Belohnung, die ihnen versprochen war, wenn sie diesen aufständischen Sklaven besiegten. Schwer trugen sie an ihrem Gepäck und an den Waffen, aber kein Ton des Widerspruches erhob sich, am Tag nicht und auch nicht, als sie gegen Abend auf Befehl ihrer Unterführer Halt machten und ihre Zelte errichteten, die gegen die nächtliche Kälte schützen sollten. Der zweite Tag verging ebenso langsam und eintönig, gegen Abend erhob sich ein unbestimmtes Gerücht unter den Kriegern, der Jäger habe den Weg verfehlt, längst müsste die Oase in Sicht sein. Nichts war zu sehen, keine Palme, kein Baum, kein Strauch, die darauf hindeuten könnten, dass sie sich auf dem richtigen Weg befanden.

„Bist du deiner Sache noch immer sicher?“, fragte Moses den Jäger, der neben ihm ritt, als die Sonne blutrot rechts von ihnen im Westen unterging und immer noch keine Spur von Wasser zu sehen oder zu fühlen war.

Der Jäger nickte stumm und ritt unbeirrbar nach Süden, immer geradeaus, von einem geheimnisvollen Ortssinn getrieben.

„Sollen wir hier vielleicht Rast machen und morgen die Oase suchen?“ Moses war jetzt ernsthaft besorgt, als tiefschwarz die Nacht hereinbrach, nur von den Sternen am Himmel unvollkommen und gespensterhaft erleuchtet.

„Moses, vertrau mir, in ungefähr einer halben Stunde werden wir das Wasser riechen können, in einer Stunde kannst du dein Heer tränken.“ Mehr brachte Moses nicht aus dem schweigsamen Mann heraus.

Tatsächlich beschleunigten die Tiere in der vorausgesagten Zeit von allein, lebhafter geworden, ihren Gang, und nach einer Stunde sahen sie in der Dunkelheit das Licht eines kleinen Feuers, auf das sie zu hielten. Moses befahl dem Heer, anzuhalten und Lager zu machen und ritt mit wenigen Begleitern weiter.

Sechs Männer lagerten dort, sie hatten direkt am Wasser der Oase dünne Äste angezündet. Aufmerksam sahen sie den ankommenden Kriegern entgegen.

„Pharaos Friede sei mit euch“, begrüßte sie Moses und sprang vom Pferd, „wir müssen an der Oase trinken, unsere Tiere und mein Heer, wir werden es euch reich lohnen, wenn ihr uns beim Transport des Wassers helft.“

„Gerne helfen wir euch“, antwortete der älteste der Männer, ein langer Mann mit kohlschwarzem Vollbart und finsterem Gesicht. Moses hätte ihm misstraut, wenn nicht das gesamte Heer in Rufnähe gewesen wäre. Selbst wenn die Männer Böses im Schilde führten, würden sie sich nicht mit seiner ganzen Streitmacht anlegen.

Wieder wurden Reiterketten gebildet, die das wertvolle Wasser zu den Männern transportierten, die ihre Tiere und sich versorgten. Moses schlief mit seinen Unterführern diesmal beim Heer, zwar lockte auch heute die Kühle der Oase, aber die dort lagernden Männer schreckten ihn ab.

„Nun kommt die Aufgabe der Vögel“, sagte Moses später am Abend zu seinen Unterführern, „lasst die Adler fliegen, dass sie morgen den ganzen Tag jagen können. Übermorgen brechen wir auf und hoffen, dass die Vögel dann viele von den Schlangen beseitigt haben.“

Den ganzen nächsten Tag ruhte das Heer, die Männer wuschen sich an dem Wasser, sie tranken beliebig viel, Moses ließ sie in Ruhe und hoffte, sie würden sich von dem anstrengenden Marsch bis hierher erholen.

7.

Bakhnen ging mit Moses voran, beide führten ihre Reittiere am Zügel. Aufmerksam beobachteten sie die vor ihnen liegende Wüste, den Boden, sie setzten ihre Schritte erst dann, wenn sie sicher waren, dass sie nicht auf eine Schlange traten. Seit einer Stunde waren sie jetzt unterwegs.

