Untergrundkirche und geheime Weihen

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Aus der Reihe: Erfurter Theologische Studien #115
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Wie es gerade dargestellt wurde, brachte dieser Versuch des Apostolischen Stuhles, einen aktiven Bischof für die Tschechoslowakei zu ernennen, keinen großen Erfolg. Soweit bekannt, wurden alle diese Bischöfe isoliert, interniert oder sogar inhaftiert und bis auf Richter ihr Leben lang von der Geheimpolizei bespitzelt. Keiner dieser Bischöfe konnte eine Stütze der Untergrundkirche werden.

2.9 Die ersten nichtöffentlichen Diakonen- und Priesterweihen durch die kanonisch ernannten Bischöfe 1948-1968

2.9.1 Die nichtöffentlichen Diakonen- und Priesterweihen

Besonders nach der Internierung des Prager Erzbischofs Beran im Juni 1949, als das kommunistische Regime immer stärker wurde, begriffen viele Bischöfe und Ordensobere, dass der Staat kein Interesse am Wachsen der Kirche hat. Sie entschieden sich deshalb, ihre Priesteramtskandidaten noch vor dem Abschluss des Theologiestudiums und ohne Zustimmung der staatlichen Behörden zu weihen. Diese Weihen fanden in kleineren Kreisen statt, oftmals nur die Weihekandidaten mit dem Bischof und wenigen seiner Mitarbeiter. Man bemühte sich jedoch nachher nicht um eine Geheimhaltung, die Neugeweihten feierten in ihrer Heimatgemeinde die Primizen, studierten weiter und kamen dann in die Seelsorge (die Ordensmänner waren seit April 1950 interniert, die anderen mussten größtenteils noch den Wehrdienst bei PTP absolvieren). Auf diese Weise wurden bereits im November 1949 einige Redemptoristen vom Prager Weihbischof Eltschkner zu Priestern geweiht (z. B. Jan Zemánek CSsR)206, Petriner und andere Kandidaten im Dezember 1949 durch den Budweiser Bischof Hlouch (z. B. Martin František Vích CSsS).207 Im April 1950 folgten weitere nichtöffentliche Diakonen- und Priesterweihen in Prag durch Weihbischof Eltschkner (u. a. Josef Koukl, der spätere Leitmeritzer Bischof, und Vladimír Rudolf) und in Leitmeritz. In Brünn erteilte am 16. April 1950 der bereits isolierte Bischof Skoupý die Priesterweihe an 35 Kandidaten (u. a. Josef Fiala und Bohuslav Brabec)208, in Königsgrätz weihte Bischof Pícha am selben Tag ungefähr 20 Priesteramtskandidaten.209

2.9.2 Die geheimen Diakonen- und Priesterweihen

Zu den Kandidaten der (wirklich) geheimen Weihen gehörten in diesem Zeitraum vor allem die Ordensmänner, deren Klöster im April 1950 aufgelöst wurden, weiter Seminaristen, die es ablehnten, an den vom Staat geförderten theologischen Fakultäten weiter zu studieren, und griechisch-katholische Seminaristen, deren Kirche vom Staat verboten wurde.

Obwohl alle tschechoslowakischen Bischöfe in den 1950er und 1960er Jahren mehr oder weniger überwacht, ja sogar isoliert wurden, waren einige bereit, etwas zu riskieren und erteilten geheim die Ordinationen. Soweit bekannt, gab es unter den offiziell ernannten Bischöfen nur drei, die es je taten.

Bald nach der Schließung der Klöster verbreitete sich unten den slowakischen Priesteramtskandidaten aus den Reihen der Ordensleute die Nachricht, dass es in Rosenau in der Slowakei einen episcopum benevollum gäbe. Der Apost. Administrator von Rosenau, Bischof Robert Pobožný, wurde zwar in seinem Haus isoliert gehalten; die Isolation war aber lückenhaft, und er zeigte sich bereit, die Kandidaten aufgrund einer Empfehlung ihrer Oberen zu weihen. Vom September 1950 bis Januar 1951 spendete Bischof Pobožný die Diakonen- bzw. Priesterweihen an viele Jesuiten (Pavol M. Hnilica, Ján Ch. Korec, beide später geheim geweihte Bischöfe,210 Josef Böhm, František Jedlička, Emil Krapka u. a.), Salesianer, Benediktiner (Václav Pavel Svozil), Petriner und Katholiken des Ostritus (Ján E. Kočiš, der spätere geheim geweihte Bischof, Mikuláš Chanát). Bischof Pobožný erteilte geheim auch eine Bischofsweihe und begründete damit die sog. jesuitische Linie, die bis zu Bischof Davídek reicht. Doch davon später. Einerseits erwies sich Bischof Pobožný in den 1950er Jahren als mutig, trotz des staatlichen Verbotes zu weihen. Andererseits weihte er am 24.12.1962 Vladimír Třebín, der aus Rom zurückkehrte (sic!), zum Diakon.211 Diese Weihe geschah höchstwahrscheinlich auf Druck seitens der Geheimpolizei.

