Schicksalsnetz - Ein romantischer Episodenroman

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Schicksalsnetz - Ein romantischer Episodenroman
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Ewa A.

Schicksalsnetz - Ein romantischer Episodenroman

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Widmung

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Epilog

Ein paar Worte

Weitere Werke von Ewa A.

Impressum neobooks

Widmung

Schicksalsnetz

- Ein romantischer Episodenroman -

von Ewa A.

*

Impressum

Texte: © Copyright by

E. Altas

79423 Heitersheim

ewa.xy@web.de

Cover:

Bildmaterial:

backlit-1850211 (www.pixabay.com)

britain-983353 (www.pixabay.com)

lips-1690875 (www.pixabay.com)

man-802120 (www.pixabay.com)

portrait-1462942 (www.pixabay.com)

without-1656205 (www.pixabay.com)

wool-1240592 (www.pixabay.com)

Covergestaltung:

Sabrina Baur

“Sophia Silver Coverdesign”

(www.photorina.net)

*

Alle Rechte vorbehalten.

*

Die Handlung sowie die Personen und manche Orte in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Begebenheiten, Orten, lebenden oder toten Personen sind in keiner Weise beabsichtigt und wären purer Zufall.

*

Für Sandra

in Dankbarkeit,

weil du ein wahrer Freund bist.

*


Prolog


Sind wir wirklich unseres Glückes Schmied? Wir können in einem bestimmten Maße unser Leben steuern, aber haben wir tatsächlich Einfluss darauf? Können wir unserem Schicksal entrinnen oder steht es von Anfang an fest?

...

Marie Thomas‘ schwarze Locken hüpften und ihre mandelförmigen Augen waren voller Angst. Die Beklommenheit und die Furcht der Menschen waren nahezu greifbar in der Flugzeugkabine der Boeing, die wieder und wieder kräftig durchgeschüttelt wurde. Alle Passagiere, selbst die Flugbegleiter, saßen vorschriftsmäßig angeschnallt auf ihren Plätzen und versuchten das Ruckeln unbeschadet zu überstehen.

Unzählige Male war Marie bereits geflogen, aber solch einen Flug hat sie noch nie erlebt. Sie befanden sich auf Kurs Richtung Stuttgart und der Großraum Londons lag gerade hinter ihnen, als sie in das Gewitter hineingeraten waren. Vor einigen Minuten hatten sie eine starke Fallböe durchquert, worauf der Flieger abrupt und gewaltig an Höhe verlor, was zur Folge hatte, dass die Sauerstoffmasken aus der Decke fielen und zur einer allgemeinen Hysterie unter den Leuten führte. Erst als sich der Pilot über die Bordsprechanlage gemeldet hatte, den verängstigten Passagieren bestätigte, dass kein Grund zur Panik bestünde und es nur ein kleines Gewitter sei, das dem Flugzeug nichts anhaben könne, waren die Schreie verstummt. Hier und da hörte man noch leises Wimmern und Heulen, aber sonst war nur ein beunruhigendes Gemurmel zu vernehmen. Nachher würde sie mit ihrer deutschen Freundin darüber lachen, aber im Moment hatte sie die Hosen voll und zwar gestrichen.

Einige Sitzreihen hinter Marie saßen Mark und Garrett nebeneinander. Die beiden Männer, die von der Statur gleich groß und kräftig waren, unterhielten sich im Flüsterton. Sie waren Berufsfeuerwehrmänner von der Londoner Feuerbrigade.

„Seien wir ehrlich, das Problem ist, dass noch kein Flugzeug oben geblieben ist. Bisher sind alle runtergekommen. Die Frage ist nur wie?“

Garrett schüttelte seinen braunen Haarschopf. Marks komödiantische Ader trat insbesondere dann zu Tage, wenn sie in einer bedrohlichen Situation waren. Seine goldbraunen Augen verengten sich, als er versuchte seinen Freund zu beruhigen. „Nun können wir sowieso nichts mehr daran ändern.“

Marks Lider schlossen sich für einen kurzen Moment. „Ja, jetzt auszusteigen bringt auch nichts mehr.“

Ein leichtes Zucken umspielte Garretts Mundwinkel. Marks Fähigkeit alles mit Humor zu betrachten stand in krassem Widerspruch zu seinem eigenen Charakter. Er war eher ein ernsthafter Typ, der allem und jedem kritisch gegenüber stand, vielleicht vertrugen sie sich deswegen so gut.