„Jetzt kommt der gefährlichste Weg, den wir gehen müssen“, hatte Moses die Männer am Morgen ermuntert. „Seht sehr genau hin, wohin ihr tretet, seht euch vor Schlangen vor. Aber geht nicht zu langsam, wir haben Wasser wieder für zwei Tage, dann kommen wir an den Nil und zum Heere des Nubiers, das ihr dann schlagen müsst. Ihr Anführer heißt Ramupiram, merkt euch den Namen, wer den Namen seines Feindes kennt, ist ihm überlegen. Und jetzt, voran!“ Und Moses war als erster losgegangen.

Bakhnen hatte die ganze Nacht vor dem Feuer gesessen, auf dem er in einem Kessel eine geheimnisvolle Substanz kochte.

„Wenn einer der Männer gebissen wird, soll er sich bei mir melden. Ich werde ihn dann mit diesem Gegengift zu retten versuchen“, hatte er Moses geantwortet, der ihn nach dem Inhalt des Kessels fragte.

Bisher hatten sie noch keine Schlange gesehen, keiner der Männer war gebissen worden. Aber da, vor ihnen, sahen sie eine Schar der Adler auf dem Boden, offensichtlich in ihr Mal vertieft und näherkommend sahen sie, dass die Adler Schlangen gefressen hatten und noch fraßen, massenhaft, aber eben nicht alle. Weit vor ihnen dehnte sich die Wüste, goldgelber Sand flimmerte in der Morgenhitze und dann huschte direkt vor Moses Füßen eine Sandviper davon, ringelte und verschwand im Boden. Moses hatte sie nicht gesehen, bevor sie sich bewegte. Laut klopfte er nun, vorgehend, auf den Boden, immer und immer wieder, langsam voranschreitend.

„Macht es mir nach“, rief er nach hinten, „schlagt auf den Boden, immer und immer wieder, zwei Tage lang, bis wir diese verfluchte Wüste hinter uns haben.“

Sen ganzes Heer bewegte sich langsam hinter ihm her, ein merkwürdiger Anblick, schwerbewaffnete Krieger, in Lederrüstungen, mit Gepäck auf den Schultern und Stöcken in den Händen, mit denen sie auf den Boden schlugen, fest und regelmäßig.

Schlangen flohen vor ihnen her, Hunderte, Tausende, und immer wieder flogen die Adler auf, kamen im Sturzflug auf den Boden zurück und hielten eine Schlange in den Krallen, die sich wand.

Zwei Tage bewegte sich auf diese Weise das Heer, sehr selten und nur kurz rasteten sie, nicht nur Moses, auch die Krieger drängten auf Fortsetzung des Marsches, alle wollten diesen unheimlichen Teil der Wüste möglichst bald hinter sich haben.

Von Zeit zu Zeit schrie einer der Krieger auf, schrill und angsterfüllt klangen die Schreie, Moses wusste, dass da einer seiner Männer gebissen worden war. Bakhnen blieb dann immer wieder zurück, ohne dass Moses ihn dazu hätte auffordern müssen, er versuchte, die Männer zu heilen.

Dennoch verlor Moses auf diesem Marsch mehr als vierzig Soldaten durch Schlangenbisse, trotz aller Vorsicht hatten sie nicht verhindern können, dass sie gebissen wurden und Bakhnen hatte sie nicht retten können.

8.

Gegen Ende des zweiten Tages, die Schlangen waren deutlich weniger geworden, ihre Aufmerksamkeit hatte sehr nachgelassen, sah Moses drei Männer auf sich zureiten, aus der Richtung kommend, in die sie ritten. Als sie näherkamen, erkannte Moses die Späher, die er ausgesandt hatte, um die Stellung der Feinde zu erkunden.

„Wenn wir jetzt genau in dieser Richtung weitermarschieren, kommen wir in drei Stunden an den Nil, und zwar an eine unbewachte Stelle. Ramupiram und seine Männer lagern ungefähr drei Stunden flussabwärts. Sie können uns weder hören noch sehen, wenn wir am Nil lagern, aber wir müssen sehr vorsichtig sein, dass wir nichts in den Strom werfen, damit nicht die Feinde sehen, dass hier oberhalb eine größere Armee lagert.“

„Gut“, Moses befahl seinem Heer, das gelagert hatte, so lange die Späher Bericht erstatteten, den Aufbruch. Er gebot äußerste Ruhe und Disziplin, niemand hatte mehr Geräusch zu machen, als unbedingt erforderlich.