Als Eparch Pavol P. Gojdič OSBM im Gefängnis Leopoldov gefangen gehalten wurde, spendete er am 26. Dezember 1958 seinem Mitgefangenen, dem Jesuiten Jaroslav Pilík auf einmal die Diakonen- und die Priesterweihe. Obwohl der Priesteramtskandidat zum römisch-katholischen Ritus gehörte, empfing er die Weihen im Ostritus, weil kein Bischof oder Priester im Gefängnis das westliche Konsekrationsgebet auswendig kannte und nur das östliche Pontifikalbuch im Lager der beschlagnahmten Objekte zu finden war.212

Der dritte der offiziell ernannten Bischöfe, der im Geheimen Weihen spendete, war der Leitmeritzer Bischof Štěpán Trochta SDB. Als er im Jahre 1960 aus dem Gefängnis zurückkam, wurde er von den Salesianeroberen angesprochen, ob er bereit wäre, Weihen im Geheimen zu erteilen. Trochta willigte ein, obwohl ihm als einem ehemaligen Gefangenen im Falle des Verrats eine hohe Strafe drohte (weil er nur auf Bewährung entlassen wurde) und obwohl er ständig auch nach seiner Freilassung bespitzelt wurde und darüber hinaus noch unter seinem schlechten Gesundheitszustand litt. Die regelmäßigen ärztlichen Kontrollen in Prag ermöglichten ihm, im Verborgenen zu ordinieren. Die Weihen fanden in verschiedenen Wohnungen statt, anwesend waren dabei meistens nur der Spender und der Weihekandidat, später weihte er manchmal je zwei Kandidaten auf einmal. Es wurde oftmals sowohl die Subdiakonen-, die Diakonen- als auch die Priesterweihe auf einmal erteilt. Jeden Neugeweihten verpflichtete Bischof Trochta unter schweren kirchlichen Strafen zum Schweigen. Bischof Trochta spendete im Zeitraum von 1960 bis 1968 Weihen an 29 Salesianer (z. B. Ladislav Vík, Jaroslav Kopecký, Josef Topinka, Petr Baran),213 von denen ein Großteil in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre im Gefängnis war. Er weihte aber auch einige Kandidaten des Diözesanklerus; diese Weihen verliefen etwas anders als die der Salesianer. Pavel Kučera empfing von Bischof Trochta die Tonsur, die niederen Weihen, die Subdiakonatsweihe und die Diakonenweihe getrennt innerhalb eines Jahres (1961-1962), nach seiner Emigration wurde Kučera im Jahr 1965 in Augsburg zum Priester geweiht.214 Radim Hložánka wurde von Bischof Trochta im Jahre 1967 während seines Aufenthaltes in Teplitz-Bad (Teplice nad Bečvou) geweiht. Offensichtlich gab es damals schon Vorzeichen einer besseren politischen Situation, weil von der Priesterweihe innerhalb eines Jahres bereits zwölf Menschen wussten.215 Ebenfalls weihte Trochta im Jahre 1967 den im Jahre 2004 ermordeten Pfarrer und Arzt Ladislav Kubíček.216 Nach dem Prager Frühling gelang es Bischof Trochta, für alle vom ihm geheim geweihten Priester in seiner Diözese die staatliche Zustimmung zu bekommen. Trochta stellte auch einigen von anderen Bischöfen geheim geweihten Priestern ein Weihezeugnis mit einem falschen Weihedatum aus.

Von den Bischöfen, die in den Jahren 1949/1950 vom Apost. Stuhl ernannt und nichtöffentlich oder sogar im Geheimen geweiht wurden, spendeten, soweit bekannt, drei Bischöfe geheime Diakonen- und Priesterweihen. František Tomášek lehnte es ab, geheime Weihen zu erteilen.217 Auch Bischof Anton Richter soll niemanden im Geheimen geweiht haben, wie er selber kurz vor seinem Tod an den Papst schrieb.218 Miron Podhájecký und Štefan Barnáš erteilten wahrscheinlich ebenfalls keine Weihen.

