Schicksalsnetz - Ein romantischer Episodenroman

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Kapitel 4

Alte Schulden vergisst man und neue lässt man alt werden.

Quaid glaubte erst zu träumen, doch da stand wirklich Diana in der Tür, sie hatte sogar noch die Reisetasche in der Hand. Mit ungläubigen Augen starrte sie ihn an. Die Frau, die nackt auf ihm saß, war vergessen.

„Diana, es ist nicht so, wie es aussieht!“, versuchte Quaid die Situation zu retten. Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, drehte sich Diana mit schmerzverzerrtem Gesicht um und lief in schnellen Schritten davon.

„War sie das?“, fragte die andere Frau und legte ihre Hände auf seiner Schulter ab. Gleichzeitig spürte Quaid, wie jegliche Erregung in ihm erlosch.

„Ja. Los geh runter von mir! Ich muss versuchen, sie noch zu erwischen, bevor sie über alle Berge ist.“

Unsanft entfernte er die Frau von seinem Schoß, die ihn mit entsetztem Gesicht auf dem Bett sitzen blieb. In größter Eile zog er sich eine Jogginghose an, warf ein T-Shirt über, schlüpfte in ein Paar Schlappen und rannte Diana hinter her. Unten auf der Straße schaute er in alle Richtungen um sich, Diana war nirgends zu sehen. Hektisch hielt er den nächsten Passanten auf dem Weg fest, der an ihm vorüber lief.

„Hey, haben Sie so eine Zierliche mit braunen Haaren hier irgendwo auf der Straße gesehen?“

Angesichts des ruppigen Überfalls, schnappte der alte Mann empört nach Luft. „Junger Mann, also wirklich … Hmm, da vorne ist gerade eine Frau, auf die ihre Beschreibung zu trifft, in ein Taxi gestiegen.“

Der Alte zeigte in Fahrtrichtung, wo ein Taxi im Verkehrsstrom mitschwamm, schnell hastete Quaid weiter. Er musste das Taxi einholen, er wollte Diana nicht verlieren. Wer sollte sonst die Miete und die Rechnungen zahlen?

Ein paar Meter entfernt von ihm kam gerade ein Taxi zum Stehen und eine Rothaarige mit sexy Beinen, bei der er normalerweise versucht hätte zu landen, öffnete die Wagentür, um einzusteigen. Flink drängte sich Quaid an ihr vorbei, sprang in das Taxi und schlug ihr die Tür vor der Nase zu.

„Los, Mann! Folgen Sie dem Taxi dort vorne, aber zackig!“, brüllte er den Fahrer an.

„Hey, das ist mein Taxi!“, rief die junge Frau währenddessen verärgert, doch Quaid war das egal, wie immer, zählte für ihn nur das, was er wollte.

***

Mark Pollack hatte Glück, in dieser Gegend ein Taxi zu ergattern, war schier ein Ding der Unmöglichkeit. Leicht angetrunken und total fertig ließ er sich auf der hinteren Sitzbank nieder. Er legte den Kopf in den Nacken, um kurz die Augen zu schließen und durchzuatmen.

Soeben kam er von einer Hochzeit und war seit dem Morgen auf den Beinen. Für heute hatte er genug. Die Krawatte und der Anzug nervten ihn, weil er sich darin ganz und gar nicht wohl fühlte. Jeans und Shirt, das war seine Welt.

Kaum abwartend, die Klamotten loswerden zu können, löste Mark den Krawattenknoten und öffnete die oberen Hemdknöpfe. Der Taxifahrer wartete bereits darauf, dass er ihm sagte, wohin es gehen sollte, als die Tür aufging und ein Paar wohlgeformte Frauenbeine in Marks Sichtfeld gerieten. Schmunzelnd beobachtete der junge Mann, wie der Rest des schlanken Frauenkörpers, nach den Beinen, ins Taxi einstieg. Die Frau hatte ihn noch nicht gesehen, denn sie war zu sehr damit beschäftigt, ihrer Handtasche, die Aktentasche und den Laptop ins Auto zu bekommen. Ihre rot-gelockte Mähne verbarg ihr Gesicht. Doch das, was Mark von ihr sehen konnte, gefiel ihm außerordentlich gut, sehr gut sogar.