„Wenn wir am Nil ankommen, lagern wir nicht direkt am Fluss, sondern eine Strecke entfernt in der Wüste. Die Männer können dann gruppenweise an den Nil kommen und trinken und ihre Tiere versorgen, aber wehe, irgendjemand wirft etwas in den Fluss, niemand darf abwärts wissen, dass wir hier sind, Ramupiram erwartet uns, wenn er überhaupt von uns weiß, von Norden her.“ Moses schärfte seinen Unterführern diese Vorsichtsmaßnahmen ein und kontrollierte selbst am Fluss das Verhalten der Männer, die ihren eigenen Durst und den ihrer Tiere löschten. Die ganze Nacht lagerten sie eine Viertelstunde vom Fluss entfernt.

Am nächsten Morgen schickte Moses seine Krieger abteilungsweise nach Norden, sie starteten in einem Abstand von Viertelstunden. Den Anführern befahl er, mit ihren Abteilungen einen Halbkreis um das Lager der Feinde zu bilden, so dass sie den Fluss hinter sich und die Ägypter vor sich hatten. Diese Bewegung war am Abend abgeschlossen. Moses überzeugte sich auf einem Rundritt davon, dass alle auf ihren Posten waren. Wenn in der Mitte des Halbkreises, so hatte er befohlen, ein großes Feuer aufleuchtete, sollten alle ägyptischen Krieger unter großem Geschrei auf das Lager Ramupirams zustürmen und alles töten, was sich ihnen entgegen stellte.

„Sie werden nicht in den Fluss flüchten“, hatte er seinen Unterführern gesagt, „sie wagen es nicht wegen der Krokodile und Nilpferde, vor allem aber, weil sie den Flussgott des Nachts fürchten.“

Als die Dunkelheit hereinbrach, befahl Moses, das Feuer, das sie in der Mitte des Halbkreises aufgeschichtet hatten, anzuzünden, und brach, als es loderte, gegen den Feind auf.

Ein donnerndes Gebrüll erhob sich und die Ägypter stürmten auf das Lager der Nubier zu, die vollkommen überrascht versuchten, sich zu sammeln.

Moses hörte eine gewaltige Stimme aus ihrem Lager, die Befehle brüllte und offenbar versuchte, Ordnung in die Reihen der Nubier zu bringen.

„Ramupiram, wo bist du?“, brüllte er in den Lärm, „hier ist Moses, der Ägypter, der dich besiegen wird.“ Immer weiter drang er in das Lager vor und sah nun am Feuer einen riesigen schwarzen Mann stehen und mit gebieterischer Stimme Befehle erteilen. Prächtig war er gekleidet, der Aufständische, in eine Rüstung, die aus Federn zu bestehen schien, Federn, wie Moses sie noch nie gesehen hatte, auf dem Kopf trug er den Löwenkopf, wie die Späher berichtet hatten. Er hatte sein langes Schwert in der rechten Hand erhoben und dirigierte seine Krieger damit in alle Richtungen. Bewundernd sah Moses die gewaltigen Muskeln, ließ sich aber nicht entmutigen, sondern sprang auf den Anführer los, sein Pferd achtlos laufen lassend.

„Ramupiram“, schrie er nochmals, „hier bin ich, komm her!“

Kraftvoll stießen die Gegner aufeinander, Ramupiram hatte sein mächtiges Schwert erhoben, aber Moses, fast ebenso groß wie der Feind, unterlief die Waffe und schlug von der Seite zu. Sein Schwert prallte an der Rüstung ab und federte unkontrolliert zurück. Blitzschnell ließ sich Moses zu Boden fallen und rollte beiseite, nicht einen Augenblick zu früh, sein Feind hatte gewaltig zugeschlagen, traf aber nur den Boden. Moses sprang auf und hieb Ramupiram das Schwert mit aller Kraft in den Nacken, so dass er fiel.

Die Nubier sahen, dass ihr Anführer am Boden und besiegt war, sie flohen vor den Ägyptern in alle Richtungen, manche stürzten sich verzweifelt in den Fluss, in dem die Krokodile reichlich Nahrung erhielten, andere flohen in die Wüste, von ägyptischen Kriegern verfolgt. Moses Sieg war vollkommen, von den Nubiern entkamen nur wenige.

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