Die meisten Weihen spendete von diesem Teil des tschechoslowakischen Episkopats der Prager Weihbischof Kajetán Matoušek. Belegt sind die Diakonen- und Priesterweihen durch Matoušek in den Jahren 1950-1953. Er ordinierte hauptsächlich in der Hauskapelle der Anstalt für Taubstumme der Schulschwestern von Notre Dame in Prag. Im Jahre 1953 wurde dann die Anstalt der Schwestern aus Prag ausgesiedelt. Die Mehrheit der durch Bischof Matoušek Geweihten kam von verschiedenen Ordensfamilien - mindestens sechs Jesuiten (z. B. Vincent Petrík, František Hron, Josef Hložek)219, acht Redemptoristen (u. a. Josef P. Ondok, Jaroslav Saller und Antonín Liška - ab 1988 Prager Weihbischof)220, ein Franziskaner (Benedikt Vladimír Holota) und ein Prämonstratenser (P. Němeček). Bekannt ist jedoch auch ein Kandidat aus dem Diözesanklerus, Antonín Bělohlávek.221 Obwohl diese Weihen in der gefährlichsten Zeit des Anfanges der 1950er Jahre stattfanden, wurde ihre Geheimhaltung nicht besonders streng genommen; neben dem Weihespender und einem oder auch mehreren Weihekandidaten wurden oftmals auch die Schwestern ins Vertrauen gezogen. Aus der späteren Zeit sind keine geheimen Weihen durch Bischof Matoušek nachgewiesen.

Bischof Ladislav Hlad begann ungefähr ein Jahr nach seiner (ersten) Entlassung aus dem Gefängnis im Dezember 1951, Weihen im Geheimen zu erteilen. Er spendete im Zeitraum von November 1952 bis September 1954, als er wieder inhaftiert wurde, mindestens sieben Priesterweihen an Priesteramtskandidaten der Diözese Leitmeritz, die sich weigerten, nach der Auflösung des Diözesanseminars an der vom Staat kontrollierten theologischen Fakultät zu studieren (František Vítek, Jaroslav Vyterna u. a.). Diese Weihen wurden mit František Rabas222, dem geheimen Administrator der Leitmeritzer Diözese, und nach dessen Inhaftierung mit seinem Nachfolger Jaroslav Dostálek verabredet.223 Außerdem spendete Bischof Hlad im Dezember 1956 dem Franziskaner Augustin Havlík aus der Slowakei die Priesterweihe. Dieser arbeitete in der Industriestadt Kladno, wo Hlad als Pfarradministrator wirkte.224 Die letzte nachgewiesene Weihe durch Bischof Hlad, in diesem Fall die Diakonenweihe von Vojtech Kováčik SVD, fand im Sommer 1959 statt, kurz vor der erneuten Inhaftierung von Bischof Hlad.225 Es ist gut vorstellbar, dass Bischof Hlad in den Jahren 1952-1959 noch weitere Priesteramtskandidaten weihte.226 Nach seiner Freilassung bis zu seinem Tod 1979 sind jedoch keine weiteren geheimen Weihen bekannt.

 

Die einzigen von Bischof Karel Otčenášek erteilten und uns bekannten Weihen sind jene, die er während seines Aufenthaltes im Gefängnis spendete. Einer von den mindestens zwei Geweihten, der Jesuit Jan Rybář, empfing die Priesterweihe in einer Gefängniszelle in Valdice im Jahre 1962 während einer einfachen Zeremonie, die höchstens sieben Minuten dauerte, nämlich die Zeit zwischen den Kontrollen der Zelle durch den Wärter.227

2.10 Exkurs: Regeln der konspirativen Arbeit

Nach und nach lernten die tschechischen und slowakischen Gläubigen aus dem kirchlichen Untergrund die Regeln für eine konspirative Arbeit. Selbstverständlich hatten diejenigen einen gewissen Vorsprung, die schon vom nazistischen Regime unterdrückt worden waren. P. Jan Rybář SJ berichtet:

„Eine vollkommene Konspiration ist am sichersten unter vier Augen. /Der Vatikan forderte unter Eid von den im Jahr 1949 geheim geweihten Bischöfen eine strenge Geheimhaltung, aber derselbe Vatikan veröffentlichte sofort ihre Weihe in einer öffentlich zugänglichen Liste der Bischöfe der Kirche!! Die Bischöfe bezahlten dies entweder mit Gefängnis oder mindestens mit Benachteiligungen/.“228

Weiter wurde auch oftmals gesagt: „Was man nicht wissen muss, soll man auch nicht wissen.“ Aus diesem Grund erfuhr der Provinzobere von Jan Rybář erst nach sechs Jahren von dessen geheimen Priesterweihe, obwohl sie zu der Zeit in derselben Gefängniszelle saßen.229 Diese konspirative Mentalität festigte sich in den Menschen und wurde fast automatisch. Es entwickelte sich in den Menschen ein Reflex zum Verschweigen. Deswegen fürchtete man sich noch jahrelang nach der politischen Wende von 1989 vor Abhörgeräten in einigen Räumen oder im Telefon. Einige verheiratete Kleriker, die ohne Wissen ihrer Ehefrauen ordiniert bzw. konsekriert wurden, teilten dies ihren nächsten Verwandten auch nach der Wende erst viel später mit.230 Die konspirative Mentalität hatte noch eine andere Folge: „Damals war wirklich eine solche Atmosphäre, dass die Sachen geglaubt, nicht überprüft wurden.“231