In der Spitze der Boeing war der Pilot äußerst angespannt. Dass bei seinem Copilot gerade eine Darmgrippe einsetzen musste und der sich auf der Toilette ohne Ende übergab, war sein kleinstes Problem. Viel mehr machte ihm das TCAS, das Kollisionswarnsystem, zu schaffen, das jetzt erst ein anderes Flugzeug auf gleichem Kurs gemeldet hatte, was an der Reichweiteneinstellung lag, die eindeutig zu kurz war. Das TCAS befahl ihm zu steigen, doch der Fluglotse von der Flugsicherung, wies ihn an zu sinken. Trotz mehrmaligem Nachfragen, was wegen der schlechten Funkverbindung aufgrund des Gewitters, gerade noch möglich war, hatte dieser ausdrücklich darauf bestanden.

Selbst auf die Sicht, die gleich Null war, konnte der Pilot sich nicht verlassen. Zu stark waren die Dunkelheit und das Unwetter. Er verließ sich auf den Fluglotsen und brachte die vom Sturm geschüttelte Boeing in den Sinkflug.

*

Der verspätete Landeanflug des Airbus hatte ihn erst jetzt in der Flugsicherung erreicht, deswegen war sein Kollege, der zweite Fluglotse, in seiner Ruhepause. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn.

An manchen Tagen kam einfach alles zusammen. Nicht nur, dass heute Wartungsarbeiten am System ausgeführt wurden, weswegen die Warnsysteme nur beschränkt einsatzfähig waren, sondern wegen des Sturms waren auch die Telefonleitungen seit einiger Zeit ausgefallen.

Wie immer musste er Ruhe bewahren, die Piloten des Jets und der Boeing würden sich an seine Anweisung halten, alles würde reibungslos verlaufen. Schließlich hatte er noch zig andere Flüge außer dem Airbus, die er überwachen und koordinieren musste.

*

Ohne darüber nachzudenken hielt er das Trinkglas automatisch fest, damit es nicht aus der Vertiefung der Konsole, die neben ihm angebracht war, herausspringen und der Inhalt sich nicht über seine Unterlagen ergießen würde.

 

Genervt strich sich Tim Bradley durch seine blonden Wellen. Er hatte schon seinen Laptop eingepackt, obwohl er viel zu arbeiten hatte, aber dieser Flug war dermaßen holprig, dass es immerzu vom Tisch abgehoben hatte. Ein Tippen oder Lesen war ein Ding der Unmöglichkeit. Abgesehen davon, war die Internetverbindung eine Katastrophe, was vermutlich ebenfalls auf den Sturm, der da draußen tobte, zurückzuführen war. Er kam aus den Staaten, hatte in Paris eine Zwischenlandung eingelegt um dort ein Unternehmen zu besichtigen, in das er möglicherweise investieren würde. Bald würde er in London landen, aber bis dahin wollte er wenigstens die Statistiken durchgehen. Doch selbst das gelang ihm nicht, das ständige Ruckeln und Schaukeln ließ ihn die Zahlen nicht richtig erkennen.

Frustriert legte Tim die Blätter zur Seite und streckte sich. Seine grünblauen Augen wurden schmal, als er durch das kleine Flugzeugfenster etwas zu erkennen versuchte. Er sah jedoch nur Dunkelheit, die ab und zu durch einen Blitz erhellt wurde. Ganz kurz zeigte sich ihm immer wieder die dichte, undurchdringliche Gewitterfront.

Am besten würde es sein, wenn er seine Piloten fragte, ob sie das Unwetter umfliegen könnten. Weswegen hatte er sich denn einen Jet zugelegt? Um fliegen zu können, wie und wann er wollte.

Sich an den Sesseln, Barhocker und Theke festhaltend gelangte der blonde Mann zum Cockpit. Seine Piloten wirkten nicht gerade hysterisch, aber als gelassen konnte man sie keineswegs bezeichnen.

„Gibt‘s Probleme?“ Tims Augenbrauen zogen sich zusammen, denn so hatte er die zwei Männer noch nie gesehen.

Der Copilot versuchte vergeblich Kontakt mit dem Fluglotsen aufzunehmen, während der ältere Pilot mehrere Schalter drückte und immerzu irgendwelche Instrumente ablas. Dieser war es, der ihm antwortete.

