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Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig: Eine Novelle

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Am nächsten Tag ging ich in Cuxhaven an Bord des „Großen Kurfürsten“. Nach einer Reise von zehn Tagen erblickte ich die große Statue auf Liberty Island. Lärm und Musiken kamen fern und dumpf übers Meer.

Es war der erste August des Jahres Neunzehnhundertundvierzehn.

Hier aber die Worte eines Geretteten als

Epilog

Ich habe meine Kindheit und Jugend in einer Welt verbracht, wo, wie ich glaube, kein Mensch auch nur eine Ahnung vom rechten Erlebnis in sich trug. In einer Welt von aktiven und passiven Narren habe ich die unwiederbringlichsten Tage meiner Laufbahn verloren.

Unter falschen Gewichten stöhnend schuf die Seele falsche Gegengewichte.

Wenn ich an alles und an alle zurückdenke, erscheint vor meinem Auge ein Zug grabentlaufener Gestalten, die so phosphoreszieren, daß es mir unmöglich scheint, sie zu beschreiben. Und ich? Ich selbst bin mitten darunter.

Ich habe sie, mich, uns alle geschildert, aber wir waren, heute weiß ich es, alle so wenig wirklich, so wenig wahr, daß notwendig die Beschreibung voll unwahrscheinlicher Dinge sein mußte.

Weg damit!

Denn ich sehne mich, von mir selbst zu sprechen!

Da wäre viel, sehr viel zu sagen! So zum Beispiel, wie ich meine letzte Gefahr überwand, mein schwerstes Opfer brachte! Welche Gefahr wird man fragen. Wenn mich auch nur wenige verstehen werden, habe ich zu antworten:

Die Musik!

– — – — – — – — – — – —

Ich habe eins erkannt:

Alles ist sinnlos, was der Welt nicht neues Blut, neues Leben, neue Wirklichkeit zuführt. Einzig um die neue Wirklichkeit geht es.

Alles andere gehört dem Teufel an. Vor allem aber die Träume, diese entsetzlichen Vampire, denen sich alle Schwächlinge und Memmen hingeben, alle, die niemals aus dem Winkel der Kindheit kriechen wollen. Und das wollen viele nicht, viele tausend Männer, ja Millionen bleiben lieber in den dunklen Dunstecken ihrer Kinderzeit verkrochen. Mir scheint, ihr da drüben, daß eure Welt der Uniformen, Höfe, Orden, Kirchen, Flitterrepubliken, Industrien, Handelsbeflissenheiten, Moden, Kunstausstellungen, Zeitungen und Meinungen, mir scheint, daß diese Welt nichts anderes vorstellt, als einen großen modrigen, verspinnwebten, dekorierten Winkel, in dem sich, mit Wahn und Träumen Unzucht treibend, die große Kind-Angst der Menschheit verkriecht.

Rette sich wer kann!

Was aber führt der Welt Wirklichkeit zu? Wer kann das sagen?

Der Gedanke, der zuerst das Feuer herabgebracht hat ebenso, wie der rauhe Lustschrei eines Wandernden in der Morgenröte! Der Blick, der zum erstenmal den Sternenknäuel entwirrt hat, die Hand, die zum Urschiff die Balken zusammenband ebenso, wie das langsame Auge einer säugenden Mutter, der göttliche Schritt eines schönen Weibes und jegliche Herzenstapferkeit.

Wer kann sagen, was Produktivität ist?

Aber was sie auch sein mag, sie ist nur das, was aus gerader unmittelbarer Seele kommt.

Drum hütet euch vor den Träumen der Krummen, Zertretenen, Verdrehten, Witzigen, Rachsüchtigen, wenn sie diese Träume als Schöpfertaten feilbieten!

Seitdem ich Wirklichkeit erlebt habe, sehne ich mich nach einem Sohn.

Doch nein!

Jetzt darf ich es ja verraten.

Ich habe das erstemal an meinen Sohn gedacht, meinen Sohn in einer deutlichen Vision gesehen, als ich meinen Vater mit erhobener Waffe im Kreis um den Billardtisch jagte.

Und das war die Tiefe des Mysteriums jener Nacht!

Wir haben die Erde verlassen. Sie hat sich gerächt, indem sie uns alle Wirklichkeit nahm, tausend Wahne dafür und schlechte Träume gab.

Ich aber will mein Geschlecht wieder der Erde verschwistern, einer endlosen ungebundenen Erde, damit sie uns entsühne von allen Morden, Eitelkeiten, Sadismen, Verwesungen des dichten Zusammenwohnens.

Vor einigen Monaten habe ich geheiratet. Es geht uns leidlich gut und noch besser.

Aber – daß ich es nicht vergesse, in den nächsten Tagen hoffe ich handelseinig zu werden.

Ich denke dabei an die kleine Farm im Westen, die ich kaufen will.