102 Im Mai 1948 wurde eine neue, kommunistische Verfassung verabschiedet. Durch die Verfassung von 1960 wurde der Name der Republik in Tschechoslowakische sozialistische Republik (ČSSR) geändert. Im Jahre 1969 entstand die Tschechoslowakische Föderation mit der Tschechischen und Slowakischen sozialistischen Republik. Trotzdem wurde der Name ČSSR beibehalten.

103 Ausführlicher zum Thema Staat und Kirche 1948-1989: Balík, Stanislav/Hanuš, Jiří, Katolická církev v Československu 1945-1989, Brno 2007. Hanuš, Jiří / Stříbrný, Jan (ed.), Stát a církev v roce 1950, Brno 2000. Kaplan, Karel, Staat und Kirche in der Tschechoslowakei 1948-1952, München 1990. Vaško, Václav, Dům na skále, 3 Bde., Kostelní Vydří 2004 (Bd. I), 2007 (Bd. II), 2008 (Bd. III).

104 Josef Beran (1888-1969) – Rektor des Priesterseminars in Prag, 1942-1945 in Theresienstadt und Dachau inhaftiert, 1946 Erzbischof von Prag, 1949-1963 an verschiedenen Orten interniert und isoliert, 1963-1965 aus der Internierung entlassen, an der Amtsausübung gehindert, unter Aufsicht, 1965 zum Kardinal kreiert, bei der Abreise nach Rom Verbot der Rückkehr in die Heimat, 1969 in Rom gestorben, seit 1998 Seligsprechungsprozess.

105 Antonín Eltschkner (1880-1961) – 1933-1961 Prager Weihbischof, als einziger tschechoslowakischer Bischof durfte er die ganze Zeit öffentlich arbeiten.

106 Josef Hlouch (1902-1972) – 1947 Bischof von Budweis, 1950-1963 interniert, 1963-1968 an der Amtsausübung gehindert, unter Aufsicht, 1968-1972 wieder im Amt.

107 Mořic Pícha (1869-1956) – 1931 Bischof von Königsgrätz, 1950-1956 interniert.

108 Štěpán Trochta SDB (1905-1974) – 1942-1945 in Theresienstadt, Mauthausen und Dachau inhaftiert, 1947 Bischof von Leitmeritz, 1950-1953 unter Aufsicht, 1953-1960 inhaftiert (verurteilt zu 25 Jahren, nach der Amnestie von 1960 entlassen), 1960-1968 Arbeiterberufe, unter Aufsicht, 1968-1974 wieder im Amt, 1969 zum Kardinal in pectore kreiert, 1973 Kreierung veröffentlicht, 1974 nach einem stundenlangen Gespräch mit dem kommunistischen Kirchensekretär gestorben.

109 Josef Matocha (1888-1961) – März 1948 Erzbischof von Olmütz, 1950-1961 interniert.

110 Stanislav Zela (1893-1969) – 1939 drei Monate von den Nazis inhaftiert, 1941 Olmützer Weihbischof, 1950-1963 inhaftiert (verurteilt zu 25 Jahren), 1963-1969 unter Aufsicht.

111 Karel Skoupý (1886-1972) – 1946 Bischof von Brünn, 1950-1963 interniert, 1963-1968 an der Amtsausübung gehindert, unter Aufsicht, 1968-1972 wieder im Amt.

112 Die Apostolische Administratur Teschen entstand 1947 und wurde durch František Onderko geleitet. Nach seinem Tod 1962 war die Administratur ohne einen vom Apostolischen Stuhl anerkannten Ordinarius bis 1978, als die Administratur an die Erzdiözese Olmütz angeschlossen wurde. Vgl. Balík, Stanislav /Hanuš, Jiří, Katolická církev v Československu, 84-85.

113 Ambróz Lazík (1897-1969) – 1947 Apostolischer Administrator, August 1949 Titularbischof (mit R. Pobožný die letzte öffentliche Bischofsweihe für fast 25 Jahre), 1950-1951 interniert, 1952-1969 im Amt.

114 Michal Buzalka (1885-1961) – 1938 Weihbischof von Tyrnau, 1950-1956 im Gefängnis (verurteilt auf Lebenszeit, aus gesundheitlichen Gründen in die Internierung entlassen), 1956-1961 interniert, seit 2000 Seligsprechungsprozess.