„Probleme insofern, dass wir den Fluglotsen nicht mehr erreichen können und das letzte, was wir verstanden war ‚höher steigen‘, aber das TCAS, das mit dem anderen Flugzeug kommuniziert, welches auf Kollisionskurs mit uns ist, sagt, wir sollen sinken.“

Tim, der sich breitbeinig in die Tür gestellt hatte, um den Turbulenzen zu trotzen, erwiderte darauf in ruhigem Ton: „Was sagt Ihnen Ihre langjährige Erfahrung als Pilot?“

Der Pilot hatte keinerlei Zweifel und zögerte keinen Moment. „Dass wir auf das TCAS hören und in den Sinkflug gehen sollten.“

Tim Bradley nickte. „Gut, dann sinken wir.“

*

Der kranke Copilot der Boeing nahm ermattet in seinem Sitz Platz, als ihn sein Kollege fragte.

„Das TCAS zeigt immer noch das andere Flugzeug an. Wo ist es, ich kann es nicht sehen?"

„Scheiße, hier rechts von uns ..."

Doch es war zu spät, der Jet krachte in die Seite der Boeing und wurde sofort zu einem riesigen Feuerball. Das größere Flugzeug ging sofort in Flammen auf und zerbrach in mehrere Teile. Grelle Explosionen erfüllten den finsteren Nachthimmel. Die brennenden Trümmerteile stürzten zu Boden und beschädigten mehrere HäuHHauser Häuser einer kleinen Siedlung, die in einem bewaldeten Gebiet lag.

...

In dieser Nacht wären über zweihundert Menschenleben vernichtet worden, wenn unser Schicksal unumstößlich wäre. Aber was wäre, wenn es nicht vorherbestimmt ist, wenn es ... veränderbar wäre?

Zu gern glauben wir Menschen, unser Leben lenken oder gar bestimmen zu können und vergessen dabei, dass alle unsere Leben miteinander verbunden sind, verwoben wie ein Netz.

Einige Wochen zuvor...


Kapitel 1

Es ist nicht so, dass wir das Falsche finden, vielmehr suchen wir nicht nach dem Richtigen

Tim Bradley versuchte dem Mann, der ihm schräg gegenüber saß und ohne Punkt und Komma auf ihn einredete, zu folgen. Aber der Fuß, welcher der Gattin seines redseligen Gegenübers gehörte, lenkte ihn ab. Er konnte von Glück reden, dass auf dem Esstisch eine große Tischdecke lag, die weit nach unten reichte und der Hausherr nicht mitbekam, was seine Frau da trieb.

Jordan hatte ihn zum Abendessen in seine Villa eingeladen und nun saß Tim mit ihm, dessen Frau und Tochter in einem barocken Speisezimmer. Übertrieben pompös war der Tisch eingedeckt und ein goldener Kerzenleuchter mit unzähligen Armen, der eher in ein Spukschloss gepasst hätte, war das Epizentrum des schlechten Geschmacks in dem Raum.

Langsam wanderten die Zehen der Gastgeberin an der Innenseite seines Beines entlang. Wie Elizabeth das zustande brachte, war ihm ein Rätsel. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl nach hinten, aber dass sie ihr Bein so lang machen konnte, war… erschreckend.

Das Gesicht der Fünfzigjährigen wirkte gelangweilt, ab und zu lachte sie über die Anekdoten, die ihr Mann in seinem Monolog von sich gab. Nichts deutete daraufhin, dass sie vor den Augen ihres Ehegatten einen anderen Mann zwischen den Beinen beglücken wollte. Nur ein selbstzufriedenes Glitzern war in ihren Augen auszumachen.

Es war unglaublich, wie eiskalt diese Frau war, und das war es was Tim anekelte. Schon bei den letzten beiden Treffen hatte sie ihm nachgestellt und ihn wissen lassen, dass sie ihren Mann beeinflussen könnte, sowohl zum Guten als auch zum Schlechten.

Ihrem Mann Jordan gehörte ein Unternehmen, das alles Mögliche für den Sanitärbereich herstellte. Diese Firma war nicht nur Marktführer in der Branche, sondern es hatte auch einen ausgezeichneten Ruf. Die Bilanzen und der Jahresbericht waren grandios. Ein besseres Unternehmen als dieses würde er nicht finden, das stand fest. Er wollte es haben, er musste es haben. Er besaß mehrere Unternehmen und einige davon waren Bauteile-Lieferanten von Jordans Firma. Deswegen war eine Expansion in die Vertikale, der nächste logische Schritt, um den Ausbau seines Imperiums voranzutreiben. Wenn er Elizabeth eine Abfuhr erteilte, was er zu gern täte, würde diese ihren Gatten womöglich dazu bringen, das Unternehmen nicht zu verkaufen oder noch schlimmer, es an einen Konkurrenten zu verkaufen. Andererseits, hatte er seit einiger Zeit eine neue Möglichkeit entdeckt wie er, ohne ein Pfund zu bezahlen, in die Chefetage von Jordans Unternehmen kommen könnte. Und diese Möglichkeit saß neben ihm und war zweiundzwanzig Jahre jung. Es war Jordans Tochter Grace, ein junges Ding, das sicher nicht so unschuldig war, wie sie ihren Vater glauben machen wollte. Sie gab ihm ebenfalls zu verstehen, dass sie ihm nicht abgeneigt war. Denn ihre manikürte Hand wanderte nämlich an seinem anderen Bein entlang und war schon kurz vor ihrem Ziel angelangt.