Sie trug hohe Schuhe und einen schmalgeschnittenen Rock, alles deutete auf eine gepflegte Geschäftsfrau hin. Abgesehen von den unbändigen Haaren, durch die er am liebsten mit seinen Fingern geglitten wäre, weil sie wundervoll glänzten. Ihre Haarfarbe war hinreißend und sie kam ihm vertraut vor. Warum?

Als sie die Tür zugeschlagen hatte, fragte der Taxifahrer „Gehören Sie zusammen?“, weshalb die Frau plötzlich aufsah, um dann neben sich zu schauen. Daraufhin erschrak sie heftig und zuckte gleich danach nochmals unmerklich zusammen.

Mark saß wie gebannt da, denn als er endlich das Gesicht der Frau sehen konnte, war ihm, als hätte der Wind seinen Kopf leergefegt. Nichts war mehr in seinen Gehirngängen vorhanden, nur diese großen Reh-Augen und dieser kleine, herrliche Mund vor ihm schienen zu existieren. Eine Millisekunde später, als er ihr Gesicht zur Gänze wahrnahm, mit der hohen Stirn und der Stupsnase, erkannte er sie: Jenny Fennwick.

Sie war dabei das Auto wieder zu verlassen und stammelte. „Oh, Verzeihung. Ich … ich dachte, das Taxi wäre noch frei.“

„Jenny?“, unterbrach Mark sie und wollte sie schon am Handgelenk festhalten, was er dann aber bleiben ließ, weil sie plötzlich laut ausatmend, wie festgefroren wirkte.

Erschlagen sank sie in die Polsterung des Sitzes zurück. Mit einem höflichen aber zugleich abweisenden Grinsen, das alles andere als natürlich schien, sprach sie seinen Namen aus.

„Mark!“

Es klang weder wie eine Frage noch wie eine Feststellung, sondern eher nach einem Vorwurf. Mark schloss daraus, dass sie ihn erkannt hatte, bevor er überhaupt ahnte, wer sie war. Aber warum wäre sie wieder ausgestiegen, ohne sich ihm erkennen gegeben zu haben? Weshalb war sie so unfreundlich? Das war ihm schleierhaft. Ach, er würde einfach nicht darauf eingehen.

„Gott, Jenny. Wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen.“

Jenny lächelte zwar, aber sie brachte es fertig, dabei ganz und gar nicht glücklich auszusehen.

„Ja, eine Ewigkeit“, bestätigte sie trocken.

„Was ist, gehören Sie zusammen oder nicht?“, fuhr der Taxifahrer laut dazwischen.

„Ja, wir gehören zusammen“, sagte Mark, während Jenny zeitgleich antwortete.

„Nein, tun wir nicht.“

Worauf sie sich beide überrascht anschauten und der Taxifahrer noch verärgerter wurde und abermals ungeduldig fragte:

„Na was denn jetzt?“

„Ja!“

„Nein!“, antwortete jeder von ihnen prompt.

Ungehalten schüttelte der Fahrer den Kopf. „Also mir ist es scheißegal, ob Sie zusammengehören. Sagen Sie mir nur, wo ich als erstes hinfahren soll.“

Mit angehobenen Brauen und einer Geste, die Jenny andeutete, ihr Ziel anzugeben, meinte Mark: „Teilen wir uns das Taxi. Du zuerst.“

Als wäre es ihr zuwider, gab Jenny schnaufend die Adresse an.

„Na, geht doch“, murmelte Mark amüsiert und schaute wachsam zu, wie Jenny, soweit es ihr auf der Sitzbank möglich war, von ihm abrückte. Geziert strich sie ihren Rock glatt, was gar nicht nötig gewesen wäre, und setzte sich in angespannter Haltung aufrecht, als hätte sie einen Stock verschluckt.