115 Karol Kmetko (1875-1948) – 1920 Bischof von Neutra.

116 Eduard Nécsey (1892-1968) – 1943 Weihbischof von Neutra, 1949 Apostolischer Administrator von Neutra, 1950-1951 interniert, 1952-1968 im Amt, 1968 Titularerzbischof.

117 Andrej Škrábik (1882-1950) – 1943 Bischof von Neusohl.

118 Jozef Čárský (1886-1962) – 1925 Apostolischer Administrator von Rosenau, Titularbischof, 19251938 Apostolischer Administrator von Kaschau, 1939-1945 Administrator der slowakischen Teile von drei Diözesen, 1945 Apostolischer Administrator von Kaschau mit Rechten eines Diözesanbischofs, 1950-1951 interniert, 1952-1962 im Amt, 1955 Verleihung einer staatlichen Auszeichnung.

119 Ján Vojtaššák (1877-1965) – 1920 Diözesanbischof von Zips, Mai bis September 1945 in Haft, 1947 wieder verhaftet, 1950 interniert, 1951-1956 (verurteilt zu 24 Jahren, wegen seines schlechten Gesundheitszustandes in die Internierung entlassen), 1956-1958 interniert, 1958-1963 im Gefängnis (Fortsetzung der ersten Strafe, 1963 amnestiert), 1963-1965 interniert, seit 1996 Seligsprechungsprozess.

120 Martin Kheberich (1869-1951) – 1915 Weihbischof von Zips, 1916 Bischofsweihe, 1946 Resignation.

121 Robert Pobožný (1890-1972) – 1949 Apostolischer Administrator von Rosenau, Titularbischof, 19501951 interniert, 1952 im Amt, 1953-1956 interniert, 1957-1972 im Amt.

122 Pavol Peter Gojdič OSBM (1888-1960) – 1926 Apostolischer Administrator von Preschau, 1927 Titularbischof, 1940 Eparch von Preschau, 1950 interniert, 1951-1960 inhaftiert (lebenslang verurteilt, später die Strafe auf 25 Jahre geändert), 1960 im Gefängnis gestorben, 2001 selig gesprochen.

123 Vasil Hopko (1904-1976) – 1946 Weihbischof von Prešov, 1947 Bischofsweihe, 1950 interniert, 1951-1964 inhaftiert, 1964-1968 interniert, 1968-1976 im Amt als Preschauer Weihbischof, jedoch nicht als Ordinarius – aufgrund der schweren psysischen und psychischen Folgen seiner Inhaftierung, 2003 selig gesprochen.

124 Vgl. Balík, Stanislav /Hanuš, Jiří, Katolická církev v Československu, 16-17.

125 Vgl. Kaplan, Karel, Státní církevní politika 1948-1950, in: Hanuš, Jiří / Stříbrný, Jan (ed.), Stát a církev v roce 1950, Brno 2000, 11.

126 An einigen Stellen in der Literatur findet man das Jahr 1949 – dies wurde wahrscheinlich von Jaroslav Machula übernommen, vgl. Machula, Jaromír, Vatikán a Československo (1938-1948). Paměti, Praha 1998, 16.

127 In den Anfängen seines bischöflichen Dienstes schien Erzbischof Beran ziemlich links orientiert zu sein und setzte seine Freundschaften mit Kommunisten aus den Konzentrationslagern fort. Nach dem Februarputsch wurde er dann kompromisslos. Vgl. Vaško, Václav, Arcibiskup Beran – symbol odporu proti komunismu, in: Securitas imperii 11 (2005) 91-128, hier: 95.

Ob Bischof Trochta an den Verhandlungen mit dem Regime aus eigener Überzeugung oder eher wegen der Instruktionen aus dem Vatikan festhielt, bleibt unklar. Im Frühling 1949 warfen Erzbischof Beran und der Vertreter der Internuntiatur Verolino Bischof Trochta vor, dass er den Kommunisten in den Verhandlungen zu sehr nachgibt. Vgl. Vaško, Václav, Dům na skále, Bd. I, 110.

Aus mehreren Verhörprotokollen geht hervor, dass Trochta seine Handlungsweise in mehreren geheimen Briefen sowohl an seine Gläubigen als auch an den Apost. Stuhl als der Kirche treu erklären wollte. Vgl. Novosad, Jaroslav, Štěpán Trochta: Svědek „T“, Praha 2001, 137-143.