Tim hatte keinerlei Mitgefühl für diese Frauen, darüber war er sich im Klaren. Aber hatte jemals eine Frau Rücksicht auf seine Gefühle genommen? Schon seine Mutter hatte nur an sich gedacht und ihn im Säuglingsalter vor einem Waisenhaus abgelegt. Die Ordensschwestern, die das Haus betreut hatten, waren auch nicht gerade mitfühlend gewesen. Hielt man sich nicht an die Regeln, egal aus welchen Gründen, wurde man mit eisigem Wasser abgeduscht, musste auf sein Essen verzichten oder es setzte gar Schläge. Diese Frauen hatten kein Erbarmen gekannt. Sogar die kleinen Mädchen in den Kinderheimen, mit denen er versucht hatte Freundschaft zu schließen, waren immerzu nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht gewesen. Lange Zeit hatte er deswegen von einer festen Beziehung nichts wissen wollen. Natürlich war er seinen sexuellen Bedürfnissen nachgegangen, aber selbst dabei hatte er schlechte Erfahrungen mit Frauen gesammelt. Unzählige von seinen zahlreichen Affären waren verheiratete Frauen oder Freundinnen in festen Beziehungen gewesen.

Schließlich hatte er in Violett, die erste ehrliche, liebenswerte Frau gefunden, die er heiraten wollte. Das hatte er zumindest gedacht, bis er sie mit seinem Chauffeur, in der Garage, in einer seinen teuren Limousinen, erwischte. Dem Himmel sei Dank hatten sie es in der, mit den Ledersitzen getrieben. Daraufhin hatte sie ihm eröffnet, schwanger von einem dritten, anderen Mann zu sein, denn sie letztendlich heiratete. Violett hatte ihn betrogen, so wie es im Grunde alle Frauen taten, denen er bisher begegnet war. Weswegen sollte er also Mitgefühl mit Elizabeth haben, die ihren Ehemann genauso hinterging oder deren Tochter, die augenscheinlich das gleiche Kaliber wie ihre Mutter war? Nein, er benutzte die Frauen, ebenso, wie sie ihn. Bevor die beiden Damen sich ins Gehege kämen, sollte er das Spiel jedoch wohl besser beenden.

Während Tim sprach, griff er mit der einen Hand nach Elizabeths Fuß, den er kurz mit dem Daumen streichelte, und entfernte ihn. Er schenkte ihr einen kurzen, aber intensiven Blick, der sie schmunzeln ließ und drückte dann Graces Finger sanft unter dem Tisch, die er allerdings nicht mehr los ließ.

„Ja, Jordan, das hört sich alles sehr gut an. Dennoch kann keiner von uns wirklich sagen, ob die Nachfrage so hoch bleiben wird.“

Jordan lachte und seine roten Pausbacken glänzten im Kerzenlicht. „Mein lieber Junge, Sie wissen genauso gut wie ich, dass Wasserhähne und Duschköpfe immer gebraucht werden. Die Verkaufsstatistik ist seit Jahren stabil.“

Das stimmte was Jordan sagte, aber er musste ja irgendwie den Preis drücken.

Grace stand auf. „Dad, ich muss Bridget anrufen, das hatte ich ihr versprochen, wir wollen uns morgen treffen. Mr. Bradley es war schön Sie wiederzusehen.“

Sie strahlte ihren Vater an und bedachte Tim danach mit einem lasziven Blick, der sofort wusste, was sie von ihm erwartete. Nachdem eine angemessene Zeit verstrichen war, entfernte sich Tim mit der Ausrede, die Toilette aufsuchen zu müssen.