Himmel, war sie schön geworden, die kleine Jenny. Damals war sie schon hübsch, aber jetzt war sie atemberaubend. Leider auch etwas zickig und spießig, wie es den Anschein hatte. Im Gegensatz zu früher, wo sie ein wilder Schlingel war, zu jedem Spaß und Unfug bereit. Was war nur in der Zwischenzeit passiert?

„Wie lange ist es her, als wir uns das letzte Mal gesehen haben?“, fragte Mark und bestaunte Jenny immer noch nebenher.

„Acht Jahre“, antwortete diese, ohne nur einen Moment nachzudenken, worauf Mark sie verdutzt ansah. Zuerst guckte Jenny erschrocken vor sich hin, um dann mit einem ertappten Gesichtsausdruck, Mark ein unglaubwürdiges „Schätze ich!“ an den Kopf zu werfen.

Zu schnell war ihre vorige Antwort gekommen und zu seltsam war ihre Reaktion auf ihn, als dass er ihr die Aussage abkaufte. Nein, ihr Verhalten sagte ihm, dass er Gefühle in ihr auslöste, die Frage war nur welche? Sie wären schon einmal fast ein Paar geworden, aber damals war er nicht wirklich an ihr interessiert gewesen, aber heute … umso mehr. Ja, heute war er Gott froh, dass er mit Garrett seine Schicht getauscht hatte. Irina, sein Schwester, hatte heute geheiratet und er war ihr Trauzeuge gewesen. Deshalb hatte er mit Garrett, der als einziger übergeblieben war, die Spätschicht getauscht. Denn nach dem langen Tag, der anstrengenden Feier, dem guten Essen und den vielen Drinks war eine Nachtschicht auf der Feuerwache gar nicht in Frage gekommen. Außerdem konnte und wollte er den glücklichsten Tag seines Schwesterherzes nicht verpassen. Und wie sich nun herausstellte, war nicht nur die Trauung ein guter Grund gewesen den Schichtplan zu verändern, sondern auch dieses Treffen hier, das eine Herausforderung für ihn darstellte, der er nicht widerstehen konnte. Wieso stellte sich die süße Jenny so an? Sie hatte ihn früher doch gemocht, was war denn nur in sie gefahren? Lillian, eine gemeinsame Bekannte, hatte vor Jahren gesagt, dass Jenny ihn nicht mochte, aber er hatte das nie richtig glauben können. Wieso auch, er hatte ihr doch nichts getan. Nicht dass er wüsste.

Kapitel 5

Nur wenn wir den Kopf verlieren, finden wir unser Herz

Jenny Fennwick konnte nicht glauben, dass man so viel Pech an einem Abend haben konnte. Angefangen hatte es damit, dass sie viel zu spät aus dem Büro rausgekommen war, weil ständig das Telefon geklingelt hatte. Sie war die Assistentin der Marketingleiterin in einer kleinen, aber exquisiten Kosmetikfirma. Das Unternehmen gab es noch nicht allzu lange, deswegen war ihr Budget begrenzt und sie machten ihre Werbung selbst. Eine Werbeagentur zu beauftragen konnten sie sich noch nicht leisten. Außerdem hatte die Firmeninhaberin ganz besondere Wünsche und Ansichten, was das Marketing für ihre Produkte betraf, weshalb sie das lieber von ihren eigenen Leuten ausführen ließ. Die Idee, die Fotos im alten, zum Teil renovierten, Villenviertel von London zu machen, kam von der Chefin persönlich. Es sollte die neue Werbekampagne für die Winterkollektion werden und Jenny musste vor Ort überprüfen, ob sich die Location dafür eignen würde. Deswegen hatte sie sich mit einer Villenbesitzerin getroffen, die ihr Anwesen zur Verfügung stellen wollte.