128 Einige der ersten patriotischen Priester (Josef Plojhar, Josef Beneš) waren während des Zweiten Weltkrieges Gefangene in den nazistischen Konzentrationslagern und gewannen einen gewissen moralischen Kredit. Sie verkündeten die Vereinbarkeit der kommunistischen Ideologie mit dem Christentum und mit der Lehre der katholischen Kirche, unterstützten die kommunistische Partei, hielten Reden auf kommunistischen Manifestationen und Wallfahrten, mahnten zum Eintritt in die Einheitliche Landwirtschaftsgenossenschaft (sog. JZD) usw. Für ihre politische Tätigkeit ohne Zustimmung ihrer Ordinarien waren sie ipso facto suspendiert. Die rechtliche Grundlage dafür waren päpstliche Verordnungen (Vorläufer des heutigen c. 287 § 2 CIC/1983, der im CIC/1917 keine Unterstützung findet) und die Entscheidung des tschechoslowakischen Bischofskollegiums vom 3. Mai 1948 über die Tatstrafe der Suspension a divinis nach c. 2331 für die Priester, die trotz des Verbotes und ohne Zustimmung ihrer Ordinarien in einer politischen Wahl kandidierten. Vaško, Václav, Neumlčená. Kronika katolické církve v Československu po druhé světové válce, Bd. II, Praha 1990, 30.

129 AAS 41 (1949) 333.

130 AAS 41 (1949) 334. Weitere indirekte strafrechtliche Normen gegen Kommunisten waren z. B. das Dekret des Hl. Offiziums vom 29. Juni 1950, nach dem „diejenigen, die gegen die rechtmäßige kirchliche Autorität wühlen oder deren Macht zu zerstören suchen“, ipso facto der dem Apostolischen Stuhl speciali modo vorbehaltenen Exkommunikation verfallen. AAS 42 (1950) 601-602. Übersetzung von Jone, Heribert, Gesetzbuch der lateinischen Kirche, Bd. III, 585.

131 Für eine konkretere Vorstellung führen wir folgendes Beispiel an. Die Angeklagten wurden in unterirdischen Räumen, meistens ohne Heizung und Bett jeder einzeln isoliert. Auch im Winter bekamen sie maximal eine dünne Decke, nachts durften sie höchstens eine Stunde im Stück schlafen, aber einige der Festgenommenen wurden jede Viertelstunde geweckt, sie mussten dann Übungen machen. Tagsüber mussten sie in ihren Zellen ohne Unterbrechung spazieren gehen, einige durften sich auch nachts nicht hinsetzen oder hinlegen. Sie bekamen sehr wenig oder kein Essen, in manchen Fällen auch nichts zu trinken. Die Vernehmungen der Angeklagten, die oftmals während der ganzen Vernehmung stehen mussten ohne etwas zu sehen, dauerten dann stundenlang (im Fall des Jesuiten Šilhan 36 Stunden). Dazu kamen psychischer Druck (Drohungen des Mordes für die eigene Person, die Verwandten und Freunde oder deren Verfolgung), in Getränken aufgelöste Halluzinogene oder auch das Schlagen und andere Formen der physischen Tortur. Die Untersuchenden waren fähig, jede Aussage nach eigenem Belieben zu formulieren. Solche Haft dauerte monatelang oder sogar über ein Jahr (Bischof Trochta eineinhalb Jahre). Vor dem Gericht sollten dann die Beschuldigten das aussagen, was sie vorher auswendig lernen mussten. Wenn sie mutig waren, versuchten sie vor dem Gericht, die Aussagen zu korrigieren, denn vorher gab es keine Revision der Protokolle. Trotzdem änderten die korrigierenden Aussagen der Beschuldigten vor dem Gericht die Urteilsbegründung nur selten. Die Beschreibung einer solchen Haft wiederholt sich in allen Memoiren. Vgl. Vlček, Vojtěch, Perzekuce mužských řeholí 1948-1950, in: Hanuš, Jiří / Stříbrný, Jan (ed.), Stát a církev v roce 1950, 50-67, hier: 57-59.

 

132 Letz, Róbert, Štefan Barnáš - Biskup s chápajúcim srdcom, in: Dzurjanin, Stanislav (ed.), Život za mrežami, Prešov 2007, 7-28, hier: 16. Übersetzung von E. V.

133 In der Slowakei blieben nach der Nacht der Barbaren 42 Barmherzige Brüder und 7 Kapuziner noch wenige Jahre in ihren Klöstern. Vgl. Letz, Róbert, Prenasledovanie kresťanov na Slovensku v rokoch 1948-1989, in: Kollektiv, Zločiny komunizmu na Slovensku 1948-1989, Bd. I, 134. In Tschechien durften die Barmherzigen Brüder ebenfalls wenige Jahre weiter in den Krankenhäusern arbeiten, weil sie praktisch unersetzlich waren. Außerdem wollten die Kommunisten nicht mit den Nazis verglichen werden, die den Orden der Barmherzigen Brüder wegen seines Widerstandes verboten hatten. Vgl. Balík, Stanislav /Hanuš, Jiří, Katolická církev v Československu, 167.