Jordans Villa war riesig, weswegen er hoffte, dass das Ehepaar sich nicht wundern würde, wenn er längere Zeit abwesend wäre. Geschwind huschte Tim durch den Flur, die Treppe hinauf und hörte schon Grace‘ Stimme, die aus einem der Schlafzimmer kam, dessen Tür nur angelehnt war. Natürlich würde sie schon auf ihn warten, halbnackt, wie er vermutete. Gerade als er in das Zimmer treten wollte, hörte er jedoch wie sie seinen Namen aussprach, was ihn wachsam innehalten ließ.

„… dieser Tim Bradley? Oh, Honey, jetzt spiel nicht verrückt. Wir hatten es doch so geplant … Ich suche mir einen steinreichen Typen, mache ihn heiß auf mich und knöpfe ihm dabei so viel Kohle wie möglich ab … Du weißt, dass mein Vater ein Geizkragen ist, der gibt mir gerade mal ein paar Moneten, dass ich ein bisschen shoppen gehen kann. Die Spielschulden stottere ich mit dem ab, was ich meiner Mutter aus dem Portmonee klaue. Ich kann froh sein, dass Larry mir noch nicht die Beine brechen ließ … Ich liebe doch nur dich, Baby … Bradley ist bloß irgendein alter Geldsack für mich …“

Tim hatte genug gehört, leise entfernte er sich. Großer Gott, nicht mal er würde so tief sinken und dieses Mädchen wegen Jordans Firma heiraten. Alter Geldsack?! Scheiße, es tat immer wieder aufs Neue weh enttäuscht zu werden. Und abgesehen davon, er kam sich mit siebenundzwanzig verdammt nochmal überhaupt nicht alt vor.

Als Tim um die Ecke bog, um zur Treppe zu gelangen, stand ihm plötzlich Elizabeth gegenüber. Sofort glitten ihre Finger über sein Hemd. Roter Lippenstift haftete an ihren Zähnen, als sie ihn anlächelte.

Fantastisch! Die hatte ihm jetzt gerade noch gefehlt.

„Ah, da sind Sie ja. Ich habe Sie schon überall gesucht“, röhrte die Gastgeberin mit tiefer Stimme. Sie wollte aufreizend klingen, allerdings verfehlte es bei dem jüngeren Mann die gewünschte Wirkung.

„Ich suchte in der unteren Etage vergebens nach einem Bad.“ Ein charmantes Grinsen legte sich bei dieser Lüge auf Tims Gesicht.

Elizabeth schien an seiner Aussage nichts Seltsames zu finden, sondern drückte sich an ihn und streichelte mit schwülem Blick seinen Oberkörper weiter. Aber ehe ihre roten Krallen seinen Hosenbund erreichten, zog er diese beiseite.

Er ertrug diese Weiber einfach nicht mehr länger, er hatte die Schnauze voll von ihnen, und trotzdem durfte diese hier vor ihm nichts von seiner Abneigung bemerken. Es fiel ihm verdammt schwer so zu tun, als ob ...

Bestechend flüsterte er ihr zu: „Elizabeth, Sie sind eine anbetungswürdige Frau, aber … Leider, so verlockend Sie auch sind, muss ich Ihnen widerstehen. Ich bin in festen Händen und Sie verstehen sicher, dass ich meine Verlobte nicht kurz vor der Hochzeit betrügen möchte.“

Der Mund, der rothaarigen Frau, verzog sich zu einer Schnute, was die kleinen Falten noch verstärkte, die ihn umsäumten.

„Oh, Sie enttäuschen mich, Tim. Kein Abenteuer?“

 

„Führen Sie mich nicht in Versuchung“, spielte Tim, geistig zähneknirschend, den Fast-Betörten.

Lächelnd gab sich Elizabeth geschlagen. „Vielleicht nach der Hochzeit, mein Lieber. Aber Sie müssen uns unbedingt Ihre Verlobte vorstellen, der Sie so verschwenderisch treu sind.“

„Sicher. Sobald sie Zeit hat.“

Innerlich schüttelte Tim den Kopf über sich. Wie sollte er das nur wieder bewerkstelligen? Zumindest hatte er sich Elizabeth vom Hals geschafft. Vorerst.

Widerwillig folgte er ihr die Treppe hinab, wo sie bereits aus dem Flur hinaus rufend ihren Mann informierte.

„Liebling, ich habe Tim gefunden. Er hatte sich doch tatsächlich verlaufen. Stell dir vor, was er mir soeben gestanden hat. Demnächst wird er uns eine junge Frau vorstellen, seine Verlobte. Ist das nicht wundervoll?“

Tim setzte sein glücklichstes, gefaktes Lächeln auf, als er das Esszimmer betrat. Der Teufel sollte sie holen, allesamt.