 

Natürlich war sie zu spät zu dem Treffen erschienen, was aber kein Problem war, da die Hauseigentümerin eine freundliche, ältere Dame war. Das Gebäude stellte sich als optimales Objekt heraus, da es über einen kleinen Garten verfügte, was noch mehr Möglichkeiten für Außenaufnahmen bot. Aber das war nicht ihr letzter Termin an diesem Tag, denn am Abend wollte sie sich zudem mit ihrer langjährigen Freundin Lillian treffen.

Lillian und ihr Mann Emerald waren als einzige Freunde aus der alten Clique von früher übrig geblieben, mit denen sie nach wie vor in Kontakt stand. Sie wollte von dem Viertel aus gleich zu ihren Freunden fahren, aber dann krallte sich so ein Hirni vor ihren Augen das freie Taxi, auf welches sie mindestens fünf Minuten gewartete hatte. Hätte sie Marie nicht getroffen, die ihr dieses Taxi gezeigt hatte, würde sie immer noch auf dem Bürgersteig stehen und warten. Doch ehrlich gesagt, wäre ihr das jetzt lieber als hier, neben ihm, zu sitzen. Unglaublich! Es gab doch bestimmt hunderte von Taxis in London, aber ausgerechnet hier in seinem musste sie landen.

Zuerst hatte sie gar nicht gecheckt, dass jemand in dem Wagen saß. Erst als der Fahrer fragte, ob sie zusammen gehören würden, hatte sie begriffen, dass es bereits belegt war. Das war schon ein Schreck gewesen, aber als sie sah, wer dieser jemand war, wurde daraus ein Schock. Sie hatte gehofft, sie könnte aus dem Taxi flüchten, ohne von ihm erkannt zu werden. Doch das hatte er ihr zunichte gemacht. Solch ein Idiot! Hätte er nicht einfach die Klappe halten und weiterhin nur fantastisch aussehen können? Aber nein, es war ja nicht genug, dass er noch attraktiver als damals war. Nein, er musste auch noch fragen, wann sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Und sie dumme Kuh hatte schneller als der Schall geantwortet, was er leider bemerkt hatte. Seitdem grinste er nämlich dämlich vor sich hin. Wahrscheinlich glaubte er nun, sie hätte jeden einzelnen Tag gezählt, den sie ohne ihn verbracht hatte. Dabei zählte sie nur die Jahre, in denen sie sich nicht bis auf die Knochen blamiert hatte.

Da saß der Trottel, mit geöffnetem Hemd, was seine breite Brust übertrieben gut betonte. Die braungebrannte Haut bildete einen unübersehbaren Kontrast zu dem schneeweißen Hemdstoff. Das doofe Kiwi-grün seiner Augen blendete einen, wenn man in sein Gesicht sah, das von braunen Haaren umrahmt war. Offensichtlich fuhr er noch immer, wie früher, mit den Fingern durch seine Haare, wenn er genervt war. Und nach dem jetzigen Stand seiner Frisur zu urteilen, muss es ein harter Tag für ihn gewesen sein. Recht so! Sie wusste von Lillian, dass er Feuerwehrmann war, deswegen fragte sie sich, was ihn so genervt haben konnte, da Stress doch unweigerlich ein wesentlicher Bestandteil seines Berufes sein musste. Er trug einen Anzug und roch nach Alkohol, obwohl er nicht betrunken wirkte. Vermutlich kam er von einer Feier.

Und trotz all dieser Abneigung, die sie gegen Mark hegte, verwandelte er ihren gleichmäßigen Blutfluss in einen reißenden Strom. Immer noch. Nach all der Zeit. Nach dem, was damals geschehen war. Zu gut konnte sie sich daran erinnern, es war als wäre es gestern gewesen und nicht vor acht langen Jahren …

Acht Jahre zuvor

Ausschnitte aus Jennys Tagebuch

FREITAG

Heute ist endlich Freitag. Endlich! Ich bin so aufgeregt, weil meine Eltern mir erlaubt haben, mit Lillian und ihren Freunden auf die Hütte zu fahren, was ich anfangs gar nicht glauben konnte. Naja, wir mussten auch ziemliche Überzeugungsarbeit leisten, aber dann nach langem Hin und Her, haben sie zugestimmt. Ich hatte nur lange genug herumnörgeln müssen.