134 Vgl. Vlček, Vojtěch, Perzekuce mužských řeholí, 63. Mehr Zynismus kann man sich schwer vorstellen, denn die Ordensleute sollten billige Arbeitskräfte werden. Die Sammel- und Internierungsklöster wurden auf eine Art Gefängnisse ohne (oder mit geringem) Kontakt zur Außenwelt.

135 Vgl. Tretera, Jiří Rajmund, Nová právní situace církví a náboženských společností v roce 1950, in: Hanuš, Jiří /Stříbrný, Jan (ed.), Stát a církev v roce 1950, 21-33, hier: 31. Über die Zulassung der Kandidaten in die Institute des geweihten Lebens sollte ein Staatsbeamter entscheiden, was praktisch ein Verbot bedeutete, obwohl keine Rechtsnorm dazu existierte. In Ausnahmefällen gelang es trotzdem, offiziell wenige Kandidatinnen in einige Institute aufzunehmen. Vgl. Balík, Stanislav / Hanuš, Jiří, Katolická církev v Československu, 180.

136 Eine Ausnahme aus dieser Regel stellten nach einem Bericht die Zisterzienserinnen dar: sie gehorchten dem Rat ihres Propstes, legten ihren Habit ab, durften in ihrem Kloster bleiben und auf diese Weise die stabilitas loci weiterführen. Das Kloster und alle seine Gebäude übernahm eine Agrargenossenschaft, in der sie bis zum Ruhestand schwer arbeiteten. Vgl. Mendelová, Edita, Perzekuce ženských řeholí v r. 1950, in: Hanuš, Jiří / Stříbrný, Jan (ed.), Stát a církev v roce 1950, 84-85.

137 Man vermutet, dass dies wegen seiner starken persönlichen Abneigung gegen Erzbischof Beran so war. Nach dem Tod von Bischof Eltschkner 1961 bis zum Jahr 1965 mussten die slowakischen Bischöfe auch in Tschechien die Sakramente spenden. Vgl. Balík, Stanislav /Hanuš, Jiří, Katolická církev v Československu, 89.

138 Vgl. Letz, Róbert, Prenasledovanie kresťanov na Slovensku, 142-143. Der griechisch-katholische Klerus wurde in diesen Ländern verfolgt, in Gefängnisse oder Arbeitslager nach Sibirien geschickt, wo die meisten starben. In der Sowjetunion wurde die unierte Kirche schon in den 1920er und 1930er Jahren verfolgt, im okkupierten Polen seit 1939. Aber auch die Polen selbst zeigten sich intolerant zu den ukrainischen Unierten, die infolge der Verschiebung der Grenzen nach dem Krieg auf polnischem Gebiet lebten.

139 Zdeněk Boháč nennt eine andere Datierung, nämlich das Jahr 1649. Nach demselben Szenarium wie in Preschau lief der sobor im ukrainischen Lemberg (Lviw) im Jahre 1946 oder im rumänischen Cluj (1948) ab. Boháč, Zdeněk, Násilné zrušení řeckokatolické církve na počátku 50. let v Československu, in: Hanuš, Jiří / Stříbrný, Jan (ed.), Stát a církev v roce 1950, 86-97.

140 Paradoxerweise mussten sich andere Kirchen und kirchliche Gemeinschaften vom Staat anerkennen lassen, obwohl sie dies nicht planten, wie z. B. die Kirche der Böhmischen Brüder, die Baptisten oder die Adventisten. Vgl. Tretera, Jiří Rajmund, Nová právní situace, 31-32.

141 Vgl. Letz, Róbert, Prenasledovanie kresťanov na Slovensku, 153.

142 Die neuen Fakultäten in Prag und Pressburg mit ihren Seminaren entsprachen nicht den kanonischen Vorschriften zur Ausbildung der Priesteramtskandidaten: Regional- oder Interdiözesanseminare mussten vom Apostolischen Stuhl errichtet (c. 1354 § 3 CIC/1917) und ihre Vorschriften von ihm gebilligt werden (c. 1357 § 4 CIC/1917).

143 Vgl. Novotný, Vojtěch, Katolická teologická fakulta 1939-1990. Prolegomena k dějinám české katolické teologie druhé poloviny 20. století, Praha 2007, 128-134. Die kanonische Illegalität der neuen Fakultät betonten dann später besonders Menschen aus der Untergrundkirche, die es ablehnten, an der neuen Fakultät (weiter) zu studieren. Sie studierten lieber im Geheimen und ließen sich auch geheim weihen. Josef Petr Ondok erzählte, wie er und die anderen Seminaristen eine Nachricht von Bischof bekommen hätten, dass das neue Seminar schismatisch sei. Vgl. Ondok, Josef Petr, Muklovský Vatikán, Brno 2007, 34. Karel Pilík berichtet, dass sich die Bischöfe damals nicht wünschten, dass die Priesteramtskandidaten in das unter starkem Einfluss der kommunistischen Partei und der Geheimpolizei stehende Prager Seminar in Leitmeritz eintreten (gemeint ist Prag, erst seit 1953 in Leitmeritz). Vgl. Vlček, Vojtěch, Kříž jsem hlásal, kříž jsem snášel. Rozhovory s kněžími a řeholníky pronásledovanámi za komunismu v letech 1948-1989, Kostelní Vydří 2006, 293. Einige Autoren aus der Prager Ecclesia silentii bezeichnen die beiden theologischen Fakultäten in den 1950er Jahren als illegal, die erst Papst Johannes XXIII. mit seiner Dispens legitimiert haben soll (die Information über die Dispens lässt sich nirgendwo anders finden). Vgl. Novotný, Vojtěch, Katolická teologická fakulta, 132.

144 Kaplan, Karel, Staat und Kirche, 97. Die Bischöfe waren durch ihre Sorge um die weitere Priestererziehung motiviert und wollten zugleich ein Zeichen guten Willens im Hinblick auf die möglichen weiteren Verhandlungen mit dem Staat setzen.

145 Am Beispiel von Josef Plojhar (1902-1981) kann das Schicksal eines konkreten „patriotischen“ Priesters aufgezeigt werden: Herkunft aus einer böhmisch-deutschen Familie, 1939-1945 in Buchenwald und Dachau interniert. Mitglied der Volkspartei, um 1948 jedoch auch geheimes Mitglied der Kommunistischen Partei. Mit Hilfe der Kommunisten Vorsitzender der Volkspartei (1951-1968), tschechoslowakischer Gesundheitsminister (1948-1968), Vorsitzender der Friedensbewegung (1951-1968). Aufgrund mehrerer Tatsachen (Unterstützung der Kommunisten, politische Tätigkeit, Unterstützung der Abtreibung als Gesundheitsminister) suspendiert und exkommuniziert - 1951 die Strafen durch den Prager Kapitelsvikar (unter Druck der Kommunisten) erlassen, was kirchenrechtlich jedoch ein ungültiger Akt war. Plojhar zeigte sich immer in priesterlicher Kleidung. Er war für seinen Alkoholismus und seine Vorliebe für Frauen bekannt. Er starb auf der sowjetischen Botschaft bei der Feier der Oktoberrevolution.

146 Die Feier fand in Gegenwart vieler Politiker und der Generalität statt. Seitdem hieß es in der Kirche „doctor humoris causa“. Auch in der späteren Zeit wurde nur politisch korrekten (manche von ihnen sogar ipso facto exkommunizierten) Priestern der Ehrendoktor verliehen. Die Kongregation für das katholische Bildungswesen erkannte diese Ehrentitel nicht an, das Studium an den theologischen Fakultäten in Prag und Pressburg wurde jedoch (wahrscheinlich) nicht verboten. Vgl. Vaško, Václav, Dům na skále, Bd. II, 238-239.

147 Vgl. Pirnosová, Blanka, Koho má za zády? Čtyřicet dramatických let kardinála Miloslava Vlka, Nové Město 2002, 31. Kardinal Vlk erinnert sich auch an einige Agenten oder Mitarbeiter der StB an der Fakultät während seines Studiums, 33.

148 Bier, Georg, Kommentar vor c. 412/3, in: MK CIC (Stand: Juli 1999).

149 „Eine derartige Einmischung ist vorhanden, wenn z. B. die Kleriker von den Laien gezwungen würden, eine ihnen genehme Persönlichkeit zu wählen; ferner wenn die Laien zu diesem Zwecke Bitten, Berredungskünste, Betrügereien anwenden würden; wenn die Kleriker die Wahl nur vornehmen könnten, nachdem sie die Laien um Erlaubnis gebeten und tatsächlich diese auch nachgesucht hätten; wenn die Wahl erst dann als rechtskräftig betrachtet würde, nachdem sie von Laien gutgeheißen ist; […] wenn sie durch Drohungen, durch Bestechung oder auf irgendeine andere Weise einen Einfluß auf die Wähler ausüben würden.“ Trotzdem wäre die Wahl „nicht ungültig, wenn nicht die Mehrheit der Wähler, sondern nur der eine oder andere in seiner Freiheit beeinträchtigt wäre.“ Jone, Heribert, Gesetzbuch der lateinischen Kirche, Bd. I, 192-193.

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