Oh mein Gott, ein ganzes Wochenende kann ich bei ihm sein. Mark. Der Typ, auf den ich schon eine kleine Ewigkeit stehe, seit ich ihn das erste Mal auf Lillians Geburtstagsfete getroffen habe. Er ist achtzehn und somit zwei Jahre älter als ich, was ihn noch viel aufregender macht. Er ist so süß. Die anderen Jungs in der Clique sind gleich alt wie er und alle nehmen ihre Freundin mit, außer Mark, der ist solo. Für Lillian, die jetzt zwei Wochen mit Emerald zusammen ist, war klar, dass sie mich, ihre beste Freundin, mitnehmen muss. Zumal sie weiß, wie sehr ich in Mark verliebt bin.

Wir zu acht im Schnee, das kann ja nur super werden. Mit zwei Autos fahren uns die Jungs hin. Ich freu mich abartig.

Hilfe bin ich glücklich! Mark ist der WAHNSINN. Wie er mich anschaut. Seine grünen Augen sind …rawr! Mir fehlen die Worte. Beim Rumtoben im Schnee umarmte er mich ständig, kitzelte mich durch und drückte mich an sich. Er küsste mir dabei die Wangen und den Hals.

Und als wir zur Hütte zurückgingen, hielt er meine Hand. Und obwohl er nichts sagte, weiß ich, dass wir ab jetzt zusammen sind. Denn beim Zubereiten vom Abendessen war er immer in meiner Nähe, dauernd stand er hinter mir, um mir beim Salatwürzen zu helfen. Am Esstisch saß er neben mir, legte den Arm um meine Schultern und schmuste unentwegt mit mir. Oh, es war wundervoll! Naja, leider müssen wir getrennt von den Jungs schlafen, das war nämlich die Bedingung unserer Eltern. Deswegen liege ich alleine in einem der vielen Zimmer. Ob sich die anderen Mädchen daran halten, weiß ich nicht, aber ich tue es. Vorerst! Mark soll mich ja nicht für ein leichtfertiges Mädchen halten, die gleich in seine Kiste hüpft.

Morgen gehen wir Eislaufen auf dem See. Ich kann es kaum abwarten, bis wir aufstehen und ich Mark wiedersehen kann. Gott, ist der süß!

SAMSTAG

Oh Mann, der Tag fing so gut an. Mark begrüßte mich morgens gleich mit einem „Na Baby, schon wach?“ Woraufhin er mich an sich zog und küsste. Aber so richtig. Nicht nur knutschen, sondern mit vollem Körpereinsatz. Auf jeden Fall gingen wir nach dem Frühstück an den zugefrorenen See. Es war toll, echt. Die Sonne schien am blauen Himmel und wir lachten und tollten fröhlich auf dem Eis umher. Ich lag nur noch in Marks Armen. Im Küssen bin ich mittlerweile genauso gut wie er, denn manchmal schob er mich von sich und meinte „Mädchen, Mädchen, du machst es mir verdammt schwer.“ Das machte mich übertrieben glücklich, bis sie auftauchte. Theresa.

Was für eine Schnalle ist das denn? Ehrlich, die ist so eingebildet. Okay, sie sieht gut aus, ist groß und schlank. Modelmäßig eben. Ist ja auch egal, aber Tatsache ist, seit die da ist, hat Mark nur noch Augen für sie.

Er legte zwar immer noch den Arm um mich und gab mir Küsse, aber seine Augen wanderten danach zu dieser Theresa, als wollte er kontrollieren, ob sie es gesehen habe.

Ich weiß nicht was ich tun soll? Ich komme mir so ausgenutzt vor. Dann hat mir Mellis, eines der anderen Mädchen, auch noch erzählt, dass Mark ursprünglich Theresa eingeladen und diese eigentlich abgesagt hatte. Das war der Grund, weswegen ich überhaupt mit durfte. Ich war das Ersatzrad. Die zweite Wahl. Super!

Warum steht er nur auf die? Vielleicht, weil sie älter ist. Sie grinst ihn immerzu herausfordernd an, als wolle sie ihm damit irgendwas sagen. Aber ich weiß nicht was, ich verstehe es nicht…Ich sehe nur, wie sie ihren Busen rausstreckt und mit ihrem Hintern wackelt. Das Blöde ist, dass Mark darauf abfährt. Wie ein toter Fisch steht er dann da und glotzt.

Scheiße, ich bin so unglücklich. Vor ein paar Stunden, war er mit mir noch mega-gut drauf. Jetzt ist er nur noch komisch, er geht mir aus dem Weg, sucht aber andauernd die doofe Theresa. Wenn es so weiter geht liegt er mit der noch heute Abend im Bett. Nein, ich muss das verhindern, ich liebe ihn doch. Nur wie?

SONNTAG

Was für eine Scheiße, was für eine absolute Kacke!! Ich bin so blöd, ich bin vollkommen bescheuert. Noch immer könnte ich mich in den Allerwertesten beißen. Wie konnte ich nur auf diese Idee kommen? Ich traue mich es fast nicht niederzuschreiben, so sehr schäme ich mich für das, was ich getan habe...

Nachdem ich gestern beschlossen hatte etwas gegen die feindliche Übernahme von Theresa zu unternehmen, habe ich etwas total Idiotisches gemacht.

Nach und nach gingen gestern Abend alle ins Bett, doch ich ging nicht auf mein Zimmer. Nein, ich ging in Marks. Ich dachte, wenn ich schon in seinem Bett liege, bräuchte er keine Theresa mehr. Tja – falsch gedacht.

Ich ging also auf sein Zimmer, zog mich aus und wartete auf ihn, mit nichts als einem strahlenden Lächeln bekleidet, in seinem Bett. Er kam dann auch, nur leider nicht alleine. Gott war das peinlich!

Ich sehe es noch immer vor mir:

Ich im dunkeln Zimmer, er kommt rein und in dem Moment höre ich ihn mit jemandem reden, aber schon hat er das Licht eingeschaltet und der ganze Raum ist grell erleuchtet. Da er mit Theresa spricht, die hinter ihm steht, sieht Mark mich nicht gleich. Erst als Theresa die Hand vor den Mund schlägt und laut kreischt „Was macht die denn hier? Auch noch nackt?“, sieht er mich und ihm fliegt die Kinnlade runter.

Völlig unnötig fragt er mich. „Jenny?! Um Gottes Willen, was soll das denn?“

Mittlerweile hab ich meine Schockstarre überwunden, raffe meine Klamotten zusammen und renne heulend, meine Blöße bedeckend zur Tür hinaus. Spöttisch höre ich Theresa hinter mir kichern.

Die Kleine dachte ernsthaft, du stehst auf sie. Ich glaube, die wollte dich verführen. Der kleine Moppel? Wie lächerlich.“

Hätten sie mir ein Messer in den Rücken gestoßen, wäre das nur halb so schmerzvoll gewesen. Weinend habe ich mich in meinem Zimmer eingeschlossen und traute mich nicht mehr raus. Wie hätte ich den beiden, vor allem Mark, am Frühstück gegenüber sitzen sollen?

Lillian hat immer wieder an meine Tür geklopft, doch ich ließ sie nicht herein. Nicht eher, als sie mir sagte, dass nur noch Emerald und sie in der Hütte seien.

Mit roten Augen, wie die von einem Albino-Hasen, machte ich die Tür auf und las in ihrem Gesicht, dass sie genau wusste, was gestern Nacht passiert war: Die kleine, moppelige Jenny hatte sich an Mark rangeschmissen, dem das unendlich peinlich war.

Oh, bestimmt haben sie sich beim Frühstück richtig gut amüsiert über mich. Nie wieder will ich ihn sehen, lieber würde ich sterben, als ihm noch einmal unter die Augen zu treten. Mark? Dieser Name existiert nicht mehr für mich.